Gesundheit, Krankheit und Kultur oder Interkulturelle Kompetenz als Schlüsselqualifikation
Um was es heute geht 1. Ausgangssituation 2. Basistheorie 3. Folk-Disease und unterschiedliche Pflegeverständnisse 4. Führungskultur und Führung in der Kultur 5. Zusammenfassung
Ausgangssituation
Patienten Verwaltung Ärzte Pflegepersonal
Zahlen Daten Fakten Interkulturalität seitens der Patienten: Ca. 20% der in Deutschland lebenden Menschen hat einen Migrationshintergrund Keine einheitliche oder leicht zu definierende Gruppe Auswirkungen auf die Gesundheit: Negativ: Oft Mehrfachbelastungen (z. B. bei Frauen durch schlechte Arbeitsbedingungen, Anforderungen der Familie, Traumatisierung) Sprachprobleme Krankenversicherungsstatus und Aufenthaltsstatus wirtschaftliche und soziale Lage Positiv: es kann auf soziale Netzwerke zurückgegriffen werden
Zahlen Daten Fakten Interkulturalität seitens des Personals: Insgesamt 11,5% aller Beschäftigten im Gesundheitswesen haben eigene Migrationserfahrung (statist. Bundesamt) Ausländische Ärztinnen/Ärzte in Deutschland Zunahme im Krankenhaus auf 30% größte Gruppen: Österreich, Griechenland, Polen, Rumänien Pflegefachkräfte mit Migrationshintergrund: Studie in NRW ergab: 28% der Altenpflegefachkräfte größte Gruppen: Polen, Russland, Ex-Jugoslawien
Zahlen Daten Fakten Interkulturelle Kompetenz in der Pflegeausbildung Bis 2003: keine Verankerung von ik Kompetenz in der Pflegeausbildung, nur regionale Projekte Seit 2003 in der bundeseinheitlichen Altenpflegeausbildung: Pflege an ethnisch-kulturellen Aspekten orientieren Inhalte: Auseinandersetzung mit versch. Kulturen und Integration ethnisch-kultureller und religiöser Gewohnheiten Zeitrahmen: 16 Stunden kultursensible Aspekte sind kein abtrennbares, zusätzliches Fach, sondern müssten überall integriert und bestehende Curricula überprüft werden
Basistheorie
Krankheit und Gesundheit haben nicht überall gleiche Bedeutungen. In jedem Körper ist Kultur mit eingeschrieben, so dass Krankheit nicht nur ein biologisches Faktum basierend auf Dysfunktion von Körperteilen ist, sondern vielmehr ein breites Geflecht auch philosophischer Vorstellungen über Bestzustand was wir dann leichthin als Gesundheit bezeichnen. K. Greifeld, in: Ritual und Heilung
Wald = Wald?
illness: als Bezeichnung für die subjektive Wahrnehmung und Erfahrung des Erkrankten disease: beschreibt die organischen Veränderungen beim Erkrankten im Rahmen des bio-medizinischen Modells mit typischem Verlauf und charakteristischen Symptomen sickness: bezieht sich auf die Ereignisse im Zusammenhang mit illness und disease
Wahrnehmung Erklärung Benennung Behandlung
kulturelle Prägung von Krankheitsbildern die soziale Realität legitimiert das vorherrschende System das europäische/deutsche System ist nur eine Möglichkeit
Folk-Disease und kulturbedingtes Syndrom
Westliche Kulturen: klare Individualisierungstendenz auch in der Pflege Übernahme vom niederländischen Konzept der Selbstständigkeit in D umfassende Pflege durch die Familie wird empfunden als Last für die Familie als Verlust der eigenen hoch angesehen Autonomie Wegen finanziellen Engpässen in der Gesundheitspflege in vielen europäischen Ländern wieder Rückbesinnung auf die Familie als primäre Pflegeinstitution
Kulturgebundenes Pflegeverständnis Beispiel Russland: Übergabe von Kranken in Pflegeheime als Weggeben und Zurückweisung der Verantwortung gesehen Für jemanden zu sorgen heißt für Russen alles tun, die Selbstpflegefähigkeit wird nicht angestrebt die Position innerhalb der Familie wird aufrecht erhalten: eine Großmutter thront durch Verlegung ihres Bettes im Wohnzimmer, wo sich die Pflege und das Familienleben rund um das Bett abspielt
Kulturgebundenes Pflegeverständnis Beispiel Türkei Verantwortung gegenüber Angehörigen groß geschrieben es gehört zu den Pflichten einer Tochter, sich um die erkrankte Mutter zu kümmern die Mutter gibt den Tagesablauf vor und bestimmt, was in den Aufgabenbereich der Pflegenden gehört und was nicht auf die Meinung eines Arztes, der jeden Tag konsultiert wird, wird dabei ebenso Wert gelegt wie auf alle Ratschläge von Familienangehörigen, Freundinnen und Nachbarinnen (vor allem in Bezug auf die Nahrung)
Kulturgebundenes Pflegeverständnis Beispiel Ghana: hier auch Verpflichtung der Tochter gegenüber ihren Eltern Unterschied: Verantwortlichkeit fällt auf die älteste Tochter auch bei Verlegung ins Krankenhaus kümmert sich Tochter um Nahrung, Getränke und saubere Wäsche bei einer Arbeitstelle im Ausland Kündigung der Stelle statt Übergabe der Verantwortung an ein anderes Familienmitglied; nur so wird sie ihren Pflichten älteste Tochter gerecht
Führungskultur und Führung in der Kultur
3. Wie schätzen Sie den zukünftigen Bedarf an Mitarbeitern bzw. Kollegen in Ihrer Einrichtung ein? 1. geringer 63% 2. gleichbleibend 38% 3. ansteigend 4. signifikant höher 0% 0% 1. 2. 3. 4.
Chancen zur Gewinnung von Fachkräften in der Pflegewirtschaft Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie 2012 Im März 2012 standen bundesweit knapp 10.000 offenen Stellen nur 3.268 arbeitslos gemeldete Altenpfleger/innen gegenüber. Die vergleichende Betrachtung bereits veröffentlichter Prognosen zur Personalsituation in der Altenpflege ergab, dass bis zum Jahr 2025 der Bedarf an Pflegekräften in der Altenpflege gegenüber 2010 um 180.000 Vollzeitarbeitskräfte ansteigt (Zuwachs von 28 %). Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Fachkräftepotenziale für die deutsche Altenpflege innerhalb der Europäischen Union sehr begrenzt sind und auch größere Rekrutierungsanstrengungen seitens deutscher Einrichtungsträger bestenfalls punktuell Lücken schließen könnten
Führen und Geführtwerden sind Megathemen in der Geschichte der Menschheit - jede menschliche Sozialisation wird entscheidend bestimmt von diesen Faktoren. Erste Ur-Erfahrungen beginnen in der Familie und setzen sich ein Leben lang fort: im Kindergarten, in der Schule, in der Ausbildung, im Betrieb, in der Beziehung, in der Freizeit, im Verein, in der Politik etc. B. Maelicke in: Führung und Zusammenarbeit
5.Welche Maßnahme ist Ihrer Meinung nach am ehesten nötig, damit die Integration der Mitarbeiter/innen bzw. Kolleg/innen mit Migrationshintergrund gelingt? 1. Sprachkurs 2. Interkulturelle Weiterbildung für die Führungskräfte und den neuen Mitarbeiter/innen 3. Vorbereitung im Heimatland vor der Einreise 38% 24% 24% 14% 4. Mentorenprogramm 1. 2. 3. 4.
Kultur- Krankheit- Gesundheit miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig interkulturelle Kompetenzen im Gesundheitswesen sind unabdingbar für ein funktionierendes System es gibt Krankheiten und Syndrome, die kulturabhängig sind Kultur prägt das Pflegeverständnis Führen und geführt werden sind kulturabhängig
Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit.