Michelson-Interferometer

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Fachrichtung Physik Physikalisches Grundpraktikum Erstellt: Versuch: IF L. Jahn H. Lichte E. Koske Bearbeitet: S. Socher R. Schwierz Aktualisiert: am 09. 12. 2015 Michelson-Interferometer Inhaltsverzeichnis 1 Aufgabenstellung 2 2 Grundlagen 2 2.1 Zweistrahl-Interferenz ebener Wellen........................... 2 2.2 Intensität.......................................... 2 2.3 Kohärenzlänge und Köhärenzbedingung......................... 3 3 Versuchsdurchführung 5 3.1 Aufbau, Messprinzipien und Justierung.......................... 5 3.2 Anwendungen des Michelson-Interferometers....................... 7 3.2.1 Bestimmung der Brechzahl von Luft....................... 7 3.2.2 Hysterese eines Piezo-Aktors........................... 7 4 Anhang 7 4.1 Weitere Interferenzapparate................................ 7 4.1.1 Interferenzen am Keil............................... 8 4.1.2 Newtonsche Ringe................................. 8 4.1.3 Interferometer nach Jamin............................. 9 4.1.4 Zum Interferenzterm der Intensität........................ 9 4.1.5 Zur Dichteabhängigkeit der Brechzahl...................... 10 Fragen 11 Literatur 11

Versuch: IF Grundlagen Seite 2 1 Aufgabenstellung 1. Justierung eines Michelson-Interferometers. 2. Anwendung des Interferometrs zur Längenmessung (Hysterese eines Piezo-Aktors) und zur Bestimmung der Druckabhängigkeit der Brechzahl von Luft. 3. Ziel: Kennenenlernen von Interferenz-Apparaten als hochempfindliche Längenmessgeräte und in Hinblick für das Verständnis der optischen und Elektronen-Holographie. 2 Grundlagen 2.1 Zweistrahl-Interferenz ebener Wellen Die Zeit- und Ortsabhängigkeit der Elongation ξ (z. B. elektrische Feldstärke ξ = E(z, t)) einer sich in positiver (oberes Vorzeichen) oder negativer z (bzw. r ) Richtung ausbreitenden ebenen Welle kann beschrieben werden durch ξ(z, t) = ^ξe j(ωt kz+φ) bzw.ξ( r, t) = ^ξe j(ωt k r+φ) (1) Es bedeuten: ^ξ - Amplitude; (ωt kz + φ) - Phase; k = 2π 2π λ - Wellenzahl; ω = T - Kreisfrequenz; φ - Nullphasenwinkel. Die Phasengeschwindigkeit der Welle v P h - im Vakuum gleich der Lichtgeschwindigkeit c vac = c 0 - folgt aus der Bedingung, dass die Phase (ωt kz + φ) konstant ist, zu dz dt = v P h = ω k. Interferenzen entsteht immer, wenn zwei (oder mehrere) Wellenzüge an einem Ort zusammnetreffen. Die Wellenerregung ξ res kann durch ungestörte Überlagerung (Superposition, Addition) berechnet werden: Jede Welle breitet sich so aus, als wäre die andere nicht vorhanden. Je nach Phasenlage verstärken oder schwächen die Wellen einander. Die an den Begrenzungen auftretenden Beugungserscheinungen spielen bei den Interferenzapparaten keine Rolle. Die wichtigste Voraussetzung für Beobachtbarkeit von Interferenzen ist, dass die beiden zu überlagernden Wellenzüge (bei Ausbreitung in z-richtung) ξ 1 (z, t) = ^ξ 1 e j(ωt kz 1+φ 1 ) und ξ 2 (z, t) = ^ξ 2 e j(ωt kz 2+φ 2 ) kohärent sind, d.h. ein feste Phasenbeziehung zueinander haben. ω und t sind nicht zu beeinflussen. Die Phasendifferenz beider Wellen ist unter Berücksichtigung eines zweiten Mediums (k 2 = 2π λ 2 ) : Ψ = (k 1 z 1 + φ 1 ) (k 2 z 2 + φ 2 ). Eliminieren sich, wie im vorliegenden Experiment, die paarweise auftretenden Phasensprünge infolge von Reflexionen am festen Ende, so ist die Ursache für die Phasendifferenz die Differenz der Größen kz bzw. nz. Letztere wird als optische Weglänge bezeichnet. (n = Brechzahl). Unter dem Gangunterschied versteht man die Differenz der optischen Weglängen = (n 1 z 1 n 2 z 2 ) = Ψ 2π λ vac = Ψ k vac. 2.2 Intensität In der Optik werden Intensitäten I, die durch das Amplitudenquadrat (ξ1 2 = I 1) gegeben sind, wahrgenommen. Überlagern sich zwei Wellen ξ 1 (z, t) und ξ 2 (z, t) mit dem Phasenunterschied Ψ, so beträgt die resultierende Intensität (s. Anhang) I = I 1 + I 2 + 2 I 1 I 2 cos Ψ (2)

Versuch: IF Grundlagen Seite 3 Die resultierende Intensität ist gegeben durch die Summe der Einzelintensitäten und den wesentlichen Interferenzterm 2 I 1 I 2 cos Ψ. Somit erfolgt Verstärkung (konstruktive Interferenz) für cos Ψ = 1 oder Ψ = 2πn (n = 1, 2, 3,...) und maximale Abschwächung (destruktive Interferenz, Auslöschung) bei ^ξ1 = ^ξ 2 ) für cos Ψ = 1 oder Ψ = (2n + 1)π (Abb. 1). Abb. 1: Beispiel für destruktive Interferenz bei unterschiedlichen Amplituden: I = I 1 + I 2 2.3 Kohärenzlänge und Köhärenzbedingung 2 I 1 I 2 Bei den bisherigen Überlegungen lagen ideale, d.h. monochromatische sowie zeitlich und räumlich unbegrenzte Wellen zugrunde. Jedoch hat eine Welle, auch jede emittierte Spektrallinie, aufgrund ihrer endlichen Bandbreite f (bzw. spektralen Breite λ) eine endliche Länge des Wellenzuges, die Kohärenzlänge L k, bei entsprechend begrenzter Kohärenzzeit t = L k c 0. Infolge der Unschärferelation 1 gilt (3). Danach lässt sich für die in Abb. 2 gegebene Spektrallinie ( λ 10 3 nm) eine Kohärenzlänge von L k 3, 2 cm abschätzen. f t 1 4π Lk daher f 1 c 0 4π und L k 1 λ 2 0 4π λ. (3) Abb. 2: Spektrale Breite der roten Cd-Linie [2] Die begrenzte Kohärenzlänge bestimmt die maximal möglichen Gangunterschiede in Interferenzapparaten. In vielen Geräten wird die Kohärenz der zur Überlagerung kommenden Teilwellen durch Aufspaltung des Primärstrahls z.b. mit Hilfe von halbdurchlässigen Spiegeln erzeugt. Dies gelingt jedoch bei ausgedehnten Lichtquellen (seitliche Ausdehnung A) nur dann, wenn die Kohärenzbedingung erfüllt ist (u = Öfnnungswinkel des Strahls): 2A sin u λ 2 (4) 1 p z ; E t = h f t = h 1 ; f t ; Grundgesetz der Nachrichtentechnik 2 2 4π 4π

Versuch: IF Grundlagen Seite 4 Kohärentes LASER-Licht: LASER-Licht ist besonders kohärent mit Kohärenzlängen in der Größenordnung von 1 m. Es entsteht durch stimulierte Emission. Die vorher angeregten Atome strahlen die durch den Spiegelabstand ausgewählte Frequenz phasengleich ab. Bis vor wenigen Jahren wurden nahezu ausschlißlich Gaslaser angewendet. Beispielsweise erfolgt in einem He-Ne-Gaslaser die Anregung der Elektronen der Neon-Atome in den maßgeblichen 3s- (2s) Zustand über Elektronenstöße mit den Helium- Atomen in der Gasentladung und durch Energieübertragung (Stöße 2. Art). In diesem Laser wird bei schmaler Bündelung die Wellenlänge λ = 632, 8 nm (λ 2 in Abb. 3) erzeugt. Abb. 3: Aufbau (a) und Termschema (b) eines He-Ne-Lasers In den letzten Jahren haben Halbleiterlaser die Gaslaser auf vielen Gebieten ersetzt. Diese Laser decken ein breites Leistungs- und Farbspektrum ab und gestatten durch mittlerweile breite Anwendung eine preiswerte Herstellung. Da die Empfindlichkeit des menschlichen Auges im grünen Licht maximal ist, haben sich beispielsweise für Laserpointer oder Laseranlagen der Unterhaltungstechnik grün leuchtende Laser durchgesetzt. Ein solcher Lasertyp wird auch im vorliegenden Versuch verwendet. Den Prinzipaufbau eines solchen grünen Halbleiterlasers, eines sog. Diode-Pumped-Solid-State- Laser (DPSSL), zeigt Abb. 4. In diesem Laser wird kein Gas, sondern ein Festkörper, im vorhandenen Laser-Typ RLDD532 ein Nd:YVO 4 - (Neodymium Yttrium Vanadat)-Kristall, mit einer Infrarot-Laserdiode (einer speziellen Leuchtdiode), mit Licht der Wellenlänge von 808nm Abb. 4: prinzipieller Aufbau eines DPSS-Lasers

Versuch: IF Versuchsdurchführung Seite 5 angeregt. Dieser Kristall emmittiert bevorzugt Laserstrahlung im IR-Bereich der Wellenlänge 1064nm. Um diese Laserstrahlung in den sichtbaren Bereich zu transformieren, wird ein Kalium-Titanyl- Phosphat-Kristall (KTP-Kristall) als Frequenzverdoppler verwendet, so dass von der entstehenden Laserstrahlung noch alle niederfrequenten Anteile herausgefiltert werden müssen und nur die Strahlung der Wellenlänge von 532nm den DPSS-Laser verlassen kann. 3 Versuchsdurchführung Beim Experimentieren mit dem LASER nie direkt oder indirket (nach Reflexionen) in den Strahl sehen! 3.1 Aufbau, Messprinzipien und Justierung Das verwendete Interferometer wird auf einem Breadboard (s. Abb. 5) aufgebaut, seine Funktionsweise wird anhand Abb. 6 dargestellt. Im Gegensatz zum Orginal Michelson-Experiment wird als Lichtquelle ein LASER (speziell ein Halbleiter-Laser) und als Strahlteiler ein Würfel verwendet. Dieser Würfel besteht aus zwei Prismen, deren Berührungsflächen halbdurchlässig verspiegelt sind. Zur groben Justierung der Laserstrahlen im Michelson-Interferometer werden jeweils weiße Schirme in die Strahlengänge gebracht. Abb. 5: Aufbau und Interferenzbild am Michelson-Interferometer mit a) Linse vor und b) Linse hinter dem Strahlteiler Zuerst justieren Sie mit Hilfe der beiden Justierschrauben an der Halterung des Lasers den Laserstrahl so, dass er parallel zur Oberfläche und zur langen Außenseite des Breadboards in einer Höhe verläuft, die in etwa der Mitte des (etwas später einzusetzenden) Strahlteilers entspricht. Die Grobjustage des dem Laser gegenüber stehenden Spiegels (S 1 ) erfolgt so, dass der Laserstrahl nahezu aber nicht exakt in sich selbst reflektiert wird (weshalb?). Die Grobjustage des Strahlteilers muss nun so erfolgen, dass die Höhe der Strahlen über dem Breadboard konstant bleibt und der am Spiegel S 1 und am Strahlteiler reflektierte Strahl einen rechten Winkel bilden. Mit dem zweiten justierbaren Endspiegel (S 2 ) werden nun beide Strahlen nach Rücklauf durch den Teiler-Würfel zur Überlagerung gebracht. Diese Überlagerung wird Hilfe von Sammellinsen auf einem Schirm sichtbar gemacht. Dabei sollten sich bei gelungener Justierung und Sammellinse vor dem Strahlteiler konzentrische Kreise (s. Abb. 5 a) und Sammellinse vor dem

Versuch: IF Versuchsdurchführung Seite 6 Schirm Kreissegmente (s. Abb. 5 b) als erwartete Überlagerungsfiguren zeigen. Abb. 6: (a) Strahlengang, Variation der Spiegelentfernung um L; (b) Streifenabstand s als Folge der Spiegelverkippung (siehe Gl. (5)); (c) Zur Überlagerung zweier um β zueinander geneigter ebener Wellenfronten mit den Wellenvektoren k 1 und k 2 mit Streifenabstand s in der Schirmebene (x y Ebene) Eine Feinjustierung kann auch durch geringe Verkippung des zweiten Spiegels nach Abb. 6b erfolgen, bis man die konzentrischen Kreissegmente bzw. Streifen mit dem Abstand s sieht. Der Schirm kann nun durch die CCD-Kamera ersetzt werden, so dass ein kleiner Ausschnitt des bisherigen Bildes auf einem Monitor erfasst und die Zählung und Auswertung vereinfacht wird. Die hellen bzw. dunklen Streifen bzw. Ringe in der x y-ebene haben den Abstand s. Im Interferenzterm muss neben z auch x berücksichtigt werden (Abb. 6c; siehe Anhang). Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Interferenzstreifen und deren Veränderung zu beobachten: 1. Einer der beiden Spiegel wird nach Abb. 6b um einen bestimmten Winkel verkippt. Wie groß muss dieser Winkel sein, damit die Wellenzahlvektoren k 1 und k 2 beim Interferieren um den Winkel β geneigt sind? Die Abstände s der beobachteten Streifen in x-richtung (Querrichtung) sind nach Abb. 6c um so breiter, je geringer β ist: s = λ vac β (5) Entsprechend Gleichung (5) steigt die Empfindlichkeit eines Längenmessgerätes mit 1 β an. 2. Bei konstantem, möglichst geringem Winkel wird eine der Entfernungen (L 1 ; L 2 ) um L geändert (Abb. 6a). Der entsprechende Gangunterschied ist bei konstanter Brechzahl durch = 2 L gegeben und man beobachtet m durchlaufende Streifen: m = 2 L λ (6) 3. Bei konstantem β und konstanten L 1 ; L 2 bringt man vor den einen Spiegel eine evakuierbare Küvette - der Innenabstand zwischen Ein- und Austrittsfenster sei d - an. Auf dieser Länge d kann das Medium und damit die Brechzahl um n geändert werden. Im Versuch werden Vakuum und

Versuch: IF Anhang Seite 7 Luft von Normaldruck verglichen. Die Anzahl m der durchlaufenden Streifen ist proportional zum Gangunterschied 2d n: λm = 2d n 3.2 Anwendungen des Michelson-Interferometers 3.2.1 Bestimmung der Brechzahl von Luft In einen Strahl des Interferometers nach Michelson wird eine evakuierbare Küvette - der Innenabstand zwischen Ein- und Austrittsfenster beträgt d = 40mm - eingebracht. Diese kann evakuiert und schrittweise wieder mit Luft gefüllt werden. Bei beiden Vorgängen werden nach Gleichung (7) m Streifen gezählt, die der Brechzahldifferenz proportional sind: = mλ = 2d n = 2d(n 1) d.h. n = 1 + mλ 2d (7) Korrektur der Brechzahl: Die Messung wird bei der Temperatur T und dem Druck p durchgeführt: n(p, T ) = 1 + mλ 2d. Die Korrektur auf Normalbedingungen (p 0 = 1013 mbar; T 0 = 273 K) erfolgt anhand der Zustandsgleichung idealer Gase (siehe Anhang): n(0) = 1 + mλ 2d po T (8) p T 0 3.2.2 Hysterese eines Piezo-Aktors Wird ein geeignetes piezoelektrisches Material, z.b. Quarz oder Bariumtitanat (BaTiO 3 ) einer mechanischen Zug- oder Druckspannung ausgesetzt, so entsteht an den Endflächen eine elektrische Spannung. Bringt man umgekehrt den Kristall in ein elektrisches Feld, so ändert er seine Länge, was dynamisch z.b. beim Schwingquarz und statisch z.b. beim Piezo-Aktor angewendet wird. Piezo-Aktoren werden auch zur elektrisch gesteuerten Positionierung der Spitze im Rastertunnelmikroskop oder zur Justierung von Interferometerspiegeln benutzt. Dabei können die kleinsten Schritte im nm-bereich liegen. Aktoren müssen mit Gleichfeldstärken im Bereich von kv/mm vorpolarisiert werden, da der Piezo-Effekt infolge Depolarisierung durch Temperatur- und Feldeinwirkung reduziert wird. Allgemein zeigen Aktoren Hysterese, d.h. einen nichtlinearen und nicht eindeutigen Zusammenhang zwischen Längenänderung l und elektrischer Spannung U, der stark von der Vorgeschichte abhängt. Zur Aufnahme der Längen-Hysterese des Piezo-Aktors wird die angelegte Spannung zwischen +100 V bis 10 V variiert. 4 Anhang 4.1 Weitere Interferenzapparate Der Vollständigkeit halber sollen einige weitere Interferenzapparate erwähnt werden.

Versuch: IF Anhang Seite 8 4.1.1 Interferenzen am Keil Auf der ebenen Glasplatte des Tisches eines Messmikroskops erzeugt man mit Hilfe eines geraden Drahtes und einer planparallelen Glasplatte einen Luft- (oder Flüssigkeits-) Keil (Abb. 7). Abb. 7: Beobachtung von Interferenzen am Keil Monochromatisches Licht wird über eine Glasplatte G (siehe Abb. 8) eingespiegelt. Man beobachtet abwechselnd helle und dunkle Streifen (Interferenzen gleicher Dicke), deren Anzahl N pro Längeneinheit x durch Auszählen im Messmikroskop (x = Koordinate senkrecht zu den Streifen) gemessen und grafisch ausgewertet wird. Dem Kehrwert des Abstands zweier benachbarter Streifen (x i x i 1 ) entspricht der Anstieg N x = 1 x i x i 1. Da der Phasensprung π an der unteren Glasplatte für alle Teilwellen gleich ist und bei der Differenzbildung herausfällt, ist der Phasenunterschied der jeweils zur Interferenz kommenden Teilwellen von einem dunklen Streifen (Strahlen-Paar 1) zum nächsten (2, siehe Abb. 7) gegeben durch den Gangunterschied: oder = 2y = 2 tan α (x i x i 1 ) m x = 1 2 tan α = x i x i 1 λ bzw. λ = 2n tan α. (9) m x 4.1.2 Newtonsche Ringe Die Anordung (Abb. 8) entspricht der Abb. 7, wobei die obere Glasplatte durch eine plankonvexe Linse ersetzt wird. Die Interferenzen gleicher Dicke sind jetzt konzentrische Kreise, deren Durchmesser D i quadratisch mit den Gangunterschieden i = 2(d i + d 0 ) 2d i verknüpft sind und die in Abhängigkeit von der Anzahl N gemessen werden. (Erwarten Sie den zentralen Punkt hell oder dunkel?) Mit R als Linsenradius (typisch R 10 m) und d D2 8R ; (d D) hängt für d 0 0 die Differenz der Quadrate zweier benachbarter Durchmesser mit der Differenz der zugehörigen Gangunterschiede (d i d i 1 ) = λ 2 wie folgt zusammen: woraus d i d i 1 = 1 ( D 2 8R i Di 1) 2 Abb. 8: Zur Beobachtung von Newtonschen Ringen

Versuch: IF Anhang Seite 9 λ = 1 ( D 2 4R i Di 1) 2 1 ( D 2) = 4R m (10) folgt. Mittels Gleichung (10) kann eine unbekannte Größe (λ oder R) bestimmt werden. 4.1.3 Interferometer nach Jamin Hier findet eine zweimalige Aufspaltung des Primärstrahls je an der Vorder- und Hinterseite zweier planparalleler Platten statt. Von den 4 entstehenden Teilstrahlen werden die beiden äußeren ausgeblendet. An jeder der (nahezu) gleichen Platten wird der Gangunterschied zwischen dem gebrochenen und an der Rückseite reflektierten (2 x) und dem direkt reflektierten Strahl (y) betrachtet. Der Gangunterschied an der ersten Platte beträgt 1 = 2x y = 2d 1n cos β 2d sin β cos α 1 1. (11) cos β Abb. 9: Jamin sches Interferometer Mit sin α 1 = y 2d 1 tan β ; a = d 1 tan β ; sin β = sin α 1 n wird 1 = 2d 1 n 1 sin2 α 1 n 2 sin α 1 n sin α 1 1 sin2 α 1 n 2 = 2d 1 n 2 sin 2 α 1. (12) Der gleiche Gangunterschied tritt an der zweiten planparallelen Platte auf, so dass bei völliger Gleichheit und Parallelität beider Platten der gesamte Gangunterschied 1 2 verschwindet. Sind die Dicken und Neigungswinkel beider Platten etwas verschieden, so folgt aus Gleichung (12) ein resultierender Gangunterschied 1 2 = 2d 1 n 2 sin 2 α 1 2d 2 n 2 sin 2 α 2 (13) Durch Verkippen (Änderung von α 1 ) einer Platte können die Abstände der beobachteten Streifen variiert werden. Wird in einen der beiden Strahlengänge ein anderes Medium (Brechzahl n 1 ; Länge der Küvette L) eingebracht, so entsteht ein zusätzlicher Gangunterschied infolge der optischen Wegänderung L(n 0 n 1 ) (vergleiche mit (6): L(n 0 n 1 ) = = mλ (14) 4.1.4 Zum Interferenzterm der Intensität Zur Berechnung der Intensität der Elongation ξ res = ξ 1 + ξ 2 muss ξ res komplex quadriert werden (Beachtung der Eulerschen Gleichung: cos φ = 1 ( 2 e jφ + e jφ) sowie des Spezialfalls gleicher Amplituden ^ξ 1 = ^ξ 2 ). Die Phasendifferenz berechnet sich zweidimensional zu: Φ = ( k r) = (k x x + k z z).

Versuch: IF Literatur Seite 10 [ I res = ^ξ1 e j(ωt+kxx kzz) + ^ξ 2 e j(ωt kxx kzz+ Φ)] [ ^ξ1 e j(ωt+kxx kzz) + ^ξ 2 e j(ωt kxx kzz+ Φ)] [ = e j(ωt kxx kzz) ^ξ1 + ^ξ 2 e j Φ] [ e j(ωt kxx kzz) ^ξ1 + ^ξ 2 e j Φ] = ^ξ 1 + ^ξ 2 + ^ξ 1 ^ξ2 ( e j Φ + e j Φ) = ^ξ 1 + ^ξ 2 + 2 ^ξ 1 ^ξ2 cos Φ = I 1 + I 2 + 2 I 1 I 2 cos Φ Der maßgebliche Phasenwinkel Φ nach Gleichung (15) und damit der Interferenzterm cos Φ soll für zwei Spezialfälle diskutiert werden. Φ = (k z1 z 1 k z2 z 2 ) + k x x = 2k z L + βk x x (15) 1. Bei konstantem β existieren nur Variationen in z-richtung: Φ = 2k z z = 2k z L (Längenmessung). 2. Zum Anderen ist bei einer reinen Verkippung eines Spiegels die Phase nur mit β veränderlich ( z = 0). 4.1.5 Zur Dichteabhängigkeit der Brechzahl Die Maxwellsche Relation lautet ε = n 2 (für hinreichend hohe Frequenzen und starke Verdünnung, keine Wechselwirkung). Mit n = 1 + n; n 1 1, z.b. in Luft gilt χ el = ε 1 = n 2 1 bzw. (1 + n) 2 1 2(n 1) = 2 n (16) (Vernachlässigung von ( n) 2 gegen 2 n). Der Dichtezuwachs n beim Übergang von Vakuum in Luft ist wie χ el N (N - Teilchenzahl), d.h. p oder ρ. Die Korrektur folgt aus der Zustandsgleichung: ρ 0 ρ(p.t ) = N 0 N(p, t) = T p 0 T 0 p

Versuch: IF Literatur Seite 11 Fragen 1. Wie beschreibt man mathematisch eine ebene harmonische Welle? Wodurch wird die Phase bestimmt? 2. Nennen Sie Ursachen für Phasenunterschiede; wie kann man den Gangunterschied beeinflussen (Interferenzapparate)? 3. Unter welcher Voraussetzung können zwei Wellen interferieren? Was versteht man unter Kohärenzbedingung? 4. Wie groß ist die Kohärenzlänge von Glühlampenlicht: λ 0, 5 μm; λ 0, 3 μm? 5. Was versteht man unter konstruktiver und destruktiver Interferenz? 6. Warum ist LASER-Licht besonders gut kohärent? 7. Skizzieren Sie den Strahlenverlauf in einem Michelson-Interferometer. 8. Wie wurde das historisch berühmte Michelson-Experiment zum Beweis der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit im Vakuum durchgeführt? 9. Wie lauten die Differentialgleichungen für eine Seilwelle, eine ebene elastische und eine ebene elektromagnetische Welle? Wovon hängen die jeweiligen Phasengeschwindigkeiten ab? 10. Wie berechnet man den Gangunterschied bei beim Michelson-Interferometer und anderen Interferenzapparaten? 11. Worauf beruht das Tolanski-Verfahren zur Dickenbestimmung? 12. Wie funktioniert ein Interferenzfilter? Wie und wozu stellt man eine vergütete Optik her? Literatur [1] H.-J. Paus, Physik in Experimenten und Beispielen, V. C.-Hanser München, 1995 [2] E. Hecht, Optik, Add. Wesley, 1989 [3] W. Ilberg, M. Krötsch, D. Geschke, P. Kirsten, W. Schenk, A. Schneider, H. Schulze, Physikalisches Praktikum für Anfänger, Leipzig, 1994 [4] W. Walcher, Praktikum der Physik, Teubner, 1989