Name:* Christian Schindel Universität: University of Malta Email:* Land: Malta Tel:* Zeitraum: 2009/10 Programm: Erasmus via FB 03 Fächer: Sociology/Anthropology/Geography ( * diese Angaben sind freiwillig! ) Datum: 28. Juli 2010 LLP/E R F A H R U N G S B E R I C H T (ausformulierte Version) Wie alles begann: Am 20. September 2009 war es soweit. Mit der Lufthansa ging es nach Malta. Über das Erasmus Programm war es mir möglich ein komplettes akademisches Jahr an der maltesischen Partneruniversität der Uni Frankfurt zu verbringen. Das akademische Jahr in Malta streckt sich von Anfang Oktober bis Ende Juni des folgenden Jahres. Es gibt wie in Deutschland Weihnachtsferien für etwa 2 Wochen. Allerdings ist die vorlesungsfreie Zeit zwischen den beiden Semestern wesentlich kürzer als in Deutschland, was das frühere Ende des akademischen Jahres (Ende Juni) erklärt. Mir wurde erklärt dies sei deshalb so, weil es nach Juni in Malta auf Grund der Temperaturen, fast unmöglich sei angemessen zu studieren. Was den Flug angeht hatte ich die Optionen Lufthansa und Air Malta für Direktflüge nach Malta. Die Flugpreise sind in etwa die Gleichen (um die 100 für einen Einzelflug), allerdings konnte man bei der Lufthansa mehr Gepäck mitnehmen, weshalb ich mich letztendlich für die Lufthansa entschlossen habe. Ich hatte mir vorher ein Zimmer in der University Residence Malta gebucht, was man aber erst zum 26. September beziehen konnte, also habe ich die ersten Tage auf Malta bei einer maltesischen Gastfamilie verbracht. Diese ersten Tage waren schon mal sehr positiv! Ich hatte einen Zimmernachbarn aus Singapur, welcher mittlerweile ein guter Freund geworden ist und zu dem ich auch heute noch Kontakt habe. Die Gastfamilie war sehr nett und hilfsbereit und während
meines kompletten Aufenthalts in Malta sind wir in Kontakt geblieben. Am 26. September ging es dann in die University Residence. Die Residence liegt etwas abseits der Universität in Lija (Uni ist in Msida), was jedoch nicht allzu schlimm war, da ein Shuttle Service zur Universität im Preis mit einbegriffen war. Mehrmals täglich wurde man zur Universität gefahren und auch wieder dort abgeholt. Für das komplette akademische Jahr habe ich für ein Einzelzimmer in der Residence warm um die 3000 bezahlt. Außer dem Shuttle Service war ebenso eine Apartment-Reinigung einmal wöchentlich im Preis mit einbegriffen sowie die Benutzung von Pool, Basketball und Tennis Court. Auch im Preis mit drin war ein sehr langsamer Wireless Internetzugang. Waschmaschinen waren vorhanden, für welche man allerdings 2,50 pro Waschgang bezahlen musste. Außerdem gab es in der Residence eine Bar mit einem kleinen Mini- Markt (leider viel zu überteuert), wo man das nötigste kaufen konnte, falls man die Öffnungszeiten des naheliegenden Smart Supermarktes mal wieder verpasst hat (unter der Woche in der Regel nur bis 18:30 geöffnet). Ansonsten gibt es zur Residence noch zu sagen, dass man leider mit Maltesern (vom Personal mal abgesehen) nicht wirklich in Kontakt kommt, da man nur mit internationalen Studenten zusammen lebt, welche aber auch aus aller Herren Länder kommen. Meistens natürlich aus europäischen Ländern, aber es gab auch einige Studenten aus den USA, Canada, Australien, Südamerika, Japan oder auch dem nahen Osten. Im großen ganzen lässt sich sagen das ich die Residence als große Party erlebt habe. Es ist warm draußen, die Leute sind draußen am Pool, es gibt Hausparties usw. Es wurde definitiv nie langweilig! Einschreibung / Behördengänge / Formalitäten: Die Einschreibung an der Uni lief recht unkompliziert ab. Es gab eine Willkommensveranstaltung bei der man die nötigsten Infos bekam. Es war im Grunde so ziemlich das Gleiche wie eine Willkommensveranstaltung an deutschen Universitäten (Reden von Offiziellen, Infos zur Uni, Stadt und Land, Campustour ). Im International Office bekam man dann auch später noch seinen Bibliotheksausweis. Dies war leider nur am Anfang so unkompliziert. Die Organisation im Semesterverlauf war oft das reinste Chaos. Seminare fielen aus ohne Vorwarnung weil Dozenten einfach mal nicht aufgetaucht sind, Raumänderungen ohne Bekanntmachung, Seminare fielen komplett aus (das ganze Semester), was manchmal ein richtiges Chaos bedeutete, da man sich in Malta vorm Semester für Seminare registrieren muss und diese dann nach
Ablauf einer Frist nicht mehr aus seinem Plan löschen kann. Im großen ganzen muss ich leider sagen sollte man die Uni Malta meiden, wenn denn wirklich ernsthaft studieren möchte. Selbst Malteser (mein Gastvater, welcher selber dort studierte) gaben mir ein negatives Feedback über die Organisation an der Uni Malta. Wer länger als 3 Monate in Malta leben möchte braucht eine Aufenthaltserlaubnis. Dazu musste man nach Valletta ins Einwohnermeldeamt. Dies lief für mich unkompliziert ab. Als Europäer und offensichtlich als Deutscher oder Engländer wird man dort bevorzugt. Keine Wartezeiten für mich obwohl es lange Schlangen mit Afrikanern und Osteuropäern gab. Transportmittel: Als öffentliche Transportmittel gibt es in Malta nur die berühmten aber auch alten und unkomfortablen maltesischen Busse. Eine Bahn gibt es in Malta nicht. Das führt dann leider auch dazu, dass die Straßen oft vollgepackt mit Autos, Bussen oder LKW s sind. Stockender Verkehr ist an der Tagesordnung und es dauert oftmals einfach etwas länger um von A nach B zu kommen. Das Busnetz an sich ist auch eher mangelhaft. In der Regel muss man erst mal nach Valletta und von dort aus dann in einen anderen Bus umsteigen, egal wo man hin möchte. Einen Studentenrabatt oder ein Studi-Ticket gibt es auf Malta nicht, jedoch sind die Preise sehr günstig. Eine Fahrt kostet ca. 0,50. Ausgehmöglichkeiten: In der nähe der Residence gab es den Zmerc Pub. Genialer Pub! Tolle Einrichtung, Sport auf einem Big Screen und 4 kleineren Flat Screens und das beste: Für Studenten gab es einen Rabatt auf Pints of Carlsberg & Cisk sowie den genialen Zmerc Burger. Anstatt 2,80 nur 2 für ein Pint und 4 für den Zmerc Burger. Als Student der Residence war man eigentlich regelmäßig im Zmerc, aber auch andere Pubs gibt es um die Residence herum. Ansonsten muss ich leider sagen gibt es in Malta nur noch Paceville, die Partymeile Maltas. Ein Club reiht sich an den anderen und in jedem gibt es die MTV Top 20 auf die Ohren. Es ist günstig (freier Eintritt in jedem Club und hin und wieder werden Flyer verteilt mit denen man 2 Getränke zum Preis von einem bekommt) aber auch überfüllt mit Touristen und maltesischen Teenies. Man könnte sagen es ist wie ein aufgemotztes
Sachsenhausen ohne Apfelwein und mit viel Chartmusik. Eine Alternative gab es dann doch noch: Für Leute die eher auf rockigere Klänge stehen gibt es an der St.Julians Waterfront das Muddy Waters, ein Pub mit kleiner Tanzfläche. Gute Musik, natürlich auch freier Eintritt und ebenfalls günstige Getränke, allerdings mit weniger Leuten, was aber auch seine Vorteile hat (kaum besoffene Teenies oder pöbelnde Touristen). Sprachkenntnisse: Ich hatte im ersten Semester einen Maltesisch-Sprachkurs belegt der über das Programm Degree Plus angeboten wurde. Leider muss ich sagen dass die Qualität des Degree Plus Programms zu wünschen übrig lässt. Die Organisation ist im Vergleich zu Deutschland das reinste Chaos. Es ist die Regel das mehrmals pro Semester der Unterricht ausfällt und diese Stunden nicht nachgeholt werden. Die Qualität an sich ist ebenfalls mehr als mangelhaft. In der ersten Unterrichtsstunde äußerste der Dozent sein Verwundern, weil so viele Austauschstudenten an dem Kurs teilnehmen. Er dachte es wäre ein Kurs für maltesische Studenten und war somit überhaupt nicht darauf vorbereitet Studenten die Basics zu lehren. Der Kurs fand außerdem auch nur einmal die Woche statt. Das ganze hat dann auch noch Geld gekostet. Nicht die Welt, aber 15 Euro pro Semester musste man dafür bezahlen. Ich habe mich dann dazu entschlossen den Kurs abzuwählen und war erst einmal sehr enttäuscht. Alternativen wären die einmonatigen Intensivkurse vor Semesterbeginn gewesen. Das Feedback der Studenten die daran teilgenommen haben fiel allerdings durch die Bank weg negativ aus. Im Alltag maltesisch zu erlernen ist für einen Ausländer und Studenten aus der University Residence auch kaum möglich. In der Residenz lebt man mit internationalen Studenten zusammen die alle kein maltesisch Sprechen und die alltäglichen Erfahrungen, die ich bis jetzt mit Maltesern gemacht habe waren auch eher negativ. Diese Insel lebt quasi vom Tourismus aber gegenüber Touristen sind Malteser eher distanziert, teilweise sogar unhöflich. Wenn man dann doch mal mit Maltesern spricht wird natürlich auf Englisch gesprochen. Ich denke auf einer kleinen touristisch orientierten Insel in einer Residenz mit internationalen Studenten zu leben, wo Englisch dominiert, war dann leider doch nicht die beste Voraussetzung um maltesisch zu erlernen. Bis jetzt beschränkt sich mein maltesisch nur auf einige Wörter und kurze Sätze.
Nun aber zum positiven Teil... Ich habe mein Englisch in Malta bin enorm verbessern können. Um das Englisch angemessen verbessern zu können muss ich allerdings sagen, dass Malta auch hierfür wohl nicht der ideale Ort ist, vor allem wenn man in der Residence lebt. Fast jeder in der Residence, außer ein paar Muttersprachler aus England und den USA, ist hier um sein Englisch zu verbessern. Das Sprachniveau in der Residence ist also nicht besonders hoch. Was noch dazu kam ist, dass auch einige Deutsche hier lebten, die, sobald sie gemerkt haben, dass man Deutscher ist, einen nur noch auf deutsch angeredet haben. Deutsch hörte man leider jeden Tag in der Residence. Im Alltag ist es auch eher schwer das Englisch angemessen zu verbessern. Das Sprachniveau der meisten Malteser ist ebenfalls eher schlecht. Die einzige Möglichkeit ist dann die Universität. Dort ist das Niveau natürlich gut und man kann viel lernen. Ich habe dennoch große Schritte nach vorne gemacht, weil ich viel für mich gelernt habe, unabhängig von der Universität. Außerdem habe ich mich im ersten Semester geweigert mit den Deutschen auf deutsch zu sprechen, was mir von deren Seite leider nicht viele Sympathien eingebracht hat, was mir aber auch relativ egal war, da ich viele neue Freunde aus anderen Ländern hier in der Residence kennen gelernt habe. Vor allem aus England, Irland und den Vereinigten Staaten habe ich neue Freunde gewonnen, was mir dann natürlich auch enorm weitergeholfen hat das Englisch zu sprechen, dass ich jetzt spreche und was mittlerweile fließend ist. Auch wenn es einige Enttäuschungen gab bin ich doch mehr als zufrieden diesen Schritt nach Malta gemacht zu haben!