Fairer Handel am Beispiel Rosen



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Transkript:

Fairer Handel am Beispiel Rosen Globaler Handel mit Rosen Blumen gelten in Österreich als allseits beliebtes Geschenk für verschiedenste Anlässe. Jährlich geben ÖsterreicherInnen über 45 Mio. Euro für Schnittblumen aus. 1 An manchen Tagen erreicht die Nachfrage aber besondere Höhepunkte: rund um den Muttertag, Valentinstag und zu Weihnachten erzielt der österreichische Blumenfachhandel ein Viertel seines gesamten Jahresumsatzes. 2 Am beliebtesten ist mit Abstand die Rose. Bis die Blumen in der Vase stehen, haben sie oft einen weiten Weg hinter sich. Um die Nachfrage über das ganze Jahr zu decken und ein reiches Angebot bereit zu halten, werden sie besonders im Winter aus warmen Ländern importiert. Denn wegen der hohen Kosten für Beheizung und Beleuchtung lohnt sich für die meisten europäischen Länder der umfangreiche Anbau in Gewächshäusern nicht ganzjährig. Lediglich in Holland werden große Mengen an Schnittblumen in Gewächshäusern gezogen. Asien 6% Andere 5% Afrika 8% Europa 60% Süd- und Mittelamerika 21% Weltweite Eporte von Schnittblumen 2007 1 Mehr als die Hälfte des Weltblumenhandels läuft über die niederländischen Blumenauktionshäuser. Blumen aus europäischen Ländern wie den Niederlanden, Italien oder Frankreich werden von den Versteigerungen, Blumenmärkten oder vom Erzeuger direkt in Kühlbehältern per Lastwagen an Groß- und Einzelhändler geliefert. Aber auch Frankfurt/Main ist wichtiger Umschlagplatz für Blumen aus nichteuropäischen Ländern. Hier werden die Blumen sofort nach dem Entladen in eine temperierte Lagerhalle gebracht und verzollt, bis der Importeur sie abholt. Die Großhändler vertreiben die Blumen über den Großmarkt oder liefern sie direkt an die Einzelhändler. Der Import der Blumen aus Entwicklungsländern ist trotz des aufwendigen Transportes per Flugzeug in gekühlten Frachtbehältern immer noch kostengünstiger als die Produktion in Europa. Gründe hierfür sind vor allem Niedriglöhne und zum Teil fehlende Umweltschutzrichtlinien in den Herkunftsländern. Rosenproduktion in Entwicklungsländern Gerade in Ostafrika und Südamerika herrschen ideale Bedingungen für den Blumenanbau: billige Arbeitskräfte und gleichmäßiges warmes Klima mit vielen Sonnenstunden und ausreichenden Niederschlägen. 1 Vgl. Südwind Aktuell 04/08 2 Vgl. Die Presse 14.2.2007, http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/110408/inde.do FAIRTRADE Österreich 1

In Ecuador oder Kenia etwa zählen Blumenfarmen zu den wichtigsten Arbeitgebern des Landes. 3 Leider sind Ausbeutung, schlechte Arbeitsbedingungen oder unzureichender Schutz im Umgang mit Pflanzenschutzmitteln immer noch an der Tagesordnung. Die oft tausende Hektar großen Rosen- und Nelkenplantagen werden meist von Frauen oder Kindern bearbeitet, häufig ohne Schutz vor giftigen Pflanzenschutzmitteln, zu schlechten Löhnen und bei langen Arbeitszeiten. Hinzu kommt, dass beispielsweise in Kolumbien die in verschiedenen Arbeitsbereichen geforderten Leistungen besonders hoch sind: beim Schneiden etwa werden 700-1000 Blumen pro Stunde gefordert, beim Sortieren und Binden 60-70 Sträuße. 4 2007 veröffentlichte die Stiftung Warentest das Resultat einer Untersuchung, bei der rund 2.700 Rosen, gekauft in deutschen Märkten, im Labor auf giftige Schadstoffe getestet wurden. Das ernüchternde Ergebnis besagt, dass fast alle Rosen Rückstände von Pestiziden enthielten. Bis zu 19 verschiedene Substanzen, darunter potentiell krebserregende Stoffe wurden festgestellt. 5 Für die KäuferInnen in Europa stellt dies zwar keine unmittelbare Gefahr dar sehr wohl aber für die ProduzentInnen, wenn sie nicht ausreichend geschützt werden. In den großen Blumenfarmen Kenias, Ecuadors oder Kolumbiens entsprechen die Arbeitsbedingungen meist nicht den notwendigen Standards. Der hohe Einsatz giftiger Chemikalien kann bei fehlender Schutzkleidung zu Langzeitfolgen wie Asthma und Hautreizungen bis hin zu Fehlgeburten führen. Den meisten ArbeiterInnen sind diese Risiken aber im Vorhinein gar nicht bekannt. Die Löhne in der Rosenproduktion orientieren sich meist an den gesetzlichen Mindestlöhnen, zum Teil werden diese aber auch unterschritten. Arbeitsverträge werden nur selten ausgestellt. So entziehen sich die FarmbesitzerInnen den gesetzlich vorgeschriebenen Sozialleistungen. Gewerkschaftsgründungen werden durch Androhung und Ausübung von Repression verhindert. Sollte es doch welche geben, ist der Einfluss meist gering. 6 Eine weitere wichtige Voraussetzung für die Rosenproduktion ist auch das Klima. Die idealen Tagestemperaturen sollten 28 C nicht überschreiten, die nächtlichen Werte nicht unter 15 C fallen. Der tägliche Bedarf an sauberem Wasser liegt bei 60m 3 pro Hektar. Eine gute Bedachung als Schutz vor Regenwasser ist ebenfalls ein wichtiges Kriterium. In Europa können diese Bedingungen nur künstlich in Treibhäusern erzeugt werden. Die Hochebenen Ostafrikas und Lateinamerikas hingegen bieten aufgrund des Klimas ideale Produktionsbedingungen für Rosen. So verbraucht eine Rose, die in Kenia oder Ecuador gezüchtet und per Flugzeug nach Europa gebracht wird, weniger Energie (inkl. Flugbenzin) als in einem europäischen Gewächshaus notwendig wäre. 7 3 In Kenia schafft die Rosenbranche rund 20.000 direkte Arbeitsplätze, in Ecuador sind es rund 40.000 Arbeitsplätze, in Kolumbien sind es bis zu 60.000. (Vgl. GTZ GmbH: Kurzstudie zum Flower Label Programm, Dezember 2004, S. 8, sowie Batallas, Monica: Die Blumenindustrie in Ecuador Hintergründe www.fian.de/fian/downloads/pdf/blumen/sektorstudie_blumenindustrie_ecuador.pdf) 4 Ortiz, Olga: Die Schnittblumenindustrie in Kolumbien, Oktober 2005 5 Vgl. Stiftung Warentest 09.02.2007, http://www.test.de/themen/freizeit-reise/test/-schnittrosen/1494173/1494173/1501767/ 6 Vgl. GTZ GmbH: Kurzstudie zum Flower Label Programm, Dezember 2004, S. 8f. 7 Vgl. Studie: Comparative Study of Cut Roses for the British market produced in Kenya and the Netherlands sowie http://www.myclimate.org/fileadmin/documents/pressemitteilungen/labelklimaneutral_rosinski.pdf FAIRTRADE Österreich 2

Rosen im FAIRTRADE-System Auf FAIRTRADE-Blumenfarmen werden die Blumen nach klar definierten sozialen und ökologischen Standards 8 gezüchtet, so dass völlige Transparenz und die Beteiligung der ArbeiterInnen garantiert sind. Das bedeutet faire Löhne, sichere soziale Grundrechte, Gewerkschaftsfreiheit, Mitsprachrecht, Verbot von illegaler Kinderarbeit, Gesundheitsschutz, Schutz der Umwelt. Im Unterschied zu anderen Produkten gibt es bei den Blumen keinen Weltmarktpreis. Den Rosenpreis im Fairen Handel legen die Blumenfarm und der Importeur fest. Basierend auf diesem Preis wird die FAIRTRADE-Prämie von 10% des FOB-Preises 9 (Free on Board) bzw. des Eportpreises erhoben. Der Joint Body, ein Komitee aus Arbeiter- und Managementvertretern entscheidet gemeinschaftlich über die Verwendung der Prämiengelder zum Wohle der ArbeiterInnen, ihrer Familien und Gemeinden. Es wird aus einer Delegation von Arbeitervertretern und aus einem bis drei Mitgliedern der Plantagen-Direktion gebildet, die vom Plenum der Arbeiter gewählt werden. Der Joint Body wacht über die Verwaltung der Prämien, die auf ein von der Farm unabhängiges Konto überwiesen werden, und entscheidet über die Zuteilung der Gelder für die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen und Arbeiter, ihrer Familien und Wohngemeinden. So werden Projekte finanziert, zum Beispiel die Anschaffung von Moskitonetzen, Trinkwasserfiltern und Fahrrädern, der Bau von Kindertagesstätten oder Kantinen, die Unterstützung von Schulen, Weiterbildungsprojekten und Krankenhäusern, Gesundheitsaufklärung und vieles mehr. Gleichzeitig sind FAIRTRADE-zertifizierte Blumenplantagen auch ein gutes Beispiel dafür, wie umweltschützende Arbeitsweisen in eine Industrie eingeführt werden können, die für ihre umweltschädlichen Anbaumethoden bekannt ist. Ein besonders gutes Beispiel ist hier die Blumenplantage Nevado in Ecuador, die mehrere innovative nachhaltige Anbaumethoden eingeführt hat. In Nevado wird z. B. zusätzlich Kamille angebaut um bestimmte Schädlinge zu vertreiben, man hat Spinnen eingeführt, die wiederum andere Schädlinge fressen, und es werden Chili- und Knoblauchsprays statt chemischer Pestizide eingesetzt. Die Plantage recycelt auch sämtliches Brauchwasser und stellt aus den Blumenabfällen Kompost her. Kriterien für kommerzielle Unternehmen bei FAIRTRADE Nur wer sich vertraglich verpflichtet, die Kriterien des Fairen Handels einzuhalten, darf seine Blumen mit dem FAIRTRADE - Gütesiegel auszeichnen, wie u.a.: Blumen werden von den FAIRTRADE-Vertragspartnern (wie z.b. den Eporteuren) direkt von FAIRTRADE-Blumenfarmen gekauft. Alle Vertragspartner streben langfristige Lieferbeziehungen an. Zahlung der Prämie an Joint Body der Blumenfarmen für soziale Projekte. Die Höhe der Prämie beträgt 10% des Einkaufspreises. Die Lizenznehmer zahlen eine Lizenzgebühr an FAIRTRADE Österreich. Diese Gebühr schmälert nicht das Einkommen auf den Blumenfarmen. Alle Vertragspartner werden von FLO-CERT Auditoren regelmäßig kontrolliert. Denn alle an der FAIRTRADE-Handelskette beteiligten Hired Labour Organisationen, sowie kommerzielle Unternehmen unterliegen dem strengen Kontrollsystem von FLO-CERT, damit sichergestellt wird, dass alle zertifizierten Produkte tatsächlich fair gehandelt werden und die Sozialprämien an die Produzentenorganisationen in den Entwicklungsländern zugeflossen sind. 8 Details zu den FAIRTRADE-Standards: http://www.fairtrade.net/fileadmin/user_upload/content/flowers_and_plants_hl_oct_08_en.pdf 9 FOB (free on board, dt.: frei an Bord ): Im Handel per See- oder Binnenschiff ist der Verkäufer bei der FOB-Klausel verpflichtet, die Ware an Bord des vereinbarten Schiffs zu bringen. Ab Überschreiten der Schiffsreling gehen die Pflicht zur Kostentragung, sowie die Gefahr des Transports auf den Käufer über. Quelle: Wikipedia (2009): http://en.wikipedia.org/wiki/incoterm FAIRTRADE Österreich 3

Rosen mit dem FAIRTRADE -Gütesiegel in Österreich Angebot: Rosen mit kurzem und langem Stiel in verschiedenen Farben in unterschiedlichen Angebotsvarianten wie Sträuße, Bünde und einzelne Stückrosen Herkunft: Ecuador, Kenia, Kolumbien, Tansania Verfügbarkeit: Besonders zur kalten Jahreszeit bieten diese Rosen eine wirkungsvolle Alternative zur herkömmlichen Schnittblume aus dem Süden. SPAR/Eurospar/Interspar/Spar Gourmet hat als erste österreichische Handelskette FAIRTRADE-Rosen ins Sortiment aufgenommen. Mittlerweile führen alle großen Handelsketten auch Billa, Merkur, Zielpunkt, ADEG und MPREIS - zertifizierte Rosen, die sich durch das FAIRTRADE-Gütesiegel für den Fairen Handel deutlich von anderen Rosensträußen unterscheiden. Seit Frühjahr 2009 sind FAIRTRADE -Rosen auch im gut sortierten Blumenfachhandel erhältlich. Folgende Importeure in Österreich bieten FAIRTRADE -Rosen für den Einzelhandel an (Juni 09) Klimesch Rosen Handels GmbH (Lebensmitteleinzelhandel) Omniflora Blumen Center GmbH (Lebensmitteleinzelhandel) Rosen Waibel Münchendorf GmbH (Blumenfachhandel) FAIRTRADE Österreich 4

Ekurs: Verschiedene Initiativen im Blumenhandel in Österreich Seit einigen Jahren werden von österreichischen KonsumentInnen nachhaltige Produkte verstärkt gekauft. Auch das Interesse an nachhaltig produzierten Blumen wird immer größer. Um diese Blumen zu kennzeichnen sind eine Reihe von Labels und Initiativen entstanden, die jedoch zum Teil unterschiedliche Bedeutung haben. FAIRTRADE-Gütesiegel http://www.fairtrade.at fokussiert auf die soziale Situation der Beschäftigten mit einer entwicklungspolitisch geprägten Zielsetzung (Verbesserung der ökonomischen und sozialen Situation). FAIRTRADE garantiert: - direkte Verbesserung der Lebenssituation von ArbeiterInnen durch die FAIRTRADE-Sozialprämie - selbstbestimmte Verwendung der FAIRTRADE-Sozialprämie durch Joint Body - Gewährleistung sozialer Grundrechte durch Umsetzung der ILO-Konventionen für ArbeiterInnen - Rückverfolgbarkeit von der Farm bis zum Verkaufspunkt - jährliche Kontrollen durch unabhängige Dritte (FLO-Cert und unabhängige Wirtschaftsprüfer) - Umsetzung ökologischer Mindeststandards - kontinuierliche Verbesserung dieser Umweltstandards - Reduktion des Pestizideinsatzes und der Wechsel auf weniger toische Produkte - strikte Einhaltung notwendiger Sicherheitsmaßnahmen FLP FLOWER LABEL PROGRAM http://www.fairflowers.at http://www.fian.at fokussiert auf die Arbeitsrechte der Beschäftigten. Der Verein FLP zertifiziert auf Grundlage des Internationalen Verhaltenskodices für die Schnittblumenproduktion Blumenfarmen weltweit. Der Kode enthält soziale und ökologische Kriterien und basiert auf den relevanten Menschenrechtskonventionen, den Kernnormen und anderen relevanten Standards der ILO und der Rio-Deklaration über Umwelt und Entwicklung. Die Einhaltung der Kriterien und die ständige Verbesserung des Betriebs werden min-destens einmal jährlich durch unabhängige Institutionen überprüft. FLP-Schnittblumen verschiedener Sorten sind seit 2000 im österreichischen Fachhandel erhältlich. FIAN, die Menschenrechtsorganisation für das Recht sich zu ernähren, vertritt FLP und leistet vertiefende Menschenrechtsarbeit. FLP ist konzeptionell FAIRTRADE deutlich ähnlicher als FFP. Charakteristika von FLP: Gütesiegel für Zierpflanzen seit 1998: bisher ausschließlich Schnittblumen Verschiedene Blumensorten erhältlich im Fachhandel Umsetzung v. Umwelt- u. Sozialstandards durch Zertifizierung v. Produktionsbetrieben weltweit Kein Aufpreis - keine Prämie, etern finanzierte ArbeiterInnenbildungsprogramme Kontrolle der Produktion, Handel über die üblichen Handelswege Kooperation mit NRO und Gewerkschaften in Produktionsländern Beratung der Betriebe zur ständigen Verbesserung Förderung der Gleichbehandlung insbesondere von Frauen eigene Menschenrechts- und Gewerkschaftskammern im Verein FLP Beschwerdesystem für ArbeiterInnen Jährliche Inspektionen und unangekündigte Spotchecks auf Hinweis FFP FAIR FLOWERS FAIR PLANTS http://www.fairflowersfairplants.com fokussiert auf ökologische Standards sowie auf ILO-Kernnormen. Die Kriterien enthalten keine spezifische entwicklungspolitische Komponente. FLP und FFP sind Siegel mit sozialen und ökologischen Standards für Blumen. Diesen beiden Programmen fehlen typische Elemente des FAIREN Handels, die für eine Klassifizierung als Programm des Fairen Handels im Sinne der Definition der vier internationalen Fair-Handels-Organisationen - FLO International, WFTO, NEWS! und EFTA - Voraussetzung sind. 10 10 Definition des Fairen Handels: Der Faire Handel Fair Trade ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Er leistet einen Beitrag zu nachhaltiger FAIRTRADE Österreich 5

Folgende Tabelle bietet Vergleichsmöglichkeiten der einzelnen Blumen-Labels in Österreich, basierend auf den FAIRTRADE-Richtlinien: Kriterienkatalog Ökonomische Kriterien Garantierte Sozialprämie Langfristige Handelsbeziehungen Vorfinanzierung zu bankähnlichen Konditionen Eterne Finanzierung von Qualitätsverbesserungen Soziale Kriterien Umsetzung der ILO Kern-Normen Eterne Finanzierung sozialer Gemeinschaftsprojekte ProduzentInnen entscheiden über Sozialprämien-Verwendung Gezielte Frauenförderung Formales Beschwerdesystem Ökologische Kriterien Beachtet Liste in Europa verbotener Substanzen Beachtet EUREP GAP Vorschriften für Agrarprodukte Förderung der biologischen Landwirtschaft Verbot gentechnisch veränderter Substanzen Zertifizierungssystem Zertifizierung der Rohstoffe Unabhängige Zertifizierung durch Dritte Zertifizierung ist ISO 65 akkreditiert Warenflusskontrolle über Dokumente Controlling Kontrolle des Geldflusses über Dokumente Quelle: Label-Check 2009: Erstellung einer Vergleichsmatri von Kriterien verschiedener Labels/Marken/Initiativen u.a. im Bereich Blumen (FAIRTRADE, Flower Label Program, Fair Flowers Fair Plants), Südwind Die Agentur für Information und Bildung zu globalen Themen GesmbH, Laudongasse 40, A 1080 Wien, Tel. +431 405 55 15 www.suedwind-agentur.at FN 152215, HG Wien). Erstellung der Studie: Oktober 2008 - März 2009 Entwicklung, indem er bessere Handelsbedingungen bietet und die Rechte benachteiligter ProduzentInnen und ArbeiterInnen - speziell in den Ländern des Südens - sichert. Fair Trade Organisationen engagieren sich gestärkt durch VerbraucherInnen aktiv für die Unterstützung der ProduzentInnen, für Bewusstseinsbildung und Kampagnenarbeit, um die Regeln und Praktiken des konventionellen Handels zu verändern. Auf diese gemeinsame Definition einigten sich im Dezember 2001 VertreterInnen von FLO (Fair Trade Labelling Organisations International), WFTO (World Fair Trade Organization), NEWS! (Network of European Worldshops) und EFTA (European Fair Trade Association). FAIRTRADE Österreich 6