PISA 2015 Grundkompetenzen am Ende der Pflichtschulzeit im internationalen Vergleich Wien, 6. Dezember 2016 Bundesinstitut BIFIE: Mag. Dr. Claudia Schreiner, Mag. Dr. Birgit Suchan, Mag. Simone Breit PISA 2015 Allgemeine Informationen 1
Eckdaten von PISA Im Jahr 2000 von der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit) ins Leben gerufen Erfasst alle drei Jahre Kompetenzen in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaft; Schwerpunkt 2015: Naturwissenschaft Zielgruppe: 15-/16-jährige Schüler/innen (Ende Pflichtschulzeit) Zusätzliche Erhebung von Kontextindikatoren auf Schüler- und Schulebene 72 Teilnehmerländer (35 OECD-Staaten und 37 Partnerländer, dabei sind alle EU-Staaten inkludiert) Internationaler Vergleich ermöglicht Identifizierung von Stärken und Schwächen in nationalen Bildungssystemen Neu bei PISA 2015 Vollständige computerbasierte Durchführung D. h., dass bei PISA 2015 alle Aufgaben in Naturwissenschaft, Mathematik und Lesen von den Schülerinnen und Schülern auf dem Computer bearbeitet wurden. International wurden im Feldtest im Frühjahr 2014 die neue Durchführungsmodalität erprobt sowie Aufgaben aus früheren PISA- Studien und neu entwickelte Naturwissenschafts-Aufgaben auf dem Computer pilotiert. Der Vergleich der Daten zwischen dem computerbasierten Einsatz und der papierbasierten Version liefert Informationen über die Vergleichbarkeit der Ergebnisse ( Mode-Effect-Studie ). Weiterentwicklung der Auswertungsmethodik 2
Besonderheiten in Österreich Verschiebung der Projektphasen: Feldtest im Frühjahr 2015 (1 Jahr Verspätung) Keine Implementierung der Mode-Effect-Studie in Österreich aufgrund des verspäteten Feldtests Haupttest im Herbst 2015 An Herbsterhebung angepasste Zielgruppe: Alle österreichischen Schüler/innen ab der 7. Schulstufe, geboren zwischen 1. August 1999 und 31. Juli 2000 (rund 82.600 Schüler/innen) Datenbasis für Österreich: 7007 getestete Schüler/innen aus 269 Schulen aller Schularten mit 15-/16-Jährigen Teilnahmequoten: 86,6 % Schülerebene; 98,5 % Schulebene Naturwissenschaft 3
Naturwissenschaftskompetenz ist die Fähigkeit, sich als reflektierende Bürgerin/reflektierender Bürger mit naturwissenschaftlichen Themen und mit den Grundideen der Naturwissenschaft auseinanderzusetzen. Beispielaufgabe: PISA PISA-Aufgabe Untersuchung von Hangflächen 4
PISA-Aufgabe Untersuchung von Hangflächen PISA-Aufgabe Untersuchung von Hangflächen 5
Naturwissenschaft: Mittelwerte Österreich: Mittelwert: 495 im OECD-Schnitt geteilte Rangplätze: 18 24 Naturwissenschaft: Mittelwerte 2006 2015 Die Naturwissenschafts-Kompetenz in Österreich lag 2006 über und 2009 unter dem OECD-Schnitt. Bei den Erhebungen 2012 und 2015 sind die Ergebnisse im OECD-Schnitt. Anzahl teilnehmender OECD-Länder: 35 6
Naturwissenschaft: Mittelwerte 2006 2015 Anzahl teilnehmender OECD-Länder: 35 Naturwissenschaft: Kompetenzstufen 7
Naturwissenschaft: Risiko- und Spitzengruppe nach Geschlecht 21 8 Unterricht in den naturwissenschaftlichen Fächern Lehrergeleiteter Naturwissenschaftsunterricht: Z. B.: Der Lehrer/die Lehrerin erklärt naturwissenschaftliche Konzepte. Erforschender Naturwissenschaftsunterricht: Z. B.: Schülerinnen und Schüler sollen Schlüsse aus einem Experiment ziehen, das sie durchgeführt haben. In Österreich dominiert lehrergeleiteter Naturwissenschaftsunterricht wie in vielen anderen Ländern. Erforschender Naturwissenschaftsunterricht kommt in Österreich vergleichsweise selten vor (unter dem OECD-Schnitt). 8
Naturwissenschaft: Leistungen im Detail AUT OECD Naturwissenschaft: Motivation und Selbstwahrnehmung Intrinsische Motivation Freude daran, Naturwissenschaft zu lernen, ist bei österreichischen Jugendlichen gering ausgeprägt (deutlich unter dem OECD-Schnitt). Z. B.: Im Allgemeinen macht es mir Spaß, naturwissenschaftliche Themen zu lernen. Globales Interesse an naturwissenschaftlichen Themen liegt bei österreichischen Jugendlichen etwas über dem OECD-Schnitt. Z. B.: Ich bin am Universum und seiner Geschichte interessiert. Instrumentelle (extrinsische) Motivation Österreichische Jugendliche schätzen die Bedeutung der Naturwissenschaft für ihre Zukunft deutlich geringer ein als im OECD-Schnitt. Selbstwirksamkeitsüberzeugung in Naturwissenschaft Das Vertrauen der österreichischen Jugendlichen in ihre eigenen naturwissenschaftlichen Fähigkeiten liegt unter dem OECD-Schnitt. Motivation und Selbsteinschätzung sind in Österreich bei den Burschen höher als bei den Mädchen. 9
Mathematik Mathematik: Mittelwerte Österreich: Mittelwert: 497 sign. über dem OECD- Schnitt geteilte Rangplätze: 14 22 10
Mathematik: Mittelwerte 2003 2015 Die Mathematik-Kompetenz in Österreich lag 2003 und 2009 im Bereich des OECD-Schnitts. Bei den Erhebungen 2006, 2012 und 2015 sind die Ergebnisse signifikant über dem OECD-Schnitt. Anzahl teilnehmender OECD-Länder: 2003: 30; ab 2006: 35 Mathematik: Mittelwerte 2003 2015 Anzahl teilnehmender OECD-Länder: 2003: 30; ab 2006: 35 11
Lesen Lesen: Mittelwerte Österreich: Mittelwert: 485 unter dem OECD-Schnitt geteilte Rangplätze: 23 28 12
Lesen: Mittelwerte 2000 2015 Die Lese-Kompetenz lag in Österreich 2003 und 2006 im Bereich des OECD-Schnitts. In den Erhebungen 2000, 2009, 2012 und 2015 sind die Ergebnisse signifikant unter dem OECD-Schnitt. Anzahl teilnehmender OECD-Länder: 2000: 28; 2003: 30; 2006: 34; ab 2009: 35 Lesen: Mittelwerte 2000 2015 Anzahl teilnehmender OECD-Länder: 2000: 28; 2003: 30; 2006: 34; ab 2009: 35 13
Spitzen- und Risikoschüler/innen Mehrfachzugehörigkeit zu den Risiko- bzw. Spitzengruppen 3 % 4 % 8 % 5 % 5 % 9 % 4 % 4 % 8 % 10 % 8 % 13 % 8 % 6 % 10 % 10 % 8 % 13 % 14
Chancengerechtigkeit Naturwissenschaft: Unterschiede zwischen Mädchen und Burschen 14 3 10 6 19 17 OECD: 4 Punkte 19 15
Unterschiede zwischen Mädchen und Burschen in Österreich Naturwissenschaft 19 Mathematik 27 23 23 20 Lesen 8 8 9 7 20 33 37 41 47 45 Bildung der Eltern und Schülerleistungen jeweils höherer Bildungsabschluss der beiden Elternteile Differenz: 102 Punkte Differenz: 99 Punkte Differenz: 100 Punkte 16
Schülerleistungen und Migrationshintergrund ohne Migrationshintergrund 90 83 70 70 mit Migrationshintergrund Schülerleistungen und Migrationshintergrund ohne Migrationshintergrund 63 82 zweite Generation erste Generation 17
Zusammenfassung Die Kompetenzen der österreichischen Jugendlichen liegen in Mathematik über, in Naturwissenschaft im und in Lesen unter dem OECD-Schnitt. Relative Stärken Österreichs beim Faktenwissen sowie beim Phänomene naturwissenschaftlich erklären, relative Schwächen beim Prozess-Wissen sowie beim Planen und Durchführen von Untersuchungen. Dies spiegelt die Dominanz eines lehrergeleiteten Unterrichts wider. Burschen sind in der NW-Spitzengruppe überproportional vertreten; höhere Leistungen gehen mit höherer Motivation einher. In Bezug auf Chancengerechtigkeit besteht in Österreich weiterhin Handlungsbedarf. Migrationshintergrund und sozialer Status haben wesentlichen Einfluss auf die Chancen auf Kompetenzerwerb. Ein besonderes Risiko für niedrige Kompetenzen stellt die Kombination von Migrationshintergrund und niedrigem Bildungsniveau der Eltern dar. Forschungsausblick Methodische Fragestellungen: Die Auswirkungen der neuen Durchführungsmodalität (computerbasierter Test) sind detailliert zu untersuchen (z. B. in einzelnen Ländern, nach Geschlecht, ). Mögliche Effekte der geänderten Auswertungsmethodik sind genau zu prüfen. Genaue Analysen hinsichtlich des Erhebungszeitpunkts im Herbst und der daraus resultierenden Stichprobe. Tiefergehende inhaltliche Analysen zum Zusammenspiel von Unterrichtsvariablen und Schülerleistungen in Naturwissenschaft zu den Schülerleistungen im Kontext von individuellen, familiären und schulischen Merkmalen 18
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! https://www.bifie.at/pisa 19