Erfahrungsbericht Erasmus Coimbra 1. Allgemeine Inforamtionen Partneruniversität: Universidade de Coimbra Studienfach: Jura / Rechtswissenschaften Betreuungsperson in Freiburg: Sybille Schneiders + 49 (0) 761 203 2185 international@jura.uni-freiburg.de Betreuungsperson in Coimbra: Silvia Dias, Jonatas Machado +351 239 859 802 gri@fd.uc.pt 2. Anmelde- und Einschreibeformalitäten Der erste Schritt besteht in der Bewerbung bei dem Auslandsbüro Freiburg auf einen der angebotenen Erasmusplätze. Die Informationen hierfür werden vom Auslandsbüro zur Verfügung gestellt. Erhält man von Freiburg eine Zusage, wird man automatisch auch von der Gastuniversität akzeptiert. Man bekommt von der Universität eine Coimbra eine E- Mail, in der man aufgefordert wird, sich noch einmal online anzumelden. Nahezu alle Bereiche der Website der Universität Coimbra sind auch auf Englisch verfügbar, sodass es kein Problem darstellt, sollte man noch kein Portugiesisch sprechen. Bei dieser ersten Anmeldung wird auch schon ein Stundenplan/Lerningagreement erstellt. Die Zeiten der Veranstaltungen sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Da es aber zu fast allen Veranstaltungen mehrere Parallelvorlesungen (Turmas) gibt, lassen sich Überschneidungen in der Regel verhindern. Auch Änderungen sind mit der Koordinatorin vor Ort kein Problem. Beim Erstellen der Lerningagreements sollte man die Voraussetzungen von Seiten des Auslandsbüros und des Prüfungsamtes beachten. Zum Erhalt des Erasmusstipendiums setzt das Auslandsbüro Freiburg den Erhalt von 30 ECTS Punkten voraus. Zur Erhaltung des Freischussversuches setzt das Prüfungsamt 30 ECTS in juristischen Veranstaltungen voraus oder alternativ den Besuch von juristischen Veranstaltungen in einem Umfang von 8 Wochenstunden. Die Voraussetzungen zur Anrechnung des großen Öffs sollten stets selbst überprüft werden. Empfehlenswert ist die Belegung der Fächer Europarecht und Internationales Öffentliches Recht. Eventuell sind auch andere Vorlesungen im öffentlichen Recht anrechnungsfähig. Da die erbrachte Leistung dem Schein an der Uni Freiburg gleichwertig sein soll, werden vom Prüfungsamt folgende Möglichkeiten akzeptiert: - 1 Hausarbeit + 1 Klausur (1. Regelfall),
- 2 Klausuren (2. Regelfall), - 1 Klausur + 1 mündliche Prüfung (1. Ausnahmefall), - 1 Hausarbeit + 1 mündliche Prüfung (2. Ausnahmefall) - 3 mündliche Prüfungen + Nachweis (1. Sonderausnahmefall) - 2 Hausarbeiten + Nachweis (2. Sonderausnahmefall) Man sollte sich beim ersten Erstellen des Lerningagreements nicht verrückt machen, da sich vieles bei der Ankunft in Coimbra ergibt und Änderungen in der gegebenen Frist (meist bis 2 Wochen nach Vorlesungsbeginn) sehr einfach realisierbar sind. Wichtige Vorlesungsmerkmale wie Professor, Vorlesungsstil und genauer Inhalt lassen sich nun mal nicht vor Ankunft in Erfahrung bringen. Die erste Anlaufstelle in Coimbra ist in der Regel Casa da Lusofonia. Dort erhält man eine Ankunftsbestätigung und alle weiteren benötigten Informationen und Anweisungen. Von der Universität Coimbra wird man ebenfalls aufgefordert, sich bei der Stadt (Loja da Cidadão) anzumelden. Als generelle Vorbereitung ist es ratsam, alle Dokumente und einige Passbilder dabeizuhaben. 3. sprachliche Vorbereitung Ich selbst habe vor meinem Erasmusaufenthalt keine romanische Sprache gesprochen. Bereits Spanisch zu sprechen, ist sicher ein großer Vorteil. Nach der Zusage vom Erasmusbüro habe ich angefangen selbstständig Portugiesisch zu lernen, was für mich gut funktioniert hat. Es gibt auch einen kostenpflichtigen semesterbegleitenden Sprachkurs am, Sprachzentrum der Universität Freiburg. Hier ist jedoch zu beachten, dass das brasilianische Portugiesisch gelehrt wird. Dies hat doch beachtliche Unterschiede zum europäischen Portugiesisch. Vor Ort, in Coimbra, habe ich bereits vor dem Semester an einem Sprach-Intensivkurs teilgenommen. Dieser dauert 3 Wochen und kostet 250. Trotz des hohen Preises würde ich diesen Kurs sehr empfehlen. Es werden sowohl Grammatik als auch Hörverstehen trainiert. Hier kann man bereits erste Kontakte zu anderen Studenten knüpfen. Auch bringt dieser Sprachkurs 4,5 ECTS. Die ELIC-Sprachkurse gibt es meines Wissens mit Erasmus+ nicht mehr (hierfür aber keine Garantie). Dann gibt es noch die semesterbegleitenden kostenfreien regulären Sprachkurse an der Universität Coimbra. Hierfür muss man sich noch einmal speziell vor Ort einschreiben. Jedoch ist ein Platz nur sicher, wenn man den Sprachkurs bereits auch im Lerningagreement angegeben hat. Am besten sollte man sich früh über die Anmeldung vor Ort informieren, da die knapp bemessenen Plätze schnell vergeben sind. Der Sprachkurs besteht aus 2 x 2 Stunden pro Woche und gibt 6 ECTS. Dieser Sprachkurs sollte unbedingt belegt werden. Portugiesisch ist für deutsche Muttersprachler nicht die einfachste Sprache, allerdings auch bestimmt nicht unmöglich. Für mich war das Erlernen der Grammatik und Vokabeln nicht besonders schwierig, jedoch ist das Verstehen der portugiesischen Sprache schwer.
Da die juristischen Vorlesungen ausschließlich auf Portugiesisch gehalten werden, sollte man sich auf jeden Fall nur für Coimbra entscheiden, wenn man bereit ist, auch Portugiesisch zu lernen. Die Prüfungen können zwar mündlich auf Englisch absolviert werden, jedoch steht einem das Lernmaterial nur auf Portugiesisch zur Verfügung. Auch ist es schwer, ein Land zu erkunden, dessen Sprache man nicht spricht. 4. belegte Vorlesungen Die Vorlesungen bestehen meist aus zwei Teilen. Der erste Teil wird im Wintersemester gelehrt, der zweite im Sommersemester. Meist bestehen die Kurse aus 3 Stunden aulas teóricas (normale Vorlesungen) und 2 Stunden aulas prácticas (vergleichbar mit den AGs in Freiburg). Generell sind die Vorlesungen theoretischer als in Freiburg; Verknüpfungen zu Fällen wird wirklich erst in den prácticas geschaffen. Die portugiesischen Studenten werden nach Namen sortiert in zwei Turmas (Parallelklassen) eingeteilt. Als Erasmusstudent kann man seine Turma wählen, muss dies doch mit dem Koordinator vor Ort absprechen. 1. Medicina Legal: Medicina Legal ist ein Kurs über die portugiesische Gerichtsmedizin. Inhalte sind der Aufbau und verschiedene Bereiche der Gerichtsmedizin (Toxikologie, Spurennachweis, häusliche Gewalt, Vergewaltigung ). Im Laufe der Vorlesung ist es verpflichtend, mindestens einer Obduktion bezuwohnen. Die Prüfung kann als multiple choice oder mündlich abgelegt werden. Gehalten wird die Vorlesung je nach Bereich von verschiedenen Professor*innen. Dieser Kurs ist einer der wenigen, der nur 3 ECTS Punkte bringt. 2. Direito Constitutional I+II: Der Kurs behandelt die Grundlagen des portugiesischen Verfassungsrechts. Das reicht von der Geschichte der portugiesischen Verfassung über Grundrechte bis zu verschiedenen Staatssysteme. Der Professor João Loureiro ist sehr hilfsbereit und spricht viele Sprachen, unter anderem auch Deutsch. Während der Vorlesung erkundigt er sich auch gerne einmal, ob man folgen kann und alles verstanden hat. Die Prüfung kann durch zwei semesterbegleitende oder durch eine finale Klausur abgelegt werden. Alternativ ist für Erasmusstudenten auch eine mündliche Prüfung möglich. 3. Direito da União Europeia I+II: Europarecht wird von Jónatas Machado unterrichtet und sollte besucht werden. Der Kurs behandelt den Aufbau und die Funktionsweise der europäischen Union. Die Prüfung wird für Erasmusstudenten mündlich abgenommen und ist gut zu bestehen. Auch in Hinblick auf die Anerkennung des großen Öffs sollte dieser Kurs belegt werden. (Ebenfalls empfehlenswert ist der Kurs Direito Internacional Público) 4. Direito Penal I+II: Der Kurs behandelt das portugiesische Strafrecht, welches dem deutschen Sprachrecht sehr ähnelt. Strafrecht wird in Portugal nicht im ersten, sondern im sechsten Semester gelehrt. Hier trifft man also auch auf ältere Studenten. Vor allem im Strafrecht fand ich die aulas prácticas sehr hilfreich. Anders als bei den restlichen Vorlesungen wird die Prüfung hier auch nicht vom Professor der teóricas, sondern dem zuständigen Professor der prácticas abgenommen. Die Prüfung ist auch mündlich möglich, allerdings eventuell (je nach Professor*in) nur auf Portugiesisch.
5. Inglês Juridico I: Der Kurs ist vergleichbar mit der in Freiburg angebotenen Englischen Rechtsterminologie. Gehalten wird er auf Englisch von David Wilde (ein echter Brite). Der Schwerpunkt der Vorlesung liegt auf einem groben allgemeinen Wissen über das englische Rechtssystem und auch der englischen Sprache. Abiturenglisch ist für den Kurs ausreichend. Die Prüfung ist schriftlich und gut zu bestehen. (Es ist ebenfalls möglich, die Vorlesung Inglês Juridico II im gleichen Semester zu besuchen und eine gemeinsame Prüfung abzulegen.) Zur Anrechnung kann ich nichts sagen, da ich zum jetzigen Zeitpunkt noch kein Transcript of Records (Notenübersicht) erhalten habe. 5. Anreise und Wohnungssuche Ich selbst wohne in der Nähre von Freiburg und bin mit einer Billigfluglinie nach Porto geflogen. Von Porto kann man mit der Metro direkt vom Flughafen zum Bahnhof (Porto Campanhã) fahren. Der Zug von Porto nach Coimbra fährt jede Stunde und kostet 10 (Intercidade). Beim Kauf von Tickets ist es oft hilfreich, nach Ermäßigungen für Studenten oder Jugendlichen zu fragen. Alternativ kann man auch mit dem Bus von Porto nach Coimbra fahren. Die Busgesellschaft heißt Redeexpresso und befindet sich nahe der Metro Haltestelle São Bento. Zug: http://cp.pt/passageiros/pt Bus: http://www.rede-expressos.pt/ In Coimbra angekommen, lohnt es sich, mit dem Taxi in die Stadtmitte zu fahren. Ich habe mein Zimmer erst vor Ort gesucht. Dies würde ich auch so empfehlen. Zum Anreisetermin brauchte ich also erst einmal ein Hostel. Dies (Grand Hostel de Coimbra) habe ich bereits von Deutschland aus gebucht und kann ich nur weiterempfehlen. Die Wohnungssuche ist recht unkompliziert. Es gibt viele Aushänge an Häusern; einfach klopfen oder die angegebene Nummer anrufen. Auch stellt die Universität eine Liste von Vermietern zur Verfügung. Zu den Wohnheimen kann ich nichts sagen, da ich selbst nicht dort gewohnt habe. Bei der Wohnungssuche sollte man darauf achten, doch zumindest mit ein paar Portugiesen zusammenzuwohnen. Die Zimmerpreise reichen von 150-250. 6. Organisation und Anlaufstellen Erste Anlaufstelle ist, wie bereits gesagt, Casa de Lusofonia. Dort werden für alle Internationalen Studenten Dokumente unterzeichnet, Studienausweise und Aufenthaltsbestätigungen ausgegeben sowie allgemeine Informationen erteilt. Offiziell zuständig für die Jura Erasmusstudenten ist Professorin Lavouras, zu der ich allerdings wenig Kontakt hatte. Den Kontakt hat man stattdessen mit der Koordinatorin Silvia Días. Bei ihr können das Lerning Agreement geändert und spezielle Fragen rund um das Jura Studium geklärt werden. Sie ist sehr kompetent und hilfsbereit. Allerdings muss man in den Hauptzeiten mit großem Andrang rechnen und dementsprechend auch mal warten. Generell ist es auch besser, einfach bei den Stellen durchzugehen als eine Mail zu schreiben. Auch gibt es das Erasmus Students Network (ESN) Office. Dort erhält man Hilfe und Tipps zum allgemeinen Leben in Coimbra.
7. Lebensunterhalt, Reisen, Telefon, Konto, Versicherung, Freizeit Die Lebensunterhaltungskosten sind in Portugal billiger. Dies merkt man am stärksten an den Mietpreisen und der Gastronomie. Die Preise im Supermarkt sind mit deutschen Preisen vergleichbar. Auch Reisen ist in Portugal billiger. Coimbra liegt sehr zentral und ist mit Bussen und Zügen gut angebunden. Die Fahrt mit dem Regionalzug zum Meer (Figueira da Foz) dauert 50 Min. und kostet 2,65. Auch Porto (ca. 1h entfernt, 10 ) und Lissabon (ca. 2h entfernt, 14 ) sind per Bus/Zug gut zu erreichen. In Coimbra selbst liegt das meiste eigentlich in Geh-Weite. Ich selbst bin nur äußerst selten Bus gefahren, jedoch gibt es gute Verbindungen. Mit einer Gruppe von Freunden ist es auch immer lohnenswert sich ein Auto zu mieten und die entlegeneren Ecken Portugals zu entdecken. Viele Studenten besuchen am Ende des Erasmusaufenthalts auch eine der Inseln Portugals (Madeira, Azoren) mit dem Flugzeug. Bezüglich Mobilfunkverträgen hat man die Auswahl zwischen einer Yorn (Vodafone) SIM-Karte, die man sich beim ESN Office umsonst abholen kann. Mit dieser zahlt man um die 8 und kann andere Yorn Teilnehmer kostenlos anrufen und zahlt für andere Netze ein paar Cent. Auch wenn die Yorn Karte bei Erasmusstudenten verbreite ist, würde ich eher zu einer NOS SIM-Karte raten. Diese bietet 300 Freieinheiten in alle Netzte für ebenfalls 8 im Monat. Um umsonst Geld im Ausland abheben zu können, habe ich bei meiner Bank (Sparkasse) eine Kreditkarte beantragt. Diese war das erste Jahr kostenlos und konnte danach gekündigt werden. Eine spezielle Versicherung habe ich nicht abgeschlossen. Ich habe mich bei meiner Versicherung erkundigt, welche mir bestätigt hat, dass ich auch im europäischen Ausland regulär versichert bin. Neben dem Studium hat man in Coimbra genug Zeit, das Land zu erkunden. Auch ESN biete Reisen und Partys an. In der Freizeit gehen viele Studenten tagsüber zum Fluss der Stadt (Rio Mondego) und setzten sich in den Parque Verde. Auch trifft man sich viel in den günstigen Bars und trinkt Kaffee. Abends und nachts spielt sich das Leben auf den Plätzen und den Bars darum herum ab. Hier gibt es den Praça da República und Sé Velha. Ab 2 Uhr kann man sich auch in die Clubs wagen. Wirkliche gute Clubs gibt es in Coimbra aber nicht; hierfür muss man nach Porto oder Lissabon fahren. Auch die Repúblicas (selbstverwaltete Studierendenhäuser) sind auf jeden Fall einen Besuch wert. Viele portugiesische Studenten fahren über das Wochenende jedoch auch nach Hause. Dies, die anfängliche Sprachbarriere und die große Anzahl an Erasmusstudenten, kann es schwer machen, mit den einheimischen Studenten in Kontakt zu kommen. 8. Fazit Coimbra ist eine schöne Kleinstadt, in der sich die Studenten kennen. Dies ist sowohl der große Vor- als auch der große Nachteil der Stadt. Wer allerdings nicht die Mühe scheut und Portugiesisch lernt, kann in das wahre portugiesische Studentenleben, sowohl in Hinblick auf das Studium als auch das außeruniversitäre Leben, eintauchen.