Stadt Hanau Bauaufsicht Technischer Umweltschutz Kellerfeuchtigkeit im Altbau Vortrag in der Alten Schule Großauheim Am 06.10.2004, Referent: Dipl.-Ing. Martin Grap Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen des Landes NRW (früher: Landesinstitut für Bauwesen NRW) 1
Einleitung Feuchte Keller sind ein Ärgernis Sie stellen etwas hinein und wenn Sie es wieder brauchen, ist es verschimmelt, verrottet, verfault. Warum ist das so? Keller waren früher Lagerräume, in der Regel für Lebensmittel, die als Wintervorrat dienen sollten. Kühlschränke fanden erst seit den 1960 Jahren in größeren Umfang Einzug in die Haushalte. Bis dahin war es meist unwichtig, einen trockenen Keller zu haben kühl sollte er sein. Heute will man lieber saubere, vor allem trockene Räume, in denen man Lagergut so unterbringen kann, dass man es im nächsten Jahr wieder verwenden kann: Die Skiausrüstung, Zelt und Schlafsack, das Gästebett, die Diasammlung. Teil 1 Erkunden der Substanz Feuchtequellen, Salzquellen Messen, Bewerten Auswirkungen der Feuchte auf Gebäude und Bewohner Erstellen eines Instandsetzungskonzeptes Kellerfeuchtigkeit im Altbau Wunsch des Bauherrn Vorgaben der Baubehörden Zustand des Bauwerks Stadt Hanau, Technischer Umweltschutz -9- Instandsetzungskonzept Belastungen durch Feuchte Dipl.-Ing. M. Grap, ILS NRW Aachen 2
Fragen: Was erfordert die (geplante) Nutzung? - keine besonderen Anforderungen - optisch intakte Oberfläche (Gänge) > Mit Nutzer festlegen! - beheizte Räume * Wärmedämmung - trockene Räume - empfindliche Konstruktion - empfindliches Lagergut Woher stammt die Feuchte? - Oberflächenwasser - Leitungsschäden > Salze messen - Kondensat / Tauwasser - Bodenfeuchtigkeit / drückendes Wasser - hygroskopische Salze Welche Konstruktion ist vorhanden? - Baustoffe - Querschnitte, Regelaufbau - Außenbauteile / Innenbauteile > ggf. punktuell öffnen! - Fugen / Risse / Durchdringungen / Anschlüsse / Einbauten - Schädigung / Standsicherheit - Zugänglichkeit Welcher Baugrund steht an? - anstehender Boden - Verfüllboden. Durchlässigkeit? Sind Abdichtungen vorhanden? - Lage - Material > Ggf. Schürfgrube herstellen - Dränung vorhanden und funktionstüchtig? - Zustand / Mängel Wie ist der Zustand der Oberflächen? - Ablösungen / Ausblühungen - Schimmel > Feuchte messen - Oberflächenfeuchte - freies Wasser - Steighöhe 3
Vorgehensweise 1) Woher stammt die Feuchte? Ausschließen der augenscheinlichen Quellen mit freiem Wasser Quelle: Luftfeuchte Die Bodentemperatur in 1 m Tiefe ist ganzjährig annähernd konstant bei 14 16 C Ohne Dämmung liegt die Wandinnentemperatur 1 m unter Gelände in gleicher Höhe. Die Außentemperatur schwankt dagegen im Jahresverlauf stark: -12 +35 C Die relative Luftfeuchtigkeit der Außenluft schwankt im Jahresverlauf nur gering: 75 85 %rf Der absolute Wassergehalt der Luft ist temperaturabhängig! Beispiel: Sommersituation Wassergehalt in g/m³ In Abhängigkeit von der Lufttemperatur -12 C Kellerwand- Innenoberfläche +15 C Außenluft +20 C Sättigungsfeuchte 100% 1,8 12,8 17,3 85 % rf 1,5 10,8 14,7 75 % rf 1,4 9,6 12,9 Fazit: wird ein ungedämmter Keller mit Außenluft durchlüftet, die wärmer ist als 20 C, dann fällt an den Oberflächen der erdberührten Bauteile Wasser in flüssiger Form an! Dagegen kann Winterluft, die kalt von außen hereinkommt und sich dort erwärmt, große Mengen an Feuchte aufnehmen. Quelle: Grundwasser/Oberflächenwasser Im Gegensatz zu Kondensat, das sich in Kellerräumen typischerweise flächenhaft bildet (abhängig vom Belag sichtbar oder unsichtbar) tritt flüssiges Wasser meistens lokal auf. Anzeichen sind in der Regel wolkenförmige Verfärbungen und Putz- bzw. Farbablösungen, Ausblühungen, sandende Fugen. Der Ort, an dem sich diese Anzeichen konzentrieren gibt erste grobe Hinweise über die Herkunft der Belastung: - Störungszone flächig begrenzt: Rohrleitungsschaden oder Beschädigung der Abdichtung - Störungszone im Sockelbereich: Oberflächenwasser - Störungszone unten: aufsteigende Feuchte - Störungszone flächig: Bodenfeuchte bei fehlender Abdichtung oder Kondensat Leider sind die sichtbaren Anzeichen selten eindeutig. Daher ist eine eingehende Untersuchung der örtlichen Gegebenheiten des Gebäudes unumgänglich. 4
Entscheidend ist der Bemessungswasserstand: Der höchste nach Möglichkeit aus langjähriger Beobachtung ermittelte Grundwasser-/Hochwasserstand. Auskunft erteilt die Untere Wasserbehörde oder ergibt ein Bodengutachten. Daraus ergibt sich, ob gegen Bodenfeuchte bzw. nicht stauendes Sickerwasser (DIN 18195-4) oder gegen stauendes Sickerwasser oder drückendes Wasser abgedichtet werden muss (DIN 18195-6) 1. Nicht stauendes Sickerwasser liegt vor, wenn der Bemessungswasserstand mindestens 30 cm unter Fundament zu erwarten ist und der Verfüllboden vor dem Bauwerk gut durchlässig ist. Dies kann durch eine funktionierende (!) Dränung nach DIN 4095 erreicht werden. Fehlt die Dränung und ist kein durchlässiger Boden (Kies-Sand-Gemisch) vorhanden muss mindestens von zeitweise stauendem Sickerwasser ausgegangen werden. Quelle: Hygroskopische Salze Salze sind immer anzutreffen, wenn Gebäude längere Zeit vom Baugrund her durchfeuchtet sind. Sie werden im Baugrund oder der Bausubstanz durch die Feuchtigkeit gelöst, aufgenommen und mit transportiert. Während das Wasser an den der Luft ausgesetzten Oberflächen verdunstet, kristallisieren die Salze aus. Daher sind sie immer an den Oberflächen besonders konzentriert. Der Kristallisationsdruck und ggf. der chemische Angriff durch salzige Lösungen verursacht oberflächennahe Materialzerstörungen, die zu einem progressiven Substanzverlust führen können. So lösen z.b. Chloride ungeschützte Stahlbauteile auf (schwarzer Rost) und können so die Statik eines Bauwerkes empfindlich beeinträchtigen. Salze, die in hoher Konzentration vorliegen, wirken zudem hygroskopisch. D.h. sie nehmen Feuchtigkeit aus der Luft auf, sobald das Angebot ausreicht, wodurch sie wiederholt in Lösung gehen können und wieder kristallisieren. Die Zerstörungen schreiten dadurch fort. Typische bauschädliche Salze und ihre schadenverursachende Wirkung sind: Salzion Belastung niedrig mittel hoch Chloride < 0,2 M% 0,2-0,5 M% > 0,5 M% (substanzschädigend, stark hygroskopisch) < 0,1 M% bei Stahl Nitrate < 0,1 M% 0,1 0,3 M% > 0,3 M% (sprengend, hygroskopisch) Sulfate (zerstörend, nicht reversibel) < 0,5 M% 0,5 1,5 M% > 1,5 M% Maßnahmen gegen Salze Nur im Ausnahmefall Weitere Untersuchungen zur Kationenbestimmung, Maßnahmen im Einzelfall Nach WTA 4-5-99/D: Beurteilung von Mauerwerk Mauerwerksdiagnostik Weitere Untersuchungen zur Kationenbestimmung, Maßnahmen erforderlich Der höchste ermittelte Wert ist jeweils maßgebend. Es sind mindestens 6 Proben an gleichartigen Bauteilen erforderlich. 1 Im Bestand ist DIN 18195 Bauwerksabdichtungen nicht die ausschlaggebende technische Regel. Sie kann angewendet werden, muss aber nicht. 5
Mögliche Quellen für Chloride: Verwendung von Auftausalz (auch in der Vergangenheit), technische Prozesse, Nutzung der Räume zur Gewinnung und Herstellung von Speisen, Brandereignisse unter Beteilung von Kunststoff (auch Kriegseinwirkungen), gelegentlich Beimengungen im Anmachwasser des Mörtels bei Winterbaustellen Nitrate: Nutzung der Gebäude für Viehhaltung, menschliche und tierische Ausscheidungen (Abortgrube, defekte Abwasserrohre, Pinkelecken ), Lager für Düngemittel, selten auch durch Nutzung der Räume zur Gewinnung und Herstellung von Speisen Sulfate: unvollständiger Übergang des Mörtels in die hydraulische Phase, Vorhandensein von Gips, Rückstände von Verbrennungen Maßnahmen gegen die Wirkung der Salze sind in der Regel - das Entfernen des belasteten Putzes - das Auskratzen des Fugmörtels bis drei Zentimeter Tiefe - das trockene Beseitigen dieses Abbruchs - neu Verfugen des Mauerwerks mit sulfatbeständigem Mörtel - Aufbringen eines salzspeichernden Grundputzes (WTA-geprüft) - Aufbringen eines salz- und feuchtebeständigen Oberputzes (zusammen ca. 30-40 mm), genannt Sanierputz - Vermeiden von dichtenden Anstrichen - Belüften der sanierten Oberflächen Sanierputz hat gegenüber herkömmlichen Putzen ein höheres Porenvolumen und ist zudem hydrophob (wasserabweisend) ausgerüstet. Salze können im Porenraum auskristallisieren, ohne schnell sichtbare Schäden anzurichten. Das Problem löst er nicht. Außerdem: Sanierputz ist Opferputz. Ohne das Unterbinden des Feuchtenachschubs kann auch Sanierputz dem Salzangriff nicht ewig standhalten. 2) Wie ist die vorhandene Konstruktion beschaffen? Hilfsmittel hierzu: WTA-Merkblatt 4-5-99/D: Mauerwerksdiagnostik Ablauf: Orientierende Bauwerksbesichtigung Bestands- und Schadensaufnahme Erstellen eines Untersuchungsplanes Untersuchung zur Tragfähigkeit Untersuchung zu Baustoffkenndaten Untersuchung von Feuchte- und Salzgehalt Bewertung 6
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Zu klären ist u.a.: (Hilfsmittel hierzu: WTA-Merkblatt 4-3-98/D: Instandsetzung von Mauerwerk) - die Bauteilart z.b.: Gewölbekonstruktion, Wandscheibe, Stützwand, (Strebe)pfeiler - konstruktive Gegebenheiten z.b. ein- oder mehrschaliges Mauerwerk, Anschlüsse, Durchdringungen, Zugänglichkeit etc. - Baumaterial Gesteinsart: Naturstein, künstliche Steine Mörtelart: Kalk-, Zement-, Gipsmörtel - Störungen z.b. Risse, Klüftungen, Hohlräume - Schadensursachen z.b. Setzungen, Umbauten, Kriegsschäden, Änderung des Grundwasserhorizontes usw. In der Regel werden auch Bauteilöffnungen, endoskopische Untersuchungen und Probenahmen erforderlich. Die gewonnenen Proben sind analytisch durch ein Labor zu untersuchen auf Feuchteverteilung und Salzbelastung. (Hilfsmittel hierzu: WTA-Merkblatt 4-11- 02/D: Messung der Feuchte von mineralischen Baustoffen) Ergebnis: Instandsetzungskonzept (hier nicht weiter ausgeführt: Maßnahmen zur Ertüchtigung des Mauerwerks) Teil 2 Maßnahmen-Auswahl Nachträgliche Abdichtung, horizontal u. vertikal Sanierputz, Drainage, Trocknen, Dämmen Praktische Beispiele Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Voruntersuchungen und der Erstellung einer Feuchtebilanz, sowie wirtschaftlicher, technischer und denkmalpflegerischer Gesichtspunkte entsteht ein Abdichtungskonzept im Hinblick auf die angestrebte Nutzung. Möglichkeiten: 1. Nachträgliche mechanische Horizontalsperre (Hilfsmittel hierzu: WTA-Merkblatt 4-7-02/D) 2. Mauerwerksinjektion gegen kapillare Feuchtigkeit (Hilfsmittel hierzu: WTA-Merkblatt 4-4- 03/D) 3. Nachträgliches Abdichten erberührter Bauteile (Hilfsmittel hierzu: WTA-Merkblatt E4-6- 03/D) 8
Nachträgliche mechanische Horizontalsperre Ziel: Herstellen eine funktionsfähigen horizontalen Abdichtung Prinzip: vollständige Unterbrechung des kapillaren Wassertransports Varianten: - Blecheinschlagverfahren - Schneide- und Sägeverfahren - Kernbohrverfahren - Maueraustauschverfahren - Kombinationen aus o.g. Voraussetzung 1: statische Verträglichkeit Bleche und Dichtungsbahnen bilden nach Einbau eine Gleitschicht im Mauerwerk, die keine quer dazu verlaufenden Kräfte übertragen kann. Dies ist aber bei Gewölbedecken regelmäßig der Fall. Somit sind bei vorhandenen Gewölben Blecheinschlagverfahren oder Sägeverfahren ausgeschlossen. Blecheinschlagverfahren und Sägeverfahren führen zu erheblichen Erschütterungen im Bauwerk und damit oft zu möglichen Folgeschäden. Bleche können nur bei vorhandenen durchgehenden Lagerfugen im Mauerwerk eingesetzt werden. Alle Verfahren können nur in kleinen Arbeitsabschnitten von nicht mehr als 1 m Länge ausgeführt werden, da sonst größere Setzungen und Rissbildungen drohen. Setzungen in geringem Maße sind unvermeidbar. Voraussetzung 2: Zugänglichkeit Die abzudichtende Wände sind von außen und innen zugänglich = Feigraben! Störende Bauteile wie Elektroleitungen, Wasser- und Abwasserfallleitungen, Stützen und dgl. können demontiert werden. Voraussetzung 3: Festigkeit/Kraftschluss Das Mauerwerk muss vorher hohlraumfrei und fest sein. Notfalls ist vorher eine Mauerwerksverfestigung mit Verpressmörtel durchzuführen. Der Verpressmörtel muss mit den vorhandenen Materialien verträglich sein. 9
Mauerwerksinjektion gegen kapillare Feuchtigkeit Hilfsmittel hierzu: WTA-Merkblatt 4-4-03/D Feuchtigkeit wird in mineralischen Baustoffen durch vorhandene Kapillaren weitergeleitet. Einige schwere Natursteine weisen nur eine geringe Kapillarität auf, z.b. Granit, Basalt, Schiefer. In diesen erfolgt der Feuchtetransport hauptsächlich über den Mörtel im Fugennetz. Künstliche Steine, wie Ziegel, Kalk-Sandstein, Betonstein (Hbl), Porenbeton, haben ein gut leitendes Kapillarsystem. Ziel von Bohrloch-Injektionen ist es, diesen kapillaren Wassertransport zu unterbinden. Prinzipien sind: Hydrophobieren, Verengen, Verstopfen. Als Injektionsstoffe kommen in Frage: Kapillar verstopfend Kapillar verengend Hydrophobierend Paraffine 1) X Polyacrylatgel X Siliconat X Alkalisilikat /Alkalimethylsilikat 1) X X Siliconmikroemulsionen 1) X Siloxane 1) X Polyurethanharz X Polyurethangel X Epoxidharz X Harzlösung X X Injektionsmörtel X X 1) Eignet sich zur drucklosen Injektion 10
Wirkprinzipien: Injektionsbohrungen werden so schräg nach unten eingebracht, dass sie mindestens zwei Lagerfugen schneiden. Die Bohrtiefe ist so gewählt, dass die Wand nicht durchdrungen wird, sondern ca. 5 cm Fleisch übrig bleibt. Bei Wanddicken über 60 cm genügt etwa 2/3 der Wanddicke, wenn beidseitige injiziert werden kann. Der seitliche Bohrlochabstand soll zwischen 10 12,5 cm betragen. Wird nur einseitig injiziert, sind zwei Bohrlochreihen mit ca. 8 cm Höhenversatz anzuordnen, wobei der seitliche Abstand je Reihe dann 20-25 cm betragen kann. Vor der Injektion muss immer sichergestellt sein, dass das Mauerwerk hohlraumfrei ist. Gegebenenfalls ist vorher mit Mörtel zu verpressen, die Hohlräume zu schließen und so das Mauerwerk zu stabilisieren. 11
Es ist leider produktabhängig, welches Mittel unter welchen Randbedingungen geeignet ist. Während die Salzbeständigkeit bei fast allen Produkten gegeben ist, ist der Porenfüllungsgrad des feuchtebelasteten Mauerwerks entscheidend für die Anwendbarkeit einzelner Stoffe und Verfahren. So muss ein Injektionsmittel bei über 60 % Vorfüllung des Porenraumes das Wasser entweder verdrängen (hoher Druck erforderlich) oder sich mit ihm so mischen, dass alle Kapillaren erreicht werden. Daher sind vorher eingehende Mauerwerksuntersuchungen (s.o.) dringend erforderlich, da ohne die so ermittelten Parameter die Anwendung irgendeines Mittels entweder unnötig teuer oder gar nutzlos ist. Einige Verfahren lösen das Problem, indem vor der Injektion der Wandquerschnitt mit Hilfe von in die Bohrungen eingebrachten Heizstäben getrocknet wird. Der Energieeinsatz ist zwar hoch, doch hat sich die Methode bewährt. In das vorgetrocknete Mauerwerk lassen sich die Mittel sicher einbringen und erreichen ein gute Verteilung. Genaue Auskünfte, unter welchen Randbedingungen Injektionsmittel anwendbar sind, erteilen die Hersteller von WTA-geprüften Produkten. 12
Mauerwerksinjektionen werden in der Regel mit Flächenabdichtungen kombiniert. Es ist abhängig vom festgelegten Instandsetzungsziel, ob horizontale Schichten durch Injektion am Mauerfuß oder oberhalb des Geländes unter der Kellerdecke eingebracht werden. Auch flächige Injektionen sind möglich. Auf jeden Fall soll oberhalb des Geländes von außen eine spritzwasserabweisende Bekleidung des Sockelmauerwerks vorhanden sein (DIN 18195-4), etwa ein hydrophobierter Putz bis in 30 cm über Gelände. Eine besondere Betrachtung verdient die Behandlung einbindender Bauteile, wie z.b. der Innenwände. Hier muss sichergestellt werden, dass die Feuchtigkeit nicht über Umwege weiter aufsteigen kann. 13
Abdichtungen von außen und innen Die klassische und sicherste Abdichtung erfolgt außenseitig. Dazu ist Voraussetzung, dass die belasteten Wände freigelegt werden können. Sie sind von anhaftendem Schmutz zu reinigen. Sind bereits Dichtungsschichten vorhanden, die nicht mehr funktionsfähig sind, so müssen die neu aufzubringenden Materialien dennoch mit ihnen verträglich sein. In diesen Fällen werden Materialien und Dichtungsbahnen nach DIN 18195-3 zum Einsatz kommen: Bitumenbahnen oder Kunststoffmodifizierte Bitumen-Spachtelmassen (KMB). Weitere Möglichkeiten sind: Material Maßnahmen gem. WTA-Merkblatt 4-9-98-D bei Feuchtigkeit Nicht drückendes Wasser Drückendes Wasser Kunststoffmodifizierte Bitumendickbeschichtungen 3 mm 3 mm 4 mm Gewebeeinlage Schutzschicht erf. Bituminöse Flüssigfolien 3 lagig - - Zementgebundene Dichtungsschlämme 2 mm 3 mm, nicht bei Rissen 4 mm nicht bei Rissen Schutzschicht erf. WU-Beton gem. DIN 1045 gem. DIN 1045 Selbstklebende Dichtungsbahnen Dichtungsschlämme, Grundierung, 1 Lage Dichtungsschlämme, Grundierung, 2 Lagen./. Altes Mauerwerk ist in der Regel uneben und klüftig. In diesem Fall ist es zunächst zu egalisieren. Hierzu gibt es spezielle kunststoffmodifizierte Mörtel, die ihrerseits wasserabweisend sind. Sie sind auch geeignet, um flächige Abdichtungen herzustellen. Ihre Anwendung bedingt, dass vorhandene bituminöse Dichtschichten vorher entfernt werden! Abdichtungsmaßnahmen von außen, sind, abhängig von den Bodenverhältnissen, zweckmäßig mit einer Drainage nach DIN 4095 zu kombinieren. Die Regelungen, die sich aus DIN 18195 ergeben, sollen hier jedoch nicht vertieft werden sie sind eine klassische Methode, zu der ein ausreichender Wissenstand bei Bauschaffenden angenommen werden darf. 14
Sind die Bauteile von außen nicht erreichbar, bestehen Möglichkeiten zur Abdichtung von innen. Geeignete Verfahren sind: Dichtungsschlämmen oder WU-Beton als Vorsatzschale, sofern keine mörtelschädigenden Salze vorliegen Oberhalb sind in der Regel zusätzliche horizontale Abdichtungen, Sperrschichten oder Injektionen im Wandquerschnitt anzuordnen, bei kapillar aufsteigender Feuchte auch im Wandfußpunkt! Schleierinjektionen durch geeignete Injektagemittel vor den Wänden durch ein Bohrlochraster. Mögliche Injektagemittel sind: Bentonit, Silikat, Zement (nicht bei Rissgefahr), PUR-Harze, Acrylharzgel. Eingeschränkt geeignet sind EP-Harze, denn sie sind feuchteempfindlich. Es ist der Nachweis der physiologischen Unbedenklichkeit zu führen! 15
Sonderverfahren Elektrophysikalische Verfahren a) mit Hilfe von Elektroden und stetiger Gleichspannungsversorgung Bei diesem Verfahren wird ein dem Wasser entgegengesetzter Strom durch den Baukörper geleitet. Die Stromstärke ist abhängig vom Versalzungsgrad, dem Durchfeuchtungsgrad und der Elektrodenlänge. Effekt: entlang der Kathode tritt fortwährend Wasser aus, das aufgefangen und abgeleitet werden muss. Das Wasser ist mineralhaltig und sauer! Infolgedessen werden die Elektroden auf Dauer zersetzt. Solche Anlagen benötigen erheblichen Betriebsstrom und fortgesetzte Wartung. b) mit Hilfe von Funkwellen Kleine Kästchen mit Frequenzumformer und Sendeanlage sollen bei einigen Milliwatt Sendeleistung die Wassermoleküle in den Kapillaren durch den Effekt der umgekehrten Elektroosmose zur Umkehr zwingen. Der Effekt ist prinzipiell theoretisch bekannt und praktisch erwiesen allerdings im Labormaßstab. Häufig dargestellte Referenzen der Firmen zur praktischen Bewährung werden von der Wissenschaft und weiten Kreisen der Fachleute bezweifelt. Mechanische Verfahren Mauerbelüftung im Bohrlochverfahren Das feuchtebelastete Sockelmauerwerk wurde im Abstand von ca. 30 cm mist zweireihig mit Belüftungsbohrungen von außen versehen. Aufgestiegene Feuchtigkeit sollte so besser verdunsten können. Tatsächlich wurde es schlimmer, da es in den Bohrungen bei ungünstiger Witterung zu Regenwassereintrag und sog. Sekundärkondensation kam. Hinweis: Rechtssichere Vergaberegeln oder technische Anforderungen für die nachträgliche Abdichtung im Bestand fehlen! Somit sind die geschuldete Leistung (= erwartetes Ergebnis der Sanierungsmaßnahme nach einer festzulegenden Zeit), Verfahren und Art der Zielkontrolle individuell vertraglich zu vereinbaren. Lösungsvorschlag: Lassen Sie sich von einem Architekten / Sachverständigen beraten. 16
Literatur - DIN 18195 Bauwerksabdichtungen, Beuth-Verlag (www.beuth.de) o Teil 1: Planung. Bemessung, Ausführung o Teil 2: Stoffe o Teil 3: Anforderungen an den Untergrund und Verarbeitung der Stoffe o Teil 4: Abdichtungen gegen Bodenfeuchte und nicht stauendes Sickerwasser o Teil 6: Abdichtungen gegen von außen drückendes Wasser und stauendes Sickerwasser o Teil 8: Abdichtungen über Bewegungsfugen o Teil 9: Durchdringungen, Übergänge, An- und Abschlüsse o Teil 10: Schutzschichten und Schutzmaßnahmen - Merkblätter der Wissenschaftlich-Technischen Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.v. (WTA) (www.wta.de) o 4-3-98/D: Instandsetzen von Mauerwerk - Standsicherheit / Tragfähigkeit o 4-4-96/D: Mauerwerksinjektion, Endgültige Fassung: Nov. 95 o 4-5-99/D: Beurteilung von Mauerwerk Mauerwerksdiagnostik o 4-6-98/D: Nachträgliches Abdichten erdberührter Bauteile o 4-7-02/D: Nachträgliche Mechanische Horizontalsperren o 4-11-02/D: Messung der Feuchte bei mineralischen Baustoffen o E-4-4-03/ D: Mauerwerksinjektion gegen kapillare Feuchtigkeit - Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdichtungen von Bauteilen mit mineralischen Dichtungsschlämmen - Mai 2002, Hrsg. Deutsche Bauchemie u.a. (www.deutschebauchemie.de) - Richtlinie für die Planung und Ausführung von Abdichtungen mit kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtungen - erdberührte Bauteile - Zeitschrift Bautenschutz und Bausanierung, Rudolf Müller Verlag (www.bautenschutzbausanierung.de) - Fachbuch Kellerfeuchtigkeit in Altbauten vermindern, Landesinstitut für Bauwesen NRW (www.ils.nrw.de) - Ratgeber 6 Baufeuchtigkeit prüfen und beheben Verfahrenstechniken, Hrsg. Landesinstitut für Bauwesen und angewandte Bauschadensforschung NRW 1995. (vergriffen; Download z.zt. unter http://www.lb.nrw.de/publikation/kostenlose/ratgeber/bautechnik.htm, demnächst auch unter http://www.ils.nrw.de/zwl/service/publikationen.html) - H. Künzel, Schadensursachen bei alten Gebäuden: Aufsteigende Feuchte, hygroskopische Feuchte oder Tauwasser, IBP-Mitteilung 337, Fraunhofer Institut für Bauphysik 1998 17