Präimplantologische Augmentation der posterioren Mandibula mit Nut-Feder-Technik Ein Fallbericht



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Transkript:

Fangmann Präimplantologische Augmentation der posterioren Mandibula mit Nut-Feder-Technik 337 Publication Rainer Fangmann Präimplantologische Augmentation der posterioren Mandibula mit Nut-Feder-Technik Ein Fallbericht INDIZES Nut-Feder-Technik, posteriore Mandibula, Augmentation, Piezochirurgie Die präimplantologische Augmentation der posterioren Mandibula mit der Nut-Feder-Technik ist eine Kombination aus der Anwendung der Guided-Bone-Regeneration-Technik sowie der Schalentechnik, die auf kleiner als 1 mm dicke autologe Kortikalislamellen zurückgreift. Die Kortikalislamelle wird allen anderen Folien oder Membranen als überlegen betrachtet. Die technische Weiterentwicklung besteht aus der im abfallenden Hang des Unterkiefers, dem sogenannten knife-edge-ridge, zu schaffenden Nut für die Aufnahme der autogenen Kortikalislamelle, die wie eine Feder in diese hineingreift und am oberen Rand mit ein bis zwei Osteosyntheseschrauben fixiert wird. Rainer Fangmann Dr. med. Dr. med. dent., MSc Praxis für MKG-Chirurgie und Implantologie St. Willehad Gesundheitszentrum Luisenstrasse 28 26382 Wilhelmshaven E-Mail: drfangmann@gmx.de Einleitung Der Begriff Augmentation steht in der präimplantologischen Chirurgie für Wiederherstellungsmaßnahmen verlorener Knochensubstanz. Die präimplantologische Augmentation der posterioren Mandibula ist der Versuch, einen Zustand wieder herbeizuführen, der den früheren Möglichkeiten entspricht oder zumindest zu einer Verbesserung der gegenwärtigen Situation führt. Bezogen auf die Freiendsituation der posterioren Mandibula bedeutet dieses die Etablierung eines festsitzenden Zahnersatzes mit normaler Kaufunktion, Sprache, Ästhetik und einem subjektiven Gefühl des Wohlbefindens 1. Folglich geht es um eine Rekonstruktion von Form und Funktion. Es wird unterschieden nach den einzelnen knochenaufbauenden Methoden. Die im Weiteren beschriebene Technik bezieht sich auf die messerscharfe Kammm bei ausreichender Höhe, aber unzureichender Breite. Ihre Anwendung findet bei Knochenatrophien im Unter kiefer der Klasse IV nach Cawood und Howell 2 statt. Diese Form der Atrophie ist regelmäßig nach Verlust von weitspannigen Unterkieferseitenzahnbrücken, aber auch bei lange bestehenden Einzelzahnlücken vorzufinden. Es handelt sich somit um ein transversales Knochendefizit über die gesamte Höhe und Länge der posterioren Mandibula, wobei lingual ein schmaler Knochengrat stehen bleibt. Ist die Knochenbreite geringer als 3 mm kommt die Durchführung einer Osteotomie auf dem Kieferkamm im Sinne einer Alveolarextensionsplastik bzw. eines Bone-Splittings an ihre Grenzen. Diese schmalen Kieferkämme werden mit Knochenblöcken, die seitlich mithilfe von Osteosyntheseschrauben fixiert werden, verbreitert. Es handelt sich somit um eine modifizierte nicht vaskulierte Onlay-Technik 3. Als Donatorregion bietet sich der jeweilige Bereich der posterioren Mandibula, die Retromolarregion, der gleichen Seite an. Diese sehr kompakten und kor tikalen Knochenblöcke osseointegrieren zwar, Manuskript Eingang: 08.01.2012 Annahme: 16.05.2012

338 Fangmann Präimplantologische Augmentation der posterioren Mandibula mit Nut-Feder-Technik Publication Abb. 1 Schemadarstellung des knife-edge-ridge. platzen aber nach der Erfahrung des Autors gelegentlich beim Implantieren wieder ab. Zudem sind diese insgesamt sehr schlecht durchblutet. Deshalb ist die Onlay-Plastik des reinen Knochenblocks im Sinne einer gesteuerten Knochenregeneration (Guided-Bone-Regeneration, GBR) zu modifizieren. Diese Technik der GBR wurde erstmals von Hurley 4 beschrieben. Khoury et al. 5 modifizierten die GBR. Sie ersetzten die Folien und Membranen durch kleiner 1 mm dicke Kortikalislamellen. Nach diesem sind die Kortikalislamellen allen anderen Folien und Membranen überlegen. Die von Hurley und Khoury beschriebene Technik wurde durch eine Nut-und-Feder-Präparation erweitert (Abb. 1 bis 3). Patientenfall Abb. 2 Schemadarstellung des knife-edge-ridge mit angelegter Nut. Abb. 3 Schemadarstellung des knife-edge-ridge mit fixierter Knochenlamelle. Ein allgemeinmedizinisch unauffälliger, 26-jähriger Patient stellte sich sechs Monate post extractionem in der Praxis vor. Der Zahn 36 war nach durch geführter Wurzelkanalbehandlung mit Revision nicht schmerzfrei und war vom Hauszahnarzt entfernt worden. Der Patient wies eine sehr gute Mundhygiene mit Sondierungstiefen bis 3 mm auf. Das Gebiss zeigte keine prothetischen Rehabilitationen. Alle Molaren waren versiegelt worden. In Regio 36 bestand eine messerscharfe Kieferkammm mit lingual ausreichender Höhe, aber unzureichender Breite im Sinne einer Klasse IV nach der Einteilung von Cawood und Howell 2. Es wurde mit dem Patienten ein Knochenaufbau mit autologem Knochenmaterial aus der Retromolarregion der gleichen Seite und ein zweizeitiges Vorgehen, bezogen auf die Implantation, besprochen. Der Eingriff wurde auf Patientenwunsch in Allgemeinanästhesie durchgeführt. Es folgte der typische Zahnfleischrandschnitt mit den entsprechenden mesialen und distalen Entlastungen. Nachdem die Dimension der Empfängerstelle ermittelt wurde, wurde der entsprechende Ramus und/oder Corpus mandibulae Bereich ausgewählt. Nach Festlegen der Abmessungen und der Morphologie des Knochentransplantats wurde der Knochenblock aus der retromolaren Donatorregion mittels des Piezotoms (Acteon Germany, Mettmann) entnommen (Abb. 4) 6,7.

Fangmann Präimplantologische Augmentation der posterioren Mandibula mit Nut-Feder-Technik 339 Publication Abb. 4 Darstellung des Situs. Abb. 5 Piezochirurgische Vorbereitung der Knochenblockentnahme. Abb. 6 OP-Situs nach der Knochenblockentnahme. Abb. 7 Piezotome BS1L im OP-Situs. Es erfolgte eine horizontale Osteotomie medial der Linea obliqua externa bis zur erderlichen Dicke (Abb. 5). Diese wurde mithilfe der Bone Surgery Spitze BS1 II in Standardausführung und mit den 9 mm (BS1 II SLIM) bzw. 15 mm langen Spitzen (BS1 II LONG) durchgeführt. Mit der Standardspitze BS1 II erfolgten ebenfalls zwei horizontale Osteotomien, die auf die bereits bestehenden horizontalen Schnitte trafen. Die Basisosteotomie wurde mithilfe der gewinkelten Bone Surgery Spitze von links (BS2L II) durchgeführt. Mit dem abgewinkelten Spezialwundhaken nach NENTWIG für den Unterkiefer links (Ustomed Instrumente, Tuttlingen) und der abgewinkelten Spezialspitze wurde der tiefere Lappenanteil beim Anbringen der horizontalen Osteotomielinie nicht beschädigt. Es war zu beachten, dass sich sämtliche Osteotomielinien überschneiden. Nach der piezochirurgischen Präparation konnte der monokortikale Knochenblock ganz leicht unter zur Hilfenahme eines Raspatoriums entnommen werden (Abb. 6 bis 8).

340 Fangmann Präimplantologische Augmentation der posterioren Mandibula mit Nut-Feder-Technik Publication Abb. 8 Piezotome BS1L und BS1S im Vergleich und Knochenblock. Abb. 9 Bearbeiteter Knochenblock und Safescraper. Abb. 10 Schaffung der Nut. Abb. 11 Einpassen der Knochenlamelle. Nach der Knochenblockentnahme retromolar wurde dieser extraoral mittels des Safescraper (Meta Advanced Medical Technology, Reggio Emilia, Italien) auf eine Reststärke kleiner 1 mm ausgedünnt. Dieser ausgedünnte kortikale Knochenblock diente als autologe biologische Membran zur Stabilisierung des partikulären Knochenmaterials nach vestibulär. Die mit dem Safescraper gewonnenen länglichspiralförmigen Kortikalisspäne wurden in venösem Eigenblut getränkt aufbewahrt, wobei der Safescraper während seiner Anwendung immer wieder in venöses Eigenblut getaucht wurde. Dieses trug zudem zu einer Vernetzung der kortikalen Späne untereinander und zu einer leichteren Entnahme aus dem Safescraper bei (Abb. 9). Als nächstes wurde im abfallenden Hang des atrophen Unterkiefers eine Nut mittels des Piezotoms geschnitten (Abb. 10). Die geschaffene

Fangmann Präimplantologische Augmentation der posterioren Mandibula mit Nut-Feder-Technik 341 Publication Abb. 12 Mit Osteosyntheseschraube fixierte Knochenlamelle. Abb. 13 Mit partikulärem Material aus Safescraper verfüllter Hohlraum. Abb. 14 Situs 3 Monate postoperativ. Abb. 15 Situs nach Reentry. Kortikalis lamelle biologische Membran wurde wie eine Feder in diese Nut eingebracht und am koronaren Rand mittels einer Osteosyntheseschraube fixiert (Abb. 11 und 12), wobei die Kortikalislamelle unter Druck in die Nut eingesetzt wurde. Im koronalen Bereich bestand ein Abstand von 5 bis 7 mm zum lingualen Grat des Kieferkamms. Der geschaffene Spaltraum wurde mit den in Eigenblut getränkten Kortikalisspänen gefüllt (Abb. 13). Anschließend erfolgte der typische Wundverschluss als ein speicheldichter und spannungsfreier Weichgewebeverschluss. Intra operativ wurde das Antibiotikum Clindamycin 600 mg als Kurzinfusion gegeben und über 6 Tage per os mit zweimal täglicher Gabe tgeführt. Nach 3 Monaten erfolgten die Entfernung der Osteosyntheseschraube und die Implantatinsertion nach typischem Reentry. Zu diesem Zeitpunkt zeigte sich ein perfekt verknöchertes Augmentat (Abb. 14 bis 21).

342 Fangmann Präimplantologische Augmentation der posterioren Mandibula mit Nut-Feder-Technik Publication Abb. 16 Zustand nach Implantatinsertion. Abb. 17 Wundverschluss mit Sulkusmer. Abb. 18 Präoperatives OPG mit Messkugel. Abb. 19 Postoperatives OPG 3 Monate nach Augmentation. Abb. 20 OPG post implantationem. Abb. 21 Intraorale Situation 3 Monate post implantationem.

Fangmann Präimplantologische Augmentation der posterioren Mandibula mit Nut-Feder-Technik 343 Publication Diskussion In der Patientenaufklärung und -behandlung steht die Sicherheit der Operationsmethode und der verwendeten Augmentationsmaterialien an erster Stelle. Somit fiel die Wahl zu Gunsten des körpereigenen Materials aus. Ein Infektionsrisiko für den Patienten ist hier ausgeschlossen. Eine immunologische Transplantatabstoßung existiert nicht. In seiner spongiösen Form ist autologer Knochen ( ) hinsichtlich seiner biologischen Wertigkeit allen anderen Knochenersatzmaterialien überlegen und gilt ( ) heute noch als Goldstandard unter den Augmentationsmaterialien. 8 Zudem ist der autologe Knochen partiell osteogenetisch und osteokonduktiv 9. Ein Vorteil des Knochenblocks ist seine mechanische Stabilität. Bedingung für die Einheilung sind Primärstabilität und Infektionsfreiheit. Letztere wird durch eine sichere Weichgewebedeckung erzielt. Ein Nachteil des avaskulären kortikalen bis kortikospongiösen Knochenblocks ist sicherlich in seiner hohen Dichte und schlechten Durchblutung zu sehen. Die Verwendung von partikulärem Knochenmaterial mit durchschnittlicher Länge von 1,3 mm und einer Dicke von 150 bis 250 μm, typisch für einen Safescraper 10, bietet eine deutlich größere Oberfläche als der reine Knochenblock. Pallesen et al. 11 konnten zeigen, dass Partikel einer Größe von 0,5 bis 2 mm 3 einer besseren Regeneration unterliegen als Partikel von 10 mm 3 Größe. Die größere Oberfläche ermöglicht eine bessere Freisetzung osteoinduktiver Proteine der Knochenmatrix 9. Deshalb ist die Onlay-Plastik des reinen Knochenblocks im Sinne einer gesteuerten Knochenregeneration (GBR) zu modifizieren 12. Ferner wird das osteokonduktive Potenzial gesteigert. Diese Augmentationstechnik setzt diese Erkenntnis entsprechend um. Der Knochenblock wird auf eine kleiner als 1 mm dicke Kortikalislamelle reduziert. Die Schnittbreite des Piezotoms ist zudem eine Orientierung für die Dicke der Kortikalislamelle. Wichtig bei all diesen Techniken ist die sichere Fixation der Augmentate (operatives Osteosyntheseprinzip: Adaptation und Fixation 13 ), um eine absolute Ruhe in der Osseointegrationsphase zu gewährleisten. Mit der beschriebenen Schalentechnik nach dem Nut-und-Feder-Prinzip wird eine weitere breitflächige Fixation der Kortikalislamelle neben der notwendigen Osteosynthese in der geschaffenen Nut im Abhang des atrophierten Unterkiefers geschaffen. Vercellotti sieht in der Schaffung der Nut oder anderen Kortikalisperationen eine Mikronisierung der Kortikalis, welche die Gewebeheilung begünstigt 14. Auch Schlegel sieht in den Kortikalisperationen einen Zugang zur besseren Neoangiogenese 15. Es findet somit ein Anschluss an die Knochenmarkhöhle des Lagerknochens statt. Literatur 1. Henry P J. Future therapeutic directions management of the edentulous predica-ment. 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NEU Jetzt mit LED-Lichthandstück! Fangmann Publication Pre-implant augmentation of the posterior mandible using a tongue and groove technique KEYWORDS Tongue and groove technique, posterior mandible, augmentation, Piezosurgery Pre-implant augmentation of the posterior mandible using the tongue and groove technique is a combination of the application of guided bone regeneration and layering techniques in which material is sourced from autogenous cortical bone layers that are less than 1-mm thick. Cortical bone layers are considered superior to all other types of foils or mem-branes. This further technical development consists of creating a groove in the falling scarp of the mandible (the knife-edge ridge) to receive an autogenous cortical bone layer that engages it like a tongue and is fixed at the top edge using one or two osteosynthesis screws. Speziell für die präimplantologische- & maxillofaziale Chirurgie Inklusive umfangreichem Zubehör wie: LED-Lichthandstück und Starter-Kit Essential (6 Ansätze) Instrumente für jede Indikation (optional): Bone Surgery, externer Sinuslift, interner Sinuslift IntraLift, Extraktion, Crest Splitting und Crown Extension Hotline: 0800 / 728 35 32 www.de.acteongroup.com oder fragen Sie Ihr Depot! ACTEON Germany GmbH Industriestraße 9 D-40822 Mettmann Tel.: +49 (0) 21 04 / 95 65 10 Fax: +49 (0) 21 04 / 95 65 11 info@de.acteongroup.com www.de.acteongroup.com Hotline: 0800 / 728 35 32 QI 3/12