Kanton Zürich Bildungsdirektion Amt für Jugend und Berufsberatung 1 Geschäftsstelle der Bezirke Affoltern, Dietikon und Horgen JAHRESBERICHT DER SCHULSOZIALARBEIT Primarschule Wettswil Schuljahr 2016 / 2017 Wettswil am Albis, September 2017 1 Regionalstelle Schulsozialarbeit
INHALTSVERZEICHNIS 1. Einleitung 2. Einzel- und Gruppenberatungen 3. Klassen- und Gruppenarbeiten 4. Projekte Prävention Früherkennung 5. Rück- und Ausblick 6. Regionalstelle Schulsozialarbeit Amt für Jugend und Berufsberatung der Bezirke Affoltern Dietikon Horgen
1. Einleitung Die Schulsozialarbeit (SSA) in Wettswil wurde auch im Schuljahr 16/17 mit 60% geführt. Das Schuljahr stand unter dem Motto «_Bauen», da im Sommer mit dem Errichten des neuen Schulhauses Ägerten begonnen wurde. Die Zusammenarbeit zwischen der Schule und der SSA gestaltete sich auch im zweiten Jahr sehr konstruktiv. Der Jahresbericht stellt die verschiedenen Tätigkeiten der SSA dar. Die SSA wurde sowohl für Einzelberatungen, wie auch für Gruppen- oder Klassenprojekte von Lehrpersonen, Kindern oder Eltern beigezogen. Schulintern nahm sie an den sonderpädagogischen Stufensitzungen (Schulische Heilpädagoginnen und Therapeutinnen), sowie an den Schulkonferenzen teil. Auch der Austausch mit der Schulleitung fand regelmässig statt. Das Kapitel 6 des Jahresberichtes wurde wie jedes Jahr von der Regionalstelle verfasst und ist einem Fokusthema gewidmet. 2. Einzel- und Gruppenberatungen Im Schuljahr 2016/2017 wurden 290 Beratungsgespräche durchgeführt. Davon waren 60% Kurzberatungen (1-3 Aktivitäten), 33% mittlere Beratungen (4-12 Aktivitäten) und 7% langfristige Beratungen (mehr als 13 Aktivitäten). Zusätzlich wurden 17 Klasseninterventionen durchgeführt. Schulhaus Mettlen Wolfetsloh Gesamtzahl Fälle Anzahl Fälle Total Aktivitäten Anzahl Aktiv./Fälle 45 346 7.69 34 212 6.24 79 558 7.06 12% 7% 4% Beratungsgespräch Vor-/Nachbereitung Nachfrage/Abgleich Sitzung 52% Abklärungen/Recherche KL-Intervention 22%
2.1 Anzahl Beratungen nach Zielgruppe und Zuweisenden Bei 41% der Fälle wurden Jungen beraten, bei 14% Mädchen. 16% fallen auf Elternberatungen. In 18% der Fälle wurde mit einer Gruppe oder einer ganzen Klasse gearbeitet. Bei den verbleibenden 11% handelt es sich um Gespräche mit Lehrpersonen, Schulleitungen, anderen Fachstellen oder Teilnahmen an schulischen Standortgesprächen. 12% 6% 14% 6% 2% 2% 1% 16% 41% SuS männlich Eltern(-teil) SuS weiblich SuS Gruppe Klassen-LP SuS Klasse Fachstelle Fach-LP/SHP/Therap SL Helfendenkonferenz Runder Tisch / SSG Fachp_Betreuung Sonstiges Bei den Zuweisenden bilden die Lehrpersonen mit 34% die Mehrheit. In 28% der Fälle erfolgt die Zuweisung durch das Kind direkt und in 25% der Fälle durch die Eltern. SSA 8% Schulleitung 5% Lehrperson 34% Eltern 25% SuS direkt 28%
2.2 Anzahl Beratungen nach Schulstufen In der Unterstufe wurden mit 68% mehr Beratungen durchgeführt als in der Mittelstufe mit 24%. Am meisten Beratungen (39%) fanden bei Drittklass-Kindern statt. 6% betrafen Kindergarten-Kinder und bei 2% handelte es sich um übergreifende Beratungen. Diese betrafen hauptsächlich Unterstützung bei Pausensituationen (Fussballplatz). 5. Kl. 13% 6. Kl. 9% übergr. 2% KiGa 6% 1. Kl. 13% 4. Kl. 2% 2. Kl. 16% 3. Kl. 39% 2.3 Anzahl Beratungen nach Thematiken Im Bereich der Identitäts- und Persönlichkeitsentwicklung waren häufig der Umgang mit Wut/Aggression, sowie Ängste oder Selbstwert ein wichtiges Thema. Etwa gleich häufig kamen kritische Lebensereignisse, Ausgrenzung/Mobbing und auffälliges Verhalten/Regelübertretung vor. Bei 16% handelt es sich um Einzelkonflikte oder den Umgang mit Freunden. 6% der Beratungen galten Erziehungsschwierigkeiten und in 4% der Fälle waren Gruppenkonflikte das Thema.
Identitäts- / Persönlichkeitsentwicklung Kritische Lebensereignisse 4% 2% 1%1%1% Ausgrenzung / Mobbing 6% 6% 27% Auffälliges Verhalten / Regelübertret. Konflikt Einzel SuS-SuS Umgang mit Freunden / Kolleginnen Erziehungsschwierigkeiten 10% Konflikt Gruppen SuS-SuS Materielle Defizite / Wohnsituation Vernachläss. /Verwahrlosung 13% 15% Problem. Umgang m. digitalen Medien Konflikt mit Familie 14% Konflikt SuS-LP Innere Konflikte / Ängste 3. Klassen- und Gruppenarbeiten Zu Beginn des Schuljahres stellte ich die Schulsozialarbeit in den 1. Klassen vor. 24% der Tätigkeiten der SSA galten Projekten mit Gruppen und Klassen. Davon war die Mehrheit dem Thema Gemeinschaftsbildung, Konfliktlösung und Sozialkompetenz gewidmet. Zudem wurden in einer 6. Klasse ein Projekt zu neuen Medien, sowie in einer 5.Klasse ein Projekt zur Sexualerziehung durchgeführt. Eine Mehrheit der Projekte wurde mit den ganzen Klassen durchgeführt, ein kleinerer Teil in Geschlechter getrennten Gruppen. Die Arbeit mit den Klassen und Gruppen wurde von den Lehrpersonen initiiert, da sie sich eine Verbesserung im Umgang mit Konflikten und Ausgrenzung, oder einen Input dazu wünschten. Sie fanden jeweils über mehrere Wochen hinweg statt (1 Lektion wöchentlich). 4. Projekte Prävention Früherkennung Die SuS sollen einen möglichst niederschwelligen Zugang zur Schulsozialarbeit haben. Deshalb bin ich so oft wie möglich während den Pausen auf dem Pausenplatz und nehme an gesamtschulischen Anlässen (Sporttag, Schulschlusstag ) teil. Auch für die Eltern sollte die Kontaktaufnahme möglichst unkompliziert ablaufen. Ich nahm
zu Beginn des Schuljahres an diversen Elternabenden, sowie am Einschulungsabend der Kindergärten teil. Arbeitsgruppe Gesundheit Zum Thema Medien wurden in den Mittelstufenklassen die Präventionsprojekte der Kantonspolizei sowie «Zischtig.ch» durchgeführt. Das Medienkonzept wurde innerhalb der Lehrpersonen evaluiert. In die Arbeitsgruppe Gesundheit wurden die Planung eines Präventionsangebots zur Sexualität (Parcours «Mein Körper gehört mir») aufgenommen. Die erste Durchführung ist für Juni 2018 geplant. Zudem wird sich die Arbeitsgruppe Gesundheit ab Sommer 2017 mit der Erstellung eines Präventionskonzeptes befassen. Streitschlichter Das Projekt «Streitschlichter» wird im selben Umfang weitergeführt. Die Wahl und Ausbildung der neuen StreitschlichterInnen ist auf Anfang Oktober 2017 angesetzt. Präventionsangebote Auf das neue Schuljahr 2017/2018 werden für die Kindergartenstufe, die Erst- sowie die Viertklassen Präventionsangebote zu den Themen Gemeinschaftsbildung, Förderung der Sozialkompetenz sowie Umgang mit Konflikten ausgearbeitet. 5. Rück- und Ausblick Die niederschwellige Beratung für Kinder, Eltern und Lehrpersonen wird auch im Schuljahr 2017/2018 die Kernaufgabe der SSA sein. Ziel ist es weiterhin eine gut zugängliche und schnell greifende Unterstützung anbieten zu können und die Präventionsangebote bei den Lehrpersonen vorzustellen. Die Arbeitsgruppe Gesundheit wird sich mit der Erstellung eines Präventionskonzeptes befassen. Zudem finden weiterhin regelmässigen Treffen den Fachpersonen im Bezirk (SSA, SPD, kjz, Supad, Kapo) statt, welche die regionale Vernetzung und fachliche Anregungen gewährleisten. Mit der Leitung der Fachstelle Schulsozialarbeit sowie den Fachteamkolleginnenund Kollegen aus dem Bezirk kann ich regelmässig meine Arbeit reflektieren und vom gegenseitigen Fachaustausch profitieren. Ebenso nutze ich die Gelegenheit, an fachspezifischen internen Weiterbildungen teilzunehmen. Ich konnte mich jederzeit auf die gut funktionierende, wohlwollende Unterstützung der Schulleitung, Schulpflege, Schulverwaltung, der Lehrpersonen, Schulischen Heilpädagoginnen, Therapeutinnen, und aller anderen Mitarbeitenden der Primarschule Wettswil verlassen. Ich bedanke mich herzlich für die wertvolle Zusammenarbeit. Stephanie Walt Schulsozialarbeiterin Wettswil am Albis
6. Regionalstelle Schulsozialarbeit Amt für Jugend und Berufsberatung der Bezirke Affoltern Dietikon und Horgen Interdisziplinarität eine herausfordernde Chance Die Interdisziplinarität, die gelingende Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Berufen, scheint am Beispiel des Hausbaus selbstverständlich: Maurer und Zimmermann müssen sich beim Rohbau in die Hände arbeiten, Elektriker und Sanitär kommen später, sie müssen ihre Leitungen so verlegen, dass keine Überschneidungen entstehen. Auch der Plättlileger und der Maler müssen ihre Angrenzungen klären, damit das Finish wunschgemäss zustande kommt. Nicht immer geschieht das allerdings reibungslos, darum gibt es Architekten, die dafür Pläne ausarbeiten, während der Ausführung die Bauleiter, die bei der Umsetzung das Zusammenspiel im Auge behalten, denn das Ziel ist allen klar: Ein bezugsfertiges, funktionierendes Haus! Im pädagogischen und psychosozialen sowie Bildungsbereich sind die Aufgaben allerdings oft nicht immer so klar zugeteilt, dies auch, weil der Weg zum Ziel oft auf verschiedene Arten erreicht werden kann bzw. muss, denn (junge) Menschen verändern sich, sind verschieden und sollen in ihrer Eigenart erkannt und in ihren Möglichkeiten gefördert werden. Nehmen wir darum dazu nicht das Bild des Hausbaus, das für diese Materie zu statisch, berechnet oder berechenbar erscheint. Vielleicht ist gerade für das Lebensalter der Kinder und Jugendlichen - das Bild eines Flusslaufes geeigneter, der nach einer wilden Strecke allmählich in ruhigere Gewässer mündet! Die Berufe des Bildungs- und psychosozialen Bereiches - die in den verschiedenen Institutionen und Fachstellen tätig sind - stellen dabei das Flussbett dar, das die quirligen Wassertropfen und Wellen in ihrer Entwicklung ein Stück weit begleiten oder lenken, die sie aber auf ihrem weiteren Weg auch wieder ziehen lassen müssen, denn schon kommen neue Tropfen und Wellen, die begleitet sein wollen. Dabei soll dieses Flussbett in Form von Fachleuten nichts allzu Unabänderliches aber auch nichts Zufälliges sein. Es soll sich bestmöglich immer wieder auf das gemeinsame Ziel ausrichten: Die Entwicklung von Kindern zu einem eigenständigen und selbstbestimmten Leben in einer Gemeinschaft, die sich als Gesellschaft aber auch stetig wandelt! Das tönt im Berufsalltag dann bald nach einer sehr anspruchsvollen und herausfordernden Aufgabe. Und damit nun zurück in die Volksschule in unseren drei Bezirken, in denen verschiedene Berufsgruppen für die Schule und auch in externen Fachstellen
arbeiten. Neben dem schon lange etablierten Lehrerberuf haben seit einiger Zeit auch therapierende Berufe und seit kürzerem auch die Schulsozialarbeit ihren festen Platz. Die Schulsozialarbeiterinnen arbeiten im Vergleich zu anderen Anlaufstellen direkt in der Schule - diese Nähe und Greifbarkeit ist gewollt, die Schwelle für Kontakte soll niedrig sein. Sie arbeiten zu einem guten Teil für die Schule und mit der Schule zusammen. Als Zweig der Jugendhilfe reicht die Arbeit aber ebenso in den Bereich Familie und Freizeit hinein, liegen doch bei komplexeren Fällen die Ursachen oft ausserhalb des Schulbereichs. Eine weitere Grundidee dabei ist, dass die Schulsozialarbeit im Schulalltag die Brücke zwischen Schule, Familie und Freizeit schlagen kann, insbesondere dann, wenn bei Kindern oder Eltern Vorbehalte gegenüber der Schule bestehen. Sind die fachlichen Möglichkeiten der SSA erschöpft, vermittelt sie den Übergang zu anderen geeigneten, spezialisierten Fachstellen, wobei sie mit Zustimmung der Betroffenen meistens für die (Schul-)Alltagsbewältigung involviert bleibt. Dies erweitert den Kreis der interdisziplinären Zusammenarbeit nochmals entscheidend. Somit sind Interdisziplinarität und Vernetzung bei der Schulsozialarbeit nicht einfach unvermeidbare Nebenschauplätze, sondern ein Arbeitsprinzip, in das sie bewusst investiert. Je besser das Zusammenspiel zwischen den angrenzenden Berufsgruppen ist, desto schneller können Kinder und Eltern passend unterstützt werden. Je schlüssiger die eingeleiteten Schritte sind, desto schneller kann eine Verbesserung der Situation eintreten und die betroffenen Familien wieder eigenständig funktionieren. Wenn diese tägliche Zusammenarbeit reibungsarm klappt, können sich die Fachleute wieder neuen Anfragen zuwenden. Es bleiben mehr Zeit und Ressourcen für andere Kinder und Familien übrig. Darum bestärken wir unsere Schulsozialarbeitenden immer wieder, zur konkreten Lösungsfindung geeignete Kontakte anzubahnen, diese aber auch der Schule oder weiteren Fachleuten unkompliziert zu überlassen, falls die SSA selber nicht mehr gebraucht wird. Ja, vordergründig scheint es manchmal einfacher, anderen Professionen aus dem Weg zu gehen und den eigenen fachlichen Faden weiterzuspinnen. Als Regionalstelle Schulsozialarbeit sehen wir da unsere Aufgabe, innerhalb der SSA an Fachaustauschen solche fachlichen Auseinandersetzungen zu führen, wo nötig angrenzende Berufsgruppen einzuladen, nicht zufriedenstellende Abläufe zur Diskussion zu stellen, aber auch Kritik entgegenzunehmen. Innerhalb der Metapher des Flussbettes wäre ein solches Ausräumen von kleinen Hindernissen dann eine Bachputzete. Grössere
Fachtreffen oder Tagungen sind für die Planung von anstehenden grösseren Unterhaltsarbeiten nötig. Dass die verschiedenen Fachleute oft nicht der gleichen Instanz unterstellt sind, soll nicht als Hinderungsgrund akzeptiert werden. Ergebnisse sind in minimalen Absprachen festzuhalten, wo möglich sind kurze Zusammenarbeitskonzepte zu verabschieden, die gegebenenfalls mit regionalen oder kantonalen Absprachen koordiniert werden. Das Ziel ist dabei nicht eine vereinfachende, starre oder verwaltende Kanalisierung, die zwar schlank aussieht, aber bei ausserordentlichen Ereignissen eher behindernd wirkt. Eine fortwährende Anpassung der interdisziplinären Zusammenarbeit an die Realitäten ist eines der Qualitätsmerkmale. Ein anderes wichtiges Kriterium ist die Nützlichkeit der Vorgehensweisen für die betroffenen Kinder und Familien, daran haben wir uns als Fachleute immer wieder auszurichten. Also lasst uns alle Teil eines anpassungsfähigen Flussbettes sein, das nicht vorschnell kleinen Veränderungen nachgibt, sich aber auch nicht starr gegen gesellschaftliche Entwicklungen stemmt, sondern in gegenseitigem Austausch eine produktive Zusammenarbeit abspricht, wo nötig festschreibt, aber auch wieder anpasst. Dies alles geschieht mit dem Leitziel den Kindern bzw. den Jugendlichen und ihren Familien eine gute Entwicklung zu ermöglichen und die Schulen in ihrer Arbeit zu unterstützen. Marcus Reichlin, im Namen des Leitungsteams der Regionalstelle Schulsozialarbeit