in vivo Das Magazin der Deutschen Krebshilfe

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in vivo Das Magazin der Deutschen Krebshilfe 15.01.2008 Patientengeschichte zum Thema Kehlkopfkrebs Annika de Buhr, Moderatorin: Wer geht schon bei Schluckbeschwerden gleich zum Arzt? Das dachte sich auch Hartmut Kress. Aber irgendwie spürte er: Es stimmt was nicht. Dann die erschütternde Diagnose: Kehlkopfkrebs. Hartmut Kress ist in den vergangenen zehn Jahren zwei Mal operiert worden. Bei der letzten Operation verlor er zwar seine Stimme, den Kampf gegen den Krebs aber hat er gewonnen. Eine kleine Radtour mit seiner Frau, die frische Luft, die Sonne: Hartmut Kress genießt es. Er hat eine schwere Zeit hinter sich. Als er im Jahr 2005 erfährt, dass er zum zweiten Mal an Krebs erkrankt ist und nun sein Kehlkopf entfernt werden müsse, bricht erst ein mal eine Welt für ihn zusammen. Geraucht hatte der 66-Jährige nur gelegentlich, als junger Mann. Würde er seine Stimme komplett verlieren, würde er vom Leben abgeschnitten sein? Heute lebt Hartmut Kress mit einer Stimmprothese, mit deren Hilfe er sprechen kann. Und auch das Essen klappt gut damit. Die Diagnose Krebs, wenn Sie dieses Thema oder wenn Ihnen das gesagt wird, dann denken Sie da sofort an den Tod. Mein Gott jetzt muss ich sterben unter Umständen. Das ist das nächste: Obwohl das heute nicht mehr so ist. Ich meine, Kehlkopfkrebs ist ja an für sich knapp zu 90 Prozent heilbar. Aber es ist natürlich schon ein Schock. Ich glaub, dass es jedem so geht. Ob Magenkrebs oder Bauchspeichelkrebs, gell, oder Leberkrebs, ich mein, das ist immer eine schlimme Diagnose. Ich glaube, dass es für einen Menschen das Schlimmste ist, was ihm passieren kann. Aber wenn er das hört, also das erste Mal, wenn doch jeder Mensch dann auch hinterfragen kann, wenn er bloß das Wort Krebs hört. Mut gab Hartmut Kress in der schweren Zeit seine große Familie. Die vier kleinen Enkelkinder halten den pensionierten Fotografen auf Trab. Seine veränderte Stimme stört schon lange Niemanden mehr. Simone Siebeck, Tochter: Ich war erstaunt, wie gut er sprechen kann. Ich hätte gedacht, dass es viel schlimmer ist, weil immer im Raum irgendwie stand, das war am Anfang so:

Entweder ich kann essen oder ich kann sprechen. Und dann hab ich immer gedacht: okay, er verliert seine Stimme wirklich komplett. Claudia Kress, Tochter: Man hat immer diese Roboterstimmen dazu vor Augen und so und da habe ich auch so gedacht: Ja, also wie geht das dann weiter? Man hat das ja irgendwie gar nicht so jetzt so gesehen und so, also damit beschäftigt man sich ja nie. Krebs kommt in der Familie Kress nicht zum ersten Mal vor. Ehefrau Sonja erkrankte im Jahr 1999 an Brustkrebs. Sie gilt heute als geheilt. Der Lebensmut seiner Frau gibt Hartmut Kress Kraft. Und er hat festgestellt, dass er trotz Stimmprothese ein beinahe ganz normales Leben führen kann. Nur der Blick aufs Wesentliche, der ist schärfer geworden. Man genießt mehr. Sie genießen mehr den Tag, Sie genießen mehr die Natur, Sie schauen sich mehr um und bleiben dabei stehen und sagen: Guck, das ist dir alles noch nie aufgefallen, weil alles alltäglich im Leben ist, wenn alles so normal läuft, gucken Sie mal den roten Busch an, alles ist alltäglich und da sehen Sie weitaus mehr und machen sich mehr Gedanken und sagen sich: Guck, das habe ich vorher noch nie gesehen und Sachen sich angeschaut. Heute geht Hartmut Kress zur Nachsorge. Die nächsten drei Jahre muss er alle sechs Monate zur Untersuchung. So, willkommen, dann sind Sie doch so nett und nehmen Platz. Jawohl. Findet sich nichts Auffälliges, reicht danach einmal im Jahr der Gang zum Arzt. Professor Hans-Peter Zeller leitet das Klinikum für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde der Universität Tübingen. So und Sie sind so nett und sagen jetzt mal Iiiiiii.

Also, das entfaltet sich sehr schön und dadurch kann ich ausgezeichnet sehen, dass erfreulicherweise überhaupt kein Tumor zu sehen ist, sondern völlig reizlose Schleimhaut wie wir Ärzte sagen. Schön, ja! Und das nächste ist, dass wir jetzt uns den Hals noch mal anschauen. Das ist alles tadellos in Ordnung, sehr schön weich, keinerlei Knoten sind hier zu tasten, genau wie es sein soll. Natürlich müssen wir uns die Öffnung hier noch anschauen, ich darf das mal wegmachen, und da sieht man die Halsöffnung, die Sie haben müssen, weil ja hier eine vollständige Entfernung des Kehlkopfes durchgeführt worden ist. Und wenn ich hier mit einem Licht hineinschaue, dann sieht man auch hier hinten die Prothese, mit deren Hilfe Sie nun erfreulicherweise so gut sprechen können, wie wir es heute erleben. Die Prothese, das ist ja eine Verbindung zwischen der Luftröhre, ich darf Ihnen das mal zeigen. Das ist eine Verbindung zwischen der Luftröhre, dieses hier ist ja die Luftröhre, und hier nicht sichtbar, dahinter ist der Schlund, der Rachen, und wenn dann er hier vorne dieses Loch zuhält, wenn Sie mal sprechen. Hier. Sie sehen, beim Sprechen hält er sich diese Öffnung zu, dann geht die Luft nicht vorne raus, sondern die Luft geht dann durch eine Öffnung in den Rachen hinein. Wenn er dann schlucken würde, dann würde er sich verschlucken, weil alles das, was er isst, dann auf einmal in die Luftröhren läuft. Damit das nicht passiert, ist diese Prothese da drin und diese Prothese funktioniert wie ein Ventil, sie verhindert, dass er sich verschluckt. Dafür musste Hartmut Kress allerdings erst einmal lernen, nicht durch Nase und Mund zu atmen, sondern durch die Öffnung am Hals. Drei Monate hat er im Krankenhaus verbracht, eine lange Zeit für den sonst so aktiven Mann. Geholfen haben ihm besonders Gespräche mit anderen Betroffenen. Von ihnen zu hören, dass es sich auch ohne Kehlkopf leben lässt, war entscheidend für ihn. Heute spricht Hartmut Kress selbst Patienten mit gleicher Diagnose Mut zu.

Dann sind sie ja gar nicht lange da geblieben! Patientin: Nee, vielleicht zehn Tage. Ja genau, ja na sehen Sie, geht doch. Patientin: Ja. Seine Arbeit für den Verband der Kehlkopflosen ist wichtiger Bestandteil seines Lebens geworden. Hartmut Kress, Verband der Kehlkopflosen e.v.: Die Arbeit bedeutet mir sehr viel, weil ich sehe wie die Leute, die ich berate, wieder Mut schöpfen durch meine Auskunft, die ich ihnen gebe. Und dass sie sehen, das Leben geht weiter und man kann auch sprechen, vielleicht nicht mehr so gut wie vorher, aber es geht doch trotzdem. Man kann nicht mehr singen, aber man kann sich unterhalten und einfach, man kann so leben. Im Schrebergarten, ein paar Kilometer von der Wohnung entfernt, verbringt das Ehepaar Kress viel seiner Freizeit. Die Gartenarbeit lässt sie die Krankheit vergessen, gibt ihnen Kraft. Denn die Monate im Krankenhaus stellten auch Sonja Kress auf eine harte Probe. Sonja Kress, Ehefrau: Das war ja halt für mich ganz wichtig, dass ich mich da abends ein bisserl regeneriere. Denn man braucht ja am nächsten Tag auch wieder viel Mut, um Hoffnung zu geben. Das ist ganz wichtig, dass man immer Hoffnung macht und immer optimistisch denkt und sagt: Jetzt ist es halt so und das geht auch vorbei und das packen wir miteinander. Und so war es auch. Meine Frau hat mir Mut gegeben, hat mir Kraft gegeben, Zuversicht, Liebe. Also das kann man gar nicht in Worten ausdrücken, was mir meine Frau alles gegeben hat.

Die Liebe und der Zusammenhalt haben Hartmut Kress stark gemacht, haben ihm die Energie gegeben, die notwenig ist, um dem Krebs zu begegnen. Und sie haben die Familie bestärkt in ihrem Lebensmotto: nur nicht aufgeben!