17.03.2010, Rede von Heinrich Haasis, Präsident des DSGV. Bilanzpressekonferenz der Sparkassen-Finanzgruppe. Meine Damen und Herren,



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Transkript:

17.03.2010, Rede von Heinrich Haasis, Präsident des DSGV Bilanzpressekonferenz der Sparkassen-Finanzgruppe Meine Damen und Herren, herzlich willkommen zur Bilanzpressekonferenz der Sparkassen-Finanzgruppe. Im vergangenen Jahr hat die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland einen Tiefpunkt erreicht. Nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik war ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um 5 Prozent zu verkraften. Die Sparkassen sind mit fast 50 Millionen Privatkunden und drei von vier Unternehmen als Kunden natürlich Teil dieser besonderen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Vor diesem Hintergrund haben wir ein sehr erfreuliches Geschäftsjahr 2009 erlebt. Ich möchte vorab drei Punkte hervorheben: 1. Die Sparkassen haben im Jahr 2009 ein Ergebnis vor Steuern von 4,6 Mrd. Euro erwirtschaftet. Das operative Ergebnis ist mit 10,8 Mrd. Euro um 2 Mrd. Euro (+22,4 Prozent) besser als 2008. Damit stärken die Sparkassen deutlich ihre Rücklagen und zahlen kräftig Steuern. 2. Die Sparkassen haben mit der Rekordsumme von 62,1 Mrd. Euro an neu zugesagten Unternehmenskrediten einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass es in Deutschland nicht zu einer Kreditklemme gekommen ist. 3. Die Sparkassen haben ein solides und stabiles Geschäftsmodell. Sie brauchen keine staatliche Unterstützung, sondern haben sogar noch erhebliche Leistungen zur Unterstützung einzelner Landesbanken erbracht. Damit sind sie - anders als private Eigentümer bei börsennotierten Banken - über ihre Verantwortung als Miteigentümer hinausgegangen. Die Sparkassen erwarten vor diesem Hintergrund aber jetzt, dass die Politik die richtigen

Schlussfolgerungen aus der Finanzkrise zieht und nicht diejenigen schwächt, die zur Stabilität des Finanzmarktes entscheidend beitragen. I. Geschäftsentwicklung Die 431 Sparkassen in Deutschland weisen 2009 eine positive Geschäftsentwicklung auf. Ihre Bilanzsumme erhöhte sich um 2,6 Mrd. Euro (+0,2 Prozent) auf 1.073 Mrd. Euro. Der Zuwachs geht auf reales Kundengeschäft zurück, nicht auf spekulative Finanzmarktpositionen oder Kreditersatzgeschäfte. Die Kundenkredite stiegen um 11,2 Mrd. Euro bzw. um 1,8 Prozent auf 642,6 Mrd. Euro. Besonders expandierten die Kredite an Unternehmen und Selbständige. Hier haben die Sparkassen das Volumen gegenüber dem Vorjahr um 9,6 Mrd. Euro bzw. 3,2 Prozent ausgebaut. Das ist einer der höchsten Zuwächse innerhalb der letzten 10 Jahre. Ich will vor allem darauf hinweisen, dass die Sparkassen 62,1 Mrd. Euro neue Kredite an Unternehmen und Selbständige zugesagt haben. Das sind 5,5 Prozent mehr als 2008. Diese hohe Steigerungsrate zeigt, dass die Unternehmen größere Teile der eingeräumten Kreditlinien noch gar nicht abgerufen haben. Zusammen mit den außergewöhnlich hohen Einlagen von Unternehmen stehen den Unternehmen allein hier liquide Mittel in Höhe von 74,1 Mrd. Euro zur Verfügung. Über 84 Prozent der zugesagten Unternehmenskredite sind mittel- und langfristige Finanzierungen. Sie dienen üblicherweise dazu, um in den Ersatz oder den Ausbau von Produktionskapazitäten zu investieren. Allerdings sind die Bruttoanlageinvestitionen 2009 um nominal 9,9 Prozent zurückgegangen. Die Erklärung für diese Entwicklung ist, dass die Unternehmen angesichts der günstigen Zinssituation vom kurzfristigen in den langfristigen Bereich umgeschuldet haben. Dieser Effekt wird häufig übersehen, wenn aus den Volumina für kurzfristige Kredite auf Finanzierungsengpässe geschlossen wird. Neben dem Unternehmenskredit entwickelten sich auch die Kundeneinlagen der Sparkassen positiv. Sie sind im abgelaufenen Jahr um 9,6 Mrd. Euro (+1,3 Prozent) auf 751,9 Mrd. Euro weiter angestiegen. In 2009 bevorzugten die Kunden zinsbedingt vor allem kurzfristige Anlagen. Mit einem Plus von 73,6 Mrd. Euro (+31,1 Prozent) stiegen die

Sichteinlagen stark an. Auch die Spareinlagen verbuchten ein deutliches Plus von 21,8 Mrd. Euro (+8,2 Prozent). Zusammen mit Wertpapieranlagen sowie Einzahlungen auf Bausparverträge und in Lebensversicherungen beträgt die Geldvermögensbildung der Kunden bei den Sparkassen 15,7 Mrd. Euro. II. Rentabilität Auf der Rentabilitätsseite machen die Sparkassen gegenüber 2008 einen deutlichen Sprung nach vorn. Das ist sehr erfreulich. Und dennoch sehen wir dieses Ergebnis realistisch. Es geht zum einen auf die positive Entwicklung des Zinsüberschusses zurück, zum anderen auf ein besseres Bewertungsergebnis. Der Zinsüberschuss lag mit 22,7 Mrd. Euro deutlich über dem Vorjahreswert. Eine wichtige Ursache dafür ist die im vergangenen Jahr steilere Zinskurve. Wir stellen uns allerdings darauf ein, dass die Zinsstruktur wieder abflachen und damit der Zinsüberschuss wieder unter Druck geraten wird. Dies gilt umso mehr, da im Kundengeschäft weiterhin höhere Margen nur schwer durchsetzbar sind. Das betrifft das Einlagengeschäft, aber auch das Kreditgeschäft, wo es erheblicher Anstrengungen bedarf, um höhere Risikoprämien bei steigenden Bonitätsrisiken zu erreichen. Wir müssen deshalb in Deutschland sehr darauf achten, dass bei aller politischer Diskussion über eine befürchtete Kreditklemme nicht außer Betracht gerät, dass Risiken angemessen bepreist werden müssen. Umso wichtiger ist ein effizientes Risikomanagement. Ich komme darauf beim Bewertungsergebnis gleich noch einmal zurück. Ein großes Ärgernis sind im Zusammenhang mit dem Margenwettbewerb nach wie vor die staatlich durch Kapital oder Bürgschaften gestützten Banken. Zwar hat die offensive Werbung mit Lockvogelangeboten bei den betroffenen Banken etwas nachgelassen. Weiterhin verschenkt aber die in Deutschland am stärksten staatlich gestützte Bank bis zu 100 Euro pro neuem Konto. Ich will gar nicht darüber reden, wie hoch man seine eigene Leistung einschätzt, wenn Kunden bei deren Inanspruchnahme Geld bekommen. Mir geht es eher darum, dass hier ein Wettbewerber 18,2 Mrd. Euro Staatsgeld erhält, dem Staat in diesem Jahr rund 900 Mio. Euro an Zinsen nicht zahlt und gleichzeitig Geld an Kunden verschenkt. Ich

halte dies für eine nicht akzeptable Wettbewerbsverzerrung. Die staatlichen Stützungsmaßnahmen für einzelne in Schieflage geratene Banken dürfen nicht diejenigen Banken benachteiligen, die ordentlich gewirtschaftet haben. Als größter Kapitalgeber ist der Bund hier in einer Mitverantwortung, auch wenn er nur 25 Prozent plus 1 Aktie an der Bank hält. Der Provisionsüberschuss lag trotz des stark rückläufigen Wertpapierumsatzes bei 6,0 Mrd. Euro. Das ist in etwa das Vorjahresniveau. Es ist den Sparkassen gelungen, durch zunehmendes Verbundgeschäft und verbesserte Provisionen aus der Immobilienvermittlung den deutlich gesunkenen Wertpapierumsatz nahezu in voller Höhe auszugleichen. Der Personalaufwand der Sparkassen lag 2009 bei 11,4 Mrd. Euro und damit rund 200 Mio. Euro (+1,5 Prozent) über dem Vorjahreswert. Die Sparkassen konnten diese Steigerung rund zur Hälfte durch Einsparungen bei den Sachkosten ausgleichen. Diese sanken 2009 um 70 Mio. Euro (-1,0 Prozent) auf 6,9 Mrd. Euro dank deutlich gesunkener IT- Aufwendungen. Hier wirkt sich die Zusammenführung unserer IT-Einheiten sehr positiv aus. Die Sparkassen haben auch im vergangenen Jahr den Personalumbau fortgesetzt. Sie beschäftigen aktuell insgesamt 249.600 Mitarbeiter (-0,7 Prozent gegenüber 2008). 1.800 Stellen wurden nach Ausscheiden von Mitarbeitern nicht wieder besetzt. Wir haben in den letzten Jahren immer darauf hingewiesen, dass wir diese notwendigen Effizienzverbesserungen nicht zu Lasten der Kundenbetreuung erreichen wollen. Folgerichtig ist der Anteil der Mitarbeiter, die in der Beratung, im Service und an der Kasse arbeiten und täglich persönlich für den Kunden da sind, nochmals gestiegen und liegt jetzt bei über 53 Prozent. Dieser Weg des Personalabbaus im kundenfernen Bereich bei gleichzeitiger Verbesserung der Betreuungsintensität wird fortgesetzt. Die Sparkassen positionieren sich ganz klar als Qualitätsanbieter. Dazu gehört eine bessere persönliche Betreuung als bei Wettbewerbern - mit Ansprechpartnern, die der Kunde kennt und die ihrerseits den Kunden kennen. Die Sparkassen-Finanzgruppe ist und bleibt der größte Arbeitgeber in der deutschen Kreditwirtschaft. Rund 45

Prozent der Beschäftigen in der deutschen Kreditwirtschaft arbeiten in unserer Gruppe. Im letzten Jahr haben allein die Sparkassen 7.000 Auszubildende eingestellt, insgesamt beschäftigen sie 18.600 junge Menschen in Ausbildung. In der gesamten Gruppe waren es 8.000 Neueinstellungen und insgesamt 21.800 Auszubildende. Die Ausbildungsquote von rund neun Prozent ist 50 Prozent höher als der Branchendurchschnitt. Das Betriebsergebnis vor Bewertung lag 2009 bei 10,8 Mrd. Euro. Eine erhebliche Entlastung erzielten die Sparkassen in 2009 beim Bewertungsergebnis. Es beträgt 5,3 Mrd. Euro nach 6,3 Mrd. Euro im Vorjahr. Das Jahr 2008 war in der gesamten Kreditwirtschaft durch hohe Wertpapierabschreibungen gekennzeichnet. Die Sparkassen waren hier durch eine vorsichtige Anlagepolitik zwar viel weniger als andere betroffen. Auch sie konnten sich aber diesem allgemeinen Trend mit Abschreibungen auf Wertpapiere in Höhe von seinerzeit 3,8 Mrd. Euro nicht ganz entziehen. Die gute Liquiditätslage hat die Sparkassen in die Lage versetzt, die Papiere weithin halten und auf eine gewisse Werterholung warten zu können. Das ist 2009 zu einem Teil erfolgt. Die Wertpapierbestände haben wieder 1,3 Mrd. Euro an Wert gewonnen. Ein besonders kritischer Blick gilt in Rezessionszeiten natürlich immer der Risikovorsorge im Kreditgeschäft. Hier sind die Wertberichtigungen allerdings mit 2,7 Mrd. Euro nicht so hoch, wie es anhand der gesamtwirtschaftlichen Situation hätte befürchtet werden können. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die Sparkassen sich intensiv um ihre Kunden kümmern und Restrukturierungen aktiv begleiten. Damit konnte die Wucht der Wirtschaftskrise nicht mehr voll durchschlagen. Wir müssen allerdings damit rechnen, dass jetzt schrittweise weitere Unternehmen an das Ende ihrer Eigenkapitaldecke kommen. Durch den traditionell nachlaufenden Effekt bei den Unternehmensinsolvenzen werden wir 2010 sicherlich erhöhte Wertberichtigungen im Kreditgeschäft zu verkraften haben. Wir stellen uns hier auf 0,40 Prozent der DBS ein. Das wird verkraftbar sein. Im Ergebnis sind bereits die wegen möglicher ordentlicher und außerplanmäßiger Abschreibungen auf Landesbankenanteile notwendigen Positionen enthalten.

Besonders wichtig scheint mir, dass die Sparkassen 2009 in einer Größenordnung von 3,4 Mrd. Euro Vorsorgereserven gebildet haben. Damit ist es gelungen, die Substanz zu verbessern und auch für weitere wirtschaftliche Herausforderungen gerüstet zu sein. Unter dem Strich steht ein Ergebnis vor Steuern von 4,6 Mrd. Euro. Davon führen die Sparkassen 2,3 Mrd. Euro gewinnabhängige Steuern ab. Damit haben die Sparkassen von 2000 bis einschließlich 2009 20,2 Mrd. Euro allein an gewinnabhängigen Steuern gezahlt. Ich glaube, dies sollte man gerade in der aktuellen Situation einmal hervorheben. Das Jahresergebnis der Sparkassen liegt bei 2,3 Mrd. Euro und damit um 1,4 Mrd. Euro (+146,8 Prozent) höher als 2008. Zusammen mit den Vorsorgereserven haben die Sparkassen ihre Substanz 2009 nachhaltig verbessert. III. Verbundpartner Lassen Sie mich nun einige Sätze zu den Verbundpartnern sagen. Landesbausparkassen Die zehn Landesbausparkassen konnten 2009 ein Neugeschäft von 32,5 Milliarden Euro erreichen. Damit bleiben sie zwar hinter dem Ausnahmejahr 2008 zurück, liegen aber deutlich über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Die um 10 Prozent gestiegene durchschnittliche Bausparsumme von rund 26.000 Euro zeigt dabei die ungebrochene Bedeutung des Bausparvertrages als Finanzierungsbaustein für die eigenen vier Wände. Mit einem Anteil von rund 39 Prozent an den neuen Bausparverträgen behaupten die Bausparkassen der Sparkassen klar ihre Marktführerschaft. Noch stärker ist die LBS-Marktposition im neuen Wohn- Riester-Markt. Mit knapp 180.000 LBS-Riester- Bausparverträgen im Jahre 2009 haben sie einen Marktanteil von über 50 Prozent erreicht. DekaBank Der DekaBank-Konzern, der zentrale Asset-Manager der Sparkassen-Finanzgruppe, hat das Geschäftsjahr 2009 mit einem sehr guten Ergebnis abgeschlossen. Grundlage für diesen Erfolg war die intelligente Verzahnung von Asset Management und unterstützenden Kapitalmarktaktivitäten. So

hat unter anderem die Anlage der freien Liquidität maßgeblich zur Ergebnissteigerung beigetragen. Der Fondsabsatz litt unter starken Mittelrückflüssen bei den Geldmarktfonds. Trotz eines Nettomittelaufkommens von 2,5 Mrd. Euro bei den Immobilienfonds war der gesamte Nettoabsatz der Geschäftsfelder Asset Management Kapitalmarkt und Immobilien zusammen nahezu ausgeglichen. Die DekaBank wird in den kommenden Monaten im Fondsgeschäft ihre Marktaktivitäten deutlich ausweiten. Das im Geschäftsbericht ausgewiesene ertragsrelevante Fondsvolumen der Geschäftsfelder Asset Management Kapitalmarkt und Asset Management Immobilien erhöhte sich auch aufgrund der guten Wertentwicklung der Fonds um 8,8 Mrd. Euro auf 151,2 Mrd. Euro. Einzelheiten erfahren Sie auf der Bilanz-Pressekonferenz der DekaBank genau in einer Woche am gleichen Ort. Öffentliche Versicherer Die Gruppe der Öffentlicher Versicherer verzeichnete nach noch vorläufigen Berechnungen im Jahr 2009 Bruttobeitragseinnahmen von insgesamt 17,34 Milliarden Euro. Das ist ein deutliches Beitragsplus von rund 4 Prozent. Das dürfte nach ersten Schätzungen für den Gesamtmarkt ausreichen, um ihre Position als Nummer Zwei im deutschen Versicherungsmarkt zu behaupten. Nach einem leichten Beitragsplus im Vorjahr von 1,4 Prozent konnten sie die gebuchten Bruttoprämien im abgelaufenen Geschäftsjahr um 11,4 Prozent steigern. Im weiterhin hart umkämpften Markt der Schaden- und Unfallversicherung stagnierten die Beiträge der Branche abermals, während die Versicherungen der Sparkassen ein Beitragsplus von 1,1 Prozent erzielten und ihre Beitragseinnahmen auf über sieben Milliarden Euro steigerten. Ihr Marktanteil beträgt nach ersten Berechnungen rund 14 Prozent. Ihre Marktführerschaft in der Wohngebäudeversicherung konnten die Öffentlichen mit weiterhin fast 40 Prozent behaupteten. Hier erzielten sie ein Beitragsplus von 3,4 Prozent. Insgesamt trifft die Finanz- und Wirtschaftskrise die Versicherungsunternehmen im Vergleich zu anderen Branchen weniger. Die Sparkassenversicherer profitieren zusätzlich von

dem großen Vertrauen, das weite Teile der Bevölkerung in ihre Eigentümer und Vertriebspartner, die Sparkassen, setzen. Weitere Details und Zahlen werden Sie im Rahmen der Pressekonferenz der Öffentlichen Versicherer erfahren. Landesbanken Die Landesbanken stellen Ihnen traditionell ihre Geschäftsergebnisse in eigenen Bilanzpressekonferenzen vor. Ich will mich deshalb hier auf einige wesentliche grundlegende Aussagen beschränken. Eine ganze Reihe von Landesbanken ist vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Ich nenne etwa die NordLB, die Helaba, die Bremer Landesbank, die Landesbank Saar, die DekaBank oder die Landesbank Berlin. Daneben gibt es auch Landesbanken, die in der Finanzkrise Probleme hatten, vor allem durch risikoreiche internationale Geschäfte. Die Betroffenheit ergibt sich nicht aus der rechtlichen Struktur, sondern aus einem besonderen Engagement auf internationalen Finanzmärkten. Daraus sollten die Träger - Politik und Sparkassen - gemeinsam die Schlussfolgerung ziehen, dass sich die Landesbanken künftig stärker auf Geschäfte mit realwirtschaftlicher Grundlage konzentrieren und weniger auf reine internationale Finanzgeschäfte. Bei einem Umstrukturierungsprozess muss unbedingt beachtet werden, dass die Landesbanken ein wichtiger volkswirtschaftlicher Faktor sind. Bei aller Kritik an manchen Geschäften der Landesbanken darf nicht vergessen werden, dass allein bei der Kreditvergabe an Unternehmen und Selbständige Landesbanken einen Marktanteil von knapp 20 Prozent haben. Die deutschen Unternehmen brauchen die Landesbanken. Und auch die Sparkassen brauchen Landesbanken als verlässliche Partner und Dienstleister im operativen Tagesgeschäft. Die Begleitung mittelständischer Firmenkunden der Sparkassen ins Ausland ist hier nur ein Beispiel. Die Sparkassen haben daher ein großes Interesse an effizienten und wettbewerbsfähigen Strukturen im Landesbankensektor. Aus unserer Sicht erfordert dies einen deutlichen Abbau nicht mehr benötigter Geschäftsbereiche und Risikoaktiva bei den heute bestehenden Einheiten. Dies geschieht derzeit, teilweise auch auf Druck der EU. Das ist ein schmerzhafter Prozess. Wenn ich es richtig sehe, unterziehen sich dem bisher fast nur die Landesbanken, obwohl es

insgesamt einen Bedarf zu Verkleinerung der international tätigen Finanzwirtschaft gibt. Vor allem im Hinblick auf den Abbau von Risiken ist dies positiv und wird von den Sparkassen unterstützt. Vorausgesetzt, es werden damit nicht Unternehmensteile veräußert, die für den Verbund von besonderer Bedeutung sind. Bei solchen sind wir daran interessiert, diese im Verbund zu halten. Landesbanken mit privaten Gesellschaftern oder privatisierte Geschäftsbereiche können aus Gründen des Kundenschutzes in wesentlichen, geschäftspolitisch sensiblen Funktionen keine Partner von Sparkassen sein. Bei der gemeinsamen Bearbeitung des Mittelstandes können Sparkassen verständlicherweise nur mit Partnern und nicht mit Konkurrenten zusammenarbeiten. Landesbank Berlin Lassen Sie mich speziell zur Landesbank Berlin einige Worte sagen. Wir sind mit der Entwicklung der LBB im Jahr 2009 angesichts der schwierigen Gesamtsituation auf den Finanzmärkten sehr zufrieden. Der Vorstand hat vorgeschlagen, für das Geschäftsjahr 2009 140 Mio. Euro in Form von Dividenden auszuschütten. Das entspricht unseren Erwartungen und Planungen. Das Institut besitzt ein stabiles Geschäftsmodell. Es ruht auf vier Säulen (Firmenkunden, Privatkunden, Gewerbliche Immobilienfinanzierung, Kapitalmarktgeschäft). Eine wichtige Rolle hat die Landesbank Berlin auch für die Zulieferung von gemeinsamen Produkten für das Retailgeschäft der Sparkassen. Es ist jetzt vorgesehen, hier die Schlagkraft und Effizienz weiter zu verbessern. Zu diesem Zweck werden die Landesbank Berlin und die Deutsche Leasing ihre Produktions- und Abwicklungsplattformen für die Absatzfinanzierung und das Konsumentenkreditgeschäft in einer gemeinsamen Tochtergesellschaft zusammenführen. Die Deutsche Leasing und die Landesbank Berlin haben sich bereits über die Eckpunkte einer Zusammenarbeit im Bereich der Auto-und Konsumentenfinanzierung verständigt. Die Deutsche Leasing bringt hierbei insbesondere ihre Expertise bei der KfZ-Finanzierung ein. Mit dem gemeinsamen Marktantritt beider Häuser in diesem Geschäftssegment wird ein bedeutender Meilenstein bei der Fokussierung und effizienten Gestaltung im Bereich der Auto- und

Konsumentenfinanzierungen in der Sparkassen-Finanzgruppe erreicht, von dem die Kunden der Sparkassen profitieren werden. Sie wissen, dass die Bündelungsmöglichkeiten in der Gruppe in diesem Geschäft damit noch nicht vollständig ausgeschöpft sind. Die betroffenen Häuser untersuchen deshalb Möglichkeiten, in diesen Zweierbund auch die Ready-Bank als Dritten einzubeziehen, und werden in den nächsten Wochen rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen einer möglichen Transaktion diskutieren. IV. Folgen der Finanzkrise Lassen Sie mich im letzten Teil auf einige Fragestellungen eingehen, die sich für die Kreditwirtschaft als Folge der Finanzkrise stellen. Dabei geht es aus unserer Sicht um drei Punkte: Das Kreditangebot in den nächsten Monaten, die grundlegende Frage der Regulierung der Finanzmärkte und das künftige Verhältnis zwischen Kunden und Kreditinstituten. Ich habe Ihnen bereits vorgetragen, dass die Sparkassen ihrer volkswirtschaftlichen Aufgabe, für ein ausreichendes Kreditangebot zu sorgen, 2009 umfassend nachgekommen sind. Das wird auch 2010 so bleiben. Jede Geschäftsidee, bei der ausreichend Aussicht auf Rückzahlung des Kredits besteht, wird bei Sparkassen finanziert! Die Sparkassen sind mit Eigenkapital und Liquidität darauf vorbereitet, ihr Kreditvolumen weiter deutlich zu steigern. Sie haben rund 110 Mrd. Euro mehr Einlagen als Kredite. Diese Mittel sind angesichts der Unsicherheit der Märkte gar nicht leicht anzulegen, wenn man spekulative Anlagen weitestgehend meiden will. Die Sparkassen suchen deshalb gute Anlagemöglichkeiten in Unternehmenskrediten. Ich will aber hier auch deutlich eine Lanze für die Landesbanken brechen, die ebenfalls ihrer volkswirtschaftlichen Rolle trotz einiger Herausforderungen umfassend nachkommen. Die Landesbanken tragen mit rund 204 Mrd. Euro deutlich mehr zur Kreditversorgung der Unternehmen in Deutschland bei als alle Großbanken zusammen (139 Mrd. Euro). Sie haben ihr Kreditvolumen nach den Zahlen der Bundesbank zwar leicht reduziert, aber deutlich weniger als der Rückgang der volkswirtschaftlichen Leistung und auch deutlich weniger als Auslands- und Großbanken. Ich glaube, dass es deshalb an der Zeit ist, die

Leistungen der Landesbanken endlich wieder fair zu bewerten. Wo sich im Einzelfall eine Landesbank einmal in einem Engagement etwas mehr zurückhalten muss, gibt es ausreichend Potenzial, auch Konsortialgeschäfte zwischen Sparkassen durchzuführen. Nun sind einige aus unserer Branche schon wieder unterwegs und fordern staatliche Hilfen zur Ankurbelung des Verbriefungsmarktes. Ich bin dafür, die staatlichen Unterstützungsmöglichkeiten auf die Unternehmen direkt auszurichten und nicht weitere Bankenhilfen zu organisieren. Sicher: Eine Bank gewinnt etwa durch staatlich abgesicherte Verbriefungen neue Eigenkapitalspielräume, die sie für neue Kredite einsetzen kann. Aber wer garantiert, dass sie das tut? Die Erfahrungen bei denjenigen, die bisher Staatshilfen erhalten haben, sind doch eher anders. Es kann für Marktteilnehmer durchaus sinnvoll sein, Verbriefungen vorzunehmen. Ich glaube, dass bei einer weiteren Normalisierung der Märkte dieses Instrument auch ohne staatliche Hilfen wiederbelebt werden kann. Statt über staatliche Garantien zu diskutieren, halte ich es für sinnvoller, nach Wegen für eine bessere Inanspruchnahme der staatlichen Förderprogramme zu suchen. Die Aufgabe besteht doch darin, hier den Zugang zu erleichtern. Dazu wäre sicher hilfreich, die Risikotoleranz zu erhöhen. Und es wäre überlegenswert, die Förderprogramme stärker auf den Eigenkapitalbedarf der Unternehmen auszurichten. Denn was nützt ein Kreditprogramm, wenn Unternehmen mangels Eigenkapital gar nicht die erforderliche Kreditbonität aufweisen? Sparkassen und Landesbanken werden über ihre Beteiligungsgesellschaften in diesem Jahr 550 Mio. Euro neues Eigenkapital für Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Mein zweiter Punkt betrifft die Regulierung der Finanzmärkte. Ich möchte hier einige kritische Anmerkungen machen. Wir sehen an den Märkten, dass zum Teil bereits wieder Verhaltensweisen um sich greifen, die mitursächlich für die Krise waren. Das trifft auf einen Markt, in dem die Krise mit zusätzlicher Liquidität bekämpft werden musste. Beides kann erhebliche Stabilitätsgefahren auslösen. Oder anders gesagt: Die Ursachen für die Finanzkrise sind bisher nicht beseitigt. Eine solche Krise könnte sich jederzeit wiederholen. Ich sehe deshalb die Aufgabe der Politik darin, nach der akuten und gut gelungenen Krisenbekämpfung jetzt in eine

wirksame Krisenprävention überzugehen. Eine Reihe der vorliegenden Vorschläge sind allerdings nicht geeignet, die Finanzmärkte stabiler zu machen. Ich will dies an zwei Beispielen verdeutlichen. Jetzt wird diskutiert, die Finanzwirtschaft insgesamt, unabhängig von ihrer Risikoneigung und Systemrelevanz, zu einer Abgabe heranzuziehen, unter Umständen sogar nach ihrer Bilanzsumme. Hauptsächlich bestraft mit einer solchen Abgabe würden die Kreditinstitute, deren Geschäftsmodell eng an der Realwirtschaft ausgerichtet ist und die die Krise nicht verursacht haben, die in Deutschland die Unternehmensfinanzierung sicherstellen und deswegen hohe Bilanzvolumina haben und die in der Krise sogar anderen Banken geholfen haben und sich als wichtiger Stabilitätsanker für die gesamte Volkswirtschaft erwiesen haben. Kurz gesagt, bestraft würden vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken. International agierende und auf Eigenhandel und strukturierte Produkte spezialisierte Banken, also solche Institute, die die Krise mit ausgelöst haben, würden weitgehend außen vor bleiben. Das sind falsche Schlussfolgerungen aus der Finanzkrise. Eine solche Abgabe für Sparkassen wäre unangemessen, ungerecht und volkswirtschaftlich schädlich. Wir können das nicht akzeptieren. Bankenregulierung muss bei den wirklichen Verursachern der Finanzkrise ansetzen. Das heißt, sehr risikogeneigte und systemrelevante Kreditinstitute müssen beschränkt werden. Ein zweites Beispiel betrifft die Sicherung der Kunden vor den Folgen von Schieflagen bei Kreditinstituten. Die Sparkassen und Genossenschaftsbanken in Deutschland haben absolut leistungsfähige Sicherungssysteme für ihre Kunden. Hier stehen jeweils alle Institute mit ihrem gesamten Vermögen füreinander ein. Diese Institutssicherungssysteme haben in der Krise keine staatliche Unterstützung benötigt und bei ihnen hat noch niemals ein Kunde durch Insolvenz Kapital verloren. Ich kann keinen einzigen vernünftigen Grund erkennen, weshalb unsere Kunden einen verminderten Einlagenschutz hinnehmen oder Sparkassen bzw. Genossenschaftsbanken für Investmentbanken haften sollten. Derartige Überlegungen gehen völlig an den notwendigen Schlussfolgerungen aus der Finanzkrise vorbei. Hier sind wir uns mit den Volks- und Raiffeisenbanken absolut einig - und ich denke, auch mit unseren Kunden.

Das ist mein letztes und wichtigstes Stichwort: Der Kunde. Die vergangenen zwei Jahre haben nachdrücklich aufgezeigt, wie sehr öffentlich-rechtliche, dezentrale Kreditinstitute stabilisierend auf unsere Volkswirtschaft wirken. Selten zuvor ist im Vertrauen der Bevölkerung der Unterschied zwischen Sparkassen und Banken so deutlich geworden. Gleichzeitig sehen wir aber auch, dass die Verbraucher durch die Krise gegenüber der Finanzwirtschaft insgesamt kritischer geworden sind. Wir müssen und wir wollen deshalb noch mehr Anstrengungen unternehmen, um das Vertrauen der Bevölkerung und besonders unserer Kunden zu halten, zu festigen und auszubauen. Mit unserer Geschäftsstrategie haben wir bereits vor einem Jahr eine Neujustierung der Geschäftspolitik vorgenommen. Die Eigenkapitalrendite spielt seitdem eine geringere Rolle, die Kundenzufriedenheit wurde auf die höchste Steuerungsebene gehoben. Für uns ist Transparenz ein entscheidender Faktor, um Vertrauen zu sichern. Wir schlagen deshalb als einen wichtigen Schritt vor, die Transparenz zu den Entgelten am Geldautomaten zu erhöhen. Heute sieht der Kunde bei einer Geldabhebung am Geldautomaten nicht, welche Kosten dafür tatsächlich anfallen. Das sollten wir in der deutschen Kreditwirtschaft gemeinsam ändern. Wir schlagen deshalb vor, die intransparenten Interbankenentgelte abzuschaffen und die tatsächlichen Preise einer Bargeldabhebung direkt am Geldautomaten auszuweisen. So würde jeder Kunde bereits vor der Bargeldabhebung über die tatsächlichen Kosten informiert. Damit würde er erstmals in die Lage versetzt, Unterschiede in den Entgelten wirklich zu sehen. Wir würden selbstverständlich dabei bleiben, dass Sparkassenkunden kostenlos an über 25.700 Sparkassen-Geldautomaten in Deutschland Bargeld abheben können. Die Kunden könnten dann endlich mit Blick auf alle Kosten selbst vergleichen, welche Kontomodelle für sie vorteilhaft sind. Das wäre ein fairer Wettbewerb! Der zweite Punkt betrifft die bessere Produkttransparenz. Vor wenigen Tagen haben wir gemeinsam mit den Genossenschaftsbanken und den öffentlichen Banken einen Standard für Produktinformationen vorgelegt, der schrittweise in den Markt eingeführt wird. Für etwa 80 Prozent der Menschen in Deutschland sind damit Anlageprodukte verschiedener Anbieter unmittelbar miteinander vergleichbar.

Dabei geht es um die übersichtliche Darstellung der wesentlichen Produktmerkmale, etwa den Zins, Fälligkeiten. Kosten, Provisionen und Risiken. Das ist ein großer Fortschritt für die Kunden. Damit ist aber noch nicht sichergestellt, dass der Kunde das zugrunde liegende Produkt wirklich verstanden hat. Wir empfehlen den Sparkassen, künftig in der Transparenz noch über das Produktinformationsblatt hinauszugehen und alle wesentlichen Produktgruppen in neuer Weise visuell zu erläutern. Das betrifft dann nicht nur Wertpapiere, sondern auch andere Produkte, etwa das Riester-Sparen, das seine besondere Komplexität dem Gesetzgeber verdankt. Unser Ziel ist es, Marktführer im verständlichen Erklären von Finanzprodukten zu werden. Den Kunden soll dies anhand von Printprodukten erläutert werden. Darüber hinaus werden wir zum Sparkassentag am 5./6. Mai März eine freiwillige Selbstverpflichtung vorlegen, mit der wir unser Verständnis einer anlegergerechten Beratung dokumentieren wollen. Im Kern geht es um Qualitätsstandards, mit denen wir sicherstellen, dass Kunden Produkte erhalten, die sie brauchen und die zu ihnen passen, und nicht solche, die der Anbieter gerne verkaufen möchte. V. Schluss 2009 war für die Sparkassen ein gutes Jahr. Die Institute sind ihrer großen Verantwortung gerecht geworden. Es hat sich erneut gezeigt, dass Sparkassen mit ihrem dezentralen Geschäftsmodell auch in schwierigen Zeiten in der Lage sind, vorhandene Substanz zu erhalten und neue Substanz zu erwirtschaften. Wir bekennen uns zu einem Geschäftsmodell, durch das örtlich eingeworbene Einlagen vor allem wieder in einen regionalen Wirtschaftskreislauf als Investitionsmittel eingespeist werden. Das ist für die Kunden verständlich, es ist nachhaltig und es ist verantwortungsvoll. Ich bin davon überzeugt, dass gerade nach der Finanzkrise einem solchen überschaubaren Geschäftsmodell die Zukunft gehört. Danke für Ihre Aufmerksamkeit!