Modul 8520 Prof. Dr. phil. Ronald Lutz
Prof. Dr. phil. Ronald Lutz Modul 8520
Impressum DAM. Deutsche Akademie für Management GmbH Margaretenstraße 38 12203 Berlin mail@akademie.biz www.akademie.biz Tel. 030/40508883-0 Fax. 030/40508883-9 Lektorat: Dr. Bernd Knappmann, www.knappmann-lektorat.de Verfasser: Ronald Lutz ist Professor für Besondere Lebenslagen sowie Beauftragter für internationale Beziehungen in der Fachrichtung Soziale Arbeit an der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften der Fachhochschule Erfurt. 1. Version 08.2018 2018 DAM. Deutsche Akademie für Management GmbH, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Der gesamte Inhalt des vorliegenden Studienbriefs (Texte, Bilder, Grafiken, Design usw.) und jede Auswahl davon unterliegt dem Urheberrecht und anderen Gesetzen zum Schutze geistigen Eigentums der DAM. Deutsche Akademie für Management GmbH oder anderer Eigentümer. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Eigentümers unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Zuwiderhandlungen werden zivil- und strafrechtlich verfolgt. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Text berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz- Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Sämtliche verwendete Handelsmarken oder Markenzeichen sind Eigentum der jeweiligen Rechteinhaber. Die DAM. Deutsche Akademie für Management GmbH und ihre Autorinnen und Autoren haben höchste Sorgfalt bei der Erstellung des vorliegenden Studienbriefs angewandt. Dennoch übernehmen sie keinerlei Verantwortung oder Haftung für Richtigkeit oder Vollständigkeit, eventuelle Fehler oder Versäumnisse innerhalb des Studienbriefs. Die Inhalte und Materialien werden unter Ausschluss jeglicher Gewährleistung zur Verfügung gestellt. Insbesondere erfolgt die Anwendung von im Studienbrief dargestellten Erkenntnissen auf Gefahr des Teilnehmenden. Umweltfreundlich gedruckt von MKM www.mkm-media.de auf 100 % Altpapier ohne Folienschutzumschlag. 2
Inhaltsverzeichnis Symbolverzeichnis 4 Abkürzungsverzeichnis 5 Einleitung 7 1 Grundlagen der Internationalisierung 10 1.1 Verwobene Moderne 10 1.2 Globaler Süden und globaler Norden 12 1.3 Flucht und Migration 13 2 Was ist international in der Sozialen Arbeit? 17 2.1 Definition der internationalen Sozialen Arbeit 17 2.2 Sozialarbeit war schon immer international 18 2.3 Aufgaben in Europa oder Übersee: Indigenisierung 19 2.4 Aufgaben in Deutschland: Transnationalisierung 22 2.5 Fazit 23 3 Herausforderungen einer internationalen Sozialen Arbeit 26 3.1 Herausforderungen im internationalen Rahmen 26 3.2 Klassische Fragen im internationalen Rahmen 27 3.3 Neue Fragen im internationalen Rahmen 30 3.4 Herausforderungen im nationalen Rahmen 34 3.5 Konzepte 34 3.6 Phänomene 37 4 Antworten auf Herausforderungen 43 4.1 Methodische Antworten 43 4.2 Praktische Antworten 46 5 Das Management internationaler Sozialer Arbeit 55 5.1 Personal 55 5.2 Organisation 56 5.3 Vernetzung 60 Ausblick: vom Süden lernen 65 Antworten zu den Kontrollfragen 67 Literaturverzeichnis 70 Stichwortverzeichnis 72 Inhaltsverzeichnis 3
Symbolverzeichnis Beispiel Definition Ergänzungsmaterial Kontrollfrage Merksatz Studienziele Übungsaufgabe Zusammenfassung 4
Abkürzungsverzeichnis AfD BAGFW DGSA DZI EASSW ECCSW EJC ESWRA EU giz HRM IASSW ICSW IFSW IGO IHRA INGO IRK IS NGO NRW UN UNHCR WHO WJC WVD ZWST ZMD Alternative für Deutschland Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Deutsche Gesellschaft für Soziale Arbeit Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen European Association of Schools of Social Work European Centre for Clinical Social Work Europäischer Jüdischer Kongress European Social Work Research Association Europäische Union Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit Human Resources Management International Association of Schools of Social Work International Council of Social Welfare International Federation of Social Workers Intergovernmental Organization International Holocaust Remembrance Alliance International Non-Governmental Organization Internationales Rotes Kreuz Islamischer Staat Non-Governmental Organization, Nicht-Regierungsorganisation Nordrhein-Westfalen United Nations, Vereinte Nationen United Nations High Commissioner for Refugees, Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen World Health Organization, Weltgesundheitsorganisation World Jewish Congress, Jüdischer Weltkongress World Vision Deutschland Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland Zentralrat der Muslime in Deutschland Abkürzungsverzeichnis 5
Einleitung Allmählich rücken in der Sozialen Arbeit internationale Themen und Fragen in den Fokus theoretischer, methodischer und praktischer Überlegungen. Das ist aus zwei Kontexten auch nicht verwunderlich. Zum einen kann Soziale Arbeit als Profession auf eine lange internationale Tradition zurückblicken, die aber nicht immer präsent war oder zumindest nicht explizit betont wurde. Zum anderen muss sie sich in Zeiten einer beschleunigten Globalisierung den Krisen und Konflikten stellen, die damit verbunden sind. Soziale Arbeit benötigt den Hintergrund eines internationalen Blickes, da sowohl Problem als auch Praxen international vernetzt und nur so zu verstehen sind denn moderne Gesellschaften sind Migrationsgesellschaften, in denen internationale Fragen als Herausforderungen immer eingelagert sind. In ihren Praxen wird sie mit Folgen inter- und transnationaler Beziehungen sowie mit den Herausforderungen, die sich aus Migration und Flucht ergeben, konfrontiert. Dies bezieht sich sowohl auf nationale Praxen als auch auf Einsätze in internationalen Kontexten, in denen Soziale Arbeit zunehmend gefragt wird. Das ist nicht unbedingt neu. Eine nationale Grenzen überschreitende Soziale Arbeit reicht bis an die Wurzeln der Sozialen Arbeit als Profession zurück. Aus ihrer eigenen Geschichte kann sie vieles lernen; sie muss darin selbst als Produkt einer sich seit Jahrzehnten globalisierenden Welt begriffen werden. Schon länger ist sie ein sich auch international profilierendes Arbeitsfeld und hat brisante Themen aufgegriffen (z. B. Straßenkinder, Kindersoldatinnen und -soldaten, Migrationsprozesse, Sexarbeit oder HIV bzw. AIDS). Diese nationale Grenzen überschreitenden Themen deuten auf eine Praxis hin, die sich stärker im Kontext von Entwicklungszusammenarbeit und humanitärer Hilfe bewegt. Soziale Arbeit muss sich diesen aus zweierlei Gründen stellen: zum einen haben diese Themen Auswirkungen auf nationale Praxen, zum anderen ist auch Soziale Arbeit immer stärker in internationale Solidaritätskontexte eingebunden, die eine politische Einmischung betonen und nach den Kompetenzen einer internationalen Sozialen Arbeit verlangen. Doch erst in jüngster Zeit wurde deutlicher und vielen auch bewusster, insbesondere im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise seit 2015, dass Soziale Arbeit in Deutschland mit internationalen Fragestellungen bzw. mit Folgen internationaler Beziehungen und Machtverhältnissen konfrontiert ist und insofern auch eine Ausweitung auf den internationalen Fokus benötigt. Debatten über eine internationale Soziale Arbeit, auch unter dem Label Sozialarbeit des Südens geführt, fanden eher am Rande statt. Allein schon die neuen Herausforderungen, die sich aus der Zunahme der Anzahl Geflüchteter und einer damit verbundenen spezifischen Flüchtlingssozialarbeit ergeben, zeigen, dass der Alltag der Klientinnen und Klienten und damit die Praxis immer mehr von überstaatlichen Zusammenhängen be- Einleitung 7
einflusst und strukturiert wird. Soziale Arbeit muss daher notwendig Grenzüberschreitungen praktizieren, die als Inter- und Transnationalisierung zu verstehen sind. In einer sich globalisierenden Welt können soziale Probleme nicht mehr ohne nationale und kulturelle Grenzüberschreitung begriffen und bearbeitet werden. Soziale Arbeit muss sich nicht nur auf globaler Ebene vernetzen, um die nationale Praxis besser auszurichten, sie muss auch soziale Konflikte in den unterschiedlichen Regionen der Welt fokussieren und dabei anerkennen, dass soziale Probleme in lokalen/regionalen Lebenswelten immer international verursacht sind. Soziale Arbeit muss grenzüberschreitend gedacht werden. Aber was ist das Inter- bzw. Transnationale der Sozialen Arbeit? Soziale Arbeit muss die Kontexte der Globalisierung verstehen. Soziale Probleme in nationalen Grenzen sind immer auch aus einem internationalen Blickwinkel zu sehen, dies darf in der Praxis nicht vernachlässigt werden. Transnational meint, dass die Lebenswelten von vielen Menschen nur zu verstehen sind, wenn man deren Beziehungen über die nationalen Grenzen hinweg betrachtet. Familie ist insofern transnational, als die Verwandtschaftsbeziehungen von Menschen mit Migrationshintergründen, die für die Binnenstruktur, das Wertesystem und die Bewältigungsmuster von Familien wichtig sind, sich über nationale Grenzen hinweg entfalten. Es bestehen Tendenzen, ein Grundgerüst zu konzipieren, das Theorien und Methoden diskutiert, die überall, unabhängig von Raum und Zeit, gültig sein können, verknüpft mit einem Selbstverständnis der Ähnlichkeiten, die sich in einer vergleichenden Forschung niederschlagen. International ist dann ein Programm der Ausweitung des nationalen Blicks, ein Versuch, sich im Mainstream aktueller Sozialwissenschaften zu verorten, die den nationalen Container verlassen, sich globalisieren, inter- und transnationalisieren, um die seither verengte Perspektive zu erweitern und sich nach der interkulturellen Relativierung auch noch vom kolonialen Selbstverständnis zu lösen. Die jeweiligen Ausgangslagen, von Kulturen, Traditionen und historischen Erfahrungen her konstruiert, könnten unterschiedlicher kaum sein. Somit sind sich auch die zu bearbeitenden Probleme kaum ähnlich und bedürfen einer je spezifischen und eigenständigen Sozialen Arbeit. Dabei lassen sich vielfältige Bemühungen der Sozialen Arbeit feststellen, sich in globale Debatten einzubinden und dennoch das Lokale nicht zu übersehen. Darinliegende Ambivalenzen lassen sich nicht auflösen, sie gehören dazu. Gerade Migration und Flucht bedürfen einer inter- und transnationalen Sichtweise. Aus diesem Spannungsverhältnis ergeben sich die Themen der folgenden Kapitel. 8
Allgemeine Lernziele des Studienbriefs: Wenn Sie diesen Studienbrief durchgearbeitet haben, kennen Sie die Grundlagen und die zentralen Begriffe, die für ein Verständnis der Internationalisierung der Sozialen Arbeit notwendig sind; den Unterschied zwischen nationaler und internationaler Sozialer Arbeit; die inter- und transnationalen Herausforderungen, der sich die Soziale Arbeit im Spannungsbogen internationaler Vernetzung sowie der Internationalisierung nationaler Praxen stellen muss; Methoden und Praktiken, um internationale Soziale Arbeit leisten zu können; den Zusammenhang zwischen Personal und Organisation beim Management der internationalen Sozialen Arbeit und die Bedeutung der Vernetzung. Literaturempfehlungen Zur Vertiefung des in diesem Studienbrief vorgestellten Themas sind folgende Werke zu empfehlen: Eppenstein, Thomas; Ghaderi, Cinur (Hrsg.) (2017): Flüchtlinge. Springer, Wiesbaden. Graßhoff, Gunther; Homfeld, Hans Günther; Schröer, Wolfgang (2016):. Grenzüberschreitende Verflechtungen, globale Herausforderungen und transnationale Perspektiven. Juventa, Weinheim. Lessenich, Stephan (2016): Neben uns die Sintflut. Hanser, Berlin Wagner, Leonie; Lutz, Ronald; Rehklau, Christine; Ross, Friso (Hrsg.) (2018): Handbuch. Juventa, Weinheim Einleitung 9