Neue Stadtwerke fu r Paderborn!



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Transkript:

Neue Stadtwerke fu r Paderborn! Stand November 2012 Diskussionspapier der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Stadt Paderborn zur kommunalen Übernahme E.ON Westfalen Weser AG Worum geht es? Die E.ON Westfalen Weser AG (EWW) gehört zu etwa 37% Kommunen aus OWL und dem südlichen Niedersachsen. Die restlichen 63% gehören der E.ON Energie AG (EEA). Die EEA hat den kommunalen Aktionären im Frühjahr 2012 angeboten, die Anteile der EEA zu kaufen. An einen Dritten könnte die EEA die eigenen Anteile auch nicht ohne weiteres verkaufen, so ist das im Gesellschaftervertrag der EWW festgelegt. Die Stadt Paderborn besitzt zur Zeit etwa 11% der Anteile der EWW. Die EWW betreibt das regionale Verteilungsnetz in ihrem Versorgungsgebiet. Zudem liefert sie Strom an viele Kunden im Versorgungsgebiet. Darüber hinaus gibt es noch einen kleineren Bereich zur Energieerzeugung (ein kleineres Gaskraftwerk, Blockheizkraftwerke und einige Windkraftanlagen) und einige kleinteilige Beteiligungen. Im Rahmen der diskutierten Übernahme soll die Vertriebstochter der EWW an die EEA verkauft werden, dazu existiert eine wohl vorteilhafte Put-Option. Die Einnahmen daraus sollen dann zur Aufstockung der Anteile der kommunalen Aktionäre genutzt werden. Zur Diskussion steht also hauptsächlich die Übernahme des Netzes und den dazugehörigen Mitarbeitern. Dabei sind prinzipiell drei aufeinander aufbauende Fragen zu entscheiden: 1. Stimmt Paderborn dem Verkauf der von EEA gehaltenen Anteile an eine kommunale Erwerbsgesellschaft zu? 2. Ist Paderborn bereit, die auf Paderborn entfallenden Erlöse aus der Put-Option in eine Aufstockung der Anteile an EWW zu investieren? 3. Ist Paderborn bereit, darüber hinaus zusätzliche Anteile an EWW zu erwerben? Wir gehen davon aus, dass die Minimallösung, also Zustimmung zu 1. aber keinerlei Aufstockung der eigenen Anteile, nur eine theoretische Möglichkeit ist, da eine Lösung kaum zustande kommen wird, wenn Paderborn als größter kommunaler Aktionär nicht mitzieht. Auch eine Aufstockung allein aus der Put-Option wird voraussehbar nicht ausreichen. Eine Kommunalisierung von EWW wird wohl nur zustande kommen, wenn Paderborn bereit ist, auch Geld für zusätzliche Anteile in die Hand zu nehmen.

Die Rendite kann nicht allein entscheidend sein Ob die Stadt Paderborn weitere Anteile an E.ON Westfalen Weser kauft, kann nicht allein unter Renditegesichtspunkten entschieden werden. Trotzdem muss ein Kauf wirtschaftlich vernünftig sein, sonst können wir uns das nicht leisten. Häufig wird bei der Diskussion um weitere EWW-Anteile lediglich der wirtschaftliche Aspekt der Entscheidung diskutiert. Dies ist jedoch deutlich zu kurz gedacht. Ginge es beim Kauf der EWW- Anteile nur um eine gute Geldanlage, so müsste man dann auch mögliche Alternativen prüfen. Letztlich haben wir auch gar kein Geld anzulegen, jeder Erwerb müsste rein kreditfinanziert erfolgen. Dennoch ist die Frage der Rendite wichtig: Beim Kauf muss klar sein, dass mindestens eine ausreichende Rendite für einen ausreichenden Zeitraum ausreichend sicher ist. Eine dauerhaft gute Rendite wäre mehr als wünschenswert. Zudem: Bei Geldanlagen stehen guten Renditechancen immer entsprechende Risiken gegenüber. Häufig wird ein Kauf jedoch als sicherer Gewinnbringer dargestellt. Dabei werden vor allem zwei Argumente genannt: Gute Ergebnisse von Stadtwerken Zum einen wird häufig richtigerweise auf die guten oder sogar sehr guten Ergebnisse anderer Stadtwerke verwiesen. Die guten Ergebnisse von echten Stadtwerken lassen sich jedoch nicht auf EWW übertragen. Denn bei Stadtwerken steht typischerweise nicht der Betrieb eines regionalen Stromnetzes im Vordergrund, sondern die Einheit aus Erzeugung, Verteilung und Verkauf. Zudem wird das sogenannte Unbundling, also die Entflechtung von Vertrieb und Netzbetrieb, für viele kleine Stadtwerke nicht gefordert, was Synergieeffekte ermöglicht. EWW ist für eine Ausnahme vom Unbundling deutlich zu groß. Renditechancen im Netzbetrieb Zum anderen auf die von der Bundesnetzagentur zugrunde gelegten acht bis neun Prozent Garantierendite im Netzbetrieb verwiesen. Diese Rendite wird allerdings nicht für alle Netzbetreiber garantiert. Bei der Festlegung der Durchleitungsentgelte orientiert sich die Netzagentur am besten Drittel der Betreiber. Die beiden anderen Drittel müssen sich also mit weniger Rendite abfinden oder sogar Verluste in verkraften. Zudem ist für das Netzentgelt auch die Qualität der Stromlieferung (Ausfallzeiten, Spannungsschwankungen) wichtig. Es gibt nach unserer Einschätzung keinen Grund für die Annahme, Unternehmen mit kommunalen Eigentümern wären etwa grundsätzlich weniger effizient im Betrieb von Stromnetzen als andere. Von daher gehen wir davon aus, dass die Renditechancen von EWW weiter gut sind. Risiken Risiken können sich jedoch aus externen Faktoren ergeben. Zum einen können zukünftige Entscheidungen der Bundesnetzagentur die Lage verändern. Die gegenwärtige Regulierungsperiode läuft noch bis 2017, danach werden die Netzentgelte neu festgelegt. Wir gehen jedoch davon aus, die die Sätze weiter auskömmlich bleiben, die Netzagentur kann kein Interesse daran haben, die Netzbetreiber auszuzehren.

Zum anderen besteht die Gefahr, dass EWW in weiteren Kommunen Konzessionsverluste erleidet, wenn diese Kommunen das Netz in die eigenen Hände nehmen, z.b. um eigenen Stadtwerke zu gründen. Dadurch werden die Gewinne geschmälert, da es schlichtweg weniger Netz zum Betreiben gibt, aber damit die Kosten (z.b. Mitarbeiter) nicht automatisch sinken. Dieser Effekt wird aber normalerweise beim Verkauf der Netze an die Kommune eingepreist und ist daher zunächst kein wirtschaftlicher Nachteil für EWW. Wir sehen jedoch die Gefahr, dass der Netzbetrieb im kleineren Netz weniger Ausgleichsmöglichkeiten bei Erzeugungs- oder Nachfrageschwankungen bietet. Damit wäre die Versorgungsqualität und in der Folge die Höhe des Netzentgelts bedroht. Zudem besteht die Gefahr, dass das Unternehmen bei sinkender Netzgröße nicht mehr so effizient arbeitet wie es das jetzt noch tut. Grundsätzlich halten die Grünen im Paderborner Rat den Kauf weiterer EWW-Anteile für wirtschaftlich vertretbar. Eine definitive Aussage setzt aber eine sorgfältige Prüfung des Kaufpreises voraus.

Auch ein Unternehmer würde Anteile an einem anderen Unternehmen nicht einfach unter Renditegesichtspunkten kaufen. Wesentlich ist vielmehr, dass ein solcher Kauf zur mittel- und langfristigen Strategie des Unternehmens passt und die Entwicklungsmöglichkeiten verbessert. Dies muss auch für Paderborn gelten. Beitrag zur Energiewende Neue Stadtwerke für Paderborn Die Energiewende, der Umstieg der Energieerzeugung auf Erneuerbare Energien ist ein zentrales Grünes Ziel und notwendig zur Abwehr oder Minderung der globalen Erwärmung. Dazu leisten andernorts kommunale Energieunternehmen bereits einen Beitrag. Wir wollen, dass auch Paderborn diese Chancen nutzt. In vielen Städten betreiben Kommunen Stadtwerke. Agiler als die großen Energiekonzerne sind sie in der Lage schnell die Chancen aus der Erzeugung und Vermarktung Erneuerbarer Energien zu nutzen. Damit sind sie nicht nur wirtschaftlich erfolgreich, sie leisten auch einen Beitrag zur Energiewende. Aber: nicht alle Bereiche der Energiewirtschaft bieten dieselben Chancen zur Gestaltung der Energiewende. Die besten Chancen zur Gestaltung der Energiewende bietet die Energieerzeugung, vor allem hier entscheidet sich, welcher Strom durch die Netze fließt und verkauft wird. Auch über den Vertrieb kann man versuchen den Umstieg auf erneuerbare Energien zu fördern. Allerdings herrscht hier ein harter Wettbewerb. Wer die Stromnetze betreibt, hat keinen Einfluss darauf, welcher Strom durch die Leitungen fließt. Einfluss lässt sich höchstens durch zügigen Anschluss neuer Anlagen nehmen. o Zudem ist der Ausbau des Netzes immer eng an die Vorgaben der Bundesnetzagentur gebunden, was den Gestaltungsspielraum ebenfalls einschränkt. Die bloße Übernahme eines Verteilungsnetzes bringt für die Energiewende also nur wenig. In der Diskussion der letzten Monate um die Notwendigkeit des Netzausbaus für die Erneuerbaren Energien geht es um den Ausbau der überregionalen Netze, von Nord nach Süd, EWW betreibt jedoch lediglich ein regionales Verteilungsnetz. Allerdings sind auch hier gewisse Investitionen im Rahmen des Ausbaus der Erneuerbaren Energien zu erwarten, etwa für den Anschluss von Windkraftanlagen, Solaranlagen oder Biomassekraftwerken. Entsprechend liegt für uns die Priorität auf der lokalen Erzeugung von Energie aus nachhaltigen Quellen, unterstützt ggf. durch Vermarktung. Erst in diesem Rahmen macht es Sinn, auch das regionale Verteilungsnetz zu betreiben. Das überraschende Kaufangebot der E.ON Energie AG zwingt jetzt, den dritten Schritt vor dem ersten zu entscheiden.

Das eigentliche Ziel nicht aus den Augen verlieren Der Kauf zusätzlicher Anteile der EWW kommt für uns Grüne daher nur in Frage, wenn damit konkrete Schritte zum Aufbau eigener, neuer Stadtwerke für Paderborn verbunden werden. Über verschiedene Möglichkeiten wurde in den letzten Jahren bereits diskutiert. Es kann aber nicht weiter dabei bleiben, dass lediglich Möglichkeiten diskutiert werden. Auch bloße Absichtserklärungen sind zu wenig! Wir fordern daher, begleitend zum Erwerb weiter EWW-Anteile Die Gründung einer Gesellschaft für die Neuen Stadtwerke Paderborn mit der Zielsetzung o o kurzfristig in die Erzeugung erneuerbarer Energie und mittelfristig auch deren Vermarktung einzusteigen. Die zugige Anstellung eines Geschäftsführers/einer Geschäftsführerin, um den Aufbau der Neuen Stadtwerke Paderborn voranzutreiben. Paderborn wird sich die Kompetenzen für Energieerzeugung und -vertrieb zunächst erst einmal aufbauen müssen. Daher halten wir es für eine naheliegende Möglichkeit, den Aufbau durch die zeitweise Hereinnahme eines externen Partners zu unterstützen. Im Paderborner Umland sind etliche Kommunen, die, wie Paderborn, gegenwärtig über keine eigenen Stadtwerke verfügen und sich selbst als zu klein für die Gründung eigener Stadtwerke sehen. Es bietet sich daher nach unserer Auffassung an, hier Kooperationsmöglichkeiten zu diskutieren. Wir warnen jedoch davor, die Sache durch die Hereinnahme zu vieler Partner aufzublähen und letztlich handlungsunfähig zu machen. Eine Alternative könnte es hier auch sein, ein enges Kooperationsnetz von unabhängigen Stadtwerken zu knüpfen. Die neuen Stadtwerke für Paderborn müssen einen klaren Schwerpunkt in Paderborn haben. Um diesen Schwerpunkt zu unterstreichen, halten wir es für überlegenswert, den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Paderborn die Chance zur Beteiligung an den Neuen Stadtwerken für Paderborn zu geben. Die könnte zum Beispiel in Form einer Genossenschaft erfolgen. Neue Stadtwerke für Paderborn bieten nicht nur Chancen für die Energiewende. Wenn mehr Energie lokal produziert wird, bedeutet das zusätzliche Wertschöpfung für Paderborn. Profitieren wird nicht nur der städtische Haushalt, auch für Mittelstand und Handwerk ergeben sich zusätzliche Nachfrage. Keine OWL-Stadtwerke Wie oben beschrieben, verfügt die EWW über einen Bereich, in dem Energie erzeugt wird. Es mag daher naheliegend erscheinen, weitere Energieerzeugung dort anzusiedeln und auf die Neugründung eigener Stadtwerke zu verzichten. Dieser Ansatz wird jedoch schon allein deswegen scheitern, weil etliche Kommunen (z.b. Herford) eigene Stadtwerke bereits besitzen und wohl kein Interesse daran haben können, wenn dazu auf EWW-Ebene Konkurrenz in Erzeugung und Vertrieb weiter aufgebaut wird. Wie eine Abgrenzung oder Zusammenarbeit zwischen der Erzeugungssparte von EWW und den Neuen Stadtwerken für Paderborn letztlich aussehen kann, wird noch zu klären sein.

Kein Atomstrom! Die EWW wird nach einer Übernahme durch die Kommunen vermutlich keinen Strom mehr an Endkunden verkaufen. Dennoch verbrauch auch der bloße Netzbetrieb schon nicht unerhebliche Strommengen. Wir halten es für selbstverständlich, dass hier kein Atomstrom zum Einsatz kommt. Soweit möglicherweise längere Lieferverträge mit E.ON bestehen, muss im Rahmen der Übernahme ein Sonderkündigungsrecht eingeräumt werden. Zentral für uns Grüne sind die Chancen, die sich aus der Gründung neuer Stadtwerke für Paderborn ergeben. Daneben gibt es weitere Aspekte, die für einen Kauf weiterer EWW- Anteile sprechen ihn aus sich heraus jedoch nach unserer Auffassung nicht tragen können. Bedeutung der Infrastruktur Das Stromnetz ist ein natürliches Monopol. Niemand wird in einer Fläche ein zweites Stromnetz in Konkurrenz zu einem bestehenden anlegen. Somit ist der Betreiber immer ein Monopolist. Grundsätzlich besteht immer die Gefahr, dass ein solches Monopol ausgenutzt wird. Aber: gerade deshalb wird der Netzbetrieb durch die Bundesnetzagentur überwacht. Die Gefahr, dass ein Netzbetreiber seine Position ausnutzt, sehen wir deshalb nicht. Eine gut funktionierende Stromversorgung ist ganz fundamentale Voraussetzung für Lebensqualität und Wirtschaftsstandort. Von daher ist es wichtig, den Netzbetrieb und den zukünftigen Ausbau in guten Händen zu wissen. Die Übernahme in kommunale Eigentümerschaft würde das sicher stellen, erscheint uns angesichts der gut funktionierenden Netzregulierung jedoch nicht zwingend. Rekommunalisierung Schon in der letzten Wahlperiode hat der Rat dem Aufsichtsrat der PKB den Auftrag erteilt, sich um das Thema Rekommunalisierung zu kümmern. Ein Rückkauf der Stadtwerke, so wie sie einmal verkauft worden waren, stand dabei jedoch gar nicht im Raum. Die guten alten Zeiten lassen sich nicht zurückkaufen und wir Grünen wollen das auch gar nicht. Der Kauf weiterer E.ON Westfalen Weser-Anteile darf nicht mit einer echten Rekommunalisierung verwechselt werden. Die Vorteile echter Stadtwerke liegen in der regionalen Stromerzeugung und dem Verkauf des erzeugten Stroms an Kunden aus der Region. Beim Kauf von EWW geht es jedoch praktisch nur um das regionale Stromverteilungsnetz.

Sicherung des Standorts Paderborn Ein Erwerb zusätzlicher EWW-Anteile kann ein Beitrag zur Sicherung des Unternehmensstandorts sein. Damit würden auch Arbeitsplätze in Paderborn sicherer. Es ist aber zu bedenken, dass die zukünftige Struktur des Unternehmens keinesfalls klar ist und somit auch ein Kauf zusätzlicher Anteile keine endgültige Sicherheit bietet. Zudem: wer EWW-Anteile kaufen will um EWW- Arbeitsplätze zu sichern, müsste dann auch ggf. Wincor-Nixdorf Aktien kaufen, um Wincor-Nixdorf Arbeitsplätze zu sichern und viele andere Unternehmensanteile mehr.