Der Zwei-in-Eins-Chip

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Transkript:

Der Zwei-in-Eins- Chip Der Bimode Insulated Gate Transistor (BIGT) Munaf Rahimo, Liutauras Storasta, Chiara Corvasce, Arnost Kopta Leistungshalbleiter-Bauelemente, die für szwischenkreis-umrichter (Voltage Source Converter, VSC) verwendet werden, lassen üblicherweise nur in einer Richtung durch. Bei VSC-Topologien mit induktiven Lasten hingegen werden normalerweise in die eine Richtung leitende Schaltelemente mit (Freilauf-)Dioden kombiniert, die in die andere Richtung (rückwärtsleitend oder antiparallel) leiten. Die Halbleiterindustrie verfolgt seit Langem das Ziel, beide Komponenten in einem einzigen Bauelement und möglichst auch in einer einzigen Siliziumstruktur zu integrieren, um eine höhere Leistungsdichte, kompaktere Systeme und eine einfachere Fertigung zu ermöglichen. Bei IGBTs 1 beschränkte sich die Integration von rückwärts leitenden Schaltern auf demselben Chip bislang auf leistungsärmere Komponenten und besondere Anwendungen. Mit dem BIGT (Bimode Insulated Gate Transistor) präsentiert ABB nun ein bahnbrechendes Bauelement, das über eine integrierte Freilaufdiode verfügt und Betriebseigenschaften aufweist, die bislang weitaus größeren Bauelementen vorenthalten waren. 19

1 Erster Integrationsschritt: rückwärts leitender IGBT () Emitter n+ Gate p n n- Emitter- Lebensdauereinstellung Diode Erste Integration IGBT Emitter p + -Anodensegment n + -Kurzschluss Kollektor n - -Basis n-pufferschicht n + -Kathode p + -Anode Aufgrund der technischen Herausforderungen, die mit der Inte gration von Antiparalleldioden und Halbleiterschaltern verbunden sind, blieb diese Technologie (in den letzten Jahren) auf leistungsärmere Bauelemente wie IGBTs und MOSFETs 2 sowie auf besondere Anwendungen beschränkt. Darüber hinaus wurde für großflächige bipolare Elemente wie den IGCT 3 zwar eine monolithische Integration realisiert, wobei der IGCT und die Diode aber in vollständig voneinander getrennten Regionen des Siliziums untergebracht waren. In den letzten Jahren wurde bei ABB an der Integration einer leistungsstarken IGBT- und Diodenstruktur auf einem einzigen Chip gearbeitet. Die Zielanwendung für das neue Bauelement waren hart schaltende Mainstream-Wechselrichter 4. Das Ergebnis ist ein neues Leistungshalbleiterkonzept mit der Bezeichnung Bimode Insulated Gate Transistor (BIGT). Die ersten Prototypen mit Nennspannungen von über 3.3 V zeichneten sich durch eine größere Leistungsdichte als herkömmliche Chips sowie ein verbessertes Gesamtleistungsvermögen aus. Der Titelbild Der neue BIGT von ABB integriert eine rückwärts leitende Diode in die Struktur des Halbleiterschalters. BIGT wurde nach neuesten IGBT-Designkonzepten entwickelt und umfasst eine vollständig in dieselbe Struktur integrierte optimierte Antiparalleldiode. Neben seinen Leistungs- und Größenvorteilen zeichnet sich der BIGT durch ein weicheres Abschaltverhalten in beiden Betriebsarten, eine hohe Betriebstemperaturbeständigkeit, ein besseres Störungsverhalten bei IGBT-Kurzschlüssen und Dioden-Stoßströmen 5 sowie eine verbesserte aufteilung im parallelen Betrieb aus. Beim BIGT wurden verschiedene vorhandene und neue Technologien zur Integration von IGBT- und Diodenfunktionalitäten eingesetzt. Da dasselbe verfügbare Siliziumvolumen sowohl im IGBT- als auch im Diodenmodus verwendet wird, ist das Bauelement zu keinem Zeitpunkt inaktiv, was die thermische Ausnutzung und damit auch die Zuverlässigkeit verbessert. Die praktische Umsetzung der auf einem Einzelchip basierenden BIGT-Technologie liefert eine mögliche Grundlage für zukünftige Hochspannungsanwendungen, in denen kompakte Systeme mit höheren Leistungen benötigt werden. Dies gilt besonders für Systeme mit hohen Anforderungen an den Diodenstrom, die mit dem traditionellen Zwei-Chip-Konzept nicht erfüllt werden können. Die Integration als Herausforderung In modernen Anwendungen von IGBT- Modulen stellt die Diode aufgrund ihrer Verluste, ihrer Leistungsfähigkeit und ihrer Stoßstromfestigkeit eine bedeutende Einschränkung dar. Dies ist auf die historisch bedingt begrenzte verfügbare Fläche für die Diode zurückzuführen. Das typische Flächenverhältnis zwischen IGBT und Diode beträgt ca. 2:1. Diese Grenzen wurden im Wesentlichen nach der Einführung moderner verlustarmer IGBT-Designs festgesetzt. Eine Vergrößerung der Diodenfläche stellt keine bevorzugte Lösung dar und bleibt in jedem Fall weiterhin durch die Größe des Gehäuses bzw. Package begrenzt. Um der Forderung nach höheren Leistungsdichten von IGBT- und Diodenkomponenten nachzukommen, wurde stattdessen versucht, IBGT und Diode zu integrieren. Dies führte zur Entwicklung des sogenannten rückwärts leitenden IGBT (). Bis vor Kurzem war der Einsatz von s auf spezielle weich schaltende Anwendungen mit en unter 1.2 V und geringeren Anforderungen an die Dioden beschränkt. Der Realisierung 2 ABB review 2 13

2 Zweiter Integrationsschritt: der Bimode Insulated Gate Transistor (BIGT) IGBT Lebensdauereinstellung p + -Pilotanode Zweite Integration Pilot-IGBT BIGT p + -Anodensegment n + -Kurzschluss p + -Anodensegment n + -Kurzschluss BIGT- Emitter n+ Gate p n n- LpL In den letzten Jahren wurde bei ABB an der Integration einer leistungsstarken IGBTund Diodenstruktur auf einem einzigen Chip gearbeitet. n - -Basis n-pufferschicht n + -Kathode p + -Anode eines solchen Bauelements für hart schaltende Hochspannungs- und Mainstream- Anwendungen standen bislang designund prozessbezogene Probleme im Weg, die mit einer Reihe von leistungsbezogenen Nachteilen und Kompromissen verbunden waren: Snapback 6 in der I-U-Kennlinie des IGBT im Durchlasszustand MOSFET- Kurzschlusseffekt Kompromiss zwischen Durchlassverlusten des IGBT und Sperrverzögerungsverlusten der Diode Plasmaformeffekt Kompromiss zwischen weichem Verhalten des IGBT und der Diode Siliziumdesigneffekt Sicherer Arbeitsbereich (Safe Operating Area, SOA) Effekt der Ladungsuniformität Das Ergebnis der Bemühungen von ABB zur Lösung dieser Probleme ist ein fortschrittliches -Konzept mit der Bezeichnung Bimode Insulated Gate Transistor (BIGT). Das BIGT-Konzept Das BIGT-Konzept basiert auf zwei Integrationsschritten, von denen der erste in 1 dargestellt ist. Der IGBT und die Diode teilen sich dabei eine gemeinsame Struktur. Auf der Kollektorseite sind abwechselnd n + -dotierte Bereiche in die p + -Anodenschicht eines IGBT eingebracht. Diese fungieren als Kathodenkontakt für den internen Diodenmodus. Das Flächenverhältnis zwischen der IGBT- Anode (p + -Regionen) und der Dioden- kathode (n + -Regionen) bestimmt, welcher Teil der Kollektorfläche im IGBT- bzw. im Diodenmodus zur Verfügung steht. Während der durchleitung im Diodenmodus sind die p + -Regionen inaktiv und haben keinen direkten Einfluss auf das Durchlassverhalten der Diode. Andererseits fungieren die n + -Regionen als Anodenkurzschlüsse im IGBT-Modus und haben damit großen Einfluss auf das Durchlassverhalten des IGBT. Eine Begleiterscheinung des Anodenkurzschlusses ist der oben erwähnte Snapback der, der sich als Bereich mit negativem Widerstand in der I-U- Kennlinie für den IGBT-Modus bemerkbar macht. Dieser Effekt wirkt sich bei der Parallelschaltung von Bauelementen, besonders bei niedrigen Temperaturen, nachteilig aus. Zur Lösung dieses Problems war ein zweiter Integrationsschritt erforderlich. Wie sich gezeigt hat, kann der anfängliche Snapback durch das Einbringen breiter p + -Regionen in das Bauelement kontrolliert und beseitigt werden. Diese werden auch als Pilot-IGBT bezeichnet. Dieser Ansatz führte schließlich zum BIGT-Konzept, das im Prinzip auf einer hybriden Struktur mit einem und einem standardmäßigen IGBT in einem einzigen Chip basiert 2. Der Pilotbereich ist mittig auf dem Chip untergebracht, um eine bessere Wärmeverteilung und geringere ungleichmäßigkeiten zu erreichen. Außerdem ist er so ausgelegt, dass eine größtmögliche funktionale Reichweite innerhalb des Fußnoten 1 Ein IGBT (Insulated-Gate Bipolar Transistor) ist ein spannungsgesteuerter Halbleiterschalter, der in der Leistungselektronik verbreitet Anwendung findet. 2 Ein MOSFET (Metal-Oxide-Semiconductor Field-Effect Transistor) ist ein Halbleiterbauelement, das sowohl zum Schalten als auch zur Verstärkung verwendet wird. Er schaltet üblicherweise niedrigere Leistungen als IGBTs. 3 Ein IGCT (Integrated Gate-Commutated Thyristor) ist ein GTO (Gate Turn-Off Thyristor), der für hartes Schalten optimiert wurde und einen in das Bauelement integrierten Gate- Treiber besitzt. Mehr über die verschiedenen Halbleitertechnologien lesen Sie im Artikel Vom Quecksilberdampf zum Hybridleistungsschalter auf Seite 7 dieses Hefts. 4 Hartes Schalten ist das Ein- und Ausschalten von Strömen mit hohem du/dt und di/dt während des Schaltens. 5 Die Stoßstromfestigkeit ist die Fähigkeit eines Bauelements, eine plötzliche, kurzeitige spitze (weit über den Nennstrom des Bauelements hinaus) unbeschadet zu überstehen. 6 Snapback ist ein bei IGBTs beobachteter Effekt, bei dem die Durchlassspannung beim Einschalten eine kurzzeitige Spitze aufweist (zu sehen in 8). 7 Siehe Das Plus an Leistung, ABB Review 3/28, S. 19 24 21

3 Design der Rückseite des BIGT 5 Durchlasskennlinie des BIGT HiPak 1 für 6,5 kv/6 A n + -Regionen (dunkel) p + -Regionen (hell) Pilot-IGBT BIGT-Einzelchip Rückseite des BIGT-Wafers 1.2 8 6 4 2 IGBT- Modus -7-6 -5-4 -3-2 -1-2 1 2 3 4 5 6 7 Diodenmodus -4-6 -8 1.2 25 C 125 C 4 BIGT HiPak 1 für 6,5 kv/6 A 6 Abschaltkennlinien des BIGT HiPak 1 für 6,5 kv/6 A im IGBT-Modus HiPak 1 mit 4 Substraten 6. 5. 4. 3. 2. 1.2 8 6 4 2 HiPak-Substrat 6 BIGTs - -2 4 5 7 8 1 11 12 Die BIGT-Technologie wurde ursprünglich für Hochspannungsbauelemente entwickelt und auf Modulebene mit Nennspannungen von 3,3 kv bis 6,5 kv geprüft. Chips und eine große -Region erreicht werden. Abwechselnde p + - und n + -Regionen sind in einer Streifenstruktur mit einem optimierten radialen Layout angeordnet, um im IGBT-Durchlassmodus einen sanften und schnellen Übergang vom Pilotbereich zum restlichen Chip zu gewährleisten 3. Bei der Entwicklung des BIGT wurden verschiedene vorhandene und neue Technologien eingesetzt, um die Integration von IGBT- und Diodenfunktionalitäten zu ermöglichen. Eine wichtige Grundlage für diese Integration bildeten bereits von ABB verwendete Technologieplattformen wie der Soft-Punch-Through-(SPT-)Puffer und verbesserte planare Zellenkonzepte 7. Neben ihrer bekannten Robustheit und ihren geringen Verlusten trägt auch das optimale Dotierungsprofil der SPT-Technik entscheidend zur Verringerung des Snapback-Effekts bei, während das miniaturisierte planare Streifenzellendesign eine wichtige Rolle bei der Senkung der Durchlass- und Schaltverluste der Diode spielen, ohne sich negativ auf die Leistungsfähigkeit des IGBT auszuwirken. Darüber hinaus wurde neben einer herkömmlichen axialen Lebensdauereinstellung eine präzise lokale Lebensdauereinstellung über die p-wanne (Local p-well Lifetime, LpL) konzipiert (siehe 2), um den Kompromiss zwischen IGBT-Durchlassverlusten und Sperrverzögerungsverlusten der Diode zu verbessern. Ferner hat der BIGT durch die Anodenkurzschlüsse eine Reihe von Eigenschaften geerbt, die sich positiv auf die Leistungsfähigkeit des Bauelements in beiden Betriebsarten auswirken. Dazu gehören ein weiches Schaltverhalten unter extremen Bedingungen und sehr geringe Sperrströme bei höheren maximalen Sperrschichttemperaturen. Leistungsfähigkeit des BIGT Die BIGT-Technologie wurde ursprünglich für Hochspannungsbauelemente entwickelt und auf Modulebene mit Nennspannungen von 3,3 kv bis 6,5 kv geprüft. Die hier dargestellten Prüfergebnisse wurden mit den kürzlich entwickelten HiPak 1-Modulen für 6,5 kv in Standardgröße (14 x 13) bei einem Nennstrom von 6 A erzielt 4. Ein herkömmliches IGBT-/Diodensubstrat ist normalerweise mit vier IGBTs und zwei 22 ABB review 2 13

7 Sperrverzögerungskennlinien des BIGT HiPak 1 für 6,5 kv/6 A im Diodenmodus 5. 1.5 3.5 8 Einschaltkennlinien des BIGT HiPak 1 für 6,5 kv/6 A im IGBT-Modus 4. 3. 2. - Dioden besetzt. Das neue Substrat kann sechs BIGT-Chips aufnehmen, die alle im IGBT- oder Diodenmodus betrieben werden können. Der Vorteil der BIGT-Technologie zeigt sich deutlich beim HiPak 1-Modul, das vier BIGT-Substrate für insgesamt 24 BIGT-Chips enthält. Damit ist es praktisch in der Lage, das größere IGBT- HiPak 2-Modul (14 19) zu ersetzen, das normalerweise sechs Substrate mit insgesamt 24 IGBTs und 12 Dioden enthält. Das größere Standard-IGBT-Modul hat zudem den Nachteil einer weitaus kleineren Diodenfläche, was normalerweise mit Einschränkungen für den Gleichrichterbetrieb und die Stoßstromfestigkeit verbunden ist. Auf der anderen Seite ist auch ein größeres HiPak 2-BIGT- Modul mit insgesamt 36 BIGT-Chips für potenzielle Nennströme von bis zu 9 A möglich. Die BIGT-HiPak 1-Module wurden unter statischen und dynamischen Bedingungen ähnlich denen, wie sie bei aktuellen IGBT-Modulen verwendet werden, getestet. Die Durchlasskennlinien des BIGT im IGBT- und im Diodenmodus sind in 5 dargestellt. Bei einem Nennstrom von 9 Stoßstromfestigkeit des 6,5-kV-BIGT- Substrats im Diodenmodus 3. 2.5 2. 1.5 5 4. 2. 3. 2. - 4 4 5 5 6 7 8 6 7 8 5-5 - -1.5 9 1 11 12 1.5-5 -5 9 1 11 12 Ausgangsstrom effektiv (A) -5 2 4 6 8 1 12 14 16 18 2 1 Ausgangsstrom der 6,5-kV-HiPak 1- und Hipak 2-Module im Wechselrichtermodus 8 6 4 2 6.5kV/6A HiPak 2 6.5kV/9A BIGT HiPak 2 6.5kV/9A BIGT HiPak 1 f sw (Hz) 6 A zeigt sich für beide Betriebsarten bei 125 C eine Durchlassspannung von ca. 4,2 V. Außerdem zeigen die Kurven einen starken positiven Temperaturkoeffizienten selbst bei sehr niedrigen Strömen und in beiden Betriebsarten, was eine sichere Parallelschaltung der Chips unterstützt. Dies ist auf den optimalen Emitter- Injektionswirkungsgrad und die in der BIGT-Struktur verwendete Lebensdauereinstellung zurückzuführen. Für dynamische Messungen unter Nennbedingungen wurde die des Gleichspannungs-Zwischenkreises auf 3.6 V festgelegt und für die SOA-Charakterisierung auf 4.5 V erhöht. Alle Messungen wurden bei 125 C mit einem festen Gate-Widerstand von 2,2 Ω, einer Gate-Emitter-Kapazität von 22 nf und einer Streuinduktivität von 3 nh durchgeführt. 6 und 7 zeigen die Abschaltkennlinien für IGBT und Diode auf Modulebene unter Nenn- bzw. SOA-Bedingungen. BIGT-Abschaltkennlinien weisen stets ein weicheres Verhalten auf als standardmäßige IGBT-/Diodenmodule. Außerdem zeigt der BIGT unter allen Bedingungen keinerlei Oszillationen oder ruckartiges Verhalten. In 8 ist das Einschaltverhalten des BIGT unter Nennbedingungen dargestellt. Die Gesamtschaltverluste von IGBT und Diode lagen beim getesteten Modul im Bereich von 1 Joule, was in etwa dem gemessenen Wert für das aktuelle HiPak 2-IGBT-Modul für 6,5 kv/6 A entspricht. 9 zeigt die letzte Messung der BIGT- Stoßstromfestigkeit im Diodenmodus für ein Substrat (mit einem Nennstrom von 15 A) bis 3. A. Hier wird deutlich, dass das BIGT-HiPak 1 die hervorragende Stoßstromfestigkeit eines entsprechenden HiPak 2-IGBT-/Diodenmoduls aufweist, wobei das BIGT-HiPak 2-Modul noch deutlich darüber hinausgeht. Abschließend wurden die BIGT-Module und -Chips erfolgreich den üblichen Prüfungen zur Verifizierung der Zuverlässigkeit und zum Frequenzverhalten unterzogen. Angesichts dieser Ergebnisse kann davon ausgegangen werden, dass das BIGT- Modul nicht nur aktuelle IGBT-/Diodenmodule unter weich- und hart schaltenden Bedingungen leistungsmäßig übertreffen wird, sondern auch die strengen Anforderungen erfüllt, die heute an die Robustheit von leistungselektronischen Komponenten gestellt werden. 1 zeigt den simulierten Ausgangsstrom im Wechselrichtermodus für die 6,5 kv BIGT-Hi- Pak 1- und -HiPak 2-Module im Vergleich zum heutigen HiPak 2-IGBT-Modul bei 125 C. Aufgrund der großen verfügbaren Diodenfläche im BIGT-Modul wäre der Ausgangsstrom im Gleichrichtermodus sogar noch höher. Dies macht die BIGT- Technologie zum Wegbereiter für zukünftige Systemdesigns mit höheren Leistungsdichten und einem herausragenden Gesamtleistungsvermögen ohne diodenbedingte Einschränkungen. Munaf Rahimo Liutauras Storasta Chiara Corvasce Arnost Kopta ABB Semiconductors Lenzburg, Schweiz munaf.rahimo@ch.abb.com liutauras.storasta@ch.abb.com chiara.corvasce@ch.abb.com arnost.kopta@ch.abb.com 23