SKW Schweizerischer Kosmetikund Waschmittelverband



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Transkript:

SKW Schweizerischer Kosmetikund Waschmittelverband Association suisse des cosmétiques et des détergents The Swiss Cosmetic and Detergent Association Waschen heute Informationen zum Thema Waschen und Umweltschutz

Vorwort 3 Die Waschmittelindustrie der Umwelt verpflichtet 4 Der Waschprozess 6 Wasser 7 Mechanik 8 Temperatur / Zeit 8 Chemie 9 Schmutz 9 Textilien 10 Waschgewohnheiten 12 Strom- und Wasserverbrauch für Wäschewaschen 13 Die Inhaltsstoffe 14 Waschaktive Stoffe 14 Wasserenthärter 17 Bleichmittel 18 Waschalkalien (Silikate & Soda) 19 Neutralsalze (Natriumsulfat usw.) 19 Spezialstoffe 20 Enzyme 21 Optische Aufheller 22 Parfums / Duftstoffe 22 Breites Waschmittelangebot 23 Gewebeveredler und Weichspüler 23 Produkt-Typen 24 Produkt-Informationen 24 Zusammensetzung der Waschmittel Übersicht 25 Waschen Möglichkeiten und Grenzen 26 Abbaubarkeit 26 Eigenverantwortung 27 Hygiene 27 Allergien 27 Gesetzgebung 28 Umweltschutzgesetzgebung 28 Chemikalienrecht 28 EU-Chemikalienverordnung REACH 29 Charter Nachhaltiges Waschen und Reinigen 29 Stichwortverzeichnis 30 Literatur / Publikationen / Quellennachweis 31

Vorwort Waschen Recycling des Waschgutes Kaum jemand wird sich gross überlegen, warum er wäscht. Es ist doch ganz einfach, das Kleidungsstück soll wieder gebrauchsfähig werden, also wird es gewaschen. Dabei geht es nicht nur um die momentane Entfernung von Schmutz, sondern um Textilpflege und langfristiges Recycling im eigentlichen Sinne. Waschen Voraussetzung zur Hygiene Schmutz sieht nicht nur schlecht aus, er ist auch ein idealer Nährboden für Bakterien. Dies ist mit ein Grund, warum Schmutz möglichst gründlich vom Textil entfernt werden sollte. Noch ist es nicht so lange her, dass gewissen Krankheiten aufgrund mangelnder Hygiene schlecht beizukommen war. Veränderte Gewohnheiten und die Verfügbarkeit von Seife und Waschmittel haben dazu beigetragen, dass dies bei uns kein Thema mehr ist. Waschen und Umwelt mehr wissen, weniger belasten Die Waschmittelhersteller und die Waschmaschinenindustrie optimieren seit Jahrzehnten ihre Produkte, so dass durch verbesserte Technologien mit immer weniger Umweltbelastung die gewünschte Wirkung erzielt werden kann. Dem Konsumenten kommt eine ebenso wichtige Rolle zu: die gezielte und richtige Anwendung der Produkte. Diese Broschüre soll helfen, sich mit dem Waschvorgang, den Waschmaschinen und Waschmitteln, den Aufgaben und Auswirkungen der einzelnen Inhaltsstoffe sowie mit Möglichkeiten einer Verminderung der Umweltbelastung vertraut zu machen. << Wussten Sie......dass der Wert der Textilien in Schweizer Haushalten in etwa jenem eines Autos entspricht? >> 3_

Die Waschmittelindustrie der Umwelt verpflichtet Eine wahrhaft mutige Aussage! Und trotzdem wahr: Die Waschmittelindustrie ist der Umwelt verpflichtet. Denn die Industrie ist kein anonymes Etwas, sondern auch sie besteht aus Menschen, die alle von einer gesunden Umwelt abhängen und deren ethische Grundsätze sich nicht von denen der Gesellschaft insgesamt unterscheiden. Ganz im Gegenteil, es ist ein Muss für die Verantwortlichen einer Industrie, deren Produkte tagtäglich von Millionen von Menschen benutzt werden, Umwelt- und Gesundheitsschutz Vorrang vor einzelwirtschaftlichen Zielen zu geben. Umweltbewusstsein ist ein Lernprozess. Getrenntes Sammeln von Abfällen, die Aussonderung belastender Stoffe wie Batterien und Lösungsmittel, aber auch der bewusste Einsatz von Wasch- und Reinigungsmitteln sind Beispiele dafür. In der Waschmittelindustrie ist dieser Prozess schon seit Jahrzehnten im Gange. Dank modernster Technik stehen uns heute bessere Messverfahren und ein wesentlich genaueres Wissen um die Zusammenhänge zwischen den Eigenschaften bestimmter Stoffe und deren Wirkung auf den Kreislauf der Natur zur Verfügung. Daraus ergeben sich immer wieder neue Möglichkeiten und Ansatzpunkte zu Verbesserungen: Die Optimierung fängt bei der Wahl der Rohstoffe an, die in engster Zusammenarbeit von verschiedensten Wissenschaftlern wie Chemiker, Physiker, Biologen, Toxikologen, Dermatologen und Ökologen bestimmt werden. Gezieltere Rezepturen ermöglichen, mit immer kleineren Mengen die gewünschte Wirkung zu erlangen und tragen damit zu einer Verminderung der Umweltbelastung bei. Dazu waschen moderne Waschautomaten wesentlich effizienter, sie benötigen bedeutend weniger Wasser und Energie. Die Anstrengungen konzentrieren sich nicht nur auf die Zusammensetzung der Produkte, sondern es wird auch viel getan bezüglich umweltgerechterem Verpackungsmaterial, Verbesserung der Energiebilanz wie auch einer verbesserten Konsumenteninformation. Auch der Konsument kann viel zur Verbesserung der Energiebilanz beitragen, in dem er häufig bei tieferen Temperaturen oder bei leichter Verschmutzung so- _4

gar kalt wäscht. Dies schont den Geldbeutel und die Umwelt. Mit dem Carbon Footprint lässt sich dieser Beitrag für eine bessere Umwelt direkt ausdrücken (siehe Kasten). Mehr Details zu diesem Thema finden Sie in der SKW- Online-Publikation «Sicherheit von Wasch- und Reinigungsmitteln für Mensch und Umwelt». Beispiel Information Besondere Anstrengungen unternimmt die Waschmittelindustrie bei der Konsumenteninformation. Mittels informativer Schriften, Veranstaltungen, Vorträgen und Websites will die Industrie Licht in das Thema «Umweltgerechteres Waschen» bringen, um ein entsprechendes Verhalten zu fördern. Die Industrie führt den Dialog mit den unterschiedlichen Interessengruppen, um im Rahmen von Forumsgesprächen gemeinsame Lösungen zu finden. www.sustainable-cleaning.com www.washright.com Beispiel Produkte Um sowohl den Eintrag von Waschmitteln in die Umwelt insgesamt als auch den von einzelnen Inhaltsstoffen weiter zu senken, sind in den letzten Jahren mehrere Neuerungen bei pulverförmigen Waschmitteln auf den Markt gekommen: So kommen zum Beispiel Kompaktwaschmittel mit deutlich weniger Chemie (insbesondere waschaktiven Substanzen und Bleichmitteln) pro Waschgang aus. Durch neue Herstellungsverfahren wird die Zugabe von Sulfat erheblich verringert und im Vergleich zu früher ein wesentlicher Anteil der Energie eingespart. Waschmittel-Tabletten (Tabs) sind ebenfalls Konzentrate und ermöglichen ein einfacheres Dosieren. Carbon Footprint Der Carbon Footprint (CF) zeigt das Treibhauspotential eines Landes, eines Unternehmens oder eines einzelnen Produkts während einer festgelegten Zeitspanne auf. In der Regel umfasst der CF die gesamte Lebensdauer - einschliesslich der späteren Verwertung oder Entsorgung. Zur Berechnung des Carbon Footprint werden die Treibhausgasemissionen entlang eines Lebenszyklus aufsummiert und in CO2-Äquivalente umgerechnet. Eine Alternative sind Kombinationsprodukte, bei denen ausgehend von einem Basiswaschmittel das Bleichmittel separat je nach Bedarf zugegeben werden kann. Zusätzlich besteht auch noch die Möglichkeit, je nach Wasserhärte separat Enthärter mit dem Waschmittel zu kombinieren. Beispiel Verpackung Da die Umwelt nicht nur durch den Eintrag von Chemie ins Abwasser beansprucht wird, sondern auch durch die Verpackung sowohl bei der Herstellung als auch bei der Entsorgung wird der Materialaufwand kontinuierlich gesenkt. Durch die Entwicklung verschiedener Nachfüllkonzepte lassen sich sogar zwischen 50 und 85% einsparen. Für die Verpackungen werden ausschliesslich recyclingfähige Materialien eingesetzt. Ein steigender Anteil der Verpackungen enthält aufbereitetes Altmaterial. Die Waschmittelindustrie der Umwelt verpflichtet 5_

Der Waschprozess Waschen ist ein äusserst komplexer Vorgang. Zahlreiche physikalische und chemische Einflüsse wirken zusammen. Ungeachtet der unterschiedlichen Anforderungen einer Hand-, Koch-, Bunt- oder Feinwäsche, vier Faktoren sind immer involviert: Zeit, Mechanik, Chemie und Temperatur. Das Zusammenwirken der vier Faktoren erfolgt über das Wasser und gewährleistet das gewünschte Waschresultat. Wird nun ein Faktor verändert, muss dies durch einen anderen kompensiert werden, um dasselbe Resultat zu erreichen. Man stellt diese Zusammenhänge im so genannten «Sinner schen Kreis» dar. Unter Annahme eines konstanten Verschmutzungsgrades lässt sich gut illustrieren, wie sich die einzelnen Faktoren verschieben können. Wird beispielsweise die Waschtemperatur gesenkt, muss die dadurch verringerte Waschleistung durch verbesserte Chemie, höhere Mechanik oder verlängerte Waschzeit kompensiert werden. 40 Sinner scher Waschkreis Zeit Mechanik Wasser Temperatur Chemie Zeit Mechanik Wasser Temperatur Chemie 60 _6

Einflüsse auf den Waschprozess Die Faktoren unterliegen, wie nachfolgend dargestellt, auch äusseren Einflüssen: Die Temperatur beispielsweise hängt von der Art der Textilien, welche auch die Mechanik bestimmt, sowie von den Farben ab. Die Zeit wird u.a. durch die Stärke und die Art des Schmutzes bestimmt, so dass letztlich der Faktor Chemie also das Waschmittel in diesem Kreis so gestaltet werden muss, dass das Ziel erreicht werden kann, nämlich die Gebrauchsfähigkeit der Wäsche wieder herzustellen. Textilien Gesetze Wasser Chemie Mechanik Temperatur Zeit Schmutz Waschtechnik Waschgewohnheiten Umweltbewusstsein Wasser Die erste Möglichkeit des Menschen, sich oder seine Bekleidung zu waschen, bot sich in Flüssen und Seen. Die drei Grundstufen des Waschprozesses sind bis heute gleich geblieben: Das Benetzen des Textilgutes, die Ablösung des Schmutzes von den Fasern, das Wegspülen des Schmutzes. Der Waschvorgang hat sich allerdings verändert. Doch ohne Wasser geht das Waschen auch heute nicht. Nur, Wasser ist nicht gleich Wasser. Es gibt Quell-, Grund- oder Fluss- / Seewasser. Auf seinem Weg durch Gesteins-, Erd- und Kiesschichten sowie Leitungsrohre nimmt das Wasser eine ganze Menge verschiedenster Salze auf. Die wichtigsten sind Calcium- und Magnesiumverbindungen (Kalk). Dabei fallen die Mengen je nach Herkunft unterschiedlich an. Im Schweizer Jura beispielsweise, wo das Gestein sehr kalkhaltig ist, löst sich auch dementsprechend mehr Kalk. Hohe Kalkanteile im Waschwasser sind unerwünscht, da sie die Waschkraft beeinträchtigen, indem sie einige waschaktive Substanzen unwirksam machen. Ferner fallen sie als unlösliche Niederschläge während des Waschprozesses aus und schädigen so Textilien und verkalken Waschtrommel und Heizstäbe. Deswegen muss bei der Dosierung des Waschmittels auf die verschiedenen Wasserhärten geachtet werden. In der Schweiz wird die Wasserhärte in französischen Härtegraden (fh) gemessen: 0-15 fh = weiches Wasser 15-25 fh = mittelhartes Wasser über 25 fh = hartes Wasser *15 fh bedeuten 15g Kalk (CaCO3) pro 100 Liter Wasser. Die Wasserhärte kann von Ort zu Ort stark variieren, je nachdem ob das Leitungswasser aus Quell-, Grundoder Seewasser stammt. In den letzten Jahren hat besonders der Anteil aus Seewasser stark zugenommen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie sich bei Ihrer Gemeinde nach Ihrer Wasserhärte erkundigen. www.svgw.ch Der Waschprozess 7_

Mechanik Glücklicherweise sind die Zeiten der langen Waschwochen mit schwerer körperlicher Arbeit vorbei. Diese Aufgabe übernimmt heute die Waschmaschine. Während bei der Handwäsche die Bearbeitung des Waschgutes vom Menschen gesteuert werden kann, hängt die Intensität der Mechanik in der Waschmaschine u.a. von der Anzahl Trommelumdrehungen ab. Die Trommel dreht sich in wechselnder Richtung um eine waagrechte Achse. Dadurch fallen die Wäschestücke vom oberen Trommelrand nach unten. Durch dieses mehr oder weniger starke Bewegen wird das Waschmittel bis in die letzte Faser gebracht. Der Schmutz wird dadurch herausgelöst und anschliessend mit Wasser weggespült. Bestimmte Inhaltsstoffe im Waschmittel sorgen dafür, dass sich Schmutz nicht wieder auf der Wäsche ablagern kann. Neben der Drehzahl der Trommel beeinflussen weitere Faktoren die Mechanik: die Trommel- und Rippendimensionen, die Beladungsmenge, die Laugenmenge, die Wäschestabilität und die Schaumbildung. Letztere kann je nach Dichte durch ihre Polsterwirkung die Mechanik dämpfen. Temperatur / Zeit Die untenstehende Grafik stellt zwei Waschzyklen dar. Die blaue Linie zeigt den Temperaturverlauf eines 40ºC Kurzprogramms, die orange Linie eines 60ºC- Buntwaschprogramms. Der Energieverbrauch des für leicht verschmutzte Wäsche geeigneten 40ºC Kurzprogramms ist um mehr als die Hälfte reduziert. 70 C 60 C 50 C 40 C 30 C 20 C 10 C 0 C 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 Waschdauer (Minuten) Um auch bei der Maschinenwäsche die Mechanik möglichst genau auf das Waschgut abzustimmen, sind die Maschinen mit verschiedenen Programmen ausgerüstet. Man unterscheidet hauptsächlich zwischen Schonwaschgang und normaler Mechanik. Welche und wie viel Mechanik ein Wäschestück verträgt, können Sie der Pflegeetikette entnehmen (siehe Seite 11 «Pflegesymbole»). << Wussten Sie......dass ein Wäschestück in der Trommel pro Waschgang bis zu 4 000 Meter zurücklegt? >> _8 Der Waschprozess

Chemie Um die Aufgaben der einzelnen Inhaltsstoffe besser zu verstehen, muss man wissen, was eigentlich beim Waschen abläuft. Man könnte den Vorgang in drei Stufen einteilen: 1. Die Fasern und der Schmutz werden mit Wasser benetzt 2. Der Schmutz wird von der Faser abgelöst 3. Der Schmutz wird mit dem Wasser weggespült Chemie ist notwendig, um diese Stufen optimal ablaufen zu lassen. Mehr Informationen zu den Inhaltsstoffen finden Sie ab Seite 13. Schmutz Es gibt viele verschiedene Schmutzarten. Um möglichst alle Anschmutzungen zu beseitigen, besteht die Rezeptur eines Waschmittels aus unterschiedlichen Inhaltsstoffen, die alle eine ganz bestimmte Aufgabe im Waschprozess erfüllen (siehe Seite 13 «Die Inhaltsstoffe»). Schmutzarten Fette und Öle Gerbstoffhaltiger Schmutz (Tee, Wein, Obst) Kohlehydrate (Stärke) Mikroorganismen Pigmente (Russ, Staub) Proteine, Eiweisse (Blut, Milch, Ei) Schweiss (-Geruch) Wasserlöslicher Schmutz (Salze, Zucker) Der Waschprozess 9_

Textilien Man unterscheidet bei den Textilien zwischen Naturfasern pflanzlichen und tierischen und Chemiefasern. Die Kenntnis der Art der Textilfasern ist notwendig für die Wahl von Waschtemperatur und Waschmittel. Naturfasern besitzen eine weitaus grössere und rauere Oberfläche als Synthesefasern. Die pflanzlichen Fasern stammen aus Samen, Stängeln, Blättern oder Früchten. Die tierischen Faserstoffe bestehen aus Eiweiss-Substanzen von Wolle, Haaren oder Seide. Chemiefasern werden entweder aus Naturstoffen wie Holz / Cellulose, mineralischen Stoffen oder aus synthetischen, respektive organischen Rohstoffen wie Erdöl und Kohle hergestellt. Polyesterfasern sind die wichtigsten Chemiefasern (Trevira, Dacron, Diolen ). Aufgrund ihrer Funktionalität sind moderne Textilien wie z.b. Gore-Tex, Sympatex und Elastanfasern nicht mehr aus der Sport- und Berufskleidung wegzudenken. Naturfasern und Chemiefasern werden häufig in Mischungen eingesetzt z.b. Baumwolle / Polyester. Die Naturfaser übernimmt den Feuchtigkeitsaustausch, die Chemiefaser sorgt für eine pflegeleichte Stoffkonstruktion. Naturfasern Chemiefasern Pflanzlicher Herkunft Tierischer Herkunft Fasern auf Cellulosebasis Synthetische Fasern Alfa Baumwolle Ginster Hanf Henequen Jute Kapok Kokos Leinen / Flachs Maguey Manila Ramie Sisal Sunn Alpaka Angora Biber Fischotter Guanako Kamel Kaschgora Kaschmir Lama Mohair Seide Vicuna Wolle Yak Acetat Alginat Cupro Lyocell Modal Triacetat Viscose Aramid Elasthan Elastodien Elastolefin Elastomultiester Fluorfaser Glasfaser Melamin Modacryl Polyacryl Polyamid / Nylon Polychlorid Polyester Polyethylen Polyimid Polyharnstoff Polylactid Polypropylen Polyurethan Regenerierte Proteinfaser Trivinyl Vinylal _10 Der Waschprozess

Pflegesymbole Für die Behandlung der verschiedenen Textilien geben die Pflegesymbole wichtige Hinweise > www.ginetex.ch WASCHEN (Waschbottich) BLEICHEN (Dreieck) Normal- Waschgang Schon- Waschgang Normal- Waschgang Schon- Waschgang Normal- Waschgang Schon- Waschgang Spezial- Schon- Waschgang Normal- Waschgang Schon- Waschgang Spezial- Schon- Waschgang Handwäsche Die Zahlen im Waschbottich entsprechen den maximalen Waschtemperaturen, die nicht überschritten werden dürfen. Der Balken unterhalb des Waschbottichs verlangt nach einer (mechanisch) milderen Behandlung (z.b. Schongang). Er kennzeichnet Waschzyklen, die sich z.b. speziell für pflegeleichte und mechanisch empfindliche Artikel eignen. Der doppelte Balken kennzeichnet Waschzyklen mit weiter minimierter Mechanik, z.b. für Wolle. nicht waschen Chlor- und Sauerstoffbleiche zulässig nur Sauerstoffbleiche zulässig / keine Chlorbleiche nicht bleichen TROCKNEN IM TUMBLER (Wäschetrockner) Trocknen im Tumbler möglich normale Temperatur, normaler Trockenzyklus Trocknen im Tumbler möglich niedrige Temperatur, normaler Trockenzyklus Die Punkte kennzeichnen die Trocknungsstufe im Tumbler (Wäschetrockner). nicht im Tumbler trocknen BÜGELN (Bügeleisen) PROF. TEXTILPFLEGE (Reinigungstrommel) heiss bügeln (200 C) mässig heiss bügeln (150 C) nicht heiss bügeln (110 C) Vorsicht beim Bügeln mit Dampf Die Punkte kennzeichnen die Temperaturbereiche der Reglerbügeleisen. nicht bügeln professionelle Textilreinigung normales Verfahren professionelle Textilreinigung Schonverfahren professionelle Textilreinigung normales Verfahren professionelle Textilreinigung Schonverfahren nicht chemisch reinigen Die Buchstaben sind für den professionellen Textilpfleger bestimmt. Sie geben einen Hinweis auf die in Frage kommenden Lösemittel. Der Balken unterhalb des Kreises verlangt bei der Reinigung nach einer Beschränkung der mechanischen Beanspruchung, der Feuchtigkeitszugabe und/oder der Temperatur. Nassreinigung normales Verfahren Nassreinigung Schonverfahren Nassreinigung Spezial-Schonverfahren nicht nass reinigen Dieses Symbol bezeichnet Artikel, die im Nassreinigungsverfahren behandelt werden können. Es wird in der zweiten Zeile unter dem Symbol für die Chemischreinigung angebracht. Die Balken unterhalb des Kreises verlangen bei der Nassreinigung nach einer Beschränkung der mechanischen Beanspruchung (siehe Waschen). Der doppelte Balken kennzeichnet ein noch milderes Verfahren. Der Waschprozess 11_

Waschgewohnheiten Die Waschgewohnheiten haben sich aus verschiedenen Gründen geändert. Zum Einen fällt durch den kontinuierlichen Rückgang der weissen Wäsche und der Zunahme von Synthetik- und Mischgeweben immer weniger Kochwäsche an, zum Anderen wird heute vermehrt farbige Wäsche getragen, die mit eher niedrigeren Temperaturen gewaschen wird. Früher wurde Wäsche oft gekocht, um hygienisch sauber zu werden. Aufgrund der zunehmend wirksamen Waschmittel und der fortschreitenden Modernisierung der Waschmaschinen wurde ein Trend zu geringeren Waschtemperaturen und zur Verwendung von entsprechend weniger Waschmittel und Wasser je Waschgang möglich. Das Waschen mit tieferen Temperaturen, der Verzicht auf Vorwäsche und Kochgang wird aber auch vermehrt aus Umweltgründen favorisiert. Dies führte in den letzten zwanzig Jahren zu deutlichen Einsparungen an Energie, Wasser und Waschmittel. So viel kostet die Energie für eine Waschladung Energieverbrauch pro Waschladung (CHF) 30 ºC 40 ºC 60 ºC 90 ºC 0.08 CHF 0.13 CHF 0.24 CHF 0.39 CHF Durchschnittliche Energiekosten: 0.20 CHF / kwh Durchschnittliche Waschladung: 4kg Textilwäsche Waschgewohnheiten Trends Gewählte Waschtemperaturen im Zeitverlauf* 40% 30% 20% 30 C 40 C 60 C 90 C 10% 0% 1988 * nur Maschinenwäsche 1998 2003 2008 Die Nachhaltigkeit des Waschprozesses hat sich in den letzten Jahren enorm verbessert 275 176 Waschmittel (Gramm pro Waschgang) Wasser (Liter pro Waschgang) Energieverbrauch pro Waschgang (1978 = 100) 100 1978 1980 1985 1990 1995 2000 95 46 44 2008 _12 Der Waschprozess

Strom-und Wasserverbrauch für Wäschewaschen mit Waschmaschinen Zahl der Haushalte Eigentümerquote Waschmaschinen Waschgänge pro Jahr Stromverbrauch pro Waschgang Stromverbrauch für Kleiderwäsche pro Haushalt pro Jahr Wasserverbrauch pro Waschgang Wasserverbrauch für Kleiderwäsche pro Haushalt pro Jahr Land x1 000 % kwh kwh L m 3 Australien 8 300.0 97 260 0.34 88.4 106 27.6 Belgien 4 408.7 95 165 0.92 151.8 60 9.9 Bulgarien 2 992.0 44 165 0.97 160.1 60 9.9 China 367 617.0 61 100 0.10 10.0 99 9.9 Dänemark 2 480.8 79 165 0.95 156.8 60 9.9 Deutschland 39 122.0 95 164 0.87 142.7 60 9.8 England 25 564.0 93 165 1.14 188.1 n/a n/a Estland 582.0 78 165 0.97 160.1 60 9.9 Finnland 2 295.5 89 165 0.89 146.9 60 9.9 Frankreich 24 523.0 97 165 0.94 155.1 60 9.9 Griechenland 3 664.0 95 177 1.35 239.0 60 10.6 Holland 7 049.0 98 165 0.88 145.2 60 9.9 Irland 1 288.0 95 177 1.13 200.0 n/a n/a Island 116.2 95 165 1.03 170.0 60 9.9 Italien 23 310.6 95 165 1.05 173.3 60 9.9 Japan 48 225.0 99 520 0.10 52.0 120 62.4 Kanada 11 562.9 82 289 0.43 124.3 144 41.6 Korea 13 770.0 100 208 0.37 77.0 140 29.1 Kroatien 1 478.0 65 177 0.97 171.7 60 10.6 Lettland 803.0 65 177 0.97 171.7 60 10.6 Litauen 1 357.0 82 165 0.97 160.1 60 9.9 Luxemburg 172.0 95 165 0.93 153.5 60 9.9 Malta 128.0 82 177 0.97 171.7 n/a n/a Norwegen 1 962.5 89 165 1.04 171.6 60 9.9 Österreich 3 342.3 95 164 0.87 142.7 60 9.8 Polen 13 337.0 76 177 0.97 171.7 60 10.6 Portugal 3 651.0 85 177 0.89 157.5 60 10.6 Rumänien 7 320.0 51 177 0.97 171.7 60 10.6 Schweden 4 576.0 83 140 0.95 133.0 60 8.4 Schweiz 3 115.0 95 165 0.99 163.4 60 9.9 Slovenien 685.0 98 177 0.97 171.7 60 10.6 Slowakei 1 900.0 60 177 0.97 171.7 n/a n/a Spanien 14 187.0 95 165 0.59 97.4 60 9.9 Tschechien 4 216.1 60 165 0.97 160.1 60 9.9 Türkei 16 744.0 63 211 1.35 284.9 60 n/a Ungarn 3 863.0 70 165 0.97 160.1 60 9.9 USA 112 000.0 86 289 0.43 124.3 144 41.6 Zypern 248.0 95 177 1.35 239.0 n/a n/a Quelle: Stamminger, R. & Pakula, Ch. (2009). Electricity and water consumption for laundry washing by washing machine worldwide. Household and Appliance Technology Section, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Nussallee 5, 53115 Bonn, Germany Der Waschprozess 13_

Die Inhaltsstoffe Waschaktive Stoffe Waschaktive Stoffe auch Tenside, oberflächenaktive Substanzen, grenzflächenaktive Stoffe, Detergentien oder Syndets genannt bilden einen der wichtigsten Bestandteile der heutigen Waschmittel. Was Tenside bewirken Wichtigste Aufgabe der Tenside ist die Verminderung der Oberflächenspannung des Wassers, wodurch sich die Benetzbarkeit der Textilien verbessert. Ferner lösen Tenside Schmutz ab und verhindern, dass dieser sich wieder festsetzen kann. Um diesen Prozess nachvollziehen zu können, muss man wissen, dass ein Tensid-Molekül aus einem wasserfreundlichen (hydrophilen) und damit fettabstossenden «Kopf» sowie einem wasserfeindlichen (hydrophoben) und dafür fettfreundlichen «Schwanz» besteht. Beim Waschvorgang verbindet sich der fettfreundliche Teil mit dem fetthaltigen Schmutz, währenddem der Wasser anziehende Teil dafür sorgt, dass Tensid und Schmutz mit dem Wasser weggespült werden. _14

Die vier Tensidgruppen Die Tenside lassen sich in vier Gruppen einteilen: anionische, nicht-ionische, kationische und amphotere. Ihr Einsatz hängt vom Anwendungsgebiet ab. Überwiegend werden Tensid-Kombinationen verwendet. Als Klassenmerkmal dient die Ladung des grenzflächenaktiven Ions in der wässrigen Lösung. Ionen sind Atome oder Atomgruppen, die ein- oder mehrfach positiv oder negativ elektrisch geladen sind. Die mengenmässig grösste Gruppe bilden die anionischen Tenside. Sie enthalten eine oder mehrere funktionelle Gruppen mit einer negativen Ladung. Sie bilden sozusagen das «Arbeitspferd». Darunter fällt zum Beispiel die Seife. Zunehmend wichtiger wird die Gruppe der nichtionischen Verbindungen, die in wässriger Lösung keine Ionen bilden. Ihre Stärken sind unter anderem die gute Waschleistung schon bei niedrigen Temperaturen sowie eine geringe Empfindlichkeit gegen Wasserhärte. Die kationischen Tenside zerfallen im Wasser und bilden positiv geladene Ionen. Sie sind die Spezialisten für das Weichspülen. Sie sorgen neben der Griffverbesserung der Wäsche auch für eine verminderte statische Aufladung. Eine Zwischenstellung nehmen die amphoteren Tenside ein. Je nach ph-wert der wässrigen Lösung nehmen sie eine positive oder negative Ladung an oder sind elektrisch neutral. Der ph-wert ist die Masseinheit zur Beurteilung von Säuren und Laugen: ph 1 6 = starke bis schwache Säure ph 7 = neutral ph 8 14 = schwache bis starke Lauge (alkalisch) << Wussten Sie......dass der grösste Tensid-Produzent die Leber ist? Die natürlichen Tenside werden in der Gallenblase gesammelt und sind für die leichtere Verdaulichkeit von Fett zuständig. 7 Millionen Einwohner der Schweiz produzieren pro Jahr in etwa die gleiche Menge von Tensiden, wie sie von der Industrie verbraucht wird, ca. 40 000 Tonnen! >> Die Verwendung von Tensid-Mischungen, z.b. aus anionischen und nicht-ionischen Tensiden, erlaubt, bei gleicher Leistungsfähigkeit mit geringeren Substanzmengen auszukommen («synergistischer Effekt»). Die Inhaltsstoffe 15_

Woraus Tenside hergestellt sind Das älteste Tensid ist die Seife. Sie wird mittels eines chemischen Prozesses, der Verseifung aus pflanzlichen und tierischen Fetten und Ölen, hergestellt. Ihre grosse Schwäche ist, dass sie sehr empfindlich auf Wasserhärte reagiert und Kalkseife bildet. Aus diesem Grund und als Ersatz für Fette und Öle im zweiten Weltkrieg begann man, synthetisch hergestellte Wasch-Rohstoffe einzusetzen. Ein Grossteil der heute verwendeten Tenside wird synthetisch auf der Basis von Erdöl hergestellt. In den letzten Jahren haben auch Tenside auf der Basis von nachwachsenden natürlichen Rohstoffen wie Palm- und Kokosöl oder Talg an Bedeutung gewonnen. Umweltaspekte Waschaktive Stoffe werden im biologischen Teil der Abwasserreinigungsanlage (ARA) durch Bakterien abgebaut. Dabei zerfallen sie in kleinere Bruchstücke und schliesslich in Kohlendioxid, Wasser und Mineralien. Diesen Vorgang nennt man Mineralisation. Das Gesetz schreibt dafür Minimalanforderungen vor, die in bestimmten Abbautests erfüllt werden müssen. Dies gilt auch für die in Gewebeveredlern eingesetzten Tenside. Es ist in den letzten Jahren gelungen, auch für diese Produktgruppe komplett abbaubare kationische Tenside zu entwickeln. << Wussten Sie... dass die Anwendungsgebiete der Tenside ausserordentlich vielfältig sind? Zum Beispiel als Hilfsstoffe für Textil-, Leder- und Papierindustrie, als Additive in Schmierölen, zur Erdöl- und Erzgewinnung, zur Produktion von Farben usw. >> Die Abbaubarkeit eines Tensides ist im Wesentlichen von der chemischen Struktur abhängig und nicht von der Herkunft. Die Mikroorganismen, die für den biologischen Abbau sorgen, können nicht unterscheiden, ob zu seiner Herstellung Erdöl oder Kokosöl verwendet wurde. Mehr Details zum Thema Abbaubarkeit finden Sie auf Seite 26 und in der SKW-Online-Publikation «Sind Waschmittel abbaubar?». _16 Die Inhaltsstoffe

Wasserenthärter Bereits 1986 wurde in der Schweiz, als erstes Land in Europa, der Einsatz von Phosphaten in Textil-Waschmitteln verboten. Als Ersatzstoffe für Phosphate werden meistens Zeolithe eingesetzt. Da es keinen gleichwertigen Ersatzstoff gibt, werden diese in Kombination mit anderen Wirkstoffen hauptsächlich Silikate und Polycarboxylate verwendet. Was Zeolithe bewirken Zeolithe machen das Wasser «weich», indem sie die Härtebildner des Wassers wie ein Sieb wegfangen (Ionentausch). Die Wirkungsweise ist somit anders als beim Phosphat, welches die Härtebildner in Form löslicher Verbindungen aus der Waschlauge entfernt. Zeolithe können die Phosphate nur teilweise ersetzen, da Phosphate zusätzlich die Wirkung der synthetischen Tenside steigern und dazu beitragen, dass sich der Schmutz nicht wieder auf die Wäsche absetzt. Woraus Zeolithe hergestellt sind Bei den Zeolithen (Natrium-Aluminiumsilikate) handelt es sich um in der Natur vorkommende wasserunlösliche Mineralien. Für den Einsatz in Waschmitteln wurden spezielle Typen entwickelt. Ausgangsmaterial sind die natürlichen Stoffe Bauxit und Wasserglas (Natriumsilikat). Was Polycarboxylate bewirken Polycarboxylate sind keine eigentlichen Wasserenthärter. Sie sorgen in Zusammenarbeit mit den Zeolithen für die für ein einwandfreies Waschresultat notwendige Bindung des Kalks im Wasser. Ihre Wirkungsweise basiert auf ihrem Dispergiervermögen feinst verteilter Partikel. Woraus Polycarboxylate hergestellt sind Polycarboxylate werden auf Basis von Erdöl hergestellt. Sie sind hochmolekulare Stoffe, bestehend aus den Bausteinen Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff. Was Citrat (Zitronensäure) bewirkt Citrat bindet ebenfalls die Härtebildner im Wasser. Allerdings ist seine Leistung bedeutend geringer als diejenige von Zeolith und nimmt mit zunehmender Waschtemperatur ab. Woraus Citrat hergestellt wird Industriell wird Citrat durch Fermentation von zuckerhaltigen Abfällen wie Melasse gewonnen. << Wussten Sie......dass Zeolithe in grossem Masse zur Bodenverbesserung z.b. in der Gärtnerei und Landwirtschaft eingesetzt werden? dass Citrat im menschlichen Stoffwechsel eine wesentliche Rolle spielt? >> Die Inhaltsstoffe 17_

Bleichmittel Umweltaspekte Zeolithe sind für Mensch und Tier unschädlich. Sie haben keine negativen Einwirkungen auf Kläranlagen und sind zudem problemlos für Waschmaschinen und Abwasserleitungen. Sie vermögen weder im Klärschlamm noch im Gewässer Schwermetalle zu remobilisieren. Als natürlich vorkommende Mineralien werden Zeolithe nicht abgebaut, sondern lagern sich in den Sedimenten der Flüsse und Seen ab. Polycarboxylate werden biologisch langsam abgebaut. In den Kläranlagen werden sie im Klärschlamm festgehalten und somit praktisch vollständig aus dem Abwasser eliminiert. Mit dem Klärschlamm werden sie rückstandslos zu Kohlendioxyd und Wasser verbrannt. Citrat wird biologisch schnell und gut abgebaut. Das schwache Komplexierungsvermögen in Verbindung mit einer guten biologischen Abbaubarkeit schliesst denkbare Remobilisierungsvorgänge bei Schwermetallen aus. Silikate bestehen aus den natürlichen Rohstoffen Sand, Pottasche und Soda. Sie sind ungiftig und rein anorganisch, beinhalten also keine Erdölprodukte. Silikate sind ein umweltverträglicher Einsatzstoff, der ohne giftige Emissionen erzeugt wird. Sie bieten die Möglichkeit, umweltbelastende Substanzen in vielen Industrien zu ersetzen. Silikate sind ein natürlicher Bestandteil unserer Umwelt - über 80% der Erdkruste bestehen aus ihnen. Nach der industriellen Verwendung werden Silikate dem natürlichen Kreislauf wieder zugeführt. Bleichmittel sind Substanzen in Wasch- und Reinigungsmitteln, die im Verlauf des Reinigungsvorganges Flecken oxidativ, d.h. unter Einwirkung von Sauerstoff, beseitigen. In Waschmitteln verwendete Bleichmittel, nämlich Natriumpercarbonat, sind Stoffe, die bei erhöhter Temperatur freien Sauerstoff entwickeln. In den letzten Jahren hat Percarbonat eine ständige wachsende Bedeutung erreicht, nachdem es gelungen ist, mittels spezieller Herstellungsverfahren seine an sich schlechtere Lagerfähigkeit bedeutend zu verbessern. Was Natriumpercarbonat (Perverbindungen) bewirken Eine Vielzahl farbiger Anschmutzungen wie z.b. Obst-, Gemüse-, Wein- und Kaffeeflecken, können nicht durch die Wirkung der Tenside allein entfernt werden, sondern müssen oxidativ in kleine Bestandteile aufgebrochen und entfärbt, d.h. gebleicht werden. Dies geschieht durch den aktiven Sauerstoff, den Percarbonat bei höheren Temperaturen optimal sind über 80 C freisetzen. Um auch bei tieferen Temperaturen eine ebenbürtige Waschleistung erzielen zu können, werden so genannte Bleichaktivatoren eingesetzt, die dafür sorgen, dass die Perverbindungen schon ab 30 C ihre Wirkung voll entfalten. Dadurch ist auch bei dieser Bedingung die Hygiene gewährleistet. Der bekannteste dieser Aktivatoren ist Tetraacetylethylendiamin kurz TAED genannt. Umweltaspekte Natriumpercarbonat zerfällt in Soda, das im Wasser zu Kalk umgewandelt wird, und Aktivsauerstoff. << Wussten Sie... dass dank Bleichaktivatoren die Waschtemperatur von 95 C auf 60 C oder 40 C reduziert und dadurch 50% an Energie eingespart werden kann?>> _18 Die Inhaltsstoffe

Waschalkalien (Silikate & Soda) Was Waschalkalien bewirken Durch die Waschalkalien werden ph-wert und Alkalität der Waschlauge gesteuert. Sie bewirken eine leichte Quellung der Fasern und erleichtern so die Schmutzentfernung. Sie helfen auch bei der Feinverteilung des Schmutzes in der Lauge und binden die im Wasser gelösten Eisensalze; dadurch wird ein Vergilben der Wäsche verhindert. Silikate schützen die Waschmaschine vor Korrosion. Woraus Silikate hergestellt sind Silikate auch Wasserglas genannt sind im Wasser lösliche Verbindungen, die wie Glas durch Zusammenschmelzen von Quarzsand und Soda hergestellt werden. Woraus Soda hergestellt wird Soda wird grosstechnisch aus den Grundstoffen Kalk und Kochsalz hergestellt. Neutralsalze (Natriumsulfat usw.) Was Neutralsalze bewirken Nebst der Verbesserung der Verarbeitbarkeit bei der Produktion unterstützen die Neutralsalze die Rieselfähigkeit des Pulvers und verhindern Verklumpung oder Staubbildung, was ein genaueres Dosieren ermöglicht. Dank neuer Technologien kann ihr Einsatz in modernen Kompaktwaschmitteln bedeutend reduziert werden. Der Verbrauch ist deshalb stark zurückgegangen. Woraus Neutralsalze hergestellt sind Das am häufigsten verwendete Neutralsalz ist das Natriumsulfat. In Waschmitteln kommt jedoch ausschliesslich Glaubersalz vor, ein Natriumsulfat, das zusätzlich Kristallwasser enthält. In vielen chemischen Prozessen fällt es als Nebenprodukt an. << Wussten Sie......dass zu Grossmutters Zeiten Wasserglas in einem Steinguttopf gefüllt zur Konservierung von Eiern benutzt wurde? dass man heute die konservierenden Eigenschaften von Wasserglas nutzt, um Fassaden vor schädlichen Umwelteinflüssen zu schützen? >> Umweltaspekte Sowohl Natrium wie auch Sulfationen sind Bestandteile natürlicher Gewässer. Die über Waschmittel in die Gewässer gelangenden Mengen tragen nur geringfügig (unter einem Prozent) zur gesamten Salzfracht unserer Flüsse bei. Umweltaspekte Die Erdkruste besteht zu 95% aus Silikaten. Schädliche Einwirkungen auf die Umwelt können sowohl für Silikate wie für Soda ausgeschlossen werden. Die Inhaltsstoffe 19_

Spezialstoffe Schmutzträger Um ein Vergrauen der Wäsche zu verhindern, werden Waschmitteln so genannte Schmutzträger beigefügt: CMC (Carboxymethylcellulose). Was Schmutzträger bewirken Schmutzträger bewirken, dass der losgelöste Schmutz in der Waschlauge in Schwebe gehalten wird und sich nicht erneut auf die Wäsche absetzen kann. Woraus CMC hergestellt ist Ausgangsprodukt für das in Waschmitteln als Schmutzträger verwendete CMC ist Cellulose aus Holzabfällen. Chemisch gesehen handelt es sich dabei um modifizierte hochmolekulare Cellulosen. Cellulose ist die bei weitem häufigste organische Verbindung, denn nahezu alle Zellwände der lebenden und abgestorbenen Pflanzenteile bestehen aus Cellulose. Verfärbungsschutz PVP / PVI PVP (Polyvinylpyrrolidon) oder PVI (Polyvinyimidazol) kann von der Faser abgelöste Farbpartikel auffangen und vermeiden, dass sie sich auf der Wäscheladung wieder absetzen und eine unerwünschte Farbübertragung bewirken. Was PVP / PVI bewirkt Beim Waschen gefärbter Textilien können Farbübertragungen auftreten: Farbstoff löst sich von der Faser ab, verteilt sich in der Waschlauge und zieht auf andere Wäschestücke auf. PVP verhindert das Wiederaufziehen, indem es die Farbstoffmoleküle umhüllt und so den Kontakt zwischen Faser und Farbstoff verhindert. Dieser Effekt funktioniert am besten bei Cellulosefasern wie Baumwolle, Leinen und Viscose. Woraus PVP hergestellt ist Ausgangsstoffe sind u.a. Acetylen und Ammoniak. PVP ist ähnlich wie CMC ein langkettiges Molekül, das sehr gut wasserlöslich ist. Andere Anwendungsgebiete sind z.b. die Verwendung als Filtrierhilfsstoffe bei der Getränkeherstellung oder als Binde- und Verdickungsmittel in Kosmetika. Stabilisatoren (Phosphonate) In Waschmitteln werden heute vornehmlich Phosphonate als Stabilisatoren eingesetzt. Das früher verwendete EDTA hat keine Bedeutung mehr. Was Stabilisatoren bewirken Neben der Bindung von Schwermetallionen und damit der Stabilisierung des Bleichmittels liegt ihre Hauptaufgabe in der Verhinderung von Kalkablagerungen auf der Wäsche. Phosphonate verhindern das Ausfällen schwerlöslicher Erdalkalisalze, indem sie das Kristallwachstum während des Waschvorganges stören. Man spricht fachtechnisch vom so genannten «Threshold effect». So werden Niederschläge auf Heizstäben und Wäsche vermieden. Aus diesem Grund sind Phosphonate nicht nur in bleichmittelhaltigen, sondern auch in bleichmittelfreien Waschmitteln in geringen Mengen enthalten. Woraus Phosphonate hergestellt sind Phosphonate sind organische Verbindungen, die neben Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff Phosphor enthalten. Umweltaspekte CMC baut sich biologisch langsam ab. Negative Auswirkungen auf die Umwelt sind keine bekannt. PVP wird im Bereich Lebensmitteltechnologie, Pharmazie und Kosmetika bereits seit Jahren eingesetzt. Im Vergleich dazu ist der Einsatz in Waschmitteln gering. Aus ökologischer Sicht bestehen nach heutiger Kenntnis keine Bedenken. Phosphonate (nicht zu verwechseln mit Phosphaten) werden in Waschmitteln in Mengen von weniger als 0,5% eingesetzt. Sie sind biologisch nur langsam abbaubar, werden aber zum Grossteil über den Klärschlamm entfernt. Von den in die Gewässer gelangenden Mengen sind keine schädlichen Auswirkungen zu erwarten. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass Phosphonate unter den Bedingungen im Gewässer durch die UV-Strahlung abgebaut werden. Die beim Abbau frei werdenden Phosphormengen können hinsichtlich der Eutrophierung (Überdüngung) vernachlässigt werden. _20 Die Inhaltsstoffe

Enzyme Enzyme sind Proteine oder Eiweisskörper, ähnlich denjenigen in der Milch oder im Fleisch. Sie fördern chemische Umwandlungen (katalytische Wirkung) und sind für alle Stoffwechselfunktionen in allen Lebewesen und Pflanzen verantwortlich. Was Enzyme bewirken Waschmittel-Enzyme bauen Schmutzstoffe (Eiweiss, Fett, Stärke etc.) ab, indem sie diese spezifisch aufspalten. Die Enzyme selbst verändern sich dabei nicht, sie dienen als Katalysatoren (Beschleuniger). Deshalb reichen bereits geringe Mengen im Waschmittel aus. Ihre Funktion im Waschprozess wird immer wichtiger; sie ermöglichen niedrige Waschtemperaturen und helfen, die Waschmittelmenge zu reduzieren. Sie entfalten ihre optimale Wirkung schon bei tiefen Temparaturen. In Waschmitteln finden sich vor allem folgende Enzym-Typen: Enzym-Typ Funktion Beispiele Amylase Abbau von Stärke Stärke, Kakao Protease Abbau von Proteinen Eiweiss, Eigelb, Blut Lipase Abbau von Fett Fett, Butter, Öl etc. Cellulase Abbau von Cellulose Feine Fäserchen Mannanase Abbau von Kohlen- Schokolade, hydraten Karamel Woraus Enzyme hergestellt sind Da in der Natur oft ein bestimmtes Enzym nicht in der gewünschten Menge vorhanden ist, bedient man sich biotechnologischer Verfahren für deren Herstellung. Dabei werden den Enzym produzierenden Mikroorganismen in so genannten «Fermentern» optimale Lebensbedingungen geboten. Diese Technik bekannt seit 3000 Jahren nennt man Fermentation. Anschliessend werden die Produkte (Enzyme) von den Mikroorganismen abgetrennt. In neuerer Zeit spielen zur Herstellung von Enzymen gentechnische Methoden eine immer wichtigere Rolle. Dabei werden die Mikroorganismen gentechnisch so verändert, dass die Ausbeute und Reinheit gesteigert wird oder dass sie andere spezifische Enzyme produzieren. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in der SKW-Online-Publikation «Enzyme in der Waschmitteltechnologie». << Wussten Sie......dass Enzyme nicht nur in der Käseproduktion eine wichtige Rolle spielen, sondern ausserdem auch beim Backen eines Hefezopfes oder bei der alkoholischen Gärung zur Anwendung kommen? >> Umweltaspekte Der Einsatz von Enzymen ist für die Umwelt unproblematisch; wesentliche Abbauvorgänge in der Kläranlage beruhen auf enzymatischen Vorgängen. Die Furcht, dass durch Waschmittel-Enzyme Allergien ausgelöst werden können, ist unbegründet. Frühere Veröffentlichungen bezogen sich ausschliesslich auf den Herstellungsprozess der Waschmittel, bei dem Enzym-Staub auftreten konnte. Heute werden bei der Produktion Granulate verwendet, bei denen die Enzyme durch Ummantelung geschützt sind. Dadurch werden Enzyme stabilisiert, und es wird verhindert, dass Enzym-Staub in die Atemwege gelangen kann. Die Enzym-Aktivität geht übrigens mit der Beendigung des Waschvorgangs verloren. Gentechnische Veränderungen an den produzierenden Mikroorganismen stellen keine Probleme dar, da sie von den Enzymen abgetrennt und zerstört werden. Die Inhaltsstoffe 21_

Optische Aufheller Optische Aufheller sind fluoreszierende Stoffe, die selber farblos sind. Im Gegensatz zu chemischen Bleichmitteln, welche durch Abgabe von Sauerstoff in der Waschlösung Flecken zu bleichen vermögen handelt es sich hier um eine «physikalische Bleiche». Ihr Einsatz ist in den letzten Jahren wegen der wachsenden Bedeutung bunter Textilien stark rückläufig. Was optische Aufheller bewirken Optische Aufheller ziehen beim Waschen auf die Faser auf. Sie wandeln unsichtbare, ultraviolette Anteile des Tageslichts in sichtbares Licht um (Fluoreszenz). Dadurch reflektiert das Textilgut mehr sichtbares Licht als eingestrahlt wird, und das zusätzliche Licht kompensiert die Vergilbung. Ungefärbte Textilien erscheinen weisser, bunte Farben leuchten intensiver. Die meisten Fasern und Textilien werden bereits beim Textilhersteller mit optischen Aufhellern ausgerüstet. Vollwaschmittel enthalten optische Aufheller zur Erhaltung des Weissgrades und damit die im Waschvorgang ausgewaschenen Aufheller wieder ersetzt werden. In den meisten Feinwaschmitteln werden keine optischen Aufheller eingesetzt, da sie Farbtonveränderungen bewirken können. Woraus optische Aufheller hergestellt sind Optische Aufheller sind komplizierte organische Verbindungen, welche aus Erdöl-Derivaten hergestellt werden. Umweltaspekte Optische Aufheller sind kein Gewässerschutzproblem. Die in Haushaltabwässern gemessenen Spuren von Aufhellern aus Waschmitteln bewegen sich bei 0,01 0,1ppm (1ppm = 1 Teil pro Million Teile). Bei gut funktionierenden Kläranlagen werden über 90% davon zurückgehalten. Zur Sicherheit von optischen Aufhellern sind umfangreiche Untersuchungen angestellt worden. Anerkannte Experten aus verschiedensten Kreisen bestätigen: Optische Aufheller sind unbedenklich, da sie in der Umwelt in Gegenwart von Sonnenlicht und Wasser wenig stabil sind und sich abbauen (Photoabbau). Parfums / Duftstoffe Was Parfums bewirken Parfums überdecken den unangenehmen Eigengeruch der Waschmittel und verleihen der Wäsche einen frischen Duft. Woraus Parfums hergestellt werden Die in Waschmitteln eingesetzten Parfums werden auf verschiedenen Wegen gewonnen: Extraktion natürlicher Riechstoffe oder -komponenten aus Pflanzen und Früchten wie Zitronen, Rosen, Maiglöckchen usw. Synthetische Herstellung naturidentischer Parfumbestandteile (Grund: hohe Kosten für die Isolierung aus natürlichen Rohstoffen) Erzeugung künstlicher Riechstoffe Umweltaspekte Wie jeder andere Waschmittel-Inhaltsstoff werden auch Parfums in einer Vielzahl von toxikologischen Untersuchungen auf ihre Verträglichkeit für Mensch und Umwelt getestet. Bis heute konnten keine negativen Effekte gefunden werden. Gelegentlich werden Allergiefälle auf Parfums zurückgeführt. Sorgfältige Untersuchungen zeigen, dass solche Allergien nicht öfters auftreten als solche mit anderen Stoffen und auf jeden Fall weit seltener als die bekannten Probleme mit Erdbeeren, Wolle usw. Immerhin verlangt die Gesetzgebung eine Deklaration von Parfüminhaltsstoffen, gerade für Allergiker. << Wussten Sie......dass zur Herstellung von weissem Papier optische Aufheller eingesetzt werden? dass unsere Grossmütter die Wäsche gebläut haben, um einen ähnlichen Effekt zu erhalten? >> _22 Die Inhaltsstoffe

Breites Waschmittelangebot Die Aufgabe ist enorm: Jahr für Jahr wird in der Schweiz über eine Million Tonnen schmutzige Wäsche gewaschen. Eine Aufgabe mit vielen Facetten, denn der Wäscheberg setzt sich aus vielen verschiedenen Materialien mit den unterschiedlichsten Verschmutzungen zusammen. Ob Seide, Wolle, Baumwolle oder Kunstfaser, ob Fett-, Eiweiss- oder Rotweinflecken, alles lässt sich heute mühelos waschen. Nicht weil die Aufgabe anspruchslos wäre, sondern weil die Lösung nahezu perfekt ist. Die Leistung der modernen Waschmittel und auch die der Waschmaschinen ist das Ergebnis langjähriger Forschung und unzähliger Versuchsreihen. Jede Komponente in Waschmitteln trägt zu einem optimalen Waschergebnis bei und hat eine genau definierte Funktion. Das vielfältige Produkte- Angebot soll nicht zu häufigerem, sondern zu gezielterem Waschen auffordern. Gewebeveredler und Weichspüler Gewebeveredler und Weichspüler schützen die Fasern und machen sie geschmeidig. Das Ergebnis ist weichere und glattere Wäsche. Ausserdem bleibt weniger Wasser in der nassen Wäsche zurück. Die Fasern sind weniger ausgetrocknet und lassen sich so besser bügeln. Gewebeveredler und Weichspüler vermindern die elektrostatische Aufladung besonders der synthetischen Wäsche, was ihr Tragen angenehmer macht. Bei atmungsaktiver Sportwäsche empfiehlt es sich, auf den Einsatz von Gewebeveredlern und Weichspüler zu verzichten. 23_

Produkt-Typen Vollwaschmittel Buntwaschmittel (Color) Feinwaschmittel Spezialwaschmittel Vorbehandlungsmittel Bleichmittel / Fleckensalz Wasserenthärter Gewebeveredler pulverförmig flüssig pulverförmig flüssig pulverförmig flüssig pulverförmig / flüssig fest flüssig Standard, Konzentrat, Tabs Konzentrat Standard, Konzentrat, Tabs Konzentrat, Superkonzentrat Standard, Konzentrat, Tabs Konzentrat für Wolle / Seide, Gardinen, schwarze Textilien, farbige Textilien, Funktionstextilien für öligen / fettigen Schmutz Pulver, Flüssigkeit, Tabs Pulver, Tabs Imprägnierte Tüchlein Standard, Konzentrat Produkt-Informationen Auf jeder Waschmittelpackung befinden sich Informationen zum Produkt. Folgende Angaben sind üblich: - Inhalt / Volumen - Empfohlener Temperaturbereich - Anzahl Wäschgänge bei mittlerer Dosierung - Informationen zur Anwendung (wie Einschränkungen für bestimmte Gewebe etc.) - Dosierung, Verschmutzungsgrad, Wasserhärte - Zusammensetzung - Umweltaspekte - Warn- und Sicherheitshinweise - Hersteller, Adresse und Kontakt Informationen und Anwendungen Dosierung Verschmutzungsgrad Wasserhärte Zusammensetzung Waschmittel für Textilien Umweltaspekte Waschgänge Warnhinweise / Sicherheitshinweise - z.b. von Kindern fernhalten - nicht in die Augen Hersteller Adresse / Kontakt Feld für EAN 13 Symbol _24 Breites Waschmittelangebot

Zusammensetzung der Waschmittel Übersicht Wirkstoffe Vollwaschmittel Buntwaschmittel Fein- / Spezialwaschmittel V B W G P S P K T F P S P K T Anionische Tenside x x x x x x x x x Nicht-ionische Tenside x x x x x x x x x x x (x) Kationische Tenside (x) (x) (x) x Seife x x (x) x x (x) (x) (x) (x) (x) Zeolithe x x x x x x x Citrate (x) (x) x (x) Natriumsulfat x x x x x (x) x Soda x x x x x x (x) (x) Silikate x x x x x x (x) Bleichmittel x x x TAED x x x Schmutzträger x x x x x x Polycarboxylate x x x x x x x x x (x) x Phosphonate x x x x x x (x) (x) Optische Aufheller x x x Enzyme x x x x x x x (x) x Parfum x x x x x x x x x x Alkohole x x x x (x) Konservierungsmittel (x) x x x Wasser x x x x x F P S P K T F Vollwaschmittel Buntwaschmittel Fein- / Spezialwaschmittel Vorbehandlungsmittel (V) Bleichmittel (B) Wasserenthärter (W) Gewebeveredler (G) P = Pulver S = Standard K = Konzentrat, Superkonzentrat T = Tabs F = Flüssig Anmerkungen: (x) Klammern bedeuten, dass der Stoff nicht in allen Produkten enthalten ist; einzelne Produkte können abweichen. Breites Waschmittelangebot 25_

Waschen Möglichkeiten und Grenzen Abbaubarkeit Alle organischen Stoffe bauen sich in der Natur langsamer oder schneller ab. Sie werden, meist in Gegenwart von Sauerstoff, durch Mikroorganismen (Bakterien) in kleinere Bruchstücke und schliesslich in CO2, Wasser und mineralische Stoffe zerlegt. Anorganische (mineralische) Stoffe können nicht abgebaut werden. In Kläranlagen wird dieser natürliche Prozess der Selbstreinigung in Oberflächengewässern und Grundwasserschichten nachgeahmt. Durch Erhöhung der Konzentration der Abwasser-Schmutzstoffe und Bakterien wird der biologische Abbau stark beschleunigt. Zu diesem Zweck pumpt man das Abwasser in ein so genanntes Belebtschlammbecken, das mit ausreichenden Belüftungseinrichtungen versehen ist. Der Belebtschlamm besteht hauptsächlich aus aeroben (Sauerstoff zehrenden) Mikroorganismen. Das Gesetz schreibt vor, dass alle Tenside, innerhalb einer gewissen Zeit und mit vorgeschriebenen Methoden beurteilt, vollständig biologisch abbaubar sein müssen. Im Labor wird dabei das CO2 gemessen, das beim Abbau entsteht. Daraus errechnet sich unter Berücksichtigung der eingesetzten Menge Tenside der totale Abbaugrad in Prozent. In der Regel sind bei Tensiden bereits die ersten Abbauschritte (Primärabbau) mit deutlichen Änderungen der chemischen Stoffeigenschaften wie Verlust der oberflächenaktiven Wirkung und des Schaumbildungsvermögens verbunden. Weil zuverlässige anerkannte Labormethoden zur Bestimmung des Totalabbaus fehlten, wurden bis zur Revision des Chemikalienrechts im Jahre 2005 gesetzliche Mindestwerte für den Primärabbau vorgeschrieben. Nach geltendem Recht ist jetzt der Totalabbau vorgeschrieben. _26

An Tenside werden hohe Anforderungen gestellt. Sie müssen in den Abwasserreinigungsanlagen innerhalb einer Durchlaufzeit des Wassers von durchschnittlich drei Stunden möglichst vollständig eliminiert werden. Dies erfolgt durch Adsorption an den Klärschlamm und durch biologischen Abbau. Der kleine Rest der aus der Abwasserreinigungsanlage (ARA) ins Gewässer gelangenden Tenside wird innerhalb eines Zeitraumes von Stunden bis wenigen Tagen abgebaut. Dies wurde in umfangreichen Testreihen sowohl im Labor als auch in der Umwelt bestätigt. Heute wird der weitaus grösste Teil des anfallenden Klärschlamms wegen seines relativ hohen Schwermetallgehalts und zur Bekämpfung des BSE-Risikos unter Energierückgewinnung verbrannt. So stellen auch allfällig an Klärschlamm adsorbierte Restmengen von Waschmitteln keine Umweltrisiken dar. Eigenverantwortung Die Industrie setzt sich dafür ein, dass ihre Produkte immer nachhaltiger werden. Betrachtet man die gesamte Energie- und CO2 Bilanz, so können insbesondere die Verbraucher selbst einen besonders hohen Beitrag zum nachhaltigen Waschen beisteuern. Einfach einmal herunterschalten, also von 60 C auf 40 C oder von 40 C auf 30 C oder auf Kaltwäsche, so lässt sich viel wertvoller Strom sparen. Je nach Verschmutzungsgrad kann immer noch ein zufriedenstellendes Waschergebnis erreicht werden. Die modernen Waschmittel für «Kaltwäsche» machen es möglich! Hygiene Waschen ist eine Voraussetzung zur Erhaltung der Hygiene. Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und Viren sind allgegenwärtig im Haushalt. Wir leben mit ihnen und wir sind selber Träger einer grossen Anzahl Mikroorganismen auf Haut und Haaren. Nicht alle Mikroorganismen sind gesundheitsschädlich, einige sind sogar erwünscht und stärken unsere körpereigenen Abwehrkräfte. Wie viel Hygiene brauchen wir also? Die wirklich gefährlichen Mikroorganismen wie Salmonellen, Lysterien oder Legionellen finden wir, wenn überhaupt, in der Küche und nicht auf unserer Wäsche. In der Regel sind deshalb im Zusammenhang mit dem Waschen von Kleidungsstücken keine besonderen Hygienemassnahmen zu treffen. Den Waschvorgang und das anschliessende Trocknen an der Luft oder im Tumbler überleben die wenigsten Mikroorganismen. Bei Waschtemperaturen von 60 C und mehr findet eine vollständige Desinfektion der Wäsche statt. Damit sich auch im Innenraum der Waschmaschine keine sogenannten «Biofilme» bilden können, empfiehlt es sich, ca. jede fünfte Wäsche einmal mit einem bleichmittelhaltigen Vollwaschmittel bei 60 C zu waschen. Lediglich bei tiefen Waschtemperaturen von 20 C und 40 C können einige Schimmel- und Hefe-Typen überleben. Dies kann zum Problem werden, wenn zum Beispiel Fusspilzsporen durch unvollständige Desinfektion der Socken immer wieder zum Neubefall führen. Falls die erwähnten Socken nicht bei höheren Temperaturen gewaschen werden dürfen, können sie mit einem speziellen Wäschedesinfektionsmittel aus dem Fachhandel desinfiziert werden. Allergien Allergie-auslösende Substanzen kommen in allen Bereichen unseres täglichen Lebens vor. Am häufigsten reagieren allergiegefährdete Personen auf Lebensmittel, Medikamente und Modeschmuck. Im Zusammenhang mit Waschmitteln sind Allergien oder auch Hautirritationen eher die Ausnahme, da Waschmittel beim Spülgang praktisch vollständig entfernt werden. Auch Weichspüler, welche auf den Textilien verbleiben, zeigten in grossen Studien keine negativen Befunde. Es konnte sogar nachgewiesen werden, dass mit Weichspüler gewaschene Stoffwindeln bei Babys Hautirritationen durch Scheuern verminderten. In einigen wenigen Fällen wurde von Allergien wegen Bekleidungstextilien berichtet. Als Ursache für die beobachteten Kontaktallergien konnten Farbstoffe eruiert werden, welche durch Schweissbildung aus dem Textil herausgelöst worden waren. Bei gefährdeten Personen wie z.b. Neurodermitis-Patienten können deshalb farbechte Textilien die bevorzugte Wahl sein. << Wussten Sie......dass im Schnitt 10 000mal mehr Bakterien im Spülbecken der Küche zu finden sind als in der WC-Schüssel?...dass Allergien immer eine Reaktion unseres Immunsystems auf einen Fremdstoff in unserem Körper sind, während Irritationen (Hautrötungen) durch chemische oder mechanische Reizung der Hautoberfläche verursacht werden? >> Waschen Möglichkeiten und Grenzen 27_