Kaiser H. (2002) Wirksame Weiterbildung gestalten: Das Schienenmodell. Aarau, Sauerländer (ISBN )

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Die 5 Schritte eines Lernstopps Basisliteratur: Kaiser H. (2002) Wirksame Weiterbildung gestalten: Das Schienenmodell. Aarau, Sauerländer (ISBN 3-0345-0006-8) Unsere Veranstaltungen zum Thema Stütz- und Förderunterricht organisieren und gestalten folgen in der Durchführung dem Schienenmodell von Kaiser. Das Modell sieht vor, die einzelnen Lernstopps in folgende Aktivitäten zu gliedern: 1) Geschichte vorschlagen Jede teilnehmende Person umreisst knapp, welche Geschichte sie zum Schienenthema zu erzählen hätte. Die erste Sequenz zeigt, wie vielfältig die Erfahrungen der Teilnehmenden zum Schienenthema sind. Anhand der Titel der Geschichten werden Assoziationen geweckt: Jede Teilnehmerin/jeder Teilnehmer hat schon etwas Ähnliches erlebt. auswählen in einer kleinen Abstimmung wird bestimmt, welche Geschichte im Zentrum stehen soll. Jede teilnehmende Person hat drei Stimmen zu vergeben. Am Schluss wird die Geschichte mit der höchsten Ladung (Punktzahl) zur vertieften Bearbeitung auserkoren. Das Verfahren ist sehr teilnehmerorientiert. Nicht der Leiter bestimmt das zentrale Thema der Schienenveranstaltung, sondern die Teilnehmenden. So ist gewährleistet, dass die bearbeiteten Inhalte nahe bei der beruflichen Praxis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer liegen. erzählen Die Teilnehmerin/der Teilnehmer, welche(r) die ausgewählte Geschichte vorgeschlagen hat, stellt diese nun ausführlich dar. Die andern Teilnehmenden fragen nach, wenn ihnen etwas unklar ist oder wenn sie zusätzliche Informationen brauchen. Wir stehen vor einer konkreten beruflichen Alltagssituation, wie sie so oder ähnlich die meisten der Teilnehmenden auch schon erlebt haben. Es ist die Ebene unseres alltäglichen, konkreten, facettenreichen, emotionsverbundenen beruflichen Alltags. Es handelt sich um das situative Wissen der erfahrenen Praktikerinnen und Praktiker. (siehe Kaiser S. 41) 19.09.2005 Seite 1

2) Thema Eine Geschichte enthält viele mögliche Themen. Die Teilnehmenden schlagen Themen vor, die aufgrund der erzählten Geschichte behandelt werden könnten. Häufig steht für uns eine Geschichte subjektiv unter einem ganz bestimmten Thema. Indem alle Teilnehmenden Themen vorschlagen können, merken wir, wie facettenreich die erzählte Geschichte ist. 3) Raster wählen Es stellt sich die Frage, welche theoretischen Konzepte, welches Raster herangezogen werden könnte, auf dem sich die Geschichte verorten lässt. Das theoretische Konzept kann a) von den Teilnehmenden her kommen b) von der Schienenleitung eingebracht werden c) von Leitung und Teilnehmenden kooperativ entwickelt werden. kurz darstellen Was sagt die Theorie zu diesem Thema? Wir tragen unser theoretisches Wissen zusammen, das auf diese Geschichte angewendet werden kann. Geschichte analysieren Wo liegt der Bezug zwischen der Geschichte und dem erarbeiteten Raster? Wie sieht die Geschichte aus dem Blickwinkel des gewählten Rasters aus? Was bedeutet das Raster für die dargestellte Geschichte? Ein Raster, eine Theorie, Forschungsergebnisse sind auf der Ebene des deklarativen Wissens. Es ist die Ebene der Konzepte und Begriffe. Deklaratives Wissen eignet sich, um über das situative Handeln in der Praxis nachzudenken. Es geht also darum, die Alltagserfahrungen mit einem theoretischen Hintergrund zu unterlegen. (Kaiser S.41) 4) Varianten In dieser Phase gibt es verschiedenste Möglichkeiten des methodischen Vorgehens: - Wir können die Handlungsvarianten ausarbeiten - Vor- und Nachteile diskutieren - Das theoretische Raster vertiefen - Die Geschichte auf die eigene Situation beziehen - In Rollenspielen alternatives Verhalten üben - zusätzliche Inputs - u.a.m. Dieser Teil stellt hohe Anforderungen an die Kreativität der Gruppe. In dieser Phase ist buchstäblich alles möglich. Wichtig ist, dass die Handlungsmöglichkeiten verbreitert werden. Wir erkennen, dass in der geschilderten Geschichte Veränderungen in vielerlei Hinsicht möglich sind. 19.09.2005 Seite 2

5) Konsequenzen Vorerst geht es darum, das Geschehen während des Lernstopps noch einmal zusammenzufassen und auf den Punkt zu bringen. Handlungsleitende Fragen: Was war mir heute wichtig? Was habe ich gelernt? Was ist mir klar geworden? Was bedeutet der Lernstopp für mein berufliches Handeln? Welche Veränderung möchte ich in meinem beruflichen Alltag einleiten? Der letzte Schritt macht deutlich, dass Lernstopps zwar ein von der Schienenleitung moderierter Anlass sind, die Teilnehmenden aber ihren Teil zur Realisierung des Lernerfolgs leisten müssen. Der entscheidende Schritt ist, die Inhalte des Lernstopps auf die Ebene des eigenen beruflichen Handelns zu übertragen. Lernstopps zielen auf Veränderungen des beruflichen Alltags. Die Geschichte der Protagonistin/des Protagonisten bietet den Einstieg in eine vertiefte Reflexion unseres eigenen beruflichen Handelns. Zeitraster des Lernstopps Geschichte vorschlagen Geschichte auswählen Geschichte erzählen uns nachfragen Thema vorschlagen und auswählen Raster wählen, darstellen und anwenden Pause Varianten durcharbeiten Konsequenzen und Reflexion Schlussrunde 10 Minuten 20 Minuten 30 Minuten 45 Minuten Ein Lernstopp dauert in der Regel 3 Stunden und ist unterbrochen von einer Pause von. 19.09.2005 Seite 3

Nacharbeiten Schienenleitung Die Schienenleitung dokumentiert im Nachhinein den Lernstopp indem Sie - die zur Wahl stehenden Geschichten auflistet (Liste der vorgeschlagenen Geschichten) - die ausgewählte Geschichte zusammenfasst - die zur Wahl vorgeschlagenen Themen auflistet (Liste der vorgeschlagenen Themen) - das gewählte Raster darstellt und mit Literaturhinweisen versieht - die Analyse der gewählten Geschichte auf dem Hintergrund des gewählten Rasters zusammenfasst Teilnehmende Im 5. Schritt Konsequenzen hat sich die teilnehmende Person Gedanken zu den Auswirkungen des Lernstopps auf die eigene Praxis gemacht. In den Wochen bis zum nächsten Lernstopp gilt es die ins Auge gefassten Veränderungen schrittweise anzugehen. Die Schienenleitung eröffnet unter www.pfm.sibp.ch/schienen ein Archiv des thematischen Lernstopps, in dem Sie - die einzelnen Lernstopps dokumentiert - eine Liste der vorgeschlagenen Geschichten führt - eine Liste der vorgeschlagenen Themen führt. Dies ermöglicht es den Teilnehmenden der Schiene, nicht behandelte Geschichten und Themen später aufzugreifen. Teilnehmende anderer Schienen erlaubt es, das Geschehen an den einzelnen Lernstopps ansatzweise nachzuvollziehen. 19.09.2005 Seite 4

Schritt Aktivitäten Geschichte (ca. 45 min) Vorschlagen Alle machen kurze Vorschläge für mögliche Geschichten. Auswählen Alle stimmen darüber ab, welche Geschichte vertieft behandelt werden soll. Die Schienenleitung hat das Recht, gegebenenfalls die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu überstimmen, damit alle relevanten Themen zum Zuge kommen. Erzählen und Nachfragen Thema (ca. 15 min) Die Teilnehmerin, welche die gewählte Geschichte vorgeschlagen hat, stellt diese ausführlich dar. Die anderen fragen nach, wenn ihnen Dinge unklar sind oder wenn sie gern weitere Informationen hätten. Die Erzählende ist verpflichtet, auf diese Fragen einzugehen. Vorschlagen Alle machen Vorschläge, welche Themen sie gern anhand der erzählten Geschichte behandeln würden. Auswählen Alle stimmen darüber ab, welches Thema vertieft behandelt werden soll. Auch hier hat die Schienenleitung das Vetorecht. Beschreibung und Analyse (ca. 30 min) Wahl eines Rasters Präsentation des Rasters Einfügen der Geschichte Bewertung durchführen Eine Person wählt ein Raster (ein theoretisches Konzept, ein Modell, eine Theorie), anhand dessen sich das Thema im Rahmen der Geschichte behandeln lässt. Sie beschreibt das Raster kurz, stellt dann den Bezug zwischen dem Raster und der Geschichte her und analysiert schliesslich, ob das, was in der Geschichte geschehen ist, aus der Sicht des Rasters sinnvoll bzw. korrekt war. Je nach Vorwissen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer macht dies die Schienenleitung oder eine der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Pause Varianten (ca. 45 min) Diskussionen Rollenspiele Inputs Alle beteiligen sich an einer allgemeinen Diskussion. Mögliche Themen sind: Alternative Raster, mit denen man die Geschichte auch noch analysieren könnte; Vorschläge, wie man in der Geschichte hätte anders vorgehen können; kritische Anmerkungen zu verwendeten Rastern; Erweiterungsvorschläge zu diesen Rastern. Es besteht auch die Möglichkeit, z. B. in Rollenspielen gewisse Aspekte der Umsetzung der behandelten Konzepte zu üben. Konsequenzen (ca. 15 min) individuell planen Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist es selbst überlassen, aus dem, was sie im Zyklus gelernt haben, Konsequenzen zu ziehen. In einer Schlussrunde beschreiben alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer kurz, welches ihre persönlichen Konsequenzen sind. 19.09.2005 Seite 5