Wirtschafts kriminalität Versicherungs branche

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Transkript:

www.pwc.de/versicherungen Wirtschafts kriminalität Versicherungs branche Diese Sonderauswertung informiert Sie über die Sicherheits lage in deutschen Versicherungs unter nehmen.

Diese Sonderauswertung informiert Sie über die Sicherheits lage in deutschen Versicherungs unter nehmen. Wirtschafts kriminalität Versicherungs branche

Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche Herausgegegeben von der PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Von Prof. Dr. jur. Kai Bussmann, Gunter Lescher und Steffen Salvenmoser Unter Mitarbeit von Kriminologin M. A. Meike Hecker und Dipl.-Psych. Anja Niemeczek, Economy & Crime Research Center der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Gesamtkonzeption, Koordination und Auswertung der Befragung durch Oliver Krieg, Director Social & Opinion, TNS Emnid, Bielefeld November 2012, 28 Seiten, 14 Abbildungen, Softcover Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigungen, Mikroverfilmung, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien sind ohne Zustimmung der Herausgeber nicht gestattet. Die Inhalte dieser Publikation sind zur Information unserer Mandanten bestimmt. Sie entsprechen dem Kenntnisstand der Autoren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Für die Lösung einschlägiger Probleme greifen Sie bitte auf die in der Publikation angegebenen Quellen zurück oder wenden sich an die genannten Ansprechpartner. Meinungsbeiträge geben die Auffassung der einzelnen Autoren wieder. November 2012 PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten. PwC bezeichnet in diesem Dokument die PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die eine Mitgliedsgesellschaft der PricewaterhouseCoopers International Limited (PwCIL) ist. Jede der Mitgliedsgesellschaften der PwCIL ist eine rechtlich selbstständige Gesellschaft.

Vorwort Vorwort Im Rahmen unserer branchenübergreifenden Studie Wirtschaftskriminalität 1 gab jedes zweite Unternehmen (52 %) an, durch mindestens einem Schadensfall von Wirtschaftskriminalität betroffen zu sein. Für den Versicherungssektor führte unsere Studie vor allem zu zwei wesentlichen Erkenntnissen: Zum einen ließ sich im Vergleich zu den Vorjahren ein Rückgang der wirtschaftskriminellen Delikte feststellen, zum anderen wurden 2011 aber immer noch 49 % der Versicherungen also fast jedes zweite Versicherungsunternehmen Opfer von Wirtschaftsstraftaten. Die erfreuliche Entwicklung hinsichtlich der Zahl der wirtschaftskriminellen Delikte beruht vor allem auf der deutlichen Abnahme der Vermögens- und Korruptionsdelikte. Dies lässt sich wiederum auf erhöhte Präventionsbemühungen seitens der Versicherer zurückführen, denn im Vergleich zu den Vorjahren setzen immer mehr Versicherungsunternehmen ein Kunden- oder Geschäftsmonitoring und ein Risikomanagementsystem zur Betrugsprävention ein. Trotz des Rückgangs der Deliktzahl ist die Höhe der durch sie verursachten finanziellen Schäden insgesamt gestiegen. Versicherungen wurden im Vergleich zu anderen Branchen insbesondere durch Vermögensdelikte stärker finanziell geschädigt: Im Durchschnitt betrug der allein durch Vermögensdelikte verursachte finanzielle Schaden in der Versicherungsbranche 2011 9,44 Millionen Euro, der branchenübergreifende Durchschnittswert lag dagegen bei 3,21 Millionen Euro. Rückgang der Deliktzahl dank Präventionsmaßnahmen Anstieg der finanziellen Schäden In diesem Zusammenhang sind jedoch nicht nur die direkten finanziellen Schäden zu sehen, sondern auch die indirekten Auswirkungen wirtschaftskrimineller Delikte wie Reputationsschäden, die Beeinträchtigung von Geschäftsbeziehungen oder die Kosten, die durch das Management der aufgetretenen Delikte entstehen. Betrug und Unterschlagung stellen die häufigsten Formen von Wirtschaftskriminalität im Versicherungssektor dar. Die Fallbelastung lag hier deutlich über dem branchenübergreifenden Durchschnitt: Versicherer wurden im Mittel in 20 Fällen durch Betrug oder Unterschlagung geschädigt, wohingegen der branchenübergreifende Durchschnittswert bei 8 Fällen pro Unternehmen lag. Versicherungsunternehmen wurden vergleichsweise oft Opfer von Provisionsbetrug. Dieser trat am häufigsten in den Sparten Schadens- und Unfallversicherung (78 %) sowie Lebensversicherung (60 %) auf, seltener hingegen in den Bereichen Kranken- und Rechtsschutzversicherung. Schädigung durch Betrug und Unterschlagung am häufigsten Provisionsbetrug weitverbreitet Begangen wurden diese Delikte vor allem von Versicherungsagenten (78 %), seltener hingegen von Versicherungsmaklern. 1 PwC und Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Hg.), Wirtschaftskriminalität 2011, November 2011. Siehe auch auf www.pwc.de. Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche 5

Vorwort Kontrollinstrumente scheinbar weniger effizient als Kommissar Zufall Typische Täterprofile Compliance-Leuchttürme 2011 Die Studie zeigte, dass die vorhandenen Kontrollinstrumente scheinbar noch nicht die erwünschte Wirksamkeit erreicht haben, denn mehr als drei Viertel der Wirtschaftsdelikte (81 %) wurden in der Versicherungsbranche eher zufällig und meist durch interne oder externe Hinweisgeber aufgedeckt. Diese Quote liegt deutlich über dem Durchschnitt aller Branchen (71 %). Die Studie untersuchte auch die Beziehung der Täter zu den geschädigten Unternehmen. Dabei zeigte sich, dass 47 % der hauptverantwortlich handelnden Täter aus dem Versicherungsunternehmen selbst kamen. In 40 % der Fälle waren die Täter Externe, die allerdings meist in geschäftlicher Beziehung zum Unternehmen standen. Nur in 15 % der Fälle bestand vor der Straftat keine geschäftliche Verbindung. Damit kannten die betroffenen Versicherungsunternehmen in der Regel den oder die Täter. Betrachtet man nur die Vermögensdelikte, so ergibt sich dasselbe Bild: 37 % der Delikte wurden durch Mitarbeiter des betroffenen Unternehmens begangen. Erstmals nahm die Studie 2011 auch die steigende Zahl der sogenannten Compliance-Leuchttürme in den Fokus. Als Vorbilder benannten die befragten Versicherungs unternehmen am häufigsten neben Siemens AG und Deutsche Bank AG auch die Allianz SE. Die Allianz SE war allerdings der einzige Versicherer, der genannt wurde. Hier zeigt sich also für die Versicherungsbranche noch ein erheblicher Nachholbedarf im Hinblick sowohl auf die Wirksamkeit von Compliance-Programmen an sich als auch auf deren Wirkung in der Öffentlichkeit. Insgesamt hat die Studie gezeigt, dass Wirtschaftskriminalität bei rückläufiger Deliktzahl steigende finanzielle Schäden verursacht und deshalb gerade auch in der Versicherungsbranche weiterhin ein hochaktuelles Thema bleibt. Dabei ist alarmierend, dass die durch Wirtschaftskriminalität verursachte durchschnittliche Schadenshöhe bei Versicherungsunternehmen deutlich über der anderer Branchen liegt. Mehr Beachtung sollte zudem der Tatsache geschenkt werden, dass die indirekten Auswirkungen von Wirtschaftsdelikten Versicherungsunternehmen besonders treffen können nämlich dann, wenn der durch die Straftat verursachte Reputationsschaden zu einem erheblichen Vertrauensverlust und damit zu einer gravierenden Beeinträchtigung der Kundenbeziehungen führt. Schließlich spielt das Vertrauensverhältnis zwischen dem Kunden und dem Dienstleister gerade bei den Versicherern eine entscheidende Rolle. Mit unserer Studie möchten wir die laufende Diskussion zur Bekämpfung von Wirtschafts kriminalität in der Versicherungsbranche unterstützen. Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal herzlich bei allen Studienteilnehmern für ihre Auskunfts bereitschaft. Wir wünschen Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre! Düsseldorf, Frankfurt am Main und Halle an der Saale, im November 2012 Gunter Lescher Steffen Salvenmoser Prof. Dr. Kai-D. Bussmann 6 Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche

Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis... 8 A Wirtschaftskriminalität trifft jede zweite Versicherung... 9 B C Wie groß ist das Dunkelfeld?...12 Detailanalyse Provisionsbetrug...14 D Die Schäden...15 1 Anstieg der finanziellen Schäden...15 2 Die indirekten Auswirkungen...16 E Wirksamkeit der Kontrollinstrumente...18 F Täterprofile... 20 G Das Unternehmen hinter dem Täter... 22 H Compliance-Leuchttürme 2011... 24 I Methodisches Vorgehen... 25 Ihre Ansprechpartner... 26 Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche 7

Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abb. 1 Entwicklung von Wirtschaftskriminalität 2007 2011...10 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 5 Abb. 6 Abb. 7 Abb. 8 Korruption in Deutschland...11 Anteil der eindeutigen Fälle und Verdachtsfälle nach Deliktsarten...13 Von Provisionsbetrug betroffene Geschäftsbereiche...14 Durchschnittlicher Schaden infolge von Vermögenskriminalität...16 Die indirekten Schäden durch Wirtschaftskriminalität...17 Die häufigsten indirekten Auswirkungen von Wirtschaftskriminalität...17 Wege der Entdeckung der Delikte...19 Abb. 9 Beziehung der Täter zum geschädigten Unternehmen... 20 Abb. 10 Täter von Vermögensdelikten...21 Abb. 11 Tatgründe externer Täter... 22 Abb. 12 Schwachpunkte im eigenen Unternehmen bei Taten externer Täter... 23 Abb. 13 Compliance-Leuchttürme in Deutschland 2011 aus Sicht der Versicherungsbranche... 24 Abb. 14 Funktion der Interviewpersonen in den einbezogenen Versicherungen... 25 8 Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche

Wirtschaftskriminalität trifft jede zweite Versicherung A Wirtschaftskriminalität trifft jede zweite Versicherung In unserer aktuellen branchenübergreifenden Studie Wirtschaftskriminalität 2011 berichtete jedes zweite Unternehmen (52 %) über mindestens einen Schadenfall. Nach einem zwischenzeitlichen Anstieg im Jahr 2009 ist damit wieder das Niveau von 2007 erreicht (49 %). Auch in der Versicherungs wirtschaft erfolgte ein Rückgang. Berichteten 2007 noch 68 % der Versicherungs unternehmen von wirtschafts kriminellen Delikten, sind es 2011 nur noch 49 %. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass Versicherungen im Jahr 2007 im Branchenvergleich überdurchschnittlich häufig geschädigt worden waren. Nunmehr bewegt sich ihre Belastung etwa auf dem Niveau des branchenübergreifenden Durchschnitts. In der Versicherungswirtschaft dominieren, wie in den übrigen Branchen auch, vor allem Vermögensdelikte wie Betrug und Unterschlagung (43 %). Versicherer werden hierdurch deutlich höher geschädigt als andere Branchen (siehe Abb. 1) 2. Auch zeigt sich, dass die Fallbelastung bei diesen Delikten deutlich über dem branchenübergreifenden Durchschnitt liegt: Die betroffenen Versicherungen wurden in durchschnittlich 20 Fällen geschädigt, während der branchenübergreifende Durchschnitt bei 8 Vermögensdelikten je Unternehmen lag. Nach Betrug und Unterschlagung treten am zweithäufigsten Diebstähle vertraulicher Kunden- und Unternehmensdaten auf (15 %). Auch Geldwäsche ist häufiger in dieser Branche anzutreffen (9 %). 2 Die Häufigkeit von Verstößen gegen Patent- und Markenrechte sowie Fällen von Industrie- und Wirtschafts spionage lag jeweils bei nur 1 %; daher wurde in der Abbildung auf eine Darstellung dieser Delikte verzichtet. Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche 9

Wirtschaftskriminalität trifft jede zweite Versicherung Abb. 1 Entwicklung von Wirtschaftskriminalität 2007 2011 alle Deliktarten 49 % 52 % 68 % Vermögensdelikt 32 % 43 % 58 % Falschbilanzierung 3 % 4 % 3 % Korruption und Bestechung 7 % 12 % 24 % Geldwäsche 5 % 9 % 5 % Diebstahl vertraulicher Kunden- und Unternehmens daten 0 % 15 % 12 % wettbewerbswidrige Absprachen 0 % 11 % 6 % 2007 Versicherungen 2011 Versicherungen 2011 alle Branchen 2007 nicht erhoben Mehrfachnennungen waren möglich Die deutliche Abnahme der Delikte insgesamt beruht auf einem sehr erfreulichen Rückgang der Anzahl an Vermögens- und Korruptionsdelikten. Dies dürfte auf die erhöhten Präventionsanstrengungen der Unternehmen zurückzuführen sein. Im Vergleich zur Studie 2007 setzten Versicherungen deutlich häufiger ein Kundenoder Geschäfts monitoring ein. Fast jeder zweite Versicherer (47 %) verfügte 2011 über ein solches, während dies 2007 nur bei 29 % der Fall war. Und auch ein Risiko management zur Betrugsprävention ist heute für die meisten Unternehmen selbstverständlich (80 %); 2007 nutzten nur 59 % der Versicherer diese präventive Maßnahme. 10 Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche

Wirtschaftskriminalität trifft jede zweite Versicherung Eine ähnliche Entwicklung zeigt unsere Studie im Bereich der Korruptionsprävention. 2007 verfügten nur 15 % der Versicherungen über ein Antikorruptionsprogramm, 2011 waren es bereits 56 %. Allerdings wird dieser positive Trend dadurch getrübt, dass Unternehmen häufiger berichteten, sie hätten sich in einer Situation befunden, in der sie das Gefühl hatten, man erwarte von ihnen ein Bestechungs geld. Die Zahl liegt jedoch bei Versicherungsunternehmen niedriger als im branchenübergreifenden Vergleich. Das Ergebnis könnte indes auch darauf zurückzuführen sein, dass es durch die eingeführten Antikorruptionsprogramme zu einer höheren Sensibilisierung für derartige Situationen gekommen ist. Des Weiteren gaben mehr Befragte als 2007 an, dass sie eine Geschäftsmöglichkeit aufgrund von Bestechung durch einen Wettbewerber verloren hätten. Trotz der zu verzeichnenden Erfolge sind die Korruptionsrisiken in der Versicherungswirtschaft somit keinesfalls verschwunden; vielmehr müssen wir weiterhin von einem sehr großen Dunkelfeld ausgehen. 3 Abb. 2 Korruption in Deutschland geschädigte Unternehmen 7 % 12 % 24 % Korruptions situation (min. einmal) 3 % 7 % 17 % Geschäfts möglichkeit infolge von Korruption eines Wettbewerbers verloren (min. einmal) 13 % 29 % 26 % 2007 Versicherungen 2011 Versicherungen 2011 alle Branchen 3 Vgl. PwC, Wirtschaftskriminalität 2011, S. 27. Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche 11

Wie groß ist das Dunkelfeld? B Wie groß ist das Dunkelfeld? In der aktuellen Studie haben wir zum ersten Mal nicht nur nach eindeutigen Fällen, sondern auch nach konkreten Verdachtsfällen gefragt, 4 sodass wir einen noch tieferen Einblick in das Dunkelfeld erhalten haben. 57 % der Versicherungen berichteten über mindestens einen konkreten Verdachtsfall. Diese Quote entspricht dem branchenübergreifenden Durchschnitt. Insgesamt erhöht sich dadurch die Zahl der von Wirtschaftskriminalität vermutlich betroffenen Versicherer auf insgesamt 71 %. 5 Es zeigt sich, dass die Zahl der von Korruption und durch Diebstahl vertraulicher Kunden- und Unternehmensdaten betroffenen Versicherungen erheblich zunimmt, wenn wir auch die Verdachtsfälle einbeziehen. Mehr als jedes zehnte Unternehmen (13 %) berichtete über mindestens einen konkreten Korruptionsverdacht und nahezu jedes fünfte (19 %) über einen Verdacht auf Diebstahl vertraulicher Daten. 4 Durch den Begriff konkreter Verdacht sollten bloße vage Vermutungen ausgeschlossen werden. Eine Strafanzeige war jedoch nicht Voraussetzung zur Klassifikation als konkreter Verdacht. 5 Da Mehrfachnennungen möglich waren, ergibt sich die Gesamtbelastung hier nicht aus der Summierung von eindeutigen Fällen und Verdachtsfällen. 12 Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche

Wie groß ist das Dunkelfeld? Abb. 3 Anteil der eindeutigen Fälle und Verdachtsfälle nach Deliktsarten alle Deliktarten 49 % 52 % 57 % 59 % Vermögensdelikt 26 % 32 % 35 % 43 % Falschbilanzierung 5 % 4 % 6 % 3 % Korruption und Bestechung 7 % 13 % 12 % 26 % Geldwäsche 12 % 9 % 10 % 5 % Diebstahl vertraulicher Kunden- und Unternehmens daten 19 % 15 % 23 % 12 % wettbewerbswidrige Absprachen 6 % 12 % 11 % 13 % Verdachtsfälle Versicherungen eindeutige Fälle Versicherungen Verdachtsfälle alle Branchen eindeutige Fälle alle Branchen Mehrfachnennungen waren möglich Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche 13

Detailanalyse Provisionsbetrug C Detailanalyse Provisionsbetrug Es berichteten 42 % der Versicherer über mindestens einen Provisionsbetrugsfall in den letzten zwei Jahren. Mit Abstand am häufigsten trat diese Form der Wirtschafts kriminalität in den Sparten Schaden- und Unfall versicherungen (87 %) sowie Lebensversicherungen (60 %) auf. Vergleichsweise selten wurden Provisionsbetrugs delikte dagegen in den Bereichen Kranken versicherungen und Rechtsschutz versicherungen festgestellt. Abb. 4 Von Provisionsbetrug betroffene Geschäftsbereiche Schadens- und Unfallversicherungen Lebensversicherungen Krankenversicherungen Rechtsschutzversicherungen 7 % 13 % 60 % 87 % Mehrfachnennungen waren möglich Nach den Erfahrungen der Befragten wurde Provisionsbetrug in den Bereichen Schaden- und Unfallversicherungen sowie Lebensversicherungen am häufigsten von Versicherungsagenten begangen und deutlich seltener von Versicherungsmaklern. Demnach gehen etwa 78 % der Fälle auf Versicherungs agenten zurück. Die berichteten Fälle von Provisionsbetrug verursachten für die betroffenen Versicherungen einen Schaden in Höhe von durchschnittlich 229.000 Euro. Immerhin 31 % der Betroffenen berichteten sogar über Schäden in Höhe von mehr als 250.000 Euro. 14 Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche

Die Schäden D Die Schäden 1 Anstieg der finanziellen Schäden In der gesamten Wirtschaft beobachten wir im Vergleich zu den Vorjahren einen Anstieg der durchschnittlichen Schadenhöhe infolge von Wirtschafts kriminalität. Die finanziellen Schäden stiegen, ausgehend von 5,57 Millionen Euro im Jahr 2009, um 58 % auf 8,39 Millionen Euro im Durchschnitt aller befragten Unternehmen im Jahr 2011 an. Auch in der Versicherungswirtschaft haben die finanziellen Schäden, infolge von Wirtschafts kriminalität, insgesamt erheblich zugenommen. In unserer Studie 2007 beliefen sie sich auf 2,89 Millionen Euro, im Jahr 2011 betragen sie nunmehr durchschnittlich 8,49 Millionen Euro je Unternehmen. Dies bedeutet nahezu eine Verdreifachung. Eine fühlbare finanzielle Schadenzunahme zwischen 2007 und 2011 zeigt sich auch bei den Vermögensdelikten. 6 Im Vergleich zu anderen Branchen werden Versicherungen durch diese Schadenart nicht nur häufiger, sondern auch finanziell stärker geschädigt. Im Durchschnitt betrug der finanzielle Schaden 2011 infolge von Vermögens kriminalität 9,44 Millionen Euro gegenüber 3,21 Millionen Euro im branchen übergreifenden Durchschnitt. Trotz der sinkenden Fallbelastung (siehe Abb. 1) nahm die durchschnittliche Schadenhöhe also deutlich zu. In seinem Bundeslagebild Wirtschaftskriminalität 2010 stellt das Bundeskriminalamt trotz der nur geringen Zunahme der Wirtschaftsdelikte um 1,5 % ebenfalls einen deutlichen Anstieg der hierdurch verursachten Gesamt schadensumme fest. 7 Der Anteil der durch Wirtschaftskriminalität verursachten Schäden erhöhte sich 2010 auf 55 % des in der Polizeilichen Kriminalstatistik ausgewiesenen Gesamtschaden aller Delikte. Aus Sicht des Bundeskriminalamts... hat die Wirtschafts kriminalität weiterhin ein sehr hohes Schaden- und Gefährdungspotenzial mit nicht nur unmittelbaren, sondern auch mittelbaren Auswirkungen. 8 6 Für den Anstieg sind teilweise auch sehr hohe Einzelschäden im Erhebungszeitraum 2010 2011 verantwortlich. 7 Bundeskriminalamt (Hrsg.), Bundeslagebild Wirtschaftskriminalität 2010, S. 8. 8 Bundeskriminalamt (Hrsg.), Bundeslagebild Wirtschaftskriminalität 2010, S. 19. Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche 15

Die Schäden Abb. 5 Durchschnittlicher Schaden infolge von Vermögenskriminalität Schadenhöhe in Mio. Versicherungen 0,00 2,54 9,44 alle Branchen 1,44 1,70 3,21 2007 2009 2011 2009 keine repräsentativen Daten für Versicherungen vorhanden. Die durchschnittlichen Schadensummen wirken angesichts der gegenwärtig erheblichen Verluste vieler Versicherungen am Kapitalmarkt zunächst unbedeutend. Man darf jedoch nicht übersehen, dass es sich um wiederkehrende Schäden handelt und etwa zwei Drittel der befragten Versicherungsunternehmen der Branche eher zu den mittelständischen Unternehmen zu rechnen sind, für die diese Schäden signifikante Auswirkungen haben können. Auch ist zu berücksichtigen, dass es sich um Mittelwerte handelt und die Einzelschäden sehr viel höher sein können. 2 Die indirekten Auswirkungen Zu den indirekten Auswirkungen gehören unter anderem die Kosten, die durch das Management der Delikte entstehen. Obwohl diese schwerer zu bestimmen sind als die direkten finanziellen Schäden, haben wir die befragten Unternehmen gebeten, auch die Aufwendungen zu schätzen, die durch das Management der aufgetretenen Delikte erforderlich wurden. 9 Sie lagen 2011 für die Versicherungsbranche mit durchschnittlich 156.000 Euro auf nahezu gleichem Niveau wie 2007 (194.000 Euro). Zu berücksichtigen ist allerdings, dass es sich dabei um Durchschnitts werte handelt. Bei fast jedem fünften Unternehmen lagen die Management kosten über 250.000 Euro, bei 8 % sogar über 500.000 Euro. Überdies darf der Blick keinesfalls ausschließlich auf die finanziellen Folgen gerichtet sein. Wie sehr sich hier in den letzten zehn Jahren die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, den Medien und auch bei den Strafverfolgungsbehörden erhöht hat, lässt sich daran ablesen, dass 2001 nur 10 % der befragten deutschen Unternehmen über einen Reputationsschaden infolge von Wirtschafts kriminalität berichteten. 10 2011 waren es bereits über 40 %. Dabei stellt für Versicherungen gerade der mit einem Reputationsschaden regelmäßig einhergehende Vertrauensverlust ein besonderes Risiko dar. 9 Die Kosten, die durch das Management der aufgetretenen Delikte entstehen, sind z. B. Prozesskosten sowie Ausgaben für Untersuchungen und Stakeholdermanagement. Die indirekten finanziellen Schäden infolge von Reputationsverlust, Rückgang des Aktienkurses oder Beeinträchtigung von Geschäftsbeziehungen sind bei der Berechnung nicht berücksichtigt. 10 PwC, Europäische Umfrage zur Wirtschaftskriminalität 2001, S. 14 ff. 16 Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche

Die Schäden Diese Entwicklung vollzieht sich auch in der Versicherungswirtschaft. Unsere Studie zeigt, wie häufig es bei Versicherern zu Reputations- oder vergleichbaren Schäden kommt. Dabei ziehen Vermögenskriminalität sowie Diebstähle von vertraulichen Kunden- und Unternehmensdaten die gravierendsten indirekten Folgen nach sich. Abb. 6 Die indirekten Schäden durch Wirtschaftskriminalität Vermögensdelikt 16 % 52 % Diebstahl vertraulicher Kunden- und Unternehmensdaten 10 % 70 % gewisser geringer Schaden bedeutsamer großer Schaden Die geschädigten Versicherungen beklagten zumeist vor allem den zum Teil gravierenden Zeitaufwand für das Management der Wirtschaftsdelikte (85 %), den erheblichen Aufwand für resultierende Rechtsstreitigkeiten (52 %) sowie erhebliche Beeinträchtigungen der Geschäftsbeziehungen und Beziehungen zu Behörden (jeweils 42 %). Abb. 7 Die häufigsten indirekten Auswirkungen von Wirtschaftskriminalität Reputationsverlust 36 % 64 % Beeinträchtigung der Geschäftsbeziehungen 42 % 58 % Beeinträchtigung der Beziehung zu Behörden 42 % 58 % Zeitaufwand für das Management der Fälle 15 % 85 % Finanzielle und Zeitaufwendungen für den Rechtsstreit 46 % 52 % unbedeutend gravierend/mittel fehlende Prozentpunkte = keine indirekten Schäden Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche 17

Wirksamkeit der Kontrollinstrumente E Wirksamkeit der Kontrollinstrumente In einer weiteren Frage haben wir erhoben, durch wen bzw. auf welche Weise die Delikte aufgedeckt wurden. 11 Dies geschieht nicht wie man zunächst annehmen möchte überwiegend durch die vorhandenen Kontrollinstrumente. Über drei Viertel der Wirtschaftsdelikte in der Versicherungswirtschaft wurden eher zufällig und zumeist durch unternehmensinterne oder externe Hinweisgeber aufgedeckt (81 %). 12 Diese Quote ist sogar noch höher als im Durchschnitt aller Branchen (71 %). Relativ selten erfolgt die Entdeckung auch im Vergleich mit den übrigen Branchen durch die Interne Revision. Hinweisgebersysteme tragen bislang eher wenig zur Aufdeckung bei, wobei zu berücksichtigen ist, dass nur etwa jeder zweite Versicherer (48 %) überhaupt über einen derartigen Informationsweg verfügte. Dennoch ist festzuhalten, dass Hinweisgebersysteme zunehmend Verbreitung finden. Noch 2007 gab es nur bei 27 % der Versicherungen ein Hinweisgebersystem, branchenübergreifend waren es 22 %. Mittlerweile nutzen 41 % der Versicherungsunternehmen in Deutschland ein derartiges System und sie tun es mit wachsendem Erfolg. Fast jede zehnte Wirtschafts straftat 13 wurde hierdurch aufgedeckt. Wir gehen daher davon aus, dass dies nur ein Anfang ist und es in Zukunft zur vermehrten Einführung von Hinweisgebersystemen kommen wird. 11 Die befragten Versicherer berichteten über 38 gravierende Schadenfälle, zumeist handelte es sich um Vermögensdelikte (84%). Branchenübergreifend wurden in der Studie 364 schwere Fälle genannt. 12 Hierzu wurden die Quoten der Entdeckung durch interne und externe Hinweise sowie durch andere Zufälle addiert. 13 Dies Ergebnis bezieht sich nur auf Unternehmen, die über ein Hinweisgebersystem verfügten. 18 Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche

Wirksamkeit der Kontrollinstrumente Abb. 8 Wege der Entdeckung der Delikte Hinweisgeber system interner Hinweis externer Hinweis Ermittlungen der Polizei/ Aufsichtsbehörde, z. B. BaFin Personal- oder Aufgaben wechsel, interne Revision externe Revision, z. B. Wirtschaftsprüfung Risiko management bezüglich Betrug elektronische, automatisierte Buchungs systeme durch Zufall 3 % 4 % 3 % 5 % 0 % 2 % 0 % 3 % 3 % 8 % 0 % 1 % 5 % 1 % 0 % 1 % 8 % 4 % 16 % 25 % 43 % 57 % Versicherungen alle Branchen Nennungen unter 1 % wurden nicht aufgenommen Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche 19

Täterprofile F Täterprofile Unternehmen werden zu einem großen Teil durch eigene Mitarbeiter und Manager geschädigt. Jede zweite Tat wird nämlich von Tätern begangen, die aus dem eigenen Unternehmen stammen. Dies gilt grundsätzlich auch innerhalb der Versicherungs branche. 47 % der hauptverantwortlich handelnden Täter kamen hier aus den eigenen Reihen, bei 40 % handelte es sich um externe Täter. Aber auch bei diesen bestand eine geschäftliche Beziehung. Bei nur 15 % der Fälle bestand keine vorherige geschäftliche Verbindung zu dem Täter. Somit kannte die betroffene Versicherung den oder die Täter in der Regel. Abb. 9 Beziehung der Täter zum geschädigten Unternehmen interner Täter 47 % 52 % in- und extern gleichermaßen (haupt)verantwortlich 13 % 15 % externer Täter 33 % 40 % externer Täter ohne Geschäftsbeziehung 15 % 24 % externe Täter Kunde/ Mandant Geschäftspartner/ Dienstleister 29 % 30 % 40 % 43 % andere Täter 4 % 10 % Versicherungen alle Branchen Nennungen unter 1 % wurden nicht aufgenommen Beschränken wir uns auf Vermögensdelikte, so zeigt sich das gleiche Bild. Ein relativ großer Teil der Schäden entstand hier durch Mitarbeiter des betroffenen Versicherungs unternehmens (37 %). Des Weiteren meinte jedes zweite Unternehmen (53 %), dass Versicherungsvermittler zumindest an den Taten beteiligt waren eine Gruppe, der aufgrund der engen Zusammenarbeit ebenfalls hohes Vertrauen entgegengebracht wird. Auch die Quote von Schädigungen durch Versicherungs nehmer fällt ähnlich hoch aus (47%). Diese Gruppe fiel den befragten Versicherern im Vergleich zu den anderen Gruppen zudem besonders auf: 39 % wurden häufig bzw. sogar sehr häufig durch Versicherungsnehmer geschädigt. Zugleich nannten Versicherer seltener Leistungserbringer und Lieferanten bzw. Dienst leister als Täter. 20 Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche

Täterprofile Abb. 10 Täter von Vermögensdelikten Mitarbeiter 37 % Versicherungsvermittler Versicherungsnehmer Leistungs erbringer im Versicherungsfall Lieferanten bzw. Dienstleister Mehrfachnennungen waren möglich 16 % 24 % 47 % 53 % Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche 21

Das Unternehmen hinter dem Täter G Das Unternehmen hinter dem Täter In den vergangenen Studien haben wir mehrfach und intensiv das Profil des internen Täters beschrieben. Es hat sich, bei leichten Schwankungen, über die Jahre verfestigt. Bei den internen Täter handelt es sich eher um langjährige Mitarbeiter in gehobenen Positionen im Alter zwischen 31 und 50 Jahren und damit um Personen, denen man besonderes Vertrauen entgegenbringt. 14 Auch auf die externen Täter trifft dieses Profil zu. Selbst beim Versicherungsbetrug entsprechen die Täter nicht dem Bild des typischen Kriminellen. Sie sind zwar etwas jünger, kommen aber aus allen gesellschaftlichen Schichten und sind damit nicht an bestimmte Milieus gebunden. 15 Hinter externen Tätern kann jedoch auch ein anderes Unternehmen stehen, für das oder mit dessen Billigung Wirtschaftsdelikte begangen werden. Bei über 40 % der Taten von externen Tätern gehen die befragten Unternehmen aller Branchen davon aus, dass die Tat zur Unternehmenspraxis des anderen Unternehmens gehörte. Die von uns befragten Versicherer sehen dies kaum anders. Hier waren 44 % der Meinung, dass die Schädigung vom anderen Unternehmen zumindest gebilligt wurde. Sehr häufig wurden die Taten auch auf unzureichende Compliance-Maßnahmen in anderen Unternehmen zurückgeführt (41 %) oder auf ihre prekäre wirtschaftliche Lage (42 %). Abb. 11 Tatgründe externer Täter Teil der Unternehmenspraxis des anderen Unternehmens Unternehmens leitung des anderen Unternehmens billigte dies mangelnde Compliance- Maßnahmen des anderen Unternehmens 42 % 43 % 44 % 41 % 51 % 64 % hoher Wettbewerbsdruck kritische wirtschaftliche Lage des anderen Unternehmens 31 % 44 % 48 % 42 % Globalisierung 6 % 14 % Versicherungen alle Branchen 14 PwC, Wirtschaftskriminalität 2005, Internationale und deutsche Ergebnisse, S. 20 ff. 15 Fechtenhauer, Detlef, Versicherungsbetrug 1998, S. 102; Klein, Heinrich, Versicherungsbetrug in der Kfz-Versicherung, 2002, S. 1. 22 Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche

Das Unternehmen hinter dem Täter Des Weiteren wollten wir wissen, inwiefern Taten von außen womöglich auch auf Sicherheits mängel im eigenen Unternehmen zurückzuführen sind. Die Mehrheit der insgesamt befragten Unternehmen sieht hier nur ein begrenztes Präventions potenzial; die betroffenen Versicherer zeigen sich hier jedoch ein wenig selbstkritischer. Ein Drittel der Unternehmen (35 %) bezeichnete Mängel im Risiko management als Mitursache und jedes vierte machte Schwächen im unzureichenden Kunden- und Geschäfts monitoring mitverantwortlich. Abb. 12 Schwachpunkte im eigenen Unternehmen bei Taten externer Täter unzureichendes Risiko management unzureichendes Kunden- bzw. Geschäftsmonitoring mangelnde Compliance- Maßnahmen im eigenen Unternehmen unzureichende interne Kontrollen im eigenen Unternehmen 28 % 25 % 22 % 20 % 22 % 20 % 28 % 35 % Versicherungen alle Branchen Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche 23

Compliance-Leuchttürme 2011 H Compliance-Leuchttürme 2011 Innerhalb weniger Jahre haben sich Compliance-Programme verbreitet. Jedes zweite Großunternehmen verfügt über ein derartiges Programm (52 %). Dies gilt auch für die Branche der Versicherer (48 %). Wir hielten es daher für an der Zeit, danach zu fragen, welche Unternehmen in Deutschland derzeit die überzeugendsten Compliance-Programme durchführen und damit als vorbildlich gelten. 16 Allerdings handelt es sich bei unserem Ergebnis nicht um ein Ranking der besten Unternehmen im Sinne eines Best in Compliance, da eine solche Frage kleinere und mittelständische Unternehmen aufgrund ihres geringeren Bekanntheitsgrad automatisch benachteiligt. Alle befragten Unternehmen konnten bis zu fünf nationale und internationale Unternehmen nennen, einschließlich ihres eigenen, die derzeit nach ihrer Einschätzung das überzeugendste Compliance-Programm in Deutschland durchführen. Von den befragten Versicherungen wurden am häufigsten die Compliance- Programme der Siemens AG, der Allianz SE und der Deutsche Bank AG genannt. 17 Neben der Allianz SE wurden keine weiteren Versicherungsunternehmen genannt. Dies kann bedeuten, dass Compliance-Proramme entweder innerhalb der Versicherungs wirtschaft zu wenig bekannt sind oder aber dass sich diese noch im Aufbau befinden. Dies zeigt den Handlungsbedarf hinsichtlich wirksamer Compliance-Programme im Vergleich zu anderen Branchen. Ziel sollte vor allem auch sein, bestehende Compliance-Programme bekannter zu machen. Abb. 13 Compliance-Leuchttürme in Deutschland 2011 aus Sicht der Versicherungsbranche Siemens AG 43 % Allianz SE 16 % Deutsche Bank AG 12 % Daimler AG/ Deutsche Bank AG Deutsche Telekom AG 5 % 8 % 16 Vgl. PwC, Wirtschaftskriminalität 2011, S. 58 ff. 17 Aus Sicht aller Branchen ergab sich folgende Rangfolge: 1. Siemens, 2. Daimler, 3. Volkswagen, 4. Deutsche Bank, 5. BMW; siehe PwC, Wirtschaftskriminalität 2011, S. 60. 24 Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche

Methodisches Vorgehen I Methodisches Vorgehen Die sechste Studie zur Wirtschaftskriminalität wurde im Auftrag von PwC und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg von TNS Emnid in Deutschland durchgeführt. Von Mitte Mai bis Mitte Juli 2011 wurden in Deutschland 830 Unternehmen telefonisch interviewt. Bei der hier vorliegenden Studie handelt es sich um eine Sonderauswertung von 75 Versicherungen, die zum Vergleich aus der Studie des Jahres 2007 herangezogen wurden. Die Ergebnisse beider Studien sind aufgrund der Stichprobenziehung repräsentativ. Details zur methodischen Durchführung können unserer Publikation Wirtschafts kriminalität 2011 entnommen werden. 18 Die Meisten der Befragten kamen aus der Rechtsabteilung (32 %) sowie, zu etwa gleichen Teilen, aus den Bereichen Interne Revision (19 %), Compliance (17 %) und Finanzen (16 %). Abb. 14 Funktion der Interviewpersonen in den einbezogenen Versicherungen Finanz abteilung 16 % Interne Revision Rechtsabteilung Personal Unternehmens sicherheit 1 % Risiko management Compliance anderer Bereich 9 % 8 % 17 % 19 % 29 % 32 % Mehrfachnennungen waren möglich Einbezogen wurden 2011 überwiegend Unternehmen, die in Deutschland bzw. weltweit über mindestens 500 Mitarbeiter verfügen. In der Stichprobe Versicherungen wurden auch Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern einbezogen. In Deutschland zählen etwa zwei Drittel der befragten Versicherungen zu größeren mittel ständischen Unternehmen, wobei 27 % über weniger als 500 Mitarbeiter verfügen und 35 % über 500 bis 1.000 Mitarbeiter. Ein knappes Drittel verfügt in Deutschland über mehr als 1.000 Mitarbeiter (29 %) und bei 9 % liegt die Beschäftigten zahl bei über 5.000 Mitarbeiter. 59 % der einbezogenen Versicherungen sind international vertreten. Ein Drittel (34 %) verfügt sogar über viele bzw. weltweite Standorte. 21 % der Unternehmen sind zudem an einer Börse notiert, davon über ein Viertel (27 %) an einer US-Börse. Weitere Details zur methodischen Durchführung können Sie unserer Gesamtstudie entnehmen. 18 Studie Wirtschaftskriminalität 2011 herausgegegeben von der PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und der Martin-Luther-Universitat Halle-Wittenberg, November 2011. Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche 25

Ihre Ansprechpartner Ihre Ansprechpartner PwC Gunter Lescher Partner Forensic Services Insurance Tel.: +49 211 981-2968 gunter.lescher@de.pwc.com Steffen Salvenmoser Partner Forensic Services Tel.: +49 69 9585-5555 steffen.salvenmoser@de.pwc.com Über uns Unsere Mandanten stehen tagtäglich vor vielfältigen Aufgaben, möchten neue Ideen umsetzen und suchen Rat. Sie erwarten, dass wir sie ganzheitlich betreuen und praxisorientierte Lösungen mit größtmöglichem Nutzen entwickeln. Deshalb setzen wir für jeden Mandanten, ob Global Player, Familienunternehmen oder kommunaler Träger, unser gesamtes Potenzial ein: Erfahrung, Branchenkenntnis, Fachwissen, Qualitätsanspruch, Innovationskraft und die Ressourcen unseres Expertennetzwerks in 158 Ländern. Besonders wichtig ist uns die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Mandanten, denn je besser wir sie kennen und verstehen, umso gezielter können wir sie unterstützen. PwC. 9.300 engagierte Menschen an 28 Standorten. 1,49 Mrd. Euro Gesamtleistung. Führende Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft in Deutschland. Forensic Services Trotz alarmierender Studien werden nach wie vor die Risikofaktoren Wirtschaftskriminalität und Wirtschaftskonflikte unterschätzt. Ihnen frühzeitig entgegen zusteuern, ist heute wichtiger denn je. PwC führt im Auftrag zahlreicher namhafter nationaler und internationaler Unternehmen Projekte zur Prozess optimierung durch. Unsere Spezialisten verfügen über langjährige Erfahrung und umfassendes Fach wissen im Bereich der bedarfsorientierten Konzeption und Vebesserung von betrieblichen Abläufen. Unsere Forensic-Services-Experten verfügen zudem über vielfältige Erfahrungen in den Bereichen Fraud, Geldwäsche und sonstige Compliance bei Versicherungsunternehmen und sonstigen Finanz dienstleistungsunternehmen. Wir begleiten Sie von der Prävention über die lückenlose Aufklärung aller Vorfälle auf Wunsch in Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden bis zur konkreten Umsetzung von Verbesserungs maßnahmen. Martin-Luther-Universität, Halle-Wittenberg Prof. Dr. jur. Kai Bussmann Lehrstuhl für Strafrecht und Kriminologie Juristische und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Tel.: +49 345 55-23116 kai.bussmann@jura.uni-halle.de 26 Wirtschafts kriminalität Versicherungsbranche

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