Zentrale Ergebnisse aus der empirischen Studie von Gabriele Böheim-Galehr und Helga Kohler-Spiegel

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Transkript:

IIIPH Vorarlberg Pädagogische Hochschule Vorarlberg im November 2015 Lebenswelten - Werthaltungen junger Menschen in Vorarlberg Zentrale Ergebnisse aus der empirischen Studie von Gabriele Böheim-Galehr und Helga Kohler-Spiegel Wie sehen Jugendliche ihre Zukunft? Positiv oder mit Sorge? Welche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen machen Jugendlichen Angst? Diese Fragen bilden einen Themenkreis in einer größeren Studie zu Werthaltungen und Verhaltensbereitschaften von 14- bis I7-jährigen Jugendlichen an Vorarlberger Schulen, die von der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich und der Landesstelle für Statistik Vorarlberg im Jahr 2009 durchgeführt wurde. Hinter den Ergebnissen der Studie "Lebenswelten" stehen die Antworten von 2.175 Schülerinnen und Schülern an Vorarlberger Schulen zu verschiedenen gesellschaftsrelevanten Themenfeldern. In der Auswertung werden Ähnlichkeiten und Unterschiede in den Wertorientierungen von Mädchen und Buben, von SchülerInnen unterschiedlicher Schultypen und von Mädchen und Buben ohne sowie mit türkischem und ex-jugoslawischem Migrationshintergrund betrachtet. Im Jänner 2017 wird eine Nachfolgestudie der Lebenswelten publiziert. Erneut kommt ein standardisiertes Rückmeldeverfahrens (Fragebogen) zum Einsatz, um die Lebenssituation der Jugendlichen im Jahr 2016 zu erfassen. Interessierende Themenfelder sind die Einschätzung persönlicher Zukunftserwartungen und Werthaltungen, sowie das Lebensgefühl und die Gesundheit der Jugendlichen. Auch Meinung zu Familie und Erziehung, zur Stellung von Mann und Frau, zu Politik, Integration und Minderheiten, zu Religion sowie zu Bildung, Schule und Arbeit werden Inhalt dieser Studie sein. latennwetten - Mnthattungen junger Menschen invorariberg Publikation Böheim-Galehr, Gabriele / Kohler-Spiegel, Helga: Lebenswelten Werthaltungen junger Menschen in Vorarlberg. Unter Mitarbeit von Johann Engleitner, Petra Hecht, Egon Rücker (= FokusBildungSchule Bd. 1) Innsbruck: Studienverlag 2011. 408 S.

Optimistische Zukunftsperspektive konkrete Zukunftsängste Die Vorarlberger Jugendlichen sehen ihre Zukunft sehr optimistisch. Sie glauben, ihre Ziele zu erreichen. Eine klare Zukunftsperspektive ist ihnen wichtig. Nahezu zwei Drittel der Vorarlberger Jugendlichen haben feste Pläne für die Zukunft. Gleichzeitig haben die Jugendlichen sehr konkrete Zukunftsängste: An erster Stelle stehen Ängste vor Brüchen in sozialen Beziehungen, gefolgt von existentiell wirtschaftlichen Befürchtungen wie der Angst, keinen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu finden oder die Verarmung der Familie. Wirtschaftliche Sorgen verstärken sich noch bei Jugendlichen mit türkischem und ex-jugoslawischem Migrationshintergrund. Bei diesen Jugendlichen, vor allem bei Mädchen und Buben mit türkischem Migrationshintergrund, kommt noch die Befürchtung hinzu, auf Grund der Herkunft bei der Arbeitsplatzsuche im Nachteil zu sein. Bei Buben ohne Migrationshintergrund ist die Sorge vor steigender Zuwanderung ein bestimmendes Thema. Gute Beziehungen und gute Ausbildung Befragt nach ihren Zielen zeigt sich bei den jungen Menschen durchgängig die Kombination von gelingenden Beziehungen, einer guten Ausbildung und dem Wunsch, das Leben zu genießen. Bei Mädchen wie Buben mit türkischem Migrationshintergrund treten genussbezogene Werte etwas zurück, dafür sind ihnen religiöse Werte deutlich wichtiger. Gutes Zusammenleben von Menschen aus verschiedenen Kulturen ist Jugendlichen mit Migrationshintergrund wichtig, die eigene Erfahrung könnte hier prägend sein. Selbstsicher, ausgeglichen, allem gewachsen? Bei Fragen zur Persönlichkeit sind Selbstsicherheit und Selbstzufriedenheit bei Jungen stärker ausgeprägt als bei Mädchen. Die Zufriedenheit mit dem Aussehen und dem eigenen Körper ist bei Mädchen mit Migrationshintergrund deutlich höher als bei Mädchen ohne Migrationshintergrund, paralleles gilt für Buben. Auch der Stolz auf das Herkunftsland der Familie gehört zentral zur Identität der Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Immer wieder unterschätzt: Familie ist wichtig Mädchen wie Buben äußern mit knapp 95 % den Wunsch nach einer guten Beziehung zu ihren Eltern, sie wollen von den eigenen Eltern wahrgenommen und wertgeschätzt werden. Familiäre Werte und Bildungswerte stehen deutlich an erster Stelle für die jungen Menschen. Bei Mädchen mit türkischem Migrationshintergrund fällt die doppelte Herausforderung auf, eigenständig zu sein und den Bildungsweg erfolgreich zu bewältigen und zugleich der Kultur und Religion der Eltern zu entsprechen. Der Wunsch nach Partnerschaft und Beziehung Wohl nicht überraschend sind Beziehungs- und soziale Werte bei Mädchen stärker ausgeprägt als bei Buben. Wenn es aber um Partnerschaft geht, sind Treue, Verlässlichkeit und miteinander Spaß haben für Mädchen wie Buben mit fast 100 % von zentraler Bedeutung. Bildungsinteresse ist nicht nur für die Jugendlichen und deren Eltern sehr wichtig, sondern auch vom Partner, der Partnerin wird Bildung erwartet. Finanzielle Unabhängigkeit ist für Mädchen wie für Buben wichtig und natürlich das Aussehen. In den Rollen- und Geschlechterbildern ist nach wie vor ein doppelter Anspruch an die Mädchen sichtbar, traditionelle Rollenvorstellungen sind verknüpft mit Eigenständigkeit und beruflichem Fortkommen. 2

Grafik 1: Blick in die Zukunft (Auswahl) / (N-Gesamt = 2175) stimmt völlig 1 stimmt 'stimmt eher nicht!stimmt gar nicht r, Ich habe feste Pläne für meine Zukunft. 54 Ich glaube, dass ich meine Ziele erreiche. 90 Ich sehe meine Zukunft eher positiv. ", -'31,:1 4-4- 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Tabelle 1: Meine Ziele (Auswahl der häufigsten Nennungen und Religion) Was ist dir in deinem Leben wichtig? (N w= 11671 Nm = 1008) ohne wichtig 1in % Migrationshintergrund ex türkisch jugoslawisch..., dass ich mit meiner Familie/meinen Freundinnen eine gute 94 86 89 76 88 74 Beziehung habe...., dass ich das Leben genießen kann. 94 92 68 74 92 93..., dass ich eine gute Ausbildung machen kann. 89 88 96 84 92 90..., dass ich genügend Freizeit habe. 66 77 56 66 63 83..., dass ich genügend Geld habe. 60 78 69 85 81 83..., dass ich mich an meiner Religion orientieren kann. 6 10 64 73 32 31 Grafik 2: Meine Meinung zur Stellung von Mann und Frau (Auswahl) / (N-Gesamt = 2175) stimmt völlig 1 stimmt 'stimmt eher nicht 1stimmt gar nicht Frauen sollten in Politik und Wirtschaft mehr zu sagen haben. 78.Für einen Mann ist es schwierig, wenn seine Partnerin im Beruf erfolgreicher ist als er. 63, Mann und Frau sollten im Haushalt gleich viel Arbeit übernehmen. 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 3

Hohe Zustimmung zu demokratischen Haltungen und Grundwerten Das politische Interesse der Vorarlberger Jugendlichen liegt etwas über dem Interesse der Jugendlichen in Österreich auf insgesamt niederem Niveau: Rund 40 % der Vorarlberger Jugendlichen stufen sich als politisch interessiert ein. Hohe Zustimmung bei den Vorarlberger Jugendlichen finden Aussagen zur Demokratie in Österreich und zu demokratischen Haltungen und Grundwerten. Aussagen zu autoritären Konzepten finden bei Buben höhere Zustimmung als bei Mädchen. Mädchen und Buben mit Migrationshintergrund vor allem mit türkischem Hintergrund sind mehr als andere von autoritären Haltungen und Konzepten angezogen. Ein Grund dafür könnte sein, dass sie über ihre Familie aufgrund der Sozialisierung der Eltern in weniger gefestigten Demokratien demokratische Grundwerte in nur geringerem Maße erfahren. Bemerkenswerte Integrationsbereitschaft der Jugendlichen mit Migrationshintergrund Im Themenfeld Integration und Minderheiten zeigen die Ergebnisse der Studie Lebenswelten" bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund eine bemerkenswert hohe Bereitschaft, auf andere zuzugehen: Interkulturelle Freundschaften, die Bereitschaft zu einer interkulturellen Partnerschaft sowie die hohe Bedeutung des guten Zusammenlebens verschiedener Kulturen seien beispielhaft genannt. Wichtig ist Jugendlichen mit Migrationshintergrund die sprachliche Integration, Anpassung an die österreichische Kultur bzw. Assimilation werden kritischer beurteilt. Bei den Jugendlichen ohne Migrationshintergrund sind häufig Buben, die bereits früh in den Arbeitsprozess eingetreten sind, gegenüber anderen Kulturen besonders zurückhaltend und ablehnend. Mädchen hingegen sind in ihren Haltungen gegenüber Minderheiten in der Regel offener und toleranter. Nicht zu unterschätzen: Religion Feste haben für fast alle Jugendlichen hohe Bedeutung, sie sind eingebettet in familiäre Traditionen. Für Jugendliche ohne Migrationshintergrund sind vor allem innere religiöse Überzeugungen von Bedeutung, für Jugendliche mit türkischem Migrationshintergrund ist die Zustimmung zu allen Fragen der Religion eindrücklich, Fragen zu Religion und Glaube finden bei ihnen zu ca. 90 % Zustimmung. Hohe Bedeutung von Bildung und Schule Die hohe Bedeutung, die die Vorarlberger Jugendlichen Bildung und Schule beimessen, zieht sich konstant durch die Ergebnisse der Studie Lebenswelten". Eine gute Schulausbildung ist ein vorrangiges Ziel der Jugendlichen. Eine gute Ausbildung wird von einer großen Mehrheit als der beste Start in eine erfolgreiche Berufslaufbahn bewertet. Nahezu 90 % der befragten Jugendlichen sind der Auffassung, in ihrer Schule eine gute Allgemeinbildung zu erhalten. Drei Viertel meinen, dass das in der Schule Gelernte im Leben nützlich sei. Bemerkenswert hohe Bildungserwartungen finden sich bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund, vor allem bei Mädchen und Buben mit türkischem Migrationshintergrund. Beispielhaft seien die Mädchen mit türkischem Migrationshintergrund genannt: Sie möchten ebenso häufig wie Mädchen ohne Migrationshintergrund an einer Berufsbildenden höheren Schule mit Matura abschließen bzw. streben annähernd ebenso häufig einen Hochschulabschluss an. Vor allem Jugendliche mit türkischem Migrationshintergrund erhalten von ihren Eltern zwar ideelle Unterstützung für eine gute Berufslaufbahn, an konkreten Möglichkeiten der Beratung und Hilfe fehlt es aber aufgrund der niederen formalen Bildungsabschlüsse vieler Eltern. Für diese Jugendlichen sind Lehrpersonen erste Ansprechpartner bei schulischen Problemen. 4

Tabelle 2: Meine Meinung zu Politik (Auswahl) Das Verhältnis von Bürger/innen zum Staat kann sehr unterschiedlich geregelt sein. Was meinst du zu folgenden Aussagen? (N-Gesamt = 2175) Österreich Mit der Demokratie, so wie wir sie in Österreich kennen, bin ich im Großen und Ganzen einverstanden. Demokratisch Alle Bürger/innen haben das Recht, für ihre Überzeugung auf der Straße zu demonstrieren. Autoritär Eine starke Hand müsste Ordnung in unseren Staat bringen. * w/m stimme voll zu - stimme zu lin % Migrationshintergrund ex ohne türkisch jugoslawisch w m w m w m 87 83 42 81 82 57 70 77 65 79 74 72 72 79 67 80 90 53 Grafik 3: Zusammenleben verschiedener Kulturen (Auswahl) (N-Gesamt = 1008) stimme voll zu I stimme zu 1 stimme eher nicht zu l stimme gar nicht zu ohne Migration türkisch ex jugoslawisch ohne Migration Im Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen kann jede Kultur von der anderen profitieren. giiianek 1 1 Wir sollten Flüchtlingen helfen und sie in unser Land aufnehmen. 35 türkisch ex jugoslawisch ohne Migration 1 Menschen, die nach Österreich kommen, sollten sich der österreichischen Kultur anpassen. 84 türkisch ex jugoslawisch j 10 20 30 40 50 60 70 80 90 1()0 Tabelle 3: Religionszugehörigkeit (N-Gesamt= 2175) Zu welcher Religionsgemeinschaft gehörst du? Gesamt 1 in % zur katholischen oder evangelischen Kirche zur orthodoxen Kirche zu einer islamischen Religionsgemeinschaft (sunnitisch, schiitisch, alevitisch) zu einer anderen Religionsgemeinschaft, die nicht angeführt ist. zu keiner Religionsgemeinschaft 79 3 11 3 5 5

In ihren Beziehungen zu den Lehrerinnen und Lehrern hat die große Mehrheit der Jugendlichen das Gefühl, ernst genommen zu werden. Ebenfalls hoch ist die Beurteilung einer fairen Notengebung und verständlichen Gestaltung des Unterrichtsstoffes. Etwas kritischer wird die abwechslungsreiche und interessante Gestaltung des Unterrichtsstoffes bewertet. Lebenswelten Die Ergebnisse der Studie Lebenswelten" skizzieren in verschiedenen gesellschaftsrelevanten Themenbereichen ein Bild der Vorarlberger Jugendlichen. Das Bild bleibt allerdings bruchstückhaft. Werthaltungen der Jugendlichen gibt es nicht, wie es auch die Jugendlichen nicht gibt. Sie leben in sich vielfach überschneidenden, in wichtigen Fragen aber durchaus unterschiedlichen Lebenswelten, die durch den sozialen, kulturellen, religiösen und persönlichen Hintergrund bestimmt sind. Ausblick Jugendstudie 2016 Aktuell wird eine Auflage der Jugendstudie durchgeführt, aufbauend auf Lebenswelten - Werthaltungen junger Menschen in Vorarlberg" aus dem Jahr 2010. Geplant ist erneut eine breit angelegte landesweite repräsentative Befragung zur Lebenssituationen der Jugendlichen in Vorarlberg. Die Inhalte des standardisierten Rückmeldeverfahrens (Fragebogen) beziehen sich auf die Lebenssituation der Jugendlichen und erfassen verschiedene Themenfelder, wie die Einschätzung persönlicher Zukunftserwartungen und Werthaltungen. Weiters wird das Lebensgefühl und die Gesundheit der Jugendlichen erhoben, ebenso ihre Meinung zu Familie und Erziehung, zur Stellung von Mann und Frau, zu Politik, Integration und Minderheiten, zu Religion sowie zu Bildung, Schule und Arbeit. Ergänzt wird die Befragung durch Fokusgruppendiskussionen mit Jugendlichen. Das Erkenntnissinteresse liegt darin zu erfassen, ob und wenn ja in welcher Weise sich Lebenssituationen und Wertorientierungen von Mädchen und Buben, von Jugendlichen in unterschiedlichen Bildungswegen oder von jungen Menschen mit einem migrantischen Hintergrund von jenen mit nicht-migrantischem Hintergrund unterscheiden. Die Daten werden weiters nach dem Bildungshintergrund des Elternhauses, dem sozioökonomischen Hintergrund und der Wohnregion der Jugendlichen ausgewertet. Ergänzend werden Veränderungen zur vorhergehenden Erhebung analysiert. Auftraggeber: Land Vorarlberg, Abt. Gesellschaft, Soziales und Integration, FB Jugend und Familie Projektleitung, Konzeption, Koordination und Durchführung: Pädagogische Hochschule Vorarlberg Partner: Landesstelle für Statistik (Sample), Abteilung Schule, Landesschulrat, aha-tipps und Infos für junge Leute (inhaltliche Beratung) Austausch mit: Landesjugendbeirat Gefördert von: Land Vorarlberg, Abt. Gesellschaft, Soziales und Integration, FB Jugend und Familie Projektdauer: Mai 2015 - Jänner 2017 6

Grafik 4: Meine Meinung zu Religion (Auswahl) katholisch/evangelisch (N = 1674) und islamisch (N = 232) stimmt völlig I stimmt 1stimmt eher nicht I stimmt gar nicht katholisch /evangelisch islamisch katholisch /evangelisch islamisch katholisch /evangelisch islamisch In meiner Familie ist Religion wichtig. 35 Weei r ' Azee In meiner Familie werden die großen religiösen Feste gefeiert (z.b. Weihnachten, Fastenbrechen,..). 88 1... Ich praktiziere meine Religion (Kirchenbesuch am Sonntag, Moscheebesuch, Fasten,...). Ich glaube, dass Gott für mich da ist und mir hilft. katholisch 56 /evangelisch..! i islamisch 1.1....:,,,.,...1,2.1,,...z..:-..:... 0 10 20 3b 40 50 60 e 70 80 90 100 Tabelle 4: Bedeutung von Kirche und Glaubensgemeinschaft nur katholische/evangelische Jugendliche, die sich als religiös bezeichnen N = 575 Ist für dich deine Kirche, deine Glaubensgemeinschaft... Gesamt I in % sehr wichtig eher wichtig eher nicht wichtig nicht wichtig 12 58 26 4 Grafik 5: Meine Meinung zum Unterricht (Auswahl) / (N-Gesamt = 2175) stimme voll zu stimme zu I stimme eher nicht zu I stimme gar nicht zu Die meisten meiner Lehrerinnen und Lehrer...... geben mir das Gefühl, ernst genommen zu i1 5 1 1 1 1. 11 1. ----... ' benoten fair.... gestalten ihren Unterrichtsstoff abwechslungsreich und interessant. 46.. 1 We',7,... sind in ihrem Verhalten uns gegenüber gerecht., - 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 7

Informationen VR Dr. Gabriele Böheim-Galehr, Prof. Dr. Helga Kohler-Spiegel Pädagogische Hochschule Vorarlberg Liechtensteinerstraße 33 37, 6800 Feldkirch 0043(0)5522/31199-500 office@ph-vorarlberg.ac.at wwvv.ph-vorarlberg.ac.at 1 IIIPH Vorarlberg