Auswirkungen des Klimawandels auf Deutschland/Bayern Hartmut Graßl Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg Vortrag anlässlich der Veranstaltung Integriertes Wassermanagement für den Bayerischen Wald Hochschule Deggendorf 17. April 2008 Dringlichkeit des Klimaschutzes Der Gehalt des zweitwichtigsten Treibhausgases der Erdatmosphäre (CO 2 ) liegt schon jetzt um 25% über dem höchsten Wert der vergangenen 750 000 Jahre. Die Zunahmerate für CO 2 beträgt im Mittel 0,5% pro Jahr. Zur Stabilisierung der Konzentration ist mindestens Halbierung der Emissionen nötig. Ohne Klimaschutz brächte das 21. Jahrhundert mit mindestens 2 o C Erwärmung ein Klima, das der Mensch noch nie erlebt hat. Die starke Beschleunigung des Temperaturanstieges gegenüber raschen globalen natürlichen Klimaänderungen ist das Hauptproblem, weil es die Anpassung naturnaher Ökosysteme nicht erlaubt. Bei Erwärmung um 1,5 bis 3,0 o C schmilzt grönländisches Eis wesentlich ab. Die Änderung bis 2030 ist fast unabhängig von der Klimapolitik, weil sie wegen Trägheit des Klimasystems vorprogrammiert ist. 1
IPCC4 WG1, 2007 2
IPCC 4, 2007.1 Abb. 16: Prozentuale Änderungen von jährlichen Extremniederschlägen in Szenario A1B; jährlicher Extremniederschlag definiert als maximale Niederschlagsmenge in 5-Tages- Zeitraum innerhalb eines Jahres; dargestellt ist prozentuale Änderung der 30-jährigen Mittelwerte im Zeitraum 2071-2100 bezogen auf Mittelwerte der Jahre 1961-1990 3
Abb. 17: Prozentuale Änderungen vom maximalen Trockenperioden im Szenario A1B; maximale Trockenperiode definiert als maximale Anzahl von aufeinander folgenden Tagen innerhalb eines Jahres mit täglicher Niederschlagsmenge unterhalb eines Schwellwertes von 1mm; dargestellt ist prozentuale Änderung der 30-jährigen Mittelwerte im Zeitraum 2071-2100 bezogen auf Mittelwerte der Jahre 1961-1990 4
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Abbildung: Relative Niederschlagsänderung [%] im Winter (DJF) für den 30 Jahreszeitraum 2071-2100 zur Klimareferenzperiode 1961-1990 links: Originaldaten und rechts: gefilterte Daten (9 Punkte Filter). Darstellung ohne Relaxationszone 6
Existierende Abkommen zum Klimaschutz Völkerrecht: - Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen, UNFCCC - Kioto-Protokoll mit 4 neuen Instrumenten (Emissionshandel, JI, CDM, Senken) EU-Recht: - Europäischer CO 2 -Emissionshandel für Hauptemittenten seit 1/05 Verbindliche und unverbindliche Ziele mit Bedeutung für Bayern EU (3/05): Erwärmung 2 o C über Wert vor der Industrialisierung EU-Rat: -20% CO 2 bis 2020 (9.3.07) 20% Anteil erneuerbarer Energien bis 2020 30 Eckpunkte der Bundesregierung zum Klimaschutz vom 23.8.07 7
Auswirkungen auf die Wassernutzung in Deutschland Eindringen von Salzwasser in Grundwasser in den Küstenregionen stark erhöhter Bewässerungsbedarf (Preise für Wasser) reduzierte Schiffbarkeit vieler Flüsse im Spätsommer und Herbst bei gleichzeitig verringerter Wasserqualität Trinkwasserversorgung verstärkt aus Grundwasser Anlage von Poldern zum Hochwasserschutz veränderte Saisonalität der Wasserkraft Aufgabe vieler weiterer Skigebiete steigende Wasserpreise für alle Nutzungen Folgen für Ökosysteme Klimaänderungen schädigen, ja zerstören bisherige Ökosysteme und schaffen neue, unbekannte Ökosysteme Artenschutz wird dadurch noch viel schwieriger die Ko-Evolution von Natur und Zivilisation gelingt nur bei Erhalt der biologischen Vielfalt, d.h. Klimaschutzpolitik ist auch Basis für den Artenschutz 8
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 9