für die Schweiz und ihr internationaler Einfluss Hans Björn (Teddy) Püttgen Energieforum Schweiz Bern 15. März 2012



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Transkript:

Die strategische Bedeutung der Energieforschung für die Schweiz und ihr internationaler Einfluss Hans Björn (Teddy) Püttgen Professor, Chaire de Gestion des Systèmes Energétiques Direktor, Energy Center Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne Georgia Power Professor Emeritus, Georgia Institute of Technology Fellow IEEE Energieforum Schweiz Bern 15. März 2012 Die Zweiteilung der energetischen Herausforderungen Pro Einwohner Primärenergie Elektrizität CO 2 Welt 100 % 100 % 100 % OECD Amerika 310 % 370 % 310 % OECD Europa 180 % 220 % 160 % China 90 % 100 % 120 % Rest von Asien 40 % 27 % 39 % Afrika 40 % 20 % 20 % Quelle: EIA 2009

Die Zweiteilung der energetischen Herausforderungen Basierend auf den vorher gezeigten Zahlen, muss man zwischen zwei Herausforderungen unterscheiden : Die Industrieländer, d wo die Herausforderung die rationelle Nutzung von Energie ist. Schutz der wirtschaftlichen Entwicklung und des Lebensstandards für zukünftige Generationen Komplexe, und häufig auch kostspieligen Technologien in den reichen Ländern Die Entwicklungsländer, wo die Herausforderung in der massiven Steigerung der Energieproduktion bei gleichzeitiger Vermeidung katastrophaler Umweltauswirkungen liegt. Erfüllung des Wunsches der Bewohner auf einen höheren Lebensstandard Preisgünstige Technologien, die gut an die Gegebenheiten in den armen Ländern angepasst sind Beiträge der Schweizer Energieforschung I. Die neue Energiestrategie der Schweiz 1 Beibehaltung der Versorgungssicherheit und wettbewerbsfähiger Energiekosten der Schweiz insbesondere für die Elektrizität Um den Ausgang der Kernenergie: Rationelle Energienutzung Beschleunigter Ausbau der erneuerbare Energien Systemintegration => zentrale und dezentrale Energiespeicherung Demonstrationen im Grossmassstab Zusammenarbeit zwischen den Eidgenössischen Technische Hochschulen und der Fachhochschulen Veränderungen im Verhalten der Verbraucher Zusammenarbeit zwischen den Eidgenössischen Technischen Hochschulen, Fachhochschulen und den Universitäten.

Beiträge der Schweizer Energieforschung I. Die neue Energiestrategie der Schweiz 2 Es obliegt der wissenschaftlichen Gemeinschaft entscheidende Beiträge und massgebliche Lösungen zu liefern, um die mit der neuen Energiepolitik der Schweiz einhergehenden Herausforderungen über den Zeithorizont 2020, 2030, 2040, und 2050 zu meistern. Die wissenschaftliche Gemeinschaft sollte ebenso an der Ausarbeitung von quantifizierbaren und messbaren Indikatoren zur Messung und Beurteilung der Auswirkungen der politischen Entscheidungen mitwirken und, insofern notwendig, rechtzeitig Korrekturmassnahmen vorschlagen. Die anstehenden Herausforderungen brauchen eine für beide Seiten fruchtbare Zusammenarbeit zwischen dem Privatsektor und der Hochschulen und Forschungsstätten. Forschung und Entwicklung im Energiebereich braucht einen langen Atem eine «stop & go» Finanzierung ist in höchstem Masse kontraproduktiv. Durch Forschung und Entwicklung hervorgerufene Technologiedurchbrüche sind nicht programmierbar und brauchen folglich lange um in die Praxis umgesetzt zu werden. Beiträge der Schweizer Energieforschung II. Die Unterstützung der Schweizer Industrie Die Schweizer Energieindustrie ist global in mehreren Schlüsselpositionen vertreten; dazu gehören Wasserkraft, Photovoltaik, Hochspannungstechnologie, thermische Systeme, sowie energieeffiziente und «intelligente» Gebäudetechnik. Die Schweizer Beratungsgesellschaften sind weltweit bekannt und haben eine ausgezeichnete Reputation. Die Ernsthaftigkeit und die Neutralität der Schweiz sind ein Trumpf auf der internationalen Bühne. Der zukünftige Erfolg der Schweizer Energieindustrie ist in entscheidendem Masse von seinem Beitrag zur Technologieentwicklung abhängig. Eine enge Zusammenarbeit zwischen der Industrie, den Hochschulen und den Forschungsstätten ist notwendig, um diese Schlüsselpositionen zu erhalten, insbesondere durch eine orchestrierte Anstrengung hinsichtlich Wissenstransfer und des Transfers von intellektuellem Eigentum.

Beiträge der Schweizer Energieforschung III. Einfluss der Schweiz im internationalen Kontext Eine der bedeutendsten Herausforderungen des 21. Jahrhundert ist die der Armut in den Schwellenländern. Eine positive Entwicklung in Afrika, in Südostasien und in bestimmten Teilen von Lateinamerika ist ohne eine gleichermassen massive und intelligente Energiebedarfssteigerung nicht vorstellbar. Die einfache Anpassung von Industrieländer konzipierten und dort eingesetzten Energietechnologien ist kein grundsätzlich geeignetes Vorgehen für Schwellenländern. Die spezifischen Bedürfnisse klimatischer, wirtschaftlicher und geopolitischer Art des Energiebereichs in Afrika, Südostasien und bestimmten Teilen Lateinamerikas sind ausgezeichnete Gelegenheiten für die Schweiz. Dies gilt für die Schweizer Industrie sowie mit Sicht auf den Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung. Eine wohlkonstruierte Forschung und Entwicklung im Energiebereich kann die Grundlage für einen neue Schweizer Entwicklungspolitik bilden. Beiträge der Schweizer Energieforschung IV. Die Kernenergie Die Schweiz und bestimmte Nachbarn haben sich für den Atomausstieg entschieden. Diese Entscheidung erhöht die Bedeutung von Lösungen zum sicheren Kraftwerksrückbau und zur Aufbereitung der Materialien. Mehrere Länder beleben ihre Atomprogramme wieder (USA), beschleunigen (China) oder beginnen erstmals (Vereinigte Arabische Emirate) mit den Bau von Kernkraftwerken. Die Wiederaufbereitung von nuklearem Spaltmaterial sowie die Entwicklung und Inbetriebnahme von Reaktoren der 3. Generation sollten zu einer Beschleunigung der Forschung an Reaktoren der 4. Generation führen. Die Energiezukunft von unserem Planet wird sehr unterschiedlich aussehen in Abhängigkeit davon, ob Fusionsreaktoren in Betrieb genommen werden können oder nicht. Die Kernforschung und Entwicklung muss weiterverfolgt werden. Dies nicht nur im Rahmes des Atomausstiegs, sondern auch zur Entwicklung neuer Reaktorgenerationen, wie es der Bundesrat und das Parlament vorsehen.

Beiträge der Schweizer Energieforschung V. Die Ausbildung Die Ausbildung von jungen Ingenieuren von höchstem Niveau, wie sie von den Energieerzeugungsunternehmen, den Ausrüstungsherstellern t und den Beratungsgesellschaften gebraucht werden, ist ohne interessante Ankerprojekte in der Forschung wie in der Praxis nicht vorstellbar. Die Ausbildung auf hohem Niveau im Energiebereich ist ausserdem ein hervorragendes Instrument, um Studenten aus der gesamten Welt anzuziehen, die dann wiederum exzellente Botschafter der Schweiz in ihren Heimatländern werden. Die strategische Bedeutung der Energieforschung I. Neue Energiestrategie der Schweiz II. III. IV. Unterstützung der Schweizer Industrie Einfluss der Schweiz im internationalen Kontext Kernenergie V. Ausbildung Die Forschung und Entwicklung im Bereich der Energietechnologien kann und muss wertvolle Beiträge zur Lösung der Schweizer Energieherausforderungen beitragen und die Rolle der Schweiz auf der internationalen Bühne stärken.

Die strategische Bedeutung der Energieforschung für die Schweiz und ihr internationaler Einfluss Hans Björn (Teddy) Püttgen Professor, Chaire de Gestion des Systèmes Energétiques Direktor, Energy Center Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne Georgia Power Professor Emeritus, Georgia Institute of Technology Fellow IEEE Energieforum Schweiz Bern 15. März 2012