Das Erwerbsverhalten von Geschiedenen Analysen mit der VSKT2015 Anke Radenacker Hertie School of Governance, Berlin Jahrestagung FDZ-RV Berlin, 7. September 2018
1. Projektvorstellung Scheidung, Trennung und die soziale Sicherung von Frauen in Deutschland Michaela Kreyenfeld (PI), Tatjana Mika, Anke Radenacker Gender Pension Gap Unterhaltsrechtsreform 2008 Erwerbsverhalten vor/nach Scheidung SHARE-RV Mikrozensus VSKT Querschnitt: 2015 Querschnitt: 1996 bis 2012 Längsschnitt: 1990 bis 2015 2
Das Erwerbsverhalten von Geschiedenen 1. Projektvorstellung 2. Projektergebnisse 1. Gender Pension Gap (SHARE-RV) 2. Einfluss der Unterhaltsreform (MZ) 3. Analysen mit der VSKT2015 1. VSKT2015 und Versorgungsausgleich 2. Validierung der VA-Statistik 3. Ergebnisse zum Erwerbsverhalten 4. Ausblick: Multivariate Analysen 3
Ergebnisse Gender Pension Gap
2.1 Projektergebnisse Gender Pension Gap Forschungsfrage: Der Gender Pension Gap in Ost- und Westdeutschland: Welchen Einfluss hat eine Scheidung auf die Alterssicherung? (Kreyenfeld, Mika & Radenacker 2018) Fallauswahl: 6. Welle Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe verlinkt mit VSKT2015 des FDZ-RV (SHARE-RV 2015) 2.235 Befragte, zwischen 1930 und 1955 geboren AV: Rentenzahlbetrag in 2015 UV: Geschlecht, Familienstand, Region, Bildungsniveau, Geburtskohorte, Anzahl der Kinder 4
2.1 Projektergebnisse Gender Pension Gap Tabelle 1: Rentenzahlbeträge, in Euro pro Monat (arithmetische Mittel) Westdeutschland Ostdeutschland Männer Frauen Männer Frauen Alle Rentenzahlbetrag 1.155 632 1.063 913 Rentenzahlbetrag ohne Beitragszeiten für Kinder 1.154 584 1.063 869 Rentenzahlbetrag ohne Versorgungsausgleich 1.177 605 1.068 911 N 848 810 287 290 Verheiratete Rentenzahlbetrag 1.185 597 -- -- Rentenzahlbetrag ohne Beitragszeiten für Kinder 1.184 548 -- -- Rentenzahlbetrag ohne Versorgungsausgleich 1.200 579 -- -- N 692 612 -- -- Geschiedene Rentenzahlbetrag 931 905 -- -- Rentenzahlbetrag ohne Beitragszeiten für Kinder 928 856 -- -- Rentenzahlbetrag ohne Versorgungsausgleich 1.042 755 -- -- N 66 61 -- -- Quelle: FDZ-RV: SHARE-RV-6-1-1, eigene Berechnungen 5
2.1 Projektergebnisse Gender Pension Gap 100% 100% 75% 50% 25% 75% 50% 25% Verheiratete 0% 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 100% 75% 50% 25% Männer 0% 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 Frauen 100% 75% 50% 25% Geschiedene 0% 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 Rentenbezug Lücke andere Beitragszeiten (ohne Kinder) Erwerbstätigkeit Quelle: FDZ-RV: SHARE-RV-6-1-1, eigene Berechnungen 0% 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 Rentenbezug Lücke andere Beitragszeiten (ohne Kinder) Erwerbstätigkeit 6
2.1 Projektergebnisse Gender Pension Gap 1,25 Entgeltpunkte 1,00 0,75 0,50 0,25 0,00 1,25 1,00 0,75 0,50 0,25 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 Geschiedene Verheiratete Männer Frauen 0,00 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 Geschiedene Verheiratete Quelle: FDZ-RV: SHARE-RV-6-1-1, eigene Berechnungen 7
Ergebnisse Unterhaltsreform
2.2 Unterhaltsrechtsreform 2008 Bis 2008 Ehegattenunterhalt: Lebensstandardgarantie Betreuungsunterhalt: Keine Erwerbsobliegenheit vor Alter 8 des Kindes Keine Vollzeiterwerbstätigkeit vor Alter 16 des Kindes Seit 2008 Ehegattenunterhalt: Finanzielle Eigenverantwortung Betreuungsunterhalt : Keine Erwerbsobliegenheit vor Alter 3 des Kindes Stufenweiser Anstieg der Erwerbstätigkeit ab Alter 3 des Kindes Grundsätzlich gilt: Verlängerung aus kind- oder elternbezogenen Gründen Einzelfallprüfung 8
2.2 Unterhaltsrechtsreform 2008 Forschungsfrage: Hatte die Unterhaltsrechtsreform einen Einfluss auf das Erwerbsverhalten und den Transferbezug von geschiedenen Müttern? (BMAS-Zwischenbericht 2017) Fallauswahl Mikrozensus 1996 bis 2012 Frauen im Alter 18 bis 54 mit Kindern unter 18 Jahren AV: Vollzeiterwerbstätigkeit, Transferbezug UV: Kalenderjahr, Familienstand, Alter des jüngsten Kindes (weitere: Kinderzahl, Bildung, Alter) 9
Ergebnisse Unterhaltsreform
2. Projektergebnisse Unterhaltsreform Vollzeittätigkeit: Interaktion von Familienstand und Kalenderjahr 0.25.5 1996 2000 2004 2008 2012 Jahr 1. Ledig 2. Verh. zus. 4. Geschieden Anmerkung: Weitere Kontrollvariablen: Alter, Alter des jüngsten Kindes, Anzahl der Kinder, Bildungsabschluss. Quelle: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus, 1996 2012, eigene Berechnungen. 10
2. Projektergebnisse Unterhaltsreform Transferbezug: Interaktion von Familienstand und Kalenderjahr 0.25.5 1996 2000 2004 2008 2012 Jahr 1. Ledig 2. Verh. zus. 4. Geschieden Anmerkung: Weitere Kontrollvariablen: Alter, Alter des jüngsten Kindes, Anzahl der Kinder, Bildungsabschluss. Quelle: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus, 1996 2012, eigene Berechnungen. 11
2. Projektergebnisse Unterhaltsreform Transferbezug: Interaktion von Familienstand und Kalenderjahr.5 Mütter mit Kindern Alter 3 bis 6 0.25 1996 2000 2004 2008 2012 Jahr 1. Ledig 2. Verh. zus. 4. Geschieden Anmerkung: Weitere Kontrollvariablen: Alter, Alter des jüngsten Kindes (kontinuierlich), Anzahl der Kinder, Bildungsabschluss. Quelle: FDZ der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder, Mikrozensus, 1996 2012, eigene Berechnungen. 12
Analysen mit der VSKT2015
3.1 VSKT2015 und Versorgungsausgleich VSKT2015 1%-Stichprobe von Versicherungskonten aller in der Gesetzlichen Rentenversicherung Versicherten zwischen 15 und 67 Jahren Umfasst ca. 90% der Wohnbevölkerung Verknüpfung VSKT2015 mit der VA-Statistik Variablen zum Beginn und Ende der Ehe für geschiedene Ehen (1. und 2. Ehe) Informationen zu Zu- und Abschlägen aus Versorgungsausgleich mit Bezug zur GRV 13
3.1 VSKT2015 und Versorgungsausgleich Versorgungsausgleich Einführung im Jahr 1977 hälftige Aufteilung der in der Ehe akkumulierten Rentenanwartschaften beider Ehepartner bei Scheidung Ziel, dem ökonomisch schwächeren Ehepartner eine eigenständige Altersvorsorge zu ermöglichen VA wird von Amts wegen durchgeführt, d.h. ohne Antrag Möglichkeiten des Ausschlusses des VA, Ausmaß der Nutzung ist jedoch schwer abzuschätzen 14
3.1 VSKT2015 und Versorgungsausgleich Strukturreform des Versorgungsausgleichs zum 1.9.2009 VA bei Ehen unter drei Jahren nur auf Antrag Hin-und-Her-Ausgleich ersetzt Einmalausgleich interne Teilung als vorrangiges Prinzip Folgen für Erfassung von Scheidungen Bedeutung des VA in Form von Entgeltpunkten ist über die Zeit nicht vergleichbar Durch interne Teilung keine Information mehr über Ausgleiche in anderen Vorsorgesystemen 15
Anzahl Scheidungen Anteil Scheidungen in der VA-Statistik an allen Scheidungen 3.2 Validierung der VA-Statistik 225.000 200.000 175.000 150.000 125.000 100.000 75.000 50.000 25.000 0 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Jahr der Rechtskraft der Scheidung Anzahl Scheidungen Stat. Bundesamt Anzahl Scheidungen VA-Statistik Anteil Scheidungen VA-Statistik an allen Scheidungen Quelle: Statistisches Bundesamt 2018, FDZ-RV: Versorgungsausgleichstatistik 2016, eigene Berechnungen. 16
Scheidungen pro 1.000 Ehen der Eheschließungskohorte 3.2 Validierung der VA-Statistik 25 Ehedauerspezifische Scheidungsziffern, 2015 20 15 10 5 0 <1 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 Ehedauer in Jahren Statistisches Bundesamt VA-Statistik Quelle: Statistisches Bundesamt 2018, FDZ-RV: Versorgungsausgleichstatistik 2016, eigene Berechnungen. 17
Ergebnisse VSKT2015
3.3 Ergebnisse zum Erwerbsverhalten Forschungsfrage: Das Erwerbsverhalten von Geschiedenen Im Scheidungsverlauf (Radenacker & Kreyenfeld 2018) Fallauswahl Deutsche Staatsangehörige Frauen im Alter 18 bis 54 Scheidungen der Jahre 1992 bis 2013 in Westdeutschland Scheidungen nach mind. 3 Jahren Ehedauer Beobachtungsfenster von 5 Jahren (Scheidung -/+ 2 Jahre) Rund 9.000 erste Scheidungen 18
Deskriptive Ergebnisse
3.3 Ergebnisse zum Erwerbsverhalten 100 Erwerbstätigenquote von geschiedenen Frauen 75 50 Scheidung 1992-1999 Scheidung 2000-2007 Scheidung 2008-2013 25 0-2 -1 0 1 2 Jahr vor/nach Scheidung Quelle: FDZ-RV: VSKT2015, eigene Berechnungen. 19
3.3 Ergebnisse zum Erwerbsverhalten 1 Durchschnittliche Entgeltpunkte von Frauen 0.8 Scheidung 1992-1999 0.6 0.4 Scheidung 2000-2007 Scheidung 2008-2013 0.2 0-2 -1 0 1 2 Jahr vor/nach Scheidung Quelle: FDZ-RV: VSKT2015, eigene Berechnungen. 20
3.4 Ausblick: Multivariate Analysen Nächster Schritt: Ist die Scheidung verantwortlich für das Erwerbsmuster oder zeigen sich ähnliche Muster auch bei verheirateten Frauen? mögliches Design: Treatment- (Geschiedene) und Kontrollgruppe (Verheiratete) Problematisch mit den Rentendaten, da Familienstand nur für Geschiedene verfügbar Geschiedene nur über VA identifizierbar, wenn ohne VA in der GRV dann nicht als solche erkennbar 21
Danke! radenacker@hertie-school.org
ANHANG: 2. Projektergebnisse Gender Pension Gap Forschungsfrage: Der Gender Pension Gap in Ost- und Westdeutschland: Welchen Einfluss hat eine Scheidung auf die Alterssicherung? (Kreyenfeld, Mika & Radenacker 2018) Westdeutschland Ostdeutschland Frau, verwitwet Frau, verwitwet Frau, verheiratet Frau, verheiratet Frau, geschieden Frau, geschieden Frau, ledig Frau, ledig.. Mann, verwitwet Mann, verwitwet Mann, verheiratet Mann, verheiratet Mann, geschieden Mann, geschieden Mann, ledig Mann, ledig 500 1000 1500 Rentenzahlbetrag 500 1000 1500 Rentenzahlbetrag Quelle: FDZ-RV: SHARE-RV-6-1-1, eigene Berechnungen A1
ANHANG: 2. Projektergebnisse Gender Pension Gap Forschungsfrage: Der Gender Pension Gap in Ost- und Westdeutschland: Welchen Einfluss hat eine Scheidung auf die Alterssicherung? (Kreyenfeld, Mika & Radenacker 2018) Westdeutschland Ostdeutschland 0 0 Rentenzahlbetrag 500 1000 1500 Rentenzahlbetrag 500 1000 1500 1930-34 1935-39 1940-44 1945-49 1950-55 Geburtsjahrgang 1930-34 1935-39 1940-44 1945-49 1950-55 Geburtsjahrgang Mann Frau Mann Frau Quelle: FDZ-RV: SHARE-RV-6-1-1, eigene Berechnungen A2