Erwachende Wissenschaft Teil 4. Von den Sumerern zu den Griechen

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Transkript:

Erwachende Wissenschaft Teil 4 Von den Sumerern zu den Griechen

Frühbabylonisches Weltbild - Astrealreligionen

Die Babylonische Kosmologie unterschied drei "Himmel" Nur die unteren beiden Ebenen waren für den Menschen sichtbar: der mittlere Himmel von Enlil, wo der Hauptgott Marduk / Bel seinen Wohnsitz hatte, und der von Ea darunter, wo sich die Bewegungen der Sterne und Planeten beobachten ließen Die Erde ist flach Sonne, Mond und Planeten wurden Haupt-Götter als Verkünder des göttlichen Willens zugewiesen: Schamasch - Sonne Sin - Mond Ischtar bzw. Inanna - Venus Marduk - Jupiter Nabu - Merkur Nergal - Mars Ninurta - Saturn (babylonische Spätzeit, gewichtet) Entlang des Weges des Mondes wurden 11 bis 18 Sternbilder eingeführt, aus dem sich der Zodiakus entwickelt hat

Phänomenologische und astrologisch motivierte Astronomie 1. Problem der Zeitrechnung Wie legt man den Anfang eines Monats fest? Der Beginn des Mondmonats ist durch die erstmalige Beobachtung der Mondsichel am Westhorizont definiert. Der zeitliche Abstand zwischen zwei solchen Sichtungen wurde zu 29,5 Tagen bestimmt = Mittlerer Monat Das Jahr wurde zu 12 Monate festgelegt. Da ein Jahr aber tatsächlich 12,33 solcher Monate umfasst, kam es zu Abweichungen. Sie wurden in der sumerischen Zeit durch unregelmäßige Einsetzung eines 13. Monats ausgeglichen. Später erfolgte dieser Ausgleich regelmäßig aller 3 Jahre durch Einführung eines Schaltmonats. Wie unterteilte man einen Tag? Die Nacht, d. h. die Zeit zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang, wurde in drei Nachtwachen und der Tag in drei Tagwachen aufgeteilt, die jahreszeitlich bedingt unterschiedlich lang waren. Später wurde der Ganztag in 12 bèru eingeteilt, wobei bèru genaugenommen ein Längenmaß war nämlich die Strecke, die ein Mensch in zwei Stunden zurücklegt (~10 km)

Wie legt man den Anfang eines Sonnenjahres fest? Dieses Problem wurde zuerst abstrakt ohne direkten Bezug auf die Sonne durch die Beobachtung des heliakischen Aufgangs bestimmter Sterne (meist 3) festgelegt. Später gelang es durch Messungen die Position der Sonne auf ihrer Himmelsbahn (Ekliptik) zu verfolgen, was schließlich zur Einteilung dieser Bahn in 12 Abschnitte a 30 führte, die durch Sternbilder festgelegt wurden: Der Zodiak wurde im 5. Jhd. v. Chr. während des Bestandes des ersten persischen Großreiches (Achämenidenreich, Kyros II) eingeführt. Neun der heutigen Tierkreissternbilder gehen direkt auf sumerische Sternbilder zurück. Festlegung des Jahresanfangs durch Messungen der Kulminationssonnenhöhe mittels eines Gnomons Bestimmung der Äquinoktien und Solstitien Entdeckung, dass sich die Sonne auf ihrer jährlichen Bahn entlang der Ekliptik unterschiedlich schnell bewegt (Stichwort: Zeitgleichung)

Sumerische und babylonische Monatsnamen Der Monatsbeginn wurde anhand des heliakischen Aufgangs bestimmter Sterne (meist 3 pro Monat) bestimmt. Astrolabe: Verknüpfung des heliakischen Aufgangs von Sternen mit dem Monatsbeginn (36 Sterne)

Bruchstück eines zirkularen Astrolabs

Ältestes Astrolab: 1100 v. Chr.

Astronomische Beobachtungsinstrumente Gnomon: Genaue Bestimmung der Meridianlage Bestimmung der Sonnenwenden (längster bzw. kürzester Meridianschatten) Bestimmung der Tag- und Nachtgleichen (Schattenende bewegt sich entlang einer Geraden) Ziffernblatt erlaubt das Ablesen der Tagesstunde (Sonnenuhr) Entdeckung der Zeitgleichung (ungleichmäßige Sonnengeschwindigkeit am Himmel) Entdeckung des Analemmas (Sonnenstand bei konstanter mittlerer Ortszeit)

Klepsydra: Eine Klepsydra besteht aus zwei Behältern. Aus dem mit Wasser gefüllten Auslaufbehälter strömt das Wasser in einen Einlaufbehälter. Der Wasserstand im Einlaufbehälter zeigt die verstrichene Zeit an. In Babylonien wurde die ausgelaufene Wassermenge gewöhnlich gewogen und damit die verstrichene Zeit in einem Gewichtsmaß angegeben. Problem: Ausflussgeschwindigkeit des Wassers ist eine Funktion des Drucks auf dem Niveau des Ausflussloches pro Zeiteinheit ausgeflossene Wassermenge hängt von der Füllstandshöhe ab Korrekturtabellen notwendig Im Zusammenspiel mit einer Peileinrichtung und einer Klepsydra konnten relative Winkelabstände (z. B. zwischen Referenzsternen und Planeten) relativ genau gemessen werden.

Hemicyclum: Ein Hemicyclum bersteht aus einem Steinblock ausgehöhlte Halbkugelschale, deren Mitte durch einen im Pol aufgestellten Stab von gleicher Höhe mit dem Schalenrand gekennzeichnet ist. Der Schatten gibt den Gang der Sonne am Himmelsgewölbe spiegelbildlich wieder Tag- und Nachtgleichen Schatten beschreibt einen idealen Halbkreis Anhand einer regelmäßigen Einteilung lassen sich Stunden ablesen Bis zur Begründung des Neuen babylonischen Reiches (um 1600 v. Chr.) sind in erster Linie Beobachtungsberichte und Omnia überliefert. Eine mathematische Behandlung astronomischer Probleme bis hin zur Ephemeridenrechnung ist erst danach mit immer mehr steigender Abstraktion und Qualität zu konstatieren.