Carina Gödecke 1. Vizepräsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen Begrüßungsworte Verleihung des Medienpreises TOM der Deutschen Kinderhospiz-Stiftung 6. Dezember 2018, 18 Uhr, Plenarsaal des Landtags Verehrter Herr Vorsitzender Dr. Fischer, liebe Kolleginnen und Kollegen aus der Landes- und der Kommunalpolitik, liebe Freundinnen und Freunde der Kinderhospizarbeit, verehrte Gäste! I. Ich begrüße Sie alle ganz herzlich im Landtag von Nordrhein- Westfalen zur Verleihung des Medienpreises TOM. Die Verleihung findet bereits zum vierten Mal insgesamt, und zum zweiten Mal hier bei uns im Landtag statt. Als Vizepräsidentin freue ich mich sehr, dass ich Sie im Namen des Präsidiums und zugleich im Namen der 199 Landtagsabgeordneten auch bei dieser Preisverleihung begrüßen und begleiten darf. Aus Erfahrung weiß ich: es wird ein Abend, der lange in Erinnerung bleiben wird. Ein Abend voller Emotionen, Informationen, großer Freude, aber zugleich auch ein Abend mit ein wenig Traurigkeit, vielleicht sogar Trauer.
2 Es wird ein Abend, der berührt und bewegt. Ein Abend, der Nachdenklichkeit erzeugt und unmittelbar zeigt, dass unser Leben unendlich kostbar und wertvoll ist, völlig unabhängig davon, wie lange es dauert. Wir hören und reden heute Abend auch über das Sterben, aber vor allem reden wir über das Leben! Von Peter Ustinov, dem unvergessenen Schauspieler, Regisseur und großen Kinderfreund stammt der berührende Satz: Ein Kind ist die einzige Art der Unsterblichkeit, derer wir sicher sein können. Umso unfassbarer ist es, wenn Eltern die Diagnose erhalten, dass ihr Kind das Erwachsenenalter nie erreichen wird, weil es unheilbar erkrankt, weil seine Lebenserwartung verkürzt ist. Wenn Eltern mit einer solchen Diagnose konfrontiert werden, steht für sie erst einmal die Zeit still, bricht eine Welt zusammen, ist nichts mehr wie noch Stunden zuvor. Ich weiß, dass die Vorstellung, das Sterben seines Kindes erleben zu müssen, schier Unmenschliches von Eltern fordert. Genau dann brauchen Eltern und Geschwisterkinder Hilfe, Unterstützung, Begleitung. Und am dringendsten benötigen sie ein
3 Stück Normalität, ein Stück Alltag, einfach die Selbstverständlichkeit des Alltäglichen zurück. Bei all dem helfen die ambulanten und stationären Kinder- und Jugendhospize auf eine einfühlsame und einzigartige Weise. Und nachdem ich in den letzten Jahren etliche Begegnungen und Gespräche mit haupt- und ehrenamtlich Tätigen in der Hospizarbeit und auch in der Kinder- und Jugendhospizarbeit hatte, kann ich voller Überzeugung und aus vollstem Herzen sagen: Wie gut, dass es die unverzichtbare, wertvolle, ja segensreiche und Normalität gebende Kinderhospizarbeit bei uns gibt. Ein Engagement, das aufzeigt: es gibt vielfältige Möglichkeiten, lebensverkürzend erkrankten Kindern und ihren Angehörigen außerhalb der Krankenhäuser beizustehen: ihre Leiden zu lindern, sie zu tragen und zu trösten. Vor allem aber, mit ihnen den Alltag zu leben, also zu lachen, zu weinen, zu kochen, zu backen, zu reden, zu schweigen, zu singen, zu musizieren, zu tanzen, vorzulesen, zuzuhören, Bei all diesem Engagement geht es darum, Kinder und Jugendliche, die lebensverkürzend erkrankt sind, und ihre Familien nicht allein zu lassen. Es geht um Familien, aber in erster Linie geht es um die Kinder, die oftmals viel klarer, viel gefestigter, viel weiser mit ihrer Diagnose und ihrem Tod vor Augen umgehen als wir Erwachsenen das können. Genau deshalb benötigen Kinder in dieser Lebensphase
4 oftmals Menschen außerhalb der Kernfamilie, die ihnen zuhören, sie verstehen und mit denen sie über alles, wirklich alles, reden können.. II. Solche Menschen sind heute hier versammelt, hier im Haus der Bürgerinnen und Bürger, im Landtag Nordrhein-Westfalen. Noch einmal herzlich Willkommen! Sie alle machen diesen Tag zu einem ganz besonderen. Danke dafür! Die Deutsche Kinderhospizbewegung und der Landtag haben übrigens schon vor langer Zeit zueinander gefunden. Ich erinnere an das Jahr 2009. Da wurde unter der Schirmherrschaft der früheren Landtagspräsidentin Regina van Dinther am 10. Februar der bundesweite Tag der Kinderhospizarbeit zusammen gefeiert. Auch für mich war es vor zwei Jahren als Präsidentin und Hausherrin selbstverständlich, ein Fest zur Verleihung des Medienpreises TOM in Verbindung mit dem 10. Geburtstag der Deutschen Kinderhospizstiftung hier im Plenarsaal zu feiern eine sehr berührende Veranstaltung, wie Sie, liebe Margret Hartkopf, sicher bestätigen können. Und auch heute zur 4. Verleihung des TOM-Medienpreises sind wir hier wieder zusammen und vereint. Darüber freue ich mich. Sehr herzlich begrüße ich daher an dieser Stelle den Vorsitzenden des Kuratoriums der Deutschen Kinderhospizstiftung. Herzlich
5 willkommen Dr. Daniel Fischer. Alle meine guten Wünsche begleiten Sie in der kommenden Zeit der Stiftungsarbeit. Mein Willkommensgruß und mein Dank gelten auch allen, die heute im Rahmen dieser Festveranstaltung mitwirken - ob als Künstler, als Laudatoren und natürlich auch als Preisträger, die gleich ausgezeichnet werden. Schön, dass Sie bei uns sind. Wenn sich Prominente mit ihrem Namen und Gesicht als Botschafter oder Schirmherr für die Kinderhospizarbeit engagieren und dafür werben, hilft das enorm die Öffentlichkeit zu erreichen. Deshalb begrüße ich mit Freude und Dankbarkeit für ihr Engagement die frühere Hochsprung-Olympiasiegerin und Weltmeisterin Heike Meier-Henkel und die Musikerin Jördis Tielsch. Mein Dank und mein Respekt gelten zugleich früheren Politikern, die nach dem Ausscheiden aus der Politik noch überaus aktiv im Ehrenamt unterwegs sind, zum Beispiel als Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen. Mit Freude begrüße ich meinen politischen Freund, den früheren Landes- und Bundesminister sowie Vizekanzler. Herzlich willkommen, lieber Franz Müntefering. Und last but not least heiße ich alle diejenigen willkommen, die sich in den Kinderhospizvereinen vor Ort engagieren und die wunderbare Arbeit tragen:
6 Wir können Ihnen nicht genug dafür danken, dass Sie lebensverkürzend erkrankten Kindern ihre Zeit und ihre Kraft schenken und ihnen und ihren Angehörigen so weit wie möglich Hilfe zukommen lassen, die eine Entlastung ihrer schwer zu tragenden Situation möglich macht. Mit Ihrem Engagement helfen Sie Kindern und jungen Menschen, deren Lebensziele nicht langfristig und großräumig planbar sind. Sie helfen Kindern und Jugendlichen, bei denen ganz besonders der Augenblick zählt. Denn ein später einmal gibt es oftmals nicht. Und falls diese besonderen Augenblicke mit Herzenswünschen der Kinder und Jugendlichen verbunden sind, versuchen Sie alles wirklich alles um diese oftmals allerletzten Wünsche zu erfüllen. Daher: Danke, dass Sie alle gekommen sind. Und vielen Dank für das Lächeln, das sie auf die Gesichter der Kinder und Jugendlichen zaubern. Danke auch dafür, dass damit strahlende und glückliche Kinder als liebevolle Erinnerung bleiben werden. III. Liebe Gäste, die Kinderhospizarbeit gehört bei aller Trauer und Traurigkeit, die dort natürlich auch ihren Raum haben muss, zu den Bürgerbewegungen, die ganz besonders Mut machen. Denn es geht um das Leben! Die Kinder- und Jugendhospizarbeit zeigt uns, dass der Satz von Friedrich von Bodelschwingh seinen guten Sinn hat:
7 Es geht nicht darum, unserem Leben Jahre, sondern unseren Jahren Leben hinzuzufügen. Es ist der Tod als Grenze des Lebens, der das Leben so kostbar macht und uns dazu mahnt, auf erfüllte Weise zu leben. Sterben lernen heißt, leben lernen. Denn das Leben steht im Mittelpunkt Ihrer Kinderhospizarbeit, nicht der Tod. Diese Arbeit wird getragen von Menschen mit Herz und Mut, die bereit sind, fast alles zu tun, und damit auch bereit sind, einen manchmal kurvigen und holprigen Weg zu gehen. Holprig, weil die Kinderhospizarbeit ein Thema umfasst, das nach wie vor verunsichert, manchmal sogar Angst macht, über das man dann doch eher schweigt als redet weil es Herz und Professionalität braucht, um traurige und verlustreiche Situationen auszuhalten und begleiten zu können, es oftmals Durchhaltevermögen, Hartnäckigkeit und auch Mut braucht, um das unverzichtbare Engagement auch gegen Widerstände immer wieder einzubringen. IV. Verehrte, liebe Gäste, die Belange von Kindern mit lebensverkürzender Erkrankung und ihrer Familien haben trotz aller immer noch vorhandenen Berührungsängsten - mittlerweile in den
8 Köpfen und Herzen vieler Menschen einen festen Platz gefunden. Dafür haben die in der Kinderhospizarbeit organisierten Aktiven gesorgt wahrlich eine Mammutaufgabe. Trotzdem bleibt das Thema Sterben und Tod von Kindern nicht frei von Ängsten. Aus diesem Grund hat die Deutsche Kinderhospizstiftung 2012 erstmalig den Medienpreis TOM ausgelobt. TOM steht für: Transparente oeffentlich wirksame Medienarbeit. Und hier wird auch deutlich, welches Ziel der Medienpreis verfolgt: TOM zeichnet journalistische Beiträge in Medien aus, die auf vorbildliche Weise über die Kinderhospizarbeit und die pädiatrische Palliativversorgung berichten. Vier Auszeichnungen wird es heute in den Kategorien Hörfunk, TV und Buch geben. Ich danke allen, die am Zustandekommen dieser Preisverleihung mitgewirkt haben und heute gestalten. V. Liebe Freundinnen und Freunde der Kinderhospizarbeit, heute ist das Fest des heiligen Nikolaus. Wir sind also mitten im Advent.
9 Advent heißt ankommen für uns Christen das Ankommen von Jesus Christus. Manche interpretieren es anders. Aber keiner kann sich der Macht dieser Zeit des Lichts, der freudigen Hoffnung und auch des Innehaltens entziehen trotz aller vorweihnachtlichen Betriebsamkeit. Ich wünsche Ihnen allen von Herzen eine intensive Zeit der Wärme und Geborgenheit möglichst in jedem Augenblick. Und weil er so berührend und so schön ist, will ich Ihnen gerne den Satz schenken, mit dem eine betroffene Mutter in Witten die Arbeit des Kinderhospizdienstes Ruhrgebiet einmal beschrieben hat. Sie sagte: Wenn ich hierher komme, dann ist jeder Tag ein bisschen wie Weihnachten. Herzlich willkommen zu einer ganz besonderen Veranstaltung hier im Landtag Nordrhein-Westfalen.