Herr Geschäftsführer von Berner Gesundheit [Bruno Erni]

Ähnliche Dokumente
Wie erreichen wir mehr Alkoholabhängige? KOOPERATION ALS CHANCE. EINLADUNG ZUM SYMPOSIUM Donnerstag, 31. August 2017

Herr Präsident der Kommission Psychiatrie 1 [Markus Meyer] Herr Chefarzt der Psychiatrischen Dienste Thun [Dieter Hofer]

Prävention und Gesundheitsförderung: Kompetenzentwicklung in Gesundheitsberufen

Wie man eine Berner Gemeinschaftskaderzeremonie feiert

Gesundheit liegt uns am Herzen

Ausbildung ist existenziell Ausbildung ist Chefsache

Abhängigkeitslinie. Klinik für Psychose und Abhängigkeit Spezialisiert auf die Therapie von Sucht mit Komorbidität

Einladung zum 10. Berner Herbst-Symposium Psychiatrische Therapien im Wandel der Zeit: Was haben wir gelernt?

Integrierte Versorgung weshalb will die GDK sie fördern?

Auswahlrunde Name: Medizinstudium seit: In der Auswahlrunde 2014 wurden 5 Bewerber in das Programm aufgenommen.

Grußwort Menschen für Gesundheit die Gesundheitsberufe

Grußwort: Deutsch-Bosnisch-Herzegowinisches Symposium 2009

Das Gesetz der Anziehung zum Thema Geld

Unsere Vision zieht Kreise... Das Leitbild der NÖ Landeskliniken-Holding.

Sehr geehrte Damen und Herren. Weil das Gesundheitswesen eine bedeutende Ausbildungsbranche

ERÖFFNUNG DES FRAUENGESUNDHEITSZENTRUMS GRAZ

Einladung zum Waldau-Symposium Donnerstag, 8. September 2016

Abhängig im digitalen Schlaraffenland

Erfolg im Case Management Eine Frage der Perspektive?

Arbeitgeberanlass des RAV Thalwil

Liebe Fachfrauen und Fachmänner Gesundheit

LW L - K l i n i k L e n g e r i c h

Ausarbeitung einer multisektoriellen Alkoholstrategie: die Projekte des Kantons Genf

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

Ich bedanke mich herzlich für die Einladung und freue mich, dass ich bei dieser Tagung den Sender Bozen der Rai vorstellen darf.

Die Bedeutung des Menschenbildes für die Behandlung psychischer Erkrankungen. Wiesbaden. 25. Januar 2017 Kaiser-Friedrich-Residenz

Gründung des Zentrums für Seltene Erkrankungen am in Würzburg Grußwort von Frau Barbara Stamm, MdL Präsidentin des Bayerischen Landtags

Kanton bezahlt nun doch für Pflegematerial

Liebe Lehrabgängerinnen, liebe Lehrabgänger. Liebe Angehörige und Freunde

Sehr geehrte Damen und Herren

Leitbild des Universitätsklinikums Bonn

Die Schweizer Bündnisse gegen Depression Stand, Nutzen und Wirkung

Grundlagen für internationale Arbeit

DEM HILFE SUCHENDEN MIT WERTSCHÄTZUNG UND AKZEPTANZ BEGEGNEN

Grußwort. Svenja Schulze Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen

Eröffnung Tagesschule TADO Bachtelen Freitag, 4. September 2015, Uhr Dornach. Rede Regierungsrat Dr. Remo Ankli. Sehr geehrte Damen und Herren

DER ÖGD ALS KOORDINIERENDER AKTEUR? Möglichkeiten und Grenzen bei der Gestaltung kommunaler (Inklusions-) Strategien

Die Perspektive der Gesundheitsversorgung

DIE BEDEUTUNG DER HAUPTSTADTREGION SCHWEIZ SICHTBAR MACHEN

Konsultation zur Nationalen Strategie Prävention nichtübertragbarer Krankheiten

Vernetzt für Patient und Behandlungsqualität

Sehr geehrter Gastgeber und Direktor der Spital-Region Oberaargau, Andreas Kohli. Sehr geehrte Mitglieder aus dem Führungskader

Eröffnungsansprache Landammann Dr. Remo Ankli

Der Berufsverband pharmasuisse ist die Dachorganisation für eine starke, professionelle und vernetzte Apothekerschaft in der Schweiz.

Leitbild der eva Evangelische Gesellschaft Stuttgart e.v.

Einladung zum 7. Berner Herbst-Symposium Langzeitverläufe psychiatrischer Erkrankungen

London-Málaga-Deklaration zu. Investitionen in die Asthmaforschung

100 Jahr Feier Departement für Pharmazeutische Wissenschaften, Universität Basel 15. September 2017

Kopenhagen, September September ORIGINAL: ENGLISCH. Resolution

NATIONALE STRATEGIE PRÄVENTION NICHTÜBERTRAGBARER KRANKHEITEN. Im Rahmen von:

Dr. Max Kaplan Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK)

Vor 25 Jahren hat Ungarn ein bedeutendes

Grußwort von Herrn Ministerialdirektor Prof. Dr. Wolf-Dietrich Hammann

Rahmenbedingungen der integrierten Versorgung

4. Swiss Healthcare Day

Die Prävention im Bereich der nichtübertragbaren Krankheiten: Beitrag der Kantone

Werte Kolleginnen, Werte Kollegen, Werte Mitglieder der Regierung,

Suizidprävention im Kanton Zug Konzept

Grußwort. von. Hartmut Koschyk MdB Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten

Empfehlungen zum Aufbau und Betrieb von gesundheitsbezogenen Registern. Register in der Medizin: Wo steht die Schweiz? Bern, 1.

EINLADUNG ZUM 3. SEEKLINIK BRUNNEN SYMPOSIUM

Grußwort Marion Reinhardt Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen Rheinland-Pfalz; Referatsleitung Pflege

Frieden wahren mit schöpferischen Anstrengungen

Stephan Steinlein. Staatssekretär. Eröffnung des. 4. Symposiums des Weltverbandes Deutscher. Auslandsschulen. Berlin-Brandenburgische Akademie der

Einladung zum 11. Berner Herbst-Symposium Depression hat viele Gesichter

Prävention Professionalität und Selbsthilfe. Ulrich John

Unser Leitbild. Bei uns sind Sie in guten Händen.

Therese Stutz Steiger, Vorstandsmitglied Esther Neiditsch, Geschäftsleiterin

- 1. Ansprache von Landrat Michael Makiolla zur Verabschiedung von Bürgermeister Jenz Rother am 20. Oktober 2015 in Holzwickede

Eine Kooperation, die verbindet und Verbesserung fördert!

Schweizer Gesundheitssystem erhält im internationalen Vergleich gute Noten

Sorgekultur am Lebensende in Berliner Pflegeheimen

MSD Prinzipien der Zusammenarbeit mit Patientenorganisationen

Kanton Zürich Gesundheitsdirektion Qualität in der Zürcher Gesundheitsversorgung

Netzwerk für Begegnung und Bewegung Ein Beispiel aus der Stadt Biel

Es gilt das gesprochene Wort!

Gesundheit im Unternehmen: Verantwortung des Arbeitgebers? Eine politische Perspektive

Integrierte Versorgung Denken in Gesundheitsräumen 26. Mai 2016

SYMPOSIUM demenzerkrankungen - NEUE ansätze IN

Lissabonner Erklärung zur Gesundheit am Arbeitsplatz in kleinen und mittleren Unternehmen KMU (2001)

70. Bayerischer Röntgenkongress am Universitätsklinikum

!(Die Vorlage wurde von Dr. Norbert Preetz, Institut für Klinische Hypnose, Magdeburg erstellt. Ich bedanke

DMP-Realität nach 10 Jahren

Grußwort. Universitäts-Augenklinik in der Mathildenstraße. am 13. Februar 2009 in München

Nationale Strategie Palliative Care. Pia Coppex, Projektleiterin Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren GDK

lassen Sie mich ein paar kurze Gedanken zu Ihnen anlässlich der heutigen Jahreshauptversammlung äußern.

Was den Durchbruch behindert (Auswahl)

Präsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK)

Erste Hilfe bei starken Emotionen

!" # $$ ) * #+, -,. & /

Sprechstunde Alkohol im Betrieb-

Rede des Ministers Antoniadis zur offiziellen Eröffnung des Tagesmütterhaus Eynatten

Gesundheitsförderung im Setting Krankenhaus unterstützen: Der Kooperationsverbund Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten

! MVZ-/Praxis-Kette! Bedrohliche Konkurrenz oder strategische Partner für das Krankenhaus?! Bodo Brandts!!! Biersdorf, September 2018!

Tagung zur Alters-und Generationenpolitik auf der kommunalen Ebene

Statement Jahrespressekonferenz der IG Metall Frankfurt am Main, 20. Januar Christiane Benner Zweite Vorsitzende der IG Metall

Servicestelle SGB II. Eine Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Netzwerke für Aktivierung, Beratung und Chancen

Werte Organisatorinnen und Organisatoren. Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Eine Kritik des Konzepts der sogenannten Salutogenese Zum Gesundheits-Begriff vor dem Hintergrund des traditionellen chinesischen Denkens.

Transkript:

Grussbotschaft von Regierungsrat Pierre Alain Schnegg, Gesundheits- und Fürsorgedirektor Donnerstag, 31. August 2017 um 13:30 Uhr im Psychiatriezentrum Münsingen Herr Direktor des Psychiatriezentrums Münsingen [Dr. med. Rolf Ineichen] Herr Geschäftsführer von Berner Gesundheit [Bruno Erni] Werte Herren Referenten Liebe Anwesende Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass im Jahr 2012 weltweit ungefähr drei Millionen Menschen infolge von Alkoholkonsum gestorben sind. Das Trinken von Alkohol erhöhe bei rund zweihundert Krankheiten das Risiko. Daher müsse, so die Experten, «mehr getan werden, um die Bevölkerung vor den negativen gesundheitlichen Folgen des Alkoholkonsums zu schützen». Nach WHO-Angaben leiden 13,5 Prozent der in der Schweiz lebenden Männer an den Folgen von Alkoholkonsum, bei den Frauen sind es 2,6 Prozent 1. Diese summarische Darstellung zeigt, dass dem Thema Alkoholkonsum ein zentraler Stellenwert sowohl in der Gesundheitsförderung als auch in der Gesundheitsversorgung zukommen sollte. Vor diesem Hintergrund stellen sich uns folgende Fragen: 1 Quelle: https://www.tagesanzeiger.ch/wissen/medizin-und-psychologie/jeder-achte- Schweizer-mit-Alkoholproblem/story/20561625

S e i t e 2 o Wie erreichen wir mehr Alkoholabhängige? o Wie lassen sich alkoholabhängige Menschen für eine Behandlung motivieren? So leid es mir tut, ich kann Ihnen kaum dabei behilflich sein, gute Antworten zu finden. Mit dem besten Willen nicht: Ich verfüge weder über die notwendigen wissenschaftlichen Kompetenzen noch über relevante Praxiserfahrungen. Nichtsdestotrotz war und ist es mir ein Anliegen, zu Beginn Ihres Symposiums ein paar Worte an Sie zu richten: Ich bedanke mich bei Dr. Rolf Ineichen herzlich für seine Einladung. Was mich sofort angesprochen hat, liebe Anwesende, war der Titel der heutigen Veranstaltung: Kooperation als Chance. Diesen Ansatz, diese Sichtweise unterstütze ich sehr. Und deshalb wollte ich zu Ihnen kommen, wenigstens für einen Moment leider werde ich mich aufgrund anderer Verpflichtungen rasch verabschieden müssen und bitte Sie dafür jetzt schon um Verständnis.

S e i t e 3 Wir leben in einer stark marktorientierten Gesellschaft. In fast allen Bereichen herrscht ein harter Wettbewerb. Wer da nicht mithalten kann, läuft Gefahr, rasch den Anschluss zu verlieren und auf ein Abstellgleis zu geraten. Auch im Gesundheitswesen spielt diese raue Konkurrenz eine immer bedeutendere Rolle. Die unterschiedlichen Leistungserbringer verfügen nicht mehr über eine gefestigte Position, die Jahr für Jahr sichere Einnahmen garantiert. Selbst wenn die Nachfrage nur leicht abnimmt oder wenn die Rahmenbedingungen ändern, kommt das Unternehmen sofort unter Druck. Wie werden in dieser neuen Lage die Betriebskosten gedeckt? Wie werden die Investitionen finanziert? Mir ist bewusst, liebe Anwesende, dass Sie die erwähnten Fragen heute eher in klinischer Hinsicht zu beantworten versuchen werden, nicht so sehr in einer volkswirtschaftlichen Perspektive. Das ist auch gut und recht so. Dafür haben Sie zwei bestens qualifizierte Referenten gewinnen können, und ich werde mich da nicht einmischen. Aber auch mein Ansatz ist gar nicht so sehr ein ökonomischer, sondern vielmehr systemischer Natur. Ich bin nämlich überzeugt, dass unser Gesundheitswesen deshalb suboptimal funktioniert, weil es zu sehr auf ver-

S e i t e 4 mehrte Spezialisierungen und Konkurrenz setzt und dabei wichtige Kooperationen vernachlässigt. Es ist an der Zeit, dies zu ändern. Liebe Anwesende, um es deutsch und deutlich zu sagen: Nicht die Konkurrenz an sich ist schlecht meine Erfahrung als Unternehmer hat mir gezeigt, dass es ohne echten Wettbewerb keine leistungsfähige Wirtschaft gibt. Sondern es ist die Schwäche im nötigen Zusammenspiel der einzelnen Akteure, die unserem Gesundheitswesen schadet. Die ganze Maschinerie krankt, wenn die teilnehmenden Akteure isoliert voneinander oder sogar gegeneinander arbeiten und dabei nicht mehr das Gesamtsystem vor Augen haben, dessen Teil sie sind. Meine Damen und Herren, Sie bilden, egal ob in einer psychiatrischen Klinik, als Hausarzt mit eigener Praxis oder als Präventionsspezialist in einer Fachorganisation tätig, zusammen ein Netzwerk. Und von der Leistungsfähigkeit dieses Netzwerks hängen die Qualität und die Prosperität jedes einzelnen Glieds ab. Dieses Netzwerk muss den ausgewiesenen Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechen: Der Patient, seine Bedürf-

S e i t e 5 nisse, seine Erwartungen sind schliesslich sein einziger Daseinsgrund. Und dieses Netzwerk hat dafür zu sorgen, dass es sich nicht primär aufgrund seines eigenen Angebots weiterentwickelt. Sonst nämlich löst es unabhängig von den fachlichen Indikationen unzählige Handlungen aus, die unsere finanziellen Möglichkeiten bald einmal übersteigen dürften. Aufgrund meiner Beobachtungen stelle ich fest, dass die Strategien im Gesundheitswesen noch viel zu sehr auf Eigeninteressen statt auf gemeinsame Interessen ausgerichtet sind. Noch gibt es zu viel «Gärtli-Denken», zu viele Scheuklappen. Auf der andern Seite herrscht Mangel an Austausch und gibt es zu wenig Partnerschaften. Und genau deshalb gibt es so viele Doppelspurigkeiten bei den Behandlungen, genau deshalb existieren weiterhin viel zu viel Angebote, die keinem echten Bedürfnis mehr entsprechen und dafür bezahlen wir am Ende einen hohen Preis. Nehmen Sie mir diese Kritik bitte nicht übel, liebe Anwesende, sie entspricht einfach meiner persönlichen Erfahrung als Mensch, der von aussen kommt und die politische Verantwortung trägt, auch in Fachgebieten, wo der Kanton nur geringfügige Steuerungskompetenzen besitzt.

S e i t e 6 Trotzdem und das sollte uns alle ermutigen haben wir in unserem Kanton eine lange und lebendige Tradition der Zusammenarbeit und der Kooperation. Ein anschauliches Beispiel dafür ist Ihre Initiative mit dem heutigen Symposium als Tatbeweis. Die nötigen Kooperationen in ganz unterschiedlichen Formen ich kann hier aus Zeitgründen nicht näher darauf eingehen sind vielversprechend: Sie sind ein Gewinn für die Versorgungsqualität, und die Kostenkontrolle im Behandlungsprozess sollte damit ebenfalls erleichtert werden. In den kommenden Jahren werden wir daher diese Art von Initiativen vervielfachen und sie auf jede erdenkliche Art und Weise weiterentwickeln müssen. Damit komme ich, liebe Anwesende, zum Schluss meines Grussworts. Ich bedanke mich bei den Verantwortlichen des Psychiatriezentrums Münsingen und der Berner Gesundheit für ihre Initiative, gemeinsam die offenen Fragen anzugehen. Ich bedanke mich ebenfalls bei Ihnen allen, die bereit sind, Kooperation als Chance zu sehen, Bestehendes in Frage zu stellen und neue Wege zu suchen.

S e i t e 7 Wie schon einleitend gesagt: Ihr Gesundheits- und Fürsorgedirektor ist kaum der richtige Mann fürs Fachliche. Es könnte jedoch sein, dass ich etwas anderes kann: Wenn Sie zum Schluss kommen, bei diesem oder jenem Aspekt könnte die Politik einen wirksamen Beitrag leisten. Sollte es so sein, dann lassen Sie es mich bitte wissen! Nehmen Sie mit mir oder meinem Stab Kontakt auf, und wir werden gemeinsam schauen, was unternommen werden kann. Denn auch zwischen der Politik und den Akteuren an der Front braucht es eine intensivere, stärkere Kooperation. Dazu bin ich noch so gerne bereit. Ich wünsche Ihnen einen spannenden Nachmittag und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.