Suchtprävention in Hamburg

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Transkript:

Theo Baumgärtner Suchtprävention in Hamburg Zusammenfassende Auswertung der im Dokumentationssystem Dot.sys erfassten Maßnahmen 2013 bis 2016 Hamburg, Sommer 2017

Suchtprävention in Hamburg. Zusammenfassende Auswertung der im Dokumentationssystem Dot.sys erfassten Maßnahmen 2013 bis 2016/ Theo Baumgärtner (2017) Sucht.Hamburg ggmbh Repsoldstraße 4, 20097 Hamburg Telefon (040) 284 99 18-0 Telefax (040) 284 99 18-19 E-Mail service@sucht-hamburg.de Web: www.sucht-hamburg.de

1. Einführung... 5 2. Die in Hamburg an Dot.sys beteiligten Einrichtungen... 6 3. Zahl, Zielebenen und Art der dokumentierten Maßnahmen... 7 4. Häufigkeit und Dauer der Durchführungstermine... 10 5. Gender- und kulturspezifische Ausrichtung der Suchtpräventionsmaßnahmen... 11 6. Altersspezifische Ausrichtung der Maßnahmen für EndadressatInnen und Erreichung von MultiplikatorInnen in ausgewählten Arbeitsbereichen... 12 7. Inhaltliche Ausrichtung der Suchtpräventionsmaßnahmen... 13 8. Zusammenfassung... 16 9. Abschließende Bemerkung... 17

1. Einführung In ihrem Ergebnisbericht der bundesweiten Datenerhebung zu den Maßnahmen der Suchtvorbeugung in Deutschland fasst die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA 2012: 10) die Grundlagen und Methodik des dabei zugrunde gelegten Erfassungsinstruments Dot.sys wie folgt zusammen: Das Dokumentationssystem der Suchtvorbeugung Dot.sys dient der Erhebung und Dokumentation bundesweit durchgefuḧrter Suchtpra ventionsmaßnahmen in Deutschland. An der Datenerfassung beteiligen sich hauptamtlich in der Suchtpra vention ta tige Mitarbeiter/-innen aus Fachstellen, Beratungsstellen, A mtern, Vereinen, Fachambulanzen und Landeskoordinierungsstellen der Suchtpra vention aller Bundesla nder. Die Dokumentation suchtpra ventiver Maßnahmen leistet einen wichtigen Beitrag zur Erhoḧung von Transparenz und Qualita t in der Suchtpra vention und sta rkt daru ber hinaus die Kooperation zwischen den verantwortlichen Akteuren. Dot.sys dient im Weiteren als Grundlage der nationalen und internationalen Pra ventionsberichterstattung. Alle 16 Bundesla nder dokumentieren ihre suchtpra ventiven Aktivita ten mit Dot.sys. Auch die verschiedenen Hamburger Einrichtungen bzw. die dort beschäftigten Fachkräfte nutzen Dot.sys zur Erfassung von basalen Informationen über ihre jeweils durchgeführten Suchtpräventionsmaßnahmen. Die dokumentierten Daten werden von Sucht.Hamburg (ehemals Büro für Suchtprävention) zentral gesammelt und dann von dort aus einmal jährlich an die BZgA weitergeleitet (vgl. Abbildung 1). Abbildung 1 Grundprinzip von Dot.sys 5

Über die Maske zur systematischen Datenerfassung hinaus (vgl. Abbildung 2) steht den beteiligten Einrichtungen im Rahmen der aktuell eingesetzten Online-Version 1 von Dot.sys auch ein Auswertungsmodul zur Verfügung (vgl. Abbildung 3), das ihnen die dezentrale Analyse der von ihnen dokumentierten Informationen zum Zweck ihrer je spezifischen Berichterstattung ermöglicht. Abbildung 2 Datenerfassungsmaske Abbildung 3 Auswertungsmodul 2. Die in Hamburg an Dot.sys beteiligten Einrichtungen Dass die Qualität der Daten bzw. die Aussagekraft der auf sie beruhenden Schlussfolgerungen umso größer sind, je sorgfältiger und verbindlicher die durchgeführten Maßnahmen von den Einrichtungen in das System eingespeist werden, liegt sicher auf der Hand. Wenn man sich darüber hinaus vergegenwärtigt, dass die spätere von Sucht.Hamburg durchgeführte Zeitreihenanalyse der für die Hansestadt dokumentierten Informationen im Wesentlichen auf der quantitativen Ebene erfolgt, so muss dabei grundsätzlich auch berücksichtigt werden, welche und wie viele der hiesigen Einrichtungen in den jeweiligen Jahren ihre Daten mit Hilfe von Dot.sys tatsächlich dokumentieren. Die Entscheidung darüber, wer und wie viele der MitarbeiterInnen vor Ort dann jeweils konkrete Daten eingeben, lässt sich nicht feststellen. 1 Die BZgA hat angekündigt, dass der technische Support der bisherigen Dot.sys-Onlineversion durch die Agentur Nordlicht zum 31.12.2016 eingestellt und durch ein vollständig neues System ersetzt werden soll. Ob und wie sich dies auf die zukünftige Berichterstattung auswirken wird, kann zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht abgeschätzt werden. 6

Den im vorliegenden Bericht zusammengestellten Auswertungsergebnissen der Suchtpräventionsmaßnahmen in Hamburg 2013 bis 2016 liegen die Daten der sechs in Tabelle 1 aufgelisteten und im Berichtszeitraum kontinuierlich an Dot.sys beteiligten Einrichtungen zugrunde. Tabelle 1 Die an Dot.sys beteiligten Einrichtungen Einrichtung (in alphabetischer Reihenfolge) Deutsches Zentrum für Suchtfragen im Kindes- und Jugendalter (DZSKJ) Kajal Kö *Schanze Kompaß Sucht.Hamburg ggmbh Suchtpräventionszentrum (SPZ) 3. Zahl, Zielebenen und Art der dokumentierten Maßnahmen Die von den Einrichtungen dokumentierten Maßnahmen lassen sich auf der Zielebene grundsätzlich danach unterscheiden, ob es sich dabei um Angebote für EndadressatInnen, für MultiplikatorInnen oder um Maßnahmen im Sinne der Öffentlichkeitsarbeit handelt. Gemäß dieser Unterscheidung erfolgt die im vorliegenden Kurzbericht kommentierte Auswertung der Dot.sys-Daten getrennt für die beiden Hauptzielgruppen der EndadressatInnen und MultiplikatorInnen 2. Vorab geben Abbildung 4 und Abbildung 5 einen Überblick über die Zahl aller in den Berichtsjahren jeweils dokumentierten Maßnahmen 3 sowie über deren prozentualen Zielebenenanteile. Ohne dass hierfür die Gründe genannt werden können, so geht aus Abbildung 4 zunächst einmal hervor, dass die Gesamtzahl der von den sechs in Hamburg an Dot.sys beteiligten Einrichtungen dokumentierten Suchtpräventionsmaßnahmen von 2013 bis 2015 zunächst rückläufig war und in 2016 dann wieder leicht angestiegen ist. Mit Blick auf die Frage, an welche gleichsam übergeordnete Zielgruppe sich die Angebote der zurückliegenden Jahre gerichtet haben, ergibt sich aus 2 Bei der Analyse der Maßnahmen für MultiplikatorInnen werden ausschließlich die an sie gerichteten Angebote zur Fortbildung berücksichtigt. 3 An dieser Stelle sei nochmals explizit darauf hingewiesen, dass es sich bei den hier vorgestellten Daten nicht um die Gesamtzahl aller in Hamburg durchgeführten Maßnahmen, sondern nur um die Analyseergebnisse der in Dot.sys tatsächlich dokumentierten Angebote handelt. 7

Abbildung 5, dass die für 2015 ermittelten Anteile der Maßnahmen für MultiplikatorInnen (54%) und die der Öffentlichkeitsarbeit (3%) ein Jahr später auf 60% bzw. 7% angestiegen sind. Abbildung 4 Abbildung 5 Ungeachtet der Frage nach der Zielebene der dokumentierten Suchtpräventionsangebote gibt Abbildung 6 einen Überblick über die Art der in den zurückliegenden Jahren in Hamburg durchgeführten Maßnahmen. Es zeigt sich, dass es im Zeitraum von 2014 bis 2016 eine anteilsmäßig leichte Verschiebung von der selektiven zur universellen Suchtvorbeugung gegeben hat. Ebenfalls erkennbar ist, dass der Anteil der strukturellen Maßnahmen an der Gesamtzahl aller dokumentierten Angebote nach einem Rückgang von 2013 nach 2015 im zurückliegenden Berichtsjahr wieder angestiegen ist. Abbildung 6 8

In den nachfolgenden Abschnitten werden alle 2013 bis 2016 in Dot.sys eingespeisten Suchtpräventionsmaßnahmen für die EndadressatInnen auf der einen sowie die gemäß Abbildung 7 ausgewählten, im gleichen Zeitraum dokumentierten Fortbildungsangebote für MultiplikatorInnen auf der anderen Seite unter verschiedenen Gesichtspunkten analysiert. Einen zusammenfassenden Überblick über die Entwicklung der jeweils absoluten Zahl dieser Maßnahmen geben Abbildung 8 und Abbildung 9. Abbildung 7 Abbildung 8 EndadressatInnen Abbildung 9 MultiplikatorInnen Der weiter oben (vgl. Abbildung 5) konstatierte Anstieg des relativen Anteils der Angebote für MultiplikatorInnen lässt sich u.a. mit einer Zunahme der absoluten Zahl der entsprechenden Maßnahmen erklären (Abbildung 9). Dementsprechend geht die Zahl der Angebote für EndadressatInnen spürbar zurück (vgl. Abbildung 8). 9

4. Häufigkeit und Dauer der Durchführungstermine Bei der Dokumentation der von den Fachkräften angebotenen Maßnahmen sieht das Dot.sys- System die Abfrage nach der Häufigkeit und der Dauer der Durchführungstermine vor, wobei zum einen danach unterschieden wird, ob die jeweilige Maßnahme an einem zusammenhängenden Termin oder an mehreren verschiedenen Tagen stattgefunden hat. Zum anderen werden die dokumentierenden Fachkräfte darum gebeten anzugeben, welchen zeitlichen Umfang das jeweilige Angebot umfasst. Aus Abbildung 11 geht hervor, dass sich der Anteil der über mehrere Termine streckenden Fortbildungsveranstaltungen für MultiplikatorInnen von 2015 nach 2016 halbiert hat, während es bei den Angaben zum zeitlichen Umfang dieser Angebote zu einer Zunahme jener Veranstaltungen gekommen ist, die nicht länger als zwei Stunden gedauert haben (vgl. Abbildung 13). Abbildung 10 Abbildung 11 Abbildung 12 Abbildung 13 10

5. Gender- und kulturspezifische Ausrichtung der Suchtpräventionsmaßnahmen In der Suchtprävention herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass die vorgehaltenen Maßnahmen umso eher eine nachhaltige Wirkung entfalten können, je enger sie an den virulenten Lebensbezügen der jeweiligen Zielgruppen anknüpfen. Da die Geschlechtsgruppenzugehörigkeit immer und zunehmend auch die Frage, ob und welcher Migrationshintergrund bei den Personen, an die sich die Angebote zur Information und Aufklärung, zur Stärkung ihrer Life Skills und beim Aufzeigen von Alternativen richten, eine Rolle spielen, wird mit dem Dot.sys-System die jeweils konzeptionelle Ausrichtung der dokumentierten Maßnahmen und Projekte explizit abgefragt. Die Auswertung ergibt, dass bei knapp der Hälfte (48%) der in 2016 an EndadressatInnen gerichteten und bei einem Drittel (34%) der im selben Jahr für MultiplikatorInnen durchgeführten Suchtpräventionsangeboten ausdrücklich genderspezifische Aspekte behandelt wurden (vgl. Abbildung 14 und Abbildung 15). Auf sichtbar niedrigerem Niveau finden im Rahmen der durchgeführten Maßnahmen kultursensible Inhalte Berücksichtigung: Ein Drittel (33%) der Maßnahmen für EndadressatInnen (vgl. Abbildung 16) und nur knapp ein Fünftel (19%) der Fortbildungsangebote für MultiplikatorInnen (vgl. Abbildung 17) warten mit einer entsprechend konzeptionellen Ausrichtung auf. Abbildung 14 Abbildung 15 11

Abbildung 16 Abbildung 17 6. Altersspezifische Ausrichtung der Maßnahmen für EndadressatInnen und Erreichung von MultiplikatorInnen in ausgewählten Arbeitsbereichen Das, was bereits im vorangegangenen Abschnitt über die Wirksamkeit der Suchtpräventionsmaßnahmen in Abhängigkeit ihrer gender- und migrationsspezifischen Ausrichtung auf die jeweils im Zentrum stehenden Zielgruppen gesagt wurde, trifft natürlich auch im Zusammenhang mit den spezifischen Bedarfen und Bedürfnissen der AdressatInnen entsprechend ihrer jeweils altersbiografischen Lebenslage zu. Dass z.b. Kinder und Jugendliche anders angesprochen werden müssen als Erwachsene und Senioren, liegt sicher auf der Hand. Bei der Dokumentation der suchtpräventiven Angebote für EndadressatInnen mit Hilfe von Dot.sys werden deshalb die mit diesen Maßnahmen avisierten Zielgruppen nach fünf Alterskategorien unterschieden. Die Auswertung der entsprechend dokumentierten Daten von 2013 bis 2016 zeigt zum einen, dass sich die deutlich überwiegende Mehrzahl der suchtvorbeugenden Maßnahmen in Hamburg an die Altersgruppen der dortigen 14- bis 17- jährigen Jugendlichen richtet (vgl. Abbildung 18). Zum anderen ist erkennbar, dass die an diese Alterskohorte gerichteten Angebote in den vergangenen vier Jahren zunehmend ausgebaut wurden. 12

Abbildung 18 Abbildung 19 Nimmt man die Fortbildungsmaßnahmen für MultiplikatorInnen unter dem Aspekt der Arbeitsbereiche, in denen diese Zielgruppe tätig ist, in den Blick, so wird mit Abbildung 19 deutlich, dass hier die im schulischen Bereich beschäftigten Lehr- und Fachkräfte am stärksten repräsentiert sind. Mit den in den zurückliegenden Jahren angebotenen Qualifizierungsmaßnahmen werden aber offensichtlich auch verstärkt die Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich der Jugendarbeit erreicht: So waren in den Berichtsjahren 2013 und 2014 nur jeweils ein Viertel (25%) aller Fortbildungsmaßnahmen konzeptionell so ausgerichtet, dass diese sinnvollerweise von den Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe genutzt werden konnten. In 2015 und 2016 lag der entsprechende Anteilswert bei 38% bzw. 37%. Deutlich angestiegen ist der Anteil der Fortbildungsmaßnahmen für MultiplikatorInnen aus dem betrieblichen Bereich: Diese machen in 2016 immerhin 12% aller Qualifizierungsmaßnahmen aus. 7. Inhaltliche Ausrichtung der Suchtpräventionsmaßnahmen Bei einem abschließenden Blick auf die jeweils inhaltliche Schwerpunktsetzung der in den vergangenen vier Jahren dokumentierten Suchtpräventionsmaßnahmen in Hamburg ergibt sich, dass sowohl die Maßnahmen für EndadressatInnen (2016: 78%) als auch die Fortbildungsangebote für MultiplikatorInnen (2016: 50%) überwiegend einen spezifischen Substanzbezug aufweisen (vgl. Abbildung 20 und Abbildung 21). Während die explizite Fokussierung auf das Thema der Verhaltenssüchte im gleichen Beobachtungszeitraum bei den Maßnahmen für EndadressatInnen abnimmt, steigt ihr Anteil bei den Qualifizierungsmaßnahmen für MultiplikatorInnen von 29% auf 44% an. 13

Abbildung 20 Abbildung 21 Die folgenden Abbildungen geben einen Überblick über die im Rahmen der in den letzten vier Jahren in Hamburg durchgeführten Maßnahmen explizit thematisierten Suchtmittel. Abbildung 22 Abbildung 23 Abbildung 24 Abbildung 25 14

Es zeigt sich, dass die Anteile der Maßnahmen, in denen die spezifischen Aspekte des Konsums der legalen Suchtmittel Alkohol (bei den EndadressatInnen) sowie Tabak und Medikamente (bei den MultiplikatorInnen) angesprochen wurden, zugenommen haben (vgl. Abbildung 22 und Abbildung 23). Dagegen nimmt der Anteil der Maßnahmen mit einem auf die illegalen Substanzen gerichteten Blick unter den Angeboten für beide Zielgruppen spürbar zurück (vgl. Abbildung 24 und Abbildung 25). Mit Blick auf die Frage, ob und wie sich in den vergangenen vier Jahren die Inhalte der Suchtpräventionsmaßnahmen im Kontext verhaltensbezogener Suchtformen verändert haben, ergibt die Analyse der Dot.sys-Daten, dass insbesondere das Thema der Internet- bzw. Computersucht weiterhin verstärkt in den Fokus der durchgeführten Suchtpräventionsmaßnahmen gerückt wurde (vgl. Abbildung 26 und Abbildung 27). Abbildung 26 Abbildung 27 15

8. Zusammenfassung Auf der Basis der Auswertung der im Berichtszeitraum von 2013 bis 2016 für Hamburg dokumentierten Suchtpräventionsmaßnahmen lassen sich schlaglichtartig die folgenden Feststellungen treffen: Insgesamt sechs Hamburger Einrichtungen, die explizit öffentliche Zuwendungen zur Durchführung suchtpräventiver Maßnahmen in der Hansestadt erhalten, haben sich an der systematischen Dokumentation ihrer Angebote beteiligt. Nach einem kontinuierlichen Rückgang der Gesamtzahl der dokumentierten Maßnahmen in den Jahren 2013 bis 2015 ist die Zahl der Suchtpräventionsangebote in 2016 wieder leicht angestiegen. Diese Zunahme dürfte zum Teil auf die Verschiebung zugunsten des Anteils jener Angebote zurückzuführen sein, die vom zeitlichen Umfang her eher kürzer ( 2 Stunden) gehalten wurden. Während der Anteil der Maßnahmen mit einer genderspezifischen Ausrichtung in 2016 mehr oder weniger auf dem Niveau der Vorjahre verblieben ist, lässt sich bei den Maßnahmen mit einer kultursensiblen Ausrichtung eine weiterhin kontinuierliche Zunahme ausmachen. Die am häufigsten im Zentrum der Suchtpräventionsmaßnahmen für EndadressatInnen stehende Alterskohorte sind mehr den je die Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren. Bei den Qualifizierungsangeboten für MultiplikatorInnen werden vor allem die Lehr- und Fachkräfte im schulischen Setting angesprochen. Nach einem Einbruch der Erreichung von Fachkräften aus dem betrieblichen Bereich in den zurückliegenden Jahren stieg ihr Anteil unter den angesprochenen MultiplikatorInnen in 2016 immerhin wieder auf 12% an. Inhaltlich weist die Mehrzahl der durchgeführten Suchtpräventionsmaßnahmen nach wie vor einen explizit substanzspezifischen Bezug auf. Gleichwohl gewinnt die Thematisierung von Verhaltenssüchten vor allem unter den Fortbildungsangeboten für MultiplikatorInnen zunehmend an Bedeutung. Unter den Maßnahmen mit einem konkreten Substanzbezug werden Alkohol bei den legalen und Cannabis bei den illegalen Suchtmitteln am häufigsten thematisiert. Bei den Suchtpräventionsangeboten, innerhalb derer die verschiedenen verhaltensbezogenen Suchtformen im Mittelpunkt stehen, werden immer häufiger die Risiken der exzessiven Internetnutzung behandelt. 16

9. Abschließende Bemerkung Das in den vergangenen Jahren von der BZgA bereitgestellte Dot.sys-System wird in der bisherigen Form zukünftig nicht mehr zur Verfügung stehen. Zur Zeit wird an einer technisch vollständig neuen Version gearbeitet, deren Fertigstellung für das Ende diesen Jahres angekündigt wurde. Im letzten Dot.sys-Bericht für Hamburg (vgl. Baumgärtner 2016) wurde u.a. die Empfehlung ausgesprochen, zur Sicherung der Qualität der Dot.sys-Daten in regelmäßigen Abständen Schulungen zur Nutzung des Dokumentationssystems für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beteiligten Einrichtungen vorzuhalten. Wann auch immer das neue System durch die BZgA zur Verfügung gestellt werden wird, so dürfte eine obligatorische und systematische NutzerInnenschulung zur gegebenen Zeit nunmehr unumgänglich sein. Dies ist eine notwendige, wenngleich auch nicht hinreichende Voraussetzung dafür, dass die zukünftige Zeitreihenanalyse der in Hamburg durchgeführten Suchtpräventionsmaßnahmen auf ein solides Fundament gestellt und in ihrer Qualität nicht durch verschiedene Störfaktoren wie z.b. eine unterschiedlich stark ausgeprägte Dokumentationsdisziplin der Fachkräfte und einem möglicherweise uneinheitlichen Verständnis dessen, welche Daten wie in das Dot.sys-System einzuspeisen sind, beeinträchtigt werden kann. 17