Betriebliche Weiterbildung in Österreich. René Böheim. Nicole Schneeweis. Florian Wakolbinger



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Transkript:

Betriebliche Weiterbildung in Österreich René Böheim Nicole Schneeweis Florian Wakolbinger

Fragen Konsequenzen betrieblicher Weiterbildung für Betriebe: Produktivität Beschäftigte: Löhne und Lohnspreizung Warum ist dieser Zusammenhang wichtig? Bildung ist der Motor wirtschaftlicher Entwicklung Weiterbildung stärkt die Position im Erwerbsprozess (Einkommen, Karriere, Jobsicherheit) 2

Zentrale Ergebnisse Betriebliche Weiterbildung und betriebliche Produktivität sind positiv korreliert Betriebliche Weiterbildung und Lohnniveau sind positiv korreliert Robuste Ergebnisse und konsistent mit theoretischen Überlegungen und internationalen Studien. Beispiel: Unternehmen, die 290 pro Beschäftigte aufwenden, sind geschätzte 4% produktiver als vergleichbare Unternehmen, die 145 aufwenden. Beispiel: Unternehmen, die rund 1000 pro Beschäftigte aufwenden, zahlen im Schnitt rund 5% höhere Löhne als vergleichbare Unternehmen, die das nicht machen. Betriebliche Weiterbildung und Lohnspreizung sind nicht korreliert 3

Daten Daten der Erhebungen über betriebliche Bildung 1999 und 2005 wurden mit Daten der Leistungs- und Strukturerhebung 1999 bis 2005 verknüpft, rund 3.350 Unternehmen. Daten der Arbeitskostenerhebungen 2000 und 2004 wurden mit den Daten der Verdienststrukturerhebungen 2002 und 2006 verknüpft; 4.746 Unternehmen (103.332 Beschäftigte). 4

Bestandsaufnahme (CVTS 2005) 81% aller Unternehmen des Produktions- und Dienstleistungssektors (ohne öffentliche Verwaltung sowie Unterrichts- und Gesundheitswesen) ab 10 Beschäftigten bildeten weiter: Weiterbildungskurse von 67% aller Unternehmen angeboten, andere Formen der Weiterbildung von 71% der Unternehmen. 33% der Beschäftigten besuchten Weiterbildungskurse, im Durchschnitt eine Intensität von 9 Teilnahmestunden je beschäftigte Person. 5

Quelle: Bassanini et al., 2005. 6

Produktivität: Verwendete Merkmale Bruttowertschöpfung Pro tatsächlich geleistete Arbeitsstunde Weiterbildungsstunden berücksichtigt Teilzeitbeschäftigung Pro Beschäftigter Weiterbildung Kursstunden Wieviel? Kurskosten Wie gut? Kursinhalte Was? Kursanbieter Von wem? Beschäftigte Anzahl Männer/Frauen Arbeiter/innen; Angestellte; Lehrlinge; etc. Kapitalstock Investitionen in Anlagen Investitionen in Software/Konzessionen ÖNACE Abteilungen Regionale Indikatoren Rechtsformen 7

Produktivität: Methoden Bevorzugte Spezifikation: Kosten, Stunden, Kursinhalte, Bildungsanbieter Berücksichtigung von Unterschieden in Belegschaftsgröße, Kapitalausstattung, ÖNACE, Bundesländer, Rechtsformen Zeitliche Abfolge: vergangene vs. heurige Weiterbildung Versuch, nicht-beobachtete Unterschiede der Betriebe zu berücksichtigen ( fixed-effects Panel-Schätzer ) 8

Produktivität Stabile Ergebnisse? Unterschiedliche Spezifikationen robust Alternative Messung des Kapitalstockes (anstelle von Investitionen) robust (Panel: robust, aber nur 203 Unternehmen) 9

Geschätzter Zusammenhang betrieblicher Weiterbildung und Produktivität Ist die betriebl. Weiterbildung um 1% höher, dann ist die Selbe Vergangene Panelschätzer BWS pro Stunde um (Fehler) Periode 0,04% (0,008) Periode - 0,02% (0,022) BWS pro Beschäftigte um 0,03% 0,02% 0,02% (Fehler) (0,013) (0,011) (0,022) 10

Löhne: Verwendete Merkmale Bruttostundenlohn Pro tatsächlich geleistete Arbeitsstunde Weiterbildungsstunden berücksichtigt Merkmale der Beschäftigten/des Unternehmens: Beruf Teilzeitbeschäftigung Betriebszugehörigkeit Männer/Frauen Arbeiter/innen; Angestellte; Lehrlinge,.. Überstunden, Schichtarbeit, Kosten betrieblicher Weiterbildung ÖNACE Abteilungen Regionale Indikatoren Rechtsformen 11

12

Löhne: Methoden Bevorzugte Spezifikation der Schätzung: Beruf, Ausbildung, Alter, Geschlecht, Betriebszugehörigkeit, Vertragstyp; Anteil Frauen/Vollzeit/div Ausbildungsgruppen; durchschnittliche Betriebszugehörigkeit, Größenklasse, Branchen, Region, Gültigkeit von Kollektivverträgen, Zuschläge für Sonntag-, Nacht-, Schichtarbeit auf Unternehmensebene Quer- und Längsschnittanalysen 13

Ergebnisse Löhne Querschnitte Panel 1 Panel 2 2000/2 2004/6 Kosten Weiterbildung (T ) 0,05% 0,04% 0,065% 0,075% (Fehler) (0,01) (0,004) (0,037) (0,029) Die Schätzungen kontrollieren für Beruf, Ausbildung, Alter, Geschlecht, Betriebszugehörigkeit, Vertragstyp; Anteil Frauen/Vollzeit/div Ausbildungsgruppen; durchschnittliche Betriebszugehörigkeit, Größenklasse, Branchen, Region, Gültigkeit von Kollektivverträgen, Zuschläge für Sonntag-, Nacht-, Schichtarbeit auf Unternehmensebene. 14

Ergebnisse Betriebliche Weiterbildung und betriebliche Produktivität sind positiv korreliert Betriebliche Weiterbildung und Lohnniveau sind positiv korreliert basieren auf den besten Daten, die für Österreich verfügbar sind. 15

Skeptisch? Wie repräsentativ sind die Ergebnisse? Können wir etwas über kausale Zusammenhänge sagen? 16

Verteilung der Unternehmen in Österreich Abteilungen Beschäftigtengrößenklassen (ÖNACE 2003) Durchschnittlich Beschäftigte pro Unternehmen Bruttowertschöpfung zu Faktorkosten pro Besch. in 1.000 EUR 1-9 87.5% 2 46 10-19 6.8% 13 47 20-49 3.7% 30 56 50-249 1.7% 100 71 250 und mehr 0.4% 831 77 N=294099, LSE 2007. 17

Anzahl der Unternehmen ohne Weiterbildung (%) 25 20 15 10? 5 Quelle: CVTS 3, Statistik Austria. 0 1-9 Beschäftigte 10-49 Beschäftigte 50-249 Beschäftigte 250 und mehr Beschäftigte Quelle: CVTS 3, Statistik Austria. 18

/Jahr 19

Ja, aber Geringe betriebliche Weiterbildung als Konsequenz Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bereits gut ausgebildet: Lehrlingsausbildung ist ausgezeichnet? Erst kürzlich Ausbildungsprogramme unternommen? Fähigkeiten sind ausreichend? 20

120.0 Gründe, keine Weiterbildung zu haben (Mehrere Angaben möglich) 100.0 80.0 10-49 Beschäftigte 50-249 Beschäftigte 250 und mehr Beschäftigte 60.0 40.0 20.0 - Vorhandene Fähigkeiten ausreichend Hohe Kosten Beschäftigte zu sehr ausgelastet Neueinstellungen Lehrlingsausbildung ausreichend Kursangebot unzureichend Bedarf schwer zu beurteilen Jüngst erst in Weiterbildung investiert Andere Gründe 21

Zusammenfassung Alle bisherige Evidenz: positive Auswirkungen von betrieblicher Weiterbildung Deutlicher Unterschied bei kleinen und großen Unternehmen Problemfeld kleine und mittlere Unternehmen (KMU): Kosten Auslastung Wissenschaftliche Evaluierung: Bessere Daten: matched employer-employee Panele Feldexperimente: um kausale Zusammenhänge darzustellen 22

23

Betriebliche Weiterbildung und Produktivität in österreichischen Betrieben, Wirtschaft und Gesellschaft, 34(1), 57-81, 2008 (mit Nicole Schneeweis) Mehr Lohn bei betrieblicher Weiterbildung? Eine empirische Analyse österreichischer Unternehmen, 2009, Wirtschaft und Gesellschaft, 35(2), 187-214, 2009 (mit Florian Wakolbinger) 24

Weitere Evidenz Evaluierung von AMS: Qualifizierungsförderung für Beschäftigte Anteile der Beschäftigten, die mindestens ein Jahr am selben Arbeitsplatz verblieben, in % Männer Frauen Geförderte 87,8 82,3 Alle Beschäftigte 71,7 74,2 Beschäftigungstage (1 Jahr danach) Geförderte 356 352 Alle Beschäftigte 335 334 Quelle: Mahringer, WiFo-Monatsberichte, 2008. 25