UNIVERSITÄT KONSTANZ Samstag, 11.04.2015 Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Matrikelnummer: KLAUSUR Einführung in die Volkswirtschaftslehre Datum: Samstag, 11.04.2015 Raum: Audimax et al. Zeit: 11:00 12:30 Uhr Zugelassene Hilfsmittel: nicht programmierbarer Taschenrechner Prüfer: Breyer/Scholl Die Klausur besteht aus zwei Teilen: In Teil I (Textaufgaben) sind alle 4 Aufgaben A - D zu bearbeiten. Jede bearbeitete Aufgabe wird mit maximal 12 Punkten bewertet. In Teil II (Fragebogen) sind alle 6 Aufgaben E1 - E6 zu bearbeiten. Jede Aufgabe besteht aus 4 Aussagen, die richtig (R) oder falsch (F) sein können. Tragen Sie Ihre Antwort in das Lösungsblatt ein, nur dieses wird gewertet. Die Bewertung jeder Aussage erfolgt in der Form, dass ein korrekt angekreuztes R bzw. F mit +1, jedes falsch angekreuzte R bzw. F mit -1, und keine Antwort mit 0 bewertet wird. Die Bewertungen der vier Aussagen werden addiert und ergeben die Punktezahl der Aufgabe. Jede Aufgabe wird im schlechtesten Fall mit 0 Punkten bewertet, selbst wenn Sie mehr falsche als richtige Kreuze gesetzt haben. Die Bearbeitungszeit ist 90 Minuten. Die Klausur wird mit einer positiven Note bewertet, wenn mindestens 32 der 72 möglichen Punkte erreicht werden. Aufgabe Punkte A B C D E Gesamt: Note: 1
Aufgabe A Teil I: Textaufgaben a) Nennen Sie drei Anforderungen, welche ein Markt mit vollständiger Konkurrenz erfüllen muss. Erläutern Sie in diesem Zusammenhang den Begriff des Mengenanpassers. b) Ein landwirtschaftliches Unternehmen, welches in einem Markt mit vollständiger Konkurrenz Weizen produziert, besitzt die folgende Kostenfunktion, wobei Q die 2 Menge des produzierten Gutes bezeichnet: KQ ( ) = 12 + 3 Q. b1) Wie lautet die Bedingung für die gewinnmaximale Verkaufsmenge allgemein? Begründen Sie diese Bedingung ökonomisch! b2) Berechnen Sie die Angebotsfunktion an Weizen für das beschriebene Unternehmen. b3) Berechnen Sie den maximalen Gewinn des Unternehmens bei einem Marktpreis von 6 Euro je Tonne b4) Wie verhält sich das Unternehmen bei diesem Preis auf lange Sicht? Begründen Sie Ihre Antwort. (4 Punkte) (3 Punkte) (2 Punkte) (2 Punkte) (1 Punkte) 2
3
4
5
Aufgabe B Teil I: Textaufgaben Der Markt für Teekannen lässt sich durch folgende Funktionen charakterisieren: S D Q ( PP) = 2 PP, Q ( KP) = 12 KP (PP = Produzentenpreis, KP = Konsumentenpreis) a) Berechnen Sie die Gleichgewichtsmenge und den Gleichgewichtspreis. (2 Punkte) b) Um einen neuen Bahnhof zu finanzieren, erhebt die Regierung nun eine Steuer T in Höhe von 3 Geldeinheiten auf die Nachfrage nach Teekannen. 1. Wie viel müssen die Konsumenten nun für eine Teekanne bezahlen, und wie viel erhält ein Verkäufer pro Kanne? 2. Welche Menge an Teekannen wird verkauft und wie hoch ist das Steueraufkommen? c) Zeichnen Sie in untenstehendes Preis-Mengen-Diagramm die Angebots- und Nachfragefunktion ein. Kennzeichnen Sie außerdem die Produzentenrente, die Konsumentenrente, das Steueraufkommen und den Nettowohlfahrtsverlust nach Einführung der Steuer. Wie hat sich die Gesamtrente durch die Steuer verändert? d) Da der Bahnhof sich weiter verteuert hat, prüft die Regierung die Erhöhung der Steuer auf T=6 oder T=12 Geldeinheiten. Prüfen Sie zeichnerisch oder rechnerisch, ob sich dadurch das Steueraufkommen erhöhen lässt. Kommentieren Sie Ihr Ergebnis. (2 Punkte) (1 Punkt) (4 Punkte) (3 Punkte) 6
7
8
9
10
11
Aufgabe C Teil I: Textaufgaben Das Statistische Bundesamt hat für Deutschland folgende Daten erfasst: Jahr Nominales BIP in Mrd. Reales BIP in Mrd. (Basisjahr 2010) BIP-Deflator (2010 = 100) Verbraucherpreisindex (2010=100) 2012 2749,90 2680,23 104,1 2,01 2013 2685,97 104,8 105,7 Inflationsrate auf Basis des Verbraucherpreisindex in % a) Definieren Sie verbal den Begriff Bruttoinlandsprodukt BIP. (2 Punkte) b) Was misst der BIP-Deflator? (1 Punkt) c) Berechnen Sie den BIP-Deflator für das Jahr 2012. (1 Punkt) d) Berechnen Sie das nominale BIP für das Jahr 2013. (1 Punkt) e) Was misst der Verbraucherpreisindex? Erläutern Sie knapp, wie der Verbraucherpreisindex berechnet wird. f) Berechnen Sie die jährliche Inflationsrate auf Basis des Verbraucherpreisindex für das Jahr 2013. g) Erläutern Sie drei mögliche Gründe, warum der Verbraucherpreisindex höher als der BIP-Deflator sein kann. (3 Punkte) (1 Punkt) (3 Punkte) 12
13
14
15
Aufgabe D Teil I: Textaufgaben Betrachten Sie eine geschlossene Volkswirtschaft. a) Stellen Sie die Gleichung für das BIP von der Verwendungsseite her auf und erläutern Sie kurz die Komponenten. Nehmen Sie an, dass der private Konsum C abhängig vom verfügbaren Einkommen Y ist: a C= C + cy ( T). T (2 Punkte) a c > 0 bezeichnet die marginale Konsumneigung während C > 0 den autonomen Konsum darstellt. T sind die Steuern. b) Erläutern Sie den Multiplikatoreffekt der Fiskalpolitik. (2 Punkte) c) Geben Sie die Formeln für den Staatsausgabenmultiplikator und den Steuermultiplikator an. Aufgrund der hohen Verschuldung möchte nun der Staat sein Budgetdefizit entweder durch eine Senkung der Staatsausgaben oder durch eine Erhöhung der Steuern verringern. Nehmen Sie an, dass es keine Verdrängung der Privatnachfrage durch Staatsnachfrage gibt und die marginale Konsumneigung 4/5 beträgt. d) Bestimmen Sie die Gesamtänderung der aggregierten Nachfrage, wenn der Staat die Staatsausgaben G um 50 Mrd. Euro senkt. e) Bestimmen Sie die Gesamtänderung der aggregierten Nachfrage, wenn der Staat die Steuern T um 50 Mrd. Euro erhöht. f) Vergleichen Sie Ihre Ergebnisse aus den Teilaufgaben d) und e). Welche Fiskalpolitik würden Sie aufgrund Ihrer Berechnungen empfehlen? g) Wie könnten sich Ihre Resultate und Ihr Fazit aus den Teilaufgaben d), e) und f) qualitativ ändern, wenn Sie mögliche Verdrängungseffekte der Privatnachfrage durch Staatsnachfrage berücksichtigen? Erläutern Sie Ihre Antwort kurz. (3 Punkte) (1 Punkt) (1 Punkt) (1 Punkt) (2 Punkte) 16
17
18
19
Teil II: Fragebogen-Aufgaben Aufgabenblock E Jede der folgenden Aufgaben E1 bis E6 enthält 4 Aussagen a) bis d), von denen jede einzelne richtig (R) oder falsch (F) sein kann. Wenn Sie Ihre Lösung gefunden haben, tragen Sie sie in das Lösungsblatt ein, nur dieses wird ausgewertet. Jedes korrekt gesetzte Kreuz ergibt +1, jedes falsch gesetzte -1, und keine Antwort 0 Wertungspunkte. Jede Aufgabe wird im schlechtesten Fall mit null Punkten bewertet. Aufgabe E1 Tradeland sei eine kleine, offene Volkswirtschaft mit einem handelbaren Gut (Weizen) sowie einer steigenden inländischen Angebots- und fallenden inländischen Nachfragekurve für Weizen. a) Sowohl Produzenten als auch Konsumenten in Tradeland profitieren von einem freien Außenhandel. b) Wenn der Weizenpreis auf dem Weltmarkt vor der Marktöffnung höher ist als in Tradeland, so wird Tradeland nach der Marktöffnung Weizen exportieren. c) Wenn Außenhandel mit Weizen zustande kommt, erzielt Tradeland immer einen Wohlfahrtsgewinn. d) Wird Weizen importiert, so erhöht ein Importzoll die Produzentenrente im Vergleich zu einer Situation mit freiem Handel. Aufgabe E2 a) Bei monopolistischer Konkurrenz liegt der Gleichgewichtspreis oberhalb der Grenzkosten. b) Bei monopolistischer Konkurrenz können die einzelnen Firmen im langfristigen Gleichgewicht einen positiven Gewinn erzielen. c) Bei monopolistischer Konkurrenz produziert jede Firma weniger als in der langfristig optimalen Betriebsgröße. d) Bei monopolistischer Konkurrenz stellen die Firmen differenzierte Produkte her. Aufgabe E3 a) Die Preiselastizität der Nachfrage ist ein Maß für die Reagibilität der Nachfrage nach einem Gut auf Änderungen des Preises dieses Gutes. b) Die Nachfrage ist umso elastischer, je enger die Substitute sind. c) Lautet die Nachfragefunktion Q= 12 P, so ist die Nachfrage zum Preis P = 9 unelastisch. d) Wenn eine Einkommenselastizität von 0,7 ermittelt wird, handelt es sich um ein inferiores Gut. 20
Aufgabe E4 a) Der Effizienzlohn liegt stets unter dem Gleichgewichtslohn und maximiert den Gewinn und die Produzentenrente. b) Kurzfristige konjunkturelle Auf- und Abschwünge beeinflussen die natürliche Arbeitslosigkeit nicht. c) Wenn im Produktionsprozess Kapital je Arbeitskraft durch abnehmende Grenzerträge charakterisiert ist, dann führt eine dauerhafte Erhöhung der Investitionsquote zu einem langfristigen höheren Wirtschaftswachstum. d) Der Brain Drain Effekt wirkt sich beeinträchtigend auf die Arbeitsproduktivität in armen Ländern aus. Aufgabe E5 a) Gemäß der Quantitätstheorie des Geldes reduziert Inflation die reale Kaufkraft der Bevölkerung. b) Wenn die EZB einen Ankauf von Wertpapieren am offenen Markt in Höhe von 5 Mio. durchführt und der Mindestreservesatz 2 % beträgt, dann steigt laut Geldschöpfungsmultiplikator die Geldmenge maximal um 250 Mio.. c) Die Quantitätstheorie des Geldes basiert auf der Annahme, dass die Geldnachfrage steigt, wenn das Preisniveau steigt. d) Wenn der nominale Wechselkurs Yen pro Euro steigt und die Preisniveaus in Deutschland und Japan unverändert bleiben, dann werden deutsche Güter relativ zu den japanischen teurer. Aufgabe E6 a) Der Pigou-Vermögenseffekt dient zur Begründung eines negativen Zusammenhangs zwischen dem privaten Konsum und dem Preisniveau. b) Gemäß der Theorie der Liquiditätspräferenz kann die Zentralbank durch ihre Geldpolitik die aggregierte Nachfrage nicht beeinflussen. c) In der Keynesianischen makroökonomischen Theorie bestimmt das Geldmarktgleichgewicht das kurzfristige Preisniveau. d) Stagflation bezeichnet eine Stagnation des BIP mit gleichzeitiger Inflation. 21