Das Funktionsprinzip von ANR erklärt anhand eines stark vereinfachten Modells.

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Transkript:

ANR schematisch Das Funktionsprinzip von ANR erklärt anhand eines stark vereinfachten Modells. Abb. 1 Abb. 1: Hier werden die verschiedenen möglichen Interaktionen der Agonisten (Opioid oder Endorphin) respektive der Antagonisten (Rezeptorblockade) am Opioidrezeptor dargestellt. Opioidrezeptoren funktionieren nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Das Andocken der Wirksubstanz (Schlüssel) am Rezeptor (Schloss) führt zu einer chemischen Veränderung am Rezeptor und bewirkt so ein elektrisches Signal in der Nervenzelle. Endorphine bewirken in der Regel ein physiologisches («normales») Signal, das sich entweder stimulierend (Euphorie) oder dämpfend (Schmerzhemmung) auswirken kann. Von extern zugeführte Opioide verursachen hingegen ein unphysiologisches («überschiessendes») Signal. Abb. 2:

Abb. 2: Rezeptorblockaden werden durch sog. Antagonisten (Gegenspieler) erzeugt. Diese können komplett (z.b. bei Rapid Detox) oder partiell (z.b. bei ANR) erfolgen. Letzteres bezieht sich nicht unbedingt auf den einzelnen Rezeptor, sondern auf die Gesamtheit der Rezeptoren. Oben sind die beiden Interaktionsmöglichkeiten der Endorphine (a) respektive der Opioide (b) am Rezeptor schematisch dargestellt. Abb. 3 Abb. 3: Werden dem Körper die Opioide nun entweder in sehr hohen Dosen oder sehr häufig angeboten, verändern sich mit der Zeit auch die Opioidrezeptoren. Man nimmt an, dass einerseits die Anzahl der Rezeptoren, andererseits auch deren Affinität für Opioide zunimmt. Dauert dieser Zustand eine gewisse Zeit an, stellt sich aufgrund der neuen Rezeptorkonstellation ein neues Gleichgewicht ein, d.h. eine dem Opioidangebot angepasste Funktionalität der Rezeptoren. Daraus resultiert die «biochemische Abhängigkeit» in dem Sinne, dass die Opioidrezeptoren in einem überreizten Zustand auf «normal» geeicht werden. Abb. 4

Abb. 4: Sinkt das Opioidangebot unter ein gewisses Mass respektive wird die Dosis nicht laufend erhöht, kommt es zum Entzugssyndrom, welches durch die unbesetzten Opioidrezeptoren ausgelöst wird und via vegetatives Nervensystem die Entzugssymptome (Niesen, Tränenfluss, Tachypnoe, Gähnen, Blutdruckschwankungen, Schweissausbrüche, Diarrhoe etc.) auslöst. Abb. 5 Abb. 5: Die medikamentöse Rezeptorblockade löst ein für den Patienten kaum erträgliches, akutes Entzugssyndrom aus. Dieses ist angesichts der massiven vegetativen Symptomatik (z.b. ausgeprägte Stressreaktion mit entsprechender Belastung des Kreislaufsystems), aber auch der Schmerzen und Krämpfe nicht ungefährlich. Abb. 6 Abb. 6: Die bekanntesten Verfahren sind die sog. «Rapid Detox»-Verfahren (ROD, UROD, FOEN, etc.). Mittels eines standardisierten Vorgehens wird eine komplette Rezeptorblockade angestrebt, welche wohl das Andocken der Opioide (b) verhindert, auf der anderen Seite aber auch eine Interaktion mit den Endorphinen (a) verunmöglicht. Da durch diese Art der Blockade eine wichtige Komponente der endogenen Schmerz- und Gemütsregulation ausgeschaltet wird, erstaunt es nicht, dass mit den «Rapid Detox» Verfahren fast durchwegs unbefriedigende Resultate erzielt werden.

Abb. 7 Abb. 7: Beim ANR-Verfahren wird eine differenzierte, d.h. individuell auf den Patienten zugeschnittene Dosierung des Naltrexons angewendet. Dies geschieht durch: - Berücksichtigung der Substanzenanamnese - engmaschige Patientenbeobachtung während dem ANR-Verfahren in Narkose. Abb. 8 Abb. 8: Weiter wird durch eine Ansäuerung des Stoffwechsels mittels intravenöser Gabe von Ascorbinsäure (Vitamin C) angestrebt, dass eine möglichst grosse Menge der im Knochen und Fettgewebe eingelagerten Opioide mobilisiert und ausgeschieden werden. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen mit ANR kann postuliert werden, dass durch die differenzierte, partielle Rezeptorblockade schon nach wenigen Tagen wieder eine Interaktion der körpereigenen Endorphine am Opioidrezeptor ermöglicht wird. Dies bedingt aber eine möglichst effiziente Stimulation des Endorphinsystems, v.a. durch körperliche (u.a. sexuelle) Aktivität, ausgewogene Ernährung, emotionale und intellektuelle Stimuli etc. Diese drei Komponenten die differenzierte Partialblockade, die Mobilisation der Opioide und die Rolle des Endorphinsystems machen die Hauptunterschiede zu den «Rapid Detox»- Verfahren aus!

Abb. 9 Abb. 9: Aus diesen Gründen handelt es sich bei ANR nicht eigentlich um eine «Detoxification» (Entgiftung), sondern effektiv um eine Regulation der überreizten Opioidrezeptoren mit dem Ziel eines möglichst raschen Wiedererlangens einer normalen Funktionalität des Endorphinsystems. Gelingt es dem Patienten, diese Endorphinstimulation anzukurbeln, kehren die Nervenzellen und damit alle damit verknüpften Regulationssysteme innert Tagen bis Wochen wieder in einen Normalzustand zurück. Das bedeutet, dass weder ein Verlangen nach Opioiden noch Entzugserscheinungen auftreten. Abb. 10 Abb. 10: Es wird angenommen, dass im weiteren Verlauf, d.h. im Rahmen der rund ein- bis eineinhalbjährigen Konsolidationsphase mit regelmässiger peroraler Naltrexoneinnahme, die blockierten Opioidrezeptoren dystrophieren (verkümmern) und so auch ihre Funktionalität verlieren. Bemerkenswert ist, dass dieser Vorgang unter der Blockade offenbar beschleunigt abläuft. Nach einem herkömmlichen Entzug, d.h. ohne Blockade, kann es Jahre dauern, bis wieder ein natürliches Gleichgewicht der Rezeptoren erreicht ist. Das könnte ein Grund dafür sein, dass bei ehemals Abhängigen auch Jahre nach einem erfolgreichen Entzug mittels gewisser Stimuli (Geruch, Umgebung etc.) wieder Suchtmechanismen in Gang gesetzt werden können, die im erneuten Drogenkonsum enden.

Abb. 11 Abb. 11: Also ist nach Ablauf dieser Zeit keine weitere Blockade mehr notwendig, so dass das Naltrexin abgesetzt werden kann. Die obigen Ausführungen sind sehr modellhaft und wissenschaftlich (noch) nicht bewiesen. Dadurch spiegelt diese Betrachtung das Spannungsfeld zwischen der sog. «evidence based medicine» und der Erfahrungsmedizin. Die praktische Erfahrung stützt hingegen diese Thesen.