Beratung Frau S. Frau S.: Ich mag ihn nicht fallen lassen. Themen

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1 161 1 : Ich mag ihn nicht fallen lassen Persönliche von in der Gerontopsychiatrischen 4 berichtet, sie habe seit über 30 Jahren zu dem verheirateten Herrn X. eine geheime Liebesbeziehung, von der nur sehr wenige Menschen wüssten. Auch die Ehefrau von Herrn X. wisse es nicht. Ansprechen der langjährigen gemeinsamen Liebesbeziehung 5 6 Zunächst der Kinder wegen habe Herr X. sich nicht von seiner Familie getrennt. Das Problem sei stets gewesen, dass zu Hause, d.h. in der Familie von Herrn X., niemals über Probleme gesprochen worden sei. Die Frau sei regieführend gewesen, er habe sich ihr stets untergeordnet. Er habe es stets auch vermieden, mit ihr, d.h. der Geliebten, über das Thema Ehefrau zu sprechen. 7 Sie sagt: Wir hatten ein sehr schönes Verhältnis und ich habe ihn auch nicht gedrängt, sich von seiner Frau zu trennen. Er sei ein edler, friedliebender Mensch. Rückblick auf das Arrangement der Beziehungen Rückblick auf die Beziehung 8 9 Vor etwa vier Jahren seien erste Gedächtnisstörungen bei ihm aufgetreten. Wahrnehmen erster Anzeichen der Demenz 10 Sie habe dafür gesorgt, dass er in Behandlung gekommen sei. Sie sei mit ihm bei all den Ärzten gewesen, ich habe das alles mit ihm durchgezogen. 11 Es sei eine Demenz diagnostiziert worden. Er kenne seine Diagnose, und sie sprächen offen darüber. 12 Sie habe dafür gesorgt, dass er in ergotherapeutische und logopädische Behandlung gekommen sei, und sie sorge noch heute dafür, dass er die Termine dieser Behandlungen wahrnehme, indem sie ihn daran erinnere und ihn dorthin begleite. Aufgabenverteilung zwischen Ehefrau und Geliebter Sprechen über die Erkrankung Aufgabenverteilung zwischen Ehefrau und Geliebter; Sorge um das Wohlergehen des Partners

2 : Ich mag ihn nicht fallen lassen. 14 Sie vermutet, in der Familie X. werde über das Problem der Erkrankung nicht gesprochen, so wie dort überhaupt über Probleme nicht gesprochen werde. 15 Sie habe Herrn X. geraten, Informationsbroschüren über Demenz offen in der Wohnung auszulegen, damit die Ehefrau darauf stoßen könne. Doch wisse sie nicht, ob er das getan habe. Information der Ehefrau über die Erkrankung; Sorge um das Wohlbefinden des Partners 16 Er habe erwähnt, dass seine Frau sich wegen der Belastungen beschwere, die er ihr nun bereite. Rollenverteilung zwischen Ehefrau und Geliebter, Sorge um das Wohlergehen des Partners Sie endet dieses Eingangsstatement mit den Sätzen: Ich weiß nicht mehr weiter, ich gehe dabei zugrunde. Seelische Belastung der Ratsuchenden 19 Wenn ich ihn von morgens bis abends bei mir hätte, könnte ich ihm helfen. Sorge um das Wohlergehen des Partners, begrenzte Möglichkeiten durch das Arrangement der Beziehungen 20 Ich mag ihn nicht fallen lassen. Loyalität 21 Das tut so weh. Sie weint. Seelische Belastung der Ratsuchenden 22 Sie denke häufig, Gott möge ihn bald zu sich holen. Wunsch, der Partner möge bald sterben 23 Sie fragt, ob es die Möglichkeit gebe, dass die sstelle die Ehefrau aufsuche, um diese über die Krankheit des Mannes zu informieren und sie dabei zu unterstützen, den Mann angemessen zu betreuen. Information der Ehefrau über die Erkrankung; Sorge um das Wohlbefinden des Partners; Auftrag an die Beraterin 24 Sie wolle aber nicht, dass ihr Name dabei genannt werde. Aufrechterhalten des Arrangements der Beziehungen Ich erkläre ihr, dass dies so nicht möglich ist. Die sstelle könne Herrn und/oder Frau Z. beraten, wenn diese sich von sich aus melden würden, könne jedoch nicht auf einen anonymen Hinweis hin tätig werden.

3 : Ich mag ihn nicht fallen lassen. 28 Sie überlegt dann, sich selbst an die Ehefrau zu wenden, Sorge um das Wohlergehen des Mannes 29 kommt im Laufe des Gespräches aber zu dem Ergebnis, dass sie dann ihrem Geliebten in den Rücken fallen würde. Er habe all die Jahre die Beziehung geheim halten wollen, Loyalität; Aufrechterhalten des Arrangements der Beziehungen 30 und jetzt sei es zu spät, vernünftig mit ihm darüber zu sprechen. Verlust des Gesprächspartners Auf Nachfrage, wie oft sie sich sehen: Sie träfen sich seit seiner Berentung vor einigen Jahren etwa zweimal in der Woche, hätten früher auch gemeinsam Urlaub gemacht. In der letzten Zeit würden die Treffen jedoch seltener. Verlust des Partners 33 Er verliere die Orientierung, vergesse die Treffen. Vergessen von Terminen, Gedächtnisstörungen 34 Sobald irgendetwas außer der Reihe passiere, sei er vollkommen hilflos. Störungen der Exekutivfunktionen 35 Er komme häufig sehr niedergeschlagen zu ihr. Niedergeschlagenheit 36 Sie sprächen miteinander, sie mache Gedächtnisübungen mit ihm oder sie sähen gemeinsam fern. Gestaltung des Alltags 37 Es sei so erbauend, wenn er geht, und es ihm besser geht. Gewissheit, ihm helfen zu können 38 Doch seine Störungen würden immer deutlicher. Gespräche seien einsilbiger, Verlust des Gesprächspartners 39 und er erinnere sich von einem zum anderen Treffen nicht mehr an das, was besprochen worden sei. Verlust des Gesprächspartners Sie habe ihm damals, als die Demenzdiagnose gestellt worden sei, angeboten, seine Frau zu verlassen und zu ihr zu ziehen. Sorge um das Wohlergehen des Mannes, Loyalität 42 Doch das habe er abgelehnt. Das wollte er mir nicht antun,... Aufrechterhalten des Arrangements der Beziehungen

4 164 : Ich mag ihn nicht fallen lassen. 43 In einem gemurmelten Nebensatz deutet sie an:...und jetzt kann ich das auch nicht mehr. Abgrenzung Die wenigen Bekannten, die von ihrer Beziehung wüssten, sagten: Das mit euch beiden, das muss etwas ganz Besonderes sein. Rückblick auf die Beziehung 46 Sie spüre jetzt aber ganz deutlich: Der Abschied rückt näher. Verlust des Partners 47 Auf die Bemerkung der Beraterin, ob sie den Eindruck habe, ihn jetzt ganz zu seiner Ehefrau entlassen zu müssen, antwortet sie, das sei es nicht. Das habe sie all die Jahre immer wieder tun müssen. Rückblick auf das Arrangement der Beziehungen 48 Das Schwere daran jetzt sei, dass ihm dort nicht geholfen wird. Sorge um das Wohlergehen des Partners, Rollenverteilung zwischen Ehefrau und Geliebter Das tue so weh. Seelische Belastung der Ratsuchenden 51 Sie sagt noch einmal, sie möge ihn nicht fallen lassen. Loyalität 52 Sie sei seine einzige Anlaufstelle. Rollenverteilung zwischen Ehefrau und Geliebter 53 Doch habe sie selbst gesundheitliche Probleme, Eigene gesundheitliche Probleme der Ratsuchenden 54 und die Sorgen um Herrn X. gingen jetzt an den Rand meiner Kräfte. Seelische Belastung der Ratsuchenden 55 Sie sagt dann, es würde ihr gut tun, wenn die Beraterin ihr klar sagen würde, Auftrag an die Beraterin 56 sie solle mehr an sich selbst denken. Sorge um sich selbst 57 Auf die Bemerkung der Beraterin, dass sie selbst sich durchaus auch die Erlaubnis geben darf, für sich zu sorgen, dass man manchmal allerdings in so verzwickten Situationen steckt, und dann jemanden braucht, der das, was man selbst tun möchte, erlaubt, antwortet sie: Genauso ist das. Sie habe eine enge Freundin, die ihr auch immer sagen würde, sie solle jetzt an sich denken, und Ermutigung zur Sorge um sich selbst

5 : Ich mag ihn nicht fallen lassen. es tue ihr gut, wenn die Freundin das sage. 59 Sie wiederholt noch einmal, der Abschied rücke näher, er werde bald vermutlich den Weg zu ihr vergessen haben. 60 Sie weint. Sie bittet die Beraterin, das Gespräch nun zu beenden und noch ein paar Minuten allein in dem szimmer bleiben zu dürfen, um sich wieder zu beruhigen. 61 Verlust des Partners Seelische Belastung der Ratsuchenden