Wissenschaftliche Datenlage zum Zusammenhang obstruktiver Atemwegserkrankungen (Asthma) und der Exposition zu Reinigungsmitteln

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Transkript:

Wissenschaftliche Datenlage zum Zusammenhang obstruktiver Atemwegserkrankungen (Asthma) und der Exposition zu Reinigungsmitteln Positionspapier der Europäischen Akademie für Allergie und klinische Immunologie Asthma and exposure to cleaning products - a European Academy of Allergy and Clinical Immunology task force consensus statement. A. Siracusa, F. De Blay, I. Folletti, G. Moscato, M. Olivieri, S. Quirce, M. Raulf-Heimsoth, J. Sastre, S. M. Tarlo, J. Walusiak-Skorupa, et al. Allergy. 2013 Dec; 68(12): 1532 1545. Published online 2013 Oct 16. doi: 10.1111/all.12279 Christian Eisenhawer Fachgespräch Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung, Frankfurt am Main, 25.09.2018 Hintergrund Beruflich assoziiertes Asthma (i.s. Entstehung oder Verschlimmerung) in Europa: 10%-25% Reiniger stellen eine große Berufsgruppe dar (bei 40% der Frauen zusätzliche häusliche Verwendung von Reinigern) Assoziation Reiniger-Exposition und Atemwegseffekte über irritative und sensibilisierende Mechanismen ist anzunehmen. Zusammenhänge werden im medizinischen Alltag häufig nicht erkannt. Notwendigkeit effektiver präventiver Maßnahmen Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 2 1

Ziel des Positionspapiers der European Academy of Allergy and Clinical Immunology (EAACI) Zusammenstellung und Bewertung der derzeit aktuellen wissenschaftlichen Literatur Erarbeitung von Empfehlungen für Maßnahmen der Prävention Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 3 Methode EAACI task force unter Beteiligung des IPA (Expertenkreis aus Allergologen, Pneumologen, Arbeitsmedizinern und Epidemiologen) MEDLINE Recherche der wissenschaftlichen Literatur 1976-2012 Eingeschlossen Professionelle und häusliche Reinigungsarbeiten Erarbeitung eines interdisziplinären Konsensus Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 4 2

Europäische Studien Kogevinas et al., Am J Respir Crit Care Med, 1996 Erhöhtes Asthma-Risiko bei Reinigern (OR: 2,20) Karjalainen et al. (Eur Respir J, 2002) Relatives Risiko von Reinigungspersonal = 1,5, Höchstes Risiko in metallverarbeitenden Betrieben (RR 2,5) und Nahrungsmittelbranche (RR 2,2) Nur 1% von 2414 Fällen als occupational asthma registriert. Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 5 Europäische Studien Paris et al., Occup Environ Med, 2012: Berufsbedingtes Asthma allgemein rückläufig. Signifikante Zunahme nur bei Reinigern basierend auf quartären Ammoniumverbindungen (p= 0,003) Im Gesundheitssektor Zunahme bei Verwendung quartärer Ammoniumverbindungen, Fälle durch Aldehyde und Latex rückläufig. Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 6 3

Europäische Studien Oriols et al., Am J Ind Med, 2010 Zusammenhang Asthma mit Reinigungsmitteln in 5% der Fälle mit arbeitsbezogenem Asthma. Fälle mit Inhalationstraumata (n=46) in 26% bei Verwendung von Reinigern. McDonald et al., Am J Ind Med, 2010 Berufsbedingte Atemwegserkrankungen allgemein rückläufig Reiniger-assoziierte Atemwegserkrankungen gehörten zu den drei häufigsten Auslösern (Glutaraldehyd als möglicher Auslöser identifiziert) Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 7 Nordamerikanische Studien Reinisch et al., Am J Ind Med, 2001 In 3,4% der beruflich bed. Asthma-Fälle bestand Exposition zu Reinigern Rosenman et al., Occup Environ Med, 2003 In 12% der Fälle mit berufsbedingtem Asthma (n= 1915) Assoziation zur Verwendung von Reinigern bestätigt. Als Reinigungsmittel wurden Bleichmittel, Ammoniak, Säuren und Desinfektionsmittel (Aldehyde, quartäre Ammoniumverbindungen) identifiziert. Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 8 4

Nordamerikanische Studien Cherry et al., Am J Ind Med, 2009 Erhöhtes Risiko für männliches Reinigungspersonal (OR 1.9, 95% CI 1.3-2.7) Tätigkeiten: Wachsen/Bohnern von Böden, Reinigen von Teppichböden, Oberflächenbehandlung von Möbeln (Öle), Fliesen- und Fugenreinigung. Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 9 Case reports Zahlreiche Fallberichte der letzten 30 Jahre berichten über Reinigerassoziiertes Asthma. Die Diagnose basierte auf Beschwerdeanamnese, Lungenfunktion, unspezifischen/spezifischen inhalativen Provokationstests und Pricktests. Spezifische Agenzien: Chloramin-T, quartäre Ammoniumverbindungen, Ethanolamin, Ethylendiamintetraessigsäure, Spülmaschinenreiniger/Bleichmittel, Enzyme. Zusätzlich Fälle mit akutem Inhalationstrauma. Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 10 5

Epidemiologie Zusammenfassung Fall-Kontrollstudien weisen auf einen Anstieg des beruflich bedingten Asthma-Risikos von 50-100% in den letzten 2 Jahrzehnten hin. Die Verwendung von Reinigern ist mit erhöhtem Asthma-Risiko verbunden. Angaben zu Reiniger- assoziiertem Asthma schwanken zwischen 3,4% - 12% der ermittelten beruflich bedingten Asthma-Fälle Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 11 Epidemiologie-offene Fragen Nur wenige Studien zu berufsbedingtem Asthma. Definition Reinigungsarbeiten und Definition Asthma sind nicht konsistent Berufliche und individuelle Confounder/Koexpositionen sind schwierig zu bewerten. Confounder Exposition Asthma Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 12 6

Exposition Zusammenfassung Assoziation zu Asthmasymptomen/Exacerbationen: Sprays, Bleichmittel, Wachse, Desinfektionsmittel, Ammoniak und akute inhalative Spitzen-Expositionen. Statistisch signifikanter Zusammenhang: Quartäre Ammoniumverbindungen Begründeter Verdacht ohne ausreichende wissenschaftliche Evidenz: Chloramin-T, Ethanolamin, Ethylendiamintetraessigsäure, Aldehyde und Enzyme Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 13 Exposition offene Fragen Identifizierung spezifischer Expositionen ist Voraussetzung für Erarbeitung von Präventionsmaßnahmen. Keine validen Daten für quantitative Expositionserfassung Große Bandbreite unterschiedlicher Reinigungsmittel. Komplexe Mischungen von Chemikalien unterschiedlicher Zusammensetzung und physiko-chemischen Eigenschaften Unterschiedliche Art und Frequenz des Einsatzes Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 14 7

Pathomechanismus In den meisten Fällen weitgehend unklar. Überwiegend irritative Wirkung auf die Atemwege aber auch Sensibilisierungen über einen immunologischen Mechanismus sowie neuro-immunologische Effekte. Schädigung des bronchialen Epithels proinflammatorischem Effekt Begünstigung einer Atemwegs-Sensibilisierung Verschlimmerung Entzündung von Nervenendigungen eines vorbestehenden Asthma Erhöhte Lungenpermeabilität Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 15 Pathomechanismus Zusätzliche Ko-Expositionen am Arbeitsplatz Innenraum-Allergene (Hausstaubmilben, Schimmelpilze) Berufliche Gefahrstoffe (Allergene, Stäube, Irritanzien) Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 16 8

Pathomechanismus Reiniger-Inhaltstoffe mit sensibilisierendem Potential Quartäre Ammoniumverbindungen (Benzalkoniumchlorid), Amine Aldehyde Duftstoffe IgE-vermittelte Sensibilisierung nachgewiesen nur für Chloramin-T und Enzyme, für andere Inhaltstoffe wird ein nicht-ige-vermittelter Mechanismus vermutet. Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 17 Bewertung der Exposition Studien zu quantitativer Erfassung stark limitiert Große Bandbreite von Reinigungsprodukten Komplexe Mischungen von Chemikalien Unterschiedliche Art-(Sprühen, Wischen) und Frequenz des Einsatzes in Abhängigkeit von der Tätigkeit. Unterschiedliche Arbeitsumgebung Unzureichende Messverfahren Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 18 9

Exposition Vermeidung Erste Ansätze / erforderliche Maßnahmen Gepuderte Latexhandschuhe sind überwiegend durch latexfreie Produkte ersetzt. Glutaraldehyd wird zum Teil durch das weniger schädliche ortho-phthalaldehyd ersetzt. Wischverfahren ist wenn möglich Sprühverfahren vorzuziehen. Information und Beachtung der Mengenbegrenzung Verbesserte Technische und persönliche Schutzmaßnahmen Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 19 Zusammenfassung Asthma kann mit beruflicher und häuslicher Verwendung von Reinigern assoziiert sein. Reiniger haben eine überwiegend irritative Wirkung auf die Atemwege. Sensibilisierungen über einen immunologischen Mechanismus sind möglich. Reinigen ist eine überwiegend weibliche Domäne. Bleichmittel, Ammoniak, Desinfektionsmittel wie Chloramin-T, quartäre Ammoniumverbindungen und Ethanolamin sowie bestimmte Arbeitsbereiche und Anwendungsarten konnten als bes. Risiko identifiziert werden. Veröffentlichungen insbesondere zur qualitativen und quantitativen Expositionserfassung sind limitiert. Evidenzbasierte Empfehlungen sind derzeit nicht möglich. Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 20 10

Vorschläge der EAACI zur Prävention Reinigungsmittel, die Asthma hervorrufen oder bestehendes Asthma verschlimmern können, sollten durch nicht gesundheitsschädliche Produkte ersetzt werden. Schulung von Betrieben, Verbrauchern und öffentlichen Interessengruppen (Gesundheitsgefährdungen, Art und Menge der Anwendung, Schutzmaßnahmen) in verständlicher Sprache. Aufklärungskampagne in Medien, die die Zielpersonen (Reiniger) erreichen. Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 21 Vorschläge der EAACI zur Prävention Produkte sollen entsprechend der Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen (CLP) besser gekennzeichnet werden. Verbesserung der Zusammenarbeit verschiedener Fachgesellschaften auch gemeinsam mit Bereichen der Regulation (u.a. REACH) Forschungsbedarf: Es sind Studien notwendig, die zu einem besseren Verständnis über Wirkung von Reinigungsmitteln beitragen und helfen, Risikofaktoren detaillierter zu evaluieren. Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 22 11

Neue Studien seit 2013 gibt es neue Erkenntnisse? Erweiterte Erkenntnisse zum Pathomechanismus. Weiterhin offene Fragen zur Kausalität. Derzeitige Bedeutung für BK schwierig einzuschätzen. Wichtiges Thema aus Sicht der Prävention. Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 23 Update on asthma and cleaning agents Folletti I, Siracusa A, Paolocci G.. Curr Opin Allergy Clin Immunol. 2017 Apr;17(2):90-95. Erweiterte Erkenntnisse des Pathomechanismus Die Verwendung von Bleichmitteln war assoziiert mit Anstieg der Neutrophilen Granulozyten. Für Benzalkoniumchlorid konnte eine spezifische Immunreaktion mit spez. IgE und eosinophiler Entzündung identifiziert werden Untersuchung weiterer Biomarker durch nicht-invasiven Methoden (Atemluft und Atemkondensat) Identifizierung von Gen-Sequenzen, die am Mechanismus der Asthma-Entstehung beteiligt sein können eröffnen möglicherweise neue Erkenntnisse der individuellen Suszeptibilität. Zusätzliche Faktoren können schlechte psychosoziale Arbeitsbedingungen und Stressinduzierte inflammatorische Prozesse sein. Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 24 12

Update on asthma and cleaning agents Folletti I, Siracusa A, Paolocci G.. Curr Opin Allergy Clin Immunol. 2017 Apr;17(2):90-95. Diagnostik Die Diagnose Asthma sollte gemäß internationaler Guidelines erfolgen (ATS, ERS). Die Studien sind diesbezüglich heterogen. Da der Pathomechanismus häufig weitgehend unklar ist, ist ein gezielter Einsatz des Biomonitoring schwierig. Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 25 Treffen mit Vertretern der BG Bau im IPA am 25.05.2018 Geringe Anzahl entschiedener Fälle BK 4301/4302 (durchschn. 8 pro Jahr), 2-3 anerkannter Fälle und 1 Fall mit Bezug zu Reinigungsmitteln. Die Beurteilung der Kausalität ist schwierig. Empfehlung: Zunächst Einzelfallbetrachtung unter Analyse der respiratorisch wirksamen Komponenten der beruflich und privat verwendeten Reinigern. Überprüfung der derzeitig verwendeten Reiniger (Abfrage Hersteller) Analyse der praktizierten Expositionsszenarien in unterschiedlichen Bereichen/Gewerben wenn möglich mit Messwerten Etablierung eines Fragebogens in der arbeitsmedizinischen Vorsorge, um Hinweise auf spezielle Gefährdungen zu erhalten. Eisenhawer Gefahrstoffe in der Gebäudereinigung 26 13

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