Vitiswiss-Tagung Rückstände im Wein

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Transkript:

Vitiswiss-Tagung Rückstände im Wein Author: Damien Balthazard, FH Ing. Expert für Spezialkulturen, Regulatory Manager Bern, 28.11.2217

Inhalt Rückstände: - Was liefert die Industrie um die Höchstkonzentrationen festzulegen? - Food Safety: Risiken für die Konsumenten? Massnahmen um die Rückstände tief zu halten: - Ziel einer Pflanzenschutzanwendung - Spritzprogramme: Pisten und Vorschläge 2

Rückstandshöchstgehalt (RHG) RHG werden in Milligramm (mg) Rückstand pro Kilogramm (kg) Erntegut angegeben und sind für jeden Wirkstoff und jede Kultur festgelegt. RHG ermöglicht den Behörden zu kontrollieren, ob die Pflanzenschutzmittel gemäss Zulassung (Kulturen und Anwendungen) eingesetzt worden sind. RHG ermöglicht den weltweiten Verkauf von Erntegut und deren verarbeitete Waren RHG sind kein Gesundheitsstandard (sie müssen trotzdem sicher sein) 3

Rückstände STUDIEN TEST SYSTEME ZIELE Pflanzen-Metabolismus in min. 3 verschiedenen Kulturen Tier-Metabolismus Getreide Früchte Blattgemüse Wurzelgemüse Ölsaaten, Schalenfrüchte Ratten und Haustiere Hühner Ziegen, Kühe, Schweine Metabolischer Abbau: Quantitative Erfassung von relevanten Metaboliten Metabolischer Abbau: Quantitative Erfassung von relevanten Metaboliten Rückstände auf Erntegut Fütterung von Haustieren Verarbeitung Toxikologie Rückstandstudien in alle Kulturen oder Kulturgruppen um Toleranzswerten zu bestimmen Kühe (Fleisch, Milch), Geflügel (Fleisch, Eier) Hauptverarbeitung: Obstsäfte, Bier, Wein, Kochen, Brot, Ölverarbeitung, Zucker Ratte, Kaninchen, Maus, Hund, Meerschweinchen Rückstandsübersicht über alle Kulturen und die verarbeiteten Nahrungsmittel Rückstandsübersicht in tierischen Nahrungsmitteln: Transfer Faktoren von Futtermitteln auf Nahrungsmittel Art der Rückstände (Wirkstoff oder Metaboliten), Transfer Faktoren No effect level (NOEL) and akzeptable Tages-Dosis 4

Toxikologische Untersuchung und Ergebnisse Effect Adverse effect True LOAEL True NOEL True NOAEL Non adverse effect Measured NOEL Measured NOAEL Measured LOAEL Dose 5

RHG Berechnungen: Feldversuche (Rückstandsversuche) 4 bis 16 Versuche in EU (Major/Minor Kulturen): Regionen Saisonale Landwirtschaftliche Praxis Min. 1 Probennahme pro Versuch Kritische GAP: Max. Produktmenge Max. Anzahl Behandlungen Min. Wartefrist Ergebnissen: Hohe Variabilität Durchschnittliche Rückstandswerte Höchstgehalt kann 10x höher sein als der Durchschnitt 6

OECD RHG Berechnung Flowchart Residue DATA At least 3 values? Yes At least 1 value > LOQ? Yes Maximum of: Mean + 4 x SD 3 x Mean x CF HR No No No MRL HR (LOQ) Wenn mehr als 2 Rückstände mit min. 1 Wert über die LOQ, das RHG ist der höchste Wert aus 3 Berechnungsmethoden: 1. Mean + 4 x SD = arithmetische Durchschnitt plus 4x das SD 2. 3 x Mean x CF (censoring factor) 3. HR = Der höchste Befunde. 7

Food Safety: Risiken für die Konsumenten? Safety factor x 10 Gefahr Untersuchung der Höchst-Pestizidmenge die keine Schädigung am sensibelsten Tier hervorruft (akzeptiebare Dosis) Dann noch einen safety factor setzen R I S K EXPOSURE Exposure = Food consumption x Residue Body weight Menschen können sensibler als Tieren sein! INTER SPECIES Variationen x 10 Nicht Jeder Mensch ist gleich sensibel! INTRA SPECIES Variationen SAFETY FAKTOR: x 100 8

Food Safety: Risiken für die Konsumenten? CIRC Gruppe 1: Karzinogen 9

Ziel einer Pflanzenschutzanwendung Reben: Entwicklungstadien und Krankheiten 1 2 3 4 Knospen Vegetativ Blüte Trauben Ent. Reifen Ernte 5 6 7 BBCH 09 11-19 53-69 71-77 77-79 79-89 Aktiven Wirkstoffgruppen 1 Echter Mehltau (Erysiphe necator) SDHI DMI QoI CYF * 2 Falscher Mehltau (Plasmopara viticola) CAA PA QoI Mancozeb * 4 3 Graufäule (Botrytis cinerea) Schwarzfleckenkrankheit (Phomopsis viticola) (Excoriose) SDHI Fluazinam PP CTN AP Fopet Fluazinam Mancozeb * 5 Schwarzfäule (Guignardia bidwellii) QoI Fopet Mancozeb 6 Anthracnose (Elsinoe ampelina) QoI DMI Mancozeb 7 Rotbrenner (Pseudopezicula tracheiphila) Fluazinam DMI CYF Fopet * Schwefel, CTN, Kalium-Phosphonate und Kupfer sind teil der Bekämpfung 10

Spritzprogramme: Pisten / Vorschläge Wichtig ist was in der Nachblüte appliziert wird. Für den Teil «Nachblüte» der Spritzfolge, Wirkstoffe auswählen die keinen Rückständ im Wein hinterlassen oder mit einer reduzierten Anzahl Wirkstoffe arbeiten Gute synthetishe PSM bis BBCH 73-75, dann weiter mit organischen PSM bis mitte August => Ziel: 2 bis 4 Rückstände maximal Abwägung Stärke/Zeitpunkt/Risiken/Resistenzen um die Positionierung der Wirkstoffe in der Spritzfolge zu entscheiden wenn meistens syntethische PSM eingesetzt werden Verzicht auf Botrytizide: Keine Lösung Erhöhte Risiken für Geschmackseinbussen im Wein (Auswirkung auf OTA, Pilzgeschmack, Erdgeruch, etc) da diesen Produkte auch auf sekundäre Pilzfäulnis wirken 11

Spritzprogramme: Pisten / Vorschläge Weniger sensitive Sorten-/Klon pflanzen (Geschmackserwartungen der Konsumenten sind sehr auch) Applikationstechnologie: Tunnel-Sprühgerät Vermeidet den Abdrift und verhindert, dass die Trauben 2 mal behandelt werden müssen. Geduld haben Die Forschung (Staat, Industrie, Etc..) arbeiten an neuen Lösungen Alle möglichen vorbeugenden Massnahmen beachten! 12