WEITERBILDUNG. Betriebsräte unterstützen

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Transkript:

WEITERBILDUNG Betriebsräte unterstützen Forschungsprojekt: Überbetriebliche Unterstützung von Interessenvertretungen in der betrieblichen Weiterbildung

Worum geht s? Die technische Entwicklung schreitet rasant voran. Neue Formen der Arbeitsorganisation und die alternde Bevölkerung fordern schon heute immer mehr qualifizierte Fachkräfte. Eine gute berufliche Erstausbildung garantiert nicht mehr, den Anforderungen des Berufs- und Arbeitslebens ein Leben lang gewachsen zu sein. Neue Verfahren, Techniken und Regu larien in Produktion und Dienst leistung stellen immer höhere Anforderungen an die Beschäftigten und erfordern eine kontinuierliche technische, fachliche und sozial kommunikative Weiterbildung. Betrieb liche Weiterbildung muss hierzu einen Beitrag leisten. Wenn die betriebliche Weiterbildung eine zunehmende Bedeutung für einzelne Beschäftigte wie auch für die Unternehmen hat, kann und sollte die Ausgestaltung des betrieblichen Weiterbildungssystems nicht allein dem Arbeitgeber überlassen bleiben. In der Ausgestaltung einer arbeitnehmergerechten und zukunftsorientierten Weiterbildung müssen Betriebsräte beteiligt werden. Dazu brauchen sie Angebote, die sie informieren und beraten. In Deutschland und Österreich haben Interessenvertretungen weitreichende Kontroll- und Beteiligungsrechte in der Ausgestaltung der betrieblichen Weiterbildung. In unserem Forschungsprojekt Überbetriebliche Unterstützung von Interessenvertretungen in der betrieblichen Weiterbildung haben wir recherchiert und Gespräche geführt. Dabei waren uns Fragen wichtig, die nicht nur die Ansprüche an die betriebliche Weiterbildung erkunden, sondern vor allem die konkrete Praxis in den Betrieben beleuchten. Nutzen Betriebsräte ihre Rechte? Sind sie engagierte Treiber in der betrieblichen Weiterbildungspolitik? Welche Unterstützungs angebote gibt es für Betriebsräte, welche werden genutzt und wie kann man diese besser ausgestalten und koordinieren? Die folgenden Seiten geben allen Akteurinnen und Akteuren in Politik, Gewerkschaften, Arbeitgeberorganisationen, Kammern und institutionellen Weiterbildungsträgern eine kurze Übersicht über die Ergebnisse unserer Forschung. 2

Was haben wir untersucht und wie geforscht? Im Zentrum unserer Forschung standen gegenwärtige Angebote und Hilfestellungen zur Unterstützung von Interessenvertretungen in der betrieblichen Weiterbildungspolitik, mit dem Ziel, Voraussetzungen und Formen ihrer Wirksamkeit zu beschreiben. Dazu haben wir in Deutschland und Österreich bestehende Unterstützungs for men erkundet, Mitglieder von Betriebsräten und Anbieter befragt und in vertiefen den Fallstudien die Angebote, Prozesse, Ziele und Inhalte von externer Unterstützung detailliert untersucht. Unsere Leitfragen: Wie verstehen und bewältigen Betriebsräte ihre Auf gaben im Handlungsfeld betrieblicher Weiterbildung? Welche bestehenden Unterstützungsangebote nutzen Betriebsräte? Was brauchen sie, welche Handlungsbedarfe sehen sie? Welche Unterstützungsangebote machen die institutionellen Anbieter? Wie können Angebote für Betriebsräte die größtmögliche Wirkung entfalten? Was sollten die Anbieter tun? 3

Was tun Betriebsräte in der betrieblichen Weiterbildung? Auf Grundlage von Interviews mit Betriebsräten können wir ihr Verständnis von Aufgaben im Handlungsfeld der betrieblichen Weiterbildung idealtypisch in vier Funktionen beschreiben:? Reaktive Schutzfunktion Monitoringfunktion Reaktive Gestaltungsfunktion Initiative Gestaltungsfunktion Der Betriebsrat () rea giert punktuell auf Nachfrage einzelner Beschäftigter zur betrieblichen Weiterbildung. verspürt keinen Druck aus der Belegschaft und sieht selbst keine Notwendigkeit oder Möglichkeit die Situation in der betrieblichen Weiterbildung zu verändern. Beschäftigte müssen auf den Betriebsrat zugehen. achtet auf die Einhaltung gesetzlicher Normen sowie tariflicher und betrieblich vereinbarter Regelungen in der betrieblichen Weiterbildung. fordert Informationen vom Arbeitgeber (AG) ein, um darauf einzuwirken, Fehlsteuerungen im Weiterbildungsmanagement zu vermeiden oder zu korrigieren. sieht sich in der Rolle des Informanten gegenüber der Belegschaft. sieht seine Aufgabe darin, auf Vorschläge des Managements zur Ausgestaltung der betrieblichen Weiterbildungspolitik zu reagieren, diese zu prüfen und ggf. Korrekturvorschläge zu unterbreiten. ist aktiv, aber sieht die Zuständigkeit für betriebliche Weiterbildung weiterhin beim Management. übernimmt noch mehr Verantwortung, versteht betriebliche Weiterbildung als wich tige strategische Aufgabe und sieht sich als Treiber der Personalabteilung. macht auf weiterbildungsrelevante Probleme aufmerksam, beteiligt ggf. die Belegschaft, bringt selbst Konzepte ein und erwartet vom Management entsprechende Lösungen und Handlungen. 4

Was nutzen Betriebsräte? Zugänge zu Unterstützungsangeboten kann man nach ihrer Hol- und Bring-Struktur unterscheiden. Viele Betriebsräte besuchen also holen sich Grundlagenseminare zu Fragen der betrieb lichen Mitbestimmung. Hier erhalten sie auch Informationen zur betrieblichen Weiterbildung. Der Zugang zu Informationen über Beratungsangebote, soweit es diese überhaupt gibt, ist eher zufällig und abhängig von persönlichen Netzwerken der Betriebs räte. Das systematische Bringen von Informationen über ge werk schaftliche Verwaltungsstellen oder Vertrauens leute ist nur ansatzweise erkennbar. Auch Projekte, die von Beratungsnetzwerken initiiert werden, sind selten solche Netzwerke sind auch flächendeckend noch nicht vorhanden. Prozessbegleitende Unterstützung? Beratung/Coaching (C) Weiterbildungsprojekte Holstruktur Bringstruktur Seminare/Schulungen Handlungshilfen/ Handreichungen Wissens- und Informationsvermittlung 5

Welche Unterstützung wünschen sich Betriebsräte? Betriebsräte nennen im betrieblichen Wei ter bil dungsmanagement vier Hand lungs felder, in denen sie Unterstützung brauchen: Handlungsfeld 1 Handlungsfeld 2 Weiterbildung im Betrieb Schulungen zur Bedarfsanalyse Informationen/ Handlungshilfen Beratung in Verhandlungen/ Beratung im Finden einer Struktur Unsere Interviews haben ergeben, dass die betriebliche Weiterbildung für die meisten Bertriebratsgremien und -mitglieder noch kein vorrangiges Thema ist. Gleichzeitig wird es als äußerst komplex und schwer handhabbar empfunden. Die Nachfrage von Betriebsräten richtet sich daher zunächst auf einführende Schulungsangebote zur Analyse des Qualifikationsbedarfs. Sie wollen Informationen zum Aufbau betrieblicher Weiterbildungsstrukturen und den gesetzlichen Regelungen zur Mitbestimmung. Schulungsangebote können zwar erforderliches Wissen vermitteln, das heißt jedoch nicht, dass Betriebsräte dieses Wissen sofort übertragen und anwenden können. Als hilfreich benennen Betriebräte auf den jeweiligen Betrieb zugeschnittene Beratungen, insbesondere wenn es um die Verhandlungsführung mit der Arbeitgeberseite geht. Erfahrene und kompetente Personen, die sich auch in der Branche auskennen, können in fest gefahrenen Verhand lungen neue Impulse geben und im Aufbau von Wei ter bildungsstrukturen darauf achten, dass diese tragfähig und nachhaltig gestaltet sind. 6

Handlungsfeld 3 Handlungsfeld 4 Weiterbildung im Betrieb AuG Eingruppierung Betriebl. Weiterbildung Information der Belegschaft/ Kommunikation mit der Belegschaft Im 3. Handlungsfeld findet die Kommunikation mit der Belegschaft statt oder auch nicht, denn Betriebsräte sind hier noch wenig aktiv und fragen Unterstützung in der Beteiligung von Belegschaften selten nach. Das liegt einerseits daran, dass sie ihre begrenzten Zeit- und Kraft ressourcen den eher traditionellen Mitbestimmungsthemen widmen. Andererseits meinen Betriebräte, dass Belegschaften oder Gruppen darin dem Thema Weiterbildung eher desinteressiert gegen überstehen. Arbeitsorganisation des Betriebsrats Betriebliche Weiterbildung braucht Mitglieder des Betriebsrats, die sich um dieses Thema kümmern. Solche engagierten Kümmerer gibt es schon. Das heißt auch, dass sie Zeit haben für die Bearbeitung des Themas. Der Betriebsrat hat seine Aufgaben so verteilt, dass auch das Ressort Betriebliche Weiterbildung besetzt werden kann. Aber nicht allen Gremien gelingt es, ihre Arbeit ressourcenschonend und mit klaren personellen Zuständigkeiten zu organisieren. Betriebsräte brauchen dann eine moderierende Beratung, die ihnen dabei hilft, das Thema Weiterbildung in ihre Arbeit zu integrieren. 7

In welcher Rolle sehen Anbieter die Betriebsräte? Neben den tariflichen Qualifizierungsregelungen und der staatlichen Bildungspolitik schreiben auch die institutionellen Anbieter Betriebsrä ten eine wichtige und aktive Rolle im Handlungsfeld betrieblicher Weiterbildung zu. Betriebsräte sollen Treiber des Managements sein. In dieser Gestaltungs funktion sollen Betriebsräte das betriebliche Weiterbildungsmanagement einerseits analysieren und kontrollieren (Monitoring), andererseits darauf achten, dass Weiterbildung nicht als individuelle Verantwortung des Einzelnen abgetan wird. Vielmehr sollen strukturelle Benachteiligungen vermieden und Arbeitnehmer interessen wie Beschäftigungssicherung und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten Eingang in eine strategisch ausgerichtete Weiterbildungs- und Personalentwicklungspolitik des Unternehmens finden. Mit diesem hohen normativen Anspruch an die Rolle des Betriebsrats im Handlungsfeld betrieblicher Weiterbildung setzen die institutionellen Anbieter auf ein breites Spektrum unterschiedlicher Ange Wer sind institutionelle Anbieter? Beratungsstellen-Netzwerk (TBS) Gewerkschaftsnahe Beratungsstellen Gewerkschaftliche Bildungsstätten Arbeiterkammern (in Saarland, Bremen und Österreich) Gemeinsame Beratungsstellen der Tarifparteien Programm- und Projektträger Koorperationsstellen Gewerkschaft Hochschulen bote zur Unterstützung betrieblicher Interessenvertretungen. Welche Angebote zur Unterstützung von Betriebsräten machen die Anbieter? Wie kann man Hilfen zur Unterstützung von Betriebsräten weiter verbessern? 8

Welche Unterstützungsangebote gibt es? Es gibt zahlreiche und vielfältige Formen von Angeboten zur Unterstützung von Betriebsräten in Fragen der betrieblichen Weiterbildung. Formen der Unterstützungsangebote Schriftliche Handlungshilfen Grundlagen- und Aufbauseminare Bedarfsorientierte Inhouse-Schulungen Telefonberatung Beratung/Coaching/Prozessbegleitung Horizontaler Austausch/Netzwerke Die inhaltlichen Schwerpunkte der Angebote umfassen das Fachwissen über betriebliche Weiterbildungsformen und -verfahren, Kompetenzen zur Strukturierung von Prozessen in der betrieblichen Weiterbildungspolitik, die Kommunikation in Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite, die Kommunikation in die Gremien der Interessenvertretung (VL,, JAV) sowie die Information und Beteiligungmöglichkeiten von Belegschaften. Dabei sind die Reichweiten der Angebote unterschiedlich: regional bundesweit, branchen-/größenspezifisch universell, projektbezogen als Daueraufgabe. 9

Was sollten Anbieter tun? Das Ergebnis unserer Forschung zeigt, dass Formate der Unterstützung für Betriebsräte im betrieblichen Wei ter bildungsmanagement stärker und besser mit einander verzahnt werden müssen. Das betrifft alle Angebote vom Bekanntmachen des Themas bis hin zu den Beratungsangeboten in Beteiligungs- und Verhandlungsprozessen. Sinnvoll erscheint uns dabei eine Stufenabfolge, die Betriebsräten ermöglicht, sich schrittweise dem Thema zu nähern und sich immer weiter zu professionalisieren. Stufe 1: Betriebsräte informieren Stufe 2: Betriebsräte sensibilisieren Stufe 3: Betriebsräte unterstützen Stufe 4: Betriebsräte professionalisieren In Grundlagenschulungen zur Mitbestimmung auf Aufgaben des in der betrieblichen Weiterbildung hinweisen. In themenspezifischen Schulungsangeboten auf Weiterbildungsbezüge und entsprechende weiterführende Schulungs- und Beratungsangebote hinweisen. Gewerkschaftliche Strukturen im Betrieb und vor Ort einbeziehen und aktivieren. Schulungsangebote zur Mitbestimmung bei betrieblicher Weiterbildung/ bei der Personalentwicklung/im Bildungsausschuss Tagungen und Workshops zu den Themen Informationsveranstaltung zu Tarifverträgen Qualifizierung sowie über erfolgreiche Beispiele ihrer Umsetzung Analyse der betrieblichen Situation in der Weiterbildung Ressourcenschonende Arbeitsorganisation im Betriebsrat Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Management Kommunikation zwischen Betriebsrat und Belegschaft Entwicklung, Erprobung und Umsetzung von Bausteinen zur betrieblichen Weiterbildung Einbeziehung aller Beteiligten (Belegschaft/ Betriebsleitung, Personalabteilung/unmittelbare Vorgesetzte Entwicklungen und Prozesse systematisch evaluieren Betriebsvereinbarungen abschließen Hinweise auf Stufe 2 Hinweise auf Stufe 3 Hinweise auf Stufe 4 10

Wo gibt es Unterstützung in Österreich? Verband österreichischer gewerkschaftlicher Bildung (VÖGB) www.voegb.at Sozial- und Weiterbildungsfonds der Arbeitskräfteüberlassung Österreich (SWF) www.swf-akue.at Arbeiterkammer (AK) www.arbeiterkammer.at Broschüre zur Bildungsberatung: http://ooe.arbeiterkammer.at/service/broschuerenundratgeber/bildung/bildungsberatung_ Oesterreich.html] Gesellschaftspolitisches Diskussionsforum (gedifo), CoP Betriebliche Weiterbildung http://www.gedifo.at/category/bildung-2/ Kompetenzzentrum Betriebliche Interessenvertretung (KBI) http://ooe.arbeiterkammer.at/service/betriebsrat/ hilfsmittel/betriebsratsberatung.html Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (waff) www.waff.at 11

Kontakt und Impressum HerausgeberIn Carola Iller (Projektleitung) Kontakt: Stiftung Universität Hildesheim Institut für Erziehungswissenschaft Universitätsplatz 1 D-31141 Hildesheim carola.iller@uni-hildesheim.de Gefördert durch die Projektteam Carola Iller (Projektleitung, Johannes Kepler Universität Linz, Stiftung Universität Hildesheim) Klaus Berger (Bundesinstitut für Berufsbildung Bonn) Julia George (Gemeinsame Arbeitsstelle Ruhr-Universität Bochum / IG Metall) Axel Hauser-Ditz (Gemeinsame Arbeitsstelle Ruhr-Universität Bochum / IG Metall) Tobias Hucker (Bundesinstitut für Berufsbildung Bonn) Tobias Wiß (Johannes Kepler Universität Linz) In Kooperation mit Hildesheim, November 2015