Entwurf. Digitalisierung in der Zahnmedizin: Chancen für die Praxis. Optische Abdrucknahme. Pionier oder Folger?



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Transkript:

Autor Anwender Status Aktuell Kategorie Erfahrungsbericht Digitalisierung in der Zahnmedizin: Chancen für die Praxis Dr. Karsten Kamm Die Evolution von der traditionellen, von Handarbeit geprägten (analogen) zur digitalen Zahnmedizin ist keine Zukunftsversion mehr, sondern in vielen Bereichen schon Realität. Durch die Verwendung entsprechender Technologien hat sich z. B. die Art und Weise, wie Zahnärzte und Zahntechniker zusammenarbeiten sowie miteinander und mit Patienten kommunizieren, grundlegend verändert. Entsprechende Technologien, mit denen sich vorhandene digitale Abläufe beispielsweise durch Visualisierung des geplanten Behandlungsergebnisses weiter optimieren lassen, wurden auf der diesjährigen Leitmesse der Dentalindustrie in Köln präsentiert. Schon heute ist es möglich, Restaurationen in einem vollständig computergestützten Verfahren herzustellen, ausgehend von einem optischen Abdruck über das CAD (Computer-Aided Design) bis zur hin Fertigung. Manuelle Arbeitsschritte sind dabei kaum noch notwendig. Bei der Kommunikation innerhalb des Behandlungsteams helfen moderne, webbasierte Kommunikationsplattformen und neue Möglichkeiten der Visualisierung dabei, Behandlungen exakt zu planen und das zu erwartende Ergebnis dem Patienten zugänglich zu machen. Und auch für die Planung und Durchführung implantologischer Eingriffe sind digitale Technologien verfügbar, die den Anwender dabei unterstützen, Ergebnisse vorhersagbar zu machen. Durch die Kombination der vorhandenen Softwarelösungen wird das Backward-Planning ermöglicht, bei dem die Behandlung ausgehend von dem gewünschten Resultat geplant wird. Entwicklungen des Marktes genau analysieren müssen, um zu entscheiden, welche Investition für sie zu welchem Zeitpunkt sinnvoll ist. Denn eine frühe Integration von Innovationen kann einen Vorsprung gegenüber anderen Kollegen bedeuten, birgt aber zugleich auch immer ein Risiko. Generell bin ich davon überzeugt, dass digitale Technologien in Zukunft in jeder Praxis unverzichtbar sein werden und stehe Neuentwicklungen mit Interesse und Offenheit gegenüber. Der Besuch von Ausstellungen und Messen sowie das Testen unterschiedlicher Geräte in der eigenen Praxis sind empfehlenswert, um nicht nur auf dem aktuellsten Stand der Entwicklungen zu bleiben, sondern sich auch eine fundierte, eigene Meinung über die Praxistauglichkeit unterschiedlicher Produkte zu bilden. In der eigenen Praxis mit chirurgischem und prothetisch-restaurativem Schwerpunkt und angegliedertem Praxislabor werden bereits seit 2001 CAD/CAM-gefertigte Restaurationen aus Vollkeramik hergestellt. Nach und nach wurden weitere digitale Technologien in die bestehenden Workflows innerhalb der Implantologie und Prothetik integriert. Über den heutigen Standard in der Praxis und das Potenzial der zum Einsatz kommenden Technologien wird im Folgenden informiert. Optische Abdrucknahme Vor jeder Behandlung wird die Ausgangssituation mit einer Digitalkamera aufgenommen, um eine lückenlose Dokumentation sicherzustellen und eine Grundlage für spätere Planungsschritte zu schaffen. QR-Code scannen und den Beitrag auf Ihr Smartphone oder Tablet herunterladen! Pionier oder Folger? Für Praxisinhaber bedeutet die fortschreitende Digitalisierung in der Zahnmedizin auch, dass sie die Für die Konstruktion und Fertigung indirekter Restaurationen stellt der Abdruck die wichtigste Grundlage dar. Um den Prozess der konventionellen Abformung, der zeitaufwendig ist und viele poten- 42

zielle Fehlerquellen beinhaltet, zu ersetzen, investierten wir bereits vor einigen Jahren in einen Intraoralscanner. Inzwischen sind die meisten dieser Geräte so weit entwickelt, dass sie für Ganzkieferaufnahmen geeignet und für eine Vielzahl von Indikationen bis hin zu weitspannigen Brücken freigegeben sind. Die Abbildungen 1 und 2 zeigen eine Komplettaufnahme des Ober- beziehungsweise Unterkiefers mit Cadent itero (Cadent, US-San Jose). Mund eingesetzte stabile Bissregistrate (Abb. 3) gescannt. Eine funktionelle Vorbehandlung wird über Positionierungsschienen im Vorfeld erreicht. Abb. 3: Festlegung der Bisssituation nach Schienentherapie. Abb. 1: Optischer Abdruck des kompletten Oberkiefers. Abb. 2: Abformung des Unterkiefers. Generell lässt sich durch den Einsatz eines Intraoralscanners die Effizienz der Behandlung erhöhen, da eine Kontrolle der Präparationsgeometrie direkt am Bildschirm erfolgen kann. Falls beispielsweise Unregelmäßigkeiten an der Präparationsgrenze, ein zu geringes Platzangebot für die geplante Versorgung oder zu stark divergierende Stümpfe festgestellt werden, kann direkt eine Korrektur im Patientenmund erfolgen. Durch spezielle Tools wird anschließend nur der Bereich erneut gescannt, der verändert wurde. In unserer Praxis wird die Lagebeziehung der Kiefer zueinander im Seitenzahnbereich über im CAD und Visualisierung der Planung Auf Basis des Intraoralscans wird im Dentallabor eine Restauration virtuell konstruiert. Um das mögliche Behandlungsergebnis schon vor der Fertigung des Zahnersatzes zu visualisieren, können Gesichtsfotos und Scandaten zusammengeführt werden. Für diesen Vorgang, der auch als smile design bezeichnet wird, sind inzwischen unterschiedliche Systeme verfügbar: Es wird entweder ein 3D-Gesichtsscanner (z. B. priti mirror, pritidenta, D-Leinfelden) eingesetzt, mit dem der Patient vor Beginn der Behandlung gescannt wird, oder ein zweidimensionales digitales Foto verwendet. In unserer Praxis wird neuerdings RealView Engine (3Shape, DK-Kopenhagen) genutzt. Hier wird ein zweidimensionales Foto in die Software importiert (Abb. 4) und dieses nach Ausschneiden der vorhandenen Zähne mit dem 3D-Modell des digitalen Abdrucks gematched. Danach ist es möglich, ein virtuelles Wax-Up zu erstellen und dieses sowohl separat auf dem 3D-Modell in fotorealistischer Darstellung zu visualisieren als auch in das digitale, zweidimensionale Foto zu übertragen (Abb. 5). Mit den digitalen Fotos der Patientengesichter lässt sich eine realistische und individuelle Vorher- und Nachher-Darstellung von dem zu erzielenden Lächeln erstellen. Veränderungen lassen sich in Echtzeit direkt in die CAD -Software übertragen. Dieses Tool, das insbesondere bei der Planung von Res taurationen im Frontzahnbereich hilfreich ist, ist nicht nur dafür geeignet, dem Patienten einen Eindruck des möglichen Ergebnisses zu vermitteln. In unserer Praxis wird es auch eingesetzt, um die ästhetische Wirkung von 43

Versorgungen unter Berücksichtigung von Symmetrielinien im Gesicht zu beurteilen und den Zahnersatz ggf. entsprechend anzupassen. Dies ist besonders wichtig bei komplexen Rekonstruktionsfällen, wo die Lippenebenen nicht parallel zu dem Schädel bezüglich einartikulierten Ebenen verlaufen. Besonders interessant ist diese Entwicklung dann, wenn eine minimalinvasive Präparation gewünscht ist. Aufgrund des virtuellen Wax-Up können demnächst sehr präzise Präparationsschablonen hergestellt werden, mit denen eine substanzschonende Präparation ermöglicht wird. Abb. 4: Gesichtsfoto in der Software RealView Engine. Abb. 5: 3D-Datensatz der Konstruktion dargestellt im Gesichtsfoto. Vor der Integration des RealView Engine in die Arbeitsabläufe von Praxis und Labor wurde für diese Analyse in ästhetisch anspruchsvollen Fällen zunächst ein Mock-Up aus Wachs gefräst und einprobiert ein Arbeitsschritt, der sich dank der neuen Technologie nun einsparen lässt. Nutzbar ist die Software nicht nur in der restaurativen, sondern auch in der prothetisch orientierten Implantationsplanung. Über eine App kann das simulierte Behandlungsergebnis z. B. dem Patienten auch auf einem ipad präsentiert und auf Wunsch der Familie oder Freunden gezeigt werden. Für die Kommunikation zwischen den Behandlungspartnern lässt sich das ipad ebenfalls einsetzen (Abb. 6). Entsprechende Apps und Internetplattformen vereinfachen den Austausch von fallspezifischen Informationen wie Digitalfotos oder Scanund Designdaten erheblich und ermöglichen allen Mitgliedern des Behandlungsteams jederzeit den Zugriff auf die verfügbaren Informationen. Abb. 6: Nutzung des ipad als Kommunikationstool. Implantationsplanung Die Planung der Implantatpositionen erfolgt in unserer Praxis unter Verwendung der Software codiagnostix (Straumann, CH-Basel). Hierzu werden die DVT-Aufnahme, die als dreidimensionaler Datensatz im DICOM-Format vorliegt, und der im STL-Format verfügbare CAD-Datensatz oder auch der des intraoralen Scans direkt in die Planungssoftware importiert (Abb. 7). In dieser sind somit alle relevanten Daten (Knochensituation, Weichgewebesituation, konstruierter Zahnersatz) sichtbar. Unter Berücksichtigung der anatomischen Strukturen auf der einen und der gewünschten prothetischen Versorgung auf der anderen Seite werden die Implantate virtuell im Kiefer positioniert (Abb. 8). Auf Basis dieser Planung lässt sich anschließend im 3D-Druck- Verfahren oder mittels Fräsbearbeitung eine Bohrschablone aus unterschiedlichen Materialien computergestützt herstellen. In diesem Workflow ist der Einsatz einer Scanschablone nicht mehr notwendig. 44

Aufgrund der zunehmenden Verfügbarkeit insbesondere vollkeramischer Materialien, die für die Herstellung auch mehrgliedriger monolithischer Restaurationen freigegeben sind, kann schon heute in einigen Fällen auf die Herstellung eines physischen Modells ganz verzichtet werden. So wird seit einiger Zeit Zirkoniumdioxid auch monolithisch eingesetzt, angekündigt ist außerdem die Einführung von Rohlingen aus IPS e.max CAD (Ivoclar Vivadent), die sich für die Chairside-Fertigung von dreigliedrigen, monolithischen Brücken eignen. Abb. 7: Matching der DICOM-Daten mit einem intraoralen Scan. Abb. 8: Planung der Implantatposition. Als weiterer Schritt kann unter Verwendung der Planungsdaten sofort über das CAD/CAM-Programm z. B. ein Eierschalenprovisorium hergestellt werden. Modellfertigung Des Weiteren wird der bestehende Datensatz für die Konstruktion der definitiven Versorgung verwendet. Das 3D-Modell des Intraoralscans dient zudem als Grundlage für die Modellherstellung. Diese kann beispielsweise im Fertigungszentrum von Straumann in Leipzig erfolgen, wo die Modelle aus Polyurethan gefräst werden (Abb. 9 und 10). Möglichkeiten der additiven Fertigung von Modellen im zahntechnischen Labor oder bei unterschiedlichen Dienstleistern (z. B. Dreve, D-Unna) bestehen ebenfalls. Angeboten werden verschiedene Modelltypen einschließlich Implantatmodellen, die mit einer speziellen Model Builder Software im Labor designt werden. Abb. 9: Auf Basis eines intraoralen Scans gefrästes Modell. Abb. 10: Detailansicht des Polyurethanmodells mit herausnehmbaren Stümpfen. Monolithische Restaurationen In unserer Praxis und dem angegliederten Labor ist im letzten Jahr die Anzahl der komplett digital hergestellten monolithischen Versorgungen stark gewachsen (Abb. 11 bis 14). Innerhalb der digitalen Herstellungsprozesskette haben diese heute einen Anteil von 60 %. Anatomische Konstruktionen (vollanatomische Kronen) sind inzwischen mit nahezu allen verfügbaren CAD-Softwarelösungen möglich. In der Software DentalDesigner von 3Shape wird diese Funktion beispielsweise mit vordefinierten Zahnformen aus einer entsprechenden Datenbank 45

realisiert. Durch die Kombination mit weiteren Funktionen wie einem virtuellen Artikulator lassen sich ausgezeichnete Ergebnisse erzielen, bei denen nur noch minimale Modifikationen der Okklusion, Kontaktpunkte und Übergangszone der Präparationsgrenzen erforderlich sind. Gerüste oder Käppchen konstruieren und anschließend manuell verblenden (Abb. 15). Designt werden können außerdem reduzierte Kronen mit Girlande sowie aus Gerüst und Verblendschicht bestehende Kronen. Bei letzterem Konstruktionstyp werden aus der vollanatomischen Konstruktion zwei separate Schichten errechnet und diese ohne Erzeugen von Unterschnitten in Gerüstanteil und Verblendkeramikanteil geteilt. Nachfolgend werden sowohl das Gerüst als auch die Verblendung aus unterschiedlichen Materialien computergestützt gefertigt und anschließend zusammengefügt. Abb. 11: Ausgangssituation, Patient mit Totalprothese. Abb. 12: Situation nach Restauration mit einer Versorgung aus monolithischem Zirkoniumdioxid auf sechs Implantaten. Kieferorthopädie Abb. 13: Ausgangssituation, Patient mit Unterbiss und insuffizienten Versorgungen im Frontzahnbereich des Oberkiefers. Abb. 15: Verblendete Kronen mit Gerüst aus Zirkoniumdioxid. Neben dem Einsatz digitaler Technologien innerhalb der Prothetik und Implantologie verwenden wir entsprechende Verfahren auch für die Kieferorthopädie. Viele Hersteller bieten heute zusätzliche Dienstleistungen mit sogenannten orthopädischen Analyse verfahren und Designverfahren an. Hier kann die vollständige Behandlungsplanung mit virtuellen Set- Ups durchgeführt werden. Es können Simulationen der Behandlung mit Werkzeugen zur Segmentierung, Verschiebung und Beschränkung, Extrahierung sowie die interproximale Reaktion der Zähne durchgeführt werden. Gleichzeitig lassen sich auch digitale Studienmodelle, darunter virtuelle Basen, erstellen. Mit diesen können später im Fertigungsprozess Aufbissschienen, Retainer, angepasste Multibänder, Splints, Gaumenbügel, Bionaturen, Herbstschaniere und vieles Weitere hergestellt werden. Abb. 14: Situation nach Restauration mit monolithischen Kronen aus Zirkoniumdioxid. Mit der Software von 3Shape lassen sich neben monolithischen Vollkronen auch anatomisch reduzierte Fazit Unter Verwendung digitaler Technologien ist es möglich, auch umfangreiche Restaurationen in einem effizienten Verfahren präzise herzustellen. 46

Die Frage, ob computergestützte Verfahren für Praxis und Labor zu einer Optimierung der Arbeitsabläufe führen, ist eindeutig positiv zu beantworten. Welche Technologien jedoch für die jeweilige Praxis beziehungsweise das Labor sinnvoll sind, muss im Einzelfall individuell entschieden werden. Für uns ist in jedem Fall wichtig, die aktuellen Entwicklungen stets im Blick zu behalten und neue Lösungen auch aktiv zu testen. Danach sollte erst eine Investitionsentscheidung gefällt werden. Dr. med. dent Karsten Kamm Baden Baden, Deutschland 1996 Staatsexamen in Göttingen (Georg-August-Universität) 1998 Promotion zum Dr. med. dent 1996-1999 Assistententätigkeit in freier Praxis in Hamburg 1999-2001 Tätigkeit in Praxisgemeinschaft in Hamburg 2001 Weiterbildung in Implantologie, Funktionstherapie und ästhetischer Zahnmedizin 2002-2004 Privatklinik am Bodensee, Leitender Oberarzt für die Bereiche ästhetische Rekonstruktionen (CAD/CAM- Technik), Endodontie und biologische Werkstoffe seit 2004 Privatpraxis in Baden-Baden mit Ausrichtung in ästhetischer Rekonstruktionen und Rehabilitationen oraler Strukturen mit biologischen Werkstoffen und CAD/CAM- Technik, Privates Biohealthkonzept (Ganzheitliche Ausrichtung) seit 2010 Visiting Professor Lucian Blaga Universität Hermannstadt, Bereich ästhetische Zahnmedizin und Implantatprothetik, CAD/CAM Technik Kontakt kk@z-b-b.de 47