Predigt zu Offb 3,7-13 am 2. Advent von Vikar Michael Coors

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Transkript:

Predigt zu Offb 3,7-13 am 2. Advent von Vikar Michael Coors Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel Davids, der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt, und niemand tut auf. Liebe Gemeinde, I) Ein Schlüssel, unauffällig und klein, ein Schlüssel wie jeder andere. Wir alle kennen solch einen Schlüssel: Er schließt Türen auf, er schließt Türen zu. Wenn wir allein sein wollen, dann können wir damit eine Tür zuschließen und niemand kommt mehr herein. Und am Heiligen Abend wird wahrscheinlich in dem ein oder anderem Haus der Raum der Bescherung erst dann aufgeschlossen, wenn es wirklich so weit ist. Wer die Schlüssel in der Hand hat, der hat die Kontrolle. Er allein kann öffnen und zuschließen. Es gibt Menschen, die sich, sobald sie offiziell die Schlüssel übergeben bekommen, ziemlich verändern. Auf einmal kommen sie sich unheimlich wichtig vor, nur weil sie nun ein paar Schlüssel haben: Jetzt haben sie die Macht, anderen aufzuschließen, sie rein- oder rauszulassen. Ich gebe zu, diesem Gefühl kann auch ich mich nur schwer entziehen. Für mich war das ein besonderer Moment als ich hier anfing und endlich die Schlüssel für Kirche und Gemeindehaus in der Hand hatte. Die Schlüssel in der Hand zu haben, das ist immer auch ein Symbol der Macht, die ich über andere habe. Kinder erleben das manch mal aus ihrer Warte als frustrierend, dass die Eltern die Schlüssel in der Hand haben und sie nicht: Da gäbe es doch durchaus einige Türen hinter die sie gerne mal gucken würden. Keine Schlüssel zu haben heißt eben das genau Gegenteil: Ich habe keine Kontrolle, jemand anders kontrolliert, wo ich rein und raus gehen kann. 1

II) Auch als Erwachsene kennen wir dieses Gefühl der Hilflosigkeit, des Ausgeliefertseins. Manchmal gibt es im Leben Situationen, da scheinen alle Türen verschlossen zu sein: Situationen, in denen wir nicht wissen, wohin es gehen soll, welchen Weg wir einschlagen sollen. Da schlägt einem im Leben eine Tür direkt vor der Nase zu, schmerzhaft und vielleicht unerwartet und ich habe keinen Schlüssel, diese Türe wieder zu öffnen. Ich hadere mit dem Leben und weiß nicht mehr, wo es hingehen soll. Und natürlich gibt es auch das genaue Gegenteil. Da sagen wir dann: Dir stehen alle Türen offen! Auch das kann schwierig, ja belastend sein: Welche Tür nehme ich denn nun und welche schlage ich zu? Eigentlich wäre es mir lieber, der Weg wäre klar. In dieser Situation stehe ich deutlich wie selten vor der Frage: Welche Türen in meinem Leben möchte ich aufschließen, welche verschließen? Und wo will ich mit Altem brechen und die Tür am liebsten hinter mir zumachen? Oder wo schließen sich vor mir Türen, die ich gerne öffnen würde? Wir alle machen irgendwann im Positiven wie im Negativen diese Erfahrung: Den Schlüssel zu unserem Leben haben wir nicht in der Hand. Türen öffnen sich und Türen schließen sich, manchmal mit, manchmal ohne unser Zutun. Wir erleben uns nur all zu oft als ohnmächtig gegenüber den Lebensumständen. Ist das blindes Schicksal, dass uns treibt? Die Vision des Johannes, die wir in der Lesung aus der Offenbarung gehört haben, spricht da deutlich: Nein, es ist kein Schicksal. Türen fallen nicht einfach zu oder gehen auf, sondern Christus hält die Schlüssel in der Hand: Er schließt auf, er schließt zu. Auch da, wo wir es nicht einsehen wollen, oder nicht verstehen. Er hat die Macht über unser Leben, über das, was uns widerfährt. Wir sind nicht einfach einem blinden Schicksal überlassen, 2

sondern Christus ist es, der uns in unserem Leben leitet. In all dem dem Chaos, das die Offenbarung in dramatischen Bildern heraufbeschwört ist das die tröstliche Botschaft: Nicht die blinde Wut des Schicksals leitet uns, sondern Christus. Und auf seine Liebe und Barmherzigkeit können wir uns verlassen, auch dann, wenn wir es nicht begreifen mögen vielleicht weil wir gerade daran verzweifeln, dass sich Türen schließen, durch die wir gerne gehen würde. III) Für die Gemeinden in Kleinasien, an die sich die Sendschreiben der Offenbarung richten, schlossen sich damals gerade die Türen: Gesellschaftlich wurden sie an den Rand gedrängt, ja wahrscheinlich politisch verfolgt. Und in dieser Situation schreibt der Seher Johannes diese Vision nieder, schreibt er davon, dass der himmlische Christus es ist, der die Schlüssel hat Türen zu öffnen und Türen zu schließen. Mehr noch, heißt es an die Gemeinde in Philadelphia gerichtet: Christus hat vor dir einen Tür aufgetan. In aller Bedrängnis, gegen allen Augenschein, wird den Christen in Philadelphia gesagt: Schau nicht auf die vielen Türen, die sich schließen, sondern schau auf die Tür, die Christus für Euch öffnet. Diese Türe steht nicht offen, weil die Gemeinde so großartig war. Die Gemeinde hat nur eine kleine Kraft - aber das reicht. Es braucht nicht die große Heldentaten des Glaubens, es reicht eine kleine Kraft. Die Gemeinde in Philadelphia war eine kleine Gemeinde von Menschen, die allen Verfolgungen und Drohungen zum Trotz am Glauben festhielten, die sich nicht nehmen ließen, was ihnen der Glaube an Gewissheit und Orientierung gab. Darin, im geduldigen Festhalten an dem, was Gott ihnen versprochen hat, darin bestand die kleine Kraft dieser Gemeinde. Eine Gemeinde mag noch so aktiv, noch so lebendig sein, was zählt, ist diese Kraft des Glaubens: Festzuhal- 3

ten an dem, der zu uns kommt. Gegen allen Augenschein daran festzuhalten: Siehe dein König kommt auch wenn er auf einem Esel reitet, er ist doch dein König, auch wenn es nur ein schwaches Kind ist, in Windeln gewickelt: Es ist dein König und er kommt zu dir. Die Menschen damals in Philadelphia hielten daran fest, aller Verfolgung zum Trotz, obwohl sich zunächst einmal für sie alle Türen schlossen. Im Glauben und im Vertrauen auf Gott, sahen sie wieder neue Türen aufgehen. Sie sahen: Am Ende sind wir bei Gott und er bei uns. IV) Als christliche Minderheit waren die Christen damals von allen Seiten bedrängt. Sie erlebten sich als kleine religiöse Minderheit in der Verfolgung, während die jüdischen Gemeinden, von denen sie ja herkamen, im römischen Imperium geduldet wurden und gut lebten. Und so schwingt in der irritierenden, ja ärgerlichen Rede von der Synoagoge des Satans viel Frustration und Wut mit. Als religiöse Minderheit erlebten sich die Christen in Philadelphia vom Judentum ihrer Zeit bedrängt und je mehr sie sich selbst von ihren jüdischen Wurzeln lösten, desto mehr wurde der Konflikt mit dem Staat auch zu einem Konflikt mit den jüdischen Gemeinden. Für uns, die wir heute zurückschauen aus einer Zeit, in der sich die Verhältnisse längst umgedreht haben, und in der es eine Jahrhunderte lange, schreckliche Tradition christlichen Antijudaismus gibt, sind diese Worte schlicht und einfach nicht mehr nachvollziehbar: So können und dürfen wir nicht sprechen! Wir können nur festhalten, dass die Christenheit aus der Tatsache ihrer eigenen Verfolgung viel zu wenig gelernt hat: Denn anders lässt sich nicht erklären, dass es die Christen, sobald sie in der Position des Stärkeren waren, zum Judenhass und zur Judenverfolgung anstachelten, und damit 4

der jüdischen Minderheit das antaten, worunter sie selbst einst gelitten hatten. V) Dabei stoßen wir mit dieser Frage auf das, was das Verstehen dieses Textes für uns heute so schwierig macht: Die Verfolgung um des Glaubens willen, ist für uns eigentlich kein Thema mehr. In anderen Ländern dieser Erde ist das sicher anders! Aber es bleibt doch für uns hier in Schildgen die Frage: Wo bewährt sich unser Glaube? Wo erleben wir es, dass Christus Türen aufschließt und verschließt? Das ist natürlich zunächst einmal eine Denkaufgabe für Sie für jeden einzeln von Ihnen! Welche Türen hat Christus mir im Leben schon aufgeschlossen? Diese Frage kann einem niemand anders abnehmen, jeder und jede muss sie für sich selbst beantworten. Aus meinem Leben würde mir da einiges einfallen: Z.B. meine späte Entscheidung zum Theologiestudium und die vielen Türen, die sich da sehr unerwartet öffneten; aber auch, zur Zeit zu erleben, dass sich die Türen dieser Landeskirche für junge Theologinnen und Theologen immer weiter schließen und dass mir da noch gar nicht klar ist, welche Tür sich da statt dessen für mich öffnen wird. Dass Türen sich öffneten oder das es gut war, das Türen sich schlossen, das wird man immer erst im Rückblick beurteilen können und manches bleibt einem auch bis zum Lebensende ein Rätsel. Aber ich finde, dass man seine Leben mit all den Entscheidungen und Wegen noch einmal ganz anders wahrnimmt, wenn man es mit der Frage tut: Wo hat Gott mir Türen aufgeschlossen, wo hat er sie verschlossen? Eine Frage für den Advent, ein Frage, die mir helfen kann, mich einzustellen, auf das Kommen Gottes in mein Leben. Sich auf Gott zu verlassen, auch wenn einem die Türen gerade vor der Nase zugeschlagen werden, gegen den Augenschein darauf zu vertrauen, dass Gott wieder Tü- 5

ren öffnen wird, das erfordert geduldiges Festhalten an dem, was Gott versprochen hat. Eben darum lobt Christus die Gemeinde in Philadelphia für ihr geduldiges Festhalten am Glauben. Leichter wäre es mir, ich wüsste schon, wo mein Weg mich hinführen wird. Aber Wege brauchen Zeit, um sich zu klären, und das kann Zeiten quälender Ungewissheit mit sich bringen. Gerade dann, wenn Dinge sich im Leben ändern - wenn die Arbeit verloren geht, Kinder geboren werden oder geliebte Menschen sterben, in Zeiten schwerer Krankheit oder der Trennung - gerade dann erleben wir oft Zeiten quälender Ungewissheit: Wie wird es weitergehen? Welche Türen öffnen sich? Welche schließen sich? Gerade in diesen Zeiten ist uns eine kleine Kraft geschenkt, die große und schwere Türen öffnen kann: Vertrauen darauf, dass Christus es ist, der hier Türen schließt und Türen öffnet. Ein Versprechen Gottes, an dem geduldig festzuhalten, oft der letzte und einzige Trost ist, der uns in solchen Situationen bleibt. Es ist eine kleine Kraft, ein kleiner Schlüssel: Aber es braucht ja oft auch nur einen kleinen Schlüssel, um die dicksten Türen zu öffnen. 6