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Deutscher Bundestag 2. Wahlperiode 1953 Drucksache 1685 Bundesrepublik Deutschland Der Bundeskanzler 5-30101 - 2798/55 Bonn, den 20. September 1955 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages In der Anlage überreiche ich 1. Schreiben des Vorsitzenden des Ministerrates der UdSSR, Herrn Marschall Bulganin, vom, betreffend die Aufnahme diplomatischer Beziehungen, 2. mein Antwortschreiben vom an den Vorsitzenden des Ministerrates der UdSSR, Herrn Marschall Bulganin, betreffend die Aufnahme diplomatischer Beziehungen, 3. mein Schreiben vom an den Vorsitzenden des Ministerrates der UdSSR, Herrn Marschall Bulganin, betreffend die deutschen Vorbehalte, 4. Schlußkommuniqué der er Besprechungen. Wie aus der Anlage 2 hervorgeht, habe ich die Aufnahme diplo -matischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der UdSSR davon abhängig gemacht, daß der Deutsche Bundestag sich mit dieser Maßnahme einverstanden erklärt. Ich bitte Sie, die Beschlußfassung des Bundestages über diesen Punkt herbeizuführen. Dr. Adenauer

Anlage 1 Schreiben des Vorsitzenden des Ministerrates der UdSSR, Marschall Bulganin, vom an den Bundeskanzler, betreffend die Aufnahme diplomatischer Beziehungen*) Herr Bundeskanzler, Im Zusammenhang mit der Übereinstimmung, die im Laufe der Verhandlungen zwischen den Regierungsdelegationen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland erzielt wurde, habe ich die Ehre, Ihnen zu bestätigen, daß die Sowjetregierung den Beschluß gefaßt hat, diplomatische Beziehungen mit der Regierung der Bundesrepublik Deutschland aufzunehmen und diplomatische Vertreter im Range von Außerordentlichen und Bevollmächtigten Botschaftern auszutauschen. Die Regierung der Sowjetunion bringt die Überzeugung zum Ausdruck, daß die nunmehr herzustellenden diplomatischen Beziehungen der Entwicklung des gegenseitigen Verständnisses und der Zusammenarbeit zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland im Interesse des Friedens und der Sicherheit in Europa dienen werden. Die sowjetische Regierung geht hierbei davon aus, daß die Herstellung und Entwicklung normaler Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland zur Lösung der ungeregelten Fragen, die das ganze Deutschland betreffen, beitragen wird und dadurch zur Lösung des nationalen Hauptproblems des gesamten deutschen Volkes - der Wiederherstellung der Einheit eines deutschen demokratischen Staates - verhelfen wird. Ich halte es für erforderlich, hiermit zu erklären, daß das Abkommen über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland in Kraft tritt, sobald es vom Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR bestätigt ist. Ich bitte Sie, Herr Bundeskanzler, die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung entgegenzunehmen. Herrn Konrad Adenauer Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland N. Bulganin *) Übersetzung des Auswärtigen Amtes

Anlage 2 Antwortschreiben des Bundeskanzlers vom an den Vorsitzenden des Ministerrates der UdSSR, Marschall Bulganin, betreffend die Aufnahme diplomatischer Beziehungen Herr Ministerpräsident, Auf Grund der Übereinstimmung, die im Laufe der Verhandlungen zwischen den Regierungsdelegationen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion erzielt wurde, habe ich die Ehre, Ihnen zu bestätigen, daß die Bundesregierung den Beschluß gefaßt hat, diplomatische Beziehungen mit der Regierung der Sowjetunion aufzunehmen und diplomatische Vertreter im Range von Außerordentlichen und Bevollmächtigten Botschaftern auszutauschen. Die Bundesregierung bringt die Überzeugung zum Ausdruck, daß die nunmehr herzustellenden diplomatischen Beziehungen der Entwicklung des gegenseitigen Verständnisses und der Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion im Interesse des Friedens und der Sicherheit in Europa dienen werden. Die Bundesregierung geht hierbei davon aus, daß die Herstellung und Entwicklung normaler Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion zur Lösung der ungeklärten Fragen, die das ganze Deutschland betreffen, beitragen wird und damit auch zur Lösung des gesamtnationalen Hauptproblems des deutschen Volkes der Wiederherstellung der Einheit eines deutschen demokratischen Staates - verhelfen wird. Diese Erklärung tritt in Kraft, sobald das Bundeskabinett und der Deutsche Bundestag sich damit einverstanden erklärt haben. Genehmigen Sie, Herr Ministerpräsident, den Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung. dem Vorsitzenden des Ministerrates der UdSSR Herrn Marschall N. A. Bulganin Adenauer

Anlage 3 Schreiben des Bundeskanzlers vom an den Vorsitzenden des Ministerrates der UdSSR, Marschall Bulganin, betreffend die deutschen Vorbehalte Herr Ministerpräsident, Aus Anlaß der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der UdSSR erkläre ich: 1. Die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der UdSSR stellt keine Anerkennung des derzeitigen beiderseitigen territorialen Besitzstandes dar. Die endgültige Festsetzung der Grenzen Deutschlands bleibt dem Friedensvertrag vorbehalten. 2. Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der Regierung der Sowjetunion bedeutet keine Änderung des Rechtsstandpunktes der Bundesregierung in Bezug auf ihre Befugnis zur Vertretung des deutschen Volkes in internationalen Angelegenheiten und in Bezug auf die politischen Verhältnisse in denjenigen deutschen Gebieten, die gegenwärtig außerhalb der effektiven Hoheitsgewalt liegen. Diese Erklärung habe ich heute abend der Presse mitgeteilt. Genehmigen Sie, Herr Ministerpräsident, den Ausdruck meiner ausgezeichnetsten Hochachtung. dem Vorsitzenden des Ministerrates der UdSSR Herrn Marschall N. A. Bulganin Adenauer

Anlage 4 Schlußkommuniqué der er Besprechungen Vom 9. bis fanden in Besprechungen zwischen den Regierungsdelegationen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion statt. Im Verlauf der Besprechungen, die von gegenseitigem Verständnis getragen waren, fand ein umfassender und freimütiger Meinungsaustausch über Fragen der gegenseitigen Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion statt. Während der Verhandlungen wurden Fragen der Herstellung diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der UdSSR erörtert. Es wurde ein Übereinkommen erzielt, das in entsprechenden Briefen, die zwischen beiden Seiten ausgetauscht wurden, seinen Ausdruck findet, und zwar (vorbehaltlich der Zustimmung des Bundeskabinetts und des Bundestages sowie des Präsidiums des Obersten Sowjets) diplomatische Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion aufzunehmen und zu diesem Zweck jeweils Botschaften in Bonn und zu errichten und diplomatische Vertreter im Range Außerordentlicher und Bevollmächtigter Botschafter auszutauschen. Beide Delegationen stimmten darin überein, daß die Herstellung diplomatischer Beziehungen der Entwicklung des gegenseitigen Verständnisses und der Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion im Interesse des Friedens und der Sicherheit in Europa dienen wird. Beide Seiten gehen davon aus, daß die Herstellung und Entwicklung normaler Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion zur Lösung der ungeklärten Fragen, die das ganze Deutschland betreffen, beitragen und damit auch zur Lösung des nationalen Hauptproblems des gesamten deutschen Volkes der Wiederherstellung eines deutschen demokratischen Staates - verhelfen wird. Zur Bestätigung des erreichten Übereinkommens haben der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland und der Vorsitzende des Ministerrates der UdSSR Briefe gewechselt, deren Text nachfolgend veröffentlicht wird. Beide Seiten einigten sich ferner darüber, daß in nächster Zeit zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik Deutschland Besprechungen über Fragen der Entwicklung des Handels durchgeführt werden.