Auswirkungen der Direktzahlungen auf das Einkommen der Landwirte und auf den Strukturwandel in der deutschen Landwirtschaft

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Transkript:

Auswirkungen der Direktzahlungen auf das Einkommen der Landwirte und auf den Strukturwandel in der deutschen Landwirtschaft Bernhard Forstner und Heiko Hansen Thünen-Institut für Betriebswirtschaft Loccumer Landwirtschaftstagung 8. bis 10. Februar 2019 lucadp/123rf Stock Foto Seite 0

Bericht des Thünen-Instituts aus dem vergangenen Jahr https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn059808.pdf Seite 1

Inhalt 1. Strukturwandel ein vielseitiger Begriff 2. Bedeutung der Direktzahlungen für das landwirtschaftliche Einkommen die Kauf- und Pachtpreise für Boden den landwirtschaftlichen Strukturwandel 3. GAP nach 2020 Vorschläge der Europäischen Kommission größenabhängige Ausgestaltung der Direktzahlungen 4. Schlussfolgerungen und Ausblick Seite 2

1. Strukturwandel ein vielseitiger Begriff Seite 3

Was verstehen wir unter Agrarstruktur? das statistisch erfassbare Verhältnis der technischen, ökonomischen und sozialen Strukturelemente im agraren Bereich, die ihren Ausdruck in der Gesamtheit der Gliederungs- und Beziehungszahlen findet. (Lipinski 1981, S. 134) Seite 4

Was verstehen wir unter Agrarstruktur? Anzahl der landwirtschaftlichen Unternehmen Betriebsgröße Betriebsausrichtung Erwerbsform Rechtsform Produktionsstrukturen Produktionsweisen Organisationsstruktur Eigentumsstruktur Seite 5

Was verstehen wir unter Strukturwandel? Veränderungen in Bezug auf Anzahl der landwirtschaftlichen Unternehmen Betriebsgröße Betriebsausrichtung Erwerbsform Rechtsform Produktionsstrukturen Produktionsweisen Organisationsstruktur Eigentumsstruktur Seite 6

Bestimmungsgründe des Strukturwandels in der Landwirtschaft (I) Erfolgsunterschiedezwischen den landwirtschaftlichen Unternehmen Produktionsfaktoren wandern zum besseren (Land-)Wirt Wirtschaftliche Rahmenbedingungen Lage auf dem Arbeitsmarkt Finanzierungsbedingungen Agrarmärkte (Angebot und Nachfrage, Preisschwankungen) Technische und wissenschaftliche Entwicklungen im mechanischen, biologischen und organisatorischen Bereich Betriebsgrößenunabhängig (z. B. neue Pflanzenschutzmittel) Precision Farming Farming4.0 (Digitalisierung) Betriebsgrößenabhängig und Skaleneffekte (?) Seite 7

Bestimmungsgründe des Strukturwandels in der Landwirtschaft (II) Pfadabhängigkeiten bei der Produktionsstruktur und Betriebsführung Gesellscha>liche Erwartungen Anforderungen des Handels z. B. Tierwohllabel z. B. Absatzvolumen und Qualität Institutionelle Rahmenbedingungen Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) Direktzahlungen Nationale Agrarpolitik (z. B. Agrarsozialpolitik) Ordnungsrecht (Steuerrecht, Bodenrecht, Umweltrecht, Erbrecht) Bildung & Beratung Berufsständische Organisation Seite 8

2. Bedeutung der Direktzahlungen für das landwirtschaftliche Einkommen die Kauf- und Pachtpreise für Boden den landwirtschaftlichen Strukturwandel Seite 9

EU-Agrarförderung und Umsetzung in Deutschland Ziele und Instrumente (2014 bis 2020) 1. Säule: Direktzahlungen Ziele: Einkommenssicherung und -stabilisierung, Ausgleich für höhere Standards innerhalb der EU, Honorierung von gesellschaftlichen Leistungen Basisprämie( ca. 3,01 Mrd. Euro) Greening-Prämie ( ca. 1,45 Mrd. Euro) Umverteilungsprämie( ca. 0,34 Mrd. Euro) Junglandwirteprämie( ca. 0,05 Mrd. Euro) 2. Säule: Förderung der ländlichen Entwicklung Ziele: Wettbewerbsfähige Landwirtschaft, nachhaltige und umweltschonende Bewirtschaftung, Unterstützung der Wirtschaftskraft ländlicher Regionen: Agrarumwelt-und Klimaschutzmaßnahmen, Investitionsförderung, Unterstützung wirtschaftlicher Entwicklungen in ländlichen Gebieten Quelle: BMEL 2019, eigene Darstellung. ca. 4,85 Mrd. Euro jährlich ca. 1,3 Mrd. Euro jährlich Seite 10

Einkommen in den landwirtschaftlichen Betrieben und Bedeutung der Direktzahlungen (Anteil in %) Euro je Arbeitskraft 50000 45000 40000 35000 30000 25000 20000 15000 10000 5000 0 33% Wirtschaftsjahr 2016/17 Wirtschaftsjahr 2017/18 30% Einkommen 51% 50% Insgesamt Ackerbau Gartenbau Weinbau Direktzahlungen 1% 1% 5% 5% 6% Anteil der Direktzahlungen am Einkommen (in %) Dauerkulturen Anmerkungen:Gewinn plus Personalaufwand je Arbeitskraft bzw. Direktzahlungen je Arbeitskraft im Durchschnitt über alle Haupterwerbsbetriebe der Rechtsformen Einzelunternehmen und Personengesellschaften sowie der Juristischen Personen. Quelle: Auswertungen des Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft auf Basis des Testbetriebsnetzes Landwirtschaft. 5% 35% 23% Milchvieh 60% 46% Sonstiger Futterbau 19% 24% Veredlung Seite 11

(Theoretische) Wirkungen der Direktzahlungen Verbesserung der Liquidität und Stabilität landwirtschaftlicher Unternehmen Einkommensstützung Besserer Zugang zu Kapital bzw. bessere Finanzierungsbedingungen Erhöhung der Investitionstätigkeit Erhöhung der Kauf-und Pachtpreise für Boden (Überwälzungseffekt) Verbesserte Ausstiegsoption bei hohen regionalen Kauf-und Pachtpreisen aber auch Mobilitätshemmnis durch Sicherung des Einkommens Wirkung auf den Strukturwandel -?Beschleunigung oder Verlangsamung? Seite 12

Wovon hängt der Überwälzungseffekt ab? Anteil der gepachteten Flächen Dauer der Pachtverträge Informationsasymmetrie Verhandlungsgeschick der Vertragspartner Wettbewerb auf dem regionalen Bodenmarkt Überwälzungseffekt bei Kaufpreisen eher kleiner als bei Pachtpreisen (langfristige Erwartungen und außerlandwirtschaftliche Entwicklungen) Seite 13

Anteil der Pachtflächen an der gesamten LF Hohe Pachtflächenanteile in Deutschland Deutlich rückläufiger Anteil in den ostdeutschen Ländern Anteil in Prozent 95% 90% 85% 80% 75% 70% 65% 60% 55% 50% Nordwest Mitte Süd Ost Insgesamt 2001/02 2002/03 2003/04 2004/05 2005/06 2006/07 2007/08 2008/09 2009/10 2010/11 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16 2016/17 2017/18 Region Nordwest: Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen und Nordrhein-Westfalen; Region Mitte: Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland; Region Süd: Baden-Württemberg und Bayern; Region Ost: Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachen-Anhalt, Sachsen und Thüringen Anmerkungen: Durchschnitt über alle Haupterwerbsbetriebe der Rechtsformen Einzelunternehmen und Personengesellschaften sowie der Juristischen Personen. Mit der Agrarstrukturerhebung im Jahr 2016 wurden die Datenerhebung und die Hochrechnungsfaktoren im Testbetriebsnetz Landwirtschaft aktualisiert. Dieses ist beim Vergleich der Vorjahresergebnisse mit denen der Wirtschaftsjahre ab 2016/17 zu beachten (vgl. BMEL 2018, S. 1). Quelle: Auswertungen des Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft auf Basis des Testbetriebsnetzes Landwirtschaft. Seite 14

Pachtanteile an der gesamten LF Entwicklung nach Betriebsform Pachtflächenanteile im Ackerbau und sonstigen Futterbau am höchsten Starker Rückgang der Pachtflächenanteile in den Ackerbaubetrieben Anteil in Prozent 80% 75% 70% 65% 60% 55% 50% 45% 40% 2001/02 2005/06 2009/10 2013/14 2017/18 Anmerkungen: Durchschnitt über alle Haupterwerbsbetriebe der Rechtsformen Einzelunternehmen und Personengesellschaften sowie der Juristischen Personen. Mit der Agrarstrukturerhebung im Jahr 2016 wurden die Datenerhebung und die Hochrechnungsfaktoren im Testbetriebsnetz Landwirtschaft aktualisiert. Dieses ist beim Vergleich der Vorjahresergebnisse mit denen der Wirtschaftsjahre ab 2016/17 zu beachten (vgl. BMEL 2018, S. 1). Quelle: Auswertungen des Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft auf Basis des Testbetriebsnetzes Landwirtschaft. Seite 15

Wie groß ist der Überwälzungseffekt? Wissenschaftliche Studien belegen, dass die Direktzahlungen (in großem Maße) in den Pachtpreisen kapitalisiert werden. Verminderung der Transfereffizienz von Direktzahlungen Literaturauswertung zeigt Überwälzungsraten von 30 bis 60 % für verschiedene Bundesländer in Deutschland. (Garvert 2017) Überwälzungsrate der entkoppelten Direktzahlungen hat sich im Zeitablauf (2005 bis 2011) von 37 auf 53 % in Bayern erhöht. (Klaiber et al. 2017) Überwälzungsraten von 70 % (Jahr 2010) bis 94 % (Jahr 2013) bei den Pachtpreisen für Grünland in den alten Bundesländern. (Hennig, Breustedt 2017) Kaufpreise für Boden werden durch Direktzahlungen beeinflusst: Verringerung der Direktzahlungen um 50 Euro/ha ließe die Bodenpreise (Jahr 2007) in Bayern um 849 Euro/ha sinken. (Feichtinger und Salhofer 2013) Seite 16

Einflussfaktoren auf die Kauf- und Pachtpreise für Boden? Direktzahlungen Ertragslage Flächenbedarf außerhalb der Landwirtschaft Viehdichte Wertschöpfung je Hektar Arrondierung des Betriebs Seite 17

3. GAP nach 2020 Legislativvorschläge der Europäischen Kommission Größenabhängige Ausgestaltung der Direktzahlungen Seite 18

Legislativvorschläge zur GAP nach 2020 Beibehaltung der 1. und 2. Säule Angleichung der Höhe der Direktzahlungenzwischen den Mitgliedstaaten Erarbeitung von nationalen Strategieplänendurch die Mitgliedstaaten Grundlage für die nationale Förderstrategie Umfassendere Bedingungen für den Erhalt der Direktzahlungen (Konditionalität) in den Bereichen Umwelt-, Klima- und Tierschutz Öko-Regelungen( eco-schemes ) zur Förderung von Umwelt-und Klimaschutz (freiwillig und einjährig) sind verpflichtend in der 1. Säule anzubieten Direktzahlungen (entkoppelt und gekoppelt) bleiben zentrales Element zur Einkommenssicherung der Landwirte Kürzung der Direktzahlungen und Einführung einer Obergrenze Quelle: COM (2018) 392 final, eigene Darstellung. Seite 19

Zukünftige Ausgestaltung der Direktzahlungen? Kürzung der Direktzahlungen gemäß der Legislativvorschläge der Europäischen Kommission vom 1. Juli 2018 60 000 bis 75 000 Euro: Kürzung des Betrags über 60 000 Euro um 25 % 75 000 bis 90 000 Euro: Kürzung des Betrags über 75 000 Euro um 50 % 90 000 bis 100 000 Euro: Kürzung des Betrags über 90 000 Euro um 75 % über 100 000 Euro: Kürzung des Betrags über 100 000 Euro um 100 % Abzug der LohnkostenundLohnansätzefür nicht entlohnte Arbeitskräfte von der Summe der Direktzahlungen. Seite 20

Anteil der betroffenen Betriebe in Deutschland bei einer Umsetzung der Legislativvorschläge Wenige Betriebe dürften von der vorgeschlagenen Kürzung betroffen sein Anteile in den ostdeutschen Ländern erwartungsgemäß höher 15,24% 13,00% 10,27% 5,60% 1,00% 1,10% 0,57% 0,11% 0,07% 2,54% DE SH NI NW BY BB MV SN ST TH Anmerkungen: Der Stichprobenumfang der Analyse beträgt 75 592 Betriebe (hochgerechnet 272 348 Betriebe). Quelle: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, allgemeine Agrarstrukturerhebung, 2016, eigene Berechnungen. Seite 21

Anpassungsreaktionen der Betriebe dürften die ohnehin schon marginale Wirkung der vorgeschlagenen Kürzung der Direktzahlungen weiter verringern: Betriebsteilungen bis zum notwendigen Maß Erhöhte Angaben bei den nicht entlohnten (Familien-)Arbeitskräfte Anhebung der (Fremd-)Löhne in Unternehmen zulasten der Gewinnanteile Zuordnung von Arbeitskräften zum landwirtschaftliche Betrieb bei Existenz von mehreren (Teil-)Betrieben Seite 22

4. Schlussfolgerungen und Ausblick Seite 23

Schlussfolgerungen Positive Wirkungen der Direktzahlungen auf das Einkommen landwirtschaftlicher Betriebe (Erhöhung und Stabilisierung). Unterschiede nach Größe, Betriebsform und Pachtanteil Überwälzung der Direktzahlungen vom Pächter auf die Verpächter und dadurch Verringerung der Transfereffizienz. Strukturwandel hat viele Erscheinungsformen und wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Direktzahlungen sind diesbezüglich von geringer Bedeutung und haben einen tendenziell strukturkonservierenden Effekt. Strukturwandel in der Landwirtschaft wird es immer geben. Nichts ist so beständig wie der Wandel. (Heraklit, um 500 v. Chr.) Seite 24

und Ausblick Größenabhängige Ausgestaltung der Direktzahlungen führt zu Anpassungen der Betriebe ( kosmetische Betriebsteilungen), (hohen) bürokratischen Kosten für Kontrollen etc. Kürzung der Direktzahlungen gemäß der Legislativvorschläge dürfte kaum Auswirkungen in Deutschland haben. Vor allem Betriebe in Ostdeutschland wären betroffen. Ausnutzung der Spielräumen in den Legislativvorschlägen kann zu deutlichen Veränderungen der Agrarstruktur führen. Z. B. Umschichtung von Mitteln der Direktzahlungen zugunsten von kleineren Betrieben, Junglandwirten und Existenzgründungen oder Maßnahmen der 2. Säule der GAP Seite 25

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! heiko.hansen@thunen.de bernhard.forstner@thuenen.de Thünen-Institut für Betriebswirtschaft www.thuenen.de Seite 26