Untersuchungen zum Auflösungsvermögen von magnetooptischen Wirbelstromprüfsystemen



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DGZfP-Jahrestagung 2007 - Poster 60 Untersuchungen zum Auflösungsvermögen von magnetooptischen Wirbelstromprüfsystemen Reiner ZIELKE, Hans-Georg RADEMACHER, Horst-Artur CROSTACK, Universität Dortmund Peter GÖRNERT, Andreas LORENZ, Innovent, Jena Kurzfassung. Magnetooptische Wirbelstromprüfsysteme werden bereits im Labor erfolgreich zur Detektion von oberflächennahen Materialfehlern eingesetzt. Dabei wurden am Lehrstuhl für Qualitätswesen zwei Systeme erstellt. Bei beiden Systemen wurde die im niederfrequenten Anregungsbereich unempfindliche Empfangsspule des konventionellen Wirbelstromprüfsystems durch einen magnetooptischen Sensor ersetzt, der die Magnetfeldinformation in eine Lichtinformation umwandelt. Die beiden Systeme unterscheiden sich in ihrer Auswertemethode. Zum einen wurde eine Fotodiode zur Messung eingesetzt, welche wie bei dem konventionellen System eine Auswertung nach Amplitude und Phase ermöglicht. Zum anderen wurde zur Visualisierung eine CCD-Kamera eingesetzt. Mit beiden Systemen wurden Modellkörper und praxisnahe Probekörper untersucht, wobei im Vergleich zum konventionellen System eine höhere Auflösung erreicht wurde. Die Bestimmung des Auflösungsvermögens der magnetooptischen Systeme und die Untersuchungen zum Einfluss von Störgrößen ist Schwerpunkt des Beitrages. Einleitung Die zerstörungsfreie Wirbelstromprüfung wird zur Prüfung elektrisch leitfähiger Materialen in oberflächennahen Bereich eingesetzt. Der Nachweisbereich des Systems wird von den Materialkenndaten, elektrische Leitfähigkeit und magnetische Permeabilität, sowie von der Prüffrequenz festgelegt. Hohe Prüffrequenzen fokussieren den Wirbelstrom an der Bauteiloberfläche (Skineffekt), wobei niedrige Frequenzen höhere Eindringtiefen des Wirbelstroms ermöglichen. Für die Prüfung tief im Bauteil liegender Fehler sind somit niedrige Frequenzen notwendig. In diesem Fall ist jedoch, auf Grund der Spulenübertragungsfunktion zwischen Sende- und Empfangsspule, die Empfindlichkeit gering. Um dies auszugleichen, werden spezielle Sensoren eingesetzt. Diese bestehen aus Spulen mit hoher Windungszahl, wobei die Sendespule mit hohen Stromstärken betrieben wird. Somit lassen sich auch im unempfindlichen, niederfrequenten Bereich hinreichend hohe Empfangssignale realisieren. Im Bild 1 sind zwei konventionelle Sensoren, der linke für die hochfrequente, oberflächennahe Prüfung und rechts für die niederfrequente Prüfung, dargestellt. 1

Bild 1: Konventionelle Sensoren, links: hochfrequent; rechts: niederfrequent Die für die das Frequenzverhalten angepasste Bauart hat zur Folge, dass das laterale Auflösungsvermögen, welches durch den Sensordurchmesser vorgegeben ist, bei niederfrequenten Sensoren gering ist. Im Bild 1 lässt sich das laterale Auflösungsvermögen des hochfrequenten Sensors auf ca. 1 mm, das des niederfrequenten Sensors auf 10 mm abschätzen. Somit sind mit der konventionellen Technik Messungen mit hohem, lateralen Auflösungsvermögen bei niedrigen Anregungsfrequenzen, also für tiefliegende Fehler, nicht möglich. Eine Möglichkeit zur Steigerung des lateralen Auflösungsvermögens ist er Einsatz eines für den niederfrequenten Bereich empfindlichen Magnetfeldsensors anstelle der konventionellen Empfangsspule. Hierzu sind im Bild 2 die Empfindlichkeiten verschiedener Sensoren aufgelistet. Empfindlichkeit von Magnetfeldsensoren und Stärke von Magnetfeldquellen 1.00E+12 1.00E+11 1.00E+10 statiches Erdfeld induktiver Sensor magnetoresistiver Sensor 1.00E+09 Magnetischer Fluss in ft 1.00E+08 1.00E+07 1.00E+06 1.00E+05 1.00E+04 Umgebungsstörungen Lunge Herz 50 Hz Wechselfelder Fluxgate Sensor magnetooptischersensor 1.00E+03 1.00E+02 Gehirn HT-SQUID 1.00E+01 1.00E+00 0.1 1 10 100 1000 10000 100000 Frequenz in Hz Bild 2: Frequenzabhängige Empfindlichkeit von Magnetfeldsensoren In der Grafik ist auf der Ordinate die Magnetfeldauflösung gegen die Frequenz aufgetragen. Im Diagramm sind zusätzlich zu den Magnetfeldsensoren die Größen einiger Magnetfeldquellen eingetragen. Für den niederfrequenten Bereich kommen somit Sensoren wie der Squid, der Fluxgate, magnetooptische oder magnetoresistive Sensoren in Frage. Da von den aufgelisteten Sensoren der magnetooptische auch eine Visualisierung des Magnetfeldes und somit eine einfache Interpretation der Messbefunde erlaubt, wird dieser in ein Wirbelstromprüfsystem integriert. 2

Aufbau der magnetooptischen Wirbelstromprüfsysteme Die Grundlage der magnetooptischen Systeme bildet der Faraday-Effekt. Dieser beschreibt die Änderung der Polarisationsebene des Lichtes in einem optisch aktiven Material in Abhängigkeit der Materialdaten, wie der Verdet-Konstante, der Länge des Materials und des Magnetfeldes. Da die Materialdaten konstant gehalten werden können, kann somit über die Polarisationswinkeländerung direkt auf die Magnetfeldstärke geschlossen werden. Auf diese Art lässt sich die Magnetfeldinformation in eine Polarisationsinformation umwandeln. Diese Polarisationsinformation kann dann mit Hilfe eines Analysators in eine Lichtintensitätsinformation umgewandelt werden. Der prinzipielle Aufbau des magnetooptischen Sensors ist im Bild 3 skizziert. CCD-Kamera Diode Polfilter Spiegelschicht Laser (532 nm, grün) Strahlteiler Faraday-Rotator Bauteil Bild 3: Prinzip des magnetooptischen Wirbelstromprüfsystems Für die Messungen ist eine polarisierte Lichtquelle, wie der Laser links im Bild 3, notwendig. Der Laserstrahl wird nun in die Wirbelstromsendespule geleitet. Hier befindet sich anstelle der konventionellen Empfangsspule der magnetooptische Sensor (Faraday- Rotator). Dieser ist auf der zum Prüfteil gewandten Seite verspiegelt, damit der Laserstahl wieder zurück zum Strahlteiler reflektiert wird. Dort hat nun der Laserstrahl die Magnetfeldinformation in Form von Polarisationsdrehungen gespeichert. Der nachfolgende Polfilter lässt nur Licht einer Polarisationsebene durch. Somit wird nur diese Komponente weitergeleitet. Auf diese Art wird die Polarisationsinformation in eine Intensitätsinformation umgewandelt. Diese kann sowohl mit einer Fotodiode als auch mit einer CCD-Kamera aufgenommen werden. Nachfolgend werden exemplarische Messbefunde zu den beiden Verfahren gezeigt. Messbefunde mit den magnetooptischen Wirbelstromprüfverfahren Am Lehrstuhl für Qualitätswesen wurde sowohl ein System mit Fotodiode als auch ein System mit CCD-Kamera realisiert. Nachfolgend werden zunächst die Ergebnisse mit dem Diodensystem präsentiert. Untersucht wurde der im Bild 4 dargestellte Kupfer-Testkörper. Die Abmaße des Kupfer-Testkörpers betragen 120x10x10 mm³. Die Nutbreite beträgt 0,1 mm, die Länge 10 mm und die Tiefe variiert zwischen 0,1 und 9 mm. Die Messung erfolgte mit einer Anregungsfrequenz von 1 khz und einem Sensor mit einem Durchmesser von 7 mm. Ausgewertet wurde die Empfangsamplitude. Im rechten Teil des Messbefunds sind die Nuten deutlich anhand der hellen senkrechten Streifen zu erkennen. Im linken Bereich, wo 3

wesentlich geringere Nuttiefen vorliegen, sind die Anzeigen weniger deutlich. Durch einfaches Abzählen der Maxima und Vergleich mit dem Probekörper kann somit auf die noch detektierte Nuttiefe geschlossen werden, welche bei dieser Messung bei ca. 0,3 mm liegt. Bild 4: Messungen an dem Kupfer Testkörper Mit dem Diodenverfahren erhält man, wie mit dem konventionellen System, als Empfangssignal eine Wechselspannung, die dann nach Amplitude und Phase ausgewertet werden kann. Des Weiteren lässt sich dieses System auch an konventionelle Wirbelstromprüfsysteme anschließen. Im Fall des CCD-Kamera-Systems lassen sich die Magnetfelder visuell darstellen, wodurch sich neue Auswertemöglichkeiten ergeben. Hierzu ist im Bild 5 ein Beispiel zur Rissdetektion in einer Zugprobe dargestellt. Ergebnisse mit konventionellen Verfahren Prüffrequenz: 2 MHz Ergebnisse mit dem magnetooptischen Verfahren Prüffrequenz: 16 khz 1 mm Absolutmessung 0,1 mm Differenzmessung Bild 5: Detektion eines Risses in einer Zugprobe mit konventionellem System und CCD-Kamera-System 4

Links im Bild 5 ist der Befund mit dem konventionellen System dargestellt. Dabei wurde im oberen Bild ein Absolutsensor und im unteren ein Differenzsensor jeweils mit einer Anregungsfrequenz von 2 MHz eingesetzt. Bei beiden Befunden ist der Riss in der Mitte der Zugprobe deutlich zu erkennen, wobei im Fall der Differenzmessung, wo der Sensor optimal zur Fehlerlage ausgerichtet wurde, eine bessere Anzeige vorliegt. Der Befund mit dem magnetooptischen System ist rechts abgebildet. Hierbei ist ebenfalls der Riss und sein Verlauf deutlich zu erkennen, wobei im Vergleich zur konventionellen Messung eine wesentlich höhere laterale Auflösung vorliegt. Da die Magnetfeldinformation in Form einer Lichtinformation vorliegt, kann analog zu einem Lichtmikroskop eine Vergrößerung durch Einsatz eines Okulars und Objektivs erreicht werden. Dies wurde für eine Vergrößerung um den Faktor 10 realisiert. Der zugehörige Befund ist in Bild 5 unten rechts abgebildet. Mit diesem System lassen sich auch statische Felder messen, wie die Untersuchung an einer Scheckkarte zeigt. In Bild 6 (oben) ist der Ausschnitt einer Scheckkarte zu sehen. Der Magnetstreifen enthält zwei Bereiche mit unterschiedlicher Datendichte, wobei die Breite der magnetisierten Bereiche in der Größenordnung von ca. 50-130 µm bzw. 160-360 µm liegt. Diese können mit der MO-Schicht noch problemlos aufgelöst werden, wie die Mikroskopaufnahme (Bild 6 unten) zeigt. Der angegebene Maßstab beträgt 50 µm. Magnetstreifen MO-Schicht Bild 6: Vermessung einer Scheckkarte Die Kamera gibt in diesem Fall also die magnetisch abgespeicherte Information visuell wieder. Der Projektpartner Innovent nutzt dies in Zusammenarbeit mit dem LKA München und dem BKA Wiesbaden zur forensischen Untersuchung von Audio- und Videobändern. Die Untersuchungen zeigen das hohe Potential der magnetooptischen Systeme. Dieses liegt in der hohen lateralen Auflösung, in der kurzen Ansprechzeit und in der hohen Empfindlichkeit auch bei statischen Magnetfeldern. Gerade hier zeigen sie einen deutlichen Vorteil gegenüber spulenbasierten Systemen, die außerdem einen zweidimensionalen Bereich nur abtastend vermessen können. Während der Untersuchungen zeigte sich jedoch, dass Störungen z.b. durch Temperaturänderungen auftreten. Um diese Einflüsse näher zu untersuchen und um die Empfindlichkeit der magnetooptischen Sensoren und deren Abhängigkeit von Störgrößen wurde ein spezieller Messstand entwickelt. 5

Messstand zur Untersuchung der magnetooptischen Sensoren Um den Einfluss von Störgrößen näher untersuchen zu können, wurde folgender Messaufbau realisiert. Die Prinzipskizze in Bild 7 (links) ähnelt dem Aufbau des Diodensystems. Allerdings wird hier die MO-Schicht in einer beheizbaren bzw. kühlbaren Halterung positioniert, die in eine große Magnetspule gehängt wird, um die Hystereseschleifen der Schicht bei verschiedenen Temperaturen messen zu können (Bild 7 mitte/rechts). Mit der Spule, die einen Innendurchmesser von 40 mm sowie einen Außendurchmesser von 130 mm aufweist, können magnetische Feldstärken im Bereich von ±70 ka/m erzeugt werden. Diese reichen aus, um die untersuchten MO-Schichten in die Sättigung zu bringen. Der Aufbau mit Laser (630 nm) und Strahlteiler bietet den Vorteil der einfacheren Justage und einer geraden Strahlführung zur MO-Schicht. Da sich bei Voruntersuchungen gezeigt hat, dass keine zirkulare Polarisation durch die Schichten hervorgerufen wird, reicht die Messung der linearen Polarisationsänderung aus, die einfach zu bewerkstelligen ist. Der Laser erzeugt linear polarisiertes Licht im roten Wellenlängenbereich, das über den Strahlteiler auf die MO-Schicht gelenkt und in dieser, je nach Magnetfeld und Temperatureinfluss, in der Polarisationsebene gedreht wird. Das reflektierte Licht gelangt durch den Strahlteiler auf den Polarisationsfilter, der die Polarisationsänderung in eine entsprechende Helligkeitsänderung umwandelt. Dazu ist das Filter relativ zur Polarisationsebene des Lasers um 45 verdreht. So ergibt sich eine maximale Helligkeitsänderung. Bild 7: Messaufbau zur Untersuchung der Temperaturabhängigkeit der MO Schichten Links: Prinzipskizze; Mitte: Skizze der Sensorhalterung; Rechts: Sensorhalterung und Spule Das Ergebnis einer solchen Messung ist in Bild 8 zu sehen. Bei der untersuchten Schicht sind zwei Effekte festzustellen. Zum einen verschieben sich die aufgenommenen Kurven mit steigender Temperatur nach oben. Dies geschieht allerdings nicht linear aufgrund der Wärmeausdehnung der Schicht sondern ist auch noch dotierungsabhängig, da hierdurch versucht wird, eben diesem linearen Effekt entgegenzuwirken. Deutlich kann man dies in Bild 9 sehen. Dort ist jeweils der Drehwinkelwert der positiven und negativen Sättigung gegen die Temperatur aufgetragen. Die Differenz gibt an, wie sich der Messbereich mit der Temperatur verkleinert. So bewirkt die Magnetfeldänderung von ± 70 ka/m bei 17 C noch eine Winkeländerung von 6, bei 57 C nur noch eine von etwas über 4.Zum anderen wird bei höheren Temperaturen die Sättigung schon bei kleineren Feldstärken erreicht. Dies wird in Bild 8 deutlich. So wird bei 17 C die Sättigung erst bei ca. 65 ka/m erreicht. Bei 57 C aber schon bei ca. 40 ka/m. 6

Bild 8: Hystereseschleifen der Schicht in Abhängigkeit von der Temperatur Bild 9: Temperatureinfluss auf die Polarisationsdrehung bei Sättigung 7

Zusammenfassung und Ausblick Es konnte gezeigt werden, dass die Erfassung von Magnetfeldern mit Hilfe von magnetooptischen Schichten ein potentialträchtiges Verfahren ist, insbesondere durch die Möglichkeit der bildgebenden Darstellung und der Fähigkeit, auch statische Felder zu erfassen. Die Messungen zeigen auch das hohe laterale Auflösungsvermögen des magnetooptischen Systems. Für die Realisierung dieser Systeme ist jedoch ein relativ aufwändiger, optischer Messaufbau erforderlich. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass die Eigenschaften temperaturabhängig sind. Dies ist bei einer quantitativen Untersuchung, beispielsweise an der Scheckkarte, kein gravierender Nachteil. Es kann davon ausgegangen werden, dass während einer Aufnahme eine gleichmäßige Temperaturverteilung vorliegt. Sollen aber verschiedene Proben qualitativ verglichen werden, kann es zu systematischen Messfehlern kommen. Auch bei Wirbelstromprüfungen kann dies Probleme verursachen, da sich während einer Messung die Temperatur durch die Anregungsspule relativ stark ändern kann. In Zukunft ist also eine weitere Optimierung der Schichten notwendig. Ferner müssen die einflussnehmenden Mechanismen näher untersucht werden, so dass eine anwendungsoptimierte Einstellung vor bzw. während des Herstellungsprozesses der MO- Schichten möglich wird. Für die Messtechnik, insbesondere die Wirbelstromprüftechnik, muss weiter untersucht werden, inwieweit der Störeinfluss qualitative Messungen beeinflusst und wie dem entgegengewirkt werden kann. Weiterhin wird an der Vereinfachung und Miniaturisierung des Messaufbaus gearbeitet. Die in diesem Beitrag durchgeführten Arbeiten wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. 8