Stellungnahme zu Neuaufnahmen und Erweiterungen in der Leibniz-Gemeinschaft

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Transkript:

Stellungnahme zu Neuaufnahmen und Erweiterungen in der Leibniz-Gemeinschaft 16. Februar 2015 Aus Anlass der aktuell für den Aufnahmeprozess 2017 vorliegenden Anträge auf Neuaufnahmen und strategische Erweiterungen hat der Ausschuss der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) die Leibniz-Gemeinschaft gebeten zu skizzieren, welche thematischen und inhaltlich-strategischen Perspektiven in den von diesen Anträgen repräsentierten Forschungsfeldern die Leibniz-Gemeinschaft für ihre Profilierung in den nächsten Jahren favorisieren würde. Diese Stellungnahme, die zusätzlich zum festgelegten Verfahren und in dessen Vorfeld erbeten wurde, gibt die Leibniz-Gemeinschaft gern ab mit der Absicht, noch aktiver zu ihrer strategischen Ausrichtung und inhaltlichen Profilierung beizutragen. Sie begreift dies auch als Impuls, ihre eigenen Kriterien für die Priorisierung von Neuaufnahmen und strategischen Erweiterungen zu schärfen und thematische Korridore bezüglich ihrer Zukunfts- und Anschlussfähigkeit zu prüfen. Die Leibniz-Gemeinschaft würdigt ausdrücklich ihre stärkere Beteiligung im neuen GWK-Verfahren für Neuaufnahmen und strategische Erweiterungen. Sie nutzt die Gelegenheit dieser Stellungnahme, auch einige grundsätzliche Überlegungen zur Weiterentwicklung des Verfahrens anzusprechen, die zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgegriffen werden könnten. Im Vorfeld dieser Stellungnahme und deren Diskussion im Präsidium und im Senatsausschuss für Strategische Vorhaben (SAS) hatte der Präsident die Sprecher der Sektionen der Leibniz-Gemeinschaft gebeten, anhand von Leitfragen und vor dem Hintergrund der angemeldeten Vorhaben das Thema Neuaufnahmen und strategische Erweiterungen in den Sektionen aus der jeweiligen Perspektive zu diskutieren. Die Positionen der Sektionen sind in die Stellungnahme eingeflossen. Primat der Qualität Leibniz-Einrichtungen sind der wissenschaftlichen Exzellenz verpflichtet. Daher ist das etablierte, unabhängige Evaluierungsverfahren der Leibniz-Gemeinschaft von höchster Bedeutung. Und das Primat der Qualität muss bei allen Entscheidungen, die die Leibniz-Gemeinschaft betreffen, auch zu Neuaufnahmen und Erweiterungen, Berücksichtigung finden. Die Erörterung strategischer Perspektiven vor dem Hintergrund angemeldeter Vorhaben erfordert daher belastbare Informationen über die wissenschaftliche Qualität der konkreten Vorhaben. Kriterien für Neuaufnahmen und Erweiterungen Neuaufnahmen und strategische Erweiterungen müssen einen wissenschaftlichen Mehrwert für die Leibniz-Gemeinschaft und darüber hinaus für das Wissenschaftssystem insgesamt erzeugen. Vor der Konkretisierung thematischer und inhaltlich- - 1 -

strategischer Perspektiven seien daher kurz diejenigen Kriterien angesprochen, die für die Leibniz-Gemeinschaft diesen Mehrwert kennzeichnen. Ein Mehrwert liegt in der Erschließung weiterer, überwiegend komplementärer Forschungsfelder, durch die auch die Forschung bestehender Leibniz-Einrichtungen gestärkt wird. Dies gilt umso mehr, wenn gemeinsam innovative Forschungsfelder erschlossen werden können, um zukünftigen Entwicklungen und Herausforderungen in Wissenschaft, Wirtschaft oder Gesellschaft Rechnung zu tragen. Daher sollte jeweils klar beantwortet werden können, welchen Stellenwert eine aufzunehmende Einrichtung bzw. eine strategische Erweiterung für die Arrondierung und Ergänzung des wissenschaftlichen Profils der Leibniz-Gemeinschaft hat. Neuaufnahmen und strategische Erweiterungen müssen die thematischen Schwerpunkte und Alleinstellungsmerkmale der Leibniz-Gemeinschaft stärken, wie sie in den Sektionsprofilen und besonders in den langfristigen thematischen Orientierungen der strategisch insgesamt bedeutsamen Leibniz-Forschungsverbünde repräsentiert sind. Thematische Singularitäten ohne Anschlussfähigkeit sollten bei Neuaufnahmen ebenso vermieden werden wie thematische Doppelungen ohne wissenschaftssystematische Begründung. Dies gilt insbesondere für die Themenbereiche, bei denen die Leibniz- Gemeinschaft bereits sehr breit aufgestellt ist. Dies vorausgesetzt sollten folgende Kriterien die Bewertung von anstehenden Neuaufnahmen und strategischen Erweiterungen leiten: Wissenschaftliche Exzellenz, fachliche Visibilität und internationale Strahlkraft: Aufzunehmende Institutionen bzw. strategische Erweiterungen zählen zu den international führenden Institutionen im jeweiligen Bereich von Forschung und/oder wissenschaftlicher Forschungsinfrastruktur (darunter die Sammlungen) oder besitzen das deutliche Potential, hierzu in kurzer Zeit aufzuschließen. Passfähigkeit in umfassender Bedeutung: Die aufzunehmenden Institutionen bzw. strategischen Erweiterungen zeichnen sich durch ihre strategisch-thematische und strukturell-institutionelle Anschlussfähigkeit aus. Sie arbeiten mit langfristiger Mission in Themenfeldern von herausragender wissenschaftlicher Bedeutung und mit hoher Relevanz für Gesellschaft, Wirtschaft oder das Leben der Menschen. Sie bearbeiten Themen interdisziplinär und multiperspektivisch und kooperieren mit den Hochschulen. Daher ist die Anschluss- und Integrationsfähigkeit in Leibniz- Kooperationen mit Hochschulen (vor allem Leibniz-WissenschaftsCampi) und das Potential, solche zu initiieren, ein Kriterium. Leibniz-Institute haben in ihrem Selbstverständnis zudem den Anspruch, Wissen in den öffentlichen und politischen Raum zu vermitteln und wissenschaftsbasiert zu beraten. Die einschlägigen Kriterien der Leibniz-Evaluierung sollten bei der Priorisierung sowohl von Neuaufnahmen als auch von strategischen Erweiterungen als Leitkriterien möglichst bereits zu Beginn des Verfahrens herangezogen werden. Neuaufnahmen und strategische Erweiterungen sollen gleichrangig behandelt werden. - 2 -

Für die Erörterung von Neuaufnahmen und strategischen Erweiterungen sollten die finanziellen Randbedingungen vorab klar definiert werden. Aufnahme- und Erweiterungsvorhaben, die primär finanziell motiviert sind, sollten nicht berücksichtigt werden. Thematische Korridore und Perspektiven Für die Leibniz-Gemeinschaft und ihre Mitgliedseinrichtungen ist die gut ausbalancierte und ungehinderte Zusammenarbeit zwischen den Geistes- und Sozialwissenschaften und den Natur-, Lebens- und Technikwissenschaften von herausragender Bedeutung. Die Leibniz-Gemeinschaft bildet für diese ausgewogene Vielfalt der Disziplinen den idealen Rahmen. Die Grundlage ihrer Strategie der selbstorganisierten, kooperativen Wissenschaft, in der die Leibniz-Forschungsverbünde und Leibniz- WissenschaftsCampi zentrale Elemente sind, ist die Nutzung ihrer disziplinären Vielfalt für inter- und transdisziplinäre Kooperationen zur Bearbeitung übergreifender Fragestellungen. In ihren Sektionen hat die Leibniz-Gemeinschaft erstmals 2011 einen umfassenden Prozess der thematischen und inhaltlich-strategischen Profilierung durchlaufen. Die fünf Sektionen haben darin ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte in den nachfolgend genannten Bereichen definiert und diese anlässlich der aktuellen Diskussion über Neuaufnahmen, strategische Erweiterungen und deren Kriterien bekräftigt: Die Sektion A der Geisteswissenschaften und Bildungsforschung in den Bereichen Bildungswissenschaften, Forschungsmuseen und Kultur- und Geschichtswissenschaften; die Sektion B der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und Raumwissenschaften in den Bereichen wirtschaftliche und räumliche Entwicklung, demokratische Teilhabe und soziale Integration; die Sektion C der Lebenswissenschaften im Bereich Gesundheitsforschung mit den Schwerpunktthemen Lebensstil, Umwelt und gesundes Altern, Infektion und Entzündung sowie Wirkstoffe und Biotechnologie und im Bereich Biodiversitätsforschung; die Sektion D der Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften in den Bereichen Licht, Materialien und Modelle; die Sektion E der Umweltwissenschaften in den Bereichen Umwelt und nachhaltige Entwicklung. Die Profile der Sektionen sind veröffentlicht; die Texte finden sich unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/organisation/sektionen. Unter Wahrung einer guten Balance zwischen den Geistes- und Sozialwissenschaften und den Natur-, Lebens- und Technikwissenschaften und der Berücksichtigung der bisherigen Schwerpunkte (Stärken stärken) ist ein Ausbau des Portfolios in komplementären Feldern wünschenswert. - 3 -

Die vertieften strategischen Diskussionen der Sektionen und des Präsidiums im Jahr 2015 werden sich mit der Frage befassen, wie eine substantielle und umfassende Stärkung der Leibniz-Gemeinschaft bei der Erschließung innovativer Forschungsfelder und dem konsequenten Ausbau ihres selbstorganisierten Systems der inter- und transdisziplinären Forschungskooperation insbesondere in den Leibniz- Forschungsverbünden und Leibniz-WissenschaftsCampi erfolgen könnte. In der derzeitigen wissenschaftlichen Vorausschau der Sektionen ergeben sich vorläufig unter konsequenter Beibehaltung der bisherigen Schwerpunkte Verstärkungen und vertiefte Kooperationen insbesondere a) in den fachübergreifenden Materialwissenschaften, b) in der Informatik und ihren disziplinären Ausprägungen (z.b. Bio-Informatik) sowie den Informations- und Kommunikationstechnologien (einschließlich den interdisziplinären Anwendungen in den Sozial- und Geisteswissenschaften) und c) in den Bio- und Lebenswissenschaften, hier insbesondere Meereswissenschaften, Gesundheitsforschung und Biodiversität. d) Mit den über die Sektionen A und B verteilten Instituten der Bildungsforschung, die sich alle im Leibniz-Forschungsverbund Bildungspotenziale zusammengeschlossen haben, verfügt die Leibniz-Gemeinschaft über ein breites Portfolio in den Bildungswissenschaften, das durch gezielte Vorhaben ergänzt und weiter gestärkt werden könnte, etwa in der Hochschul- und Wissenschaftsforschung. Zum Aufnahmeprozess 2017 Hinsichtlich der aktuell für den Aufnahmeprozess 2017 von der GWK genannten Felder, auf denen Anträge auf Neuaufnahmen und strategische Erweiterungen vorliegen, seien ohne weiterführende Erwägungen präjudizieren zu wollen einige thematisch-strategische Aspekte in der erbetenen Abstraktion genannt: Die Leibniz-Gemeinschaft verfügt innerhalb der in den Sektionen A und B vertretenen Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften über einen kultur- und zeithistorischen Schwerpunkt, eine sichtbare Ausprägung der Ostmitteleuropaforschung sowie profilierte Sprachwissenschaften und Regionalstudien. Bei Entscheidungen über einen weiteren Ausbau dieser thematischen Bereiche hält die Leibniz-Gemeinschaft eine differenzierte Abwägung der Aspekte von Komplementarität, Doppelung, Clusterbildung und übergreifender Synergie für notwendig. Die Vorhaben müssen in die Mehrdimensionalität der Leibniz-Forschung passen und unter den Gesichtspunkten der gesellschaftlichen Relevanz, der Aktualität und Zukunftsorientierung sowie der Originalität der Forschung überzeugen. Bei größeren, in sich eher heterogenen Aufnahmevorhaben könnten sich bei einer differenzierenden Betrachtung Hinweise für die Aufnahme einzelner Teilbereiche, eventuell auch als Erweiterungsvorhaben, ergeben. In der sammlungsbasierten Forschung und in der Biodiversitätsforschung liegen gewichtige wissenschaftliche Schwerpunkte der Leibniz-Gemeinschaft. Die Stärkung dieser Gebiete würde ihr Profil schärfen und ein Alleinstellungsmerkmal weiter aus- - 4 -

bilden. Mittel- und langfristig wäre unter Berücksichtigung von Aspekten der Komplementarität und Arrondierung die Aufnahme weiterer Sammlungen denkbar, die aber von besonders hoher wissenschaftlicher Bedeutung sein müssen. Dies könnte auch zusätzliche Synergien schaffen und die wissenschaftspolitische Gewichtung der dringend notwendigen Vorhaben zur physischen Sicherung und Digitalisierung der Sammlungen verstärken. Die Forschungsinfrastrukturen bilden ein profilgebendes Element der Leibniz- Gemeinschaft. In den Sozial-, Wirtschafts- und Bildungswissenschaften verfügen einige Institute der Leibniz-Gemeinschaft über besondere Kompetenz in der Durchführung von langfristigen Surveys und Panels, der Aufbereitung und Bereitstellung der damit generierten Daten und der Forschung auf deren Grundlage auch in anderen als den sozialwissenschaftlichen Disziplinen. Eine Stärkung in diesem Bereich wird deshalb befürwortet. Die gemeinsame Durchführung einzelner Langzeitstudien durch kooperierende Institute könnte dabei zu wünschenswerten Synergieeffekten und höherer Kosteneffizienz führen. Zu Aspekten einer Weiterentwicklung des Verfahrens Das Primat der Qualität würde deren einheitliche (Vor-)Prüfung zu Beginn des Prozesses für Neuaufnahmen und strategische Erweiterungen nahelegen. Hierbei könnte die GWK auch auf das bestens geeignete, unabhängige Evaluierungsverfahren des Senats der Leibniz-Gemeinschaft zurückgreifen. Zur langfristigen, strategisch orientierten Weiterentwicklung der Leibniz- Gemeinschaft wäre eine mehrjährige Betrachtung und Planung von potentiellen Neuaufnahmen und großen Erweiterungen angemessen und wünschenswert. Damit könnten diejenigen Einrichtungen leichter identifiziert und priorisiert werden, die eine Stärkung der Leibniz-Gemeinschaft ermöglichen. Ein Planungshorizont von drei bis fünf Jahren erscheint dabei auch mit Blick auf die dank des Pakts für Forschung und Innovation III gesicherten Rahmenbedingungen sinnvoll. Im kontinuierlichen Strategieprozess der Leibniz-Gemeinschaft werden weitere thematische Korridore, Prioritäten und Kriterien zunächst unabhängig von konkreten Aufnahmevorhaben entwickelt. Diese wird die Leibniz-Gemeinschaft bei ihren Stellungnahmen zur Passung von konkreten Aufnahmekandidaten im Rahmen des von der GWK beschlossenen Verfahrens berücksichtigen. Mit Blick auf das Initiativrecht der Länder und des Bundes bei der Aufnahme in die gemeinsame Förderung könnten aus dem Strategieprozess gleichzeitig zusätzliche Aspekte und ergänzende Perspektiven erwachsen, die die Länder und der Bund bei Neuaufnahmen und Erweiterungen in ihren jeweiligen wissenschaftspolitischen Schwerpunktsetzungen berücksichtigen können. - 5 -