Psychopharmakotherapeutische. bei der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen



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Psychopharmakotherapeutische Ansätze bei der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen Borderline-Persönlichkeitsstörungen Kinder- und Jugendpsychotherapeutische Behandlungsansätze Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Clienia Littenheid AG Lars Wöckel, Basel, 18. Oktober 2012

Verschiedene Ebenen von Persönlichkeitspathologie sensitiv impulsiv zwanghaft Symptome eifersüchtig kalt unverantwortlich ausbeuterisch perfektionist. ängstlich distanziert verführerisch besorgt affektarm arrogant klammernd Spezifische Persönlichk. Störungen paranoid schizoid schizotyp Borderline Antisozial Histrionisch Narzistisch Anankast. Ängstl.verm. Dependent Cluster Beeinträcht. Persönlichk. Struktur A B C Mangelnde Anpassung in Selbstregulation und interpersonellen Beziehungen

Modellvorstellungen zur Pharmakologie bei Persönlichkeitsstörungen Spektrumhypothese Siever & Davis, 1991 Kontinuum zwischen Neurobiologie von Temperamentsfaktoren Cloninger et al., 1993 Temperamentsdimensionen Cluster-A-PS Schizophrene Störungen Novelty seeking Dopamin Cluster-B-PS Impulskontrollst. Affek. Störungen Harm avoidance Serotonin Cluster-C-PS Angststörungen Reward dependence Noradrenalin

Rolle der Transmittersysteme (Dopamin) Exploratives Verhalten, Verhaltensaktivierung auf Belohnungsreize, Extroversion, Neigung zu positiver Affektivität Dopaminagonisten erleichtern die Verhaltensaktivierung Dopaminantagonisten vermindern exploratives Verhalten

Introversion, Verhaltenshemmung, Schadensvermeidung, negative Affektivität (Fight-flight-System) Rolle der Transmittersysteme (monoaminerge Projektionen)

Rolle der Transmittersysteme (Noradrenalin) Reagibilität eines Individuums auf seine Umwelt Hochreagible Individuen haben hohe noradrenerge Aktivität Starkes Rückzugsverhalten geht mit geringer noradrenerger Aktivität einher

Rolle der Transmittersysteme (Acetylcholin) Beteiligt an der Regulation der Stimmung Physostigmingabe führt zu Verhaltenshemmung, depressiven und dysphorischen Stimmungsschwankungen, emotionaler Lethargie und Denkverlangsamung bei Betroffenen mit Persönlichkeitsstötungen

Rolle der Transmittersysteme (Serotonin) Beteiligt bei Affekten (Depression und Ängsten), Zwängen, Essverhalten, Schlafverhalten, Schmerz, Sexualität und an der Impulskontrolle und Aggressivität Reduzierte serotonerge Aktivität im ZNS bei autoaggressivem Verhalten Negative Korrelation zwischen Schweregrad von Selbstverletzungsverhalten und Anzahl von Imipraminbindungsstellen auf Thrombozyten

Rolle der Transmittersysteme (opioide Projektionen) Soziale Orientierung, sozial verträgliches, freundliches und unterstützendes Verhalten, Suppression aggressiver Tendenzen, Abhängigkeit von Belohnung Exposition gegenüber Stress kann zur Freisetzung von Opiaten und einer stressinduzierten Analgesie führen Annahme, dass das endogene Opiatsystem während Dissoziation aktiviert wird

Psychopharmakologische Behandlungsprinzipien bei Persönlichkeitsstörungen Behandlung der Persönlichkeitsstörung (zur Verbesserung des allgemeinen Funktionsniveaus) passend zur Spektrumshypothese (Cluster A,B,C) Behandlung psychopathologischer Dimensionen (z.b. Impulsivität, Stimmungsschwankungen, kognitive Defizite). Enge Assoziation mit biologischen Dysfunktionen (Transmittersystemen). Gefahr der Polypharmazie Behandlung komorbider Störungen Behandlung von Komplikationen (z.b. Fremdaggressivität, Suizidalität)

Psychopharmakologische Behandlungsprinzipien bei Persönlichkeitsstörungen Behandlung der Persönlichkeitsstörung (zur Verbesserung des allgemeinen Funktionsniveaus) passend zur Spektrumshypothese (Cluster A,B,C) Behandlung psychopathologischer Dimensionen (z.b. Impulsivität, Stimmungsschwankungen, kognitive Defizite). Enge Assoziation mit biologischen Dysfunktionen (Transmittersystemen). Gefahr der Polypharmazie Behandlung komorbider Störungen Behandlung von Komplikationen (z.b. Fremdaggressivität, Suizidalität)

Psychopharmakologische Behandlungsprinzipien bei Persönlichkeitsstörungen Behandlung der Persönlichkeitsstörung (zur Verbesserung des allgemeinen Funktionsniveaus) passend zur Spektrumshypothese (Cluster A,B,C) Behandlung psychopathologischer Dimensionen (z.b. Impulsivität, Stimmungsschwankungen, kognitive Defizite). Enge Assoziation mit biologischen Dysfunktionen (Transmittersystemen). Gefahr der Polypharmazie Behandlung komorbider Störungen Behandlung von Komplikationen (z.b. Fremdaggressivität, Suizidalität)

Häufige Komorbiditäten von Persönlichkeitsstörungen Paranoide PS Schizoide PS Schizotypische PS Antisoziale PS Borderline-PS Histrionische PS Narzisstische PS Ängstlich-vermeidende PS Dependente PS Zwanghafte PS Somatoforme Schmerzstörungen, Agoraphobie Depressive Episode Depressive Episode Substanzmißbrauch Bulimia nervosa, affektive Störungen, Substanzmißbrauch, Angststörungen Affektive, dissoziative, Somatisierungs-, Konversionsstörungen Depressive Episode Angststörungen, affektive Störungen Depressive Episode Affektive Störungen, Angststörungen, Anorexia nervosa

Psychopharmakologische Behandlungsprinzipien bei Persönlichkeitsstörungen Behandlung der Persönlichkeitsstörung (zur Verbesserung des allgemeinen Funktionsniveaus) passend zur Spektrumshypothese (Cluster A,B,C) Behandlung psychopathologischer Dimensionen (z.b. Impulsivität, Stimmungsschwankungen, kognitive Defizite). Enge Assoziation mit biologischen Dysfunktionen (Transmittersystemen). Gefahr der Polypharmazie Behandlung komorbider Störungen Behandlung von Komplikationen (z.b. Fremdaggressivität, Suizidalität)

?

Cluster A Persönlichkeitsstörungen

Schizotypische Persönlichkeitsstörungen Ängstlichkeit im zwischenmenschlichen Kontakt bis hin zu paranoiden Befürchtungen Sonderlingshaft, skurril, eigenartig Selektive Wahrnehmung Umständliche Sprechweise Magische Vorstellungen und Überzeugungen Biologische Nähe zur Schizophrenie Wirksamkeit von Antipsychotika (1 Studie doppelblind, plazebokontrolliert mit Risperidon, Wirkung auf positive und negative Symptome, Evidenzgrad C)

Cluster B Persönlichkeitsstörungen

Polypharmakotherapie bei Borderline-Störungen Bis in die 90er Jahre wurden 29% bis 67% erwachsener Patienten mit BPS psychopharmakologisch behandelt. Aktuell sind es in den USA 84% Zanarini et al., J Clin Psychiatry, 2004

Polypharmakotherapie bei Borderline-Störungen 6 - Jahres Follow-up: 45% der Patienten mit Borderline-Störung nehmen drei oder mehr Medikamente gleichzeitig Zanarini et al., J Clin Psychiatry, 2004

Polypharmakotherapie bei Borderline-Störungen 6 - Jahres Follow-up: 20% der Patienten mit Borderline-Störung nehmen vier oder mehr Medikamente gleichzeitig Zanarini et al., J Clin Psychiatry, 2004

Polypharmakotherapie bei Borderline-Störungen 6 - Jahres Follow-up: 10% der Patienten mit Borderline-Störung nehmen fünf oder mehr Medikamente gleichzeitig Zanarini et al., J Clin Psychiatry, 2004

Untersuchungsstichprobe Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik Inanspruchnahmepopulation Zeitraum 1998-2004 Alle Behandlungsfälle Inanspruchnahmepopulation Patienten mit Borderline-Störung %Anteil an stat./amb. Behandlung Stationär Ambulant c 2 df=1 2778 (100%) 785 (28,3%) 1993 (71,7%) - - 58 (2,1%) 37 (1,3%) 21 (0,8%) - - - 4,7% 1,1% - - Weiblich - 32 (86%) 18 (86%) 0,007 1,0 Männlich - 5 (14%) 3 (14%) 0,007 1,0 Wöckel et al., Z Kinder Jugendpsychiatr Psychother, 38: 37-49 (2010) p

Psychopharmakotherapie Jugendlicher mit Borderline-Störungen Häufigkeit in % 80 70 60 50 40 30 20 10 0 *** ** Stationär Ambulant Ambulant Stationär Wöckel et al., Z Kinder Jugendpsychiatr Psychother, 38: 37-49 (2010)

Impulsivität / Aggressivität Selbstverletzung Suizidales Verhalten Essanfälle, Substanzmissbrauch Promiskuität dissoziales Verhalten Schwierigkeiten, Wut zu kontrollieren, Wutausbrüche

Emotionale Instabilität dysphorische Grundstimmung episodische depressive, ängstliche, reizbare Verstimmungen unangemessen heftiger Zorn chronisches Gefühl von Leere

Ego und interpersonelle Beziehungen instabile und intensive Beziehungen intensive Ängste vor Verlassenwerden Identitätsstörungen

Psychosenahe Symptome Flüchtige psychotische Episoden Derealisationen Depersonalisationen Illusionen Magisches Denken Paranoides Denken

Borderline-Persönlichkeitsstörung Psychopharmakotherapie Keine spezifische oder zugelassene Medikation für die Behandlung der BPS, d.h. es besteht sowohl für Erwachsene als auch für Jugendliche ein Off-label-use Die Pharmakotherapie der BPS ist symptomorientiert

Borderline-Persönlichkeitsstörung Psychopharmakotherapie Symptomkomplexe, die Zielsymptomatik einer pharmakologischen Behandlung der BPS sind: Mangelnde Verhaltenskontrolle mit deutlicher Impulsivität Störung der Affektregulation, erhöhte Angstbereitschaft Symptome im Bereich von Kognition und Wahrnehmung, dissoziative und pseudopsychotische Symptome

Borderline-Persönlichkeitsstörung Psychopharmakotherapie Schwierigkeiten bei der Beurteilung des Erfolgs einer Psychopharmakotherapie: Erhebliche Fluktuationen im Krankheitsverlauf (stabile Instabilität) Hohe Plazeboansprechbarkeit (fast alle offenen Studien zeigen positive Behandlungsergebnisse) In Studien kleine Fallzahlen, kurze Beobachtungszeiträume Hohe Drop-out-Rate (u.a. wegen Impulsivität und mangelndem planerischen Verhalten)

Pharmakotherapie der unterschiedlichen Dimensionen der Borderline-Störung Medikation Impulsivität / Emotionale Psychotische Depression Aggressivität Instabilität Symptome Mood Stabilizer + + + MAO-Hemmer + + + + + + TZA s + + + Benzodiazepine - Neuroleptika + + + + SSRI s + + + + + + + + = deutlicher Effekt, + = mäßiger Effekt, - = kein Effekt Hirschfeld, J Clin Psychiatry 58:48-52 (1997)

American Psychiatric Association (APA) Practice Guidelines (2001) International Psychopharmacology Algorithm Project (1995) Kontrollstörungen und Impulsivität Teilweise wirksam: zusätzlich Teilweise wirksam: zusätzlich Initial SSRI Niedrig dosiertes Neuroleptikum Lithium oder MAOH Nicht wirksam: Umstellung Nicht wirksam: Umstellung Zusätzlich atypisches Neuroleptikum

American Psychiatric Association (APA) Practice Guidelines (2001) International Psychopharmacology Algorithm Project (1995) Affektive Dysregulation Initial SSRI oder verwandte Antidepressiva Anderer SSRI oder verwandtes Antidepressivum Zusätzlich niedrig dosiertes Neuroleptikum Teilweise wirksam: zusätzlich Umstellung auf MAOH Lithium, Carbamazepin oder Valproat Nicht wirksam: Umstellung

American Psychiatric Association (APA) Practice Guidelines (2001) International Psychopharmacology Algorithm Project (1995) Kognition und Wahrnehmung Initial Neuroleptikum Teilweise wirksam: zusätzlich SSRI oder MAOH Dosiserhöhung Nicht wirksam: Umstellung mit affekt. Symptomen ohne affekt. Symptome zusätzl. SSRI oder MAOH anderes atyp. Neuroleptikum

Randomisierte kontrollierte Therapiestudien mit Antidepressiva Medikament Dosierung Anzahl Effekt Studie Mianserin 58 Æ Montgomery & Montgomery 1982 Amitryptilin Haloperidol Tranylcypromin (irrev. MAOI) 148 mg 7,2 mg 61 Haloperidol für Depression besser geeignet als Amitryptilin 40 mg 12 Verbesserungen der Stimmungslage besser gg. Plazebo, Aprazolam, Trifluperazin, Carbamazepin Fluoxetin bis 60 mg 22 Verbesserung von Wut, Aggression, Depression Fluoxetin 80 mg 31 Verbesserung von Angst, Depression Fluoxetin 20-60 mg 40 Verbesserung von offener verbaler u.impulsiver Aggression Fluvoxamin 150-250 mg 38 Abnahme von Stimmungsschwankungen Soloff et al. 1986 Cowdry & Gardner 1988 Salzmann et al. 1995 Markovitz 1995 Coccaro et al. 1997 Rinne et al. 2002 Fluoxetin 40 mg 25 Æ Simpson et al. 2004

Randomisierte kontrollierte Therapiestudien mit Neuroleptika Medikament Dosierung Anzahl Effekt Studie Thioridazin 5-40 mg 50 Verbesserung für Wahn, Selbstbezogenheit, psychotisches Verhalten, Zwangssympt. Goldberg et al. 1986 Trifluperazin 7,8 mg 16 Schlecht verträglich, Verbesserung von Verhaltenskontrolle, Angst, Depression Haloperidol Amitriptylin Haloperidol Phenelzin 4-16 mg 100-175 mg bis 6 mg bis 90 mg 90 Verbess. von Funktionsniv., Feindseligkeit, schizotyp. u. impulsiven Sympt. 36 38 Verbesserung von Wut, Feindseligleit, Depression, Angst von Phenelzin gg. Haloperidol u. Plazebo Olanzapin 5,3 ± 3,4 mg 19 Verbesserung von Angst, Paranoia, Wut, interpers. Sensitivität Cowdry & Gardner 1988 Soloff et al. 1989 Soloff et al. 1993 Cornelius et al. 1993 Zanarini & Frankenburg 2001 Olanzapin 6,9 mg 40 Verbesserung allg. BPS-Symptomatologie Bogenschutz & Nurnberg 2004 Olanzapin Fluoxetin Olanzapin + Fluoxetin DBT + Olanzapin DBT + Plazebo 3,3 mg 15 mg 45 Olanzapin Mono- und Kombinationstherapie gegenüber Fluoxetin besser in Bezug auf Dysphorie und imp. Aggressivität 8,8 mg 60 DBT+Olanzapin deutl. Verbesserung von Depression, Angst, Impusivität, Aggressivität Zanarini et al. 2004 Soler et al. 2005 Aripiprazol 15 mg 57 Verbesserung im SCL-90, Depression, Angst, Ärger Nickel et al. 2006 & 2007

Randomisierte kontrollierte Therapiestudien mit Neuroleptika Medikament Dosierung Anzahl Effekt Studie Olanzapin 2,5 mg + 5-10 mg Olanzapin Haloperidol 451 Dosierung 5-10 mg ist gegenüber 2,5 mg und Placebo überlegen 28 Kein Unterschied zwischen O. u. H. Verbesserung von Ängstlichkeit, Anspannung, Depressivität, Feindseligkeit Zanarini et al. 2011 Shafti & Shahveisi 2010 Ziprasidon 84 mg 60 Pascual et al. 2008

Randomisierte kontrollierte Therapiestudien mit Mood stabilizern Medikament Dosierung Anzahl Effekt Studie Carbamazepin 820 12 Verbesserung von Verhaltenskontrolle und Funktionsniveau Carbamazepin 6,44-7,07 µg/ml Serumspiegel Cowdry & Gardner 1988 20 Æ De la Fuente & Lotstra 1994 Valproat 80 µg/ml 21 Æ Hollander et al. 2001 Valproat 50-100µg/ml 30 Verbesserung von Ärger/Feindseligkeit, Aggression, hohe Abbrecherquote Valproat 80-120µg/ml 96 Verbesserung von Aggression, Reizbarkeit, Depression Frankenburg & Zanarini 2002 Hollander et al. 2003 & 2005 Lamotrigin bis 200 mg 27 Verbesserung von Ärger Tritt et al. 2005 Topiramat bis 250 mg 31 Verbesserung von Ärger Nickel et al. 2004 Topiramat bis 250 mg 42 Verbesserung von Ärger Nickel et al. 2005 Topiramat bis 200 mg 56 Verbesserung von Angst, Somatisierung, Feindseligkeit, SCL- 90 Loew et al. 2006

Randomisierte kontrollierte Therapiestudien mit Mood stabilizern Medikament Dosierung Anzahl Effekt Studie Lamotrigin 106,7 mg 27 Verbesserung vonärger und Impulsivität Reich et al. 2009

Randomisierte kontrollierte Therapiestudien mit Omega-3-Fettsäuren Medikament Dosierung Anzahl Effekt Studie 1 g EPA 30 Verbesserung von Suizidalität und Depressivität Zanarini & Frankenburg 2003 1,2 EPA + 0,9 DHA 49 Verbesserung von Suizidalität und Depressivität Reich et al. 2009

Lithium Pharmakotherapie der Borderline- Persönlichkeitsstörung Studie Anzahl Dauer Ergebnisse (Patienten) (Wochen) Rifkin et al. 21 6 Lithium > Plazebo 1972 Stimmungsschwankungen Sheard et al. 66 12 Aggressives Verhalten 1976

Therapiestudien zur Behandlung selbstverletzenden Verhaltens oder dissoziativer Zustände Medikament Dosierung Dauer Anzahl Alter Effekt Studie Naltrexon 50 mg 10,7 Wochen 7 18-50 Jahre Reduktion selbstverletzenden Verhaltens Roth et al. 1996 Naltrexon 50 mg 32 Wochen 1 39 Jahre Naltrexon 25 50 mg Tage 2 19, 28 u. 46 Jahre Naloxon 0,4 mg oder Plazebo 2x Injektion 9 25 43 Jahre Reduktion selbstverletzenden Verhaltens Reduktion dissoziativer Zustände, Flashbacks, Wahrnehmungsstörungen Reduktion dissoziativer Zustände für Naloxon und Plazebo Griengl et al. 2001 Schmahl et al. 1999 Philipsen et al. 2004

Double-Blind, Placebo-Controlled Study of Dialectical Behavior Therapy Plus Olanzapine for Borderline Personality Disorder Phase I Screening & Diagnostik Phase II randomisiert, doppelblind, mittlere Dosis = 8,8 mg/d, range = 5 20 mg/d DBT + Olanzapin (n = 30, Abbruch n = 8) Studienbeginn n = 60 DBT + Placebo (n = 30, Abbruch n = 10) 12 Wochen Soler et al., Am J Psychiatry 162:1221-1224 (2005)

Double-Blind, Placebo-Controlled Study of Dialectical Behavior Therapy Plus Olanzapine for Borderline Personality Disorder Hamilton Depression Rating Scale Hamilton Anxiety Rating Scale 25 30 20 15 10 *** *** 25 20 15 10 * *** DBT + Olanzapin DBT + Plazebo 5 5 DBT+Olanzapin > DBT+Plazebo, p<0,05 0 1 2 0 1 2 Behandlungsbeginn Behandlungsende Behandlungsbeginn Behandlungsende Soler et al., Am J Psychiatry 162:1221-1224 (2005)

Double-Blind, Placebo-Controlled Study of Dialectical Behavior Therapy Plus Olanzapine for Borderline Personality Disorder Clinical Global Impression Severity Scale Impulsivität / Aggressivität Selbstverletzendes Verhalten, suizidales Verhalten 6 12 3,5 5 4 3 *** *** 10 8 6 * 3 2,5 2 1,5 DBT + Olanzapin DBT + Plazebo 2 4 1 1 2 0,5 0 1 2 Behandlungsbeginn Behandlungsende 0 1 2 Behandlungsbeginn Behandlungsende 0 1 2 Behandlungsbeginn Behandlungsende Soler et al., Am J Psychiatry 162:1221-1224 (2005)

A Preliminary, Randomized Trial of Fluoxetine, Olanzapine, and the Olanzapine-Fluoxetine Combination in Women With Borderline Personality Disorder Phase I Screening & Diagnostik 18 40 Jahre randomisiert, doppelblind Studienbeginn n = 45 Phase II Fluoxetin (n = 14, Abbruch n = 1) mittlere Dosis = 15 mg/d, range = 10 30 mg/d Olanzapin (n = 16, Abbruch n = 0) mittlere Dosis = 3,3 mg/d, range = 2,5 7,5 mg/d Olanzapin + Fluoxetin (n = 15, Abbruch n = 2) mittlere Dosis = 12,5 mg/d, range = 10 30 mg/d mittlere Dosis = 3,2 mg/d, range = 2,5 7,5 mg/d 8 Wochen Zanarini et al., J Clin Psychiatry 65(7): 903-907 (2004)

OAS-Score 30 25 20 15 10 5 0 A Preliminary, Randomized Trial of Fluoxetine, Olanzapine, and the Olanzapine-Fluoxetine Combination in Women With Borderline Personality Disorder Aggression 1 2 3 4 5 6 7 8 OFC > Fluoxetin Olanzapin > Fluoxetin MADRS-Score 20 18 16 14 12 10 Behandlungswochen 8 6 4 2 0 Depression 1 2 3 4 5 6 7 8 Olanzapin > OFC OFC > Fluoxetin Olanzapin > Fluoxetin Fluoxetin Olanzapin Olanzapin + Fluoxetin Zanarini et al., J Clin Psychiatry 65(7): 903-907 (2004)

Clonidine in Acute Aversive Inner Tension and Self-Injurious Behavior in Female Patients With Borderline Personality Disorder Akutphase mit starker innerer Anspannung randomisiert, einfachblind, 75 mg oder 150 mg Clonidin (n = 22, Abbruch n = 8) 30 Min 60 Min 120 Min vor Clonidin nach Clonidin Philipsen et al., J Clin Psychiatry 65(10):1414-1419 (2004)

Clonidine in Acute Aversive Inner Tension and Self-Injurious Behavior in Female Patients With Borderline Personality Disorder Frauen, 21 39 Jahre, BPD Kriterien nach DSM IV Abbruch u.a. wg. mangelnder Patientenmitarbeit oder Medikamentenumstellung Beibehaltung der psychotropen Medikation (Antidepressiva, Neuroleptika, Kombination aus beidem) Behandlungsprogramm nach DBT Philipsen et al., J Clin Psychiatry 65(10):1414-1419 (2004)

Clonidine in Acute Aversive Inner Tension and Self-Injurious Behavior in Female Patients With Borderline Personality Disorder Rating zu den Messzeitpunkten aversive innere Anspannung (Likert-Skalen) dissoziative Symptome (FDS, SDQ-20) Verlangen nach Selbstverletzung (Likert-Skalen) suizidale Gedanken (Likert-Skalen) syst. / diastol. Blutdruck Herzfrequenz Philipsen et al., J Clin Psychiatry 65(10):1414-1419 (2004)

Clonidine in Acute Aversive Inner Tension and Self-Injurious Behavior in Female Patients With Borderline Personality Disorder Ergebnisse aversive innere Anspannung dissoziative Symptome Verlangen nach Selbstverletzung suizidale Gedanken syst. / diastol. Blutdruck Herzfrequenz signif. Reduktion 30 Min. 30 Min. 30 Min. 60 Min. 30 Min. 60 Min. Philipsen et al., J Clin Psychiatry 65(10):1414-1419 (2004)

Clonidine in Acute Aversive Inner Tension and Self-Injurious Behavior in Female Patients With Borderline Personality Disorder Hypothese Das noradrenerge System ist in die akuten Stadien einer Borderline-Störung involviert Clonidin - a 2 -adrenerger Rezeptoragonist antagonisiert noradrenerge Ausschüttung im präfrontalen Kortex Philipsen et al., J Clin Psychiatry 65(10):1414-1419 (2004)

Borderline-Persönlichkeitsstörung Psychopharmakotherapie Leitlinien der DGKJP zur pharmakologischen Behandlung Jugendlicher Die psychopharmakologische Behandlung ist supportiv (Leitlinien zu Diagnostik und Therapie von psychischen Störungen im Säuglings-, Kindesund Jugendalter, Deutscher Ärzte-Verlag Köln, 2. Auflage 2003) Indikation zur Pharmakotherapie bei ausgeprägten Impulskontrollstörungen, bei massiven Angstzuständen, psychotischer Dekompensation, schwerwiegenden affektiven Ausnahmezuständen (Leitlinien zu Diagnostik und Therapie von psychischen Störungen im Säuglings-, Kindesund Jugendalter, Deutscher Ärzte-Verlag Köln, 3. Auflage 2007)

Therapiestudien bei Jugendlichen Medikament Dosierung Anzahl Alter Effekt Studie Flupentixol 3 mg 13 14-22 Jahre Verbesserung der Impulsivität Kutcher et al. 1995 Ziprasidon 40-80 mg 8 13-18 Jahre Reduktion selbstverletzenden Verhaltens Methylphenidat 20-40 mg 14 14-19 Jahre Verbesserung von Aufmerksamkeit, Hyperaktivität, Aggressivität, BPS-Symptomatik Libal et al. 2005 Golubchik et al. 2008

Psychosoziales Funktionsniveau (Achse VI) Inanspruchnahmepopulation Zeitraum 1998-2004 Häufigkeit in % 35 30 25 20 15 10 Behandlungsende Behandlungsbeginn 5 0 0 1 2 3 4 5 6 0 = Gute soziale Anpassung 8 1 = Mäßige soziale Funktionen 2 = Leichte soziale Beeinträchtigung 3 = Mäßige soziale Beeinträchtigung 4 = Ernsthafte soziale Beeinträchtigung 5 = Ernsthafte und durchgängige soziale Beeinträchtigung 6 = Funktionsunfähigkeit in den meisten Bereichen 7 = Schwere und durchgängige soziale Beeinträchtigung 8 = Tiefe und durchgängige soziale Beeinträchtigung 9 = Nicht zutreffend / nicht einschätzbar 7 9 Behandlungsbeginn Behandlungsende Wöckel et al., Praxis Kinderpsychol Kinderpsychiatr 59: 282-301 (2010)

Untersuchungsstichprobe Inanspruchnahmepopulation Zeitraum 1998-2004 Medikamente Keine Medikamente Anzahl 26 13 Alter (Jahre) 16,3 ± 1,9 15,9 ± 1,3 1,56 0,552 Behandlungsdauer (Tage) Alter bei Erstdiagnose Anzahl psychiatrischer Diagnosen 75,5 ± 80,1 44,8 ± 43,9 5,12 0,131 15,6 ± 1,8 15,6 ± 1,1 2,37 0,9 1,85 ± 0,73 1,46 ± 0,66 0,02 0,119 F p Wöckel et al., Praxis Kinderpsychol Kinderpsychiatr 59: 282-301 (2010)

Komorbide Störungen Häufigkeit in % 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Mit Medikation Keine Medikation Keine Medikation Mit Medikation Wöckel et al., Praxis Kinderpsychol Kinderpsychiatr 59: 282-301 (2010)

Suizidale Handlungen und selbstverletzendes Verhalten Häufigkeit in % 60 50 40 30 20 Mit Medikamenten Keine Medikamente 10 Keine Medikamente 0 Suizidversuche vor Behandlungsbeginn Selbstverletzung während der Behandlung Mit Medikamenten Wöckel et al., Praxis Kinderpsychol Kinderpsychiatr 59: 282-301 (2010)

Psychosoziales Funktionsniveau (Achse VI) ambulant vs. stationär / mit vs. ohne Medikation Häufigkeit in % 4 3,5 * 3 2,5 2 1,5 1 Behandlungsende Behandlungsanfang 0,5 0 Ambulant ohne Medikation Ambulant mit Medikation Stationär ohne Medikation Stationär mit Medikation Behandlungsanfang Behandlungsende Wöckel et al., Praxis Kinderpsychol Kinderpsychiatr 59: 282-301 (2010)

Psychosoziales Funktionsniveau Haupt- und Interaktionseffekte für ambulante vs. stationäre bzw. medikamentöse vs. nichtmedikamentöse Behandlung Achse VI F df p Cohens d Haupteffekte Behandlungsmodus (amb. / stat.) 0,47 1 0,497 - Medikation (ja / nein) 5,18 1 0,029 0,72 Interaktionseffekte Behandlungsmodus x Medikation 0,05 1 0,832 - Wöckel et al., Praxis Kinderpsychol Kinderpsychiatr 59: 282-301 (2010)

Substanzklassen 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Wöckel et al., Praxis Kinderpsychol Kinderpsychiatr 59: 282-301 (2010)

Kombinationsbehandlungen Häufigkeit in % 35 30 25 20 15 10 5 0 Keine Medikamente Ein Medikament Zwei Medikamente Drei Medikamente Vier Medikamente 56 % der Kombinationsbehandlungen bestanden aus einem Antidepressivum und einem Neuroleptikum Wöckel et al., Praxis Kinderpsychol Kinderpsychiatr 59: 282-301 (2010)

World Federation of Societies of Biological Psychiatry (WFSBP) - Guidelines Herpertz et al. 2007 Führende affektive Symptomatik, depressive Verstimmungen, Angst, Stimmungsschwankungen Impulsivität, Autoaggression, kognitiv-perzeptuelle Dysfunktion Ärger, Impulsivität, Stimmungsschwankungen, impulsive Aggressivität, antisuizidaler Effekt Antidepressiva (SSRI) Evidenzgrad C Atyp. Neuroleptika Evidenzgrad B Mood stabilizer Mood stabilizer Evidenzgrad C (Valproat, Topiramat, Lamotrigin)

Cluster C Persönlichkeitsstörungen

Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörungen In der Symptomatik sehr nah der soziale Phobie, nur die Ausprägung der Symptome ist geringer Wirksamkeit von SSRI (3 Studien), SNRI (4 Studien) und MAO-Hemmern (2 Studien), Evidenzgrad A Effektstärken 0,029 1,214 Verbesserung des sozialen Funktionsniveaus Langzeiteffekte (6 Monate) nachgewiesen

Fazit Die Verschreibung von Psychopharmaka begründet sich auf biologischen Mechanismen im ZNS Zwar besteht für die Medikation ein Off-label-use, dennoch verfügt die psychopharmakologische Behandlung über einen zunehmenden Evidenzgrad Psychopharmakotherapie stellt einen wichtigen Baustein in der Behandlung der PS dar Psychopharmakotherapie der BPS wird symptomorientiert eingesetzt

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!