1 Beispiele für Pflanzengesellschaften der Stipo pulcherrimae Festucetalia pallentis (mittel - und südosteuropäische Fels-Trockenrasen auf Kalk und Silikat = lückiges pannonisches Grasland) in Kärnten Von Wilfried Robert FRANZ Die Felsrasen auf karbonatreichem Gestein (Kalk, Dolomit) dominieren in Kärnten gegenüber jenen auf silikatischen Gesteinen (z.b. Schiefer, Gneis, Granit). Felsrasen über ultrabasischen Substraten (Serpentin), die ebenfalls zur Ordnung Stipo pulcherrimae- Festucetalia pallentis gestellt werden fehlen in Kärnten. Die Felsrasen der Stipo pulch.-festucetalia sind an vollbesonnte, überwiegend südliche Expositionen gebunden, auf nordexponierten steilen Hängen sind die Felsrasen selten zu beobachten (z.b. N-Abfall der Sattnitz), sie sind stets wesentlich artenärmer und ärmer an kennzeichnenden Arten. Die Bestände sonniger Lagen sind stufig und lückig, oft arten- und individuenreich und beheimaten manchmal reliktäre Sippen. Die Felsrasen der Stipo pulcherrimae-festucetalia enthalten viele Elemente submediterraner Herkunft, während die Ordnung der Festucetalia valesiacae reich an (sub)kontinentalen Steppenelementen sind (Mucina & Kolbek 1993: 460).Die nachstehend angeführten Gesellschaften gehören zum Verband Diantho lumnitzeri-seslerion albiantis, den Dealpinen Felstrockenrasen. Verband Diantho lumnitzeri-seslerion albiantis (Soó 1971) Chytrý et Mucina comb. nova in Mucina & Kolbek 1993 Dealpine Felstrockenrasen. Von den Kenntaxa: Anthyllus montana ssp. jacquinii, Centaurea scabiosa ssp. badensis, Dianthus lumnizeri, Minuartia setacesa (transgr.), Erysimum sylvestre, Seseli austriacum sind in Kärntnen nur die beiden letztgenannten Arten häufiger, Anthyllis montana ssp. jacquinii (Dinarischer Berg- Wundklee) wurde bisher nur einmal am S-Hang des Dobratsch nachgewiesen (Fischer et al. 2008: 583). (A) Ass. Drabo aizoides-seslerietum albicantis Mucina in Mucina & Kolbek 1993 Felsbänder mit Beckers Felsenblümchen Kennarten: Draba aizoides (Abb.4), Euphrasia salisburgensis. Dominante und Konstante Begleiter: Sesleria albicans, Asplenium ruta muraria, A. trichomanes, A. trichomanes ssp. pachyrhachis, Polypodium vulgare, Selaginella selaginoides, Campanula rotundifolia agg., Galium lucidum, Seseli austriacum, Moehringia muscosa, Hepatica nobilis, Hylocomium splendens u.andere Moose. (eigene Beobachtung), Das Drabo aizoides-seslerietum albicantis ist eine dealpine Felsflur auf sehr steilen, oft senkrechten Kalk- und Dolomitfelsen und Felsbändern in Nordexposition. Anmerkung: Die Gesellschaft ist in Kärnten nach bisheriger Kenntnis sehr selten und an einem einzigen
2 Fundort stark gefährdet. Ein weiterer Fundort in der Nähe wurde durch den Abbau von Marmor bereits zerstört ( Modre-Steinbruch bei Mittertrixen). Ungefährdet ist jedoch der Standort in Völkermarkt, Oschenitzen, Steinkogel, Westliche Kuppe (541m, SE St.Stefan), Nordwand (und Ostwand). Gestein : Marmor (Abb.1). KG Hainburg 76311 Parz. 5/1 Südlich des +- senkrechten Felsens mit der Draba aizoides-flur (Abb.2) schließt auf derselben Parzelle an der Oberkante des Kalkkogels beginnend, getrennt durch einen 2-3 m breiten Streifen mit alten Rot-Föhren und vereinzelten Küchenschellen (Pulsatilla pratensis ssp. nigricans) ein bemerkenswerter, artenreicher Magerragen an. Er wird dem Potentillo puberulae-festucetum sulcatae Br.Bl. 1961 em. Franz 1988 (Kärntner- Murtaler Fingerkraut-Furchenschwingel Trockenrasen) (Klasse: Festuco-Brometea) zugeordnet. In diesen lückigen Übergangsbeständen von Fels- zu Rasensteppen dominieren Artemisa campestris, Festuca rupicola, Petrorhagia saxifraga, Pulsatilla pratensis ssp. nigricans u.a. (FRANZ 1989, WIESER et al. 2002). Im Jahr 2000 wurden Pflegemaßnahmen zum Erhalt dieser wertvollen Lebensräume durchgeführt (vgl. WIESER et al. 2002). Abb. 1 Ausschnitt aus der ÖK 50. Völkermarkt, Oschenitzen, Steinkogel ca. 400 m SE St. Stefan Felswand mit Draba aizoides
3 Abb. 2 KG Hainburg 76311 Parz. 5/1 M 1: 2 5000 (Quelle: Kagis) Abb. 3 Draba aizoides-standort. Völkermarkt, Oschenitzen, Aufstieg z. Steinkogel, E- exponierte Wand einer Bergzerreißung (von Fichten bedeckt). Hauptvorkommen auf der Gesellschaft auf der N- Wand. 9.4.09
4 Abb. 4 Draba aizoides reiche Gesellschaft. Im Hintergrund: blühendes Blaugras. Völkermarkt, Oschnitzen. 9.4.2009. Standort ungefährdet. Weiterer Fundort des Drabo aizoides-seslerietum albicantis Abb. 5 Fundort der Draba aizoides-gesellschaft am Dragonerfels bei Mittertrixen KG 76321 Mittertrixen 14 35 24,8 E, 46 41 32,8 N; ÖK M 1:10 000
5 Anmerkung; Der Fundortvon Draba aizoides am Dragonerfels, KG 76314 Kaltenbrunn 1: 14 35 38 9 E, 46 41 27,7 N; (Abb. 5) wurde schon vor mehr als 30 Jahren gemeinsam mit Kustos Dr. G.H. Leute untersucht (vgl Franz & Leute 2001)-Die damals festgestellten Arten am südexponierten Hang oberhalb des Fahrweges: Pulsatilla nigricans, Draba aizoides, Centaurea triumfettii,sesleria varia, Ostrya carpinifolia, Fraxinus ornus; Lacerta viridis, Vipera ammodytes u.a. sind inzwischen durch den Kalk(Marmor)-Abbau erloschen. Der damals vorgeschlagene Schutz dieses seltenen Lebensraumes konnte nicht erreicht werden. Heute wurde diese Böschung nach Vorschlag der ökolog. Bauaufsicht (Frau DI Dr. Doris Damyannovich, Wien) mit Alnus incana (!) aufgeforstet und ist inzwischen verrwachsen. Der 2. heute noch existierende Fundort in der KG 76321 Mittertrixen 14 35 24,8 E, 46 41 32,8 N (Abb.5) wurde mit DI. Dr. Bernhard Fheodoroff besucht. Dieser Standort wird vermutlich nicht mehr genutzt werdenund soll erhalten bleiben (Abb.6). Abb. 6 Senkrechte Felswand mit einzelnen Draba aizoides-stöcken, daneben Asplenium trichomanes und div. Moose Ostkärnten. Letzter verbliebener Standort am Dragonerfels W-Teil. Mittertrixen 16.4.2009. Fundort KG 76321 Mittertrixen 14 35 24,8 E, 46 41 32,8 N;
6 (B) Ass. Seselietum austriaci Br. Bl. 1961 Bergfenchel-Felsflur Steirisch-Kärntnerische Die Gesellschaft ist in Kärnten nicht selten und besiedelt, stark geneigte, bodenarme Felsrippen, Kuppen und Steilhänge in warmen Lagen Mittel- und Unterkärntens, des steirischen Murtales und des Grazer Berglandes (z.b. Braun-Blanquet 1961, Franz 1979, 1980, 1987a 1987 b, 1988). In Kärnten ist die Gesellschaft wie erwähnt weiter verbreitet, aber meist kleinflächig ausgebildet. Es wurden mehrere Subassoziationen der Bergfenchel-Flur (ungültig) beschrieben (Franz 1988).Einige Subassoziationen müssen den Nomenklaturregeln entsprechend gültig beschrieben werden. Die meisten Standorte des Seselietum austriacae sind höchstens durch bergbauliche Maßnahmen, aber in den allermeisten Fällen wie die hier vorgestellten Bestande ungefährdet. Als schützenswerte Vorkommen dieses Gesellschaftstyps werden vorgeschlagen: (1) Otwinskogels (bei St. Georgen am Längsee) Seselietum austrici Subass. v. Genista pilosa (Aufn. 1 in Franz 1976: 239) (2) Burgfelsen von Hochosterwitz Seselietum austriaci subass. von Festuca glauca var.v. Thymus x spathulatus (Aufn. 136-140 in Franz 1989) (3) Felssteppen bei Friesach Seselietum austriaci subass. von Cynanchum vincetoxicum var. von Allium montanum Subvar. von Stipa pulcherrima (Aufn.162-168 in Franz 1989) (4) Felssteppen/Rotföhren-Manna-Eschen-Komplex W Thalsdorf (5) Burgfelsen von Griffen
7 (1) Otwinskogels (bei St. Georgen am Längsee) Seselietum austrici Subass. v. Genista pilosa (Aufn. 1 in Franz 1976: 239, vgl. Franz 1980) Im Gebiet um den Otwinskogel ( Abb.7,8) ist eine mehrere 100 m2 große Felssteppe ausgebildet. Besonderheiten des Seselietum austriaci N des Gipfels des Otwinskogels sind z.b. Knautia carinthiaca, Dianthus plumarius ssp. hoppei, Ostrya carpinifolia und eine große Population von Coronella austriaca Abb.7. Lage der Felssteppe nördlich des Otwinskogels bei St. Georgen/Längsee M 1: 15 000
8 Abb. 8 Felssteppe N des Otwinskogels. KG Launsdorf 74514 14 25 47,3 E, 46 46 30,0 N (2) Burgfelsen von Hochosterwitz Seselietum austriaci subass. von Festuca glauca var.v. Thymus x spathulatus (Aufn. 136-140 in Franz 1989) Abb. 9 Hochosterwitz M 1: 15000
9 Abb. 10 Südhänge unterhalb Burg Hochosterwitz mit verschiedenen thermophilen Vegetationseinheiten. Größerflächige Ausbildung der Felssteppen. Anmerkung: In dem Seselietum austriaci subass. v. Festuca glauca auf Hochosterwitz konnten neben der üblichen Artengarnitur auch Dianthus plumarius ssp. hoppei, Pulsatilla pratensis ssp. u.a., an Tieren z.b. Euscopio carpaticus nachgewiesen werden. Nach eigenen Beobachten kommt hier auch Natria natrix (!) vor. Der südexponierte Felshang ( Abb.9,10) weist neben Felssteppen-Beständen auch thermophile Saumgesellschaften und andere Pflanzengemeinschaften auf und zeichnet sich durch eine hohe Biodiversität aus. Das Buschwerk muss vorerst noch nicht entfernt werden. Im Gegensatz zu den S gerichteten Felsen sind die N- und NE-exponierte Wände unterhalb der Burg anthropogen beeinflusst (Schrägaufzug (Lift) sowie ein Schutzgitter gegen Steinschlag).
10 (3)Felssteppen bei Friesach Seselietum austriaci subass. von Cynanchum vincetoxicum var. von Allium montanum Subvar. von Stipa pulcherrima (Aufn.162-168 in Franz 1989) Abb.11 Fels-Rasensteppe in Friesach Olsa, reich an verschiedenen Stipa-Arten. Friesach,KG Friesach 74302, Parz. 1485/2 14 24 57,6 E, 46 57 17,8, 683 m s.m. Anmerkung: Die nähere Umgebung der Stadt Friesach ist reich an unterschiedlichen Felssteppen-Typen mit verschiedenen Stipa-Arten. In der Felssteppe am Kuhriegel (Abb. 12, 13) wurden 3 verschiedene Stipa-Sippen von Melzer nachgewiesen. Am Mittelhang des Minachberges (z.t. ehem. Bergbaugebiet) konnten mehrere kleinflächige Felsrasen (Abb.14) untersucht werden (Franz 1989).
11 Abb.12 Friesach-Olsa Kuhriegel In dieser Rasensteppe wurden lt. MELZER 3 Stipa Arten nachgewiesen. Im Bild (rechter Bildrand) Artemisia campestris, Abgestorbene Stängel der Stipa- Pflanzen. Bildmitte: Fraxinus excelsior. Im Hintergrund Friesach 17.5.11 Abb. 12 b: Der Doldenblütler Seseli austriacum ist namensgebend für die Steirisch-Kärntnerische Bergfenchel-Felsflur. Minachberg b. Friesach
12 Abb.13 DI. Dr. Bernhard FHEODOROFF in einer Stipa-Rasensteppe am Kuhriegel in Olsa bei Friesach 17.5.2011 Abb.14 ASV DI Dr. Fheodoroff in einer lückigen Stipa-Felssteppe am S-Hang des Minachberges
13 (4)Felssteppen/Rotföhren-Manna-Eschen-Komplex W Thalsdorf Abb.: 15 westlich Thalsdorf KG Launsdorf 74514 Parz: 1209/1 14 25 45,7 E, 46 45 56,3 N (Quelle: KAGIS) M 1: 2 754 Anmerkung: Der Raum um St. Georgen am Längsee gehört neben Friesach zu den niederschlagsärmsten und wärmsten Gebieten Kärntens. Hier finden sich neben den erwähnten Felssteppen des erwähnten Otwinskogels, den Magerwiesen der Ökonomie Rottenstein (Außenstelle des Gefangenenhauses) auch bemerkenswerte thermophile Waldbestände (hs. verschiedene Pinus sylvestris-bestände mit Fraxinus ornus). Sie erstrecken sich vom Otwinskogel über Thalsdorf (Abb.15,16) bis zum Buchberg (808 m) SW Pölling. Oft sind die Felssteppen wie jene NW Launsdorf mit thermophilen Wäldern verzahnt. Sie sind wegen des Vorkommens der endemischen Sippen wie Knautia norica und nautia carinthiaca und anderen seltenen Arten (Limodorum abortivum) bekannt. Nicht selten wächst hier auch Dianthus plumarius ssp.hoppei, die Steirische Feder-Nelke (Abb-17). Der Verfasser konnte hier auch die Alpine-Hornotter, Vipera ammodytes, nachweisen.
14 Abb. 16 Fundpunkt einer Felssteppe westlich Thalsorf bei Launsdorf M 1: 10458 Abb.17: Dianthus plumarius ssp.hoppei - Steirische Feder-Nelke im Grobblockwerk bei Launsdorf 17.5.11
15 (5)Burgfelsen von Griffen Abb.18: Griffner Schlossberg. KG Griffenthal 76307 Ganze Parz. 304 M 1:2000 Abb. 19 Felssteppe Griffen Seselietum austriaci W- Exposition.
16 Anmerkung: Die S und SW exponierten Felsbänder und Vorsprünge der Felswände des Griffner Schlossberges (Abb.19,20) zeichnen sich durch das Vorkommen des Seselietum austriacae aus. Etwas tiefergründigere Stellen werden von Schlehdorn (Prunus spinosa), Flieder (Syringia) und anderen Stauden bsiedelt, an deren Rändern oft bemerkenswerte Saumgesellschaften mit Geranium sanguineum ausgebildet sind. Als Besonderheiten der Felssteppen sind Silene hayekiana (Abb.21) Alyssum repens ssp. transsylvanicum (Abb.22) Libanotis montana,iris germanica, Jovibaba hirta u.a. zu nennen. Abb. Abb.20 Felssteppe am Griffner Burgberg mit verwilderten Flieder Sträuchern
17 Abb. 21 Karst-Leimkraut Silene hayekiana Griffen 9.6.04 Abb. 22 Alyssum repens ssp. transsylvanicum häufig in Felssteppen in Griffen 18.4.14-
18 (C) Ass.: Koelerio pyramidatae-teucrietum montani Franz in Mucina et Kolbek 1993 Gamander-Kammschmielen- Rasenbänder Hochgelegene (1300-1600 m Seehöhe) Rasensteppen über meist metamorphen, karbonathältigen Muttergesteinen des Oberen Mölltales und an etlichen Stellen in Osttirol sowie im Lungau. NW oberhalb von Heiligenblut (Abb.23) wurde eine Subass. v. Helianthemum grandiflorum (Abb.24a) beschieben (Aufn. Nr. 5-9. in Franz 1989).Gypsophila repens 3, Teucrium montanum 2(Abb.24b), Astragalus leontinus 1, Calamagrostis epigejos 1, Carex caryopyllea 1, Globularia cordifolia 1,Helianthemum grandiflorum1, Koeleria pyramidata1, Thymus x prohaskae 1, Acinos alpinus +, Aster alpinus +, Brachypodium pinnatum +, Dianthus sylvestris +, Euphorbia cyparissias +, Euphrasia stricta +, Festuca rupicola+, Galium cf. anisophyllon +, Lotus corniculatus +, Onobrychis arenaria +, Scabiosa triandra +, Orchis ustulata r, Orobanche teucrii r sind einige Arten dieser Gesellschaft (vgl. MUCINA et KOLBEK 1993: 469). Vipera berus konnte auf diesen Standorten ebenfalls beobachtet werden. Diese Vegetationseinheiten gehören z. T. zu den Inneralpinen Trockenrasen (Abb.25). Abb. 23 Vorkommen des Koelerio pyramidatae-teucrietum montani Franz NW Heiligenblut KG 73518 Zlapp u. Hof Parz.:142/1, 142/3, 115/3 12 50 00,2 E 47 02 38 6 N
19 Abb 24a Helianthemum nummularium ssp.grandiflorum eine namensgebende Art der Subass. der Gamander- Kammschmielen Rasenbänder-Gesellschaft. Abb 24b Teucrium montanum (Berg-Gamander), eine namensgebende Art der Gamander- Kammschmielen Rasenbänder-Gesellschaft.
20 Abb: 25 Koelerio pyramidatae-teucrietum montani Franz ( in Mucina et Kolbek 1993) Heiligenblut KG 73518 Zlapp u. Hof Parz.:142/1, 142/3, 115/3 12 50 00,2 E 47 02 38 6 N 23.7.2010
21 (D) Ass.: Festuco stenanthae-stipetum eriocaulis Franz 1987 Kärntner Wollstängel-Federgras Rasenasteppe Diese Federgras-Flur ist wahrscheinlich eine endemische Pflanzengesellschaft der Villacher Alpe. Kleinflächig besiedelt die Gesellschaft flachgründige Rendsina-Böden auf einer Abbruchkante in 1440 m Seehöhe(!) (Abb.26). Lokalklimatische Gegebenheiten wie hohe Tagesschwankungen der Temperatur, Aufstieg von Warmluftmassen (incl. Südföhn) über die Felskante und Schneearmut im Winter sind vermutlich für diese Hochsteppe verantwortlich. Bezeichnend für die Gesellschaft auf dem Dobratsch ist die Kodominanz von Stipa eriocaulis ssp., Festuca stenantha und Carex humilis. Sehr reichlich treten dealpine Element wie Thesium alpinum, Primula auricula, Kernera saxatilis, Carex mucronata, Artemisia nitida, Asperula aristata, Acinos alpinus auf. Der Anteil von Chasmophyten (Asplenietea trichomanis- und Thlaspietea rotundifolii-arten ist vergleichsweise hoch (vgl. MUCINA et KOLBEK 1993: 470). Abb. 26 Festucetum stenanthae-stipetum eriocaulis auf der Villacher Alpe (Dobratsch). Die Aufnahmenwurden am locus typicus der Gesellschaft erstellt. Dieser befindet sich auf der =berkante der Felstürmel am Rande des Waldes(Bildmittel inks )- 5.7.2009-
22 (E) Ass. Sileno hayekianae-seslerietum albicantis Franz in Mucina et Kolbek (1993: 470) Karst-Leimkraut-Blaugrashalde Die Karst-Leimkraut-Blaugrashalde wurde an mehreren Stellen in Kärnten beobachtet so z.b. auf der Pleschwand (Typus) 400 m NE Lauen zwischen Puch und Weißenstein im Drautal (Abb.27, 28), in Federaun, am Kanzianiberg oder am Pfaffenberg bei Obervellach. Möglicherweise sind die Vorkommen von Stipa-Rasen bei Oberdrauburg (obh. der Straße nach Zwickenberg) auch zur dieser Gesellschaft zu Stellen Auf der Pleschwand wurden in 680 m auf einer 40 geneigten Felswand am 31. Juli 1972 eine Aufnahme erstellt: Sie enthält: Sesleria albicans 2, Acinos alpinus 1, Allium senescens ssp. montanum 1, Galium cf. austriacum 1, Hieracium porrifolium 1, Laserpitium siler 1, Sedum album1, Silene hayekiana1, Sempervivum Artemisia campestris +, Carex humilis+, Dianthus sylvestris+, Erysimum sylvestre +, Globularia cordifolia+, Leontodon incanus +, Polygonatum odoratum +, Potentilla arenaria +, Saxifraga hostii ssp. hostii +, Sacbiosa triandra+, Seseli annuum+, Silene nutans+, Vincetoxicum hirundinaria + festgestellt (vgl. MUCINA et KOLBEK 1993: 470). Keiner dieser Fundorte ist gefährdet. Abb.27: Pleschwand bei Weißenstein im Drautal KG Weissenstein 75217 Parz. 67/35
23 Abb. 28 Mehrere Vorkommen der Karst-Leimkraut-Blaugrashalde NW Weißenstein im Drautal Literatur(Auswahl): BRAUN-BLANQUet J.(1961): Die Inneralpine Trockenvegetation. Von der Provence bis zur Steiermark. In Tüxen R.(Hrsg.) Geobotanica selecta 1. Stuttgart: G. Fischer. pp 273. FISCHER M. A., OSWALD, K. & ADLER, W. (2008): Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol.- 3., verbesserte Auflage.- Land Oberösterreich, OÖ Landesmuseen, Linz, 1392 pp. FRANZ W. R. (1976): Zur Verbreitung und Vergesellschaftung des Behaarten Ginsters (Genista pilosa L.) und des Zwerg-Sonnenröschens (Fumana procumbens GREN.& GODR.) in Kärnten.- Carinthia II 166/86: 235-251, Klagenfurt. FRANZ W. R. (1979): Zur Soziologie der xerothermen Vegetation in Kärntens und seiner angrenzenden Gebiete.- unveröff. Diss. Univ. Wien 572 pp. FRANZ W. R. (1980): Trockenvegetation in Kärnten.Haltepunkt 4: Launsdorf und Odvinskogel.- In: BORTENSCHLAGER S. (Herausg.):Führer zum X Internationalen Treffen europäischer Quartärbotaniker. pp.56-59, Innsbruck.
24 FRANZ W. R.(1987a): Eine Stipa eriocaulis-reiche Rasensteppe auf der Villacher Alpe (Dobratsch) in Südkärnten.- Carinthia II 177/97:361-372, Klagenfurt. FRANZ W. R. (1987b): Erläuterungen zu den als Naturdenkmal geschützten oder schutzwürdigen kleinräumigen Biotopen.- pp.27-43. In: Die Naturdenkmale in Kärnten. Schriftenreihe f. Raumforschung und Raumplanung 32 (= Bd. 6 Kärntner Landschaftsinventar). Amt d. Kärntner Landesregierung, Abt. Raumplanung, Klagenfurt. 74 pp. FRANZ W. R. (1989) Zur Soziologie der xerothermen Vegetation Kärntens und des Oberen Murtales (Steiermark). Vorläufiger Bericht.- Atti del simposio della societa`estalpino-dinarica di fitosociologica. Feltre 29 giugno- 3 luglio 1988., pp.63-88. Mestre- Venezia. Herausg. Regione del Veneto Giunta Regionale-Ass.Agricolura e Foreste Dipartimento per le Foreste e l Economia Montana 30172 Mestre-Venezia, Via Torino 110. FRANZ W. R. & G.H. LEUTE (2003): Zur Flora und Vegetation der Stadt Völkermarkt und seiner Umgebung.- In: KÖRNER G. (Hrsg.): 750 Jahre Stadt Völkermarkt. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart Völkermarkts. pp 37-50. Völkermarkt. MUCINA L. & J. KOLBEK (1993): Festuco-Brometea.- pp. 420-492. In: MUCINA L., G. GRABHERR & T. ELLMAUER (Ed.): Die Pflanzengesellschaften Österreichs. Teil I, Anthropogene Vegetation.- Jena- Stuttgart-New York: G. Fischer.578 pp. WIESER CH, PETUTSCHNIG W & K. KRAINER (2002): Vegetation und Schmetterlingsfauna am Kultererkogel bei Völkermarkt.-kärntner naturschutzberichte 7: 20-60, Klagenfurt: Abt.20 Uabt. Naturschutz. Univ.-Doz. Mag. Dr. Wilfried Robert FRANZ Am Birkengrund 75 9073 Klagenfurt-Viktring
25 Tel. 0650 4166946 wfranz@aon.at wlfried.franz@sbg.ac.at