Anhang zum Seminar Experimente mit einfachen Mitteln, SS 2004 Johannes Gutenberg-Universität Mainz, FB Sport, SS 1999 Seminar Sportphysiologische Experimente mit einfachen Mitteln Leitung: H.-V. Ulmer, Referent: Marc Ziebold, überarbeitet von H.-V. Ulmer, Datum: 13. April 1999 Zur Lateralität motorischer Aktivitäten, exemplarisch anhand einer Umfrage bei den Seminarteilnehmern Mit Lateralität (Seitigkeit) bezeichnet man alle Kennzeichen von Symmetrie und Asymmetrie bei paarig angelegten Organen (OBERBECK, 1989, S. 13). Einen hilfreichen Fragebogen zur Ermittlung eines Lateralitätsprofils haben EHRENSTEIN u. ARNOLD-SCHULZ-GAHMEN 1997 veröffentlicht, siehe auch Internetversion (S. 3 u. 4). Dieser enthält folgende 16 Fragen: Fragen (jeweils mit links, egal, rechts zu beantworten): 1. Mit welchem Auge würden Sie durch ein einäugiges Fernrohr schauen? 2. Mit welchem Auge würden Sie den Füllungsgrad einer undurchsichtigen Feldflasche prüfen? 3. Mit welchem Auge würden Sie durch ein Schlüsselloch gucken? 4. Mit welchem Auge würden Sie durch das Visier eines Sportgewehrs zielen? 5. Welches Ohr würden Sie an eine Tür lehnen, wenn Sie dahinter ein Gespräch belauschen wollten? 6. An welches Ohr würden Sie bei schlechter Hörverbindung den Telefonhörer legen? 7. An welches Ohr würden Sie an die Brust einer Ohnmächtigen Person legen, um deren Herzschlag zu überprüfen? 8. Stellen Sie sich auf einem Tisch ein Kästchen vor, in dem eine mechanische Taschenuhr ist. Welches Ohr würden Sie auf dieses Kästchen legen, um das Ticken der Uhr festzustellen? 9. Mit welcher Hand zeichnen Sie? 10. Mit welcher Hand würden Sie einen kleinen Ball auf ein Ziel werfen? 11. Mit welcher Hand würden Sie einen Radiergummi über das Blatt führen? 12. Mit welcher Hand decken Sie in einem Kartenspiel die oberste Karte vom Stapel auf? 13. Mit welchem Fuß würden Sie einen Fußball auf ein Tor schießen? 14. Welchen Fuß würden Sie zum Aufheben eines Kieselsteins benutzen? 15. Mit welchem Fuß würden Sie glühende Zigarettenasche auf dem Teppich austreten? 16. Mit welchem Fuß würden Sie zuerst auf eine Stuhl oder eine Trittleiter steigen? Anhand des Fragebogens (S. 3 u. 4) wurden alle Seminarteilnehmer befragt. An der Umfrage beteiligten sich 15 weibliche und 9 männliche Seminarteilnehmer im Alter von 21 bis 24 Jahren. Umfrageergebnisse Die einzige eindeutige Tendenz wurde bei den Fragen 9, 10, 11 und 13 erzielt, wo nahezu 100% rechts -Antworten (zweimal egal) vorlagen. Ansonsten konnten anhand dieser Umfrage kaum Aussagen über Schwerpunkte, Zusammenhänge oder Dependenzen zwischen den einzelnen motorischen Tätigkeiten gemacht werden. Die exakte Antwortverteilung ist auf der Rückseite zu finden (Tabelle 1) sowie in Abbildung 1, S. 5. Anhand des Fragebogens von EHRENSTEIN und ARNOLD-SCHULZ-GAHMEN (Institut für Arbeitsphysiologie Dortmund) ließen sich nur sechs individuelle Lateralitätsprofile korrekt erstellen (Abb. 1, S. 5), sieben Fragebögen wurden falsch, elf überhaupt nicht ausgefüllt.
Tabelle 1: Antworten von 24 Seminarteilnehmern auf die 16 Fragen nach EHRENSTEIN u. ARNOLD-SCHULZ-GAHMEN (1997) (Weiblich: n = 15, Männlich: n = 9, Gesamt: n = 24) Bereich Frage Weiblich Männlich Gesamt A 1 6 0 9 1 0 8 7 0 17 u 2 6 0 9 0 1 8 6 1 17 g 3 4 2 9 1 0 8 5 2 17 e 4 4 1 10 0 0 9 4 1 19 O 5 2 0 13 3 2 4 5 2 17 h 6 4 0 11 3 2 4 7 2 15 r 7 4 3 8 4 1 4 8 4 12 8 3 2 10 5 1 3 8 3 13 H 9 0 0 15 0 0 9 0 0 24 a 10 0 0 15 0 1 8 0 1 23 n 11 0 0 15 0 0 9 0 0 24 d 12 3 2 10 2 1 6 5 3 16 F 13 0 0 15 0 1 8 0 1 23 u 14 1 1 13 3 2 4 4 3 17 ß 15 1 5 9 2 2 5 3 7 14 16 4 3 8 5 3 1 9 6 9 Bereich Frage Anteile weiblich in Prozent Anteile männlich in Prozent Anteile Gesamt in Prozent A 1 40,0 0,0 60,0 11,1 0,0 88,9 29,2 0,0 70,8 u 2 40,0 0,0 60,0 0,0 11,1 88,9 25,0 4,2 70,8 g 3 26,7 13,3 60,0 11,1 0,0 88,9 20,8 8,3 70,8 e 4 26,7 6,7 66,7 0,0 0,0 100,0 16,7 4,2 79,2 O 5 13,3 0,0 86,7 33,3 22,2 44,4 20,8 8,3 70,8 H 6 26,7 0,0 73,3 33,3 22,2 44,4 29,2 8,3 62,5 r 7 26,7 20,0 53,3 44,4 11,1 44,4 33,3 16,7 50,0 8 20,0 13,3 66,7 55,6 11,1 33,3 33,3 12,5 54,2 H 9 0,0 0,0 100,0 0,0 0,0 100,0 0,0 0,0 100,0 a 10 0,0 0,0 100,0 0,0 11,1 88,9 0,0 4,2 95,8 n 11 0,0 0,0 100,0 0,0 0,0 100,0 0,0 0,0 100,0 d 12 20,0 13,3 66,7 22,2 11,1 66,7 20,8 12,5 66,7 F 13 0,0 0,0 100,0 0,0 11,1 88,9 0,0 4,2 95,8 u 14 6,7 6,7 86,7 33,3 22,2 44,4 16,7 12,5 70,8 ß 15 6,7 33,3 60,0 22,2 22,2 55,6 12,5 29,2 58,3 16 26,7 20,0 53,3 55,6 33,3 11,1 37,5 25,0 37,5
Institut für Arbeitsphysiologie an der Universität Dortmund Ardeystrasse 67, D-44139 Dortmund ehrenst@ifado.de, arnold@ifado.de, Tel: 0231-1084 274/295 SEITENBEVORZUGUNG VON AUGE, OHR, HAND UND FUß Ehrenstein, W. H. und Arnold-Schulz-Gahmen, B. E., 1997 [Adaptierung für den Deutschen Sprachraum nach S. Coren, Bulletin of the Psychonomic Society, 31, 1-3, 1993] Viele Tätigkeiten führen wir durch, indem wir eine Leithand und eine Hilfshand einsetzen. Neben der Händigkeit gibt es aber auch eine Äugigkeit, eine Bevorzugung von Ohr und Fuß. Diese Seitenbevorzugung, welche mehr oder weniger deutlich ausgeprägt sein kann, nennt man auch Lateralität. Im folgenden können Sie Ihr persönliches Lateralitätsprofil selbst bestimmen. Lesen Sie bitte die Fragen durch und entscheiden, welches Auge oder Ohr, welche Hand oder welchen Fuß Sie für die jeweils beschriebene Tätigkeit einsetzen würden. Markieren Sie die zutreffende Antwort. Sollten Sie sich nicht sicher sein, versuchen Sie einfach die beschriebene Tätigkeit nachzuahmen. Falls Sie dennoch keine Seite bevorzugen, so kreuzen Sie egal an. Datum: Alter: Jahre weiblich männlich 1. Mit welchem Auge würden Sie durch ein einäugiges Fernrohr schauen? 2. Mit welchem Auge würden Sie von oben den Füllungsgrad einer undurchsichtigen Feld- oder Thermosflasche prüfen? 3. Mit welchem Auge würden Sie durch ein Schlüsselloch gucken? 4. Mit welchem Auge würden Sie durch das Visier eines Sportgewehrs zielen? Auge (R - L): 5. Welches Ohr würden Sie an eine Tür lehnen, wenn Sie dahinter ein Gespräch belauschen wollten? 6. An welches Ohr würden Sie bei schlechter Hörverbindung den Telefonhörer legen? 7. Welches Ohr würden Sie an die Brust einer ohnmächtigen Person legen, um deren Herzschlag zu überprüfen? 8. Stellen Sie sich auf einem Tisch ein Kästchen vor, in dem eine mechanische Taschenuhr ist. Welches Ohr würden Sie auf dieses Kästchen legen, um das Ticken der Uhr festzustellen? Ohr (R - L):
Seitenbevorzugung von Auge, Ohr, Hand und Fuß / EHRENSTEIN, W. H. UND ARNOLD-SCHULZ-GAHMEN, B. E., 1997 9. Mit welcher Hand zeichnen Sie? 10. Mit welcher Hand würden Sie einen kleinen Ball auf ein Ziel werfen? 11. Mit welcher Hand würden Sie einen Radiergummi über das Papier führen? 12. Mit welcher Hand decken Sie in einem Kartenspiel die oberste Karte vom Stapel auf? Hand (R - L): 13. Mit welchem Fuß würden Sie einen Fußball auf ein Tor schießen? 14. Mit welchem Fuß würden Sie (mittels der Zehen) einen Kieselstein aufgreifen? 15. Mit welchem Fuß würden Sie glühende Zigarettenasche auf dem Boden austreten? 16. Mit welchem Fuß würden Sie zuerst auf einen Stuhl oder eine Trittleiter steigen? Fuß (R - L): Auswertung: Für jeden Fragenkomplex wird die Differenz (R - L) getrennt bebildet, wobei R die Anzahl der Rechts- und L die der Linksantworten darstellt ( egal geht als 0 in die Wertung ein). Das Ergebnis zeigt Ihnen den jeweiligen Grad der Seitenbevorzugung an. Markieren Sie die vier Lateralitätswerte durch ankreuzen der entsprechenden Kästchen. Verbinden Sie dann die vier Kreuze, um Ihr Profil zu erhalten: Lateralitätsprofil links beidseitig rechts -4-3 -2-1 0 +1 +2 +3 +4 Auge Ohr Hand Fuß Auf der Homepage der Sportphysiol. Abt., FB 26, Univ. MZ mit freundlicher Genehmigung der Autoren (22.6.04) Lateral_BASG_WE_IfADo.doc
- 5 - Abb. 1: Beispiele für individuelle Lateralität von sechs Seminarteilnehmern, Fragebogen von EHRENSTEIN und ARNOLD-SCHULZ-GAHMEN (1997) Schlussbetrachtung Die Profile spiegeln das, was auch der gesamte Test zeigte, wider, dass nämlich die verschiedensten Seitigkeitskombinationen vorlagen. Was bei OBERBECK (1989) zu lesen ist, bestätigt sich auch in unserer Untersuchung. Es gibt weder innerhalb der einzelnen Bereiche (Auge, Ohr, Hand, Fuß), noch zwischen ihnen jedwede Gesetzmäßigkeiten. Ein Rechtsäugiger muß weder links-, noch rechtsohrig sein, ein Rechtshänder ist nicht automatisch ein Rechtsfüßer etc. Stattdessen favorisiert jeder einzelne ganz individuell für eine bestimmte Tätigkeit eine Seite mehr oder weniger. Literaturverzeichnis EHRENSTEIN, W. H. und ARNOLD-SCHULZ-GAHMEN, B. E., 1997: Seitenbevorzugung von Auge, Ohr, Hand und Fuß, Institut für Arbeitsphysiologie an der Universität Dortmund, Stand: 25. Juni 2004, einschließlich Online-Version: URL: http://www.unimainz.de/fb/sport/physio/fragebogenifadovi04.html OBERBECK H., 1989: Seitigkeitsphänomene und Seitigkeitstypologie im Sport (= Schriftenreihe des Bundesinstituts für Sportwissenschaft, Bd. 68), Schorndorf