Zielmarktanalyse Indonesien 2012



Ähnliche Dokumente
RUMÄNIEN Energieeffizienz in der Industrie

SWP-FONDSVERMITTLUNG. AKTUELLES: LEONIDAS XI - Windfonds Frankreich. Auszug aus dem Leonidas Newsletter vom 11. Februar 2013

Energie- und CO 2 -Bilanz für den Kreis Herzogtum Lauenburg

Wirtschaftliches Potenzial erneuerbarer Energien Neuseeland 01/2014

Abkommen. zwischen. der Regierung der Bundesrepublik Deutschland. und. der Regierung der Föderativen Republik Brasilien

Finanzen. Gesamtausgaben steigen in Niedersachsen unterdurchschnittlich. Kräftiger Anstieg der Sachinvestitionen in Niedersachsen

Deutschland-Check Nr. 35

Statistische Materialien zu Existenzgründung und Selbstständigkeit der Wohnbevölkerung mit Migrationshintergrund

ConTraX Real Estate. Büromarkt in Deutschland 2005 / Office Market Report

So sieht Klimaschutz aus, der sich auszahlt.

Markus Demary / Michael Voigtländer

Wirtschaftsdaten kompakt: Singapur

Windenergie & Solarthermie in Ägypten. Perspektiven der Erneuerbaren Energien In Ägypten - Fact Sheet

Unsere Zukunft ist erneuerbar! ewz-stromzukunft

Energie- und CO 2 -Bilanz für die Kommunen im Landkreis Ostallgäu

Häufig gestellte Fragen zum Thema Migration

Energie- und CO 2 -Bilanz für die Kommunen im Landkreis Ostallgäu

Finanzierung von Photovoltaikanlagen für den Mittelstand

Armut. Armut 57,1 61,6 64,3. Personen in Mio. 69,4. Anteil an der Bevölkerung, in Prozent 47,

Geschäftspotenzial und Business Assessment für Bioenergietechnologie in Indonesien.

Haupthandelsströme Erdöl

Öffentliche Finanzen in Griechenland. Dafür was sich ein Land konsumtiven Ausgaben leisten kann, ist das BIP pro Kopf ein guter Maßstab.

Energieeffizienz 2012

Organische Photovoltaik: Auf dem Weg zum energieautarken Haus. Referat von Dr. Gerhard Felten. Geschäftsleiter Zentralbereich Forschung und

Manager. von Peter Pfeifer, Waltraud Pfeifer, Burkhard Münchhagen. Spielanleitung

LIMITED. SOLARFESTZINS Natürlich Geld anlegen

ASQF-Umfrage 2014 Branchenreport für die deutschsprachige IT-Branche. Qualitätstrends in der Software-Entwicklung

Vermögensbildung: Sparen und Wertsteigerung bei Immobilien liegen vorn

90 Jahre russisch-deutsche Wirtschaftsbeziehungen: Wachstums- und Innovationsfelder bis 2020

Insiderwissen Hintergrund

Experteninterview mit Tobias Rothacher, Manager Germany Trade & Invest

Energie- und CO 2 -Bilanz für die Kommunen im Landkreis Ostallgäu

Positive Aussichten trotz verhaltenem Neugeschäft

Kommunale Wertschöpfung und Beschäftigung durch Erneuerbare Energien

60,7 46,5 38,2 36,3. 18,1 *deflationiert mit USA-Lebenshaltungskostenindex

PwC Studie: Die (R)evolution von PPPs im Bereich Healthcare

Die Bedeutung der erneuerbaren Energien in Zukunft

Fragen und Antworten zur Prüfmöglichkeit für ausländische Investitionen (Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes und der Außenwirtschaftsverordnung)

Das Vermögen der privaten Haushalte in Nordrhein-Westfalen ein Überblick auf der Basis der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe

Wirtschaftsdaten kompakt: Singapur

Arbeitsmarkteffekte von Umschulungen im Bereich der Altenpflege

Energienetz Elbmarsch - Förderverein für eine Energiewende in der Elbmarsch

Presse-Information

1 Steuerfahndung Ergebnisse der Steuerfahndung der Länder Fazit...65

Staatssekretär Dr. Günther Horzetzky

Erneuerbare Energien. Entwicklung in Deutschland 2010

Was sind Jahres- und Zielvereinbarungsgespräche?

Forschungsprojekt. Frauen als Zielgruppe der Existenzgründungsförderung unter besonderer Berücksichtigung der Finanzierungsaspekte.

HDH. Bremsspuren beim Wirtschaftswachstum. EEG-Umlage treibt die Strompreise. Holz: Auch im August ordentliche Umsätze

SchuldnerAtlas Deutschland 2011

Wirtschaftsdaten kompakt: Myanmar

Mobile Intranet in Unternehmen

Nachhaltigkeit in der gewerblichen Wäscherei

SONNIGE AUSSICHTEN: SOLARPARK III

Solar-Hybridsysteme: neue Perspektiven für die ländliche Elektrifizierung

Warum Deutschland neue Netze braucht! Energieeffizienzmesse Frankfurt

effektweit VertriebsKlima

BÜRGERBETEILIGUNG ALS ZENTRALER ERFOLGSFAKTOR

Die GAP ist... Die GAP ist nicht... Europäische Kommission Landwirtschaft und ländliche Entwicklung

KfW-Förderreport 2015 Auswertung Kurzfassung

ENERGIEWENDE IN BAYERN. Energiewende in Bayern

ENERGIE AUS BERGHEIM FÜR BERGHEIM

Pflegedossier für die kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder)

Das Energiekonzept der Bundesregierung Bremse oder Antrieb für eine gestärkte Rolle der Stadtwerke im Energiemarkt?

Förderung von Erneuerbaren Energien in Asien

Japans mittelfristiges Ziel zur Bekämpfung des Klimawandels

Anhang Pressemitteilung Internet. Umlage für erneuerbare Energien verteuert Strompreis

Ganzheitliche Gefährdungsbeurteilung nach 5 Arbeitsschutzgesetz

Energie der Zukunft Energiewende 2.0

Schuldenbarometer 1. Q. 2009

Rohstoffanalyse - COT Daten - Gold, Fleischmärkte, Orangensaft, Crude Oil, US Zinsen, S&P500 - KW 07/2009

Nachhaltigkeits-Check

Fremdwährungsanteil bei Tilgungsträgerkrediten bei 86 % eine Analyse der Fremdwährungskreditstatistik 1

Schweizer Firmen in China wollen mehr investieren

Rentensicherheit. Rente? Aber sicher!

Danke. für über 10 Jahre Dachs. In Zukunft noch mehr vom Dachs profitieren.

Wirtschaftsdaten kompakt: Saudi-Arabien

European Platform for underground Energy extraction. Kurzexposé über die trockene Energiegewinnung aus tiefer Geothermie

Jetzt Sonne kaufen und für die Zukunft vorsorgen!

Berechnung der Erhöhung der Durchschnittsprämien

Risiken der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung

ECUADOR Der kleine Andenstaat mit großem Potential

Wirtschaftsdaten kompakt: Deutschland

Energiepolitische Rahmenbedingungen für Windenergieprojekte in Griechenland. Ulrich Laumanns Hamburg, 22. September Seite 1

Berliner Energiekonzept

NEUES DENKEN FÜR EINE NEUE ZEIT.

Ökostrom Erzeugung, Transport und Marktintegration Vortrag zur Jahrestagung des FVS Forschungsverbund Sonnenenergie

Rate (bzw. Preis), mit der zwei Währungen gegeneinander getauscht werden Mögliche Darstellung (z.b. bei und $)

Speicher in der Cloud

Solarpark. Kurz-Info. Bürgerbeteiligungs-Projekt

Umfrage: In Deutschland liegt viel Gründerpotential brach

Roland Berger Strategy Consultants und die Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen mbh Aachen stellen Quartalsindex zur Elektromobilität vor

Marktanalyse und Abschätzung der Marktentwicklung von nichtmedizinischen. Untersuchungen

Neue Wege in die Zukunft der Bürgerenergie: Strom von Bürgern für Bürger. Generalversammlung Mörfelden-Waldorf Felix Schäfer

WIR MACHEN SIE ZUM BEKANNTEN VERSENDER

Rahmenbedingungen für ausländische Unternehmen

EARSandEYES-Studie: Elektronisches Bezahlen

Energieeffizienz-Initiativen der EU

Erste Ergebnisse der BMWi-Online Befragung Kommunale Investitionen

Transkript:

Solarenergie Zielmarktanalyse Indonesien 2012 Photovoltaik Perspektiven für die Solarenergie www.exportinitiative.bmwi.de

Herausgeber: Deutsch-Indonesische Industrie- & Handelskammer (EKONID) Jl. H. Agus Salim No. 115, Jakarta 10310 P.O. Box 3151, Jakarta 10031, Indonesia Tel. : +62-21-3154685 Fax : +62-21-3157088, 3155276 E-mail : info(at)ekonid.or.id Website : www.ekonid.com Kontaktperson: Chloé Martinez, Chloe.martinez(at)ekonid.or.id Autoren: Roger Spranz, Chloé Martinez, Julia Larsen-Disney, Phillipp Fritz Unterstützt durch: Anis Novani, Ratieh Ayuningtyas Disclaimer: Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Herausgebers. Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt werden kann.

ABBILDUNGSVERZEICHNIS... 3 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS... 4 1. Einleitung... 5 2. Zusammenfassung... 7 3. Politik und Wirtschaft im Überblick... 10 3.1. Indonesien auf einen Blick... 10 3.2. Politischer Hintergrund... 13 3.3. Wirtschaft im Überblick, Struktur und Entwicklung... 15 3.4. Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland... 20 3.5. Investitionsklima und Förderung... 21 4. Energiemarkt in Indonesien... 26 4.1. Überblick... 26 4.2. Energiepolitik und Strategie... 32 4.3. Investieren in erneuerbare Energien... 41 4.4. Bevorstehende Entwicklungen... 43 5. Solarenergiepolitik und Vorschriften... 44 5.1. Förderprogramme, Projekte und Finanzierungsmöglichkeiten... 44 5.2. Vergütungssysteme... 52 5.3. Standards, Normen und Zertifizierung... 54 5.4. Steuern und Zollabgaben... 57 5.5. Öffentliche Ausschreibungen und Vergabeverfahren... 59 6. Aktuelle Marktstrukturen und Marktchancen für deutsche Unternehmen in der Solar- Branche... 61 6.1. Nachfragestrukturen... 61 6.2. Anlagentypen und Marktsektoren... 64 6.3. Marktbarrieren und Hemmnisse... 69 1

6.4. Vertriebs- und Projektvergabestrukturen... 73 7. Marktakteure... 75 7.1. Wettbewerbssituation... 75 7.2. Profile Unternehmen... 77 7.3. Profile administrative Instanzen und politischer Stellen... 99 7.4. Fachkräfte... 108 8. Handlungsempfehlungen für deutsche Unternehmer für einen Markteinstieg... 109 QUELLENVERZEICHNIS... 113 2

A BBI L DUN GSV E R Z E I C H NIS Abbildung 1: Kartographie Indonesiens... 12 Abbildung 2: Wirtschaftliche Entwicklung 2010 bis 2012-01-12... 16 Tabelle 1: Außenhandel, Indonesien... 19 Abbildung 3: Ausländische Direktinvestitionen... 24 Abbildung 4: Elektrifizierung in Indonesien... 27 Abbildung 5: Entwicklung der Treibstoff- und Stromsubventionen... 29 Tabelle 2: Energiereserven und Produktion... 30 Abbildung 6: Die Umgestaltung der nationalen Energieversorgung... 35 Tabelle 3: Photovoltaic Development Road Map... 45 Tabelle 4: Überblick Regierungsinstitutionen und in Projekten genutzte PV Produkte... 49 Tabelle 5: Einspeisetarif für Strom aus Erneuerbaren Energien... 52 Tabelle 6: PV relevante Standards in Indonesien... 55 Tabelle 7: PV-Marktsektoren... 65 3

A B K ÜR Z UN GSV E R Z E I C H NIS ADB BPPT BSN BTS ICS IDR IPP IRES JTK-QSC KfW MEMR PDRM PLN SBU SHS SNI Asian Development Bank Badan Pengkajian dan Penerapan Teknologi Badan Standardisasi Nasional Base Transceiver Station International Classification for Standards Indonesische Rupiah Independent Power Producer Indonesian Renwable Energy Society Jasa Teknik Kelistrikan - Quality System Certification Kreditanstalt für Wiederaufbau Ministry of Energy and Mineral Ressources Photovoltaic Development Road Map Perusahaan Listrik Negara Sertifikat Badan Usaha Solar Home Systems Standar Nasional Indonesia 4

1. Einleitung Vergleicht man die geographischen Voraussetzungen zur Energiegewinnung mittels Photovoltaik-Anlagen zwischen Indonesien und Deutschland, so wird das enorme Potential des südostasiatischen Inselstaates deutlich. Mit einer fünffach größeren Landfläche und einer doppelt so hohen Sonneneinstrahlung (4,8 KWh/m 2 /Tag) werden die Bedingungen Deutschlands um ein vielfaches übertroffen. Hinzu kommt ein jährliches Wachstum der Stromnachfrage von ca. 9%. Nachdem von politischer Seite zunächst andere Erneuerbare Energien (Geothermie, Wasserkraft, Biomasse) gefördert wurden, rückt die Solarenergie nun verstärkt in den Fokus politischer Entscheidungsträger. Dabei werden in erster Linie die Vorteile der photovoltaikbasierten Energiegewinnung vor dem Hintergrund der geographischen Inselstruktur des Landes gesehen und gefördert. Konkrete Pläne der Regierung und internationaler Geber sehen Finanzierungen für den Ausbau der PV-Kapazitäten in den nächsten 3 Jahren um das zehnfache des aktuellen Volumens vor. Die vorliegende Studie wird in Kapitel 3 zunächst auf die allgemeine politische und wirtschaftliche Situation in Indonesien eingehen, bevor in Kapitel 4 die Entwicklungen in Energiemarkt und Politik mit dem Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien erläutert werden. In Kapitel 5 folgt eine spezifische Analyse der Solarenergiepolitik mit einer genauen Darstellung aktueller Förderprogramme und Projekte, sowie Informationen zum Stand der Einführung eines Einspeisetarifs. Zudem werden die PV-relevanten Vorschriften im Bereich von Standards und Zertifizierungen erörtert und abschließend Steueraspekte und der Ablauf öffentlicher Vergabeverfahren erklärt. 5

Die Marktstrukturen zwischen Hemmnissen und Chancen bilden den Inhalt von Kapitel 6. Es werden Antworten auf die Fragen nach der Nachfragestruktur im indonesischen Markt gegeben, die hiesigen PV Produktsektoren, ihre Wachstumsaussichten und chancenreiche Vertriebskanäle. In Kapitel 7 wird zunächst die Wettbewerbssituation analysiert und dargestellt, sowie die aktuellen und in der Zukunft zu erwartenden Erfolgskriterien. Ebenso wird kurz auf die Lage bezüglich verfügbarer Fachkräfte eingegangen. Es folgt ein Überblick zu den im indonesischen Markt aktiven Unternehmen mit ihren jeweiligen Profilen und zu anderen zentralen Akteuren und Foren, wie bspw. Regierungsstellen und Unternehmensverbände. In Kapitel 8 werden auf Basis der Studienergebnisse zusammenfassend Handlungsempfehlungen für deutsche Solarunternehmer abgeleitet und entsprechende Strategien aufgezeigt um erfolgreich in den indonesischen Solarmarkt einzusteigen. Für die vorliegende Studie wurde neben der Auswertung von offiziellen Regierungsdokumenten, vergangener Studien, Beiträgen in Rahmen öffentlicher Tagungen, Artikel aus Fachzeitschriften und der allgemeiner Presse, der methodische Schwerpunkt auf Interviews mit Unternehmen und Vertreten von Regierungsinstitutionen gelegt. Daten sind in vielen Bereichen der indonesischen Wirtschaft nur sehr eingeschränkt verfügbar, ganz besonders gilt dies für den noch kleinen Sektor der Solarwirtschaft. Viele dieser Arbeit zu Grunde liegender Informationen konnten daher nur über die Einschätzungen von im Markt involvierten Akteuren erfolgen. Dies gilt es zu berücksichtigen, auch im Hinblick auf die darauf basierenden Analysen und Handlungsempfehlungen. 6

2. Zusammenfassung Indonesien bietet strukturell sehr günstige Voraussetzungen für den Ausbau von Geschäftsaktivitäten deutscher Unternehmen. Zum einen hat sich die politische Lage über das vergangene Jahrzehnt hinweg immer weiter stabilisiert, der indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono wurde 2009 nach 5 Jahren Amtszeit im Rahmen freier und demokratischen Wahlen mit absoluter Mehrheit für eine zweite Legislaturperiode gewählt. Zum anderen hat Indonesien ein stabiles jährliches Wirtschaftswachstum von knapp 6% in den vergangen Jahren aufzuweisen. In dem für die Solarwirtschaft besonders relevanten Bereich des Strombedarfs ist sogar ein Wachstum von 9% pro Jahr zu verzeichnen. Um dieser Nachfrage gerecht zu werden hat die Regierung verschiedene Programme im Energiesektor aufgesetzt, u.a. soll der Bereich der Erneuerbaren Energien im Jahre 2025 auf bis zu 25% des nationalen Stromangebots angestiegen sein. Dies soll in erster Linie mit den Sektoren Geothermie, Wasserkraft und Biomasse erreicht werden, es gibt aber ganz aktuell auch verstärkte Anstrengungen das enorme Potential der Solarenergie für Indonesien zu nutzen. Bis 2025 sollen 1 000 MWp Kapazität an Solarenergie installiert sein. Zunächst liegt aufgrund wirtschaftlicher und politischer Abwägungen die Priorität im Off-Grid Bereich. Im Off-Grid Sektor sind bis zum heutigen Tag insgesamt zwischen 11 und 16 MWp in verschiedenen Bereichen der photovoltaik-basierten Energiegewinnung implementiert worden. Dabei generieren sich 90% der Nachfrage durch Regierungsprogramme, nur 10% hingegen über den privaten bzw. kommerziellen Sektor. Das von der indonesischen Regierung eingesetzte Volumen umfasste in den letzten Jahren im Schnitt ca. 100 Millionen US$ pro Jahr. Mehr als die Hälfte davon wurde über das Budget des Ministeriums für Energie und Bodenschätze (MEMR) abgewickelt. Die übrigen Projekte wurden von verschiedenen 7

anderen Ministerien (u.a. Verkehrsministerium, Staatsministerium für die Entwicklung benachteiligter Regionen, Ministerium für Öffentliche Arbeiten) und Provinz- bzw. Distriktregierungen implementiert. Bis vor kurzem sah die Regierung PV-Produkte zuvorderst als attraktive Lösung in ihren Bemühungen die Bevölkerung in abgelegenen Regionen mit Strom zu versorgen. Vor diesem Hintergrund wird klar, warum das Solar Home System (SHS) mit Abstand das Produkt mit dem größten Marktanteil, nämlich 7 MWp darstellt. Seit kurzem, und dies vor allem aufgrund der steigenden Kosten, sowie der fortlaufenden Kürzung von Subventionen für Diesel- Kraftstoff, zeigen Regierungsstellen ein starkes Interesse an PV-Hybridkraftwerken. In vielen isolierten Landesteilen werden die so genannten Inselnetze mit Strom aus Diesel-Aggregaten versorgt. Das staatliche Energieunternehmen PLN will zukünftig durch die Zuschaltung von PV-Anlagen den Diesel-Verbrauch und somit die Kosten der Stromgewinnung senken. In Pilotprojekten wurden bereits um die 2 MWp in Form von PV-Hybridkraftwerken errichtet. Neben den Hauptsektoren SHS und PV-Hybridkraftwerken wurden von Regierungsstellen zudem PV-Straßenbeleuchtungen, PV-Pumpen zur Trinkwasserversorgung in ländlichen Gebieten, PV-Hybrid Systeme zur Stromversorgung von Leuchttürmen und PV-Kühlsysteme für Impfstoffvorräte in ländlichen Krankenhäusern nachgefragt. Bis auf die PV- Straßenbeleuchtungen, die mittlerweile um die 400 KWp an installierter Kapazität aufweisen und in Zukunft verstärkt nachgefragt werden dürften, handelt es sich aber mit weniger als jeweils 100 KWp um vernachlässigbare Marktsektoren. Mit ca. 2 MWp an PV-Hybrid Anlagen für die Stromversorgung von Mobilfunk Base Transceiver Station (BTS) haben Telkomsel, Indosat und andere indonesische Mobilfunkunternehmen einen weiteren relevanten Marktsektor mit sehr guten Wachstumsaussichten zu bieten. Über die kommerzielle bzw. private Nachfrage stellte sich darüber hinaus im vergangen Jahr ein 8

rasantes Wachstum im Absatz von Mini PV-Systemen mit Lithium Polymer Batterie ein. Zwar dürfte das Gesamtvolumen noch unter 100 KWp liegen, aber schon im nächsten Jahr wird sich der Absatz vervielfacht haben. Zusammenfassend lässt sich über die Trends in den verschiedenen Marktsektoren festhalten, dass zum einen die Verbreitung von SHS abnehmen wird. Gründe dafür liegen sowohl in den schlechten Erfahrungen vergangenen SHS Projekte in Indonesien, als auch in den zahlreichen Vorteilen von Mini PV-Systemen. So dürfte das umgesetzte Volumen an Mini PV-Systemen nicht nur auf dem kommerziellen Markt stark steigen, sondern auch, wie bereits im Gespräch, über mittlere Frist SHS in Regierungsprogrammen ersetzen. Weiteres starkes Wachstum ist in den Bereichen PV-Straßenbeleuchtungen und PV-Hybrid Mobilfunk BTS und vor allem den PV-/Hybridkraftwerken zu erwarten. Das Wachstum im Sektor der PV-Hybridkraftwerke wird allem voran durch die Umsetzung der neuesten Pläne von PLN, KfW und Weltbank einen immensen Impuls bekommen. Im Rahmen des sogenannten 1000 Islands Project sollen in einer ersten Phase mit Hilfe einer 425 Mio. US-$ umfassenden Finanzierung 60 MWp an PV-Hybridkraftwerken installiert werden. Dies könnte sich in weitere Phasen auf bis zu 120 MWp steigern. Die Geldgeber werden um den nachhaltigen Erfolg des Projekts zu sichern, großen Wert auf die Qualitätsstandards der Anlagen legen. Die ansonsten schwierige Wettbewerbs-Situation mit der Konkurrenz durch Billigprodukte dürfte sich in diesem Fall zugunsten deutscher Solarunternehmer auswirken. Das 1000 Island Project bietet deutschen Solarunternehmern daher einen profitablen und optimalen Einstieg in den indonesischen Markt. Für den Zeitraum bis 2014 hat die indonesische Regierung die Einführung eines PV-spezifischen Einspeisetarifs vorgesehen. 9

Die lokale PV Wirtschaft wird weder in der Lage sein der Nachfrage durch das 1000 Island Project gerecht zu werden, noch den Nachfragesprung bei der Einführung eines Einspeisetarifs zu entsprechen. Auf dieser Basis ist momentan ein sehr geeigneter Zeitpunkt, um sich in enger Partnerschaft mit indonesischen Unternehmen aufzustellen. Dies ist nicht nur notwendig um im indonesischen Kontext Anschluss zu einflussreichen Akteuren und Zugang zu kritischen Informationen zu bekommen, sondern wird über die gemeinsame Realisierung des Potentials im Rahmen des 1000 Island Project einen wichtigen Beitrag zur Vertiefung der Geschäftsbeziehungen leisten. Damit befände man sich in hervorragender Ausgangslage, um bei der Einführung des Einspeisetarifs und Öffnung des On-Grid Marktsektors im viert-bevölkerungsreichsten Land der Welt den entscheidenden Schritt voraus zu sein. 3. Politik und Wirtschaft im Überblick 3.1. Indonesien auf einen Blick Als ein Land ethnischer Diversität stellt Indonesien mit 240 Millionen Einwohnern weltweit die viertgrößte Bevölkerungsgruppe. Allein auf der Insel Java leben über 100 Millionen Menschen, was diese zu einer der am dichtesten besiedelten Regionen der Welt macht. Als Land mit freier Religionswahl respektieren die Indonesier die fünf staatlich anerkannten Religionen, den Islam (88%), Christentum (davon evangelisch 6% und katholisch 3%), Hinduismus (2%) und Buddhismus (1%). 10

Reichtum an natürlichen Ressourcen stärkt die Regierung und macht das Land profitabel für Investitionen. Gestützt durch niedrige Lohnkosten, das große Potential am lokalen Markt und nachhaltige soziale Stabilität, bietet Indonesien Chancen für konsumentenorientierte Firmen. Während der letzten drei Jahrzehnte hat die Wirtschaft des Landes erheblich von den Einnahmen aus den Öl- und Gasressourcen profitiert. Trotz der Wirtschaftskrise in Asien im Jahr 1997, gefolgt von Volksaufständen in Jakarta im Mai 1998, ist die Indonesische Kurs. Das Resultat ist wachsendes Vertrauen der Bevölkerung, verbesserte soziale und politische Stabilität sowie stabile makroökonomische Fundamente. 1 Basisdaten 2 Fläche: 1,9 Mio.qkm Einwohner: 240,493 Mio Bevölkerungsdichte: 125 Einwohner/qkm Rate/Analphabeten: circa 7,4% (2010) Geschäftssprachen: Bahasa Indonesia, English Mitgliedschaft in regionalen Wirtschaftszusammenschlüssen: ASEAN, AFTA, APEC, ESCAP, ASEM, Colombo-Plan Währung: Rupiah (RP) (=100 Sen) 1 The Economist - Economist Intelligence Unit (2009), Indonesia Country Report 2009 http://country.eiu.com/indonesia 2 Germany Trade & Invest, Necip C. Bagoglu (2010), Basisdaten Indonesien 11

Durchschnittslohn (Euro/Monat): Wechselkurs: 2010: 1 Euro =12.042 RP; 1 US$= 9.000 RP (Jahresdurchschnitt 2010) 1 Euro=12.048 Rp, 1 US$=9.141 Rp (Stand 19.03.12) 120-450 (Facharbeiter/Industrie je nach Branche) 150-900 (qualifizierter Angestellter/Industrie je nach Branche) Abbildung 1: K artographie Indonesiens 3 3 EKONID, Indonesia Market Analysis (2011), Prospects for Biomass Energy Supply in Indonesia 12

3.2. Politischer Hintergrund Indonesien ist eine Mehrparteien-Präsidialdemokratie, geführt von einem Präsidenten und einem Vizepräsidenten, die für einen fünfjährigen Regierungszeitraum mehrheitlich und direkt gewählt werden. Der Präsident und Vizepräsident regieren unter Mitwirkung eines berufenen Kabinetts. Indonesiens Parlament (678 Abgeordnete) besteht aus einem Repräsentantenhaus (DPR) mit 550 Abgeordneten und besitzt Autorität zur Gesetzgebung, zur Haushaltsplanung und zur Überwachung der Implementierung der Gesetzgebung durch das Kabinett, sowie dem Regionalem Repräsentantenhaus (DPD) in Beratungsfunktion, bestehend aus 128 Abgeordneten, mit jeweils 4 Abgeordneten jeder Indonesischen Provinz. Es gibt die sekulären Parteien, Golkar (Partai Golongan Karya) und PDI-P (Partai Demokrasi Indonesia), sowie die PD (Partai Demokrat), welche zusammen fast 50 % der Sitze in der Legislative ausmachen. Parteien mit islamischer Ausrichtung machen etwa 25% der Sitze aus. Susilo Bambang Yudhoyono (SBY) gewann im Jahre Indonesiens erste Präsidentschaftswahlen, eine Fortführung des Demokratisierungsprozesses in Indonesien. SBY behält seine hohe Popularität aufgrund seiner Beharrlichkeit bei der Durchführung seiner Anti-Korruption Agenda sowie bei der Einführung wichtiger Wirtschaftsreformen, oft auch gegen Widerstand im Land. Bei den Wahlen im April 2009 schnitt die führende und von Präsident Yudhoyono geleitete Partei DP (Partai Demokrat) mit etwa 20% der Stimmen am besten ab. Für die von der PD angeführte Regierungskoalition ist die Wahl eine deutliche Bestätigung. Obwohl die PD ihre Position stärken konnte, wird die Partei weiterhin als Koalitionsführer regieren müssen, da eine Parlamentsmehrheit nicht erreicht werden konnte. Golkar, die im Anschluss an die 13

Wahlen im Jahre 2004 Hauptkoalitionspartner waren, hat sich gegen die erneute Koalitionsbildung entschieden. Indonesiens Präsident, Susilo Bambang Yudhoyono kam in den Präsidentschaftswahlen am 8.Juli 2009 auf etwa 60% der Stimmen, eine Weiterführung der Bemühungen im Bereich Anti-Korruption durch die Regierung kann demnach erwartet werden. Yudhoyonos Partei (PD) wird ab September 2009 die größte Partei im Repräsentantenhaus (Legislative) ausmachen, wobei das Zusammenhalten der Regierungskoalition weiterhin Schwierigkeiten mit sich bringen könnte. Die Präsidentschaftswahlen wurden in hohem Maße über wirtschaftliche Kernpunkte ausgefochten, was die zentrale Wichtigkeit von Armut, sozialer Wohlfahrt und Beschäftigung für die große Mehrheit der Wahlberechtigten reflektiert.yudhoyonos Bestrebungen auch während seiner zweite Amtsperiode die Korruption weiterhin einzuschränken stehen allerdings Gruppierungen in der Regierung und dem Repräsentantenhaus gegenüber, die wiederum versuchen, den Einfluss der Korruptionsgegner zu verringern. 14

3.3. Wirtschaft im Überblick, Struktur und Entwicklung 4 Mit einem realen BIP-Wachstum von 6,4%, Ressourcenreichtum, günstiger Bevölkerungsdemographie, Nähe zu anderen ASEAN-Märkten sowie hohem lokalen Marktpotential zählt Indonesien als größte regionale Volkswirtschaft zu den aufstrebenden Märkten in Asien, die, bei politischer Stabilität und kontinuierlicher Verbesserung der Infrastruktur durch hohe Investitionen, über starkes Entwicklungspotential verfügen und als Investitionsstandorte für internationale Unternehmen vielversprechende Chancen bieten. Die Indonesische Wirtschaft zeigt sich stark und widerstandsfähig, mögliche neue Verwerfungen an den globalen Märkten dürften das Land aufgrund der noch relativ geringen Integration in die Weltwirtschaft weniger tangieren als die Nachbarländer in der Region. Hohe politische Stabilität begünstigt das Wirtschaftsklima und volkswirtschaftliche Indikatoren zeigen sich größtenteils positiv. Das Vertrauen der Konsumenten und Investoren ist generell groß, sodass weiterhin hohes BIP-Wachstum erwartet werden kann. Für den Staatshaushalt 2012 geht die Regierung in ihren makroökonomischen Projektionen von einer realen Zunahme der Wirtschaftsleistung von 6,7% aus (gegenüber Prognosen der Weltbank von 6,3%). 4 Germany Trade and Invest, Necip C. Bagoglu (2011), GTAI Wirtschaft in Indonesien 15

Abbildung 2: Wirtschaftliche Entwicklung 2010 bis 2012-01-12 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) 20 18 16 14 12 10 8 6 2010 2011 1) 2012 2) 4 2 0 BIP Einfuhr 3) Investitionen Privater Verbrauch 1)Schätzung; 2) Prognose; 3) Waren und Dienstleistungen Quellen, Finanzministerium 5 Die Haushaltspolitik Indonesiens ist konservativ geprägt mit einer vergleichsweise niedrigen Staatsschuld von rund 25% Anteil am BIP und einem Haushaltsdefizits von 1,8% Anteil am BIP. Die Unternehmensverschuldung und die der privaten Haushalte (durchschnittlich 7% Anteil an verfügbaren Einkommen) sind ebenfalls gering und bieten, in Verbindung mit der ausreichenden Liquidität am Geldmarkt, gute Voraussetzungen für kreditgesteuerte weitere Expansion sowohl im Investitions- als auch im Konsumsektor. 5 Finanzministerium, Badan Pusat Statistik (2011), Indonesian Yearbook 2011 16

Die Inflationsrate lag Ende Oktober 2011 im Zwölfmonatsvergleich bei 4,4% (tendenziell rückläufig), die Bank Indonesia (Zentralbank) konnte demzufolge Zinssenkungen vornehmen mit dem Ziel die Konjunktur zu stabilisieren und Investitionen zu begünstigen. Eine Leitzinssenkung wurde im Oktober und November in zwei Schritten vorgenommen und führte insgesamt zu einer Senkung von 6,75% auf 6%. Die Währung konnte, trotz Kapitalabflusses und Rückgangs der Devisenreserven auf 114 Mrd. US$ (Oktober 2011) infolge der unsicheren Situation in der Eurozone, durch Interventionen der Zentralbank stabil gehalten werden. Im Investitionssektor stehen dem großen Nachholbedarf in der Infrastruktur und der nötigen Modernisierung der lokalen Industrie, die Investitionen in hohem Maße nötig machen und die Beteiligung privater Unternehmen in öffentlichen Projekten erfordern, noch zu geringe Investitionsanreize sowie hoher Bürokratieaufwand gegenüber. Generell ist jedoch aufgrund der hohen Chancen im Land ein verbessertes Investitionsklima festzustellen, die Bruttoanlageinvestitionen verzeichneten laut Statistikbehörde BPS in den ersten drei Quartalen 2011 gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr einen realen Zuwachs von 7,9%. Die Investitionsbehörde BKPM bestätigt diesen Trend mit seinen Zahlen der ersten drei Quartale 2011, nach denen die erfassten in- und ausländischen Direktinvestitionen in dem betrachteten Zeitraum im Verhältnis zum gleichen Zeitraum von 2010 auf 181 Bill. IDR (darunter internationale Direktinvestitionen von 129 Billionen IDR) stiegen, was einer Steigerungsrate von 21% entspricht. Die Rangliste der Herkunftsländer von Direktinvestitionen während der ersten drei Quartale wird von Singapur angeführt (3,2 Mrd. US$), gefolgt von den USA (1,4 Mrd. $), den Niederlanden (1,2 Mrd. $), Japan (1,2 Mrd. $) 17

und Südkorea (800 Mio. $). Das Gesamtjahresziel von 240 Bill. IDR konnte demnach während dieses betrachteten Zeitraumes schon zu mehr als 75% erreicht werden. Auch im Konsumsektor ist stetiges Wachstum zu beobachten. Im Vergleich der ersten drei Quartale 2011 mit dem entsprechendem Vorjahreszeitraum ist eine Steigerung des privaten Verbrauchs real um 4,6% zu verzeichnen, der Staatsverbrauch nahm im Vergleich um 3,3% zu. Gesamt erreichte der Verbrauch knapp 64% (55% privater Konsum und knapp 9% Staatskonsums) Anteil an der Verwendung des BIP und bleibt damit weiterhin die wichtigste Stütze für Konjunktur und Wachstum. Bevölkerungswachstum und Demographie (46% der rund 240 Mio. Indonesier sind laut offizieller Statistik unter 25 Jahre alt, darunter 25 Mio. Teenager), sowie auch die steigende Beschäftigung mit wachsenden Realeinkommen sind Stützen für weiteres Wachstum im Konsumsektor. Der Einzug westlicher Konsumgewohnheiten, die Veränderung des Lebensstils und die Aufgeschlossenheit neuen Produkten gegenüber, wie es vor allem bei der aufstrebenden städtischen Bevölkerung zu beobachten ist, lassen sowohl lokale Firmen als auch internationalen Unternehmen profitieren. Investitionen aus dem Konsumgüterbereich steigen, das Warenangebot wird somit erhöht und wiederum neue Arbeitsplätze werden seinen höchsten Stand seit Ende 2005 (116,2 Punkte). Die erhöhte und weiterhin zunehmende Kaufkraft der Verbraucher sowie steigende Investitionen erhöhen die Importrate. Im Exportsektor führen die steigende lokale Industrieproduktion (Veränderung real im Vorjahresvergleich: +5,9%) sowie Rohstoffnachfrage aus Asiatischen Nachbarländern zu einer relativ höheren Ratensteigerung, was somit zu einer Zunahme des Überschusses in der Handelsbilanz führt. 18

Tabelle 1: Außenhandel, Indonesien (in Mio. US$; Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr in %) 2010 1.Halbjahr 2011 Veränderung 1.Halbjahr 2011 zu 1.Halbjahr 2010 Importe 131.457,1 63.409,6 28,6 Exporte 157.338,8 78.986,0 35,1 Handelsbilanzsaldo 25.881,7 15.576,4 69,5 Quelle: Bank Indonesia (Zentralbank) Wirtschaftsindikatoren/Konjunkturdaten Indonesien 6 Rohstoffe: Erdöl, Zinn, Erdgas, Nickel, Holz, Bauxit, Kupfer, ertragreicher Boden, Kohle, Gold, Silber 7 Arbeitslosenquote: 6,8% 8 BIP, nominal: 6.252,8 Bill. IDR; 708 Mrd. US$ (2010) BIP je Einwohner (1.000 IDR): 26.657 (2010) BIP je Einwohner (US$): 3.000 Inflationsrate, Entwicklung: 4,8% (2009); 5,1% (2010) 6 Germany Trade & Invest, Necip C. Bagoglu (2010), Basisdaten Indonesien 7 The Economist - Economist Intelligence Unit (2009), Indonesia Country Report 2009 http://country.eiu.com/indonesia 8 CEIC Data (2011), Macroeconomic, Industry and Financial Time-Series Databases for Global Emerging and Developed Markets http://www.ceicdata.com/indonesia.html 19

3.4. Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland Die bilateralen Handelsbeziehungen zwischen Indonesien und Deutschland erreichten 2010 ein Gesamtvolumen von 5,59 Mrd. Euro und repräsentieren damit, ausgehend vom Vorjahreswert (4,19 Mrd. Euro in 2009) ein Wachstum von gut 33%. Dieses lässt sich sowohl auf der Export- als auch auf der Importseite verzeichnen lässt und führt insgesamt zu einem Handelsbilanzsaldo von 1,61 Mrd. Euro zugunsten Deutschlands, 0,4 Mrd. Euro mehr als im Vorjahr. Die Rangliste Deutscher Einfuhrgüter in 2010 wird angeführt von Textilien und Bekleidung mit 16,8% der Gesamteinfuhr, SITC, gefolgt von Rohstoffen mit 14,2%, Elektronik mit 9,3%, Nahrungsmittel (6,3%), Chemischen Erzeugnissen (2,9%), Elektrotechnik mit 3,5%, Eisen und Stahl mit 2,7%, NE-Metalle mit 2,6%, Chemikalien (1,9%), Maschinen (1,7%), Kfz-Teile (1,1%) sowie Mess- und Regeltechnik mit 0,8%. Deutsche Ausfuhrgüter waren in 2010 hauptsächlich Maschinen mit 40,7% und Chemische Erzeugnisse mit 18,5%, gefolgt von sonstigen Gütern (16,3%), Kfz und Teile (6,6%), Elektrotechnische Erzeugnisse (5,5%), Elektronische Erzeugnisse (3,8%), Mess- und Regeltechnik sowie Kunststoffprodukte mit jeweils 3% sowie Eisen und Stahl mit 2,6% Beitrag an der Gesamtausfuhr. Außenhandel, in Mrd. Euro, Veränderung in % 2008, % 2009, % 2010, % Deutsche Einfuhr 3,14-0,8 2,70-14,1 3,60 +33,4 Deutsche Ausfuhr 1,77 +11,5 1,49-15,9 1,99 +33,6 Saldo -1,37-1,21-1,61 20 Quelle, GTAI

3.5. Investitionsklima und Förderung 9 Präsident Yudhoyonos (SBYs) Wiederwahl bei den Präsidentschaftswahlen im Juli 2009 bestätigte den Reformkurs der Regierung. Auch die Auflösung der DP-Golkar Koalition, die der reformwilligeren DP nun mehr Freiraum und weniger Hindernisse bescheren sollte, konnte das Investitionsklima weiterhin verbessern. Korruption bleibt ein Problem in Indonesien, die Anti-Korruptionskampagne des Präsidenten kann jedoch graduell Erfolge verzeichnen und bleibt weiterhin Priorität der Regierung. Die Indonesische Investitionsbehörde BKPM hat ihre Rolle im Investitionsprozess insofern -stop- abzukürzen und zu vereinfachen. Wie diese neuen Verfahrensweisen tatsächlich in die Realität umgesetzt werden ist allerdings noch nicht bestätigt und die Frage, ob die BKPM die potentiellen Investoren bei der Kommunikation mit den verschiedenen Ministerien sowie bei der Beschaffung aller nötigen Lizenzen wirkungsvoll unterstützen kann, also die Frage nach der Koordination mit Regierungsinstitutionen und regionalen Behörden, bleibt zunächst offen. Der BKPM wurde noch nicht die vollständige Autorität aller Ministerien übertragen, was den Lizenzierungsprozess für ausländische Investoren unnötig verlängern kann, sollten weitere Ministerien mit eingebunden werden müssen. Der Reformierungsprozess der BKPM, der anlehnend an die marktorientiertere Arbeitsweise der Investitionsbehörden anderer ASEAN Staaten, die durch weniger Einschränkungen und Regulationen und andererseits mehr 9 Vgl. nachfolgend: Eurocham (2011), Position Papers 2011, Chapter Investment http://www.eurocham.or.id/index.php?option=com_rokdownloads&view=folder&itemid=127&id=2:p ositions-papers-2011 21

Unterstützung und Kooperation ein freundlicheres Investitionsklima schaffen, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, Resultate in der Umsetzung bleiben noch abzuwarten. Kernpunkte im Investitionssektor sind unter anderem das Investitionsgesetz (UU25:2007) und die Negativliste, eine Aufstellung der Bereiche und deren Beschränkungen für ausländische Investoren- Präsidentenverordnungen Nr. 77/2007 und 111/2007, ersetzt durch die Präsidentenverordnung Nr. 36/2010 und die Präsidentenanordnung 5:2008. Das Investitionsgesetz Nr. 25/2007 wurde zum Zwecke der Schaffung von Transparenz und Klarheit verabschiedet und soll Schutz vor Zwangsenteignung bieten sowie die Möglichkeit der Zuflucht zu Internationalen Schiedsstellen geben. Zahlreiche Sektoren haben beschränkende Bestimmungen auf Eigentumserwerb sowie Kontrolle durch ausländische Investoren und die Einführung neuer, unklarer Restriktionen hat hier zu Rechtsunsicherheit bei potentiellen neuen und bereits existierenden Investoren geführt. Diese Haupthindernisse wurden teilweise erkannt und Vorschläge zur Vorgehensweise gemacht. Die 2010 herausgegebene modifizierte Negativliste (DNI), sieht einige Erleichterungen in Kernpunkten vor, wie beispielsweise die Erhöhung der Grenzwerte für ausländische Beteiligungen in einigen Bereichen, lässt aber noch zu viele Unsicherheiten, vor allem im Bereich Joint Ventures zu, da hier, auch in den Premiumsektoren Energie und Rohstoffe, Finanzdienstleistungen sowie Telekommunikation Joint Ventures mit lokalen Partnern nötig sind und die prozentualen Beteiligungszahlen in den verschiedenen Sektoren nicht immer nachvollziehbar sind. Die DNI sieht prinzipiell vor, dass Geschäftstätigkeiten außerhalb ihrer Beschränkungen zugelassen sind, in der Realität hat hier jedoch die BKPM die 22

Entscheidungsgewalt. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor für potentielle Investoren ist die Beschränkung der Negativliste auf drei Jahre. Die Präsidentenanweisung Nr. 5/2008, die unter anderem unter Berücksichtigung von Zeitund Kostenfaktor Lizenzierungsprozesse vereinfacht, Genehmigungszeiträume für PTs (Perseroan Terbatas, Firma mit beschränkter Haftung) auf 7 Tage reduziert sowie Online- Systeme für Zertifizierungsprozesse einsetzt, richtet sich an Ministerien unter anderem mit dem Ziel, Hindernisse abzubauen und das Investitionsklima zu verbessern, übergeordnet soll die wirtschaftliche Entwicklung vorangetrieben werden. Um das Investitionsklima zu verbessern und die nötigen Investitionen vorantreiben zu können, sind weitere Verbesserungen durch die Regierung nötig. Die Regulatoren benötigen mehr Transparenz und Berechenbarkeit, Unsicherheitsfaktoren müssen beseitigt werden. In -Klassifizierung der Weltbank fällt Indonesien von Rang 115 in 2010 auf 121 im Folgejahr zurück, der Bericht deutet sogar an, dass Reformen im Jahre 2011 zusätzliche Erschwerungen für die Geschäftswelt einstellten. Indikatoren deuten dennoch auf eine kontinuierliche Zunahme der Ausländischen Direktinvestitionen (FDI) mit steigender Tendenz hin. 23

Abbildung 3: Foreign direct investment, net inflows (BoP, current US$)Ausländische Direktinvestitionen, Zufluss netto, US$ aktuell, In Milliarden Direktinvestitionen von 18,4% auf einen Wert von 19,28 Mill. US$ in 2011. Ein weiterer Anstieg der FDI wird erwartet, insbesondere nach der Aufwertung Südostasiens größter Volkswirtschaft durch zwei internationale Rating-Agenturen. Investitionsförderung 10 Die indonesische Regierung will 2012 deutlich mehr Haushaltsmittel für die Realisierung von Infrastrukturprojekten bereitstellen. Damit sollen die Konjunktur gestärkt und 10 Germany Trade and Invest, Necip C. Bagoglu (2011), Basisdaten Indonesien 24

Wachstumsperspektiven erweitert werden, zumal Engpässe in der Verkehrs- und Energieinfrastruktur die wichtigsten Hindernisse für die weitere wirtschaftliche Entwicklung darstellen. Parallel zur Anhebung der öffentlichen Investitionen werden auch steuerliche Anreize für private Investoren verbessert. In der Frage der steuerlichen Investitionsförderung gab es Mitte 2011 einen ersten Durchbruch, der potenzielle Investoren hoffnungsvoll stimmen kann. Dabei geht es um die von Finanzminister Agus Martowardojo verkündete Einkommensteuerbefreiung für große kapital- und arbeitsintensive Projekte in fünf Industriebereichen für eine Laufzeit von fünf bis zehn Jahren. Demnach können Unternehmen in den Sektoren Grundmetalle, Erdölraffinerien, Petrochemie, erneuerbare Energien und Telekommunikationsanlagen mit einem Investitionsvolumen von jeweils mindestens 1 Bill. Rp (rund 82 Mio. Euro) seit dem 15.8.11 eine Steuerbefreiung beantragen. Zusätzlich zu den genannten Steuerbefreiungen will die Regierung nach Angaben von Wirtschaftsminister Hatta Rajasa Steuerermäßigungen bis zu insgesamt 30% über einen Zeitraum von Sechs Jahren für 128 spezifizierte Industriezweige gewähren. Dabei muss eine Firma, welche die Vergünstigungen in Anspruch nehmen will, entweder mindestens 50 Mrd. Rp investieren und 300 Arbeitsplätze schaffen oder mindestens 100 Mrd. Rp investieren und 100 Arbeitskräfte beschäftigen. Außerdem muss sie für die Inanspruchnahme der Steuererleichterung mindestens einem der von der Regierung vorgegebenen zehn Kriterien genügen (darunter Engagement in unterentwickelten Gebieten, Technologietransfer, Umweltschutz, Forschung und Innovation). einen Betrag von ca. 1 Milliarde US-Dollar zur Unterstützung der Finanzierung von 25

Infrastrukturprojekten, die die Treibhausgasemissionen verringern, bereit gestellt. Neben lokalen Banken, die ihre Aktivitäten im Bereich der erneuerbaren Energien verstärkt haben, bieten auch zahlreiche internationale Entwicklungshilfe- und Finanzinstitutionen, wie Indonesien profitiert als Schwellenland vom Clean Development Mechanism (CDM) im Rahmen des Kyoto Protokolls, in dem sich Indonesien zu einer Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 26 Prozent (mit internationaler Unterstützung werden sogar 41 Prozent angestrebt) verpflichtet hat. Die Möglichkeiten in diesem Bereich werden bisher nur unzureichend genutzt. 4. Energiemarkt in Indonesien 4.1. Überblick Die Bevölkerungszahl Indonesiens wächst jährlich um 1,5 %. Zusammen mit der dynamisch wachsenden Wirtschaft, führt dies zu einem rasch ansteigenden Energiebedarf, sowohl auf der Produktions- als auch auf der Verbrauchsseite. Während die aktuelle Leistung der Elektrizität 30,9 GW beträgt, sprechen einige Anzeichen sogar für eine Nachfrage nahe der 100 GW bis zum Jahr 2030. Darüber hinaus variiert die Stromverteilung sehr stark von Region zu Region: Zweidrittel der aktuellen Kapazität konzentriert sich auf Java, Bali und Madura. Um andere Regionen zu versorgen sind hohe Investitionen von Nöten, da die Entwicklung der Infrastruktur immer noch gering ist. Indonesien tut sich schwer damit, mehr Energie zu erzeugen und viele Gebiete sind bislang nicht mit Elektrizität ausgestattet, wie die nachstehende Karte 26

verdeutlicht. Die Elektrifizierungsrate im Land ist mit 65% die niedrigste unter den Schwellenländern Südostasiens. Abbildung 4: Elektrifizierung in Indonesien Die Stromgewinnung ist bislang überwiegend durch den Gebrauch von fossilen Brennstoffen wie Öl, Erdgas und Kohle geprägt. Im Jahr 2008 wurden 93% des nationalen Energiebedarfs von 29,5 GW durch fossile Brennstoffe gedeckt. Im Gegensatz zu den vorausgegangenen Jahren, als überschüssiger Strom in Nachbarländer exportiert werden konnte, muss Indonesien nun Öl importieren, um seine Nachfrage bedienen zu können. Die Gründe für die wachsende Nachfrage sind neben einer wachsenden Bevölkerung hohe staatliche 27

Subventionen auf Treibstoffpreise. Diese sind in Indonesien eine der geringsten weltweit und haben zu einem kräftigen Schub des Konsums geführt. Ein großes Problem stellen die Ölfelder im Land dar. 85% von diesen haben bereits ihr Fördermaximum erreicht, weshalb es zunehmend aufwendiger wird Öl zu fördern bei gleichzeitig schlechterer Qualität. Die Erschließung neuer Felder bedarf hoher Investitionsbereitschaft. Strenge Auflagen und Vertragsunsicherheiten führen jedoch dazu, dass neue Produktionen nicht realisiert werden. Die hohen Subventionen dienen als Instrument um wirtschaftliches Wachstum anzuregen. Als die Nachfrage jedoch begann das Angebot zu überschreiten, stellten sich die Subventionen als regelrechte Belastung für den Staatshaushalt heraus, die Investitionen in andere Bereiche, wie die Sozialpolitik, untergruben. Im April 2012 hat die Regierung daraufhin eine Kürzung der Subventionen um 30% durchgesetzt, was in der folgenden Tabelle noch nicht berücksichtigt ist. 28

Abbildung 5: Entwicklung der T reibstoff- und Stromsubventionen (in T rillion Rupiah) 11 160 140 120 100 80 60 Stromsubventionen Treibstoffsubventionen 40 20 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Quelle: Finanzministerium Um das Ansteigen der Energiepreise zu vermeiden, ist es notwendig sich auf andere Quellen zur Energieversorgung zu konzentrieren. Erneuerbare Energien sind in Indonesien durchaus vorhanden und sind bereits für einen kleinen aber wachsenden Anteil der nationalen Energiebereitstellung verantwortlich. Die am weitesten entwickelten Sektoren sind immer noch Wasserkraft und Erdwärme. Biomasse und Solarenergie werden nun jedoch mehr in Betracht gezogen. 11 Finanzministerium, Badan Pusat Statistik (2011), Indonesia Yearbook 2011 29

Tabelle 2: Energiereserven und Produktion 12 Fossile Energie Öl (in M rd. Barrel) Resourcen (SD) 56.6 Verhältnis Reserven Verhältnis Produktion C A D/PR O D (C A D) SD/C A D (PRO D) (Jahr)* 7.99 14 0.346 23 Gas (TSC F) 334.5 159.64 51 2.9 55 Kohle (in M rd. Tonnen) 104.8 20.98 18 0.254 83 Flözgas/CB M(TSC F) 453 - - - - *Unter der Annahme, dass es keine neuen Funde gibt. Quelle: Ministerium für Energie und Rohstoffe Nicht fossile Installierte Leistung Verhältnis Resourcen (SD) Energien (K T) K T/SD(%) Wasserkraft 75,670 MW 5,705.29 MW 7.54 E rdwärme 29,038 MW 1,189 MW 4.10 Mini/Micro Wasserkraft 1,013.5 MW 462.0 MW 46.0 Biomasse 49,810 MW 1,618.40 MW 3.25 Solarenergie 4.80 kwh/m2/tag 13.5 MW - Windenergie 3 6 m/s 1.87 MW - Uran 3.000 MW (e.q. 24,112 Tonnen für 11 Jahre)* 30 MW (Thermisch) 1.00 *Nur in Kalan West Kalimantan Quelle: Ministerium für Energie und Rohstoffe 12 Eigene Darstellung nach MEMR (2011), Vision25/25http://indonesien.ahk.de/fileadmin/ahk_indonesien/PAST_EVENTS/RENERGY2011/MON DAY/1_-_Ministry_of_energy_and_mineral_resources.pdf 30

Wie in der Verfassung der Republik Indonesien festgelegt, muss die Regierung auf die allgemeinen Bedürfnisse der Bevölkerung achten (Artikel 33). Daher ist der Strommarkt Indonesiens vom staatseigenen Unternehmen PT. Perusahan Listrik Negara Persero (PLN) dominiert, welches der einzige Anbieter von Elektrizität ist. PLN ist für die Erzeugung und die Übertragung, aber auch für die Verteilung und die Einspeisung der Energie im gesamten Land zuständig. PLN wird von mehreren staatlichen Organen reguliert und überwacht: Dem Ministerium für Energie und Rohstoffe, dem Finanzministerium und dem Ministerium für staatliche Unternehmen. Ein Versuch zur Liberalisierung des Marktes wurde 2002 durch das Ermöglichen von Energieerzeugung durch private Unternehmen unternommen, kurz darauf jedoch annulliert. 2005 und 2006 wurden schließlich Ergänzungen vorgenommen: Privatunternehmen können Lizenzen für die Erzeugung von Strom erhalten und sind für den Fall, das PLN bereit ist diesen Strom zu erwerben, daran gebunden, das existierende Die Leitungsnetze in Indonesien sind in mehrere regionale Systeme unterteilt, sowohl zusammengeschaltete als auch voneinander getrennte. Das Java-Bali-Madura Netz ist das größte im Land und wird durch zahlreiche große Kraftwerke und Lastzentren unterstützt. Auf Sumatra existiert ein eigenes Verbundsystem in den Provinzen Riau, West-Sumatra, Süd- Sumatra und Jambi. Ein weiteres existiert in den Provinzen Nord-Sumatra und Aceh. Die anderen Gebiete verfügen nicht über ein eigenes Verbundsystem. Unter den 26 Haupt- Elektrifizierungssystemen sind mindestens 15 in mangelhaftem Zustand. So traten Fälle auf, in denen Spannungsabfälle nicht vermieden werden konnten. Durchschnittlich erhöhte PLN seine installierte Kapazität in den vergangenen fünf Jahren um jährlich 2%. Infolgedessen wird erwartet, dass die Gesamtkapazität bis zum Ende des Jahres 31

32.388 MW 13 erreicht. Zum heutigen Zeitpunkt werden 83%, oder 25.752 MW, der insgesamt installierten Kapazität durch PLN bewirkt; 14%, oder 4.269 MW, von unabhängigen Stromerzeugern und 3% von integrierten Unternehmen, was einer Leistung von 920 MW gleichkommt. Der Stromtarif wird von der Regierung festgelegt, lag aber bisher immer unter den eigentlichen Betriebskosten für PLN. PLN verkauft den Strom für weniger als 4,5 US Cent pro kwh, ist bei erneuerbaren Energien jedoch beauftragt worden, den Strom nicht unter 6,5 US Cent pro kwh zu verkaufen. Die Einkaufspreise unterscheiden sich regional. 14 4.2. Energiepolitik und Strategie Die unterschiedlichen Herausforderungen bei der Energieversorgung haben dazu geführt, dass die indonesische Regierung die gegenwärtigen Energiequellen diversifiziert und dabei einen langsamen aber konstanten Kurs in Richtung erneuerbarer Energien eingeschlagen hat. Auf den ersten Blick bieten die Erneuerbaren eine Reihe wichtiger Vorteile: Geringere Emission von CO 2, Nachhaltigkeit und eine Erhöhung der Energiesicherheit aufgrund sinkender Abhängigkeit von instabilen ausländischen Lieferanten fossiler Brennstoffe. Der Fall der Fördermenge von Erdöl Anfang der 80er Jahre hat die indonesische Regierung zu einer Diversifizierung der Energiequellen und zu einem Erneuern des energiepolitischen Konzeptes gezwungen. 13 Jakarta Updates (2010), Indonesian Government Is Resolute In Fixing Its Broken Electricity System, http://www.jakartaupdates.com/217-04/indonesian-government-is-resolute-in-fixing-its-brokenelectricity-system 14 Ministerium für Energie und Bodenschätze, Verordnung Nr. 31/2009 32

Der erste nennenswerte Schritt war ein präsidiales Dekret im Jahr 1982 nachdem eine Vielzahl von Strategien entwickelt worden sind, um der steigenden Nachfrage nach Energie nachzukommen und das Angebot sicherzustellen, einschließlich der Nutzung von verschiedensten Energiequellen, auch erneuerbarer Energien. Im Jahr 2003 führte das Ministerium für Energie und Bodenschätze Energiepo dem Unternehmen arbeiten konnten und war gleichzeitig der Start der Sozialisierung von energiepolitischen Themen. Die unterschiedlichen Quellen erneuerbarer Energien wurden in Entwicklungsstadien unterteilt: (1) kommerziell entwickelt (Biomasse, Erdwärme und Wasserkraft); (2) beschränkt entwickelt (Solar, Wind); und (3) im Forschungsprozess befindlich (Meeresenergie). Auf Grundlage dieser Kategorisierungen definierte die erste Finanzierung; (2) Anreizsysteme; (3) Preispolitik; (4) Personalpolitik; (5) Informationsverbreitung; (6) Standardisierung und Zertifizierung; (7) Forschung und Entwicklung; und (8) institutionelle Entwicklung. zur Bestimmung aller anstehenden Entwicklungsstrategien des Energiesektors darstellt. Dieses Dokument enthält eine Reihe von Programmen, darunter den Abbau von Stromsubventionen, die Schaffung von Anreizprogrammen sowie die Einführung einer Nutzung erneuerbarer Energien im nationalen Energiemix zu fördern. Energiepolitik. Die Idee der Energiediversifizierung wurde durch das Aufstellen eines 33

Fahrplans mit Zielsetzungen, die bis zum Jahr 2025 erreicht werden sollen, genau festgelegt. Der nationale Energiemix wurde anschließend wie folgt festgelegt: (1) weniger als 20% aus Öl; (2) mehr als 30% aus Gas; (3) mehr als 33% aus Kohle; (4) mehr als 5% aus Biokraftstoffen; (5) mehr als 5% aus Erdwärme; (6) mehr als 5% aus erneuerbaren Energiequellen, vor allem aus Biomasse, Mikro-Wasserkraft, Solar und Wind; und (7) mehr als 2% aus verflüssigter Kohle. Die Zielsetzungen wurden bereits einige male neu festgelegt, wobei ein Anstieg des Anteils erneuerbarer Energien festzustellen ist. Zur gleichen Zeit hat die indonesische Regierung Verordnungen herausgegeben, um die Entwicklung alternativer Energiequellen zu fördern. Jedoch muss in diesem Zusammenhang erwähnt werden, dass dabei der Schwerpunkt auf dem On-Grid Bereich liegt und die Nutzung von Erdwärme, Kohle und Wasserkraft besonders hervorgehoben wird. In der zweiten Hälfte des Jahres 2011 formulierte die indonesische Regierung den nationalen rategiepapier hat zwei wesentliche Ziele: (1) Energieeinsparung und (2) Energiediversifizierung 15. Um sein Energiemanagement zu verbessern, verpflichtete sich die Regierung zu: Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien bis 2025 auf 25% Reduzierung der Energienachfrage von Unternehmen um 33,85% 15 Directorate General for Renewable Energies and Energy Conservation (2011) http://www.energyefficiencyindonesia.info/energy-conservation-and-efficie/energy-efficiency-inindonesia/vision-2525 34

Abbildung 6: Die Umgestaltung der nationalen Energieversorgung Nationaler Energiemix 2010 3,29% "Vision 25/25" Öl 1,50% 26,38% 21,90% 46,93% Öl Gas Kohle Erdwärme 25% 22% 30% 23% Gas Kohle Wasserkraft New and Renewable Energies Quelle: Ministerium für Energie und Rohstoffe 16 gemachten Verpflichtungen. Vor allem da der aktuelle Anteil der erneuerbaren Energien bei nur 4,5% liegt. Zugleich erscheint das Reduzieren der Energienachfrage der Unternehmen als schwierig, wenn man sich vor Augen führt, dass die boomende Wirtschaft des Landes jährlich um 6,5% steigt und das erwartet wird, dass die allgemeine Nachfrage nach Elektrizität bis 2030 auf 100 GW steigt. 16 Eigene Darstellung nach MEMR (2011), Vision 25/25. http://indonesien.ahk.de/fileadmin/ahk_indonesien/past_events/renergy2011/monday/1_- _Ministry_of_energy_and_mineral_resources.pdf 35

Da der Plan, sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageseite anzuvisieren, äußerst umfangreich ist, bedarf es wichtiger Investitionen und anderer unterstützender Maßnahmen. senken oder ganz aufzuheben und ein ähnliches Subventionssystem für die erneuerbaren Energien einzuführen. Während die Implementierung von Subventionen in der Tat dazu führen würden, die Wettbewerbsfähigkeit erneuerbarer gegenüber fossiler Energien zu erhöhen 17, stellt die Tatsache, dass verschiedene Ministerien eng miteinander kooperieren müssten, eine weitere Herausforderung dar. So würde das Ministerium für Energie und Bodenschätze die Hilfe des Finanzministeriums benötigen, um Anreize für Investitionen von Unternehmen zu schaffen. Ein weiterer Vorschlag besteht darin, die Ziele für das Jahr 2025 in jährliche Ziele umzuformulieren, um den tatsächlichen Fortschritt kontrollieren zu können. Staatliche Elektrifizierungsprogramme Um die Benutzung alternativer Energiequellen weiter zu fördern hat die indonesische Regierung eine Vielzahl von Programmen entwickelt, sowohl eigenständig, als auch in Zusammenarbeit mit anderen Ländern. 1980s 1990: Ländliches Elektrifizierungsprogramm: Finanziert von den Regierungen Japans, Australiens, der Globalen Umweltfazilität und der Weltbank mit dem Ziel durch den Einsatz von verschiedenen PV-Projekten ländliche Gebiete mit Strom zu versorgen. In der selben Zeit wurden Mikro-Wasserkraft Programme in Zusammenarbeit mit Hilfe Deutschlands und der Schweiz realisiert. 17 Oleh M. Sarwani (14/06/2011), in Bisnis Indonesia http://en.bisnis.com/articles/renewable-energy-needs-incentives 36

1990 2000: Die deutsche Regierung ist bei zahlreichen Biogas-Projekten unterstützend tätig. Kooperation der GTZ (heute GIZ) und der Niederlande mit Indonesien zur Förderung von Capacity Building und Pilotprojekten im Bereich Mikro-Wasserkraft im Jahr 1993.. 2000 2005: Zusammenarbeit der Asiatischen Entwicklungsbank mit der indonesischen Regierung bei institutionellen und politischen Reformen. Inbetriebnahme des ersten, von der GTZ finanzierten, Kleinwasserkraft-Projektes 18. Mitte 2000er heute: Einführung von IMIDAP (Integrated Micro-Hydro Development and Application Programme) durch die globale Umweltfazilität und dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen mit den Zielen: Verbesserung der Geschäftsmöglichkeiten im Bereich der Kleinwasserkraft für kleine und mittelständische Unternehmen Einführung einer Vielzahl von gemeinschaftsbasierenden Kleinwasserkraft-Projekten in ländlichen Gebieten Zunahme der gemeinsam durchgeführten Projekte von Privatwirtschaft und Landbevölkerung 19 18 GTZ, P. Engelmann (2003) under new Power-Purchase Agreement PPA http://www.gtz.de/de/dokumente/en-1st-mhp-indonesia.pdf 19 UNDP Indonesia (2009), Project Facts IMIDAP http://www.undp.or.id/factsheets/2008/env%20integrated%20microhydro%20development %20and%20Application.pdf 37

Leben gerufen. Dieses hat das Ziel bis 2013 8.000 Biogasanlagen zu errichten. eines Memorandum of Understanding (MoU) zusammen mit PLN gestartet, welches zum Ziel hat, die 600.000 Einwohner zählende Insel Sumba vollständig mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Energien durch ein Netzwerk von Investoren, Entrepreneure, technische Experten und Regierungsvertretern zu fördern. In Indonesien ist die Organisation im Rahmen des und mittlerer Größe durch PPP realisiert. Bis 2014 sollen so bis zu 120 MW saubere Energie erzeugt werden. Liberalisierung des Energiemarktes - Die Implementierung einer neuen Strategie seitens der Regierung sowie das Realisieren zahlreicher Programme und Pilotprojekte zeigen auf, dass das Bewusstsein über die Wichtigkeit erneuerbarer Energien als Teil eines nachhaltigen Energiesystems zugenommen hat. Angetrieben davon, die Quellen der Energieerzeugung zu diversifizieren, hat die indonesische Regierung versucht, eine Liberalisierung des Energiemarktes herbeizuführen, um so die Leistungsfähigkeit der Stromerzeugung zu erhöhen. Mit dem Gesetz 30/2009 wurde versucht, das Monopol des staatlichen Energieunternehmens PLN zu durchbrechen. Es unterteilte das Stromgeschäft in drei Haupt-Felder: Erzeugung 38