Öffentliche Krankenhäuser unter Druck Zur aktuellen Dynamik des Krankenhausmarktes



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Transkript:

Öffentliche Krankenhäuser unter Druck Zur aktuellen Dynamik des Krankenhausmarktes Niko Stumpfögger Fachtagung 30. August 2007 in Düsseldorf ver.di Landesbezirk NRW Fachbereich 03 1

Trägerstruktur im Gesundheitswesen stationäre Rehabilitation ambulante Pflegedienste Altenpflege- einrichtungen Kranken- häuser Beschäftigte 113.400 214.300 456.400 928.200 Einrichtungen 1.270 100,0 % 10.977 100,0 % 10.424 100,0 % 1.846 100,0 % öffentlich 228 17,9 % 193 1,8 % 702 6,7 % 647 35,0 % freigemeinnützig 316 24,9 % 4.457 40,6 % 5.748 55,2 % 712 38,6 % privat 726 57,2 % 6.327 57,6 % 3.974 38,1 % 487 26,4 % Quelle: Statistisches Bundesamt, Zahlen für Krankenhäuser 2005, andere Teilbranchen 2004, Berechnungen ver.di 2

3

Marktanteile der Träger Krankenhäuser Betten (Marktanteil) gesamt 1.846 100,0 % 484.955 100,0 % freigemeinnützig 712 38,6 % 175.906 36,3 % öffentlich 647 35,0 % 249.760 51,5 % privat 487 26,4 % 59.289 12,2 % Stand: 31.12.2005 Quelle: Statistisches Bundesamt, Berechnungen ver.di 30.6.2007 13,2 % 4

Skandinavien Privatisierung in Europa Skandinavien: Krankenhausverkäufe sind die Ausnahme. Großbritannien Großbritannien: Wartelisten. Private können Privatpatienten behandeln und sich um Behandlungsaufträge vom National Health Service bewerben. Spanien Frankreich Italien Spanien: Wartelisten. Kapazitätsausbau wird häufig Privaten übertragen. Italien: Private Krankenhäuser sind die Ausnahme. Frankreich: Land mit dem größten Marktanteil renditeorientierter Krankenhäuser (19,7 %). Private Häuser durchschnittlich 85 Betten. Kein Verkauf öffentlicher Häuser seit 1994. 5

Private Krankenhäuser in Frankreich 2004 1994 Einrichtungen Betten Betten Öffentlich 994 34,4% 217.225 71,9% 242.273 69,5% Privat/freigemein. o. Gewinnziele Privat renditeorientiert 827 28,6% 26.367 8,7% 33.693 9,7% 1.069 37,0% 58.337 19,3% 72.827 20,9% gesamt 2.890 100,0% 301.929 100,0% 348.793 100,0% Quelle: DREES (Direction de la recherche, des études, de l'évaluation et des statistiques), Les établissements de santé. Un panorama pour l'ánnée 2004. Akutkrankenhäuser ohne Reha und Psychiatrie, Zusammenstellung und Berechnungen ver.di 6

Marktanteile renditeorientierter Krankenhauskonzerne in D und USA D = 13,2 % USA = 14,0 % Quelle: Niko Stumpfögger, Krankenhausfusionen und Wettbewerbsrecht. Unternehmenskonzentration im deutschen Krankenhausmarkt 2003 bis 2007 (ver.di Studie) 7

Unternehmenskonzentration 2003 2006 Kliniken Beschäft. Umsatz*) Kliniken Beschäft. Umsatz*) Rhön-Klinikum AG 33 13.408 956 45 30.400 1.934 Helios Kliniken Gruppe 23 12.077 905 + Wittgensteiner Kliniken 23 6.430 337 56 26.800 1.673 + Humaine Kliniken GmbH 11 2.100 151 Asklepios Kliniken GmbH 38 10.635 707 72 25.700 1.600 Sana Kliniken 21 6.400 478 33 12.400 792 MediClin AG 27 5.572 360 30 6.900 370 Damp Holding AG 8 2.500 130 11 5.600 300 Paracelsus Kliniken GmbH 28 4.807 260 30 5.000 273 AMEOS AG 9 k.a. k.a. 15 4.200 k.a. Summe (ohne AMEOS) 212 63.929 4.284 277 111.800 6.725 *) Umsatz in Mio. Euro. Quellen: Bundeskartellamt, Geschäftsberichte, Pressemitteilungen, Selbstdarstellungen der Unternehmen, Informationen aus gewerkschaftlichen Quellen. 8

Die größten Konzerne in Europa 2003 2006 Kliniken Beschäft. Umsatz*) Kliniken Beschäft. Umsatz*) Rhön-Klinikum AG 33 13.408 956 45 30.400 1.934 Helios Kliniken Gruppe 23 12.077 905 + Wittgensteiner Kliniken 23 6.430 337 56 26.800 1.673 + Humaine Kliniken GmbH 11 2.100 151 Asklepios Kliniken GmbH 38 10.635 707 72 25.700 1.600 Sana Kliniken 21 6.400 478 33 12.400 792 LBK Hamburg 7 12.400 750 6 11.670 690 Capio (Schweden) 125 10.808 965 100 14.150 1.229 Générale de Santé (Frankr) 149 16.181 1.132 196 22.900 1.651 General Healthcare Group (Großbritannien) k.a. k.a. k.a. 52 10.000 ca. 850 *) Umsatz in Mio. Euro. Quellen: Bundeskartellamt, Geschäftsberichte, Pressemitteilungen, Selbstdarstellungen der Unternehmen, Informationen aus gewerkschaftlichen Quellen. 9

Der Blick in andere Länder zeigt: Nirgendwo in der EU werden mehr Krankenhäuser verkauft. Nirgendwo werden größere Krankenhäuser verkauft. Kein anderes Land verkauft ganze Uniklinika. Deutsche Krankenhauskonzerne sind die größten Europas. Deutschland nimmt bei der Krankenhausprivatisierung eine Sonderstellung in Europa und unter den Industrieländern ein. 10

Privatisierung in Deutschland Ordnungspolitischer Wandel Deutschland ist auch auf anderen Gebieten eher treibend bei der Privatisierung (Beispiele Postdienste, Telekom, Energieversorgung) Serie von Steuerreformen hat die öffentliche Hand arm gemacht. 11

Öffentliche Investitionen im internationalen Vergleich in Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) Italien Jahr EU Deutschland Großbritannien Frankreich Spanien USA Japan 1986 k.a. 2,6 2,3 3,3 3,1 k.a. 2,5 4,6 1996 2,4 2,1 1,5 2,2 3,2 3,1 2,5 6,4 2006 2,5 1,4 1,8 2,3 3,4 3,9 2,7 3,4 Quelle: Europäische Kommission, Generaldirektion ECFIN, Wirtschaft und Finanzen, Statistischer Anhang zu "Europäische Wirtschaft" Frühjahr 2007. 12

Aus dem Steuerschwund folgt die Investitionslücke Spezielle Finanzierung seit 1972: Preissystem Krankenhäuser zweigeteilt (Duale Finanzierung) Investitionskosten = Länder Betriebskosten = Krankenkassen Krankenhausinvestitionen auf Stand von 1989 zurückgefallen (Stand vor der deutschen Einheit) DRG-System 1.1.2004 (Diagnosis related Groups/Preise nach Fallschwere) erzeugt hohen Druck auf Optimierung der Krankenhausorganisation und Kostensenkung 13

Krankenhausinvestitionen NRW 26,- in Mio. Euro ohne Berücksichtigung der Preissteigerungen Euro je Einwohner Jahr Betrag *) Jahr Betrag Jahr Betrag und Jahr 1972 510,1 1984 2.363,8 1996 3.704,7 1973 1.636,0 1985 2.356,3 1997 3.513,1 1974 1.796,2 1986 2.353,5 1998 3.494,3 1976 1.809,6 1988 2.425,1 2000 3.378,3 1978 1.846,7 1990 2.589,4 2002 3.232,1 2.040,0 1980 2.030,0 1992 3.824,5 2004 2.786,7 1982 2.229,9 1994 3.665,2 2006 2.722,1 Quelle: Deutsche Krankenhausgesellschaft, KHG-Investitionsförderung-Überblick. 14

Wem gehören die Marktführer in anderen Ländern? Frankreich: Générale de Santé Finanzinvestoren, 1998, 2001 an die Börse gebracht mit dreifachem Erlös - (2007 zweiter Versuch?) Großbritannien: General HealthCare Group Finanzinvestoren Apax mit Netcare (größter südafrikanischer Krankenhauskonzern) 3,2 Mrd. Euro 2006, Spanien: Capio Finanzinvestoren Apax und Nordic Capital 1,8 Mrd. Euro 2006 von der Börse genommen USA: Hospital Corporation of America Finanzinvestoren Kohlberg Kravis Roberts (KKR) und Merrill Lynch 33 Mrd. Euro 2006 15

Wem gehören die Unternehmen in Deutschland? Sana Kliniken: Deutsche Private Krankenversicherungen bisher KGaA, Umwandlung zur Aktiengesellschaft im Gange Asklepios Kliniken GmbH: GmbH im Besitz des Gründers Helios Kliniken Gruppe: Fresenius AG (> 50 % Aktienkapital bei der Else-Kröner-Stiftung) Rhön Klinikum AG: börsennotierte Aktiengesellschaft (MDAX) + + Rhön Niko Stumpfögger Klinikum - Öffentliche 20,32 Krankenhäuser ++ Fresenius unter Druck - Dynamik 52,13 des Krankenhausmarkts + + Mediclin - Düsseldorf 30.8.2007 6,75 + + Sana 16

Wem gehört die Rhön-Klinikum AG? Aktienbesitz im Kalenderjahr 2003 2004 2005 2006 Familie Münch 24 % 24 % 16 % 16 % Streubesitz 23 % 16 % 35 % 27 % Institutionelle Anleger Deutschland 32 % 32 % 12 % 10 % Institutionelle Anleger übriges Europa, Nordamerika, Asien 21 % 28 % 37 % 47 % Quelle: Geschäftsberichte Rhön-Klinikum AG, Zusammenstellung ver.di 17

Private Equity in Deutschland Capio AB August 2006: Kauf der Deutsche Klinik GmbH Ende August 2006: Kaufangebot Apax und Nordic Capital 30 % über Aktienkurs Oktober 2006: ausreichend Verkaufszusagen, Kauf gelungen November 2006: Von der Stockholmer Börse genommen, Aufsichtsrat und Vorstand umbesetzt 18

+ + Wer heute sein Krankenhaus verkauft + + + + weiß nicht, wem es morgen gehört. + + + + Wer heute sein Krankenhaus verkauft, weiß nicht, wem es morgen gehört. 19

Öffentliche Krankenhäuser unter Druck? 20

Private: Nach kurzer Zeit schwarze Zahlen. Beispiel Uniklinikum Gießen und Marburg, seit Februar 2006 im Besitz der Rhön-Klinikum AG 30.6.2007 Gewinnzone erreicht: +0,4 Mio. 2006: -5,6 Mio. 2005-15 Mio. Ergebnisverbesserung seit Start 15,4 Mio. Euro 21

Der schnelle Weg zu schwarzen Zahlen = 15,4 Mio. Euro Verbesserung 280 Stellen von über 7000 abgebaut *) = 11,5 Mio Euro (41.000 Euro/Vollkraft) weitere Stellen zum Land verlagert *) = 1,2 Mio Euro (ver.di Annahme: 30 Stellen) = 12,7 Mio. Euro durch Personalabbau (82,5 %) = 2,7 Mio Euro durch andere Managementmaßnahmen. *) Hessisches Ministerium f. Wissenschaft u. Kunst PM 14.6.07 22

Der schwere Weg zu schwarzen Zahlen Beispiel Uniklinikum Gießen und Marburg = 12,7 Mio. Euro durch Personalabbau (82,5 %) Betriebsrat: Belastung des Personals stark angestiegen Betriebsrat: 40.000 Überstunden Betriebsrat: 440 Menschen weniger (Verträge nicht verlängert) 23

Neue Arbeitsteilung und Berufspolitik Weniger Ärztinnen und Ärzte, ärztliche Tätigkeiten auf Pflege verlagern. Anteile qualifizierter teurer Pflege reduzieren, Arbeitsteilung in der Pflege tiefer staffeln, Tätigkeiten auf unterstützendes Personal verlagern Von der Manufaktur zur Industrialisierung Krankenversorgung (Rhön-Klinikum AG) Konzerneigene Ausbildungsgänge. Konzerne haben dafür das wirtschaftliche Potential. 24

Wettbewerbsrahmen: für Krankenhauskäufe ausweiten Krankenhauskäufe: Bundeskartellamt schreitet bei regionaler Marktmacht ein. Reaktion: Ausweichen auf andere Regionen Ziel: Ausweiten des wettbewerblichen Rahmens. 25

Wettbewerbsrahmen gegenüber Kassen nicht ausweiten Behandlungsgarantie für alle Patienten. Kein Wettbewerb um Verträge mit den "Großeinkäufern" (Krankenkassen). Garantierte Mischkalkulation Einheit von Notfallversorgung und elektiven Fällen. Keine Trennung in elektive Fälle (Vertragsmodell Krankenkassen) und Notfallversorgung (Pflichtvorgaben nach Landeskrankenhausplan). Ziel: keine Einführung von Wettbewerb. 26

Gesundheitspolitischer Rahmen: keine öffentlichen Krankenhäuser Bundesverband Deutscher Privatkliniken e.v. BDPK seit 2006 aufgewertet. Grundposition zu Krankenhausträgerschaft: keine öffentliche Eigenproduktion bei der Krankenhausversorgung nur öffentliche Sicherstellung. Öffentliche Krankenhäuser als Auslaufmodell. 27

EU-Liberalisierung ins Gesundheitsweisen ausweiten Zuschüsse öffentlicher Träger für ihre Krankenhäuser sollen untersagt werden. EU- Liberalisierung ins Gesundheitswesen ausweiten: Neudefinition wie in andern Bereichen wird angestrebt: Zuschüsse sollen nicht länger als Aufwand für eine Aufgabe im allgemeinen Interesse betrachtet werden, sondern als wettbewerbsverzerrende Subventionen zu Lasten Privater Unternehmen. Weitere EuGH Verfahren angestrebt. 28

Gesundheitspolitischer Rahmen: Gemeinnützigkeit abschafffen Grundposition zu freigemeinnützigen und kirchlichen Krankenhäusern: Steuerrechtliche Gemeinnützigkeit abschaffen. Druck auf die Freigemeinnützigen zu Überschüssen oder Verkauf würde steigen. 29

Gesundheitspolitischer Rahmen: Leistungsausweitung und -verknappung ermöglichen Landeskrankenhausplanung soll zur Rahmenplanung werden. Keine Vorgabe von Betten mehr. Vom Planbett zum Wettbewerbsbett. Ziel: konkurrieren über Leistungsausweitung und Leistungsverknappung. Wer bestellt, bezahlt. 30

Öffentliche Häuser tarifpolitisch unter Druck? Öffentliche Arbeitgeber klagen über niedrigere Bezahlung der kirchlichen und privaten Krankenhäuser. Helios 2006: Konzerntarifvertrag = Niveau TVöD, Angleichung Ost bis 2009. Sana Konzern-TV-Vorschalt zu Arbeitszeit geschlossen. Verhandlungen zu Konzern-TV laufen. TVöD-Häuser behalten TVöD. 31

Öffentliche Häuser tarifpolitisch unter Druck? Asklepios: Aufnahme von Tarifverhandlungen zu einem Konzerntarifvertrag - alles offen. Rhön: Lohnrunde: 15 Haustarifverträge zum 31.12.2007 gleichzeitig kündigen. 32

Einfluss der Kommunen auf das Tarifniveau der Privaten Alle Konzerne haben auch eine Reihe von Krankenhäusern mit Tarifniveau des öffentlichen Dienstes... aufgrund von Überleitungsverträgen. Bei jedem Verkauf steht die Sicherung guter Arbeitsbedingungen und Verkaufspreis im Zusammenhang. Kommunen haben in jüngerer Zeit oftmals lieber den höheren Verkaufspreis genommen... 33

Überschneidungsbereiche öffentlich - privat Bei den Tarifabschlüssen für Ärztinnen und Ärzte hat die öffentliche Hand die privaten nach oben gezogen. Überschneidungsbereich öffentlich-privat ist bereits Wirklichkeit: Helios-Niveau ist in Berlin bald höher. Streik Dresden 2006: Uniklinikum unterbietet die Löhne der privaten Krankenhäuser der Region. 34

Private Krankenhäuser unter Druck? 1 Wettbewerb um Krankenhauskäufe - Wettbewerb um den guten Ruf 2 Übernahme durch Finanzinvestoren 3 Rendite halten oder steigern - ohne Zukäufe Innere Optimierung, Industrialisierung Integration gesundheitswirtschaftlicher Konzerne (Krankenversorgung, Pharma, Medizintechnik, Versicherungen). 35