Karl-Bräuer-Institut des Bundes der Steuerzahler e.v. Auswirkungen von Basel III auf die Zukunft der Kommunalfinanzierung. von Karolin Herrmann

Ähnliche Dokumente
Research Report Auswirkungen von Basel III auf die Zukunft der Kommunalfinanzierung

Finanzlage der Länderhaushalte

Schulden des öffentlichen Gesamthaushaltes

Entwicklung der öffentlichen Finanzen

Haftungsverbund hat sich bewährt

Die Zukunft der Kreditfinanzierung von Kommunen Juli 2013

Zukunft der Kommunalfinanzierung - Neue Regeln nach Basel III. 2. Baden-Württembergischer Kämmerertag

Fremdwährungsanteil bei Tilgungsträgerkrediten bei 86 % eine Analyse der Fremdwährungskreditstatistik 1

Attraktive Zinsen für Ihr Geld mit der Captura GmbH

Finanzen. Gesamtausgaben steigen in Niedersachsen unterdurchschnittlich. Kräftiger Anstieg der Sachinvestitionen in Niedersachsen

Schuldenbarometer 1. Q. 2009

Welchen Weg nimmt Ihr Vermögen. Unsere Leistung zu Ihrer Privaten Vermögensplanung. Wir machen aus Zahlen Werte

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Haftungsverbund der Sparkassen-Finanzgruppe Stabilitätsanker am deutschen Finanzplatz

Anlage zur Konditionenübersicht für Endkreditnehmer

allensbacher berichte

Was ist clevere Altersvorsorge?

Fragen und Antworten zur Sicherheit von Geldanlagen

Fragen und Antworten zur Sicherheit von Geldanlagen

Zins-Strategie im Mittelstand - Prüfen der Kreditzinsen lohnt sich!

Welchen Nutzen haben Risikoanalysen für Privatanleger?

Basel II Auswirkungen auf die Mittelstandsfinanzierung

Kreditversorgung der Hamburger Wirtschaft

Anlage eines neuen Geschäftsjahres in der Office Line

BASEL. Prof. Dr. Dr. F. J. Radermacher Datenbanken/Künstliche Intelligenz.

Vermögensbildung: Sparen und Wertsteigerung bei Immobilien liegen vorn

Kommunen in der Finanzkrise: Status quo und Handlungsoptionen. Kommunenstudie 2013

A n a l y s i s Finanzmathematik

Öffentliche Ausgaben nach Aufgabenbereichen

Die Wirtschaftskrise aus Sicht der Kinder

Umfrage: Kreditzugang weiter schwierig BDS-Präsident Hieber: Kreditnot nicht verharmlosen

EINFÜHRUNG DES NEUEN KOMMUNALEN HAUSHALTS- UND RECHNUNGSWESENS

Finanzen im Plus! Dipl.-Betriebswirt (FH) Thomas Detzel Überarbeitet September Eigen- oder Fremdfinanzierung? Die richtige Mischung macht s!

Ratenkredit und Dispokredit Eine Studie von Ipsos im Au1rag von Barclaycard Deutschland. Januar 2013

NEUE REGELUNG DES ZUGEWINNAUSGLEICHES BEI DER SCHEIDUNG AB

Änderungen beim Einlagensicherungsfonds

Senkung des technischen Zinssatzes und des Umwandlungssatzes

Vorgestellt von Hans-Dieter Stubben

Mehr Transparenz für optimalen Durchblick. Mit dem TÜV Rheinland Prüfzeichen.

Familienrecht Vorlesung 6. Familienrecht

Matthias Moll. K Das Prinzip einer Bad Bank

Vom Inventar zur Bilanz

Haftungsverbund der Sparkassen-Finanzgruppe Stabilitätsanker am deutschen Finanzplatz

Pressemitteilung. SSG fordert ein Investpaket bis 2020 und zusätzliche Zuweisungen

NKR in Schleswig-Holstein Was hat sich geändert und was kommt noch?

S Finanzgruppe Deutscher Sparkassenund Giroverband. Darauf können sich die Kunden verlassen: Sparkassen stehen für Sicherheit und Stabilität

HintergrÜnde. zur Urheberrechtsabgabe. rechnen sie mit uns.

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

effektweit VertriebsKlima

Die Bausparkassen im slowakischen Bankensektor Garanten der Stabilität selbst in Krisenzeiten

Forderungsausfälle - Ergebnisse einer repräsentativen Studie von Forsa - September 2009

Kom pet enz auf Kurs gebracht

VORTEILE UND DENKANSTÖßE DER ÜBERÖRTLICHEN PRÜFUNG IN HESSEN

Pädagogik. Melanie Schewtschenko. Eingewöhnung und Übergang in die Kinderkrippe. Warum ist die Beteiligung der Eltern so wichtig?

S Finanzgruppe. Bei den Sparkassen ist das Geld der Kunden in guten Händen

Businessplan-Aufbauseminar

Ab 2012 wird das Rentenalter schrittweise von 65 auf 67 Jahre steigen. Die Deutsche Rentenversicherung erklärt, was Ruheständler erwartet.

HIER GEHT ES UM IHR GUTES GELD ZINSRECHNUNG IM UNTERNEHMEN

Gaslieferverträge RWE Erdgas 2012

Nachhaltigkeits-Check

Schärfere Haftung in Sachen Umwelt.

Finanzierung für den Mittelstand. Leitbild. der Abbildung schankz

Lösungshinweise zur Einsendearbeit 2 SS 2011

Die Post hat eine Umfrage gemacht

DWS Fondsplattform Die Investmentplattform für professionelle Anleger

Finanzgruppe. Bei den Sparkassen ist das Geld der Kunden in guten Händen

Vorlage für die Sitzung der staatlichen Deputation für Soziales, Kinder und Jugend am

Financial Leverage. und die unendliche Rendite des Eigenkapitals und ihr Risiko

Islamic Finance - Modell der Zukunft? Dr. iur. Bettina Oertel

Geld Verdienen im Internet leicht gemacht

Inhalt 1. Was wird gefördert? Bausparverträge

Zeichen bei Zahlen entschlüsseln

WIR MACHEN SIE ZUM BEKANNTEN VERSENDER

Mit günstigen Konditionen sparen

Leverage-Effekt = Hebelwirkung des Verschuldungsgrads bei der Eigenkapitalrendite, wenn die Gesamtkapitalrentabilität über dem Fremdkapitalzins liegt

WERDEN SIE KÜNFTIG AUSREICHEND REGULIERT UND ANGEMESSEN BEAUFSICHTIGT?

Ärzte befürchten Engpässe bei der Patientenversorgung

Schnellstart - Checkliste

Sparen in Deutschland - mit Blick über die Ländergrenzen

Spielanleitung. Ziel des Spiels. Spielmaterialien. Vorbereitung

Übung IV Innenfinanzierung

Sächsischer Baustammtisch

Sterbegeldversicherung. Vorsorge treffen

Das große ElterngeldPlus 1x1. Alles über das ElterngeldPlus. Wer kann ElterngeldPlus beantragen? ElterngeldPlus verstehen ein paar einleitende Fakten

Finanzieren Sie Ihre Warenkäufe aus Dänemark

P r e s s e m e l d u n g

Vorsorgetrends 2012 Österreich

Wir machen neue Politik für Baden-Württemberg

SONNIGE AUSSICHTEN: SOLARPARK III

Letzte Krankenkassen streichen Zusatzbeiträge

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

2 Woher kommt das Geld, das meine Gemeinde für die kommunalen Aufgaben ausgibt?

3. Frauenstudie der DAB bank: Frauen schlagen Männer bei der Geldanlage

Studie über die Bewertung von Wissen in kleinen und mittleren Unternehmen in Schleswig-Holstein

Traditionelle Suchmaschinenoptimierung (SEO)

infach Geld FBV Ihr Weg zum finanzellen Erfolg Florian Mock

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

100 Mikrokredite und Abschluss der Pilotphase. Ruedi Winkler, Präsident Verein GO! Ziel selbstständig

Gesetzentwurf. der Bundesregierung. A. Problem und Ziel. B. Lösung. C. Alternativen

Vermögen mehren trotz Inflation. Immobilien

Transkript:

Karl-Bräuer-Institut des Bundes der Steuerzahler e.v. KBI kompakt Auswirkungen von Basel III auf die Zukunft der Kommunalfinanzierung von Karolin Herrmann Die Kommunen profitieren derzeit von hohen Steuereinnahmen und niedrigen Kreditzinssätzen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts waren die Gewerbesteuereinnahmen im zweiten Quartal 2012 so hoch wie noch nie. Die positive Einnahmesituation vieler Gemeinden und Gemeindeverbände wird von sinkenden Zinsausgaben begleitet und könnte darüber hinwegtäuschen, dass viele Kommunen nach wie vor hoch verschuldet sind. Möglicherweise stellen die niedrigen Zinssätze insbesondere für Kassenkredite sogar einen Anreiz dar, noch höhere Kreditvolumina aufzunehmen, um von den günstigen Zinskonditionen zu profitieren. Indes ist anzunehmen, dass sich die Finanzierungsbedingungen der Kommunen infolge des Banken-Regelwerks Basel III zukünftig verschlechtern werden. Die kommunalen Kernhaushalte waren zum 31.12.2011 mit 121 Mrd. Euro beim nichtöffentlichen Bereich verschuldet. Etwa 36 Prozent dieser Schulden entfielen auf kommunale Kassenkredite, deren Volumen eine stetig wachsende Tendenz aufweist (vgl. KBI 2011). Hinzu kommen noch einmal rund 149 Mrd. Euro, die von kommunalen Schattenhaushalten (Extrahaushalte und sonstige Fonds, Einrichtungen und Unternehmen, die nicht zum Staatssektor gehören) aufgenommen oder auf diese ausgelagert worden sind (vgl. Statistisches Bundesamt 2012a, S. 84 und 182). Es bleibt zu befürchten, dass einige Kommunen die derzeit günstigen Zinskonditionen zum Anlass nehmen könnten, noch mehr Kredite aufzunehmen und/oder diese an kommunale Ausgliederungen weiterzuleiten. Dies ist umso problematischer, als anzunehmen ist, dass sich die Finanzierungskonditionen der Kommunen zukünftig verschlechtern werden. (Siehe auch KBI 2012 und Statistisches Bundesamt 2012b) Das neue Banken-Regelwerk Nr. 13 10. Oktober 2012 Basel III ist ein Ende 2010 durch den Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht geschnürtes Reformpaket, das zum Ziel hat, die Bankenaufsicht und das Risikomanagement der Banken zu verbessern. Basel III baut auf dem bestehenden Regulierungspaket Basel II auf und soll den Bankensektor künftig widerstandsfähiger gegenüber Finanzmarkt- und Bankenkrisen machen. Basel III soll voraussichtlich Anfang 2013 schrittweise eingeführt, Presseinformationen zufolge aber wohl erst ab Mitte 2013 durch BaFin und Bundesbank kontrolliert werden (vgl. exemplarisch Handelsblatt 2012). Das Banken-Regulierungspaket sieht im Wesentlichen höhere Eigenkapitalanforderungen, verbindliche Liquiditätsregeln und eine Verschuldungsobergrenze vor (siehe Abbildung Eckpunkte von Basel III ).

Abb. Eckpunkte von Basel III Das Reformpaket Basel III Auswirkungen auf die Kommunalfinanzierung Auswirkungen auf die Kreditfinanzierung kommunaler Eigen-/ Beteiligungsgesellschaften Auswirkungen auf die Kommunalfinanzierung Verschuldungsvorschriften Einführung einer risikounabhängigen Verschuldungsobergrenze (Leverage Ratio) Quelle: Eigene Darstellung. Eigenkapitalvorschriften Einführung verschärfter Eigenkapitalanforderungen Liquiditätsvorschriften Einführung international einheitlicher Standards (Net Stable Funding Ratio; NSFR) Auswirkungen der neuen Verschuldungsvorschriften Zu den wichtigsten Elementen des Reformpakets gehört die Einführung einer risikounabhängigen Verschuldungsobergrenze, der sogenannten Leverage Ratio. Diese begrenzt das Geschäftsvolumen der Banken unabhängig vom Risikopotenzial der Kredite auf das 33,3- fache des Kernkapitals. Die Leverage Ratio gilt sowohl für risikoärmere als auch für risikoreichere Geschäfte. Zu den risikoärmeren und damit margenschwächeren Geschäften gehören Kommunalkredite. Ursächlich dafür ist die hohe Bonität der Gemeinden und Gemeindeverbände. Deutsche Kommunen können derzeit de jure nicht insolvent werden. Ihre Zahlungsfähigkeit ist durch die Länder gesichert, da aus der verfassungsrechtlichen Garantie der kommunalen Selbstverwaltung mittelbar eine Staatshaftung ableitbar ist (vgl. Rehm/Matern-Rehm 2003, S. 297). Die Forderungen der Kreditgeber gegenüber regionalen Gebietskörperschaften wurden daher bislang mit einem Risikogewicht von null Prozent angesetzt, was zur Folge hatte, dass die Banken für Kommunalkredite kein Eigenkapital vorhalten mussten (vgl. Schackmann-Fallis 2012, S. 17). Allerdings steht das umfängliche und direkte Einstehen eines Bundeslands für faktisch zahlungsunfähige Kommunen aufgrund des hohen Verschuldungsgrads vieler Bundesländer infrage. Dies ist einer der Gründe, warum Kommunalkredite bei der Leverage Ratio voll angerechnet werden. Um die Höchstverschuldungsgrenze einzuhalten, könnten die Institute nun versucht sein, vornehmlich die Geschäfte abzubauen, von denen geringe Margen zu erwarten sind. Dann würde innerhalb einer Bank eine Konkurrenzsituation zwischen den margenarmen und den margenreichen Geschäften entstehen, die zu Lasten der Kommunalfinanzierung ausgetragen werden könnte (vgl. Schackmann-Fallis 2012, S. 568f.). Alternativ könnten die Institute versuchen, höhere Kreditzinssätze zu vereinbaren, um dieses Geschäft margenreicher zu gestalten. Als weitere Reaktionsmöglichkeiten der Institute sind eine Begrenzung der Kreditvergabe im Kommunalbereich, eine Verringerung der Kreditlaufzeiten und/oder eine genauere Risikound Bonitätsprüfung der Kreditnehmer denkbar. Es ist somit in jedem Fall anzunehmen, dass 2

die Kommunen bei der Kreditvergabe künftig stärker in Konkurrenz mit der Privatwirtschaft oder anderen Kundengruppen treten müssen. Schlechtere Kreditkonditionen könnten die Folge sein. Zudem werden die Transparenzansprüche gegenüber den Kommunen steigen (vgl. BdB 2012, S. 9ff.). Bereits jetzt ziehen sich immer mehr Institute, wie die Hypo Real Estate oder die Eurohypo, zunehmend aus der Kommunalfinanzierung zurück oder legen ihrer Kreditvergabe eine Art Rating zugrunde. So beschloss die WL-Bank Münster im Herbst vergangenen Jahres, keine Kredite mehr an Kommunen zu vergeben, die kein genehmigtes Haushaltssicherungskonzept haben, also innerhalb eines Nothaushalts wirtschaften. Empirische Erhebungen, wie z. B. die Jahresumfrage des Neuen Kämmerers oder die Blitzumfrage der KfW, unterstreichen, dass seitens der Kommunen eine Verschlechterung der Kreditkonditionen erwartet wird (vgl. Elbers/Krebs 2011, S. 3; KfW 2012a und KfW 2012b). Nach Angaben der Deutschen Bank hat die interne Risikoanalyse der Banken derzeit zwar vorwiegend Auswirkungen auf den Umfang der Kreditvergabe, früher oder später könnten interne Risikoanalysen der Kommunen durch die Banken aber auch auf die Höhe der Zinssätze durchschlagen (vgl. Otte 2011, S. 2). Damit die Kommunen die interne Bonitätseinschätzung der Kreditgeber abschätzen können und als Kreditnehmer attraktiv bleiben, sollten sie die kommunale Einnahmen-, Ausgaben- und Schuldensituation transparent und umfassend darstellen. Auswirkungen der neuen Eigenkapitalvorschriften Neben der Leverage Ratio sieht Basel III auch verschärfte Eigenkapitalanforderungen für Banken vor. Für Unternehmenskredite müssen diese künftig mehr und besseres Eigenkapital vorhalten, um etwaige Zahlungsausfälle eher verkraften zu können. Die verpflichtend vorgeschriebene Eigenkapitaldecke der risikogewichteten Aktiva soll stufenweise von 8 auf 10,5 Prozent erhöht werden. Die risikolosen Kommunalkredite sollen von dieser Vorschrift ausgenommen werden. Dazu zählen aber keine Kredite, die an kommunale Eigen- oder Beteiligungsgesellschaften ausgegeben werden. In der Regel sind diese mehrheitlich in kommunaler und nur zum Teil in privater Hand. Die kommunale Haftung beschränkt sich nur auf den Anteil am Stamm- oder Grundkapitel. Insofern unterliegen die an eine Eigen- oder Beteiligungsgesellschaft ausgegebenen Kredite nach Basel III einer entsprechenden Eigenkapitalunterlegung durch die Banken. Es ist anzunehmen, dass die dadurch entstehenden Eigenkapitalkosten über höhere Zinsen (oder schlechtere Kreditkonditionen) an die Kreditnehmer weitergegeben werden. Die Eigenkapitalkosten stellen die Opportunitätskosten, also die Kosten der entgangenen Alternative, dar. Diese fallen in Höhe der Rendite an, die das Kreditinstitut bei einer Alternativanlage des gebundenen Eigenkapitals erwirtschaftet hätte. (Vgl. Deutsche Bundesbank 2011, S. 7ff. und BdB 2012, S. 7f.) Auswirkungen der neuen Liquiditätsvorschriften Neben den neuen Verschuldungs- und Eigenkapitalregeln sieht Basel III auch international einheitliche Liquiditätsvorschriften vor. In der Tendenz müssen die Banken illiquide Aktiva, zu denen auch längerfristige Kommunalkredite gehören, künftig stärker fristenkongruent refinanzieren. Typischerweise sammeln die Banken kurzfristig verfügbare Einlagen von Sparern 3

oder anderen Kreditinstituten ein und transformieren diese in längerfristige Kredite. Verlieren die Kunden aber das Vertrauen in die Bank, z. B. infolge einer Krise, kann die Bank infolge vermehrter Einlagenabrufe in Liquiditätsengpässe geraten. Daher beschränkt Basel III die Möglichkeiten der Fristentransformation. So müssen längerfristige Kommunalkredite zukünftig stärker fristenkongruent, also längerfristig, refinanziert werden. Dadurch können sich die Refinanzierungskosten der Banken erhöhen. Es ist anzunehmen, dass die Banken die ihnen entstehenden Zusatzkosten an die Kreditnehmer weitergeben. Infolgedessen könnten sich vor allem die Kreditkonditionen der langfristigen Kommunalkredite verschlechtern (vgl. Deutsche Bundesbank 2011, S. 30ff., BdB 2012, S. 8 und BdB 2011, S.10f.). Fazit Es besteht die begründete Vermutung, dass sich die Eigenkapital- und Refinanzierungskosten der Banken infolge von Basel III erhöhen werden. Dies kann Rückwirkungen auf die Kommunalfinanzierung in Deutschland haben. Vermutlich werden sich die Kreditkonditionen im Kommunalbereich dadurch verschlechtern und die Transparenzanforderungen gegenüber Städten und Gemeinden zunehmen. Die tendenziell steigenden Zinsausgaben sollten die Kommunen zum Anlass nehmen, ihre Ausgabenposten auf den Prüfstand zu stellen. Steuererhöhungen sind nicht zielführend und können sich nachteilig auf die Standortattraktivität einer Kommune auswirken. Aufgrund des neuen Banken-Regulierungspakets besteht aktueller Handlungsbedarf: Die Kommunen sollten die im Kommunalrecht vorgesehenen Fristen zur Aufstellung kommunaler Gesamtabschlüsse einhalten und die Gesamtsituation der kommunalen Haushaltslage gegenüber den Kreditgebern transparent darstellen. Die dafür vorauszusetzende Umstellung auf die doppische Rechnungsführung ist ein Schritt in die richtige Richtung. Im Unterschied zur Kameralistik werden in der Doppik auch nicht-zahlungswirksame Erträge und Aufwendungen, wie z. B. Abschreibungen oder Zuführungen zu Pensionsrückstellungen, erfasst. Damit wird für den Kreditgeber ersichtlich, wie groß der Ressourcenverbrauch inklusive der nicht-zahlungswirksamen Größen ist. Da sich bei Verwendung der Doppik die Informationsbasis des Kreditgebers erhöht, werden für diesen auch etwaige Zukunftslasten offenbar und in die Kreditvergabe eingepreist das Kreditrisiko einer Kommune kann also besser bewertet werden. Den Städten und Gemeinden bleibt anzuraten, die derzeitig sprudelnden Steuerquellen vorrangig zu nutzen, um Kreditmarktschulden zu tilgen und Kassenkreditsockel abzubauen. Letztlich bleibt zu hoffen, dass die erwartete Limitierung der Kreditvergabe disziplinierend auf die Kommunen wirkt, sodass kreditfinanzierte Ausgabenposten wirksam und nachhaltig abgebaut werden. Herausgeber: Karl-Bräuer-Institut des Bundes der Steuerzahler e.v. Französische Straße 9-12, 10117 Berlin Tel: 030 / 25 93 96 32, Fax: -13 E-Mail: kbi@steuerzahler.de, Web: www.karl-braeuer-institut.de 4

Literatur Bundesverband deutscher Banken (2012): Positionspapier zu den Perspektiven der Kommunalfinanzierung, Berlin. Bundesverband deutscher Banken (2011): Folgen von Basel III für den Mittelstand, Berlin. Deutsche Bundesbank (2011): Basel III Leitfaden zu den neuen Eigenkapital- und Liquiditätsregeln für Banken, Frankfurt/Main. Elbers, M. und Krebs, S. (2011): Diversifizierung statt Monokultur. Herkömmliche Kommunalfinanzierung in der Krise Kämmerer müssen sich mit Alternativen auseinandersetzen, in: Der Neue Kämmerer. Zeitung für öffentliches Haushalts-, Beteiligungs-, Immobilien- und Prozessmanagement, Nr. 4 (2011), S. 3. Karl-Bräuer-Institut des Bundes der Steuerzahler (2012): Kommunale Schattenhaushalte. Versteckte Schulden und Haftungsrisiken, Schrift Nr. 113, Berlin. Karl-Bräuer-Institut des Bundes der Steuerzahler (2011): Kommunale Kassenkredite Missbrauchsgefahr und Reformvorschläge, Schrift Nr. 108, Berlin. KfW (2011a): Blitzbefragung Kommunen zu Investitionen und Kreditnachfrage, Frankfurt/Main. KfW (2011b): KfW-Kommunalpanel 2011, Frankfurt/Main. o. V. (2012): Basel-III-Vorschriften. Banken erhalten Zeit bis Mitte 2013, in: Handelsblatt vom 19.9.2012, http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/basel-iii-vorschriftenbanken-erhalten-zeit-bis-mitte-2013/7154150.html, Stand: 8.10.2012. Otte, J. M. (2011): Flucht nach vorne. Bonitätsbewertungen werden zukünftig auch für Kommunen eine wichtige Rolle spielen, in: Der Neue Kämmerer, Nr. 4/2011, S. 2. Rehm, H. und Matern-Rehm, S. (2003): Kommunale Finanzwirtschaft, Bd. 7, Frankfurt/Main. Schackmann-Fallis, K.-P. (2012): Sparkassen und Kommunen als natürliche Partner gilt das auch unter Basel III?, in: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, 65 (12), S. 586-589. Statistisches Bundesamt (2012a): Schulden der öffentlichen Haushalte, Fachserie 14, Reihe 5, Wiesbaden. Statistisches Bundesamt (2012b): Vierteljährliche Kassenergebnisse des öffentlichen Gesamthaushalts, Fachserie 14, Reihe 1.-2. Vierteljahr 2012, Wiesbaden. 5