dgdg Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Workshop Aktivierung, Erwerbstätigkeit und Teilhabe Vier Jahre Grundsicherung für Arbeitsuchende Rückgang der Arbeitslosigkeit Konjunktur oder Struktur? dgdg Dr. Sabine Klinger Bundesministerium für Arbeit und Soziales Berlin, 28. Januar 2009 1
Rückgang der Arbeitslosigkeit Konjunktur oder Struktur? Gliederung 1. Einleitung: Rekordjahr 2008 2. Ein beschäftigungsfreundlicher Aufschwung 3. Weniger Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit 4. Die strukturelle Arbeitslosigkeit ist gesunken 5. Die Matchingeffizienz hat sich verbessert 6. Fazit 2
Ein beschäftigungsfreundlicher Aufschwung Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung 1991-2008 Erwerbstätige svpfl. Beschäftigte 41 000 31 000 40 000 30 000 39 000 29 000 38 000 28 000 37 000 36 000 35 000 34 000 Erwerbstätigkeit Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Bemerkungen: Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung für 2008 entspricht dem Juni-Wert. Quelle: Destatis, BA 27 000 26 000 25 000 24 000 3
Ein beschäftigungsfreundlicher Aufschwung Struktur der Erwerbstätigkeit in den Aufschwungjahren 1999/2000 und 2006/2007 Anteil an der ET-Änderung Anteil an der ET-Änderung in % in 1000 in % in % in 1000 in % Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt + 5.3 + 5.5 Arbeitsvolumen + 1.2 + 2.3 Erwerbstätige + 3.3 +1233 + 2.4 + 917 Selbständige und Mithelfende + 1.3 + 50 4.1 + 2.1 + 91 9.9 Beschäftigte Arbeitnehmer + 3.5 +1183 95.9 + 2.4 + 826 90.1 Vollzeit + 0.1 + 22 1.8 + 0.9 + 206 22.5 Teilzeit + 13.8 +1161 94.2 + 5.5 + 620 67.6 Herkömmliche Teilzeit + 12.2 + 533 43.2 + 9.0 + 495 54.0 Geringfügig Beschäftigte + 15.5 + 628 50.9 + 2.2 + 125 13.7 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte + 2.4 + 645 52.3 + 2.7 + 706 77.0 Vollzeit + 1.1 + 254 20.6 + 1.4 + 313 34.1 Teilzeit + 11.2 + 391 31.7 + 9.1 + 393 42.9 Bemerkung: Veränderung der Jahresdurchschnitte 2000 gegenüber 1998 und 2007 gegenüber 2005. Quelle: Destatis, BA, IAB. Bestandsänderung Bestandsänderung 1998 auf 2000 2005 auf 2007 4
Weniger Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit 1998-2008 Arbeitslose (in 1000 Personen) 4800 4600 4400 4200 4000 3800 3600 3400 3200 3000 2800 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2000 1900 1800 1700 1600 1500 1400 1300 1200 1100 1000 Langzeitarbeitslose (in 1000 Personen) Arbeitslose Jahresdurchschnitt_Arbeitslose Langzeitarbeitslose Jahresdurchschnitt_Langzeitarbeitslose Quelle: BA 5
Weniger Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit Wohin gehen Langzeitarbeitslose, wenn sie die Arbeitslosigkeit verlassen? Jahr Alle Abgänge aus LZAL Anteil aller Abgänge am Bestand Abgänge aus Langzeitarbeitslosigkeit in... Beschäftigung auf dem 1. AM Beschäftigung auf dem 2. AM Maßnahmen der AAMP ohne 2. AM Nichterwerbstätigkeit in 1.000 Anteil der Abgänge am Bestand an Langzeitarbeitslosen je Monat 1998 118 7,4 1,6 1,0 0,7 4,1 1999 99 6,5 1,7 0,6 0,6 3,6 2000 99 6,9 1,7 0,6 0,7 3,7 2001 87 6,4 1,6 0,5 0,7 3,5 2002 86 6,3 1,6 0,4 0,7 3,5 2003 88 5,8 1,8 0,3 0,3 3,3 2004 110 6,5 1,7 0,7 1,4 2,7 2005 110 7,0 1,7 1,3 1,1 2,8 2006 126 7,6 1,8 1,1 1,1 3,5 2007 119 8,8 1,9 1,3 1,4 4,0 2008* 93 8,2 1,8 1,4 1,4 3,4 Bemerkungen: * bis einschließlich August. Ohne zugelassene kommunale Träger und ohne Abgänge wegen Arbeitsunfähigkeit. Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Berechnungen des IAB. 6
Weniger Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit Wachstumsbeiträge zur Unterbeschäftigung 25 20 Prozentpunkte/Prozent 15 10 5 0-5 -10 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006-15 Stille Reserve im engeren Sinn Stille Reserve in Maßnahmen Registrierte Arbeitslose Unterbeschäftigung, tatsächliche Entwicklung Bemerkungen: Wachstum in Prozent, Wachstumsbeiträge in Prozentpunkten. Quelle: BA, IAB, eigene Berechnungen 7
Die strukturelle Arbeitslosigkeit ist gesunken Indizien Im Vergleich zum vorigen Aufschwung: Höhere Beschäftigungsintensität (Arbeitsvolumen) Kräftigerer Rückgang der Arbeitslosigkeit, besonders der Langzeitarbeitslosigkeit Schlussfolgerung: Die Verbesserung am Arbeitsmarkt ist nicht rein konjunkturell bedingt, sondern auch die strukturelle Arbeitslosigkeit ist gesunken. 8
Die strukturelle Arbeitslosigkeit ist gesunken - Indizien Schätzung der inflationsstabilen Arbeitslosigkeit (NAIRU) 1991-2008 11.0 10.0 9.0 8.0 7.0 Quelle: SVR 9 9 Prozent NAIRU 1991-Q1 1992-Q1 1993-Q1 1994-Q1 1995-Q1 1996-Q1 1997-Q1 1998-Q1 1999-Q1 2000-Q1 2001-Q1 2002-Q1 2003-Q1 2004-Q1 2005-Q1 2006-Q1 2007-Q1 2008-Q1
Die strukturelle Arbeitslosigkeit ist gesunken - Indizien Empirische Phillipskurve 1998-2008 2.5 Jan 2008 2.0 Jan 2002 Jan 1998 Inflation (%) 1.5 1.0 Jan 2007 Jan 2004 Jan 2005 Jan 2001 Jan 2003 0.5 Jan 2000 Jan 1999 Jan 2006 0.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 Arbeitslosenquote (%) Bemerkungen: Saisonbereinigte Monatswerte, Inflation: Veränderung des Verbraucherpreisindex (ohne Energie und saisonabhängige Nahrungsmittel) gegenüber Vorjahr Quelle: Destatis, BA. 10
Die strukturelle Arbeitslosigkeit ist gesunken - Indizien Empirische Beveridgekurve 1992-2008 700 650 Jan 2007 Gemeldete offene Stellen (1000) 600 550 500 450 400 350 300 Jan 1992 Jan 1993 Jan 2008 Jan 2001 Jan 2000 Jan 2002 Jan 1999 Jan 2006 Jan 2003 Jan 1998 Jan 1995 Jan 1997 Jan 1996 Jan 2004 Jan 2005 250 Jan 1994 200 2800 3300 3800 Arbeitslose (1000) 4300 4800 Bemerkungen: Saisonbereinigte Monatswerte. Quelle: BA. 11
Die Matchingeffizienz hat sich verbessert Vielfältige Ursachen Höhere Konzessionsbereitschaft der arbeitslosen Bewerber Höhere Intensität der Suche nach und der Vermittlung in Arbeit Höhere Flexibilität des Arbeitsmarkts Einfachere Anpassung des Personals an Nachfrageschwankungen Gesunkene Lohnnebenkosten, beschäftigungsfreundliche Lohnabschlüsse Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials 12
Die Matchingeffizienz hat sich verbessert - Ursachen Geändertes Verhalten arbeitsloser Bewerber 2005 und 2006 im Vergleich zum Vorjahr Anteil der Firmen, die eine gestiegene Bereitschaft beobachteten, einen Arbeitsplatz unterhalb der Qualifikation anzunehmen Zugeständnisse bei der Entlohung zu machen besondere Arbeitsbedingungen zu akzeptieren 32% 29% 26% 23% 20% 20% 2005 2006 Bemerkung: Anteil an allen Firmen mit Neueinstellungen. Quelle: IAB-Erhebung des Gesamtwirtschaftlichen Stellenangebots 2005/2006. 13
Die Matchingeffizienz hat sich verbessert Vielfältige Ursachen Höhere Konzessionsbereitschaft der arbeitslosen Bewerber Höhere Intensität der Suche nach und der Vermittlung in Arbeit Höhere Flexibilität des Arbeitsmarkts Einfachere Anpassung des Personals an Nachfrageschwankungen Gesunkene Lohnnebenkosten, beschäftigungsfreundliche Lohnabschlüsse Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials 14
Die Matchingeffizienz hat sich verbessert Schlussfolgerungen Beschäftigungsgewinne, aber auch Polarisierung Faktoren der Finanzkrise beeinflussen nicht die strukturelle Arbeitslosigkeit weniger Verfestigung. Flexibler Arbeitsmarkt Amplitude um die strukturelle Arbeitslosigkeit herum könnte größer geworden sein weitere Forschung notwendig. 15
dgdg Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Workshop Aktivierung, Erwerbstätigkeit und Teilhabe Vier Jahre Grundsicherung für Arbeitsuchende 28. Januar 2009 Für weitere Informationen: www.iab.de dgdg 16