Mit o.g. Erlass bitten Sie um Bericht zur Dioxin- und PCB-Belastung im Bereich des Dortmunder Hafens.



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LANU V Briefboge n DURCHSCHRIFT 1. LANUV NRW, Postfach 10 10 52, 45610 Recklinghausen Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen Schwannstraße 3 40476 Düsseldorf Auskunft erteilt: Ludwig Radermacher Direktwahl 0201/7995-1211 Fax 0201/7995-1574 ludwig.radermacher@lanuv.nrw.de Aktenzeichen: 31-Rad/Go-1319 bei Antwort bitte angeben Ihre Nachricht vom: Ihr Aktenzeichen: Dioxin- und PCB-Belastung im Bereich des Dortmunder Hafens Erlass vom 14.01.2010, AL V Datum: 20.01.2010 Berichterstatter: Ludwig Radermacher Hauptsitz: Leibnizstraße 10 45659 Recklinghausen Mit o.g. Erlass bitten Sie um Bericht zur Dioxin- und PCB-Belastung im Bereich des Dortmunder Hafens. 1. Hintergrund und Historie Das LANUV hat an der Luftmessstation Dortmund-Mitte im Stadtteil Eving ca. 1 km östlich der Kleingärten in Hafennähe, im Rahmen des Wirkungsdauermessprogramms u.a. Bioindikatoren wie Grünkohl und Graskultur exponiert. Aufgabe des Wirkungsdauermessprogramms ist es, landesweit immissionsbedingte Wirkungen als zeitlichen Trend über die Jahre zu erfassen. In den Jahren 2006 und 2007 waren auffällig erhöhte PCB-Werte insbesondere im Grünkohl ermittelt worden. Über diese Werte war die Bezirksregierung Arnsberg jeweils im Folgejahr informiert worden. Am 21.10.2008 fand daher eine Besprechung im LANUV statt an der die Herren Schmied und Lütteke (Bezirksregierung) und die Herren Altenbeck und Radermacher (LANUV) teilnahmen. Eine Überprüfung im näheren Umfeld um die Messstation Dortmund-Mitte, am Burgweg, hatte zu keiner Quellenfindung im Hinblick auf PCB geführt. Das LANUV schlug dann vor, vorsorglich Grünkohlproben in den Kleingartenanlagen, direkt angrenzend am Hafen, zu ziehen, da die PCB-Belastung nach Auskunft der Bezirksregierung eventuell Telefon 02361 305-0 Fax 02361 305-3215 poststelle@lanuv.nrw.de www.lanuv.nrw.de Dienstgebäude: Essen (1), Wallneyer Str. 6 Öffentliche Verkehrsmittel: Ab Hbf Essen mit U 11 bis "Messe West/Süd, GRUGA", weiter mit Bus 142 Richtung Kettwig bis Haltestelle "Wetteramt" Bankverbindung: Landeskasse Düsseldorf Konto-Nr.: 41 000 12 West LB AG (BLZ 300 500 00) BIC-Code: WELADEDD IBAN-Code: DE 41 3005 0000 0004 1000 12

vom Dortmunder Hafen herrühren könnte. Über die Vorgehensweise wurde das Umweltamt der Stadt Dortmund informiert. Seite 2 / 20.01.2010 Mit Schreiben vom 22.10.2008 beauftragte die Bezirksregierung Arnsberg das LANUV mit der Beprobung von Grünkohl in den Kleingartenanlagen mit räumlicher Nähe zum Hafen. Die Bezirksregierung stimmte mit den Kleingärtnern den Probenahmetermin ab und war bei der Ernte zugegen. Das LANUV entnahm im November 2008 repräsentative Grünkohlproben in den Kleingartenanlagen Hafenwiese, Hobertsburg und Westerholz. Als Referenz für die ortstypische Belastung wählte man die Kleingartenanlage Hansa, ca. 1,5 km östlich des Hafens (vergleiche Abb. 1: Probenahme von Grünkohl aus vorhandenen Beeten). Der Bericht mit den Untersuchungsergebnissen wurde am 15.01.2009 erstellt. Die Gehalte an PCB und Dioxine waren gegenüber der Referenz erhöht; damit kam der Hafenbereich als Sitz der Quellen in Betracht. Am 16.01.2009 wurden die Ergebnisse auf Einladung der Bezirksregierung Arnsberg im Landesbehördenhaus Dortmund vorgestellt. Eingeladen waren: Vertreter der Stadt Dortmund, Stadtverband der Kleingärtner, Vertreter des LANUV sowie Vertreter der Bezirksregierung. Es wurde eine vorsorgliche Anbau- und Verzehrempfehlung für die angrenzenden Kleingartenanlagen ausgesprochen. Am 27.01.2009 wurden die Ergebnisse dann im Vereinsheim der KGA Hafenwiese allen Kleingärtnern öffentlich vorgestellt. Am 05.02.2009 fand eine Besprechung im LANUV statt, um das weitere Vorgehen im Hinblick auf mögliche Verursacher im Hafengebiet festzulegen. Zugegen waren Vertreter der Bezirksregierung Arnsberg, der Stadt Dortmund, der unteren Immissionsschutzbehörde, der Staatsanwaltschaft Dortmund und des LANUV. Über Informationsaustausch der verschiedenen Behörden (unterschiedliche Zuständigkeiten) wurden 8 Quellen ermittelt, von denen 4 als besonders relevant eingestuft wurden (Ahle GmbH, Interseroh, Envio und Hermstrüwer). Als weitere möglich Quellen wurden genannt: Eisenmetall Rostrei, Cronimet, Hittmeyer und Fa. Gestring. Es wurde vereinbart, dass die beteiligten Aufsichtsbehörden und der FB 73 (Herr Wichert) vom LANUV alle potenziellen Quellen im Hafengebiet begehen sollten.

Die Begehung aller o.g. Firmen ergab, dass in keinem Betrieb Auffälligkeiten festzustellen waren. Seite 3 / 20.01.2010 Am 20. und 21.05.2009 wurden daher Messpunkte zur Aufstellung von Graskulturgefäßen durch das LANUV unter Beteiligung des Umweltamtes der Stadt Dortmund gemäß Messplan ausgewählt. Die Lage der Standorte ist der Abbildung 2 zu entnehmen. Ziel der Exposition der Graskulturen war die Ursachenfindung der relevanten PCB-Quellen im Hafengebiet. Bei der Begehung ergab es sich, dass die ehemalige Fläche von Nico-Metall und angegliederte Flächen, die heute von der Hafengesellschaft zur Zwischenlagerung von Container genutzt werden, durch hohe Staubentwicklung auffällig waren 1). Daher wurde beschlossen, auch dort einen Messpunkt zur Exponierung mit Graskultur zu errichten; des Weiteren wurde festgelegt, an diesem Messpunkt sowie an zwei weiteren Punkten in nordöstlicher Richtung, ebenfalls Staubniederschlagsmesspunkte zu errichten. Die Vorgehensweise wurde der Stadt Dortmund telefonisch mitgeteilt. Diese veranlasste daraufhin weitere Maßnahmen zur Staubreduzierung, wie Befeuchtung der Fahrwege; des Weiteren gab die Stadt eine Bodenuntersuchung auf der Fläche in Auftrag. Die Graskulturen wurden zwischen Juni und September exponiert, parallel dazu die Staubgefäße. Ergänzend dazu wurden in den Kleingartenanlagen Hafenwiese, Westerholz und Hobertsburg, sowie in Hansa Endivie und Grünkohl in angelegten Beeten ausgebracht und im September bzw. Ende November geerntet. Die Ergebnisse werden voraussichtlich Mitte Februar vorliegen. Die Ergebnisse der Graskulturuntersuchungen sowie auch der Staubniederschlagserhebungen wurden ausgewertet und am 08.01.2010 den Überwachungsbehörden Bezirksregierung, Stadt Dortmund und untere Immissionsschutzbehörde durch das LANUV vorgestellt. Es zeigten sich 2-3 räumliche Schwerpunkte, wo die PCB- und Dioxin-Gehalte in der Graskultur auffällig hoch waren. Da jedoch auf Grund der komplexen Gemengelage im Hafengebiet eine eindeutige Zuordnung zu bestimmten Quellen auf Grund der Ergeb- 1) Vergl. Vermerk des FB 31 vom 27.05.2009, der per E-mail am 28.05.2009 der Stadt Dortmund, der Bezirksregierung und dem MUNLV übermittelt wurde.

nisse noch nicht möglich ist, wurde von den Beteiligten folgende Vorgehensweise zur genaueren Ursachenklärung festgelegt. Seite 4 / 20.01.2010 Weitere Messungen von Staubniederschlag sind an noch definitiv festzulegenden Messpunkten durchzuführen, erste Vorschläge für Messstellen wurden am Termin in eine topographische Karte eingetragen, Fortsetzung der exponierten Graskultur in einem ausgedünnten Messprogramm (LANUV), Vorab Begehung in der Örtlichkeit zur Verifizierung der v.g. Messpunkte (LANUV, Stadt Dortmund, BO-DO-HA [= untere Immissionsschutzbehörde]), Prüfung PCB im Feinstaub (LANUV), Prüfung Bodenbelastung/Altlastensanierung Grundstück Schäferstraße/Ecke Kanalstraße (Stadt Dortmund) Überprüfung der Anlagen im Bereich Marxhafen/Südhafen (u.a. Interseroh (Stadt)) und nördlich der Schäferstraße (u.a. Hittmeyer (Stadt), Hermstrüwer (Bezirksregierung) und Petrotank (Bezirksregierung)). Die Stadt Dortmund wird auch die Situation im Bereich der Containerabstellfläche der Fa. CTD (Container Hafen Gesellschaft, früher Nicometall) prüfen (Abwehungen belasteter Böden?), Erstellung einer gemeinsamen Pressemitteilung (Bezirksregierung und LANUV) am 11.01.2010, dann Abstimmung mit der Stadt Dortmund. Am 11.01.2010 stimmten BR und LANUV den Entwurf einer Pressemitteilung, in der kurz die Ergebnisse der Graskulturexposition und das weitere Vorgehen aufgezeigt wurden, ab. Am gleichen Tag gegen 15:45 bat das Umweltamt der Stadt Dortmund um Teilnahme an einem Pressegespräch am 12.01.2010 um 12:00 h im Rathaus. Ohne eine Rückmeldung des LANUV abzuwarten, veröffentlichte die Stadt Dortmund gegen 16:30 den Termin für das Pressegespräch unter Nennung des LANUV als Teilnehmer. Daraufhin wurde entschieden, dass Herr Radermacher als LANUV-Vertreter an dem Pressetermin teilnehmen sollte.

2. Ergebnisse der LANUV-Untersuchungen Seite 5 / 20.01.2010 2.1 Ergebnisse der orientierenden Grünkohluntersuchungen Die im November 2008 durchgeführten Untersuchungen von Grünkohl in den an das Hafengebiet angrenzenden Kleingartenanlagen (KGA) Hafenwiese, Hobertsburg und Westerholz sowie in der ausgewählten Referenzgartenanlage Hansa führten zu folgenden Ergebnissen (vergl. Abbildung 1,Tabelle) PCDD/F im Grünkohl Die gefundenen PCDD/F-Gehalte im Grünkohl sind typisch für industrielle Ballungsgebiete mit Werten zwischen 0,39 ng WHO- TEQ kg TS (Messpunkt 4) und 0,66 ng WHO-TEQ/kg TS (Messpunkt 3). Die ortstypische Referenzbelastung in Dortmund-Eving wurde in der KGA Hansa (Messpunkt 6) mit 0,37 ng WHO-TEQ/kg TS ermittelt. Ländliche Hintergrundwerte in NRW liegen zwischen 0,1 und 0,3 ng WHO-TEQ/kg TS. Coplanare oder dl-pcb im Grünkohl Die ermittelten Gehalte sind an allen Messpunkten als auffällig hoch einzustufen, mit Werten zwischen 2,2 und 6,1 ng WHO- TEQ/kg TS. Besonders heben sich dabei die Probenahmepunkte 3 (KGA Westerholz) und 5 (KGA Hobertsburg) von den übrigen Werten ab. Am Referenzpunkt (Messpunkt 6, KGA Hansa) wurde ein Wert von 1,1 ng WHO-TEQ/kg TS nachgewiesen. In ländlichen Hintergrundgebieten werden 0,2 0,3 ng WHO-TEQ/kg TS nachgewiesen, in Quellennähe zwischen 0,6 und 3 ng WHO- TEQ/kg TS (Nahbereich einer Shredderanlage in Essen; Werte aus 2006 und 2007). PCB im Grünkohl Die PCB Gehalte ( 6 PCB nach DIN) im Grünkohl variieren zwischen 24,0 ng/kg TS (Messpunkt 1 KGA Hafenwiese) und 51,3 ng/kg TS am Messpunkt 3 in der KGA Hobertsburg. Auch in diesem Falle ist der Grünkohl am Messpunkt 5 mit 49,4 ng/kg TS nahezu gleichhoch belastet wie am Messpunkt 3 und zeigt somit in der Tendenz das gleiche Bild wie bei der Anreicherung der coplanaren PCB im Grünkohl. Die lokale Referenz führt erwartungsgemäß zu einer erheblich geringeren Belastung mit einem Wert von 10,4 ng/kg TS im Grünkohl.

Vergleicht man die hier gefundenen Werte mit Gehalten von PCB im Grünkohl im Nahbereich der Shredderanlage in Essen, so unterscheiden sich die Referenzwerte nur unwesentlich voneinander: Die PCB-Gehalte im Grünkohl im näheren Einwirkungsbereich der Anlage in Essen hingegen lagen jedoch deutlich niedriger, mit Werten zwischen 7,6 und 26,2 ng/kg TS (Jahre 2006/2007). Daraus resultiert, dass die in Dortmund gefundenen Gehalte bis an das Doppelte der Werte an der untersuchten Shredderanlage in Essen heranreichen. Seite 6 / 20.01.2010 Blei im Grünkohl Die Untersuchung auf Blei ergab Gehalte zwischen 1,1 mg/kg TS an den Messpunkten 2 und 4 und 1,9 mg/kg TS am Messpunkt 3. Der Bleigehalt im Grünkohl am Referenzort lag bei 0,7 mg/kg TS. Die Bleigehalte im Grünkohl liegen oberhalb des typischen Niveaus für industrielle Ballungsgebiete von 0,5 0,8 mg/kg TS. Im ländlichen Hintergrund werden im allgemeinen Werte um 0,2 mg/kg TS ermittelt. Bewertung PCB im Grünkohl Das Forschungs- und Beratungsinstitut Gefahrstoffe FoBiG hat im Auftrag des LANUV mit der toxikologischen Bewertung poychlorierter Biphenyle (PCB) bei inhalativer Aufnahme (Materialien Nr. 62 Landesumweltamt NRW, Essen 2002) einen Beurteilungsmaßstab in Höhe von 15 ng PCB gesamt je Kilogramm Körpergewicht und Tag abgeleitet (PCB gesamt (kg KGxd) -1 ). *) Dieser TRD-Wert wird in Deutschland flächendeckend überschritten. Unter ungünstigsten Annahmen ergibt sich für die Abschätzung der Zusatzbelastung bei Verzehr von höchst belastetem Gemüse während des gesamten Jahres folgende Berechnung: Durchschnittliches Körpergewicht 70 kg Täglicher Verzehr von Frischgemüse 250 g (bei pauschal 10% Trockensubstanz = 25 g TS) *) Die WHO hat in 2003 diesen Wert im Grundsatz bestätigt und bei geringfügig anderen Rundungen für PCB einen TDI in Höhe von 20 ng PCB ges. pro kg Körpergewicht und Tag abgeleitet

Berechnung von Gesamt-PCB durch Multiplikation Σ6 PCB nach DIN mit dem Faktor 5 (Empfehlung nach LAGA). Der maximal ermittelte PCB-Gehalt liegt bei 51,3 µg/kg TS. Multipliziert mit dem Faktor 5 ergibt sich eine PCB- Gesamtbelastung von 256,5 µg/kg TS Seite 7 / 20.01.2010 Damit ergibt sich folgende abgeschätzte PCB-Zufuhr beim Verzehr der Nahrungspflanzen: 25 g x 256,5 µg = 0,091 µg (kg KGxd) -1 = 91ng (kg KGxd) -1 1000 g x 70 kg Entsprechend dieser konservativen Modellrechnung würde dies zu einer rechnerisch maximalen Zusatzbelastung von rd. 90 ng (kg KGxd) -1 führen. Um zu einer Reduzierung der PCB-Exposition zu kommen, war deshalb zu empfehlen, auf den Verzehr von Nahrungspflanzen aus dem eigenen Garten, die PCB stark anreichern, zu verzichten. PCDD/F-Gehalte einschließlich coplanarer PCB im Grünkohl Die Summe der Dioxine und dioxinähnlichen PCBs beträgt am höchsten belasteten Probenahmepunkt (Punkt 5) 6,5 ng TEQ/kg TS. In einer auf ungünstigen Annahmen basierenden Expositionsberechnung (analog zur Expositionsberechnung für PCB) resultiert für den Verzehr von Gemüse am Probenahmepunkt 5 eine wöchentliche Dioxin- und PCB-Aufnahme von 16,2 pg(kg KG w) -1. Die vom europäischen Scientific committee on food (SCF) festgelegte wöchentlich tolerierbare Aufnahme (PTWI) beträgt 14 pg(kg KG w) -1. Damit ist die tolerierbare Aufnahmemenge für Dioxine und dioxinähnliche PCBs alleine durch den Verzehr von Nahrungspflanzen aus lokalem Anbau überschritten. Die Europäische Kommission hat in 2006 zur Reduzierung des Anteils von Dioxinen und Furanen und dioxinähnlichen PCB in Futterund Lebensmitteln eine Empfehlung herausgegeben (2006/88/EG). Diese Verordnung regt zu einem vorausschauenden Vorgehen an und berücksichtigt daher auch Maßnahmen zur Minderung der Emissionen. Für Gemüse wird für Dioxine und Furane ein Auslösewert von 0,4 ng WHO -TEQ/kg Frischgewicht und für dioxinähnliche PCB ein Auslösewert von 0,2 ng WHO-TEQ /kg

Frischgewicht angegeben. Diese Werte sind nicht toxikologisch abgeleitet. Vergleicht man die vorliegenden Gehalte an PCDD/F und coplanaren PCB mit diesen Auslösewerten, so führt dies bei Umrechnung der Trockensubstanzgehalte auf Frischgewicht an den Messpunkten 1 bis 5 zu einer Überschreitung des Auslösewertes für dioxinähnliche PCBs. Der entsprechende Wert für Dioxine und Furane ist eingehalten. Seite 8 / 20.01.2010 Blei im Grünkohl Die Beurteilung von Blei in Nahrungspflanzen erfolgt im Hinblick auf Gesundheitsrisiken bei Verzehr von selbst angebautem Gemüse nach der EU-Richtlinie Nr. EG 629/2008 zur Festsetzung der Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln (z.b. für Blei und Cadmium). Der festgesetzte Wert für Blei im Grünkohl beträgt 0,3 mg/kg FS. Umgerechnet auf Trockensubstanz führt dies zu einem Wert von 2,19 mg/kg TS. Dieser EU-Wert wird an allen Standorten deutlich unterschritten. Fazit Erste orientierende Untersuchungen von Grünkohl in Dortmund im näheren Umfeld des Hafengebietes in den KGA Hafenwiese, Westerholz und Hobertsburg führen zu deutlich erhöhten Gehalten von PCB und PCDD/F in den Pflanzen. Aus vorsorglichen Gründen wurde daher empfohlen, für die Bereiche der KGA Hafenwiese, Westerholz und Hobertsburg auf den Anbau und Verzehr von Grünkohl und Blattgemüse wie Spinat, Mangold, und Endivie sowie auf Zucchini zu verzichten. Die ermittelten Bleigehalte in den gezogenen Proben unterschreiten den EU-Grenzwert deutlich. 2.2 Einsatz des Bioindikators Graskultur zur Ursachenfindung der PCB-Quellen im Hafengebiet von Dortmund Das LANUV stellte an insgesamt 13 Messpunkten Graskulturgefäße gemäß VDI Richtlinie 3957 Blatt 2 auf, mit dem Ziel herauszufinden, wo im Bereich der 8 bzw. 9 potenziell möglichen Quellen besonders relevante Anreicherungen von PCB freigesetzt werden. Die Standorte mit den potenziellen Quellen und den exponierten Graskulturen sind der beigefügten Abbildung 2 zu entnehmen.

Die Graskulturen wurden im 4-Wochen-Rhythmus zwischen Juli und September exponiert. Anschließend erfolgte die Aufarbeitung der Proben (Tieffrieren bei -60 C, anschließend Gefriertrocknung und Vermahlen der Proben). Aus allen drei Expositionsserien wurde jeweils ein aliquoter Teil der Probe gezogen und zu einer Mischprobe vereinigt. Diese Mischproben wurden auf PCB ( 6 PCB nach DIN) und Dioxine und Furane einschl. coplananrer PCB analysiert. Seite 9 / 20.01.2010 Die Untersuchungsergebnisse der PCB-Anreicherung in der Graskultur sind aus der Abbildung 3 ersichtlich. Die Ergebnisse zeigen auf, dass die Gehalte an den lokalen Referenzpunkten mit 5 µg/kg TM bezogen auf den Summenwert 6 PCB nach DIN (vergleiche Messpunkte 1 und 2) respektive 9,2 µg/kg TM am Messpunkt 12 im Bereich industrieller Ballungsgebiete als typisch anzusehen sind. Die ermittelten PCB-Werte im Hafengebiet bewegen sich hingegen zwischen 16,4 und 90,6 µg/kg TM. Die Werte sind teilweise als sehr hoch (> 50 µg/kg TM) nach den hier vorliegenden Erfahrungen einzustufen. Die Gehalte an den Standorten 4, 5, 11 und 13 dokumentieren daher, dass sie einem besonderen Einfluss durch Quellen ausgesetzt sind. Überraschend hierbei ist auch die Feststellung dass am Messpunkt 11, im Freizeitpark Fredenbaum, an der Rangerstation über 80 µg/kg TM ermittelt wurden. Der Messpunkt wird zum Teil auch von Bäumen (bei Regen) beeinträchtigt. Dennoch ist festzuhalten, dass in diesem Bereich eine unerwartet hohe PCB-Belastung in der Graskultur vorliegt. In den Graskulturen wurden gleichfalls die Gehalte von PCDD/F einschließlich der coplanaren PCB untersucht. Die Ergebnisse sind in der Abbildung 4 dargestellt. Die Messpunkte mit den höchsten Dioxin-Gehalten sind identisch mit den Messpunkten der höchsten PCB-Gehalte. Dies hängt damit zusammen, dass die in der Wirkung den Dioxinen ähnlichen coplanaren PCB bei der Toxizitätsberechung den überwiegenden Anteil ausmachen. So ist es plausibel, dass wiederum die Messpunkte 4, 5, 11 und 13 das Maximum der gefundenen Werte repräsentieren. Neben der Exponierung von Graskulturen wurde zusätzlich an den Messpunkten 4, 10, 13 der Staubniederschlag erfasst. Dies wurde spontan entschieden, nachdem bei der Standortfindung für die

Graskulturen auf einer Fläche hohe Staubbelastungen bemerkt worden waren. Die Ergebnisse für PCDD/F im Staubniederschlag sind in der Abbildung 5 aufgezeigt. Der LAI-Zielwert wird bis zum 50-fachen überschritten. Seite 10 / 20.01.2010 Die Bestimmung der PCB führt ebenfalls zu sehr hohen Einträgen, (siehe Abbildung 6) mit einer maximalen Deposition von 809 ng/(m²xd) am Messpunkt 4. Umgerechnet auf PCBgesamt (x Faktor 5) führt dies zu einer Deposition von 4044ng/(m²xd) an diesem Messpunkt. Ein Vergleich mit den Erhebungen von PCBgesamt an der Station Do-Mitte, im Burgweg, ergibt für das Jahr 2007 einen Depositionswert von 217 ng/(m²xd) und für das Folgejahr einen Eintrag von 237 ng/(m²xd). Die Station ist ca. 1 km östlich des Hafengebietes gelegen. Fazit Die Graskultur stand in 2009 an 13 Messpunkten im Untersuchungsgebiet. Sehr hohe PCB-Gehalte ( 6 PCB nach DIN) >50 µg/kg TM konnten an den Standorten 4, 5, 11 und 13 nachgewiesen werden. Die Gehalte an den lokalen Referenzmesspunkten 1 und 2 liegen bei 5 µg/kg TM und am Messpunkt 12 bei 9,2 µg/kg TM. Die PCDD/F-Gehalte einschließlich coplanarer PCB bewegen sich an den Referenzmesspunkten zwischen 0,7 und 1,3 ng/kg TM. An den maximal belasteten Messpunkten 4, 5 11 und 13 schwanken die Gehalte zwischen 14 und 21 ng WHO TEQ/kg TM. Die orientierenden Staubniederschlagsuntersuchungen erreichen maximal 210 pg WHO-TEQ/(m²xd); der Zielwert des LAI wird im Maximum um das 50-fache überschritten. Die Untersuchungen führen im Hinblick auf die Ursachenfindung möglicher PCB-Quellen auf 2 bis 3 Bereiche in der weitere intensive Untersuchungen emissionsseitig bei den in Frage kommenden Quellen erforderlich sind (siehe Abbildung 7). Des Weiteren sind in den Gebieten verdichtende Messungen mittels Staubniederschlagsgefäßen und in ausgedünntem Rahmen die erneute Exposition von Graskulturen in 2010 erforderlich. Wegen der hohen nachgewiesenen Werte wurde seitens des LA- NUV empfohlen, die Anbau- und Verzehrsempfehlung aufrecht zu erhalten.

Die voraussichtlich im Februar 2010 vorliegenden Ergebnisse aus den in 2009 in Kleingärten exponierten Gemüsepflanzen werden hierzu weitere Aussagen ermöglichen. Seite 11 / 20.01.2010 3. Ergebnisse der Stadt Dortmund Die Stadt Dortmund bat mit Mail vom 26.02.09 um Referenzwerte von Bodenuntersuchungen zur Beurteilung der gefundenen Gehalte in Böden der Kleingartenanlagen Hafenwiese, Westerholz, Hobertsburg und Hansa. Der FB 32 hat hierzu einen Bericht mit Vergleichswerten erstellt. (Bericht vom 25.03.2009 in Kopie beigefügt). Mit der Mail vom 29.06.2009 übersandte die Stadt Dortmund Untersuchungsergebnisse der ehemaligen Nico-Metall Fläche (Protokolle) mit der Bitte um Beurteilung. Hierzu hat der FB 32 ebenfalls eine Bewertung vorgenommen. Das Schreiben an die Stadt Dortmund vom 10.07.2009 ist in Kopie beigefügt. Im Auftrag Dr. Thomas Delschen 2. z.mitz. FB 32 FB 33 3. + v.abg. z.kts. 4. AL 3 z.schlußzeichnung 5. 32, 33, 36, Abt. 4, Abt. 7, FB 73 und Abt. 8 6. 31 z.d.a.