Managing Diversity im Arbeitsmarktservice Wien für Jugendliche



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Managing Diversity im Arbeitsmarktservice Wien für Jugendliche Auf Grund der besonders prekären Arbeitsmarktsituation von jugendlichen MigrantInnen und ihrer spezifischen Problemlagen entstand die Notwendigkeit für das Projekt Managing Diversity im AMS Wien für Jugendliche. Wer in jungen Jahren den Anschluss an die Berufswelt verpasst, dem droht in wirtschaftlich schweren Zeiten immer wieder der Jobverlust. Ziel ist daher die Schaffung besserer Rahmenbedingungen für die Integration dieser Diversity-Gruppe sowohl in AMS-Maßnahmen als auch am Arbeitsmarkt. KundInnen mit Migrationshintergrund beim AMS Jugendliche Das Wiener AMS Jugendliche hat rund 12.000 KundInnen in Betreuung, wobei sich fasst die Hälfte in Schulungen befindet. Eine Umfrage zwischen November 2006 und Jänner 2007 bei fünf Schaltern (Beratungszone und Servicezone) ergab, dass 65,5% der Jugendlichen einen Migrationshintergrund haben. Grafik 1: Anteil der KundInnen mit Migrationshintergrund zweisprachig 4,5% Deutsch 34,5% nicht Deutsch 61% Bevölkerungsstruktur und Arbeitsmarktlage Wien ist das Bundesland mit dem höchsten AusländerInnen- (16%) und MigrantInnenanteil (30%). Neben den ursprünglichen Herkunftsgruppen (Nachfolgestaaten Jugoslawiens und die Türkei), die auf die Gastarbeiterrekrutierung der sechziger und siebziger Jahre zurückgehen, kommen neue Zuwanderergruppen vor allem aus alten und neuen EU-Mitgliedsländer, Afrika und Asien. Die Altersverteilung der AusländerInnen unterscheidet sich stark von der eingesessenen österreichischen Bevölkerung. Die AusländerInnenbevölkerung (gilt auch für Personen mit 1

Migrationshintergrund) ist im Schnitt merklich jünger. Das hatte zur Folge, dass der Anteil der ausländischen Jugendlichen an der Bevölkerung der 15-20jährigen rascher anstieg und derzeit prozentuell höher ist als jener der AusländerInnen an der Gesamtbevölkerung. Das spiegelt sich auch in der Einwohnerstatistik wieder Grafik 2: Anteil der MigrantInnen in Wien nach Alter 45% 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 0-5 Jahre 15-20 Jahre 35-40 Jahre 45-50 Jahre Gesamt Geburt im Ausland Bei einer MitarbeiterInnenbefragung im AMS Jugendliche (Oktober 2006) zum Thema Diversity Management gab die Mehrheit an, dass die MitarbeiterInnenstruktur und die sprachliche Vielfalt innerhalb der MitarbeiterInnen weder das Spiegelbild der Gesellschaft darstellen noch der kulturellen Herkunft der Kunden entsprechen. Obwohl die interkulturelle Thematik im AMS allgegenwärtig ist, scheint sie selten thematisiert zu werden. Die Frage, ob Führungskräfte im Haus regelmäßig über auftretende Probleme bzw. Fortschritte und ergriffene Maßnahmen hinsichtlich dieser Thematik berichten, wurde weit unterdurchschnittlich bewertet. Bei einer KundInnenbefragung durch die KMU-Forschung im Jahr 2007 wurden insgesamt 298 Jugendliche, davon 265 Jugendliche mit Migrationshintergrund (65 % männliche Personen) befragt. Mehr als zwei Drittel der MigrantInnen waren zum Zeitpunkt der Befragung bereits 18 Jahre und älter. In der Stichprobe befanden sich vor allem Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei (jeweils mehr als ein Drittel), sonstige befragte Personen stammen aus Osteuropa, dem Mittleren Osten, Afrika oder Asien. Obwohl zwei Drittel der Befragten die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen, sind mehr als die Hälfte der Befragten nicht in Österreich geboren worden. Fast 40% der Jugendlichen kam vor dem sechsten Lebensjahr nach Österreich, etwa. ein Drittel war im schulpflichtigen Alter und 28% waren über 15 Jahre alt. Die Jugendlichen aus Ex-Jugoslawien bzw. der Türkei sind eher 2

schon in Österreich geboren worden oder kamen relativ jung nach Österreich, während mehr als die Hälfte der befragten Jugendlichen aus den anderen Herkunftsgruppen hingegen nach dem schulpflichtigen Alter immigrierten. Als Indikatoren für die Integration wurden der Gebrauch der deutschen Sprache, das Zugehörigkeitsgefühl, die Bedeutung von Traditionen des Herkunftslandes herangezogen. Fast die Hälfte der Jugendlichen gab an, nur in der Muttersprache mit ihren Eltern zu kommunizieren, über 40% verwendeten daneben auch Deutsch. Weniger als ein Zehntel der Jugendlichen spricht nur Deutsch mit den Eltern, allerdings tun dies ein Drittel mit ihren Geschwistern während in der Kommunikation der Geschwister die Muttersprache nur bei einem Viertel als alleinige Sprache verwendet wird. Grafik3: Gesprochene Sprachen mit Eltern und Geschwistern, befragte Jugendliche in Prozent 9% 33% 44% 42% 47% 25% nur Deutsch nur Muttersprache nur Deutsch nur Muttersprache mehrere Sprachen mehrere Sprachen Die Tradition und Religion des Herkunftslandes spielen bei 68% der befragten Jugendlichen eine wichtige Rolle in der Familie, wobei sich kristallisierte, dass dies vor allem für die Eltern und weniger für die Jugendlichen von Bedeutung ist. Während fast 60% der türkischen Familien Traditionen für sehr wichtig halten, tun dies nur ein Drittel der Familien aus den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens und 44% der sonstigen Länder. Besonders türkische KundInnen sind oftmals sehr stark in ihren Familienverband eingebunden, wo die Traditionen ihres Herkunftslandes noch stark gepflegt werden. Insbesondere türkische Mädchen stehen unter starkem Einfluss ihres Elternhauses. Grafik 4: Rolle der Tradition und Religion des Herkunftslandes in der Familie, befragte Jugendliche in Prozent Gesamt 45 23 22 10 Ex-Jugoslaw ien 33 24 30 14 Türkei 58 23 16 3 3 sonstige Länder 44 22 19 15

Auf die Frage Welchem Land fühlst du dich zugehörig? antwortete fast die Hälfte (49%) der jugendlichen MigrantInnen Österreich. Mehr als ein Drittel (35%) der Befragten gab an, sich gleichermaßen Österreich und ihrem Herkunftsland zugehörig zu fühlen. Der jeweilige Migrationshintergrund (bzw. das Herkunftsland) der Jugendlichen hat keinen Einfluss auf die Stärke des Zugehörigkeitsgefühls zu Österreich. Es spielt vielmehr eine Rolle, ob der Jugendliche in Österreich oder im Ausland geboren ist bzw. in welchem Alter er/sie nach Österreich kam. Unter jenen, die nach ihrer Geburt nach Österreich kamen, ist das Zugehörigkeitsgefühl zu beiden Ländern unter allen Jugendlichen am stärksten ausgeprägt (41%). Je jünger die Befragten nach Österreich kamen, umso stärker fühlen sie sich ausschließlich Österreich zugehörig. Grafik 5: Zugehörigkeitsgefühl der befragten Jugendlichen, in Prozent Gesamt 49 35 13 2 in Österreich geboren 55 30 12 3 im Ausland geboren 43 41 15 1 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Österreich beiden Ländern gleich Herkunftsland keinem Bei der Frage nach der Beschäftigungssituation der Eltern der befragten Jugendlichen ergab sich ein sehr differenziertes Bild. Die Eltern arbeiten weitgehend in niedrig qualifizierten Berufen und auch das Bildungsniveau der Eltern der befragten MigrantInnen ist relativ gering, wie die Befragung der KMU FORSCHUNG AUSTRIA ergibt. Die wenigsten Eltern können höhere Bildungsabschlüsse vorweisen. Ein Drittel der Eltern hat nur die Pflichtschule absolviert und etwa 12 % weisen nur eine Volksschulbildung vor, wobei dies mehrheitlich bei den türkischen Eltern der Fall ist. Über eine Berufsausbildung (in Form einer Lehre oder Fachausbildung) verfügen, laut Angaben der befragten Jugendlichen, 19 % der Väter und 13 % der Mütter. Lediglich 5% der Väter und 4% der Mütter absolvierten ein Studium an einer Universität, Fachhochschule oder an einem Kolleg. Sonstige erworbene Qualifikationen der Eltern 4

beziehen sich auf Ausbildungen auf Maturaniveau, andere Fachausbildungen (z.b. Krankenschwesternschule), keinen Schulbesuch (laut Auskunft ihrer Kinder) oder eine Integration in ausländische Schulsysteme (ohne genaue Spezifizierung). Mehr als ein Viertel der Jugendlichen wusste überhaupt nicht über die Schullaufbahn ihrer Eltern Bescheid. Dieses vielfach niedrigere Ausbildungsniveau von Personen mit ausländischem Herkunftshintergrund im Vergleich zur restlichen österreichischen Bevölkerung wirkt sich auch negativ auf deren Integration in den heimischen Arbeitsmarkt aus. Ein wesentliches Problem einen Teil der AMS-KundInnen ist ihr geringes Ausbildungsniveau. Den Jugendlichen fehlen entsprechende Schulabschlüsse bzw. die notwendige Grundausbildung. Von den befragten jugendlichen MigrantInnen besuchten 29% zuletzt die Hauptschule/Kooperative Mittelschule und 19% gingen in einen polytechnischen Lehrgang. In etwa ein Viertel der Befragten war zuletzt in der Berufsschule, da einige Jugendlichen bereits einmal eine Lehrausbildung begonnen haben, wobei jedoch ein Großteil diese wieder abgebrochen hat. Lediglich 11% haben eine AHS bzw. BHS besucht und nur 3% eine Handelsschule. Zudem wurden von den jugendlichen MigrantInnen diverse Fachschulen (z.b. eine Hotelfachschule, Schulen für Krankenschwestern oder Kindergartenpädagogik) sowie Maturaschulen genannt. Rund 8% der befragten MigrantInnen waren zuletzt in einer Schule im Ausland. Die Frage, ob sie die zuletzt besuchte Schule auch positiv abgeschlossen haben, bejahten nur 60% der jugendlichen MigrantInnen, weshalb es teilweise im Rahmen von (vom AMS finanzierten) Qualifizierungsmaßnahmen fehlende Hauptschul- oder Lehrabschlüsse nachzuholen gilt. Grafik 6: Zuletzt besuchte Schule, befragte Jugendliche in Prozent Sonderschule 2 Hauptschule/KMS 29 Polytechnische Schule 19 Berufsschule 26 Handelsschule 3 AHS/BHS 11 Schule im Ausland 8 sonstiges 3 % 0 5 10 15 20 25 30 35 5

Insgesamt haben 48% aller befragten jugendlichen MigrantInnen (mit und ohne Berufserfahrung) bereits einmal eine Lehrausbildung begonnen 65% davon in einem Betrieb und 35% im Rahmen eines Berufslehrganges in einer Wiener Ausbildungseinrichtung. Der Ort der Lehrausbildung variiert dabei mit dem jeweiligen Migrationshintergrund. Während fast 70% der Jugendlichen mit ex-jugoslawischem Migrationshintergrund und 77% der Jugendlichen mit sonstiger Herkunft eine Lehrstelle in einem Betrieb gefunden haben, sind es unter den Jugendlichen mit türkischem Migrationshintergrund nur knapp die Hälfte. Lediglich 19% der Jugendlichen, die eine Lehrausbildung begonnen haben, haben diese positiv abgeschlossen, wobei die Abschlussquote unter den befragten Jugendlichen, die ihre Lehre im Betrieb absolvierten, mehr als ein Viertel beträgt. In den Ausbildungseinrichtungen waren es nur 7%. Dies ist zum einen mit dem Transitkonzept der JASG-Lehrgänge erklärbar, zum anderen mit dem eingeschränkten Angebot an Berufen in den Lehrgängen, die nicht immer den Wünschen der Jugendlichen entsprechen. Die Lehrabschlussquote der befragten Jugendlichen steigt naturgemäß mit zunehmendem Alter. Während unter den 18-Jährigen lediglich rd. 7% einen positiven Lehrabschluß vorweisen können, sind es unter den 19-Jährigen bereits 18%. Die Jugendlichen im Alter von 20 Jahren weisen die höchste Lehrabschlussquote mit rd. 36% auf. Einige wenige Jugendliche gaben zudem an, kurz vor ihrer Lehrabschlussprüfung zu stehen. Grafik 7: Abschluss bzw. Abbruch der Lehrausbildung nach Lehrort, befragte Jugendliche absolut und in Prozent Gesamt 81% 19% Ausbildungseinrichtigung 93% 7% Betrieb 74% 26% A nzahl 0 20 40 60 80 100 120 140 Lehre abgebrochen Lehre abgeschlossen Nur rund ein Fünftel bekommt von ihren Eltern Hilfe und Unterstützung bei der Berufsfindung. Die geringe Unterstützungsbereitschaft der Eltern zeigt sich auch darin, dass lediglich etwas mehr als ein Zehntel der Jugendlichen angibt, in Hinblick auf ihre derzeitige 6

Berufs- bzw. Arbeitssituation auf die Unterstützung ihrer Eltern zählen zu können. Die Eltern bringen sich oftmals nicht in die beruflichen Entscheidungen ihrer Kinder ein, äußern sich nicht zu diesem Thema oder es besteht überhaupt kein bzw. wenig Kontakt zum Elternhaus (rd. 30%). Die Eltern der Jugendlichen, die ihre Meinung zur Berufs- bzw. Arbeitssituation ihrer Kinder kundtun, äußern sich sehr unterschiedlich. Etwa ein Viertel der befragten Jugendlichen gibt an, dass die Eltern mit der Berufswahl zufrieden bzw. einverstanden sind. Bei rund einem Fünftel sind die Eltern von der momentanen Situation der Arbeitslosigkeit enttäuscht bzw. mit der getroffenen Berufswahl nicht zufrieden. Bei einem Zehntel legen die Eltern den Jugendlichen nahe, möglichst rasch eine Arbeit anzunehmen. Nur in wenigen Fällen empfehlen die Eltern ihren Kindern eine Ausbildung (Schule oder Lehre) zu absolvieren, um bessere Chancen am Arbeitsmarkt zu haben oder haben Verständnis für ihre schwierige Situation. Grafik 8: Hilfe bei der Berufsfindung, befragte Jugendliche in Prozent keine Hilf e 61 Eltern 19 FreundInnen 10 AMS-BeraterInnen 7 sonstige Geschw ister 6 6 LehrerInnen 3 Berufsberatung 2 % 0 10 20 30 40 50 60 70 Insgesamt haben bereits 65% der befragten Jugendlichen einen AMS-Kurs besucht. Bei den 35% der Jugendlichen, die noch keinen Kurs absolviert haben, ist eine Kursteilnahme bereits für fast ein Drittel geplant. Laut den Aussagen der befragten Jugendlichen kam mehr als die Hälfte ihrer Kurse auf Vorschlag des/r BeraterIn zustande. Ein Drittel der jugendlichen MigrantInnen gab jedoch an, dass die Teilnahme an dem von ihnen besuchten Kurs auf eigenen Wunsch erfolgte. Für 15% der Befragten wurde die Kursteilnahme gemeinsam mit dem/r BeraterIn erarbeitet. 7

Grafik 9: Zustandekommen der Kursteilnahme, befragte Jugendliche in Prozent auf V orschlag des Beraters 52 auf eigenen Wunsch 33 gemeinsam erarbeitet 15 % 0 10 20 30 40 50 60 Kurse, an denen die befragten jugendlichen MigrantInnen häufig teilnehmen sind Berufsorientierungskurse (BOCO), Deutschkurse, Hauptschulabschlusskurse, Berufslehrgänge (JASG, IBA oder 30) sowie Qualifizierungen im EDV-Bereich (u.a. ECDL). Für die erste Generation der jugendlichen MigrantInnen ist der Besuch eines Deutschkurses sehr wichtig. Der Erfolg eines 6-monatigen Deutschkurses ist oft von den Vorkenntnissen, der individuellen Sprachbegabung sowie vor allem von der Nutzung der Sprache im privaten und familiären Umfeld abhängig. Jene Jugendliche, die ausschließlich im Kurs Deutsch sprechen und sich zu Hause weiterhin in ihrer Muttersprache unterhalten, beherrschen die deutsche Sprache auch nach einem halbjährigen Kursbesuch noch kaum, während andere in diesem Zeitraum schon relativ gut Deutsch erlernen. Wenn die Deutschkenntnisse nach dem ersten Kurs noch nicht ausreichen, wird den KundInnen in der Regel ein weiterer Sprachkurs nahe gelegt. Neben Deutschkursen besteht eine große Nachfrage nach Hauptschulabschlusskursen. Diese sind vor allem dann gefragt, wenn die Jugendlichen erkannt haben, dass ohne positiven Abschluss eine Arbeitsmarktintegration nur schwer möglich ist. Die Hauptschulabschlusskurse erzielen deutliche Erfolge (mit einer Erfolgsquote von 70% bis 80%). Eine weitere wichtige Qualifizierungsschiene stellen die Berufslehrgänge dar, die eingerichtet wurden, um die Engpässe am Lehrstellenmarkt abzufangen. Sie sollen auch den Jugendlichen helfen, sich an Arbeitsstrukturen zu gewöhnen und soziale Kompetenzen zu entwickeln. Die Meinung der Jugendlichen zu den Berufslehrgängen ist jedoch uneinheitlich, einerseits sind sie froh, eine Ausbildungsmöglichkeit zu erhalten, andererseits würden sie jedoch lieber eine Lehrausbildung in einem Betrieb absolvieren. 8

Übersicht über den aktuellen Stand des Projekts Vorweg möchten wir erwähnen, dass wir uns auch Anteile einer Begleitevaluation zunutze machen. Während einerseits Maßnahmen gesetzt werden, versuchen wir auch immer wieder (vor allem mittels networking) die bestehende Bedarfsanalyse zu aktualisieren und so für den Prozess relevante, vertiefende Informationen zu erhalten. Grafik 10: Auszüge aus Managing Diversity beim AMS Einsetzung von Maßnahmen, in Berücksichtigung auf den familiären Kontext der Zielgruppe Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen in der Beratungssituation Implementierung von Maßnahmen innerhalb von AMS-Schulungen Diversitätsorientierte Unterstützung von Betrieben 1. Einsetzung von Maßnahmen, in Berücksichtigung auf den familiären Kontext der Zielgruppe: Eine aktuelle qualitative Erhebung des ÖIBF/IBW im Auftrag des AMS hat erneut gezeigt, dass die berufliche und soziale Positionierung der Eltern eine Rolle für die Sozialisationsverläufe von Jugendlichen spielen. Es kann davon ausgegangen werden, dass es Eltern an Kenntnissen über das Institutionengefüge in Österreich fehlt, was bereits bei Schulund Berufswahl zu Fehlentscheidungen führen kann. Dem AMS fehlt ähnliche wie auch Schulen der Zugang zu den Eltern. Dass sie beispielsweise an Elternabenden in Schulen nicht teilnehmen, kann an der Unkenntnis über die Notwendigkeit liegen, andererseits liegt die Annahme nahe, dass sie auch aufgrund von Sprachbarrieren solche Zusammenkünfte meiden. Um den Informationszugang zu Aktivitäten und Leistungen des AMS zu erleichtern, wurde daher im Jänner 2008 Infomaterial für AMS-KundInnen in türkische und serbische Sprache übersetzt. Breits im Jänner 2008 wurden Medien, MigrantInnenvereinen und Jugendgruppen eingeladen. Ziel war, den Zugang zu Vereinen und deren Mitglieder über deren mediale Sprachrohre zu finden. Um Kontakt zu den Eltern herzustellen, sind Präsentationen des AMS in MigrantInnenvereinen geplant. Gleichzeitig wurde mit einer türkischen und einer serbischen Zeitung eine Rahmenvereinbarung abgeschlossen, die es ermöglicht, die Zielgruppe über Leistungen des AMS zu informieren. 9

2. Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen in der Beratungssituation: Gerade bei jugendlichen Jobsuchenden wäre eine gute Beratung und Planung der beruflichen Situation von unschätzbarem Wert. Personal- und Zeitressourcen, Mangel an individuell passenden Schulungen und Mangel an Kenntnissen über den Personenkreis und Orientierungslosigkeit der Jugendlichen sind Gründe für eine defizitäre Beratungssituation. Daher wurden Schulungen für MitarbeiterInnen installiert, die vor allem zur Sensiblisierung und zur Stärkung ihrer interkulturellen Kompetenz dienen sollen. 3. Implementierung von Maßnahmen innerhalb von AMS-Schulungen: Um Jugendliche mit Migrationshintergrund zu unterstützen, die trotz ausreichender Qualifikation keine (Lehr-)Stelle finden oder halten können, sind MentorInnenprogramme für in AMS-Schulung befindliche Jugendliche geplant. Mentees haben den Vorteil sich selbst besser kennenzulernen, berufliche Netzwerke zu gründen aber auch die Selektionsmechanismen bei Aufnahmeverfahren in den ersten Arbeitsmarkt zu verstehen. Lernen sie die Tricks des Arbeitsmarktes kennen (informelles Wissen über Unternehmen), ist dies eine Chance der Reflexion und Änderung/Anpassung ihrer bisherigen Vorgehens- und Verhaltensweisen, damit der Berufseinstieg in selbstverantwortlicher Weise gelingt. Die Netzwerke der MentorInnen können auch nach Beendigung des Mentorings vom Mentee genützt werden. Weiters beinhaltet der Anfordungskatalog des AMS bei Kursausschreibungen die Notwendigkeit, dass TrainerInnen und Sozial-pädagogische BetreuerInnen in Schulungseinrichtungen, die eine AMS-Qualifizierungsmaßnahmen anbieten wollen, eine Aus- oder Weiterbildung zur Erlangung interkultureller Kompetenzen nachweisen können. Seminare zur interkulturellen Kompetenz sind auch als eigenes Modul innerhalb von AMS- Qualifizierungsmaßnahmen für TeilnehmerInnen vorgesehen. 4. Diversitätsorientierte Unterstützung von Betrieben: Kurz möchten wir noch auf eine weiteren vierten Punkt eingehen, der in unserem Beitrag für die Konferenz nicht erwähnt wurde: Die Stärkung Jugendlicher mit Migrationshintergrund und die Verbesserung kultureller Kompetenz der BeraterInnen sind kaum sinnvoll, werden die Betriebe nicht in die Überlegungen miteinbezogen. Daher wird auch daran gearbeitet, Unternehmen zur Aufnahme von Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu ermuntern, bestehende Ressentiments 10

abzubauen und auf die Vorteile (u.a. Sprache) deutlicher hinzuweisen. Diversitätsorientierte Personalpolitik soll unterstützt und ethnischer Unterschichtung vorgebeugt werden. 11