Statistischer Rückblick auf die wirtschaftliche Lage 1976

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Transkript:

Statistischer Rückblick auf die wirtschaftliche Lage 1976 Das Bruttosozialprodukt stellt den umfassendsten Ausdruck zur Messung der wirtschaftlichen Leistung eines Landes dar. Seit etwa Mitte 1975 haben die expansiven Kräfte im Wirtschaftsleben der Bundesrepublik wieder überwogen, so daß die längste und stärks.te Rezession seit den dreißiger Jahren ihr Ende fand. Das Bruttosozialprodukt, ausgedrückt in Preisen von 1962, weist folgende Veränderungsrat~n während der letzten 5 Jahre zum jeweiligen Vorjahr auf: 1973 5,1% 1974 0,50/0 1975-3,20/0 1976 5,6% 1977 4-50/0 (Schätzung des Ifo-Instituts)*) Bis etwa zur Mitte des Jahres 1976 verlief die Konjunktur in unserem Land sehr verheißungsvoll. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 1975 war eine Zuwachsrate von 5,90/0 zu verzeichnen. Für das zweite Halbjahr 1976 wurde ein Wachstum von 5,30/0 gegenüber dem Vergleichszeitraum errechnet. Bei diesen Zahlen ist allerdings zu berücksichtigen, daß die vergleichbaren Veränderungsraten von 1974 auf 1975-5,00/0 bzw. - 1,40/0 lauteten. Aus diesen Größen kann ersehen werden, daß dem hoffnungsvollen Start zu Beginn des Jahres 1976 eine gewisse Beruhigung im weiteren Verlauf folgte. Die Abschwächung der privaten Nachfrage nach Verbrauchsgütern bedingte einen leichten Rückgang der industriellen Produktion. Damit hat sich die Investitionsbereitschaft der Unternehmer nicht verstärkt. Zudem hatte insbesondere die Landwirtschaft mit einer ungewöhnlich langen Hitze- und Dürreperiode zu kämpfen. Das Bruttosozialprodukt in jeweiligen Preisen - also einschließlich der Preissteigerungen - erreichte 1976 einen Wert von 1135,1 Mrd. DM. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung um 8,80/0. Auch hier war die Zunahme im Vergleich zum entspre.: chenden Zeitraum 1975 im ersten Halbjahr (+9,3% ) etwas ausgeprägter als im zweiten Halbjahr (+ 8,40/0). Die Teuerungsrate des Sozialproduktes reduzierte sich 1976 auf 3%. Ein Jahr zuvor wurden noch 80/0 erreicht. Die Preise für importierte Waren und Dienstleistungen nahmen im zurückliegenden Jahr stärker (4%) zu als der Export. Diese Relation der Preisentwicklung für ausgeführte Waren und Dienstleistungen zu jener für eingeführte Güter - die sog. "Terms of Trade" - ist 1976 um 1,50/0 zurückgegangen, nachdem sie ein Jahr zuvor um 4,50/0 anstieg. Die Folge ist, daß der Rückgang der Terms of Trade das Kosten-Erlös-Verhältnis unserer Volkswirtschaft mit der Welt verschlechtert hai. Güter für die letzte inländische Verwendung, d. h. für Konsum und Investition, waren somit von einem höheren Preisanstieg betroffen als das Bruttosozialprodukt. Während die Teuerungsrate der Güter der letzten inländischen Verwendung 1976 bei 3,5% lag, erreichte sie für das Bruttosozialprodukt, wie oben angeführt, 30/0. Das Bruttoinlandsprodukt, das im Gegensatz zum Bruttosozialprodukt nur die im Inland entstandene wirtschaftliche Leistung mißt, sich also vom Bruttosozialprodukt um den Saldo der Erwerbs- und Vermögenseinkommen zwischen Inländern und der übrigen Welt unterscheidet, nahm im Berichtsjahr um nominell 8,80/0 und real um 5,5% gegenüber 1975 zu. Diese erheblichen Steigerungsraten sind in erster Linie auf den Beitrag des waren- *) Wirtschaftskonjunktur, Monatsbericbte des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, München 1976, H. 12, A 1. 47

produzierenden Gewerbes zurückzuführen. In jeweiligen Preisen ausgedrückt, verzeichnete dieser Bereich von 1975 auf 1976 eine Zunahme von 9,70/0, während im entsprechenden Vergleichszeitraum eine Abnahme von 0,20/0 hingenommen werden mußte. Auch die Land- und Forstwirtschaft, Fischerei konnte ihre Steigerungsrate von 4,00/0 (1974/75) auf 5,4% von 1975 auf 1976 ausweiten. Der reale Anstieg des Bruttoinlandsproduktes basiert weitgehend auf der Ausweitung des. konjunkturellen Aufschwunges im warenproduzierenden Gewerbe. Von 1974 auf 1975 war real noch eine Einbuße von 5,90/0 zu verzeichnen. Im Berichtsjahr stieg dieser Beitrag allerdings um 7,40/0 an. Der Anteil am Bruttoinlandsprodukt lag 1976 bei 56,30/0. Dies bedeutet, daß Handwerk und Industrie mehr als die Hälfte des bundesdeutschen Inlandsproduktes erwirtschafteten. Auch die Bereiche Handel und Verkehr sowie der Dienstleistungssektor konnten - in konstanten Preisen ausgedrückt - über jenen des Vorjahres liegende Zuwachsraten erwirtschaften. Staat und private Haushalte weiteten ihren Beitrag 1976 um 1,40/0 im Vergleich zum Vorjahr aus. Im vorangangenen Zeitraum lag diese Rate noch bei 3,30/0. Preisbereinigt ging der Beitrag der Land- und Forstwirtschaft 1976 um 3,50/0 zurück. Wie bereits erwähnt, wurde die Entwicklung vor allem durch die lange Dürreperiode negativ beeinflußt. Schon 1975 war gegenüber 1974 eine Abnahme um 2,30/0 zu verzeichnen. Beiträge zusammengefaßter Wirtschaftsbereiche zum Bruttoinlandsprodukt 1976 Anteil am Brutto- Zuwachsrate Wirtschaftsbereich % inlandsprodukt % nominell real nominell real Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. 5,4-3,5 2,6 3,7 Warenproduzierendes Gewerbe 9,7 7,4 49,0 56,3 Handel und Verkehr. 7,9 4,7 17,6 18,2 Dienstleistungen 10,0 4,4 17,4 12,9 Staat, priv. Haushalte, priv. Organisationen ohne Erwerbscharakter. 6,3 1,4 13,3 8,9 Bruttoinlandsprodukt insgesamt 8,8 I' 5,5 100 100 Quelle: Statistisches Bundesamt. Nach der Darstellung der Entstehung des Sozialproduktes in der Bundesrepublik für das Jahr 1976 soll nun die Verwendungsseite näher betrachtet werden. In besonderem Maße wurde die wirtschaftliche Entwicklung 1976 von der Aufstockung der Lager und der kräftigen Zunahme der Ausfuhr beeinflußt. Nach einem Rückgang der Vorräte im Jahr 1975 um 3,6 Mrd. DM - ausgedrückt in jeweiligen Preisen - trug die günstige Konjunkturlage zu Anfang 1976 dazu bei, daß die LagerhaItung um 13,2 Mrd. DM aufgestockt wurde. Eine positive Entwicklung nahm im Berichtsjahr auch die Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen. Nach einem Rückgang von 1974 auf 1975 um 1,5% erhöhte sie sich von 1975 zum Berichtsjahr um 13,8%. Der Außenbeitrag ging im betrachteten Zeitraum geringfügig von 25,3 Mrd. DM auf 22,9 Mrd. DM zurück. Diese Abnahme für 1976 beruht auf einem verminderten Überschuß im Warenverkehr von 39,5 Mrd. DM nach 42,5 Mrd. DM für 1975. Diesem positiven Saldo im Warenverkehr stand 1976 ein Defizit im Dienstleistungsverkehr von 16,6 Mrd. DM (1975: 17,0 Mrd. DM) gegenüber. Auch in konstanten Preisen verlief die Ein- und Ausfuhr 1976 in ähnlicher Weise. Die 48

1975 noch stark rückläufige Ausfuhr erholte sich 1976 erstaunlich gut und konnte sogar einen realen Zuwachs von 10,90/0 verzeichnen. Allein die Warenausfuhr weitete sich im Berichtsjahr um 11,50/0 gegenüber dem Vorjahr aus. Die Ausfuhr von Dienstleistungen wuchs in konstanten Preisen mit nahezu gleichbleibender Rate (1976: 7,1 % ; 1975: 6,8%). Die Einfuhr von Waren und Dienstleistungen veränderte sich real um + 11,40/0. Der Außenbeitrag erreichte in konstanten Preisen rund 13 Mrd. DM nach 12,5 Mrd. DM 1975. Diese Größe ergibt sich als Differenz zwischen der Ausfuhr und Einfuhr von Waren und Dienstleistungen. Der Preisindex (1962 = 100) für die gesamte Ausfuhr stieg 1976 nurmehr um 2,60/0 nach 7,70/0 in 1975. Die Einfuhr verteuerte sich demgegenüber um 4,1 %. Im Vergleich zum Vorjahr, als diese Rate bei 2,90/0 lag, deutet dies auf eine zunehmende Verteuerung der eingeführten Waren und Dienstleistungen hin. Der Private Verbrauch stieg 1976 in jeweiligen Preisen um 8,1 % ; das waren 0,8 Prozentpunkte weniger als von 1974 auf 1975. Der Anteil am Bruttosozialprodukt sank um 0,4 Prozentpunkte auf 55,20/0. Bei einer Preissteigerungsrate von 4,5 % bedeutet dies, daß der Private Verbrauch 1976 real um 3,6% gegenüber dem Vorjahr zunahm. Die Ausgaben für Elektrizität, Gas und Brennstoffe verteuerten sich im Berichtsjahr um 14,50/0. Für Verkehrszwecke und Nachrichtenübermittlung mußte um 130/0 und für Artikel der Körper- und Gesundheitspflege 10,5% mehr aufgewendet werden. Durchschnittliche Steigerungsraten zwischen 70/0 und 9% gab es bei Aufwendungen fur die Persönliche Ausstattung, sonstige Waren und Dienstleistungen, für Wohnungsmiete, für Bildung und Unterhaltung sowie für Nahrungs- und Genußmittel. Mit etwa 3,5% bis 5,5% blieben die Aufwendungen für Schuhe, Kleidung und Waren der Haushaltsführung unterhalb der allgemeinen Entwicklung. Der Staatsverbrauch stieg im zurückliegenden Jahr um 6,8% auf 235 Mrd. DM. Gegenüber der Vorjahresrate von 11% war die Zunahme 1976 deutlich geringer. Das Ergebnis lag damit erstmals wieder deutlich niedriger als das des Bruttosozialproduktes. In konstanten Preisen war eine Zunahme von 2,9% zu verzeichnen. Zu berücksichtigen ist, daß rund 850/0 des gesamten Staatsverbrauchs für zivile Zwecke aufgewendet werden. Diese Aufwendungen nahmen mit 70/0 '1976 erheblich schwächer zu als 1975 mit 11,50/0. Für Verteidigungszwecke wurde ebenfalls weniger ausgegeben als ein Jahr zuvor (1976: + 60/0; 1975: + 8,50/0). Ausschlaggebend für die mäßige Ausweitung der Aufwendungen für zivile Zwecke war u. a. die deutlich unter der des Vorjahres liegende Erhöhung der Entgelte für die Angestellten, Arbeiter und Beamten im Öffentlichen Dienst von 6,50/0 (1975: 9,5%). Neben dem Privaten Verbrauch verzeichneten die Anlageinvestitionen mit 7,20/0 den spürbarsten Zuwachs. In den beiden Jahren zuvor mußte ein Rückgang von - 2,1 % (1974) bzw. von -1,30/0 (1975) hingenommen werden. In jeweiligen Preisen gemessen, nahmen 1976 die Ausrüstungsinvestitionen llih 9,0 % unu uie Bauinvestitionen um 5,7uio zu. Staatliche Bauinvestitionen und der Unternehmensbau entwickelten sich nicht im Gleichschritt. Die Bauinvestitionen der Unternehmen (ohne Wohnungsbau) erhöhten sich 1976 - nach erheblicher Schrumpfung in den Jahren 1974 und 1975 - um 10% und der Wohnungsbau um 80/0. Von staatlicher Seite wurde allerdings um 2% weniger in Bauten investiert als 1975. In konstanten Preisen sanken die Anlageinvestitionen 1974 um 8,10/0 und 1975 um 4,1%. Im Berichtsjahr folgte erstmals wieder eine Zunahme von 4,7%. Nach einem starken Einbruch im Jahre 1974 mit -7,90/0 hatten die Ausrüstungsinvestitionen 1975 mit 0,40/0 49

wieder ein reales Wachstum aufzuweisen. Erst 1976 konnte der Durchbruch mit 6,7% erreicht werden. Die Bal:linvestitionen entwickelten sich 1976 mit + 2,50/0 bedeutend langsamer. In den Jahren vorher mußten )lier Rückgänge von 0,70/0 (1973), 8,30/0 (1974) und 8,6% (1975) hingenommen werden. Bezeichnung Die Verwendung des Sozialproduktes 1975 Anteil am Zuwachsrate % Sozialprodukt % nominell real nominell real Privater Verbrauch 8,1 3,4 55,2 58,8 Staatsverbrauch 6,8 2,9 20,7 14,7 Anlageinvestition 7,2 4,7 20,9 22,9 Vorratsveränderung 1,2 1,4 Außenbeitrag 2,0 2,1 Bruttosozialprodukt insgesamt.. I 8,8 5,6 100 100 Quelle: Statistisches Bundesamt. Das Volkseinkommen - oder anders ausgedrückt, das Nettosozialprodukt zu Faktorkosten - hat mit einer Zuwachsrate von 9,20/0 im Jahre 1976 die Rate des Vorjahres von 4,00/0 erheblich übertroffen. Es lag damit sogar über der Entwicklung des Bruttosozialproduktes. Vermindert man dieses um die Abschreibungen und den Saldo aus indirekten Steuern und Subventionen, so erhält man das Nettosozialprodukt zu Faktorkosten (Volkseinkommen). Die Abschreibungen wurden im Berichtsjahr mit 6,40/0 erheblich weniger ausgeweitet als ein Jahr zuvor (9,0%). Dagegen stieg der Saldo aus indirekten Steuern und Subventionen nach 4,60/0 um 8,9% in 1976. Damit wiesen diese Faktoren eine nahezu gleiche Steigerungsrate auf wie das Sozialprodukt (8,8%). Insgesamt stieg das Volkseinkommen 1976 auf 870,3 Mrd. DM (1975: 796,9 Mrd. DM) an. Von der beschleunigten Zunahme des Volkseinkommens profitierten sowohl die Einkommen aus unselbständiger Arbeit als auch die Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen. Bemerkenswert ist, daß die Unternehmereinkommen erstmals seit 1968 wieder stärker wuchsen (13,90/0) als die Einkommen für abhängig Beschäftigte (7,30/0). Die gesamtwirtschaftliche Lohnquote, das ist der Anteil der Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit am Volkseinkommen, lag 1976 bei 70,20/0. Ein Jahr zuvor betrug sie 71,4%. Hier muß berücksichtigt werden, daß die Zahl der durchschnittlich beschäftigten Arbeitnehmer relativ schwächer schrumpfte (- 0,7% gegenüber 1975) als die Zahl der Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen (- 2,6%). Betrachtet man die Halbjahresergebnisse der Bruttoeinkommen, so erkennt man, daß während der beschleunigten Aufschwungphase im ersten Halbjahr 197~ die Unternehmereinkommen um 18,60/0 zum entsprechenden Vorjahreszeitraum anstiegen und die Einkommen aus unselbständiger Arbeit nur um 6,40/0. Im zweiten Halbjahr 1976 sank die Zuwachsrate für Einkommen aus Unternehmertätigkeit auf 9,90/0, während die Einkommen für abhängig Beschäftigte um 8,2% gegenüber der zweiten Hälfte des Jahres 1975 anwuchsen. Die Bruttolöhne und -gehälter je durchschnittlich beschäftigten Arbeitnehmer erhöhten sich von monatlich 1 866 DM (1975) auf 2003 DM im Berichtsjahr. Dies entspricht einer relativen Zunahme von 7,4%. Damit hat die Abschwächung der Zuwachsraten der Bruttolöhne und -gehälter für die zurückliegenden Jahre ein vorläufiges Ende gefunden. 50

Das Wirtschaftsvolumen stieg 1976 bei abnehmender Zahl von Erwerbstätigen. Sie ging von 25,3 Mio. (1975) auf 25,0 Mio. im Berichtsjahr zurück. Ebenfalls verringerte sich 1976 die durchschnittlich~ Arbeitslosenzahl auf 1,06 Mio.; dies entspricht einem Rückgang von 1,2% gegenüber 1975. Die gesamtwirtschaftliche Produktivität - gemessen an der Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes in konstanten Preisen je durchschnittlich Erwerbstätigem -lag 1976 rechnerisch um 6,50/0 über dem Wert von 1975. Die von jedem Erwerbstätigen im Durchschnitt geleistete Arbeitszeit nahm im letzten Jahr leicht zu. Der Produktivitätsanstieg je Arbeitsstunde aller Erwerbstätigen erreichte rund 5,50/0. Die für die Bundesrepublik registrierte Konjunkturbelebung 1976 hat auch die wirtschaftliche Situation in München erfaßt. Die Zahl der Industriebeschäftigten (in Betrieben mit 10 und mehr Beschäftigten) lag Ende 1976 mit 174 519 allerdings um 786 unter jener von 1975. Mit diesem verringerten Arbeitskräftepotential wurde aber ein Umsatz von 24,6 Mrd. DM erwirtschaftet. Gegenüber 1975 bedeutet dies eine Zunahme von rund 10,3%. An der insgesamt festgestellten Belebung der Ausfuhr haben auch die Münchener Industriebetriebe teilgenommen. Der Auslandsumsatz stieg von 6,8 Mrd. DM (1975) um 20,9 0/0 auf 8,2 Mrd. DM im Jahre 1976 an. Die Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten des Bauhauptgewerbes hatten Ende 1976 33026 Beschäftigte; das sind 0,2% mehr als im vorangegangenen Jahr. Der Umsatz sank im Münchener Bauhauptgewerbe von 2,3 Mrd. DM auf 2,2 Mrd. DM. Gegenüber 1975 hat sich 1976 auf dem Arbeitsmarkt unserer Stadt eine leichte Besserung durchgesetzt. Die ArbeitslosenzahI sank im Stadt- und Landkreis München von 25416 (1975) auf 24237 (1976); das ist eine Abnahme von 4,6%. Von den im Berichtsjahr erfaßten Arbeitslosen waren 20479 Vollzeitarbeitslose. Im Zuge der günstigen Konjunkturlage stieg die Zahl der offenen Stellen von 4 635 auf 5068. Nach den Beobachtungen und Analysen einiger Wirtschaftsinstitute hat sich der wirtschaftliche Wachstumsprozeß zu Beginn des Jahres 1977 erneut verlangsamt und unterliegt erheblichen Schwankungen. Es wird allerdings mit einem neuerlichen Expansionsprozeß gerechnet, der allerdings hinter den ursprünglichen Erwartungen zurückbleiben wird. GI. 51