Auswirkungen der neuen TrinkwV Großanlagen zur Trinkwassererwärmung 12.03.2014
Hintergrund Legionellen Jährlich erkranken mindestens 20.000 32.000 Personen an Lungenentzündungen, die durch Legionellen hervorgerufen werden (Stellungnahme des Umweltbundesamt) Übertragungsweg Über die Luft (Aerosole), nur durch Einatmen Betroffene Personen Menschen mit einem geschwächten Immunsystem tragen insgesamt ein höheres Erkrankungsrisiko. Erkrankungen treten hauptsächlich bei Erwachsenen auf, wobei Männer häufiger erkranken als Frauen. Erscheinungsform Pontiac Fieber, Sommergrippe Legionärskrankheit (Lungenentzündung mit teilweise tödlichem Verlauf (15 20 %)
Legionärskrankheit (Legionellose mit Pneumonie): führt zu einer schweren atypischen Form der Lungenentzündung (Legionellen- Pneumonie). Unwohlsein, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, unproduktivem Reizhusten. Brustkorbschmerzen, Schüttelfrost, Temperaturanstieg auf 39-40,5 C, gelegentlich auch Bauchschmerzen mit Durchfällen und Erbrechen Inkubationszeit: ca. 2-10 Tage (Median 6-7 Tage) Pontiac-Fieber (Legionellose ohne Pneumonie): leichte grippale Symptome mit Kopf- und Gliederschmerzen, Brustkorbschmerzen, trockenem Husten und Fieber sowie gelegentlichen Verwirrtheitszuständen. Keine Pneumonie. Die Patienten erholen sich auch ohne Antibiotikatherapie innerhalb weniger Tage. Inkubationszeit: ca. 5-66 Stunden (im Durchschnitt 24-48 Stunden)
Vermehrung von Legionellen: bis 15 C keine Vermehrung 25 C bis 45 C ideale Vermehrung 36 C optimale Vermehrung ab 55 C beginnen Legionellen abzusterben ab 70 C sterben Legionellen ganz ab Ideale Brutstellen: Biofilm Warmwasserspeicher verrostete Rohre Springbrunnen Whirlpools Rohrabschnitten mit Stagnationswasser Von außen erwärmte Kaltwasserleitung
Pflichten für Unternehmer oder den sonstigen Inhaber (UsI) von Großanlagen zur Trinkwassererwärmung Untersuchungspflicht Einrichten von geeigneten Entnahmestellen mindestens die allg. anerkannten technischen Regeln einhalten
Großanlage zur Trinkwassererwärmung ist eine Anlage mit a) Speicher-Trinkwassererwärmer oder dezentralen Durchfluss- Trinkwassererwärmer jeweils mit einem Inhalt von mehr als 400 Litern oder b) einem Inhalt von mehr als 3 Litern in mindestens einer Rohrleitung zwischen Abgang des Trinkwassererwärmers und Entnahmestelle; nicht berücksichtigt wird der Inhalt einer Zirkulationsleitung; entsprechende Anlagen in Ein- und Zweifamilienhäusern zählen nicht zu Großanlagen zur Trinkwassererwärmung
Untersuchungspflicht Die Untersuchungspflicht besteht für Anlagen, die Duschen oder andere Einrichtungen enthalten, in denen es zu einer Vernebelung des Trinkwassers kommt. Legionellen Mindestens alle 3 Jahre (z.b. Mietwohnungen), die erste Untersuchung muss bis zum 31. Dezember 2013 abgeschlossen sein. 1 x jährlich bei öffentlichen Einrichtungen (z.b. Schulen, Kigas) Systemische Untersuchung an mehreren repräsentativen Probenahmestellen Technischer Maßnahmewert Parameter Legionella spec. 100/100 ml
Beispiel für eine systemische Untersuchung Entnahmestelle Zirkulationsleitung Steigleitung >60 C Kaltwasser >400 LITER Zentraler Trinkwassererwärmer
Beispielhafte Probenahmeventile
Wer darf untersuchen? Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2011) legt fest, dass die erforderlichen Untersuchungen und Probenahmen nur von akkreditierten Untersuchungsstellen durchgeführt werden dürfen.
Technischer Maßnahmewert Bei Überschreitung des technischen Maßnahmewertes unverzüglich Untersuchungen zur Aufklärung der Ursachen durchführen, einschließlich einer Ortsbesichtigung, Prüfung der Einhaltung der a.a.r.d.t ist Gefährdungsanalyse zu erstellen Maßnahmen nach den a.a.r.d.t die zum Schutz der Gesundheit der Verbraucher erforderlich sind durchführen
17 Anforderungen an Anlagen für die Gewinnung, Aufbereitung oder Verteilung von Trinkwasser Anlagen für die Gewinnung, Aufbereitung oder Verteilung von Trinkwasser sind mindestens nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik zu planen, zu bauen und zu betreiben.
18.04.2012
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
31.01.2013
Wie kann man einschätzen, ob eine Trinkwasserinstallation in Ordnung ist? 1. Wassertemperaturen an der Zapfstelle prüfen, am besten mit Thermometer! a) Warmwasser 55 C nach max. 3 Liter Ablauf (dampfend und so heiß, dass man schnell zurückzuckt)? b) Kaltwasser 25 C (erfrischend kühl)? 2. Anlagentemperaturen der Warmwasserbereitung prüfen! a) Warmwasser-Vorlauf (Leitung, die oben aus dem Warmwasserspeicher kommt) 60 C? b) Zirkulations-Rücklauf (Leitung mit Pumpe, die meist mittig in den Warmwasserspeicher geht) 55 C? Achtung: Fest eingebaute Thermometer sind oft ungenau. Im Zweifelsfall die Wassertemperatur in einer Probe messen! 3. Sind alle Zirkulationsleitungen gleichmäßig heiß? 4. Läuft die Zirkulationspumpe mindestens 16 Stunden am Tag? 5. Erfolgt eine jährliche Wartung der Trinkwasser-Installation? 31.01.2013
Wer führt Ortsbesichtigungen, Überprüfungen der Anlagen sowie Gefährdungsanalysen bei legionellenbelasteten Leitungssystemen durch? Hierfür sind die Empfehlungen für die Durchführung einer Gefährdungsanalyse gemäß Trinkwasserverordnung - Maßnahmen bei Überschreitung des technischen Maßnahmenwertes für Legionellen des Umweltbundesamtes zu beachten: Soweit der Inhaber die Gefährdungsanalyse nicht selbst durchführen kann, kommen in Betracht: gemäß DIN EN ISO 170208 akkreditierte technische Inspektionsstellen für Trinkwasserhygiene, nach Trinkwasserverordnung akkreditierte und nach 15 Absatz 4 TrinkwV 2001 zugelassene Untersuchungsstellen (Labore), Planungs- und Ingenieurbüros (Planer) und Handwerksbetrieben des Installationshandwerks (Vertrags-Installationsunternehmen nach AVBWasserV9) 31.01.2013
18.04.2012
Muss der Eigentümer mit Strafen oder Bußgeld rechnen? Wird die Legionellenuntersuchung im Warmwassersystem nicht oder nicht richtig durchgeführt, besteht eine Ordnungswidrigkeit, die mit einem Bußgeld geahndet wird(trinkwv2001 25, 4). Wer im Rahmen einer öffentlichen oder gewerblichen Tätigkeit Trinkwasser vorsätzlich oder fahrlässig abgibt, das Legionellen6 in so hoher Konzentration enthält, dass eine Schädigung der menschlichen Gesundheit zu besorgen ist, begeht eine Straftat (TrinkwV2001 24 (1).
gewerbliche Tätigkeit ist die unmittelbare oder mittelbare, zielgerichtete Trinkwasserbereitstellung im Rahmen einer selbstständigen, regelmäßigen und in Gewinnerzielungsabsicht ausgeübten Tätigkeit; öffentliche Tätigkeit ist die Trinkwasserbereitstellung für einen unbestimmten, wechselnden und nicht durch persönliche Beziehungen verbundenen Personenkreis.
Parameter Legionella spec. Technischer Maßnahmenwert 100/100 ml
18.04.2012
10. ist gewerbliche Tätigkeit die unmittelbare oder mittelbare, zielgerichtete Trinkwasserbereitstellung im Rahmen einer selbstständigen, regelmäßigen und in Gewinnerzielungsabsicht ausgeübten Tätigkeit; 11. ist öffentliche Tätigkeit die Trinkwasserbereitstellung für einen unbestimmten, wechselnden und nicht durch persönliche Beziehungen verbundenen Personenkreis.
Trinkwasserinstallation vermutliche Infektionsquelle 2010 (RKI Meldungen) Privathaushalte 48 % Hotelübernachtungen 33 % Krankenhausaufenthalt 13 % Pflegeeinrichtungen 4 % unbekannt 2 %
Begriffsbestimmungen Neue Definitionen: Gewerbliche Tätigkeit (z.b. Mietwohnung) Öffentliche Tätigkeit (z.b. Arztpraxen) Technischer Maßnahmewert ist ein Wert, bei dessen Erreichen oder Überschreitung eine von der Trinkwasser- Installation ausgehende vermeidbare Gesundheitsgefährdung zu besorgen ist und Maßnahmen zur hygienisch-technischen Überprüfung der Trinkwasser-Installation im Sinne einer Gefährdungsanalyse eingeleitet werden
Die Legionärskrankheit benannt nach einem großen Krankheitsausbruch unter Mitgliedern der amerikanischen Legion während eines Veteranentreffens in Philadelphia im Jahr 1976 führt zu einer schweren atypischen Form der Lungenentzündung (Legionellen-Pneumonie). Sie beginnt meist mit uncharakteristischen Prodromalerscheinungen wie allgemeinem Unwohlsein, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, unproduktivem Reizhusten. Innerhalb weniger Stunden kommt es zu Thoraxschmerzen, Schüttelfrost, Temperaturanstieg auf 39-40,5 C, gelegentlich auch Abdominalschmerzen mit Durchfällen und Erbrechen. Infolge einer Beteiligung des Zentralnervensystems (ZNS) kann es zu Benommenheit bis hin zu schweren Verwirrtheitszuständen kommen. Die Röntgenuntersuchung des Thorax zeigt eine Pneumonie mit zunächst fleckiger Infiltration, später mit zunehmender Verdichtung ganzer Lungenlappen. Die Rekonvaleszenz ist meist langwierig. In einigen Fällen kann als Folge der Erkrankung eine eingeschränkte Lungenfunktion zurückbleiben oder eine Lungenfibrose entstehen. Trotz möglicher Antibiotika-Behandlung liegt die Sterblichkeit bei etwa 10-15%. Pontiac-Fieber benannt nach der gleichnamigen Stadt in den USA, wo die ersten Fälle beschrieben wurden durch einen wesentlich leichteren Verlauf gekennzeichnet. Die Krankheit führt zu leichten grippalen Symptomen mit Kopf- und Gliederschmerzen, Thoraxschmerzen, trockenem Husten und Fieber sowie gelegentlichen Verwirrtheitszuständen. Zu einer Pneumonie kommt es jedoch nicht. Die Patienten erholen sich auch ohne Antibiotikatherapie innerhalb weniger Tage. Todesfälle sind nicht bekannt.
Als potenzielle Infektionsquellen kommen insbesondere folgende technische Systeme in Betracht: Hausinstallationen zur Warmwasserverteilung aber auch Kaltwasserversorgungen, wenn in den Leitungen die Wassertemperatur über 25 C steigt z.b. bei unzureichender Isolierung der Rohrleitungen oder längerer Stagnation des Wassers in den Rohren.(z.B. in Wohnhäusern, Krankenhäusern, Pflegeheimen, Hotels oder nach Bezug eines Neubaus) Entscheidende Faktoren für die Vermehrung von Legionellen sind die Temperatur des Wassers und seine Verweildauer im Leitungssystem. Eine der wichtigsten Infektionsursachen scheint derzeit die Übertragung durch Warmwasserquellen (aus sanitären Einrichtungen) zu sein. In diesem Zusammenhang werden oft Duschen genannt. Bei Umgebungsuntersuchungen wurden Legionellen auch an Duschköpfen gefunden. Beim Duschen findet jedoch nur eine geringe Aerosolbildung statt, so dass es wahrscheinlich nicht mit einem höheren Risiko verbunden ist als der Kontakt mit Leitungswasser aus einem Wasserhahn.
Medizin Legionärskrankheit: Stetig steigende Meldezahlen in Deutschland Dienstag, 18. Dezember 2012 Berlin Seit Beginn der Meldepflicht im Jahr 2001 nimmt die Zahl der Erkrankungen an der Legionärskrankheit zu. Im Jahr 2011 wurden laut dem Epidemiologischen Bulletin (2012; 12: 499-507) 639 Erkrankungen gemeldet. Nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts ist es nur die Spitze eines Eisbergs. Bakterien der Gattung Legionella sind gefürchtete Krankheitserreger. Auf einem Veteranentreffen in den USA im Jahr 1976, das zur Entdeckung des Erregers führte, starben 34 von 221 Personen an den Folgen einer Lungenentzündung. Unter den 639 Patienten, bei denen in Deutschland 2011 eine Legionella-Pneumonie diagnostiziert wurde, kam es zu 30 Todesfällen. 2011 war das Jahr mit den bisher zweithöchsten Meldungen an das Robert-Koch-Institut. Nur 2010 gab es mit 692 Erkrankungen mehr Meldungen, darunter waren allerdings 64 Erkrankungen, die auf einen großen Legionellenausbruch im Stadtgebiet von Ulm zurückzuführen waren. Ansonsten hat es seit 2001 einen stetigen Anstieg der Meldezahlen gegeben. Ob sie einen Anstieg der realen Erkrankungen widerspiegeln, ist unklar. Denn die tatsächliche Zahl der Erkrankungen dürfte wesentlich höher sein. Das Kompetenznetzwerk für ambulant erworbene Pneumonien geht davon aus, dass knapp 4 Prozent aller ambulant erworbenen Pneumonien durch Legionellen verursacht werden Da erworbene Pneumonien häufig sind, ergäben sich nach einer Hochrechnung des Robert-Koch-Instituts 15.000 bis 30.000 Legionellen- Pneumonie pro Jahr in Deutschland. Hinzu käme noch eine vermutlich weitaus größere Zahl leichterer Erkrankungen, bei denen die Infektion nur mit einem respiratorischen Infekt einhergeht, dem sogenannten Pontiac-Fieber. Offensichtlich denken Ärzte bei Patienten mit einer Lungenentzündung nur selten an die Möglichkeit einer Legionellose. Dabei ist eine Verdachtsdiagnose durch den Nachweis des Legionella-Antigens im Urin leicht möglich. Es gibt auch serologische Tests sowie PCR-Tests zum Nachweis von Legionellen-DNA. Bei einem positiven Ergebnis rät das Robert-Koch-Institut allerdings stets zur Bestätigung durch eine bakterielle Kultur. Aus der Epidemiologie lassen sich gewisse Risikofaktoren ableiten. Erwartungsgemäß erkranken überwiegend Menschen über 50 Jahre. Männer waren fast dreimal so häufig betroffen wie Frauen. Die Ursachen für dieses geschlechtsspezifische Phänomen sind nicht bekannt. Etwa ein Viertel der Erkrankungen waren reiseassoziiert. Typisch ist wie in der ersten namensgebenden Epidemie die Infektion in einem Hotel mit schlecht gewarteter Wasserversorgung. In den ausgedehnten Rohrsystemen können sich auf Ablagerungen schnell Biofilme bilden. Diese werden von Protozoen (Amöben) besiedelt, in denen sich die Legionellen vermehren. Diese sind recht anspruchsvoll. Bei Temperaturen unter 20 C und oberhalb von 55 C sterben sie ab. Bei Beachtung der geltenden technischen Empfehlungen für Trinkwassererwärmungs- und Leitungsanlagen ist das Risiko einer Verkeimung nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts deshalb minimal. rme/aerzteblatt.de
Weitere mögliche Infektionsquellen Rückkühlwerke von lüftungstechnischen Anlagen (Klimaanlagen), Schwimmbäder/Badebecken, insbesondere Warmsprudelbecken (z.b. Whirlpools), sonstige technische Apparate, wie beispielsweise Geräte für die Mundhygiene oder zur Behandlung von Atemwegserkrankungen (z.b. Inhalatoren, Hydrotherapie, Dentaleinheiten, Mundduschen), sowie Luftbefeuchter im häuslichen Bereich. Als weitere potenzielle Infektionsquellen wurden auch schon Autowaschanlagen, Springbrunnen sowie feuchte Gartenerde/Kompost beschrieben.
Die erste Verordnung zur Änderung der Trinkwasserverordnung vom 03.05.2011 ist am 01. November 2011 in Kraft getreten. Die zweite Verordnung zur Änderung der Trinkwasserverordnung vom 03.05.2011 ist am 05.12.2012 in Kraft getreten.