Neuroimaging und personalisierte Medizin im Recht



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Transkript:

Kompetenzzentrum Medizin- Ethik- Recht Helvetiae (MERH) RWF Neuroimaging und personalisierte Medizin im Recht Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag Lehrstuhl für Strafrecht, Strafverfahrensrecht und Medizinrecht, UZH zugleich Kompetenzzentrum MERH Sonntag, 2. Dezember 2012 NGW Überblick Begriffsbestimmung Herausforderungen Medizinische Behandlung Grundsätze Therapiefreiheit Einwilligung Genetische Untersuchung beim Menschen (GUMG); Berufsgeheimnis, Art. 321 StGB; Datenschutz Krankenversicherungsrecht Forschung Heilmittelrecht, kantonale Regelungen Humanforschung Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 2 1

Neuroimaging Was: Bildgebende Verfahren in der Hirnforschung durch eine nichtinvasive Untersuchung des Gehirns. Wodurch: Funktionale Magnetresonanz-Tomographie [fmri] und Positronen- Emissions-Tomographie [PET] können Gehirnstrukturen/ -funktionen aufzeigen. Weg: Daten werden durch komplexe Rechenverfahren in Bilder umgesetzt. Dies lässt Rückschlüsse auf Gehirnvorgänge zu, da aktive Bereiche im Gehirn mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 3 Personalisierte Medizin Was: genomisierte Medizin Wodurch: Erforschung der molekularen Ursachen und Zusammenhänge beim Krankheitsgeschehen Weg: Einsatz von Biomarkern bei der Diagnostik Stratifizierung von Patientengruppen bei Diagnostik und Therapie Optimierte Medikamente und Medizinprodukte durch genetische Information Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 4 2

Chancen der Personalisierte Medizin (MRI etc.) Fortschritte in Prävention, Diagnostik, Therapie Überwachung der Patienten mit Hilfe der genetischen Prädisposition. Diagnostizierung von Krankheiten bevor Symptome auftreten. Verbesserung der nichtinvasiven bildgebenden Diagnostik. Gezielte «Auslieferung» von Medikamenten im Körper. Verringerung von Nebenwirkungen. Bessere Verzahnung von Diagnose und Therapie. Ziel: massgeschneiderte Therapie Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 5 Herausforderungen - Arzt-Patienten-Beziehung: Wissenszuwachs, Expertensysteme, Befähigung des Umgangs mit Neuroimaging und personalisierter Medizin durch Arzt und Patient, Vertrauenszuwachs oder Vertrauensverlust? - Ökonomische Fragen: Entwicklung und Anwendung von Neuroimaging und personalisierter Medizin sind kostenintensiv. Vereinbarkeit mit den Wirtschaftlichkeitskriterium des KVG? Kostenübernahmen durch Zusatzversicherungen? Medizin nur für Reiche? - Gesellschaftliche Fragen: Neue Wahrnehmung des Menschen, Stigmatisierungstendenzen; Richtiger Umgang mit den Datenmengen; Bereitschaft der Forschungsinstitutionen zur Zusammenarbeit; Paradigmenwechsel von den all in one - Blockbuster-Medikamenten und Diagnostika hin zur Stratifizierung. Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 6 3

Rechtsrahmen Personalisierte Medizin INTERNATIONAL NATIONAL BV, EMRK, BIOMEDIZINKONVENTION Menschenwürde persönliche Freiheit lex artis/ wiss. Redlichkeit Rechtsgleichheit etc. HMG, HFG (2014), ZGB, OR, KVG etc. KANTONAL GESUNDHEITSGESETZE, PATIENTENGESETZE etc. Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 7 Neuroimaging und Personalisierte Medizin im Recht I. Im diagnostischen und therapeutischen Setting incl. Heilversuch II. In der klinischen Forschung Überschneidungs- Bereich: Klinischer Versuch, Anwendung neuer Untersuchungsmethoden, neuer Medikamente bei grösseren Patientengruppen Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 8 4

Arzt-Patienten-Beziehung Arzt: Diagnose, Therapie und Nachsorge lege artis T1 T2 T3 T4 T5 Bandbreite lex artis Arzt: Selbstbestimmungsaufklärung zur Sicherung der Patientenautonomie Arzt: Therapeutische Aufklärung als Teil der lex artis Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 9 Diagnose-/Therapiewahl Grundsatz Die Wahl der Diagnoseart/ Therapie ist Sache des Arztes/ der Ärztin. Vorbehalt: WZW-Kriterien KVG. Ausnahme Bei mehreren Behandlungsoptionen mit erkennbar unterschiedlichen Chancen/ Risiken, ist der Patient in die Wahl einzubeziehen. personalisierte Medizin Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 10 5

Voraussetzungen der Selbstbestimmungsaufklärung und Einwilligung (in medizinische Behandlung, Anlage von Datensammlung etc.) 1. Vorliegen der Einwilligungserklärung a. vor der Behandlung b. Freiwilligkeit, c. nach zureichender Aufklärung: Diagnose, Verlauf, Risiko, Verwendung der Daten etc. immer bezogen auf die Krankheit. Doch was ist mit den Folgen, der Ungewissheit z.b. der Zusatzbefunde, der Auswirkungen auf die Angehörigen etc.? 2. Einwilligungsfähigkeit der erklärenden Person Setzt Urteilfähigkeit voraus. Bei Fehlen: Einwilligung des gesetzlichen Vertreters, kein Veto der betroffenen Person. Patientenverfügung etc. 3. Ggf. weitere gesetzliche Voraussetzungen (z.b. GUMG, DSG, HFG). Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 11 Individueller Heilversuch, wenn für eine bestimmte Indikation keine Standardbehandlung zur Verfügung steht; sie nicht oder nicht mehr wirkt; die Risiken einer Innovation nicht abschätzbar oder in Bezug auf den potenziellen Nutzen bedeutend sind. Wird dann bei einem konkreten Patienten eine nichtetablierte Behandlung, z.b. unter Einsatz von Nanopartikeln durchgeführt, liegt i.d.r. ein individueller Heilversuch und keine Forschung vor. Abgrenzung: Werden bei wiederholtem und systematischem Vorgehen verallgemeinerbare Erkenntnisse angestrebt, liegt i.d.r Forschung vor. HMG, HFG (z.b. Phase III) Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 12 6

Konsequenzen des individuellen Heilversuches unter Einsatz von MRI / personalisierter Medizin Im Vergleich zum Standard erhöhte Sorgfaltspflichten des Arztes/ Behandlungsteams Aufklärung des Patienten/Einwilligung gerade auch zu den mit der verwendeten Technologie verbundenen besonderen Risiken Dokumentation des individuellen Heilversuches Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 13 Schutz persönlicher, auch genetischer Daten x DSG BV Art. 321 StGB KVG Genetische Daten HFG GUMG HMG Art. 321 bis StGB X nicht abschliessende Aufzählung Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 14 7

Gesetz über die genetische Untersuchung beim Menschen (GUMG) Genetische und pränatale Untersuchungen dürfen nur für medizinische Zwecke - im medizinischen Bereich, - unter engen Vorgaben im Arbeits-, Versicherungs- und im Haftpflichtbereich und - unter strikter Wahrung der Selbstbestimmung durchgeführt werden, Art. 1, 5 GUMG. Nötig ist eine hinreichende Aufklärung. Verbot der Diskriminierung wegen des Erbgutes, Art. 4 GUMG. Recht auf Nichtwissen nach hinreichender Aufklärung, Art. 6, 18 GUMG. Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 15 Krankenversicherungsgesetz, KVG Prinzip der Zwangssolidarität Obligatorische Versicherung: Versicherer muss die zu versichernde Person unabhängig von Gesundheitszustand und Erkrankungsrisiken in die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) aufnehmen. Versicherte Person muss sich versichern lassen. Versicherungsprämie wird vom Versicherer einheitlich und grundsätzlich unabhängig vom individuellen Erkrankungsrisiko festgelegt. Leistungen der OKP Wirtschaftlichkeit Zweckmässigkeit Wirksamkeit Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 16 8

Forschung: Neuroimaging, Personalisierte Medizin Personalisierte Medizin: Jetzige Rechtslage: Heilmittelrecht Rechtsgrundlage klinischer Versuche mit Heilmitteln: Art. 53 ff. HMG, Verordnung über klinische Versuche mit Heilmitteln, ICH-Richtlinien. Neuroimaging: Forschung z.b. mit neuen diagnostischen Verfahren, wie PET-CT, MRI etc. Rechtsgrundlage: kantonale Regelungen Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 17 Neuroimaging/ personalisierte Medizin in der Forschung Rechtslage: Humanforschungsgesetz Rechtsgrundlage für Forschung am Menschen im Gesundheitsbereich Art. 118b BV, Humanforschungsgesetz (HFG), Inkrafttreten wohl 2014. Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 18 9

Humanforschungsgesetz (ab 1.1.2014) Geltungsbereich HFG mit Ausführungsverordnungen Forschung zu Krankheiten des Menschen Aufbau und Funktion des menschlichen Körpers a. mit Personen HFV 1; b. an verstorbenen Personen; c. an Embryonen und Föten; HFV 2 d. mit biologischem Material; e. mit gesundheitsbezogenen Personendaten. Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 19 HFG - Grundsätze - Vorrang der Interessen des Menschen gegenüber den Interessen der Wissenschaft und Gesellschaft, - Bearbeitung wissenschaftlich relevanter Fragestellungen, - Nichtdiskriminierung, - Einwilligung, Information und Recht auf Nichtwissen, - Bewilligung der Ethikkommission, - Kommerzialisierungsverbot (Körper/-teile), - Beachten wissenschaftlicher Anforderungen Swiss Medic, Sicherheitsaspekte. von besonderer Bedeutung für den Einsatz von personalisierter Medizin Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 20 10

HFG - Allgemeine Anforderungen Subsidiarität x der Forschung an Menschen: gilt für diese mit Personen allgemein und speziell bei besonders verletzlichen Personen. Verhältnismässigkeit x : Risiken/Belastungen für teilnehmende Personen so gering wie möglich, kein Missverhältnis zum erwarteten Nutzen. Unentgeltlichkeit: Teilnahme an Forschungsprojekten mit erwartetem direktem Nutzen muss unentgeltlich sein, die an fremdnütziger Forschung darf angemessen vergütet werden. Erforderliche Sicherheits- und Schutzmassnahmen x sind für die teilnehmenden Personen zu treffen. Anonymisierung von biologischem Material und gesundheitsbezogenen Daten ist unzulässig, wenn hieraus Schlüsse gezogen werden können, die für die teilnehmende Person in Bezug auf schwere Krankheiten von Relevanz sein können. X von besonderer Bedeutung für den Einsatz von personalisierter Medizin Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 21 Teilnahme am Forschungsprojekt Urteilsfähige, mündige Personen Aufklärung der urteilsfähigen teilnehmenden Person (Art. 16 HFG) über Art x, Zweck, Dauer und Verlauf des Forschungsprojekts, voraussehbare Risiken und Belastungen x, erwarteten Nutzen des Forschungsprojekts, insbesondere für sie oder für andere Personen, Massnahmen zum Schutz der erhobenen Personendaten, ihre Rechte; partielle Aufklärung, Art. 18 HFG. angemessene Bedenkzeit Einwilligung, grds. schriftlich x von besonderer Bedeutung für den Einsatz von personalisierter Medizin, bildgebenden Verfahren Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 22 11

Umgang mit Daten und biologischem Material HFG Grundsätze Verwendung genetischer Daten/ biologischem Material bei (Nicht-)Verschlüsselung: Aufklärung und Einwilligung der zuständigen Person (Teilnehmer, Vertretung etc.), anonymisierte Verwendung: vorgängige Information und der fehlende Widerspruch der zuständigen Person Verwendung nichtgenetischer gesundheitsbezogener Daten Unverschlüsselt: Aufklärung und Einwilligung, Verschlüsselung: fehlender Widerspruch. Personalisierte Medizin Neuroimaging Ausnahme Ersatz der Einwilligung/ Information bei (nicht-)genetischen Personendaten/ biologischem Material durch Bewilligung Ethikkommission unter bestimmten Bedingungen. Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 23 Schlussfolgerung I Ganzgenomsequenzierung / Neuroimaging Führen neben den diagnostischen Fragestellung zu nicht-intendierten Befunden und Dispositionen. Ermöglichen eine personalisierte Medizin. Die Kenntnis der genetischen Dispositionen und die Auswertung bildgebender Verfahren ermöglicht frühere und individuell abgestimmte Therapien. Erzeugen Druck, umfangreiche präventive Massnahmen tatsächlich zu ergreifen. Zusatzbefunde Hier werden primär nur bestimmte Risikoprofile übermitteln. Ihre Aussagekraft ist u.a. von Faktoren, wie Umwelteinflüssen und Lebensführung, abhängig. Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 24 12

Schlussfolgerung II Personalisierte Medizin und Neuroimaging setzten eine Indikation, Aufklärung, Einwilligung, Behandlung lege artis und Dokumentation voraus. Die herkömmliche Aufklärung ist zu wage, die Informationen reichen über den Lebenskreis des Betroffenen hinaus, ihre Tragweite sind von ihm kaum zu verstehen. Im Vordergrund steht immer auch stark das Forschungsinteresse. Folgerung: Es ist eine neue, tragfähige Patientenaufklärung für die Anwendung der Ganzgenomsequenzierung und Neuroimaging im klinisch-diagnostischen Bereich nötig. Der Datenschutz für nicht genetische Daten in der Forschung ist zu wage. Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 25 Zum guten Ende Danke für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit. Fragen/ Anmerkungen? Lst.tag@rwi.uzh.ch Bild: Dr. Jan Tomaschoff Prof. Dr. iur. utr. Brigitte Tag - Personalisierte Medizin Seite 26 13